Audified Mixchecker
Fertige Mixe in unterschiedlichen Umgebungen abzuhören, kann hilfreich sein, ist aber aufwendig und zeitraubend. Der Mixchecker von Audified soll Abhilfe auf Knopfdruck liefern.
Von Freda Ressel
Wer kennt das nicht? Das im Studio gemixte Material klingt auf den dortigen Monitoren fantastisch, enttäuscht dann aber in anderen Umgebungen wie über die Heimanlage oder das Mobiltelefon mit In-Ear-Kopfhörern. Eine der Lösungen lautet daher: Den Mix auf eine CD brennen und in einigen Kontrollumgebungen anhören. Der Klassiker hierfür sind die Autoanlage sowie die Heimanlage, deren klangliche Eigenarten uns vertraut sind. Auch mit Kopfhörern gilt es einmal reinzuhören und idealerweise über das Mobiltelefon, denn die meisten Menschen hören Musik mittlerweile fast ausschließlich unterwegs. All diese Umgebungen zu testen, kostet natürlich Zeit, und die kann schnell teuer werden, besonders wenn Kosten für die Studionutzung anstehen. Die Entwickler des tschechischen Software-Herstellers Audified haben zur Lösung dieses Problems den Mixchecker erfunden. Das Plug-in, das sich in alle gängigen DAWs integrieren lässt, bietet insgesamt 12 verschiedene Abhörsimulationen, um Mixe auf Knopfdruck überprüfen zu können. Sollte dies zufriedenstellend funktionieren, wäre der Mixchecker ein extrem hilfreiches Tool, das mit einem Preis von 140 Euro auch nicht über die Maßen teuer daherkommt. Audified bietet außerdem eine 30-tägige Testversion an. Potentielle Käufer haben also Zeit, sich vor dem Kauf vom Nutzwert zu überzeugen.
Installation
Der Mixchecker ist für Mac OS (ab 10.6) und Windows (7 und höher) mit Einbindung über die Schnittstellen VST 2, VST 3, AU und AAX für 32 und 64 Bit-Systeme verfügbar. Zur Installation wird ein iLok-Account benötigt, die Lizenzaktivierung erfolgt allerdings ohne Dongle einfach über den iLok Licence Manager. Der benötigte Speicherplatz beträgt etwa 47 MB. Anschließend ist der Mixchecker im Plug-in-Bereich der DAW auffindbar.
Aufbau
Das GUI des Mixcheckers ist extrem simpel aufgebaut. Insgesamt stehen in drei untereinander liegenden Reihen 18 quadratische Tasten zur Verfügung. Die obere Reihe dient den Grundeinstellungen des Plug-ins: Drei Kompensationsschalter ermöglichen es dem Nutzer, eventuelle der Abhörsituation geschuldete Mängel auszugleichen. Bei der Nutzung von „Standard“-Monitoren mit 5-Zoll- oder 8-Zoll-Tieftönermembranen und Kopfhörern soll durch die Betätigung des jeweiligen Schalters der Frequenzgang angeglichen werden. Laut Hersteller werden so die bei kleineren Tieftönern schwächeren Bassfrequenzen etwas angehoben – natürlich nur im Rahmen der Möglichkeiten, die der Lautsprecher bietet. Bei der Kopfhörerkompensation sollen ungleichmäßige Frequenzgänge, die günstige Kopfhörer oft aufweisen, angeglichen werden. Klingt für uns etwas ungenau, schließlich sind Monitore und Kopfhörer doch von Modell zu Modell sehr unterschiedlich. Laut Audified ist aus diesem Grund für die Zukunft eine erweiterte Kompensationssektion mit mehr Auswahlmöglichkeiten geplant – das erscheint sinnvoll. Wir empfehlen, die klanglichen Unterschiede mit und ohne Kompensationsfunktion genau zu überprüfen, und im Zweifelsfall lieber ohne diese zu arbeiten.
Neben den Kompensationstasten liegt der Mono-Schalter, mit dem sich das Stereosignal auf seine Monokompatibilität überprüfen lässt, sowie ein Einstellbutton, über den ein Lautstärkeregler für jede Simulationsoption eingeblendet werden kann. Hinzu kommt der Bypassbutton, der sämtliche Einstellungen umgeht und das ursprüngliche Tonsignal abspielt.
In den beiden unteren Reihen finden sich die 12 Abhörsituations-Simulationen. Hier stehen ein klassischer Studiomonitor, ein würfelförmiger Monitor, On-Ear-Kopfhörer, Smartphone-, Tablet- und Laptoplautsprecher, eine Auto-Stereoanlage, ein Fernseher, eine Kompakt-Hifi-Anlage, ein Transistorradio, Computerboxen und In-Ear-Kopfhörer als Abhörmodelle zur Auswahl. Das Umschalten zwischen den einzelnen Simulationen ist denkbar einfach, ein Klick auf das jeweilige Symbol startet die Simulation nahtlos. A/B-Vergleiche sind also überhaupt kein Problem, eventuelle Lautstärkeunterschiede zwischen den einzelnen Wahlmöglichkeiten lassen sich schnell ausgleichen.
