Im größten Kopfhörer-Vergleichstest seit Bestehen von Professional audio müssen 19 Modelle ihre Klasse unter Beweis stellen. 

Die Testkandidaten

Hersteller                 Modell                     Preis in Euro (UVP)  

AKG                            K 121 Studio          111
AKG                            K 141 MkII              137
AKG                            K 171 MkII              149
AKG                            K 271 MkII              184
AKG                            K 702                       392
Audio-Technica       ATH-M50                 177
Beyerdynamic         DT 770 Pro              185
Beyerdynamic         DT 880 Edition        310
Beyerdynamic         DT 880 Pro              280
Beyerdynamic         DT 990 Pro              185
Denon                        AH-D5000                700
JVC                            HA-DX1000E            1.000
Sennheiser              HD 280 Pro              160
Sennheiser              HD 380 Pro              159
Sennheiser              HD 800                     1.000
Sony                          MDR-7509HD           217
Ultrasone                 HFI-580                     145
Ultrasone                 PRO 750                   315
Ultrasone                 PRO 900                   449

 

Von Carina Schlage und Harald Wittig

Seit dem ersten großen Kopfhörervergleichstest in Professional audio sind über drei Jahre vergangen. In der Zwischenzeit hat sich einiges getan: Die großen Hersteller wie AKG und Sennheiser haben eine ganz Reihe neuer Spitzenmodelle entwickelt, etablierte Hörer erfuhren eine zum Teil gründliche Überarbeitung und Hersteller, die bisher im Pro-Audio-Bereich weniger bekannt waren, haben eine wachsende Anhängerschar unter Tonschaffenden und Musikern gefunden. Aus dem aktuellen, fast unüberschaubaren Angebot haben wir uns 19 Kopfhörer ausgesucht. Einige kennen die Leser der ersten Stunde noch vom Vergleichstest in Ausgabe 6/2006, andere sind entweder brandneu oder wurden bisher noch nie aus Profi-Sicht bewertet. Die Preisspanne reicht diesmal von knapp 110 bis 1.000 Euro. Neben bewährten Klassikern von den großen Drei, AKG, Beyerdynamic und Sennheiser, finden Sie auch verschiedene Modelle von Ultrasone, Sony und Audio-Technica – allesamt beliebt bei engagierten Homerecordlern bis hin zum Diplom-Tonmeister. Daneben haben wir noch zwei edle Kopfhörer von Denon und JVC mit ins Boot genommen, um herauszufinden, ob diese bei HiFi-Fans schwer angesagten Modelle auch für anspruchsvolle Monitoring- und Mastering-Arbeit im Studio einsetzbar sind.

Die häufig zu lesende Behauptung, dass der Kopfhörer allenfalls als „akustische Lupe“, niemals aber als zweite Referenz – neben den Monitoren – verwendet werden dürfe, ist so nicht haltbar. Es gibt viele hochangesehene Tonmeister, wie beispielsweise Andreas Spreer vom audiophilen Klassik-Label Tacet, die auf den Kopfhörer als zuverlässigen Partner beim Mischen vertrauen. Allerdings hat der Profi, insoweit ist das vergleichbar mit Lautsprechern, ganz andere Ansprüche an einen Kopfhörer als der Musik hörende Endverbraucher. Dieser legt zwar durchaus Wert auf feinste Auflösung und eine detailreiche Abbildung des Klanggeschehens, schätzt aber auch einen gewissen Schönklang, der unter Umständen auf Kosten der Signaltreue geht. Der Tonmeister hingegen verlangt höchstmögliche Ehrlichkeit und Neutralität, denn er benötigt verlässliche Informationen über das aufgenommene Material, damit er genau weiß, wo er gegebenenfalls noch Hand anlegen muss. Nach diesen Kriterien – Neutralität, Auflösung und Raumabbildung – haben wir die 19 Testkandidaten akribisch untersucht.

Neben der rein messtechnischen Untersuchung im Messlabor von Professional audio mussten sich die Kopfhörer vor allem bei unseren wichtigsten Messinstrumenten bewähren: Unseren Ohren.   

Alle Testhörer arbeiten nach dem dynamischen Wandlerprinzip, außerdem handelt es sich um kabelgebundene Kopfhörer. Auf einen Test von Elektrostaten – am bekanntesten sind wohl die Kopfhörer des japanischen Herstellers Stax – haben wir dieses Mal verzichtet. Zwar sind Elektrostaten, die vereinfacht ausgedrückt nach dem umgedrehten Prinzip eines Kondensatormikrofons arbeiten, den dynamischen Kollegen zumindest theoretisch bei der Auflösung überlegen. Allerdings beweisen die Spitzenkopfhörer im Testfeld – soviel sei schon verraten -, dass ein auf Höchstleistung getrimmter dynamischer Hörer den sündhaft teuren Elektrostaten kaum, wenn überhaupt, nachsteht. Dennoch steht ein ausgiebiger Vergleich der besten Dynamischen mit den Top-Elektrostaten an. 

