Filmreife Stories echter Recording-Pioniere
Am Anfang stand der Wunsch, ein besseres Tonbandgerät zu bauen, als jenes, dass der Bruder mit nach Hause brachte. So begann in den 50ern die Firmengeschichte von TEAC und den Brüdern Katsuma und Tomona Tani, auf deren Spuren ich mich hier begebe. Als Nutzer eines Portacapture X8 ist man mittendrin im neuesten Kapitel dieser Saga, die ein guter Drehbuchautor schnell in einen Netflix-Hit verwandeln könnte…
Von Heiner Kruse
Am 8. August 1953 wurde die Tokyo Television Acoustic Company von den Tani-Brüdern gegründet, 1956 die Tokyo Electronic Acoustic Company. Beide fusionierten 1964 zur TEAC Corporation. Die Firma besteht heute laut TASCAM Marketing Manager Dirk Born aus ca. 400-500 Mitarbeitern. Die Marken TEAC, TASCAM, ESOTERIC liefern Audioprodukte. TASCAM spricht dabei insbesondere Musiker und Studios an, auch wenn die Zielgruppen der drei Marken, zu denen auch Konsumenten und Klangenthusiasten gehören, insbesondere bezüglich der TEAC-Audioprodukte nicht immer ganz trennscharf definiert sind. TEAC stellt z.B. auch Datenaufzeichnungsgeräte für Medizin und Forschung her.
Anfänge
Der Erfolg begann, als die Firma 25 Stück ihrer Bandmaschine-Erstlinge TD-102 in die USA verkaufen konnte. Dies gelang, als man auf Verbesserungsvorschläge der Amerikaner einging. Zusammenarbeit mit US-Amerikanern und Pioniergeist stehen sinnbildlich für vieles, was danach passierte.
Schon damals waren TEAC Produkte sowohl für Wissenschaftler als auch für Konsumenten da. Mit der TEAC TD-330 Bandmaschine fing man 1957 Signale russischer und amerikanischer Satelliten und Funksprüche aus dem All auf.[1] Als in den 60ern Pop-Musik populär wurde, aber Aufnahmetechnik teuer war, machte Chef Katsuma Tani („Tani-San“) eine Vorgabe: TEAC sollte ein hochwertiges Audiodeck zu einem vernünftigen Preis herstellen, um „den Alltag der Menschen mit Musik zu bereichern.“ – eine heute noch gültige TEAC-Philosophie. Man entwickelte das auf Technik von Messdatenrecordern basierende A-20 HiFi-Stereo-Kassettendeck.
- Katsumo Tani mit dem ersten erfolgreichen TEAC Produkt, der TD-102 Bandmaschine
- Das TEAC TD-102 Tonbandgerät
Bei den olympischen Spielen 1964 in Tokio wurden erstmals Zeitlupen im Fernsehen gezeigt, die Technik hierfür entwickelte TEAC zusammen mit dem japanischen Fernsehkanal NHK.[2]
TASCAM – „AM“
Ab 1965 mussten aufgrund einer Anweisung der US-Regierung Service-Unternehmen vor Ort bereitstehen, die importierte elektronische Waren z.B. warten und reparieren konnten. Das war für TEAC zunächst die TCA TEAC Corporation of America. Zusammen mit Dr. Abe Yoshiharu gründeten die TANI-Brüder dann 1971 TASCAM. Der Name enstand aus „TASC“ für TEAC Audio Systems Corp mit der Endung „AM“ für America. Die Amerikaner halfen, einfachere Tonbandgeräte auf ein höheres Niveau zu bringen, um Studioansprüchen zu genügen. TASCAM Produkte sollten in Abgrenzung zu TEAC stärker auf die Bedürfnisse von Tonstudios und Musikern ausgerichtet werden.[3]
Freilich wollte man auch weiterhin solide Produkte zu einem guten Preis für den breiten Markt bauen. So brachte TEAC in den 60er und 70ern die 4 Spur Bandmaschine A-4010 in verschiedenen Ausführungen in die Wohnzimmer, die sich insgesamt über 200.000 Mal verkaufte. Anscheinend konnten die vier Spuren des A-4010 GSL einerseits in Kombination mit einer Auto Reverse Funktion benutzt werden. Der Betrieb war zudem horizontal und vertikal möglich.[4] Das galt auch für den Nachfolger A-6010 GSL, bei dem zusätzlich eine Echo-Effektoption integriert war. Andererseits wurde in dieser Zeit auch die Möglichkeit von Mehrspuraufnahmen eingeführt. TASCAM wandelte TEAC 4010 Recorder in die Simul-Sync 4-Track TCA-40-Serie mit Overdub-Fähigkeiten.[5] Erste TASC Multitrack Geräte wurden aber noch als TEAC Geräte vertrieben.
