Kurztests: Shure KSM8 Dualdyne

Von Sylvie Frei

Pro Audio-Hersteller Shure ist unter anderem dafür bekannt, besonders solide und vielseitige dynamische Mikrofone zu bauen. So zählen die Bühnenmikrofone SM57 und SM58 zur absoluten Standard-Ausstattung von Bühnen- und Studio-Profis. Doch auch bewährte Konzepte entwickeln sich über die Jahre weiter. So hat Shure seinem neuen KSM8 Dualdyne, seines Zeichens ebenfalls ein dynamisches Mikrofon, welches in erster Linie für Gesang und Sprache auf der Bühne konzipiert wurde, ein neues Kapselkonzept verpasst. Das KSM8 besitzt als erstes dynamisches Mikrofon zwei Membranen, eine aktive und eine passive (daher der Namenszusatz Dualdyne), die den elektrodynamische Wandler so optimieren, dass kaum ein Nahbesprechungseffekt oder außeraxiale Klangverfärbungen auftreten. Dadurch soll der Sänger/Sprecher deutlich freier sein, was die Handhabung des Abstandes zwischen Mund und Mikrofon angeht. Das KSM8 kostet 499 Euro (UVP) und kommt entweder mit einem schwarzen oder einem edel anmutenden Gehäuse mit gebürsteter Nickeloberfläche daher. Eine Mikrofonstativ-Klemme und ein robustes Aufbewahrungs-Etui sind im Lieferumfang enthalten.
Das KSM8 wird in Mexiko gefertigt und ist rundum grundsolide verarbeitet. Das Design wirkt absolut edel, besonders in der elegant-silbrigen, rundum vernickelten Version. Die Kapsel verbirgt sich unter einem gehärteten, druckunempfindlichen Drahtgeflechtkorb, der mit einem wasserabweisenden Gewebe und einer dünnen Schicht Schaumstoff in Einsprechrichtung ausgekleidet ist. Der Griff ist absolut glatt und liegt gut in der Hand. Mit einem Gewicht von 300 Gramm ist das Mikrofon auch nicht übermäßig schwer.
Das KSM8 besitzt eine Nierencharakteristik, die Einsprechrichtung ist – wie bei Handmikrofonen üblich – oben. Schalter zum Stummschalten oder ähnliches besitzt das KSM8 nicht – hierbei ist bei Bühnenauftritten der verantwortliche Sound-Engineer gefragt. Das Mikrofon verfügt über einen gewöhnlichen XLR-Anschluss (männl.), der sich mit dem Mikrofonverstärker verbinden lässt. Mit einer Eingangsempfindlichkeit von nur 1,85 mV/Pa (Herstellerangabe) zeigt das KSM8 außerdem, dass es einen absolut kraftvollen Preamp benötigt. Derart geringe Werte sind allerdings für dynamische Mikrofone noch absolut normal. (Achtung: Dynamische Mikrofone sind fast immer passiv und benötigen daher keine Phantomspannung!) Alternativ ist das Mikrofon übrigens auch als Bestandteil eines Funkmikrofon-Sets bei Shure erhältlich oder als Kapsel-Upgrade eines bereits vorhandenen Shure-Handsenders.
In der Praxis zeichnet sich das KSM8 mit einem durch und durch natürlichen, überaus konsistenten und transparenten Klang aus, der die Stimme des Sängers fast gänzlich unbeeinflusst lässt. Bässe, Mitten und Höhen kommen absolut ausgewogen und gleichwertig daher – keine Spur von Präsenz- oder Höhenanhebung. Zudem wirkt der Klang aufgrund der Nierencharakteristik sehr intim und unmittelbar. Feinste Nuancen der Artikulation und des Vibratos werden differenziert dargestellt, aber nicht überbetont oder übermäßig herausgearbeitet. Für Plosiv-Laute ist das Handmikrofon dank dem ausgekleideten Korb sehr unanfällig – es ist also keine erhöhte Vorsicht beim Singen oder eine zusätzliche Windschutzkappe erforderlich. Hineinatmen sollte dennoch vermieden werden, allein schon aus hygienischen Gründen. Ein Nahbesprechungseffekt ist, wenn überhaupt, nur marginal spürbar. De facto haben wir als Sänger freie Wahl, ob wir das Mikrofon fast mit den Lippen berühren oder es lieber mit ein, zwei Hand breit Abstand zum Mund halten wollen – der Klang bleibt quasi unverändert gut. Das Nachsehen haben indes alle Beatboxer- und Vocalisten, die gezielt mit einem Nahbesprechungseffekt arbeiten wollen.
Insgesamt zeigt das KSM8 unabhängig von der Technik einen konsistenten, ausbalancienten und überaus natürlichen Stimmklang – ganz egal, ob kantige Rock-Vocals, samtige Bluesmelodien oder eine klassische Koloratur, Sopran, Alt, Tenor oder Bass. Das Mic klingt nach der natürlichen Stimme des Sängers, nicht nach der eines mikrofonierten Sängers. Aufgrund seines konsistenten und natürlichen Klangbildes muss sich das KSM8 nicht auf den Bühneneinsatz beschränken – auch im Studio kann es einer authentischen Vocal-Performance – ganz ohne Präsenz-, Höhen- und Nahbesprechungs-Klischees – durchaus zu Gute kommen. Wir empfehlen das KSM8 allen Sängern und Vocalisten, die ein treues Abbild ihrer eigenen, unveränderten Stimme und ein unkompliziertes Bühnenhandling wünschen. Dafür ist das KSM8 eine ideale Wahl.