In seiner allmonatlichen Kolumne stellt Autor Heiner Kruse in kurzer, knapper Form bekannte und nicht so bekannte Soft- und Hardware vor, bei denen ein genauerer Blick in jedem Fall lohnenswert ist. Alle Hot Tools →
Oxi Coral ist wahrscheinlich ein Meilenstein in der Eurorack-Geschichte. Mit diesem Modul könnt ihr auf nur 14 HP Breite achtstimmige Polyphonie im Eurorack realisieren, habt verschiedene Klangerzeugungsmethoden zur Hand und könnt Details leicht verändern. Viel interessante Musiktechnologie kommt derzeit aus Spanien, Oxi aus Vigo ließ schon mit dem innovativen Sequencer „One“ aufhorchen, Module anderer spanischer Firmen wie Instruo oder endorphin.es beeindrucken mich ebenfalls.
Ihr könnt die acht Stimmen von Oxi Coral auch nutzen, um unterschiedliche Parts mit verschiedenen Engines zu spielen. Zusätzlich könnt ihr den Sound mit internen Effekten verfeinern. Jede Stimme hat einen eigenen Chorus-Insert Effekt und eine Send-Regelung zum Hall.
Die verschiedenen Engines greifen zum Teil auf Open Source Code von Mutable Instrument‘s zurück, welchen auch Behringer in seinem Brains Modul verwendet hat. Sowohl Plaits als auch Brains können allerdings nur jeweils eine einzige Stimme ausgeben – Coral hingegen acht. Damit bewegt sich Oxi Coral in einer ganz anderen Liga.
Die Ansteuerung erfolgt idealerweise via MIDI, ist aber auch via CV möglich. Letzteres benötigt kreative Lösungen und Kompromisse, weil eine CV Verbindung nur eine einzige Spannung übermittelt, um eine einzelne Tonhöhe anzusteuern. Via MIDI könnt ihr verschiedene Parts über eigene MIDI-Kanäle, via CV hingegen über Tonhöhenbereiche auf dem Keyboard ansteuern und zuweisen – und so Oxi Coral ein ganzes Ensemble mit Drums, Harmonien, Bass und Melodie spielen lassen.
MIDI im Eurorack ist ein neuer Trend. Das ist kein Wunder, wenn es mit Modulen wie Oxi’s Coral, aber auch 1010music’s bitbox möglich ist, eine solche Verbindung über ein kleines 3,5mm Stereo-Klinkenkabel herzustellen. Nach dem ersten Einschalten habe ich Coral mit einem MIDI-Kabel meines Nifty Keys-Keyboards über einen 3,5mm Stereo Miniklinken zu DIN MIDI Adapter verbunden (Coral akzeptiert MIDI A und MIDI B Adapter) und konnte sofort Akkorde spielen.
Die zwei Oszillatoren der ersten Engine gegeneinander zu verstimmen klingt toll, es ist auch leicht, das Timbre, Filter- oder Effekteinstellungen zu ändern. Die Bedienung ist weitgehend selbsterklärend, ein kleines Cheat-Sheet hilft. Ich konnte schnell erfolgreich Attack und Release einstellen. Decay und Release werden zwar in einem Regler zusammengefasst, doch das führt in der Praxis oft zum Ziel.
Der LED-Ring mit zehn LED’s zeigt zunächst die Lautstärke aktiver Voices an, hilft aber auch bei der Auswahl von Engines, Konfigurationen und dem Laden und Speichern von bis zu zehn Presets. Durch Drücken des Push-Encoders könnt ihr auf andere Engines umschalten. Ihr findet zehn – mit verschiedenen Syntheseformen (wie Virtual Analog, FM, Wavetable), Drum-Modellen und einem Wav-Player (mit Zugriff auf verschiedene Ordner und Samples). Via frontseitigem microSD Card Slot könnt ihr Audiodateien, aber auch eigene Wavetables aufspielen. Dabei hilft ein frei zugänglicher Editor. Harm, Timbre und Morph regeln, je nach Engine, verschiedene Parameter und Details und lassen sich auch via CV modulieren. So könnt ihr Bewegung in Sounds bringen, wie ihr es im Modularsystem gewöhnt seid.
Um die Bedienung auf wenig Platz möglich zu machen, gibt es Workarounds. So könnt ihr durch Halten des mittigen Push-Encoders jeweils auf am Modul in weiß ablesbare Secondary Parameter zugreifen. Oder zwei der zehn LED’s und deren Farben zeigen an, auf welcher Edit-Page ihr euch gerade befindet. Die Position eines Reglers und die tatsächliche Einstellung stimmen nicht immer überein – manchmal müsst ihr eine Einstellung erst „abholen“, indem ihr am Regler dreht.
OXI Coral bietet neben gutem und variantenreichem Sound eine sehr gelungene Kombination aus MIDI- und CV-Integration und bringt die modulare Welt ein Stück nach vorne.
Bewertung: Spanien, olé!
Wo: https://oxiinstruments.com
Wieviel: ca. 490 €
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