Working with a legend

Joël Grignard hat schon mit vielen Künstlern zusammengearbeitet. Für ein Musikprojekt der belgischen Instrumentalistin und Komponistin Catherine Graindorge wurde Iggy Pop mit ins Boot geholt. Wir sprachen mit Joël über das Projekt und seinen Werdegang.

Von Stefan Hofmann

Durch seine Zusammenarbeit mit Künstlern wie My TV is Dead und David Lund machte sich Joël Grignard einen Namen als Mixing- und Mastering-Engineer, Musikproduzent, Instrumentalist und Komponist. Zudem arbeitet er als Campus-Manager der United POP Akademie in Belgien. Seit einigen Jahren betreibt der Tausendsassa sein eigenes Studio – das Rubens Studio.

Zusammen mit der belgischen Instrumentalistin und Komponistin Catherine Graindorge und der musikalischen Legende Iggy Pop produzierte er die 4-Song-starke EP „The Dictator“, die ab 09. September dieses Jahres digital und als 12-Zoll Vinyl über Bandcamp angehört und gekauft werden kann. Wir haben mit Joël Grignard über seinen Werdegang, die Arbeit mit Catherine und Iggy Pop und mehr gesprochen.

 

Du bist Gründer und Besitzer des Rubens Studios und hast zudem mit vielen Künstlern als Musikproduzent, Komponist und Toningenieur gearbeitet. Erzähl uns doch etwas zu deinem Werdegang.

Joël: Mit ungefähr 20 Jahren habe ich angefangen professionell Musik zu produzieren. Das ist jetzt schon fast 30 Jahre her. Damals war ich in erster Linie als Musiker unterwegs, habe das Instrument Bass studiert und in sehr vielen Bands gespielt. Ich entschied mich dazu eine eigene Indie-Band namens Monsoon mit einer Kommilitonin zu gründen. Ich bin für die Komposition zuständig und sie für den Gesang und die Lyrics. Wir haben mittlerweile schon fünf Alben komponiert. Zu dieser Zeit konnten wir einen Deal mit BMG abschließen und hatten so unseren ersten Major Vertrag in der Tasche. Das Label hat dann ein Studio gemietet, in dem wir unser Album aufnahmen. Als der Release kurz bevorstand, wechselte der Director von BMG Belgien nach England und wurde durch jemand anderen ersetzt. Sein Nachfolger interessierte sich nicht sonderlich für Indie-Musik und wollte unser Album auch nicht veröffentlichen. Ich wies ihn auf unseren Vertrag hin. Er zeigte sich jedoch nicht sonderlich beeindruckt und sagte, wenn wir auf eine Veröffentlichung bestehen, würde er das Album in einer ganz kleinen Auflage in wenigen Läden anbieten. Das wäre für uns kein guter Weg gewesen unsere Musik zu vermarkten. Ich habe nebenbei als Tischler gearbeitet, um mit dem verdienten Geld unser Master zurückkaufen zu können, da die Rechte dafür beim Label lagen. Letzten Endes konnte ich das Master zurückkaufen und beschloss ein Label zu gründen und die Platte darüber zu veröffentlichen. Diese Erfahrung brachte mich dazu, nicht mehr mit großen Labels arbeiten zu wollen und independent zu sein. Zu dieser Zeit lebte ich in einem großen Haus zur Miete, das über eine 200 Quadratmeter große Werkstatt verfügte. Dort konnte ich mit meiner Band proben und Musik produzieren. Nach und nach kaufte ich weiteres Equipment und produzierte meine eigene Musik und für andere Künstler. Im Anschluss an mein Instrumenten-Studium begann ich eine Ausbildung zum Sound-Engineer. Vor 12 Jahren kaufte ich ein Haus mit einem großen Atelier, das ich zu einem professionellen Studio umbaute – das Rubens Studio.

Eine ganz besondere Zusammenarbeit: Iggy Pop und Catherine Graindorge sind nicht nur musikalisch auf einer Wellenlänge.

Das Rubens Studio ist ein professionelles Tonstudio, das mitten in Brüssel liegt. Du kannst hier bei deiner Arbeit auf das Beste aus beiden Welten zurückgreifen – Vintage-Analog-Technik und moderne digitale Tools. Auf was hast du bei der Entwicklung und beim Bau des Rubens Studio besonderen Wert gelegt, um diese Location zu etwas ganz Besonderem zu machen?

