Kurztest: Cloud Microphones Cloudlifter CL-2

Von Sylvie Frei

Der US-amerikanischen Mikrofonhersteller Cloud Microphones ist Ihnen vielleicht noch ein Begriff. In unserem letzten großen Gesangsmikrofonvergleichstest war sein aktives Bändchen-Mikrofon JRS-34 unser absoluter Spitzenklasse-Favorit. Doch Cloud baut auch passive Bändchen-Mikrofone und die sind bekanntlich, wie alle dynamischen Mikrofone, sehr leise. Manchmal so leise, dass selbst ordentlich aufgestellte Mic-Preamps auf Volllast arbeiten müssen, um sie ausreichend zu verstärken. Voll Aufdrehen bedeutet aber auch, dass sich (je nach Messwert) das Eigenrauschen des Preamps bemerkbar machen kann, was sich natürlich negativ auf die Klangqualität auswirkt. Um dies zu verhindern hat der Cloud nun den sogenannten Cloud Lifter geschaffen, ein phantomgespeister „Pre-Pre-Amp“ für passive Mikrofone (egal ob Bändchen oder andere dynamische), der diese, noch bevor das Signal in den eigentlichen Vorverstärker geht, um pauschal 25 dB verstärkt. Auf diese Weise lässt sich der eigentliche Preamp auf Ideallast betreiben, das Signal soll ein Optimum an Klangqualität behalten. Cloud hat seinen Signal-Optimierer und Pegelangleicher in bislang vier unterschiedlichen Varianten im Angebot. Wir haben uns mit dem Cloudlifter CL-2 der zweikanaligen Variante angenommen, die für eine UVP von 356 Euro zu haben ist.
Äußerlich kommt der CL-2 als kleines, sauber verarbeitetes, in Cloud-Blau lackiertes Metall-Kästchen her, das lediglich zwei XLR-Eingänge und zwei XLR-Ausgänge besitzt. Regler oder ähnliches werden bei einer festen Verstärkungsmenge natürlich nicht benötigt. Das Setup ist dadurch denkbar einfach: Dynamische(s) Mikrofon(e) an den CL-2 angesteckt, den CL-2 mit dem Mikrofonverstärker verbunden, Phantomspannung aktiviert, Signal ausgesteuert, los geht’s!
Im Messlabor macht der CL-2 schon einmal eine gute Figur. Der Frequenzgang des CL-2 zeigt sich linear und unauffällig. Die Empfindlichkeit der Mikrofoneingänge ist mit -94,2 Dezibel sensationell – damit kann der Pre-Pre-Amp tatsächlich auch das leiseste dynamische Mikrofon soweit auf Touren bringen, dass der oft weit weniger empfindliche Preamp deutlich entlastet wird und eher den Pegel eines Kondensatormikrofons bekommt. Seine feste Verstärkung messen wir allerdings auf pauschale +19 Dezibel – nicht wie vom Hersteller versprochen +25 Dezibel, was aber für die meisten Mikrofone und Preamps ausreichen dürfte, um einen gewaltigen Unterschied zu machen. Die Werte für den Geräusch- und Fremdspannungsabstand sind mit 77,0 beziehungsweise 74,1 Dezibel sehr gut. Das FFT-Spektrum verheißt ein etwas angewärmtes Klangbild: Der sehr gute Noise-Floor wird durch Peaks auf k2- und k3-Höhe deutlich überschritten, was bei annähernd -40 Dezibel (k2) bereits als leichte harmonische Färbung hörbar werden könnte. Die Gleichtaktunterdrückung bewegt sich um durchgehend gute -65 Dezibel. Der Klirrfaktor geht mit Werten zwischen 0,15 und 0,004 Prozent in Ordnung.
Wir haben den CL-2 im Professional audio-Studio Gesangsaufnahmen mit dem dynamischen Mikrofon Shure KSM8 (Test in Professional audio 5/2016) angefertigt, das wir einmal mit, einmal ohne CL-2 an unseren Lakepeople-Preamp angeschlossen haben. Das Mikrofon hat eine Empfindlichkeit von 1,85 mV/Pa – zählt also zu den leisen dynamischen Mics und ist damit ein idealer Testpartner für den CL-2. Der Unterschied zwischen den Aufnahmen mit und ohne CL-2 ist gravierend und das nicht nur durch die geringere Aussteuerung, die dank des Pre-Pre-Amps möglich ist. Auch die Qualität des Signals verändert sich merklich. Mit dem CL-2 klingt die Stimme über das KSM8, das ohnehin einen sehr ausgeglichenen, natürlichen und schönen Klang besitzt, noch eine ganze Spur runder, wärmer, weicher und gleichzeitig definierter und geordneter. Hinzu kommt außerdem einen edel-analog-anmutenden Highend-Anstrich, der uns überaus gut gefällt. Die Aufnahme gewinnt dadurch an Anmut und Detailreichtum, wie wir das durch einen simplen Verstärker vor dem Vorverstärker nicht erwartet hätten – wir sind begeistert. Wer häufig mit sehr leisen, passiven, dynamischen Mikrofonen aufnimmt, sollte ernsthaft über die Anschaffung eines Cloudlifters nachdenken. Der entlastet nicht nur den Preamp, sondern hebt auch die Signalqualität wortwörtlich auf Wolke 7.

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