Format-Vermittler
Das Unternehmen HOFA erweitert sein Software-Angebot um zwei kleine Helferlein im Gewand einer Audio-Abspiel-Software, die Mix- und Master-Ingenieuren sowie sämtlichen an einer CD-Produktion beteiligten Personen das Leben künftig deutlich leichter machen.
Von Georg Berger
DDP? Kenn ich nicht. Dieser Satz dürfte gerade von den Musikschaffenden als Antwort zu hören sein, die sich ausschließlich auf das Spielen ihres Instruments und das Komponieren von Songs beschränken und den Job des Mikrofonierens, Aufnehmens und Abmischens anderen überlassen. Und glauben Sie uns: Aus eigenen Erfahrungen wissen wir, dass diese Klientel nicht gerade klein ist. Tontechnik-Routiniers entschlüsseln das Kürzel hingegen direkt zu „Disc Description Protocol“ und wissen, dass es sich um eine spezielle Form von Datensicherung ganzer CD-Alben handelt, die schließlich ans Presswerk geliefert wird (siehe Kasten). Mit seinen beiden jüngsten Produkten DDP Player und DDP Player Maker schlägt das Unternehmen HOFA jetzt eine Brücke zwischen diesen beiden Lagern und ermöglicht es Otto-Normalmusiker solch ein DDP Image zum Klingen zu bringen, denn herkömmliche Player-Software à la Winamp, VLC und Co. können damit nichts anfangen. Während der rund 12 Euro kostende DDP Player sich unter anderem auf das Abspielen von DDPs konzentriert, trumpft der knapp 60 Euro kostende DDP Player Maker mit einer ganz besonderen Zusatz-Funktion auf: Geladene DDP Images können dort zusätzlich mit einem eigenen Player, der fest an das geladene Image gebunden ist, versehen werden. Erhält der Künstler dieses DDP Image, braucht er lediglich die zusätzlich in den Image-Ordner integrierte Player-Applikation zu starten und schon können die Songs des Albums am Rechner abgehört werden. Der Kauf der universellen Player-Variante wäre also nicht unbedingt erforderlich, zumal mittlerweile viele Mastering-Studios einen DDP Player für ihre Kunden mitliefern. Die sind aber teils wieder fest ans jeweilige Image gebunden, was also nicht flexibel genug ist. Wer jedoch viele Images erhält und regelmäßig damit zu tun hat, wird also gerne auf eine universelle Lösung mit standardisiertem Handling zurückgreifen wollen. Der DDP Player empfiehlt sich daher in jedem Falle für Musikschaffende, aber auch Tonstudios sowie alle anderen Unternehmen, die maßgeblich an einer CD-Produktion mitmischen, seien es etwa der Musikverlag, das Management, Design-Agenturen, Videoproduktions-Firmen und dergleichen. In Konsequenz entfällt für das (Mastering-)Studio ein zusätzliches Rendern und Brennen der Songs. Die einzige uns bekannte Alternative zum HOFA-Modell markiert der DDP Player des Herstellers Sonoris. Dieser ist aber mit rund 60 Euro mehr als dreimal so teuer und verfügt nicht über die gleichen Features wie die HOFA-Variante. Mehr dazu gleich noch.
Der DDP Player Maker dürfte hingegen primär für Ton- und Mastering-Studios von Interesse sein. Mit der Möglichkeit, dem DDP Image direkt einen Player beizulegen, können sie ihren Kunden künftig einen ganz besonderen Service anbieten, sofern sie dies bislang ausschließen mussten. Lösungen die ähnliches offerieren, etwa von Sonic Studio erhalten damit ab sofort eine ernst zu nehmende Konkurrenz.
Die Oberfläche und das Handling beider Modelle sind so gut wie identisch und unterscheiden sich lediglich darin, dass der Player Maker einen Button besitzt, der das Erzeugen eines individuellen Players startet. Einfach den DDP-Ordner per Drag-and-drop auf die Player-Oberfläche ziehen und schon zeigt die Software sämtliche im Image enthaltenen Titel/Songs an. Über die üblichen Transporttasten kann anschließend jeder Track abgehört und über ein Peak- und Lautheits-Meter sowie ein Gonio-Meter hinsichtlich Pegel und Stereobild überprüft werden. Der Player verbindet sich dabei via ASIO, Directsound respektive Core Audio mit der Hardware. Ein Lautstärke-Fader sorgt schließlich für angenehme Abhörbedingungen. Der Haupt-Dialog zeigt sämtliche im Image gespeicherten Zusatzinformationen an, also die Pausen zwischen den Tracks, die Tracks mitsamt ihrer Laufzeit, den Track-Namen, Künstler, Textdichter, und so weiter. EAN- und ISRC-Code sind ebenfalls sichtbar. Die in Spalten angeordneten Zusatz-Informationen können bei Bedarf per Drag-and-drop auch neu sortiert werden. Das Skippen von Tracks erfolgt über die Pfeiltasten oder wahlweise durch Klick auf den gewünschten Track im Haupt-Dialog.