Die Bauformen der Testkandidaten unterscheiden sich deutlich. Die Ultrasones, die Modelle von Sony, JVC, Denon, Audio-Technica, die AKG-Hörer K 171 und K 271 MkII, die Sennheisers   HD 280 und HD 380 sind geschlossene Systeme. Sie schirmen die Ohren komplett ab, so dass externer Schall vom konzentrierten Hören nicht ablenken kann, und sind damit optimal für Live-Einsätze geeignet. Außerdem ist bei diesen Systemen der vom Kopfhörer selbst produzierte Schall nach außen abgeschirmt: Es kommt also beispielsweise bei Mikrofonaufnahmen zu weniger Übersprechen des Playbacks.   Demgegenüber schotten offene Systeme die Ohren nicht ab und der Kopfhörer lässt den Schall mehr oder weniger stark nach außen dringen. Damit sind diese Kopfhörer für den Live- und Außeneinsatz oder zum Einspielen im Studio weniger geeignet – Stichwort Feedback und Übersprechen. Der AKG K 702 und das brandaktuelle Flaggschiff von Sennheiser, der HD 800, ebenso der DT 990 Pro von Beyerdynamic gehören zu dieser Kategorie. Sie sind damit keine Allrounder, allerdings eignen sich offene Kopfhörer fürs Monitoring sowie die Misch- und Masteringarbeit. Außerdem ist das Arbeiten mit ihnen immer angenehmer, da es in der Regel nicht zum Wärmestau wie bei den geschlossenen Systemen kommt. Sie werden übrigens auch von klassischen Sängern, für die das Einsingen zum Playback über Kopfhörer eher nicht geläufig ist, geschätzt. 

Den Mittelweg gehen die Hersteller mit den halboffenen Systemen, die sich auch über längere Zeit angenehm tragen, dabei aber besser abschirmen als offene Systeme. Der Studio-Klassiker von Beyerdynamic, der DT 880 Pro ist so konstruiert und auch erste Wahl bei vielen Musikern, obwohl seine Domäne das Monitoring ist. Für den Live- und Außeneinsatz eignet sich aber auch ein halboffener Hörer nicht – es sei denn, der Mobilist findet Gefallen an Rückkopplungen. 

Überwiegend sind die Testkandidaten ohrumschließende Modelle. Das bedeutet, dass das Hörer-Polster sich komplett um die Ohrmuscheln legt. Eine Ausnahme bilden die AKGs K 121, K 141 und K171. Diese liegen auf den Ohren auf, wobei diese Bauweise, passenderweise „ohraufliegend“ genannt, nichts darüber aussagt, ob es sich um ein offenes oder geschlossenes System handelt. Der K 171 MKII ist beispielsweise ein geschlossener Kopfhörer und damit durchaus vielseitig einsetzbar. Allerdings sollte der Anwender bei den ohraufliegenden Modellen noch peinlicher als bei den ohrumschließenden Kollegen auf sorgfältige Justierung achten. Das Klangbild ändert sich nämlich oft drastisch bei nur minimaler Schieflage der Kopfhörer-Membran in Relation zu den Trommelfellen. Sollten  Sie also, angeregt durch diesen Test, selbst Kopfhörer vergleichen und mit eigenen Ohren hören, nehmen Sie sich Zeit für einen optimalen Sitz und Anpassung des Kopfhörers. Denn nur so kann dieser sein wahres Klangpotential ausspielen. 

Apropos optimaler Sitz: Unabhängig von der Klangqualität eines Kopfhörers spielt der Tragekomfort in der Praxis eine nicht unerhebliche Rolle: Drückt es oder lässt sich der Kopfhörer nur unzureichend an die Kopfform anpassen, wird er schnell zum ungeliebten, notwendigen Übel. Aufsetzen und wohlfühlen heißt die Devise und in dieser Disziplin sind die AKG-Modelle K 271 und K 702 wie auch der Denon AH-D5000 und der JVC HA-DX 1000E Spitzenreiter. Bei den letztgenannten ist das umso  bemerkenswerter als dass es sich, bedingt durch die Ohrmuscheln aus massivem Holz, um vergleichsweise schwere Modelle handelt. Auch die Beyerdynamics, die übrigen AKGs und der imposante Sennheiser HD 800 verdienen sich in dieser Disziplin überdurchschnittlich gute Noten. Weniger warm wurden wir mit dem Sony MDR-7509HD, dem Sennheiser HD 280 und dem Ultrasone PRO 750, wobei sich bei den dreien mit ein wenig Geduld ein durchaus zufriedenstellender Sitz finden lässt. Der Ultrasone HFI-580 allerdings erweist sich als Feinjustage-resistent und keiner der Redaktionsmitglieder fühlt sich mit ihm wohl.

