Retro fürs Studio

Avantone Pro bringt mit dem Planar einen offenen und magnetostatischen Kopfhörer in den Handel, der auf dem Blatt nicht nur preislich Staunen hervorruft und einen dezenten Retro-Charme versprüht. Autor Stefan Hofmann hatte den nicht ganz alltäglichen Kopfhörer im Test-Einsatz.

Von Stefan Hofmann

Studiokopfhörer Avantone Pro PlanarAvantone Pro dürfte vielen Studiobegeisterten schon seit Jahren ein Begriff sein. Mit hochwertigen Neuauflagen bekannter Studiomonitore wie den Yamaha NS-10, den Auratone Soundcube sowie klassischen Studiomikrofonen, macht der Hersteller aus Nashville, USA seit einiger Zeit von sich reden. Doch neben dieser Produktsparte bringt Avantone Pro auch Eigenentwicklungen in den Handel, die in vielen professionellen Studios dieser Welt zu Hause sind. Eine dieser Eigenentwicklungen ist der Avantone Pro PLANAR. Hierbei handelt es sich um einen offenen Studiokopfhörer, der mit einem magnetostatischen Treiber-Prinzip daherkommt. Doch beginnen wir vorne.

 

Lieferumfang und erster Eindruck
Die große, solide und schicke Kartonverpackung dürfte wohl auch weite Strecken mit den – nicht immer vorsichtigen – Paketzustellern unseres Landes überstehen. Nach dem Abziehen der bedruckten Außenverpackung kann der innenliegende Karton mit einem Klappmechanismus geöffnet werden. Eine kleine Lasche an diesem erleichtert das Herausziehen und Öffnen ungemein. Oft sind es die Kleinigkeiten, die Lust auf mehr machen.

Der erste Eindruck des Kopfhörers ist jedenfalls hervorragend. Fixiert in einer Schablone aus festem Schaumstoff, zeigt sich der Planar schon zu Beginn von seiner besten Seite. Die stabile Metallkonstruktion und das große Kopfband lassen auf eine hervorragende Verarbeitungsqualität schließen. Dies gilt besonders für einen Preisbereich von unter 500 Euro.

 

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Unter der Schaumstoffform befinden sich neben einer Gebrauchsanweisung auch ein 6,3 mm-Klinkenadapter und zwei Anschlusskabel. Beide Ohrmuscheln verfügen über einen eigenen Anschluss. Eines der Anschlusskabel ist einseitig konstruiert. Es ist jedoch egal, an welcher Seite das Kabel angeschlossen wird. Ein weiteres Kabel mit zwei Anschlüssen ist laut Hersteller dafür gedacht, den gleichzeitigen Musikgenuss mit zwei Avantone Pro Planar über einen Kopfhörerverstärker realisieren zu können. Die Kabel sind hervorragend verarbeitet und machen einen tollen Eindruck. Einzig die Körperschallübertragung durch die etwas unflexible Bauart sei hier nachteilig zu erwähnen. Außerdem befindet sich noch eine große Tasche samt Hersteller-Logo mit im Lieferumfang, die neben dem Kopfhörer, auch die mitgelieferten Kabel beherbergen kann.

 

Beide Ohrmuscheln verfügen über einen eigenen Anschluss. Eines der Anschlusskabel ist einseitig konstruiert. Es ist jedoch egal, an welcher Seite das Kabel angeschlossen wird.

Beide Ohrmuscheln verfügen über einen eigenen Anschluss. Eines der Anschlusskabel ist einseitig konstruiert. Es ist jedoch egal, an welcher Seite das Kabel angeschlossen wird.

