Schaffe, schaffe, Betriebsystemle baue: Installation von Linux Ubuntu Studio
Nachdem ich im weiten Rund der Distributionen endlich das für meine Zwecke richtige Paket – Ubuntu Studio – gefunden habe, geht’s jetzt endlich ans Eingemachte: Das Installieren des Betriebssystems. OK, zuvor muss erst die Iso-Datei von der Seite www.ubuntustudio.org gesaugt werden, was aber mit rund 1,5 Gigabyte heutzutage nicht der Rede wert ist. Danach rasch eine DVD gebrannt und ab damit ins CD-ROM-Fach.
Wie schon im letzten Teil erwähnt, bieten die Linux-Distributionen die Möglichkeit, das Betriebssystem direkt von CD-ROM oder wer mag auch vom USB-Stick aus zu starten und ohne irgendwelchen Transfer Linux-relevanter Daten auf die Festplatte ausgiebig zu testen. Der Intro-Dialog nach Ausführung der Start-Routine gewährt per Auswahl-Liste sowohl diese Möglichkeit, als auch die direkte Installation auf Festplatte. Einige Distributionen bieten übrigens auch die Möglichkeit, zuerst von CD-ROM zu starten und dann nach Hochfahren des Systems per Verknüpfung/Alias aus Linux heraus die Installation zu starten. Ich will aber Linux direkt installieren. Denn so komfortabel wie es auch ist, ein Linux gefahrlos nur via CD/Stick zu starten und in Betrieb zu nehmen, so elend langsam reagiert das Betriebssystem in diesem Modus, was für meine weiteren Vorhaben nicht wirklich Spaß macht. Es führt also kein Weg an der Installation vorbei.
Eines vorweg: Das Installieren von Linux geht dabei keinen Deut besser oder schlechter über die Bühne als etwa bei Microsoft Windows. Dennoch gilt es ein paar Dinge zu berücksichtigen und zu kennen. Aber erst einmal alles hübsch der Reihe nach und vor allem kühlen Kopf bewahren. Denn bevor es ans Installieren geht, gilt es sich zu überlegen wo und wie Linux installiert werden soll. Soll sich Linux auf der ersten Festplatte ein Plätzchen mit Windows und sogar anderen Linux-Distributionen teilen? Soll Linux auf eine separate Festplatte, unabhängig von der Systemplatte auf der Windows bzw. Mac OS X liegt, aufgespielt werden oder soll direkt der gesamte Rechner platt gemacht werden, um darauf ausschließlich mit Linux zu arbeiten? Im letzten und vorletzten Fall hat man es am einfachsten und kann sich das Partitionieren – das exklusive Bereitstellen freien Platzes auf der Festplatte für das Betriebssystem – so gut wie schenken. Hexenwerk ist es aber auch nicht, wenngleich ich zugebe, dass ich faul bin und mein Ubuntu Studio auf eine separate Festplatte gespielt habe und der Rechner jetzt außer diesem noch ein Windows 7 und ein Ubuntu 12 System beherbergt plus eine weitere Festplatte als zentrale Daten-Endlagerstätte. Ich werde aber jetzt nicht jeden kleinen Schritt hier durchhecheln. Dialoge wie das Einstellen der Zeitzone, der Sprache und der Tastaturbelegung sind ja wohl selbsterklärend. Also, los geht’s:
Erster wichtiger Stopp während des Installations-Prozedere ist der Vorbereitungs-Dialog (Bild 01), der über die Minimal-Anforderungen für die Installation informiert (Festplatten-Größe, bestehender Internet-Anschluss) und als Option das Herunterladen und Installieren aktualisierter Software sowie das Installieren von Software von Drittanbietern ermöglicht. Bei beiden Optionen mache ich einen Haken, um soweit up to date zu sein und mir lästiges Nachinstallieren zu ersparen.
