Alles im Griff
Sie sind der Suche nach einem amtlichen Monitoring-Controller für den Studio-Hörplatz? Drawmer hat mit dem MC3.1 ein vielseitiges, professionelles Exemplar im Angebot, das Ihnen gefallen könnte…
Von Sylvie Frei
Der englische Hersteller Drawmer stellt bereits seit 1981 analoge und digitale Audio-Geräte her, die in der professionellen Szene wie im Hi-Fi-Bereich einen guten Ruf genießen. Auch Monitoring-Controller gehören zur Produktpalette des Herstellers, so etwa der Drawmer HQ, den wir in der Professional audio 11/2013 getestet haben. Dieser richtet sich an ein Mischpublikum aus Pro- und Hi-Fi-Nutzern, wobei der professionelle Nutzer sich eher hinten anstellen muss. Die Funktionen, die im Studio zum „täglich Brot“ gehören, sind nämlich nur über eine optional zukaufbare Fernbedienung zugänglich, was bei einem Gerät von über 4.000 Euro (UVP) natürlich zur Budgetfrage wird. Da sieht es beim MC3.1, dem aktuellsten Drawmer Controller-Modell, dem wir uns in diesem Test annehmen, ganz anders aus. Für 1.129 Euro (UVP) bietet der MC3.1 edelste Komponenten, viele gängige und ein paar außergewöhnliche Monitoring-Funktionen inklusive einer extra Cue-Mix- und Talkback-Sektion sowie der Möglichkeit, gleichzeitig drei Monitorpaare plus Subwoofer und zwei Kopfhörer anzuschließen. Was der MC3.1 sonst noch für das Studio zu bieten hat und vor allem, wie er sich praktisch, klanglich und messtechnisch anstellt, haben wir für Sie ausprobiert.
Äußerlichkeiten
Der MC3.1 verbirgt sich in einem robusten, etwas klobigen Stahlgehäuse, das mit einer schwarzen Blende aus gebürstetem Aluminium verkleidet ist. Sie bedeckt die Vorderseite, Oberseite und Teile der Rückseite des Geräts. Der Monitor-Controller bringt 2,5 kg auf die Waage und kann dank der rutschfesten Standfüße sicher auf dem Desktop platziert werden. Auf der zum Betrachter hin angeschrägten Oberseite sind sämtliche Bedienelemente untergebracht, auf der Rückseite die Mehrzahl der Anschlüsse.
Das Gerät ist insgesamt ordentlich verarbeitet. Die Anschlüsse sind sauber mit dem Gehäuse verschraubt. Allerdings ragt die Aluminiumblende ein wenig über das Stahlgehäuse hinaus. Außerdem schrammte im Test das zentral angeordnete große Potenziometer zunächst unangenehm auf der Aluminiumblende. Ein stärkeres Ziehen am ansonsten angenehm cremig arbeitenden Endlosdrehregler behob das Problem allerdings und verschonte uns beim restlichen Test vor ohrenfeindlichen Kratzgeräuschen.
Die Bedienelemente – Druckknöpfe und Drehregler – sind aus Metall gefertigt und machen einen wertigen Eindruck. Als Indikatoren, welche Funktionen gerade aktiv sind, dienen diverse LEDs in unterschiedlichen Farben.
Das Bedienlayout macht einen sehr aufgeräumten und logisch gegliederten Eindruck. Auch ohne ein Handbuchstudium lässt sich der MC3.1 sofort intuitiv bedienen – ideal für Abhörplätze, an denen häufig wechselnde Personen mit unterschiedlichem technischem Background abhören.
Auf der Unterseite finden sich Stellschrauben für alle insgesamt 7 Monitor-Anschlüsse, welche das Angleichen der Ausgangspegel ermöglichen. Dies ist vor allem bei unterschiedlich lauten Monitoren, die selbst keine Pegel-Regelung bieten, ein dankbares Feature. Für die Justage benötigen wir einen flachen Schraubenzieher – im Zweifelsfall tut es aber auch ein anderer spitzer Gegenstand.
Was geht rein? Was kommt raus?