- TEAC A 20 Kassettendeck
- TASCAM A-144 Portastudio
Der TEAC A-3340 war zunächst auf Quadrophonie ausgelegt, diese Technik setzte sich aber nicht wie erwartet durch, während die Mehrspuraufnahmefähigkeiten großes Interesse weckten. Die Simul-Sync Technologie des modifizierten A-3340S führte einen Tonkopf ein, der gleichzeitig aufnehmen und wiedergeben konnte. Genau das brauchte man, wenn man weitere Spuren zu bereits bestehenden Aufnahmen hinzufügen wollte. Das kam in Musikerkreisen großartig an: So hat Don Felder von den „Eagles“ „Hotel California“ mit Hilfe einer kleinen TEAC 4-Spur-Bandmaschine komponiert.[6]
Eine ähnliche Technik wurde auch im TEAC A-6100 mit Simul-Sync verwendet. In der weiteren Entwicklung ging es auch um Verbesserungen der Laufwerksqualität und der A-6100 war die Basis des später erfolgreichen TASCAM 80-8 Recorders[7], einer 8-Spur Halbzoll Bandmaschine.
TASCAM Produkte gewannen an Popularität und wurden von Künstlern wie Boston, Kansas oder Alan Parsons, aber auch vermarktungswirksam bei der Vertonung der Stimmen von R2-D2 und C-3PO bei „Star Wars“ eingesetzt.
In 70er und 80er Jahren gab es auch hervorragende TEAC Cassettenrecorder, wie das TEAC A-800 3-Kopf Deck. Ich erinnere mich, dass diese in der größten HiFi Ausstellung der Welt im Kölner Saturn besonders ins Auge stachen, aber preislich außerhalb meiner Taschengeld-Ersparnisse lagen. 1985 erschien mit dem ZD-5000 auch der erste TEAC CD-Player. Als einer von wenigen Herstellern bietet TEAC mit dem W-1200 auch heute noch ein aktuelles Consumer- HiFi-Doppelcassettendeck an – mit Mikrofoneingang für Karaoke und USB-Ausgang zum Digitalisieren.
- TASCAM DR-60D mk2 Vierspur Recorder mit DSLR Mount
- TASCAM US-428 Audiointerface
- TASCAM Portacapture X8
- TASCAM Portacapture im Duett mit DR-100mk2
- User-Settings nach dem Firmwareupdate 1.30
- Presets für die Eingangseinstellungen nach Firmwareupdate 1.30
Lady Gaga und ihr Portastudio
TASCAM‘s „Portastudio“ Mehrspur-Cassettengeräte machten Heimstudioaufnahmen erschwinglich, werden aktuell wieder heiß gehandelt und gewinnen auf Plattformen wie „Reverb“ an Wert.[8] Das erste veröffentlichte Gerät war 1979 der TEAC 144, mit dem Bruce Springsteen sein Album „Nebraska“ aufnahm. Lady Gaga bezeichnete 2009 in einem Interview ihr TASCAM Portastudio als „das beste Geschenk, das ihr Vater ihr je gemacht hat. Es sei kinderleicht zu bedienen gewesen und sie konnte sich einfach ans Klavier setzen, ein Mikro anschließen und aufnehmen.[9] Die aktuellen digitalen Portastudios DP-006 (6-Kanal) und DP-24SD (24-Kanal) knüpfen an diese Philosophie an.