So ein Kopfhörer muss im harten Arbeitsalltag auch mal rasch auf- und abgesetzt werden. Da ist es begrüßenswert, wenn das Kabel einseitig geführt ist, während ein Y-Kabel diesbezüglich erheblich unpraktischer ist und zudem leichter beschädigt werden kann. Abgesehen vom Sennheiser HD 800, dem Denon und dem JVC ist das Anschlusskabel bei allen Testkandidaten einseitig geführt – nicht umsonst tragen diese Modelle durchweg den Zusatz „professional“.
Allerdings verdienen die Anschlusskabel der Modelle HD 800, HA-DX1000E und AH-D5000 eine besondere Beachtung: Es handelt sich nämlich – laut Hersteller – um besonders hochwertige Kabel aus reinem Kupfer. Im Falle des Sennheisers ist es zusätzlich noch versilbert. Hinzu kommt bei allen dreien die Textilummantelung, die edel ausschaut und an die „Klangleiter“ des Schweizer Kabelherstellers Vovox erinnert. Allerdings wünschen wir uns, dass diese Edelkabel auch einfach auszutauschen sind, woran nur Sennheiser gedacht hat: Das Kabel ist mit zwei Mini-Klinkensteckern und Druckknopf-Kupplungen sicher fixiert und lässt sich einfach austauschen.

Überhaupt hat Sennheiser seinen neues Topmodell auf Service-Freundlichkeit optimiert: Der Benutzer kann nämlich selbst alle Teile auswechseln und ist nicht darauf angewiesen, seinen HD 800 im Falle eines defekten Einzelteils einzuschicken.  Generell sind vom Benutzer selbst auswechselbare Kabel sehr sinnvoll, denn das Anschlusskabel kann ganz schnell hinüber sein, wenn wieder mal ein Regiestuhl darüber rollt. Bei AKGs Studioserie haben die Kabel – mit Ausnahme des neuen K 121 – mit der typischen Mini-XLR-Stecker-Kupplung sicheren Kontakt mit der linken Hörkapsel und sind rasch ausgetauscht. Ultrasone setzt beim PRO- 750 und dem PRO-900 auf eine professionelle, zu verschraubenden 3,5 Millimeter-Klinken-Verbindung, die den Schnellkupplungen à la AKG und Sennheiser HD 800 nicht nachsteht. Dagegen sind die kleinen Gabelstecker der Sennheiser-Modelle HD 280 und HD 380 nichts für Ungeduldige und wirken zudem etwas instabil. Alle übrigen Kopfhörer sind im Falle eines Kabelbruchs einzuschicken.     

Bevor sich die Testkandidaten zum Hörparcour einfinden, ermittelt das Messlabor für alle 19 Modelle die Frequenzgänge. Der Frequenzgang eines Kopfhörers kann erstaunlich viel über seinen Klang beziehungsweise seine tonale Abstimmung aussagen – tatsächlich decken sich unserer Höreindrücke überwiegend mit den ermittelten Frequenzgängen. Professional audio verwendet für die Messungen einen Kunstkopf des Mikrofon-Spezialisten Neumann, den KU-100. Dieser stellt eine genaue Kopfnachbildung dar, wobei insbesondere der Gehörgang des menschlichen Ohres bezüglich seiner physikalischen Eigenschaften bestmöglich nachempfunden ist. An Stelle  der Trommelfelle sitzen in den Ohrnachbildungen des KU-100 zwei Druckempfänger-Kondensatormikrofone. Allerdings müssen die Frequenzgänge der Kunstkopfmikrofone für eine Kopfhörermessung in Relation zum Hörempfinden entzerrt werden – Stichwort: Fletcher-Munson-Kurven. Im Messlabor übernimmt dies ein Analog-Equalizer von Orban, der speziell für Messungen, so auch für die sogenannte Kunstkopf-Entzerrung konstruiert wurde.