Eingänge
Der MC3.1 besitzt drei analoge Eingangspaare, zwei in XLR-, eines in Cinch-Ausführung. Dort lassen sich analoge Line-Signale, etwa aus dem Wandler, Mischpult, Interface oder der Stereo-Anlage anschließen. Hinzu kommt der auf der Oberseite verortete Aux-Eingang für 3,5 mm Stereo-Miniklinken mit eigener Lautstärkeregelung, der praxisgerecht das direkte Anschließen eines Mobilgeräts oder Digital Audio Players erlaubt. So ist es möglich, die mobile Playlist auch mal in der amtlichen Abhörsituation im Studio zu hören, zu einem Playback aufzunehmen oder einfach nur neues MP3-Demo-Material vorzuführen, um beispielsweise eine Songauswahl für eine geplante Recording-Session zu treffen.
Auch ein Stereo-Digitalsignal lässt sich an den MC3.1 problemlos anschließen. Der dafür gedachte XLR-Anschluss kommt mit den beiden wichtigsten professionellen Digitalformaten AES/EBU und S/PDIF-Signalen zurecht und kann mit einer maximalen Auflösung von bis zu 192 Kilohertz bei 24 Bit arbeiten. So lassen sich auch Digitalrecorder, CD-Player und ähnliches anschließen.
Ausgänge
Auf der Ausgangsseite bietet der MC3.1 sechs XLR-Anschlüsse für bis zu drei unterschiedliche Aktiv-Monitorpaare (respektive Endstufen für Passiv-Monitore) plus einen siebten XLR-Anschluss für einen Subwoofer oder Mono-Lautsprecher (oder eine entsprechende Endstufe).
Hinzu kommen zwei praxisgerecht auf der Vorderseite befindliche 6,3 mm Stereo-Klinkenanschlüsse für zwei Kopfhörer. Diese können entweder das Hauptsignal oder ein alternatives Cue-Mix-Signal (dazu später mehr) für das Musiker-Monitoring ausgeben.
Sonstige Anschlüsse
Außerdem ist der MC3.1 mit einem 6,3 mm Klinkenanschluss für ein externes Mikrofon ausgestattet. Ein solches lässt sich als Alternative für das kleine interne Mikrofon benutzen, das sich in der Talkback-Rubrik auf der Geräteoberseite unter der Perforierung befindet. Beide sind für den integrierten Talkback-Weg gedacht, welcher dem Aufnahmeleiter in der Regie einen einfachen Weg bietet, dem Musiker im Aufnahmeraum Anweisungen zu geben.
Ein weiterer 6,3 mm Klinkenanschluss steht für den Einsatz eines Fußschalters bereit. Dieser lässt die Talkback-Funktion ein- und ausschalten, eine bequemere Alternative zum Halten des Druckknopfs in der Talkback-Rubrik.
Außerdem verfügt die Talkbacksektion über einen Ausgang (6,3 mm Klinke), der sich mit einem einfachen Monolautsprecher im Aufnahmeraum verbinden lässt und so zusätzlich zum Cue-Weg die Talkback-Anweisungen wiedergeben kann.
Ähnliches steht auch für die Cue-Sektion selbst bereit. Sie besitzt ein Paar 6,3 mm Klinkenausgänge, die es zum Beispiel dem Musiker im Aufnahmeraum ermöglichen, mit Monitoren anstatt Kopfhörern einzuspielen oder – falls gewünscht, das Cue-Signal mitzuschneiden.
Außerdem verfügt der MC3.1 über einen Stromanschluss für das externe 15 Volt-Netzteil.
Funktionsumfang
Wie Sie vielleicht bereits aus den vorherigen Abschnitten erahnen können, ist der MC3.1 ein sehr gut ausgestatteter Monitor-Controller. Doch der Reihe nach:
Routing-Features
Das Signal-Routing gelingt mit dem MC3.1 kinderleicht. Für die Auswahl der Quellsignale stehen sowohl für die Hauptausgänge (Source Select) als auch für den Cue-Mix (Cue) fünf Druckknöpfe zur Anwahl aller möglichen Eingangsquellen bereit. Dazu zählen der Stereo-Miniklinken-Eingang für Handy und Co (Aux), die beiden XLR-Eingangspaare für Analogsignale (I/P1 und I/P2), das Cinch-Paar für Analog-Sigale (I/P3) und der Digitalanschluss (Digital). So ist es möglich, beispielsweise die Summe auf die Hauptausgänge und gleichzeitig einen fertigen Monitoring-Mix für einen aufnehmenden Musiker auf den Cue-Weg zu routen.