 

Bauweise und Funktionalität
Beim Avantone Pro Planar handelt es sich um einen offenen Over-Ear-Kopfhörer mit einem magnetostatischen Prinzip. Offene Kopfhörer sind auf eine möglichst hohe Klangtreue hin ausgerichtet und so konzipiert, dass der im Innern des Hörers erzeugte Schall durch eine durchlässige Gehäuserückwand auch nach außen dringen kann. Auf diese Weise wird es dem rechten Ohr ermöglicht, zusätzlich zum Ton aus der rechten Ohrmuschel auch leise den Klang aus der linken zu hören und umgekehrt. Dadurch gestaltet sich der Klang offener Kopfhörer ein wenig natürlicher, transparenter und plastischer, als bei geschlossenen Varianten. Mithin zeichnen sich offene Kopfhörer durch eine sehr gute räumliche Darstellung der Musik aus. Ein Nachteil ist die geringe Abschirmung der Musik nach außen, weswegen sich offene Kopfhörer weniger für Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln eignen.

Ein großer Vorteil des magnetostatischen Prinzips ist zudem die geringe Masse. Bei dieser Bauweise schwingt eine dünne Folie, die mit einer Leiterfolie beklebt ist, in einem von kräftigen Permanentmagneten bereitgestelltem magnetischen Gleichfeld. Die Push-Pull-Magneten sind mit Neodym versetzt, was sie leistungsstärker beziehungsweise leichter bei gleicher Leistung macht. Wird ein Signal durch die auf der Membranoberfläche verlaufenden Leiterbahnen übertragen, bewegt sich die Folie zwischen den Magneten. Diese Folie ist weitaus leichter als die Lautsprechermembran eines konventionellen Kopfhörers und kann somit, zumindest auf dem Papier, feine Nuancen besser darstellen.Zudem ist die schwingende Fläche größer als bei dynamischen Treibern und so kann der Bassbereich sehr gut dargestellt werden. Einen Nachteil hat dieses Prinzip auch: Die Konstruktion benötigt viele Magnete und ist daher schwerer als bei vielen konventionellen Kopfhörern.

Dezenter Retro-Charme
Optisch versprüht der Kopfhörer einen dezenten Retro-Charme, was auf die Rechteckigen Ohrmuscheln, die ebenso rechteckige Lochplatte sowie die große Metallkonstruktion samt üppigem Kopfband zurückzuführen ist. Zugegeben: Dieser Kopfhörer wird optisch wohl nicht jeden Geschmack treffen – Retro-Fans dürften jedoch begeistert sein. Erhältlich ist der Avantone Pro Planar in rot und schwarz. Alles in allem handelt es sich hier aber um einen echten Hingucker. Übrigens: Der Planar kommt mit einer Impedanz von 32 Ohm daher und kann somit an nahezu jedem Zuspieler betrieben werden. Hervorzuheben ist dabei auch die maximale Belastungsgrenze von bis zu fünf Watt – wobei der Hersteller die ideale Betriebsspannung bei 250 Mw angibt.

Praktischer Gebrauch
Mit 480 Gramm ist der Testkandidat wahrlich kein Leichtgewicht. Anfangs ging ich jedenfalls nicht von einem guten Tragekomfort beim Langzeitgebrauch des Kopfhörers aus. Doch befindet sich der Ohrhörer erstmal auf dem Kopf, ist jeder Zweifel dahin. Einen solch guten Tragekomfort habe ich selten bei einem Kopfhörer erlebt, fangen das breite Kopfband und die großen Ohrpolster doch einen Großteil des Gewichts ab. Positiver Nebeneffekt: Selbst die großen Ohren des Autors hatten problemlos Platz. Zumindest nach oben. Seitlich zeigt sich der Kopfhörer etwas platzsparender. Dank der offenen Bauweise bleibt es im Klangraum übrigens immer recht luftig, was auch für ein gutes Langzeiterlebnis spricht. Die dünne Metallkonstruktion in Kombination mit dem großen Kopfband sorgt für eine gehörige Portion Stabilität. Die Hexagonalstruktur der Außenfläche ist zusätzlich ein optisches Highlight.

Klang
Wie üblich unterzog ich auch den Avantone Pro Planar einer mehrstündigen Einbrennphase, um eine gute Ausgangsposition für den Hörtest zu schaffen. Auch verschiedene Abspielgeräte wie Laptops, Smartphones und Digital Audio Player wie beispielsweise der iBasso DX220 kamen zum Einsatz. Um den Klang besser einschätzen zu können, gab es im vorliegenden Klangtest keine Genregrenzen und auch im Mixing-Prozess bei einer Pop-Produktion kam der Kopfhörer zum Einsatz. Hierbei handelte es sich um eine Ballade, die über ein abgespecktes Arrangement verfügt, um Platz für den Gesang zu lassen. So setzt sich der Song aus Akustikgitarren, einem Bass, einer Bass-Drum samt Snare, Streichern und Vocals zusammen. Besonders der Bassbereich und die Stimmverständlichkeit stehen hier im Fokus.