Die ermittelten Frequenzgänge finden Sie sämtlichst kurz kommentiert auf unserer Webseite im Downloadbereich. Anhand der Diagramme ist schnell zu erkennen, dass die jeweiligen Spitzenmodelle der Hersteller auch messtechnisch das Feld anführen. Herausragend sind die Messkurven der Beyerdynamics DT 880 Pro und DT 880 Edition, des Sennheiser HD 800 und des AKG K 702: Die Kurven verlaufen nicht nur vorbildlich linear, zudem sind die Frequenzgänge für den rechten und linken Kanal weitestgehend deckungsgleich. Ebenfalls sehr gut ist der Frequenzgang des Denon AH-D 500, der vor allem – bei quasi deckungsgleichen Kurven – unterhalb 500 Hertz sehr gleichmäßig verläuft. Die zu erkennende Anhebung zwischen 500 Hertz und drei Kilohertz fällt mit fünf Dezibel noch tolerierbar aus und tritt klanglich nicht unangenehm in Erscheinung. Die Kopfhörer von Audio-Technica, die übrigen Beyerdynamic- und AKG-Modelle und der JVC weisen in ihren Frequenzgängen alle gewisse Vorlieben für den Bassbereich (Beyerdynamic DT-990 Pro und JVC HA-DX1000E) oder den Mittenbereich (Sennheiser HD 280 und AKG K 141 MKII) auf, was sich – wie bei den Klangbeschreibungen nachzulesen –  unmittelbar klanglich auswirkt.  Einen vergleichsweise wilden Kurvenverlauf weist der Sony MDR-7509HD auf: Auffällig ist der mit zwanzig Dezibel sehr starke Abfall im Bassbereich und eine Anhebung bei zwei Kilohertz, was diesem Hörer einen deutlich nasalen Klang verleiht. Der UIltrasone HFI-580 wiederum ist nicht gerade ein Muster an Kanalgleichheit, denn die Kurven für den rechten und linken Kanal liegen unterhalb 100 Hertz um immerhin fünf Dezibel auseinander.          

Die bei allen Messkurven zu erkennende Anhebung bei zehn Kilohertz resultiert aus dem angekoppelten Luftvolumen zwischen Kunstkopf-Ohr und der Kopfhörer-Membran und darf bei der Beurteilung der Frequenzgänge nicht überbewertet werden.  Neben den Frequenzgängen haben wir auch die Nennimpedanzen der Testkandidaten überprüft, wobei es hier praktisch keine Divergenzen gibt. In einigen Fällen entspricht die jeweilige Hersteller-Angabe exakt den gemessenen Impedanzen (siehe im Einzelnen die Tabelle am Ende). Lediglich der Beyerdynamic DT 880 Edition strafte die Daten-Angaben Lügen: Es handelt sich beim Testmodell nicht um das 600-Ohm-Modell. Stattdessen beträgt seine Nennimpedanz 270 Ohm. Ob sich der DT 880 Edition gleichwohl klanglich von der Pro-Version unterscheidet, lesen Sie sogleich, in den folgenden Klangurteilen.

Für den Hörtest verwenden wir als Zuspieler den SACD-Player M5 von NAD, der über die AES/EBU-Schnittstelle mit dem Lynx Aurora 8-Wandler verbunden ist, Von den  Analog-Ausgängen des Aurora geht es direkt in den völlig klangneutralen Kopfhörer-Verstärker Lake People G100 (siehe näher den Klangvergleichstest „Kopfhörer-Verstärker“ in dieser Ausgabe).
Zur Klangbeurteilung beschallen wir die Testkandidaten mit verschiedenstem Material aus dem Bereich der Popularmusik, sowie einigen Filmscores, die mit ihrer Verbindung aus klassischem Orchester und modernen, teils synthetischen Sounds hohe Anforderungen an das Auflösungsvermögen und die Impulstreue eines Kopfhörers stellen.
Auch der Klassikbereich kommt mit hervorragenden Aufnahmen der Deutschen Grammophon und Tacet nicht zu kurz. Zur Abrundung hören wir uns schließlich auch eigene Projekte – von noch nackten, unbearbeiteten Aufnahmen bis hin zu fertigen Mischungen – an.

 

Lesen Sie nun, in alphabetischer Reihenfolge der 19 Testkandidaten, die Ergebnisse unseres insgesamt zehnstündigen Hörtests.

AKG K 121 Studio:
Der preiswerteste AKG Studio-Kopfhörer punktet mit einer guten Auflösung und Kanaltrennung. Die Räumlichkeit kann er überzeugend abbilden. Durch seine dezente Vorliebe für Tiefmitten und Bässe sind die Höhen leicht unterbelichtet, dennoch darf sein Klang insgesamt noch als ausgewogen bezeichnet werden.