90er und Jahrtausendwende
TASCAM‘s DAT-Recorder sowie der DA-30mk2 waren in den 90ern sehr populär, ich hatte selbst einen DA-20 im Studio stehen. Außerdem war der mit etwas Geschick kaskadierbare 8-Spur Recorder TASCAM DA-88, der mit Hi8 Videokassetten arbeitete, Studiostandard. Das Gerät gewann Emmy-Awards und wurde in Space Shuttles der NASA eingesetzt, das Laufwerk funktionierte auch noch nach der Rückkehr und dem Aufprall auf die Erde. Mit dem TASCAM DS -D98 machte Tascam schon 2001 High Definition DSD-Recording für Tonstudios möglich -gestackt auf bis zu 512 Spuren.
Romanqualitäten
Vor über 20 Jahren erschien ein Buch über die TASCAM Geschichte („30 Years of Recording Evolution“ von Randy Alberts). Danach ging es in ähnlichem Stil weiter. Auch in Besitzverhältnissen und Kooperationen der Firma gab es Bewegung….
Die Neuzeit
Im Jahr 2000 stellte TASCAM mit dem US-428 ein erstes USB-Audiointerface vor, um ohne PCI-Karte und mobil mit Computern aufnehmen zu können. Auch heute noch hat TASCAM viele USB-Interfaces wie etwa das 16-Kanal US-16×08 oder die hochauflösenden US-1x2HR, US-2x2HR und US-4x4HR. Auch der Portacapture X8 Recorder oder das Mixcast4 Podcast Studio können als Audiointerface dienen.
2003 veröffentlichte TASCAM den CD-GT1, ein „CD-Trainer“ für Gitarristen. Besonders daran war die Möglichkeit, Tonart und Tempo der Wiedergabe unabhängig voneinander zu ändern, so dass Gitarrisren Riffs langsamer abspielen konnten, um sie leichter nachspielen zu können. Auch eine ein Metronom, eine Stimmfunktion und verschiedene Gitarreneffekte waren integriert.[10] Das Medium CD nutzen TASCAM-Produkte auch heute noch für Aufnahmen, so wurde kürzlich der CD-RW 900 SX CD-Recorder präsentiert, der bei Redaktionsschluss ganz oben auf der TASCAM Website www.tascam.eu zu sehen ist.
TASCAM verstärkte sein Engagement im Bereich Field Recording und bei Geräten für Tonaufnahmen bei Film und später mit DSLR.
Den 2013 erschienenen TASCAM DR-100mk2 habe ich als zuverlässigen Recorder oft eingesetzt – z.B. für Choraufnahmen, wo ich ein externes Stereo-Mic angeschlossen habe, das Phantomspeisung benötigte. Dank internem Akku, zusätzlichen Batterien und hinzugekauftem Batterie-Pack für AA Batterien war die Stromversorgung dreifach abgesichert. Doch meint TASCAM Manager Dirk Born im Telefonat: „Die Batterie des Portacapture X8 wird trotz Bildschirm länger halten, weil viele neue Bauteile einfach weniger Strom verbrauchen“. Der 2014 erschienene und heute noch verkaufte DR-60Dmk2 DSLR-Audiorecorder lässt sich auf einen Blitzschuh montieren, auch dieses Gerät habe ich selbst für Vierspur-Aufnahmen genutzt, wobei man auch zwei Mics mit Phantomspeisung anschließen kann.
2013 wurde ein Großteil der TEAC Anteile von der amerikanischen Firma Gibson gekauft, die diese 2018 wieder zurückgab. 2021 tat man sich mit IK-Multimedia zusammen, die für ihre T-Rack Mastering-Serie Emulationen bekannter TASCAM Bandmaschinen erfolgreich als Plug-In anbieten. Auf dem Plug-In Markt war TASCAM Mitte der 00er Jahre auch mit dem von der Firma Nemysys übernommenen Gigastudio Sampler prominent vertreten, der jedoch 2008 eingestellt wurde.