Das ausgewählte Signal in der Rubrik „Source Select“ landet immer automatisch auf den Haupt-Monitorausgängen, das für Cue immer auf dem Cue-Ausgangspaar. Die Ausgangslautstärke für den Cue-Weg lässt sich separat mit einem kleinen Drehregler anpassen.
Ob die Kopfhörerausgänge das Hauptsignal oder das Cue-Signal wiedergeben, kann der Nutzer in der „Headphones“-Rubrik auswählen. Außerdem steht dort jeweils ein separater Lautstärkeregler für die beiden Kopfhörer-Ausgänge bereit.
Unter der Rubrik „Speaker Select“ lassen sich schließlich über vier Druckknöpfe die drei Hauptausgangspaare und/oder der Subwoofer-Ausgang für die Wiedergabe auswählen. Sowohl A/B-Vergleiche als auch Setups mit mehreren Lautsprechern gleichzeitig sind denkbar. Für das Aussteuern der Lautstärke steht das bereits erwähnte große Potenziometer bereit. Alternativ lässt sich über eine Schraube neben den Kopfhörereingängen ein fester Referenzpegel (Preset) einstellen. Dazu ist, wie für die Anpassung der Monitoranschlüsse, ein gerader Schraubendreher nötig. Mit Hilfe des Level-Druckknopfs lässt sich nun zwischen der Lautstärke, die über das Potenziometer eingestellt wurde (Knob) und dem Preset-Level (Preset) nach Bedarf umschalten. So lassen sich Mischungen gut in verschiedenen Lautstärke-Levels auf ihre Tauglichkeit überprüfen.
Mix Check-Sektion
Diese Sektion enthält beim MC3.1 unter anderem einen 3-Knopf-EQ (Band Solo), der es erlaubt, gezielt nur die Bässe, die Mitten oder die Höhen eines Signals zu hören und so Instrumente oder Instrumentengruppen einzeln zu überprüfen, ohne auf einen zusätzlichen EQ zurückgreifen zu müssen. Diese Funktion ist alles andere als alltäglich. Wie genau sich diese Filter in der Praxis verhalten, haben wir an späterer Stelle nachgemessen und -gehört (siehe Abbildung auf Seite 85).
Darüber hinaus bietet der MC3.1 auf Knopfdruck alle typischen Monitor-Controller-Funktionen, die wir uns für das Studio wünschen: eine Phasen-Umkehr-Funktion, eine Kanal-Tauschfunktion (Swap), die Möglichkeit, nur den rechten /linken Monitor stumm zu schalten, eine globale Mute-Funktion, einen Mono-Schalter und einen Dim-Schalter, der es erlaubt, die Wiedergabelautstärke sofort um 20 dB abzusenken. Die Einstellungen, die sich in der Rubrik „Mix Check“ vornehmen lassen, haben ausschließlich Auswirkung auf die Hauptquelle – der Cue-Weg bleibt davon unbeeinflusst.
Talkback-Sektion
Wie erwähnt bietet der MC3.1 auch eine vollständige Talkback-Sektion samt internem Mikrofon, Schalter zum Aktivieren eines (wenn angeschlossen) externen Mikrofons, einen Schalter zum De/Aktivieren der Talk-Backsektion und einen eigenen Lautstärkeregler. Das Talkback-Signal landet automatisch auf dem Cue-Weg und lässt sich über das Cue-Ausgangspaar, über Kopfhörer oder direkt über den Talkback-Ausgang hören.
Grundsolide Messwerte
Im Professional audio-Messlabor zeigt sich der MC3.1 rundum souverän. Der MC3.1 kommt allgemein mit Signalpegeln ab -1,8 dBu klar, die er um bis zu 27 dB verstärken kann. Herausragende Ergebnisse zeigt er in der Kategorie Geräusch- und Fremdspannungsabstände. Der Hersteller, der das Produkt als „besonders rauscharm“ bewirbt, hat den Mund nicht zu voll genommen: Die ausgezeichneten Werte von 99,3 und 96,3 dB sprechen für sich. Damit kommt er nah an unsere Monitor-Controller-Referenz, den Funk Tonstudiotechnik MTX-Monitor V3a (Test in Professional audio 1/2008) heran, der in dieser Disziplin sogar stolze 101,3 und 98,7 dB zeigt.