AKG K 141 MkII:
Größter Unterschied zum klanglich sehr ähnlichen K 121 ist der Preis und das minimal bessere Impulsverhalten im Bassbereich. Trotz ohraufliegender Konstruktion sitzt der K 141  sehr bequem und lässt sich auch längere Zeit mühelos tragen. Wegen seiner halboffen, wenig abschirmenden Bauweise empfiehlt er sich wie der K 121 nicht für laute Umgebungen und den Außeneinsatz, im Studio ist er aber durchaus, wegen seines noch ausgewogenen Klangs  Monitoring-tauglich.  

AKG K 171 MkII:
Der geschlossen K 171 unterscheidet sich klanglich von seinen beiden kleinen Brüdern K 121 und K 141, denn der im direkten Vergleich etwas präsentere  Grundklang sorgt für auffallend schlanke Bässe. Dagegen weist er ein gutes Impulsverhalten und eine erfreulich detaillierte Raumabbildung auf. Hinzu kommt eine vorbildliche Kanaltrennung. Hat sich der Anwender an seinen Grundklang gewöhnt, lässt sich der K 171 durchaus vielseitig für Live- und  Außeneinsätze sowie im Studio für Aufnahme und Monitoring verwenden.    

AKG K 271 MkII: Erzeugt ein recht ausgewogenes Klangbild mit sehr trockenen und schlanken Bässen. Der Präsenzbereich um vier Kilohertz ist minimal betont. Der Kopfhörer löst fein auf und bildet bei sehr gutem Impulsverhalten Räume überzeugend ab. Die Abschaltautomatik birgt allerdings eine Fehlerquelle, da sich der Kopfhörer beim Aufsetzen nicht immer anschaltet. Ob im Studio-, oder Live-Einsatz: der K 271 macht in allen Bereich eine gute Figur. Ein echter Allround-Kopfhörer. 

AKG K702:
Sein Klangbild ist hervorragend ausgewogen, fast nüchtern. Impulsverhalten und Auflösung geben keinen Anlass zur Klage. Ob bombastischer Filmmusik-Epos oder energetischer Gitarrenpop: Vor dem inneren Auge des Hörers spannt sich ein sehr plastischer Klangraum auf, der dem des atemberaubenden Sennheiser HD 800 nur minimal nachsteht. In puncto Neutralität und Auflösungsvermögen steht der K702 in jedem Falle auf der Professional audio-Referenzliste.

Audio Technica ATH-M50:
Löst fein auf mit detailgetreuer Raumabbildung. Obwohl er Bässe und Tiefmitten – auch ausweislich unserer Messungen – hörbar anschiebt, wirkt sein Klang noch ausgewogen und angenehm. Wirbelnde Becken und hohe Streicher klingen zart und seidig in den Höhen. Insgesamt ein verlässlicher Kopfhörer für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete. 

Beyerdynamic DT 770 Pro:
Charakteristisch für diesen Kopfhörer ist sein sehr dominanter Bass-, und Höhenklang, der insgesamt zwar nicht unangenehm tönt, jedoch auf Kosten der Neutralität geht. Die Auflösung gelingt sehr gut, schwächelt nur in den Tiefmitten um 200-400 Hz, die nicht ganz so klar und konturiert wiedergegeben werden. Bei Berücksichtigung dieser Eigenschaften erhält man mit dem DT 770 Pro jedoch einen verlässlichen Partner für Monitoring-Zwecke im Studio zum sehr günstigen Preis. 

Beyerdynamic DT 880 Pro und DT 880 Edition:
Die Pro- und Hifi-Version unterschieden sich klanglich – wenn überhaupt – nur minimal. Der DT 880 Edition, der uns ausweislich unserer Messungen nicht als 600- sondern als 270-Ohm-Ausführung vorliegt, wirkt lediglich eine Winzigkeit luftiger, was aber vermutlich auf kleine Unterschiede in der Serienfertigung zurückzuführen ist. Ansonsten gehören die 880er-Modelle klanglich zu den ausgewogensten Beyerdynamic-Kopfhörern. Nur in ihrer Auflösung und dem Impulsverhalten müssen sie minimal gegenüber dem AKG K702 und dem Sennheiser HD 800 zurückstecken. Für anspruchsvolle Monitoring- und Mastering-Zwecke bleiben sie aber eine ganz heiße Empfehlung. 

Beyerdynamic DT 990 Pro:
Auch diesem Beyerdynamic-Modell wohnt eine Vorliebe für Bässe und Höhen inne, die aber nicht ganz so stark ausfällt, wie beim günstigeren DT 770. Auch die Tiefmitten löst er feiner auf als sein kleiner Bruder. Er glänzt außerdem mit einem sehr plastischen Klangbild und ausgezeichnetem Impulsverhalten. Insgesamt ein Kopfhörer der Spitzenklasse mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis, der sich ebenfalls für anspruchsvolle Monitoring-Arbeit eignet. 