Der nächste Dialog (Bild 02) lässt mich auswählen, welche Programmpakete bei der Installation des Betriebssystems mit auf die Festplatte transferiert werden sollen, denn Ubuntu Studio deckt nicht nur Audio, sondern auch Bild- und Videobearbeitung sowie Desktop-Publishing ab. Wer mit dem einen oder anderen Paket nichts anfangen kann, spart sich dabei nicht nur Speicherplatz, sondern auch Zeit während des Installations-Prozesses.
Weiter geht’s mit dem Dialog zur Installationsart (Bild 03). Während der Installation ist das Programmpaket so klug und scannt zunächst den Inhalt der Festplatte(n) und stellt fest, dass in meinem Fall bereits Windows 7 darauf enthalten ist. Daher gibt’s zwei Möglichkeiten: Linux wahlweise in trauter Zweisamkeit neben Windows 7 zu installieren oder komplett zu ersetzen. Das geht zwar für diejenigen, die dieses beabsichtigen zwar soweit problemlos über die Bühne. Interessanter ist aber die Option „Etwas Anderes“, denn sie erlaubt ein präziseres Eingreifen und Definieren der auszuführenden Installation und man hat folglich auch mehr Kontrolle. Also wähle ich diesen Weg.
Nachdem ich auf „Weiter“ geklickt habe, komme ich auf einen neuen Dialog (Bild 04), der mir sämtliche im Rechner befindlichen Festplatten und erstellten Partitionen anzeigt, die allerdings mit eher kryptischen Bezeichnungen wie dev/sda1, dev/sda5, dev/sdb1 usw. gekennzeichnet sind. Gleichzeitig wird in einer Spalte die Formatierungsart, im Falle von Windows also NTFS oder beim Mac HFS angezeigt sowie die Größe der Festplatte, respektive der Partition, wieviel Platz schon belegt ist und eventuell welches Betriebssystem darauf installiert ist. Eine Balken-Graphik zeigt zusätzlich noch unterschiedlich farbcodiert an, wie sich die einzelnen Partitionen anteilsmäßig auf einer Festplatte verteilen.
An dieser Stelle wird’s jetzt ein wenig kniffelig, denn es geht darum wie das Hühnchen in die Friteuse springen soll. Anders ausgedrückt: Wo und wie soll Linux auf die Festplatte gespielt werden. Dabei kommen die drei Buttons Plus, Minus und Change unten links vom Listen-Feld ins Spiel.
1. Option: Soll Linux als weitere Partition auf der ersten Festplatte direkt neben Windows 7 installiert werden, muss man zuerst den Festplatten-Eintrag mit der Windows 7-Kennzeichnung mit der Maus auswählen, anschließend auf „Change“ klicken, im darauf erscheinenden Dialog eine neue Festplattengröße für Windows 7 definieren, um soweit Platz für die einzurichtende Linux-Partition zu schaffen. Ist das erledigt, als nächstes den Plus-Button betätigen. Daraufhin erscheint ein Dialog, in dem das weitere Einrichten der neuen Partition definiert wird. (Bild05)
Es muss darin angegeben werden, wie groß die Partition sein soll, was für ein Dateisystem sie besitzen soll, wo der Einbindungspunkt der Partition gesetzt wird und ob gleichzeitig auch die Partition formatiert werden soll. WICHTIG: Beim Bestimmen der Linux-Partition nicht den kompletten Platz verbraten, sondern auch noch Platz für die sogenannte „Swap-Partition“ lassen, die im Anschluss nach dem gleichen Verfahren wie oben beschrieben erstellt wird. Sie markiert den Auslagerungsspeicher, ähnlich wie in Windows die pagefile.sys-Datei. Als grobe Faustformel gilt, dass die Swap-Partition mindestens genauso groß, maximal doppelt so groß wie das im Rechner verbaute RAM sein soll. Daher also beim Angeben der Linux-Partitions-Größe diesen Speicherplatz abziehen. Als Dateisystem wird das „ext4-journaling-System“ angegeben. Es ist das zurzeit modernste für Linux-Systeme. Beim Einbindungspunkt wähle ich aus einer Ausklappliste schlicht und einfach das Slash-Symbol („/“). Es markiert quasi die oberste Ebene. Beim Erstellen der Swap-Partition braucht das aber nicht angegeben werden. Das erfolgt automatisch.