Doch das ist noch längst nicht alles, was der Player und Player Maker zu bieten hat. Im Menü versteckt sich eine Funktion, mit der sich die Trackliste mitsamt sämtlicher Informationen als Text-File abspeichern lässt. Wer mag, kann das DDP Image durch Druck auf den Brennen-Button auch als herkömmliche Audio-CD brennen. Das Highlight ist aber die Möglichkeit, einzelne Tracks als WAV-File auf dem Rechner abzuspeichern, was über den Disketten-Button neben jedem Track möglich ist. Das hat der Sonoris Player übrigens nicht zu bieten. Insgesamt bietet sich dem Anwender damit eine denkbar einfach zu handhabende Software mit flexiblen Möglichkeiten.
Gleiches gilt auch für die Variante Player Maker, die über einen zusätzlichen „Erstelle Player“-Button verfügt. Der daraufhin erscheinende Dialog gibt dem Anwender diverse Optionen zum Anfertigen der Player-Software. So kann dort eine Graphik (jpg, png oder gif) eingebunden werden, die beim Start des Players erscheint. Ein kurzer Text sowie eine Internet-Adresse mit Hyperlink-Funktion kann eingegeben werden, die in der Fußzeile des Players unten links erscheint und es gibt die Möglichkeit, Funktionen wie das Brennen auf CD, das Speichern einzelner Tracks sowie die Anzeige der Metering-Instrumente zu erlauben oder zu verwehren. So kann der Mastering-Ingenieur die Ausstattung gezielt auf seinen Kundenkreis anpassen. Dafür gibt’s in jedem Fall ein Extralob. Im Test funktioniert alles erwartungsgemäß tadellos. Das Rendern des individuellen Players ist binnen weniger Sekunden über die Bühne gegangen. Anschließend findet sich innerhalb des DDP-Image-Ordners ein neuer Player-Ordner, der die Software gleichzeitig als Windows-exe-Datei und OS X konforme Applikation enthält. Im Test sind wir jedoch ein wenig verwirrt, als wir den Custom-Player das erste Mal starten. Die von uns eingebundene Graphik steht beim Aufruf völlig deplatziert halbrechts im Player, was nicht sehr schön aussieht. Ursache: Die Start-Graphik ist nicht an die Player-Oberfläche gebunden, sondern legt sich als eigene Ebene sozusagen über das Player-GUI. Letztere können wir sogar völlig frei auf dem Desktop verschieben, während die Splash-Graphik für einige Sekunden beharrlich in der Mitte des Monitors angezeigt wird. Dies wird gerade beim erneuten Öffnen mehr als offensichtlich. Denn der Player erscheint dann an der gleichen Stelle, an den wir ihn das letzte Mal auf dem Desktop positioniert haben. Da ist also noch Spielraum für künftige Updates vorhanden. Aber das schmälert den durchweg positiven Eindruck, den wir im Test gewonnen haben, nur wenig.
Fazit
HOFA legt mit den beiden Produkten DDP Player und DDP Player Maker zwei neue Software-Produkte vor, die sowohl Künstler als auch Studio-Besitzer künftig vor weiterem Stress und Mehrarbeit in der Schlussphase einer CD-Produktion bewahrt. Ausgestattet mit flexiblen Möglichkeiten zum Abspielen und Sichern der im DDP Image enthaltenen Song-Dateien, bleiben keine Wünsche offen, wobei das Speichern einzelner Tracks als WAV-Datei sowie die pfiffigen Möglichkeiten zum Erzeugen eines Custom-Players im Player Maker zu den Highlights und im jeden Fall zu den schlagkräftigen Kaufargumenten zählen.
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DDP kurz gefasst
Das vom amerikanischen Unternehmen DCA ersonnene „Disc Description Protocol“ ist eine spezielle Art von Datensicherung und ein Format zur Beschreibung ganzer Musik-CD-Alben. Sogenannte DDP Images werden zumeist dazu benutzt, um ein fertig gemastertes Album direkt ans Presswerk zu schicken, sei es in Form einer Daten-CD, vielmehr jedoch via Internet. Sinn und Zweck: Etwaige Datenfehler beim herkömmlichen Brennen der Musikstücke, hervorgerufen durch fehlerhaft arbeitende CD-Brenner und/oder durch CD-Rohlinge geringer Qualität werden dadurch ausgeschlossen. Solch ein DDP-Image setzt sich dabei stets aus mehreren Dateien innerhalb eines Ordners zusammen. Die eigentlichen Audio-Daten liegen teils als monolithisches File in einem Nicht-Audio-Format vor. Weitere Dateien enthalten unter anderem den CD Text, aber auch essentiell wichtige Informationen wie etwa den EAN-Code und die ISRC-Nummer zum eindeutigen Identifizieren von Alben und Songs. Damit beim Versand eines DDP-Images selbst nichts schief geht, enthält der Ordner ebenfalls eine Checksummen-Datei mit der sich überprüfen lässt, ob die Daten auch konsistent sind. Denn letztlich kann beim Brennen eines DDP-Images als Daten-CD oder bei der Übertragung via Internet doch noch etwas schief gehen.
Erschienen in Ausgabe 06/2014
Preisklasse: Oberklasse
Preis: Player: 12 €; Player Maker: 60 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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