Denon AH-D5000:
Wer einen guten Alternativ-Hörer für sein Studio sucht, sollte sich diesen Kopfhörer aus der HiFi-Riege anhören. Der AH-D5000 ist nicht zuletzt wegen seines hohen Tragekomforts ein sehr angenehmer Kopfhörer. Wenn auch mit leichter Schönfärbetendenz durch angedickte Bässe und Höhen, so weiß er durchaus zu gefallen. Die Raumabbildung ist auf hohen Niveau: So löst der Denon beispielsweise das Hollywood-Orchester bis zum hintersten Glockenspiel fein auf und gefällt mit einem sehr guten Impulsverhalten in den Höhen. Nicht ganz so gut erklingt der Mittenbereich: Beim Mozart’schen Klavierkonzert entgehen ihm  einige Details des Pianostaccatos. Sein gleichwohl insgesamt gutes Auflösungs- und Impulsvermögen stünde auch manch anderem Bewerber aus der ausweislichen „Monitor“-Sektion gut zu Gesicht. 

JVC HA-DX1000E:
Einer ganz eigenen Klangästhetik folgt der  ebenfalls aus dem HiFi-Bereich stammende HA-DX1000E. Er scheint bewusst auf einen warmen und vollmundigen Klang abgestimmt zu sein. In der Höhendarstellung ist dieser Kopfhörer wesentlich ehrlicher als sein Denon-Kollege und auch die Bässe schieben nicht ganz so kräftig. Dennoch präsentiert sich das Klangbild mit einer deutlichen Mittendominanz um 500 Hz, die zudem auch nicht besonders fein gezeichnet werden. Das Stereobild ist eher eng und zur Tiefe hin nur befriedigend aufgelöst. Zweifellos für seine Zwecke ein guter, wenn auch sehr teurer Kopfhörer, für die Arbeit im Studio sollte man ihn jedoch besser nicht einsetzen. 

Sennheiser HD 280:
Pro Seine Stärken liegen in seiner trockenen und präzisen Basswiedergabe. Ansonsten hält der HD 280 Pro nicht viel von Neutralität: Kraftvolle, mittige Gitarrenwände werden durch seinen sehr präsenten Klang stark betont, Stimmen neigen zum Zischeln. Die Auflösung ist insgesamt recht gut, das Stereobild wirkt allerdings ziemlich eng und flach. Für Live-Einsätze dürfte dieser Kopfhörer nicht zuletzt wegen seiner sehr guten Abschirmung weitaus besser geeignet sein als für die Studioarbeit.

Sennheiser HD 380:
Pro Eine Klasse besser als der HD 280 Pro präsentiert sich der HD 380 Pro. Sein Klangbild wirkt ausgewogener und angenehmer, da der Mittenbereich gegenüber den Hochmitten nicht dominiert. Bässe erklingen etwas angedickt. Der Tiefmittenbereich schwächelt etwas in der ansonsten guten Auflösung. Die Räumlichkeit kann er akzeptabel, wenn auch nicht gerade detailverliebt, abbilden. Unterm Strich ist der HD 380 ein vielseitig einsetzbarer Kopfhörer. 

Sennheiser HD 800:
Dieser Kopfhörer stellt alle Testkandidaten eindeutig in den Schatten. Der akustische Raum, der sich beim Aufsetzen des Hörers auftut, raubt den Testern schier den Atem. Nie gehörte Details wie das Atmen der Orchestermusiker oder die subtile Mittelstimme in der zweiten Klarinette bringt der HD 800 mühelos zu Gehör. Mehr noch, wir haben während des Tests nicht einmal das Gefühl, einen Kopfhörer aufgesetzt zu haben: Die Wiedergabe über den HD 800 wirkt wie über Studio-Monitore. Das Klangbild beeindruckt ebenso mit einer ausgesprochenen Neutralität, ultratiefen und knackigen Bässen und einem Schuss Präsenzanhebung. Harten Bassdrum-Impulsen und Pianostaccati folgt der Kopfhörer ebenso mühelos wie feinzeichnend. Im direkten Vergleich mit einem Stax SR 404/SRM 006T-Set behauptete sich der HD 800 souverän: Das Schippchen feinere Höhenauflösung des Elektrostaten macht der Sennheiser mit seinem besseren Bassverhalten und der phänomenalen Raumabbildung wett.  Dieser Kopfhörer genügt nicht nur höchstens Monitor-Ansprüchen sondern selbst für den Mastering-Einsatz – als ernstzunehmende Alternative zu Elektrostaten – bietet er sich an.