2. Option: Möchte ich Linux auf einer ganz anderen Festplatte installieren, die anstelle von dev/sda jetzt die Bezeichnung sdb, sdc, sdd (je nach Zahl der im Rechner verbauten Platten) besitzt, gilt es zunächst, die gewünschte Platte zu identifizieren. Dabei sollte man aufpassen, nicht aus Versehen etwa die Datenfestplatte mit wichtigen Daten zu erwischen. Ein Hinweis auf die Größe und das eventuell darauf befindliche Dateisystem sind dabei nützlich. Mit der komischen hierarchischen sda, sdb, sdc-Bezeichnung kann ich mich irgendwie nicht anfreunden. Ist die Platte erkannt, wird sie ausgewählt und anschließend wird das gleiche Prozedere wie in der ersten Option erläutert durchgehechelt.

Bild 04: Der „Etwas Anderes“-Bildschirm (Anzeige der Festplatten, Partitionen und Möglichkeiten zum Erstellen und Löschen von Partitionen)
3. Option: Soll Windows 7 komplett platt gemacht werden, klicken wir wiederum auf den Festplatten-Eintrag und erneut auf den Change-Button, der zwar den gleichen Partionierungs-Dialog wie beim Nebeneinander-Installieren zeigt. Jetzt geben wir aber den kompletten Speicherplatz (bis auf den Platz für die Swap-Partition) ein, machen die oben erwähnten weiteren Angaben und schon wird Windows weggeputzt und Linux stattdessen installiert. Das ist es aber noch nicht ganz in dem Dialog.
GANZ WICHTIG ist die Ausklappliste unterhalb des Eintrags „Gerät für die Bootloader-Installation“. Dort muss die Festplatte ausgewählt werden, die im BIOS des Rechners als erste beim Hochfahren des Systems gestartet wird. Linux installiert dazu ein kleines Progrämmchen, das beim Hochfahren des Rechners einen Auswahl-Dialog aus allen auf dem Rechner installierten Betriebssystemen zeigt. Wer dort eine andere Festplatte angibt, wird nach Ende der Installation sein blaues Wunder erleben bzw. gar nichts. Das ist mir ganz zu Anfang passiert und es wollte sich ums Verrecken kein Eintrag für Ubuntu Studio zeigen, da ich so blöd war und die Bootloader-Routine auf die separate Festplatte gepackt hatte, auf der auch Ubuntu Studio drauf ist. Abhilfe schaffte in dem Fall ein kurzer Besuch im BIOS des Rechners und ein Abändern des First Boot Device Eintrags auf eben jene Festplatte. Danach war Ruhe und ich kann seitdem nicht nur Ubuntu Studio, sondern auch Windows 7 und das „normale“ Ubuntu starten, wenn ich will.
Sind diese Schritte sachgemäß ausgeführt, rödelt die Installations-DVD weiter durch, wobei zwischendurch auch das eine oder andere File aus dem Netz (Ha Ha Ha! Von wegen „Never run a changing system“) gesogen und installiert wird. Ganz zum Schluss fordert Ubuntu Studio den Anwender auf, einen Benutzernamen und ein Passwort für den Zugang zum Betriebssystem anzugeben. Aber das kennt man ja auch von Windows und Mac OS X. Ist die Installation beendet und der Rechner wird erneut hochgefahren, kann es durchaus passieren, dass nochmals Updates via Internet geladen und anschließend installiert werden müssen. Aber das zeigt Ubuntu Studio in einem Popup-Dialog an.
Als nächstes würde sich ein kleiner Durchmarsch und Rundum-Blick in Linux anbieten. Doch das schenke ich mir jetzt an dieser Stelle. Schließlich heißt dieser Blog „Bergers Linux Audio Blog“ und beim nächsten Mal geht’s endlich in die Vollen und ich nehme den Audio-Betrieb in Ubuntu Studio auf.
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