Der Planar besitzt gute analytische Klangeigenschaften. So kann er getrost als Referenz-System im Studio empfohlen werden.

Der Planar besitzt gute analytische Klangeigenschaften. So kann er getrost als Referenz-System im Studio empfohlen werden.

 

Der Kopfhörer verfügt über eine ausgewogene und analytische Wiedergabe des Audiomaterials. Hier wird nichts schön gefärbt oder aufgepeppt. Auch nach längerem Hören bestätigte sich dieser Eindruck. Der Kopfhörer wurde entwickelt, um Dinge so zu hören, wie es sich Band und Tontechniker im Studio gedacht haben. Bei basslastingen Songs wie beispielsweise „Wow“ von Post Malone kommen die tiefen Frequenzen im Vergleich zu Kopfhörern, wie beispielsweise dem JBL Live 650BTNC, die gewollt ein überbetontes Bassfundament liefern, unaufgeregt und sehr definiert daher. Das hat auch zur Folge, dass naheliegende Frequenzbereiche nicht unnötig vom Bass „zugematscht“ werden. Trotzdem ist genug Fundament vorhanden, um den Bassbereich genau beurteilen zu können – Bravo. Übrigens: Wurde der Bassbereich bei der von mir verwendeten Mixing-Session überbetont wiedergegeben, war er es auch. Mit der hervorragenden Basswiedergabe geht zudem eine wirklich tolle Impulswiedergabe einher.

Kommen wir zu den anderen Frequenzbereichen. Egal welchen Song ich anhörte, die gesangliche Performance des Künstlers wurde sehr gut abgebildet. Dieser Aspekt ist auch beim Mischen von Vorteil. So konnten ich bei meinem Projekt noch die ein oder andere Schwäche aus dem Gesang heraushören und die notwendigen Stellschrauben drehen. Auch Hi-Hats klingen unaufgeregt und präzise. Wirklich überzeugt hat mich jedoch der Detailreichtum der wiedergegebenen Musik. So offenbarten sich beispielsweise Elemente der Rhythmusgruppe des Songs „Better Now“ von Post Malone, die mir ehrlich gesagt zuvor nie aufgefallen sind.

Das abgebildete Stereobild kam etwas schmal daher. Für eine perfekte Platzierung der Instrumente im Stereo-Panorama fehlt es dem Klangbild des Testkandidaten etwas an Breite. Jedoch wird dieses kleine Manko von der Neutralität und den analytische Klangeigenschaften aufgewogen. So kann der Kopfhörer getrost als Referenz-System im Studio empfohlen werden. Doch auch Musikkonsumenten machen mit diesen Headphones nichts falsch. Das neutrale, definierte Klangbild, wird dem Preisbereich des Kopfhörers jedenfalls mehr als gerecht. Übrigens: Auch beim lauten Musikgenuss zeigt sich der Planar ohne Verzerrungen im Klangbild.

 

Fazit

Der als offener Over-Ear-Kopfhörer mit magnetostatischem Prinzip erhältliche Avantone Pro Planar überzeugt klanglich durch eine neutrale und analytische Wiedergabe. Ein Preis von unter 500 Euro für einen Kopfhörer dieses Wandlerprinzips ist eine echte Ansage.

Der hohe Tragekomfort macht den Kopfhörer auch bei längerem Musikgenuss zu einem guten Begleiter, wenngleich das Stereobild etwas schmal wirkt. Zugegeben ist die quadratische Optik gewöhnungsbedürftig, jedoch dürfte der Retro-Look auch viele Musikenthusiasten begeistern.

Den kompletten Test inklusive aller Bilder und Tabellen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Professional audio 02/2021.

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