Loop-Pool
Mit dem Elastic-Player und der Armada an unterschied-lichen Sample-Libraries verspricht der deutsche Hersteller Ueberschall ein ganz neues Verständnis im Umgang mit klingenden Schleifen. Ob’s stimmt, klärt der Test zweier aktueller Loop-Libraries.
Von Michael Nötges
Zwei Library-Neuerscheinungen haben wir zum Anlass genommen, sowohl das Konzept des Elastic-Players, als auch den Klang der jeweiligen Samples genau unter die Lupe zu nehmen. Die Rede ist von den Sound-Libraries LoungeOramA und Trance ID 2. Beide sind mit rund zwei Gigabyte Content ausgestattet und durch die Dreingabe des kostenlosen Elastic-Players auf Mac und PC (VST, AU, RTAS) einsetzbar. Andere Daten-Formate werden nicht unterstützt. Als Nachfolger der Easy Listening Collection bedient die LoungeOramA-Library in erster Linie musikalische Genre wie Chill-Out, Trip-Hop, Electronica und Cool-Jazz, ist aber durch zahlreiche Vintage-Sounds auch für Freunde von 70-er- und 80-er-Jahre-Klängen eine kreative Fundgrube. Doch dazu später mehr.
Unterteilt sind die insgesamt 880 Samples in drei Kategorien: Mixes, Backings und Drums. Darunter sind Rhodes-Licks, analoge Synth-Sounds, Drum-Machine-Patterns, eingespielte Bass-Linien (Contra- und E-Bass), unterschiedliche Percussion- und Gitarren-Loops, sowie Atmos und FX-Klänge.
Trance ID 2 hingegen bedient, wie der Name schon sagt, ein etwas anderes Genre und stürzt sich auf neue musikalische Trends wie Neo-, Electro- und Tech-Trance, hat aber auch für Progressive- oder Minimal-Produktionen einige Leckerbissen an Bord. Die 1.000 Samples umfassende Trance-ID-2-Library ist in Bänken mit je vier Unterordnern organisiert: Main Mix, Variations, Intro/Outro und Single Drum Sounds. Wie bei LoungeOramA auch sind alle Loops in ihre Einzelteile zerlegbar, so dass beispielsweise die übereinander geschichteten Spuren eines Main-Mix-Loops (Drums, Percussions, FX-Sounds, Synth-Flächen, Atmos und Bass-Linie) separat abgerufen werden können. Trance ID 2 bietet außerdem eine Sammlung an einzelnen Drum-Sounds, um eigene Rhythmus-Patterns programmieren zu können.
Ein Player reicht, um alle Elastic-Libraries von Ueberschall zu verwalten. Das macht die flexible Kombination einzelner Loops aus verschiedenen Sound-Bänken möglich. Es muss lediglich ein Preset angelegt werden, das die ausgesuchten Loops den Tasten eines virtuellen Keyboards zuweist. Per MIDI sind diese dann, wie alle anderen Construction Kits auch, wie ein virtuelles Instrument spielbar. Ein Highlight sind sicherlich die beiden flexiblen Mapping-Tools: Chromatic-Map ermöglicht das Abspielen eines Sounds in chromatischen Schritten innerhalb einer Oktave. Slice-Map zerlegt einen Loop automatisch in kurze Abschnitte, die dann wie Einzeltöne gespielt werden können. Das führt besonders bei Drum-Loops zu kreativen Möglichkeiten und nach Wunsch zu vertrackten Break-Beats. Durch den so genannten Élastique-Algorithmus der Firma Z-Plane ist, wie wir uns selbst überzeugen können, flexibles Time- und Pitch-Shifting möglich und das fast ohne klangliche Einbußen. Bei allen Loops lässt sich die Lautstärke und das Tempo anpassen, sowie die Position im Stereo-Panorama und die Abspielrichtung verändern. Außerdem bietet der Player unterschiedliche Filter (High-, Low-Pass, Notch, Band) und einen Envelope-Modus, um das Ein- und Ausschwingverhalten der Sounds zu verfeinern. Viele der Parameter (Volume, Panorama, Reverse, Cut-Off-Frequency, Filter-Resonance, Envelope-Attack, -Release und Loopeye-
Position) können zudem automatisiert werden – MIDI macht’s möglich.
Die Loops von LoungeOramA klingen durch die Bank gut und überzeugen durch ihre amtliche Aufnahmequalität und einen angenehm organischen -Grundsound. Etwas mehr Offenheit in den Höhen und ein wenig mehr Tiefe vermissen wir an mancher Stelle, aber alles in allem kann sich die Produktion wirklich hören lassen. Mit von der Partie sind genauso chillige wie coole Grooves, geschmackvolle Rhodes-Sounds, organische Kontrabässe und gut klingende Akustikgitarren. Manche Sounds, wie die das Contruction-Kits Closer, sind esotherisch angehaucht und klingen ziemlich weichgespült, dafür überzeugen Sea of Sand oder Oceanwise in cooler Trip-Hop-Manier á la Morcheeba oder Hooverphonics. Andere, wie Rue de Plaisance, bringen ein wenig Bossa-Nova ins Spiel und Mambo reinkarniert die 70er im Latin-Style. Etwas mehr 80er, mit synthetischem Drum-Sound á la Roland 808 bietet Encounters und wer auf der Suche nach einem coolen Kontrabass-Groove oder funky Tunes im Vintage-Style ist, sollte sich die Construction Kit Paraglider und The Vibe vornehmen und bei chilligen Sounds der Kreativität freien Lauf lassen.
Die Loops von Trance ID 2 klingen technoid und etwas kühl, aber das sollen sie auch. Four-On-The-Floor gibt es bei allen Construction-Kits und die Auswahl an unterschiedlichen Dance-Bass-Drums ist riesig. Mal donnern sie brachial, mal sind sie fett und kompakt – Zurückhaltung gibt es kaum, schließlich soll im Club getanzt werden. Die Flächensounds bleiben meist relativ brav und sphärisch und bedienen unermüdlich Dance-, Trance- und Techno-Klischees (Ancient Plans, Outcast, Sunrise oder Westend). Extreme FX-Sounds finden sich zunächst weniger. Besonders spannend wird es aber immer, wenn wir uns Einzelsounds vornehmen. Hier zeigt sich die Library als wahre Fundgrube minimalistischer Elektro-Sounds und schräger Sound-Schnipsel (Minimalist, Skyline, Technoid), die richtig zusammengebaut, zu neuen coolen Tracks führen – dafür muss man etwas tiefer graben, aber es lohnt sich. Ein wenig mehr klangliche Abwechslung wäre bei Trance ID 2 trotzdem schön gewesen, aber die kann man sich ja aufgrund des flexiblen Elastic-Players selber schaffen.
Fazit
Kurz gesagt, ist LoungeOramA eine organisch klingende Fundgrube für Chill-Out- und Cool-Jazz-Produktionen. Trance ID 2 überzeugt mit unzähligen Drum-Sounds, sphärischen Atmos und einigen schrägen Minimal-Klängen.
Erschienen in Ausgabe 10/2008
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 99 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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