Von Georg Berger
Synthesizer-Sounds satt enthält die Titan 2 Library von Best Service. Genauer gesagt umfasst die Klangsammlung Sounds und Klangerzeuger aus rund 45 Jahren Synthesizer-Geschichte und hält so ziemlich jede Form von Klangsynthese vor, die in nicht mehr und nicht weniger als rund 13.000 Presets zusammengefasst wurden. Das sind im Vergleich zur Vorversion fast doppelt so viele Presets, die sich jetzt auf knapp 25 Gigabyte komprimiert verteilen. Tatsächlich sind es sogar 80 Gigabyte Datenvolumen, wobei die Sounds beim Abspielen dynamisch entpackt werden. In Version 2 sind nunmehr über 260 Instrumente enthalten, wobei auch nicht Halt vor virtuellen Klangerzeugern gemacht wurde. Lag der Schwerpunkt in der Vorversion noch auf den Sounds von Hardware-Synthesizern, erweitert Titan 2 das Repertoire jetzt um Sounds für alle Arten von Dancefloor, EDM, aber auch bombastische Klangcollagen und Soundscapes sowie Drum-, Effekt-Sounds und schließlich auch quirlig-lebendige Arpeggiator- und Sequenzer-Presets. Damit stellt sich Titan 2 sowohl zeitlos-historisch als auch topmodern und aktuell dar. Angesichts dieser geballten Menge und Vielfalt an Klängen dürfte ausnahmslos für jeden etwas dabei sein. Als Abspiel-Software dient einmal mehr der von Magix entwickelte Engine-Player. Neu in Version 2 ist eine überarbeitete Quick-Edit-Oberfläche, die ungleich tiefer gehende Eingriffsmöglichkeiten bietet als die eher rudimentär ausgestattete Vorversion. Davon profitieren auch die Sounds aus Titan 1. So finden sich in der oberen Hälfte der Quick-Edit-Oberfläche jetzt gleich zwei identisch ausgestattete Synthesizer-Sektionen mit Modulations-Optionen, umfangreicher Filter-Sektion nebst Hüllkurven für Filter und Lautstärke sowie eine Effekt-Sektion mit fünf separat schaltbaren Effekten. In der unteren Hälfte ist eine Master-Sektion integriert in die beide Klang-Module laufen. Highlights dort sind der Arranger, Step Sequenzer und der Arpeggiator, der als extra Feature das Laden von MIDI-Files gestattet. Neu ist der sogenannte Attacker, der als eine Gesamt-Tonhöhen-Hüllkurve sowohl für ein Portamento, als auch für ein effektvolles Ausgestalten der Attackphasen von Sounds sorgt. Hinzu gesellt sich eine Random-Sektion die je nach eingestellter Intensität den Sample-Start, die Tonhöhe, Anschlagsdynamik oder das Panorama dynamisch ändert und den Klängen nochmals Leben einhaucht. Eine Master-Filter-Sektion sowie der Faltungshall, der jetzt mit rund 1.000 Impulsantworten bestückt ist, runden die wichtigsten Funktionen der Master-Sektion ab. Titan 2 hat jedoch noch weitaus mehr Funktionen sowohl auf der Quick-Edit-Oberfläche, als auch im Pro-Edit-Dialog zu bieten. Ambitionierte Klangschrauber können damit auf lange Sicht den Sounds das richtige Kleid verpassen. Uns ist bislang jedenfalls kein Mitbewerber-Produkt begegnet, das in gleichem Maße solche Eingriffe erlaubt. Um der Übermacht an Sounds Herr zu werden, hat Best Service das Repertoire einerseits in Kategorien wie Bass, Pads, Leads, Brass, Woodwinds und dergleichen unterteilt. Daneben sind die Presets in der Titan 2-Abteilung noch einmal nach Synthesizern sortiert, wobei es im Test Spaß macht, aus verquasten Wortschöpfungen wie „Artheim SEM V“ auf den Original-Klangerzeuger zu schließen. Das Gleiche hätten wir uns auch noch für das Repertoire der Titan 1 Sounds gewünscht. Jedenfalls kommen wir mit dieser Sortierung bestens zurecht. In Sachen Klang bestach schon die Vorversion mit einem ohrenfälligen Hochglanz-Klang, der selbst den ollen Analog-Schlachtschiffen das gewisse Etwas verliehen hat und auf ein entsprechendes Sound-Processing schließen lässt. In Titan 2 setzt sich dieser Highend-Glanz nahtlos fort. Die neuen Sounds sind durch die Bank weg inspirierend und musikalisch sehr gut verwendbar, was für das Know-how der Programmierer spricht. Highlights sind in jedem Fall die vielen Sequenzer-Sounds und Soundscapes. Zusammen mit der Möglichkeit, jetzt zwei Sounds in weiten Teilen unabhängig voneinander zu bearbeiten und gleichzeitig abzuspielen, erweitern sich die Gestaltungsmöglichkeiten enorm und machen aus Titan 2 mehr als die Summe seiner Einzelteile.
Erschienen in Ausgabe 1/2016
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 199
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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