Ähnlich hochklassig sieht es auch beim FFT-Spektrum aus – der sehr niedrige Noisefloor von -110 dB wird nicht nennenswert überschritten. Erwartungsgemäß zeigt sich auch der Frequenzgang über den gesamten Messbereich als perfekte Parallele zur X-Achse. Mit der gleichen Messmethode lässt sich auch die Wirkung des 3-Knopf-EQs anschaulich illustrieren (siehe Abbildung). Es handelt sich um drei sehr breite Glockenfilter mit einer niedrigen Flankensteilheit. Der Scheitelpunkt des Bass-Filters liegt bei etwa 20 Hertz, der des Mitten-Filters bei 800 Hertz und der des Höhenfilters bei rund 20 Kilohertz.
In Sachen Wandler-Linearität für die D/A-Wandlung digital anliegender Signale sieht alles gut aus: Die Grafik zeigt eine Gerade bis hinunter auf -110 dB.
Einzig beim Klirrfaktor und bei der Gleichtaktunterdrückung ergaben sich bei den Messungen größere Kanalungleichheiten. Insgesamt gehen jedoch alle Werte in Ordnung – auch die der schlechter abschneidenden Kanäle.
Klangbild
Klanglich ist der MC3.1 mit allen Wassern gewaschen. Er zeigte sich über den gesamten Hörtest, bei dem er mit unseren ausgezeichneten Referenz-Monitoren Adam S3X-H und den KRK V6 und V8 (siehe Test auf Seite 38) samt Subwoofer interagieren durfte, als im Besten Sinne unauffällig. Die Signale spielten wir bei unserem Setup über unsere Wandlerreferenz, den Mytek Digital 8X192 ADDA über die Analogausgänge und digital via AES/EBU über unseren professionellen Fostex CD-Player ein. Als Hörmaterial dienten sowohl uns gut vertraute Produktionen aus unterschiedlichen Genres als auch aktuelle Eigenaufnahmen. Im Vergleich hörten wir das gleiche Material auch über unseren Funk Tonstudiotechnik MTX-Monitor.V3a.
Beide Monitor-Controller waren sich auch über eine lange Hördistanz und viele Umsteck-Wechsel erstaunlich ähnlich. Im Vergleich klang das Signal über den Funk-Controller vielleicht noch um eine Winzigkeit akribischer und trockener, im Transientenbereich etwas detaillierter, in den Höhen noch offener. Der MC3.1 besaß hingegen ein minimal tragenderes und dadurch schmeichelndes Klangbild mit ansonsten gleicher Unauffälligkeit, Transparenz und Präzision wie der Funk-Controller. Die Unterschiede fielen insgesamt so minimal aus, dass wir am Ende der Hörsession anzweifelten, ob wir sie überhaupt wahrnehmen konnten. Beide Controller-Geräte klangen einfach einwandfrei.
Der MC3.1 kann analoge und digitale Signaltypen gleichermaßen dynamisch, hochauflösend und akkurat wiedergeben. Das Umschalten zwischen unterschiedlichen Quellen, Lautsprechern und Monitoring-Funktionen verursachte keinerlei Latenz oder Unterbrechung beim Hören. Die Bedienung gelang blitzschnell und kinderleicht. Als besonders praktisches Feature entpuppte sich im Test der „Band Solo“-3-Knopf-EQ, der zuverlässig in einem wohl gewählten Bereich nur den Bass, die Mitten oder die Höhen einer Produktion begutachten lässt. Aufnahme- oder Mixing-Fehler lassen sich damit sekundenschnell einem Instrument zuordnen und wir müssen dafür nicht erst speziell einen Equalizer justieren. Wir sind sehr angetan!
Einsatzempfehlung
Der MC3.1 bietet alles, was wir uns von einem professionellen Studio-Monitor-Controller versprechen mit spielend leichter Bedienung und hervorragendem Klang. Wir können ihn für anspruchsvolle Amateure und Profis gleichermaßen empfehlen, sei es für das Mixing oder Mastering mit unterschiedlichen Monitorpaaren oder das Monitoring bei Solo- oder Duo-Live- oder Overdub-Aufnahmen.
Fazit
Der Drawmer MC3.1 vereint einen großen Funktionsumfang und kompromisslos guten Klang in einem machtvollen Monitor-Controller für anspruchsvolle Nutzer. Das intuitive, rein analoge Bedienkonzept macht ihn zum idealen Werkzeug, auch für häufig wechselnde Hörer und technisch Unbedarfte.
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