Hot Tools

In seiner allmonatlichen Kolumne stellt Autor Heiner Kruse in kurzer, knapper Form bekannte und nicht so bekannte Soft- und Hardware vor, bei denen ein genauerer Blick in jedem Fall lohnenswert ist. Alle Hot Tools →

Seit unserem ersten Test in Heft 03/20 sind im Lauf der Jahre viele neue Funktionen durch Updates für die 1010music blackbox hinzugekommen. Ganz frisch ist nun Version 3.0, in dem vor allem der interne Sequencer, viele Workflows und die Ansteuerung via MIDI verbessert wurden. Es wird Zeit für eine Neubetrachtung.

Blackbox Basics

Falls ihr das Gerät noch nicht kennt: Die Blackbox ist eine kleine Stand-alone- Workstation mit Touchscreen, die auf mobilen Betrieb ausgerichtet ist. Die minimalistisch designte Hardware im kompakten und robusten Metallchassis bietet einen Ein- und inklusive Kopfhörerausgang gleich vier Ausgänge in Stereo 3,5 mm Miniklinkenausführung, für die sich seit dem letzten Update auch blackboxintern die Lautstärken jeweils separat justieren lassen. Zudem bietet die Blackbox MIDI und Clock I/O’s sowie Hosting für via USB angeschlossene USB-Controller. Mit Strom lässt sich die Blackbox über eine USB-B-Buchse versorgen. Dafür ist eine externe Stromquelle, etwa eine kleine Powerbank, erforderlich.

Die Blackbox eignet sich nicht nur für spontanes mobiles Jammen, sondern dank guter Konnektivität, solider Benutzerführung und verbesserter Konfigurationsoptionen immer mehr auch als Bestandteil eines Live-Setups, etwa für Audio-Playbackelemente, die sich separat abmischen lassen, aber auch für umschaltbare MIDI Sequenzen und die Steuerung externer Klangerzeuger und des internen Samplers.

Letzterer arbeitet immer schon mit Stereosamples, beherrscht aber auch verschiedene Arten von Slicing (Slices können nun in verschiedenen Modi via MIDI angespielt werden) und einen deutlich verbesserten Granularmodus, mit dem ihr aus einfachen Samples Klangwolken entstehen lassen könnt. Gängige Synthesizer-Features (Filter, ADSR, LFO’s) und Polyphonie gibt’s ebenfalls – und damit liegt das Gerät gegenüber der Konkurrenz in vielerlei Hinsicht weit vorn. Der Mixer mit Vier-Band EQ, zwei Sendeffekten und einem Master-Kompressor gibt euch zudem eine solide Basis für den Einsatz von Effekten.

Das interne Keyboard lässt sich ebenso wie externe Controller nun noch besser den Pads und damit verschiedenen Klangquellen zuordnen. Den 16 Pads könnt ihr jeweils eigene MIDI-Kanäle zuweisen, sie polyphon spielen und diverse Trigger- und Polyphoniemodi einstellen.

Im Clip-Mode können Audiofiles zudem auch temposynchronisiert abgespielt werden, was nun mit optimierten Clock-Funktionen in der Praxis besser nutzbar ist. Allerdings sollten in diesem Modus genutzte Samples zuvor taktgenau geschnitten und optimiert werden. File-Editing ist nur rudimentär möglich, doch zumindest das Trimming und Renaming klappt.

Sequencer, MIDI & Co.

Der interne Sequenzer ist nun leistungsfähiger denn je und arbeitet mit Sequenzen, Szenen und Songs. Über die 16 Pads könnt ihr zudem nun 64 statt bisher 16 Sequenzen ansteuern, weil jedes Pad vier alternative Layer (A, B, C oder D) ansteuern und verwalten kann. Dann könnt ihr diese zu Szenen kombinieren und in bis zu 32 Szenen zu einem Song zusammenfassen, ganz wie in Ableton, Bitwig, Logic & Co. Für jede Szene könnt ihr einstellen, welche der 64 Sequenzen wie lang und wie oft wiederholt spielen soll – und außerdem noch, welche der 16 Pads zusätzlich getriggert werden sollen, etwa um synchronisierbare Clips abzuspielen. Szenen könnt ihr jetzt außerdem ebenfalls bequem via MIDI triggern. Das ist Spitze.

Jedes Blackbox-Preset kann ein Songarrangement verwalten. Im Praxistest klappte die Arbeit mit den neuen Workflows einfacher als erwartet, ich konnte schnell nacheinander Beats und Basslines einspielen, auch wenn es versteckte Tricks und Optionen gibt. Dazu zählen Modi für die Sequenzen, etwa ob ein spezielles Pad angesteuert wird (im Keys Modus) oder alle Pads gleichzeitig (im Pads Modus), wobei stets (und im MIDI Modus) MIDI ausgegeben werden kann. Auch eingehende MIDI-Daten lassen sich durchschleifen. Für komplexe und professionelle Setups könnt ihr jetzt außerdem einstellen, wie die Blackbox Clock Signale empfängt und ausgibt. Ihr könnt verschiedene Clock-Auflösungen (in ppq) für Ein- und Ausgang nutzen und auswählen, ob MIDI oder Clock via USB, TRS oder über beidem ein- und ausgehen sollen.

Die Blackbox 3.0 Presets lassen sich übrigens problemlos in die Eurorack Bitbox-Module Mk2 und Micro laden, diese Geräte sind nämlich settingkompatibel. Was dann an Features fehlt (kein Sequencer, nur acht Pads in Bitbox Micro) wird einfach ignoriert.

Bewertung: Profi Allround-Workstation im Miniformat für Live- und Studio-Setups
Wo: https://1010music.com
Wieviel: 650 €