Plug-and-Play Tuning für Audiophile
Der niederländische Netzteil-Hersteller Sbooster will Audiogeräten mit dem Best of Two Worlds Power & Precision klanglich auf die Sprünge helfen. Wir haben das Netzteil in einem intensiven Hörtest verglichen.
Von Sebastian Lesch
Eine ganze Reihe von Audiogeräten wie beispielsweise AD/DA-Wandler, Audiointerfaces oder Kopfhörerverstärker, wie der von Professional audio getestete Rupert Neve Designs RNHP Kopfhörerverstärker (Professional audio 10/16) oder das Presonus Studio 192 Mobile Interface (Professional audio 11/16) verfügen ausschließlich über einen Anschluss für eine externe Gleichstromversorgung, meist über ein beiliegendes Netzteil. Manche Geräte, wie beispielsweise der AD-Wandler/Kopfhörerverstärker Mytek Brooklyn (Test in Professional audio 5/16) verfügen zwar über ein eingebautes Schaltnetzteil, besitzen also einen 230 Volt-Anschluss, bieten aber zusätzlich eine Anschlussbuchse für ein externes Gleichstromnetzteil. Als Grund wird eine Verbesserung der Klangqualität über eine potente externe Stromquelle genannt. In den Kreisen audiophiler Musikhörer wird immer wieder leidenschaftlich über die klanglichen Unterschiede von Schalt- und Linearnetzteilen, also solchen mit Transformator, Gleichrichter, Glättung über mehr oder weniger große Kondensatoren sowie elektronischer Spannungsstabilisierung, diskutiert.
Der niederländische Hersteller Sbooster bietet mit dem Slogan „The audiophile power supply solution“ seit Jahren sehr erfolgreich aufwändig konstruierte Netzteile zum Austausch vorhandener Netzteile an. Diese decken mit insgesamt sechs Modellen (UVP: 225 bis 300 Euro), vom BOTW P&P ECO 5V-6V bis zum BOTW P&P ECO 18-19V, sowie einem 24-Volt-Modell, BOTW P&P steht dabei für „Best of Two Worlds Power & Precision“, einen breiten Spannungsbereich ab. Allen Modellen gemeinsam ist ein sorgfältiger Aufbau mit großem Ringkerntransformator, aufwändiger Stabilisierung, effizienten Schutzschaltungen und teuren Polypropylen Filmkondensatoren. Angeschlossen werden die Netzteile über ein ca. 80 Zentimeter langes Kabel, an dessen Ende eine sogenannte Split Current-Einheit auch kurzfristige Impulsspitzen beim Strombedarf abdecken soll. Zum Lieferumfang gehören diverse Adapter, mit deren Hilfe jede koaxiale Anschlussbuchse bedient werden kann.
Für unseren Hörtest fiel die Wahl auf die Kombination D/A Wandler Brooklyn DAC von Mytek Digital und der Sbooster-Version BOTW P&P ECO 12V – 13.2V, betrieben in der Schalterstellung 12 Volt. Da der Brooklyn DAC über einen erstklassigen Kopfhörer-Verstärker verfügt, hörten wir nicht nur über diverse Abhörmonitore sondern auch über den Referenzkopfhörer, den LCD-X von Audeze ab. Unsere Signalkette: Audiomaterial sowohl in CD-Qualität als auch in HiRes-Auflösung, abgespielt auf einem MacBook Pro mit der Audioplayer-Software Audirvana. Der Brooklyn DAC ist über USB mit dem MacBook verbunden. Wandler und Netzteil lassen wir für einige Stunden warmlaufen, damit sie ihren optimalen Arbeitspunkt erreichen können. Grundsätzlich ist anzumerken, dass sich solche Hörtests aufwändig und langwierig gestalten und zudem höchste Konzentration erfordern. Lange und kurze Hörphasen sollen sich im bevorstehenden Vergleich über einen ausgedehnten Zeitraum abwechseln.
Wir hören „Come Away With Me“ von Norah Jones und stellen nach längerem Hören unter Verwendung des Sbooster Netzteils tatsächlich eine marginal feinere Differenzierung im Panorama fest. Übergänge von der Mitte zur Seite scheinen stufenloser zu verlaufen – der Klang wirkt räumlicher. Beim „Limehouse Blues“ (Jazz At The Pawnshop) stellt sich eine ähnliche Wirkung ein, es klingt als sei mehr Luft zwischen den einzelnen Schallereignissen. Beim Punch-Gewitter in „I Wanna Play for You Too“ von The Stanley Clarke Band liegen die Bässe mit dem internen Netzteil des Brooklyn DAC eng konzentriert in der Panorama-Mitte, mit dem Sbooster Netzteil wirken sie in ihren Dimensionen glaubhafter, außerdem vermitteln die Saitenanschläge mehr Druck. Einen ähnlichen Effekt stellen wir bei „Aqua Marine“ des Isao Suzuki Quartetts fest. Nach endlosen Hörsitzungen stellt sich Gewissheit bei allen Testhörern ein – mit dem Sbooster Netzteil steigt der phänomenal gut klingende Brooklyn mindestens eine Klasse auf, das Klangbild wirkt differenzierter, insbesondere die räumliche Abbildung strukturierter, Bühnen (Hotel California) stellen sich größer dar und die Tiefbasswiedergabe gewinnt an Substanz und Kraft.
Unterm Strich konnten wir eine eindeutige, wenn auch sehr subtile Klangverbesserung feststellen. Die Unterschiede werden mit zunehmender Hördauer immer deutlicher. Allerdings ist zu beachten, dass es sich bei diesem Test um einen reinen Hörvergleich handelt, und sich die Aussagen ausschließlich auf die untersuchten Probanden beziehen. Auf jeden Fall lohnt es sich, sofern die Anschlussmöglichkeit besteht, mit den Sbooster-Netzteilen die klanglichen Grenzen weiter auszuloten. Wir werden das bei künftigen Testberichten tun.
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