Um das Plug-in simpel und übersichtlich zu halten, wurden die Simulationen nicht kleinschrittig nach Herstellern eingeteilt. Laut Audified haben die Entwickler in professionellen Teststudios Messungen mit populären Vertretern jeder Gattung durchgeführt, um so einen Durchschnitt zu ermitteln, der für alle Geräte in etwa zutrifft. Dies ist vor allem bei Fernsehern und Smartphones, die es in unzähligen unterschiedlichen Ausführungen gibt, natürlich etwas vage, andererseits steht auch bei einem echten Abhörvergleich meistens nur ein Gerät zur Verfügung, das auch nicht für alle Modelle repräsentativ ist.
Klang und praktische Anwendung
Da die einzelnen Simulationen klanglich extrem unterschiedlich sind, empfiehlt es sich zunächst, den Mixchecker anhand von bekannten und hochwertigen Aufnahmen zu testen. Laut Audified sollte das Ziel sein, dass Mixe auf allen Simulationen gut klingen. Mit „gut klingen“ ist natürlich nicht die perfekte Klangabbildung gemeint, sondern, dass die musikalische Essenz der Produktion auch in der schlechtest möglichen Abhörsituation noch erfahrbar ist. Also auch auf Smartphone, Tablet und Laptop, deren Tonausgabe naturgemäß sehr bassschwach ist, während der Studiomonitor einen sehr ausgewogenen Frequenzgang hat, der sich im direkten Vergleich nicht weit vom ursprünglichen Signal entfernt. Wenn ein Musikstück mit schwachem Bass nicht mehr funktioniert, muss man darüber nachdenken, es anders zu mischen oder im schlimmsten Fall komplett umzuarrangieren.
Auffällig ist die erschreckend schlechte Tonqualität bei der In-Ear-Simulation. Audified erklärt diese damit, dass die meisten Konsumenten nicht auf besonders gute Kopfhörer achten und einfach die bei ihrem Smartphone oder MP3-Player mitgelieferten Exemplare verwenden. Bei dieser Simulation annehmbar Musik transportieren zu können, ist eine echte Herausforderung, denn hier hat man es mit einem „Worst Case“-Szenario zu tun. Ansonsten werden die klanglichen Eigenarten der jeweiligen Abhörsituationen relativ gut nachgestellt. So wird bei der Handysimulation das Signal deutlich komprimiert und verliert an Basswiedergabe, der Präsenzbereich ist dagegen überpräsent. Die Tabletsimulation ist dem sehr ähnlich, aber liefert etwas mehr Bass. Die Autosimulation bietet einen sehr vollen Bass- und Mittenbereich, zeigt dabei aber leichte Schwächen in den Höhen. Die On-Ear-Kopfhörersimulation ist ebenfalls stark komprimiert und gibt kaum Höhen ab – das Klangbild ist hier sehr dumpf.
Die Simulationen arbeiten bewusst eher mit dem Klangbild mittelklassiger Durchschnitts-Geräte als edler High-End-Produkte. Doch genau das ist letztlich bei der Mixbeurteilung auch sinnvoll – der durchschnittliche Endverbraucher ist nämlich kein Hi-Fi-Enthusiast.
Werden die musikalischen Hauptmerkmale im eigenen Mixing-Setup und zumindest in den meisten Simulationen ordentlich repräsentiert, ist davon auszugehen, dass sie auch beim Endverbraucher zufriedenstellend klingen werden und es keine negativen Überraschungen gibt.
Im Test passten wir Eigenaufnahmen mit entsprechenden EQ-Einstellungen (eine leichte Anhebung der Bässe und Mitten) im stetigen Vergleich zum Original-Mixing-Setup an die Simulation des Mobiltelefons an und hörten den neuen Mix dann im Vergleich zum Original über unsere Mobiltelefonlautsprecher sowie unsere vertrauten, günstigen In-Ears. Tatsächlich klang das Ergebnis im Reality-Check deutlich runder als der ursprüngliche Mix, und durch Anpassung der beiden Mixe aneinander konnten wir schnell ein zufriedenstellendes Ergebnis für beide Abhörsituationen erreichen.
Fazit
Der Mixchecker ist ein sehr intuitives, praktisches Tool, um Mixe in verschiedenen Abhörsituationen schnell zu vergleichen. Die Simulationen sind in den meisten Fällen gut gelungen und erlauben eine relativ realistische Beurteilung der Mixe in weniger idealen Abhörsituationen.
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