Die Marke TEAC hat eine breit gefächerte Produktpalette und stellt nach wie vor nicht nur Audioprodukte her: Der WX-7000 Breitband-Messdatenrecorder wird von der japanischen JAXA-Behörde bei der Entwicklung von Raketentriebwerken eingesetzt, um Vibrationen zu analysieren. Die Sparte „TEAC Medizintechnik“ produziert z.B. medizinische Videorecorder. Auch „Wägezellen“ zur Präzisionskraftmessung sind im Sortiment. Mit dem Portastream PS-V50, einen mobilen Streaming-Server, versorgt TEAC auch Fluggäste auf der Reise mit Musik und Ton. Andererseits hatte ich vor ca. 20 Jahren auch mal einen kleinen TEAC Consumer mp3-Player, der Markenname zog mich damals an, dessen vorinstalliertes „TEAC“ Liedchen auch heute noch in meinem Ohr klingelt – und nicht nur in meinem.
Aktuell hat TASCAM mobile Recorder im Angebot, die auch Audiointerface sein können. Im Stil der Vorgänger gibt es auch heute immer wieder zum Teil überraschende Extrafeatures bei TASCAM Produkten, z.B. WLAN-Anbindung, ansteckbare Lavaliermikros, Bluetooth-Schnittstelle oder Vierspuraufnahme. Professionelle Recording-Produkte und Player aller Art sind immer noch Schwerpunkt der Produktpalette, die es teilweise anderswo so nicht gibt. Der TASCAM CD-A580v2 ist eine studiotaugliche Kombination aus CD-Player, Kassettendeck und USB-Recorder, die auch in ein Rack montierbar ist. Das TM-250 ist ein USB-Kondensator-Sprechermikro mit Kopfhörerausgang (!). Auch Kopfhörer und Verstärker gehören zum Sortiment.
Relativ neu sind auch Produkte für Podcasting. Wenn man versucht, bei günstiger Preis-Leistungsrelation Innovationen, Profi-Features und konsumentenfreundliche Bedienung in einem zu realisieren, ist das nicht immer ganz einfach und braucht vielleicht auch mal ein paar Zwischenschritte. So ließ Tascam beim Multifunktionstalent Portacapture X8 (High Resolution-Recorder, USB-C Audio-Interface, Podcast Studio und Mixer) allein in diesem Jahr drei wichtige Updates folgen, bei denen z.B. Kritikpunkte aus unserem Test in Ausgabe 01/22 beseitigt wurden. Im Detail: Seit dem am 31.8. erschienenen 1.3 Firmwareupdate kann Portacapture X8 auch beim Einsatz als Audiointerface mit 32 Bit/192kHz Auflösung arbeiten. Zudem gibt es nun z.B. drei User-Settings und drei Input-Setting-Presets, um gewünschte Einstellungen schneller erreichen zu können.
Mit der Mix-Minus-Funktion kann ein Interviewer nun auch im Portacapture X8 verhindern, dass er bei Telefoninterview-Aufzeichnungen bei angeschlossenem Telefon seine eigene Stimme als Echo hört – ein Feature, das von einem anderen Multifunktionstalent mit etwas anderen Schwerpunkten, dem Mixcast 4 (Mixer mit Talkback, Podcast Studio, Recorder, USB-C Audio Interface) schon bekannt ist. Hier hat man acht Fader und kann mit gleich acht Trigger-Pads Jingles abfeuern. Für dieses Gerät sind 2022 ebenfalls mehrere Firmwareupdates erschienen.
Ich sehe die gute Bedienbarkeit und Qualität meiner TASCAM Produkte nach dieser Reise durch die Zeit noch einmal mit anderen Augen und bin sehr gespannt auf alles, was noch kommt.
[1] Quelle: https://www.tascam.eu/de/history
[2] Quelle: https://www.tascam.eu/de/history
[3] Quelle: http://www.tonbandmuseum.info/teac-historie.html
[4] Quelle: https://www.hifi-wiki.de/index.php/Teac_A-4010_GSL
[5] Quelle: http://www.tonbandmuseum.info/teac-historie.html
[6] Quelle: https://www.musicradar.com/news/guitars/interview-don-felder-on-the-eagles-classic-song-hotel-california-557397
[7] Quelle: http://www.tonbandmuseum.info/teac-historie.html
[8] Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/TASCAM
[9] Quelle: https://www.tascam.eu/de/history
[10] Quelle: https://www.tascam.eu/de/history
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