Joël: Ich habe damals mit einem Architekten und einem Akustiker zusammengearbeitet, um einen besonderen Raumklang zu erreichen. Die Bauarbeiten habe ich zusammen mit zwei Arbeitern umgesetzt. Im Mai 2011 konnte ich dann das erste Mal in meinem neuen Studio arbeiten. Bei der Entwicklung des Studios brachte ich meine Erfahrungen als Musiker und Audio-Engineer mit ein und versuchte das Beste beider Welten in den Bau mit einfließen zu lassen. Das Studio verfügt über viel Tageslicht. Das war mir sehr wichtig, stellte uns aber gleichzeitig vor eine große technische Herausforderung, da große Fenster zu akustischen Problemen führen können. Wir haben es jedoch geschafft diese Probleme in den Griff zu bekommen und das Rubens Studio zu einem Ort zu machen, in dem sich Musiker wohl fühlen und sich so auf ihre kreative Arbeit konzentrieren können. Auch die vielen Synthesizer, Effekt-Geräte und weiteres analoges Studio-Equipment sorgen für eine tolle Atmosphäre. Ich habe sehr viel Arbeit in die Akustik des Main-Rooms gesteckt. Mir war es wichtig ein Live-Feeling bei Recordings zu bekommen und dem Rubens Studio einen ganz speziellen Sound zu geben, der einzigartig ist. Viele Musiker kommen zu mir um einerseits auf meine Erfahrung als Engineer, Musiker und Komponist zurückzugreifen und andererseits, um die tollen Räumlichkeiten mit ihrem ganz speziellen, charakteristischen Sound zu nutzen. Mir war es auch wichtig eine gewisse Flexibilität bei den Aufnahmen zu haben. So kann ich Live-Aufnahmen in einem Raum realisieren, jeden Musiker aber auch in einer eignen Aufnahmekabine recorden. Für mich ist das Studio ein eigenes Instrument, das ich spielen kann, indem ich die akustischen Gegebenheiten anpasse.

Dein neuestes Projekt ist das Kollaborations-Album der belgischen Instrumentalistin und Komponistin Catherine Graindorge und der musikalische Legende Iggy Pop. Wie kam es zu diesem interessanten Projekt?

Joël: Catherine ist eine sehr enge Freundin von mir und ich kenne sie schon sehr lange. Sie hat in meiner Band Monsoon die Violine gespielt. Wir setzen gemeinsam viele Projekte um. Sie arbeitet auch als Komponistin und hat für viele Filme die Musik geschrieben. Wir recorden die Musik bei mir im Studio und sorgen für einen guten Mix. Viele ihrer Projekte werden auch über mein Label veröffentlicht. Ein Song ihres ersten Soloalbums schaffte es in die BBC-Radioshow von Iggy Pop. Er zeigte sich begeistert vom Sound der Platte. Catherine ist dann über Social-Media mit Iggy in Kontakt getreten, hat sich für die netten Worte bedankt und ihm gesagt, dass sie jederzeit für ein gemeinsames Projekt bereit wäre. Iggy hat dann auch wirklich geantwortet und zugesagt. Catherine arbeitet oft mit der RC-50 Loopstation von Roland und erzeugt so in Kombination mit einer Violine tolle Loops, die die Basis ihrer Songs bilden. Sie nutzt auch viele Effekte wie Distortion, Reverb und Delays. Als sie ein Demo fertig hatte, schickte sie es an Iggy Pop. Er hat uns daraufhin ein paar Test-Vocal-Spuren geschickt. Wir haben uns dann um die letzten Aufnahmen gekümmert und den ersten Mix erstellt. Das Ergebnis ging dann wieder zurück an Iggy, der anfing Lyrics zu schreiben und aufzunehmen. Wir waren sehr beeindruckt, als wir die erste Version gehört haben. Die finalen Vocal-Recordings nahm er dann in LA auf und schickte sie uns. Wir erstellten dann den Endmix. Die Arbeit mit ihm war sehr professionell. Er ist ein sehr freundlicher Mensch, der es einem einfach macht mit ihm zu arbeiten und es war eine tolle Erfahrung sich mit ihm auszutauschen.

Du zeigst dich bei diesem Projekt unter anderem für das Mixing verantwortlich. Auch die Vocals von Iggy Pop gingen durch deine Finger. Wie bist du an die Vocal Tracks dieser Legende herangegangen?

Joël: Ich habe versucht auszublenden, dass es sich um Iggy Pop handelt und versucht seine Stimme wie jede andere Stimme zu bearbeiten. Im Nachhinein war das der wichtigste Schritt, um zu einem tollen Ergebnis zu kommen, da die Last auf den Schultern weniger wurde (lacht). Wir haben uns so komplett auf den Klang der Produktion konzentrieren können. Iggy fand unseren ersten Mixvorschlag schon perfekt. Bei dieser Produktion hat wirklich alles sehr gut funktioniert.

Wir danken dir für das Gespräch.

Das Ergebnis der Kooperation: „The Dictator“ von  Catherine Graindorge featuring Iggy Pop ab sofort erhätlich