Sony MDR-7509HD:
Wegen der Betonung des ein und zwei Kilohertz-Bereichs ist der Klang des Sony etwas zu nasal. Bässe und Höhen werden dadurch etwas unterbelichtet. Die Signale löst er allerdings recht ordentlich auf, die Stereoabbildung ist hingegen etwas zu vordergründig. Das direkte und mittenbetonte Klangbild ist für den Live-Betrieb sicherlich vorteilhaft, bei längerem Einsatz und hohen Abhörpegeln wirkt der Kopfhörer jedoch sehr anstrengend. 

Ultrasone HFI-580:
Auch dem Ultrasone HFI-580 ist ein mittenbetonter, nasaler Klang zu eigen. Der Bassbereich wird sehr stark angehoben, was eine klangliche Beurteilung dieses empfindlichen spektralen Abschnitts deutlich erschwert. Allerdings ist der kraftvolle Bass im Falle des HFI-580 bewusstes Klangdesign. Dieser Kopfhörer soll vor allem den Wünschen von Musikern, –namentlich Gitarristen, Bassisten und Schlagzeugern –, die einen extrem druckvollen Bassklang für den Cue-Mix bevorzugen, entsprechen. Fürs Monitoring ist der Kopfhörer also ausdrücklich nicht konzipiert. Insoweit ist es verschmerzbar, dass die Raumabbildung nur mittelmäßig ist. Allerdings wünschen wir uns – nicht nur im Bassbereich – ein besseres Impulsverhalten, eine insgesamt ausgewogenere Gesamtabstimmung mit feinerer Auflösung. Dann ginge das Konzept eines spezialisierten Kopfhörers voll auf. 

Ultrasone PRO-750:
Das zumindest preislich nächst höhere Modell PRO-750 kann mit einem guten Impulsverhalten im Mitten-, und Höhenbereich punkten. Der Bassbereich ist für unseren Geschmack zu überbetont, wenngleich die Bässe nicht ganz so vordergründig angeschoben sind wie beim HFI-580. Im empfindlichen Tiefmittenbereich schwächelt der PRO-750 allerdings deutlich: Der Bereich zwischen 200 und 400 Hertz ist unterbelichtet und nicht sehr präzise dargestellt. Insoweit bestätigt übrigens auch die Frequenzgangmessung unser Hörergebnis. Zudem erscheint der Höhenbereich ab sechs Kilohertz verfärbt, was jedoch nur im Vergleich mit Spitzenkopfhörern wie dem AKG K 702 oder dem Sennheiser HD 800 ohrenfällig ist.  Die Raumabbildung und Auflösung ist hingegen auf dem Mittelklasse-Niveau eines Sony MDR-7509HD oder eines Sennheiser HD 280. Wegen seiner sehr guten Abschirmung ist der Pro-750 für Live-Einsätze gut geeignet, wegen der verbesserungswürdigen Tiefmittenwiedergabe wird nicht jeder Musiker und Toningenieur mit dem Kopfhörer zurechtkommen. 

Ultrasone PRO-900:
Die recht gute Auflösung und Raumdarstellung des teuersten Ultrasone im Testfeld wird durch den dominanten Bassbereich geschmälert, der   – je nach Programmmaterial – höhere Frequenz-Bereiche verdecken kann. Das geht vor allem auf Kosten des Mitten- und Höhenbandes, dass der PRO-900 nämlich fein auflöst. Damit ist er mindestens eine Klasse besser als der PRO-750 und könnte mit einem ausgewogeneren und besser abgestimmten Tiefenbereich sogar dem AKG K 271 gefährlich werden. Kennt der Anwender seine Klangeigenschaften, lässt sich der PRO-900 sicherlich mit Gewinn im Studio einsetzen. Insofern gilt für den Ultrasone das Gleiche wie für den Beyerdynamic DT-770 Pro. Diesem hat der PRO-900 sogar eine noch bessere Abschirmung voraus.

