Von Georg Berger
Softube hat sich mit dem Konstrukteur und ehemaligen Firmen-Eigner von API und Tonelux Paul Wolff zusammengetan und zwei höchst seltene, 1979 von ihm konstruierte und nie in Serie gegangene Effekte emuliert: Den Fix Flanger und Fix Doubler, die beide zusammen als Bundle für xxx Euro erhältlich sind. Beide Effekte ahmen dabei beliebte Kniffe nach, die noch aus der Ära der Bandmaschinen stammen, wobei die Ausstattung beider Plug-ins versucht, diese Prozesse via Parameter nachzubilden. Besonderheit: Beide Plug-ins sind Sonderformen eines Delay-Effekts und warten mit einer LFO-Sektion auf, um das verzögerte Signal entsprechend lebendig zu gestalten. Während sich der Doubler-Effekt primär zum Anfetten, sprich verdoppeln, von Signalen anbietet, sorgt der Fix Flanger für den sattsam bekannten hohlen, fauchenden, bisweilen metallisch klingenden Sound.
Der Doubler arbeitet in einem Bereich zwischen drei bis 75 Millisekunden, einem Bereich der von Flanging, über Chorusing bis hin zu Pseudo-Hall und leichten Slapbacks die typischen Delay-Effekte abdeckt. Im Test stellen wir per Offset-Regler einen Ausgangs-Delay-Wert ein. Anschließend wird per Sweep bestimmt, wie groß die Abweichung von diesem Ausgangswert sein soll, die schließlich per Rate-Regler mitsamt Auswahl von Wellenformen (Sinus, Dreieck, Zufall) realisiert wird. Auffällig: Die Amplituden der Wellenformen sind zumeist im positiven Bereich, erweitern also den Delay-Wert und verringern ihn, einmal in Bewegung versetzt, ungleich geringer. Über Regeneration wird wahlweise ein in der Phase positives oder negatives Feedback eingestellt und eine schaltbare Stereo- und Dual-Sweep-Funktion sorgt für zusätzliches Anfetten des Sounds.
Im Test besticht der Fix Doubler durch einen wunderbar herrlich anmutenden Analog-Sound. Signale klingen durch ihn angenehm weich. Ähnlich wie der berühmte ADT-Effekt der Beatles (siehe Test in Heft 4/2014), schafft es auch der Fix Doubler, dünne Stimmchen ordentlich anzufetten, ja ihnen sogar einen leichten chorähnlichen Charakter zu verleihen. Als Delay-Effekt rückt er die Signale aber auch leicht nach hinten. Richtig eingestellt, ist dabei nichts von den üblichen Tonhöhen-Verschiebungen à la Chorus zu hören, wenngleich der Doubler auch das auf dem Kasten hat. Aber anders als klassische Chorus-Effekte klingts im Doubler auf eigentümliche Weise immer etwas sauberer, subtiler. In Extremstellungen kann er aber auch schnell metallisch klingen und in hohen Rate-Einstellungen Signale in der Tonhöhe ordentlich zum Zittern bringen.
Ganz anders tritt hingegen der Fix Flanger auf: Anstelle einer, verfügt er über gleich zwei Sweep-Sektionen mit deren Hilfe das Verzögern und Fauchen realisiert wird. Ähnlich aufgebaut wie im Doubler ist die Auto-Sweep-Abteilung. Zusätzlich gibt es dort einen Envelope-Parameter, der ähnlich einem Hüllkurven-Folger über die Amplitude des Eingangssignals die Effektstärke kontrolliert. Die Manual-Sektion kommt mit zwei schaltbaren Modi (Offset, VSO), einem Mix-Regler zum Überblenden zwischen Auto- und Manual-Sweep sowie dem mächtigen VSO (Variable Speed Oscialltor)- und einem Servo-Regler. Der VSO-Knopf übernimmt dabei die Rolle der manuell einstellbaren Abspielgeschwindigkeit einer Bandmaschine, die leicht gegen eine zweite versetzt wird. Der Servo-Parameter realisiert dabei einen ganz leichten Tonhöhen-Versatz, ähnlich wie das Anlaufen des Motors. Die Bedienung des Fix Flangers ist mit dieser markanten Ausstattung anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, wobei dem VSO-Regler eine besondere Rolle zuteil wird, wenn es darum geht, interessante Flanger-Sounds zu kreieren. Einmal verstanden eröffnen sich wahre Flanger-Welten mit dem Fix Flanger. Er kann sowohl subtil und weich, als auch vordergründig fauchend und metallisch fremdartig klingen, bös verzerrte Vibrato-Effekte inklusive. Auffällig ist aber trotzdem der stets feine Klangcharakter, der ihn wohltuend vom Großteil der virtuellen Mitbewerber absetzt. Genial: Mit Hilfe des VSO-Reglers sind sogar Effekt-Morphings möglich, die mit klassischem Flanging beginnen, über Chorus hin zu Pseudo-Hall und Slapback-Echos gehen und wieder zurück. Das hat nun wahrlich bislang kein anderer Flanger zu bieten und lässt den Fix Flanger aus der Masse herausstechen. Mit beiden Plug-ins legt Softube zwei Prozessoren mit sehr feinem, analogen Klang vor, um Signale nachhaltig anzufetten und ihnen Charakter zu verleihen, was teils sogar schon süchtig macht.
Erschienen in Ausgabe 1/2016
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 140
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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