In seiner allmonatlichen Kolumne stellt Autor Heiner Kruse in kurzer, knapper Form bekannte und nicht so bekannte Soft- und Hardware vor, bei denen ein genauerer Blick in jedem Fall lohnenswert ist. Alle Hot Tools →
Infiltrator 2 ist ein moderner Multieffekt des britischen Herstellers Devious Machines, der hierfür sogar mit euphorischen Testimonials von Brian Eno und Peter Gabriel für das Plug-in werben darf. Die erste Infiltrator Version erschien schon vor zwei Jahren, jedoch erhielt der Effekt erst kürzlich ein Upgrade auf Version 2.
Mit Infiltrator 2 könnt ihr komplexe rhythmische Effekte realisieren. Bis zu zehn Effekte können nacheinander angeordnet werden, dabei habt ihr die Wahl zwischen über 50 verschiedenen Effekten. Für jeden Slot könnt ihr eigene Modulatoren nutzen. Vergleichbare einzelne Features gab es zwar anderswo auch schon zu sehen, aber nicht in dieser Zusammenstellung. Gegenüber der Konkurrenz glänzt Infiltrator 2 vor allem durch die Kombination aus einer breiten Auswahl an Effekten gepaart mit den sehr zahlreichen und detailliert editierbaren Modulationsquellen.
Ihr könnt in Infiltrator 2 mittig gleich zwei verschiedene Hüllkurven pro Effektslot mit beliebig vielen Knotenpunkten (MSEG-Envelopes) zeichnen, die bis zu 128 Takte lang sein können, um den jeweiligen Effekt zu modulieren. Das erinnert ein wenig an die Shaperbox von Cable Guys. Auch eine globale Audio-Hüllkurve, die auf eingehende Signale reagiert, kann allen Effekten als Modulationsquelle dienen.
Neben den üblichen Tools wie Filter, EQ, Hall und Delay sind auch Vocoder, Varispeed, Slow, Reverse, Frequency Shifting, Reverse und FM sowie faszinierende FFT-basierte spektrale Effekte verfügbar. Vieles überzeugt bezüglich Sound und Design. So setzte ich im Test ein Model-20 Filter (angelehnt an KORG’s berühmtes MS20 Filter) in Slot 1 ein. Das klang nicht nur überzeugend, auch die Darstellung fand ich klasse, weil eine Grafik sichtbar macht, wie sich durch die Summe aller Modulationen und Einstellungen die Frequenzkurve verändert. Ähnlich klappt das auch bei anderen Effekten.
Distortion, Reverb und andere beherbergen zudem noch verschiedene Modi: Im Distortion Modul fand ich zwölf Klangvarianten, im Reverb drei, im Void Setting kann Hall endlos lang ausklingen. So beherrscht Infiltrator 2 eine große Palette an Effekten – von Verzerrungen über Rhythmus-, LoFi- und Glitch-Effekten bis hin zu Ambient-Texturen, auch wenn es keinen Granularmodus gibt.
Ein Step-Sequenzer kann zudem in einem Raster mit bis zu 32 Steps jeden der zehn Effektslots temporär aktivieren – das ähnelt dem Konzept von Sugar Bytes Effectrix. So kann ein temporär eingeschalteter langer Hall wie ein kurz eingestreutes Gated Reverb wirken. Am Ende der Signalkette findet ihr eine Mastereffekt-Sektion mit den Optionen Drive, Compress und Clean Bass.
Wer ganz von vorn starten will, kann oben im File-Menü ein Initlialisierungspreset finden. Ihr müsst euch aber nicht viel mit Programmierung beschäftigen, sondern könnt Presets nutzen und mit Macro-Controls die wichtigsten Parameter steuern und Infiltrator 2 musikalisch sinnvoll einsetzen. Vier Macros sind meist voreingestellt, ihr könnt aber bis zu acht nutzen. Ein Stöbern im Browser mit nun über 1.500 Presets (mehr als doppelt so viele wie beim Vorgänger) kann euch schnell einen Eindruck vermitteln, was dieses Plug-in kann.
Bewertung: Krass modulierbares Multieffekt-Plug-in (VST 2, VST 3, AudioUnit, Protools 64-bit AAX, Native Apple Silicon support)
Wo: https://deviousmachines.com/
Wieviel: 100 GBP/ca. 116 Euro
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