 

Fazit: 

Der unumstrittene Star dieses Vergleichtests ist der Sennheiser HD 800. Seine Klangqualität und die konkurrenzlose Raumabbildung erreicht kein anderer Kopfhörer. Sennheisers Referenz-Kopfhörer ist buchstäblich jeden Cent wert. Außerdem trägt er sich noch ausgezeichnet. Der AKG K 702  ist dem HD 800 dicht auf den Fersen und darf sogar für sich beanspruchen, eine Winzigkeit neutraler als der imposante Konkurrent aus Deutschland zu sein. Hinzu kommt mit der höchste Tragekomfort im Testfeld. Da er bei all seinen hervorragenden Eigenschaften für gerade mal knapp ein Drittel des HD 800-Preises zu haben ist, küren wir ihn zum unangefochtenen Preis-Leistungs-Sieger.  Die Beyerdynamic-Modelle DT 770 Pro, und DT 990 Pro, vor allem aber der Studio-Klassiker schlechthin, der  DT 880  Pro belegen mit sehr gutem Klang, hohem Tragekomfort und bester Verarbeitung einmal mehr, weswegen die DT-Modellreihe nach wie vor ungebrochen populär ist.

Wem der Sennheiser HD 800 viel und der AKG K 702 noch zu teuer ist, findet mit dem DT 880 Pro einen Spitzenkopfhörer ohne Wenn und Aber für anspruchsvolle Monitoring-Aufgaben.
Der Denon AH-D5000 ist ebenfalls ein sehr guter Kopfhörer, der trotz einer Tendenz zu Hifi-mäßiger Schönfärberei auch fürs Studio taugt. Allerdings ist er mit rund 700 Euro erheblich teuerer als der K 702 und die Beyerdynamics, die der eindeutig bessere Kauf sind.

Der zweitteuerste Hörer im Test, der JVC HA-DX1000E ist völlig zu Recht beliebt bei HiFi-Fans, denn das passive Musikhören mit dem Japaner ist zweifellos ein Genuss. Für die Studio-Arbeit empfiehlt er sich dennoch nicht, da er nicht auf Neutralität, sondern vor allem auf einen warmen, vollmundigen Schönklang abgestimmt ist.        

Der beste Allroundhörer dieses Vergleichs ist ein weiterer Studio-Klassiker, der AKG K 271 MkII. Auch wenn er nicht die klangliche Klasse der offenen beziehungsweise halboffenen Kopfhörer erreicht, ist er doch vorbildlich ausgewogen, trägt sich vorzüglich und ist sehr gut abgeschirmt. Daher empfiehlt er sich für den Live- und Außeneinsatz sowie die Studioarbeit gleichermaßen. Der Audio-Technica ATH-M50 muss sich vor keinem der Testkandidaten verstecken, denn er erreicht durchweg gute Ergebnisse und hat das Zeug zum Allrounder. Preis und Leistung stehen im Falle des ATH-M50 in einem absolut ausgewogenen Verhältnis.

Den dritten Platz bei den Multitalenten teilen sich der günstige AKG K 171 MkII und der Sennheiser HD 380 Pro. Klanglich hat der Sennheiser die Nasenspitze vorne, er schirmt perfekt ab, trägt sich allerdings weniger bequem als der ohraufliegende AKG.  Etwas weiter abgeschlagen sind der Sennheiser HD 280 Pro, der Sony MDR-7509HD, der Ultrasone PRO-750 und die kleinen AKGs, der K 121 Studio und der K 141 MkII. Der Sennheiser, der Sony und der Ultrasone fallen klanglich gegen den AKG 271 und den Audio-Technika ATH-M50   deutlich ab, außerdem tragen sich die drei Hörer nicht gerade angenehm. Anders die kleinen AKGs, die allerdings klanglich nicht an ihre  teureren und besseren Geschwister heranreichen. 

Der Ultrasone PRO-900 hat das Zeug zu einem richtig guten Kopfhörer, denn sein Mitten- und Höhenband ist sehr gut aufgelöst. Mit einer ausgewogeneren Gesamtabstimmung, mit weniger dominanten Bässen, wäre er nämlich vielseitig Live und im Studio einsetzbar.  Allerdings ist der PRO-900 mit rund 450 Euro nicht eben billig und muss sich beim Preisleistungsverhältnis jedenfalls gegenüber den AKGs und den Beyerdynamics geschlagen geben. Der Ultrasone HFI-580 schließlich ist als speziell auf die Bedürfnisse von Musikern abgestimmter Kopfhörer ein Sonderfall: Sein dominanter Bass soll Gitarristen und Schlagzeugern bei einer Kopfhörer-Mischung im Studio entgegenkommen. Allerdings trägt er sich nicht gerade angenehm und Auflösung und Impulsverhalten sind nur mittelmäßig. Dafür schirmt er seinen Benutzer sehr gut ab und lässt sich damit letztlich auch im Broadcast- und Außeneinsatz verwenden.

Erschienen in Ausgabe 06/2009

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 184 €
Bewertung: gut
Preis/Leistung: sehr gut