Killer Drumsound – Teil 1
Der Klang eines akustischen Schlagzeugs gehört zu den größten Herausforderungen sowohl im Studio, live oder auch für den einsamen Drummer in seinem Probenkeller. Unzählige Stunden vergeuden Musiker und Produzenten mit dem Drumsound und viele haben schon resigniert. In einer fünfteiligen Serie bringt Autor Christian Vaida das Thema Schlagzeugklang näher, räumt Vorurteile und Irrglauben aus dem Weg und nähert sich Stück für Stück dem „Killer Drumsound“.
Von Christian Vaida

Christian Vaida ist seit vielen Jahren als Drum Tech tätig (www.DrumChecker.de). Das Interesse am Drumsound kam auch durch die Notwendigkeit im Tonstudio (www.cvmusic.de). Auf der Suche nach dem perfekten Drumsound entwickelte er Produkte wie das KICK-ASS1, das KICK-TIGHT oder die OOMPH-HEADS. In seinem Buch „Killer Drumsound – In 5 Minuten gestimmt“ widmet er sich seiner Leidenschaft.
Schlagzeuger haben oft Probleme mit ihrem Sound. Das liegt an der Komplexität bei der Entstehung eines Trommelsounds, selbst wenn man nur ein einzelnes Instrument wie die Snare Drum betrachtet. Doch im kleinsten Setup des kombinierten Schlagzeugs, so der deutsche Fachbegriff, gesellen sich zur kleinen Trommel noch mindestens Tom Toms, Bassdrum und Becken. Jedes davon hat seine ganz eigenen Herausforderungen. Das Verrückte ist, dass das Thema Drumsound dermaßen unerforscht ist, dass es nicht einmal im Studium zum Profi-Schlagzeuger vorkommt. Es wird einfach nirgends gelehrt. Drums zu stimmen ist so nebulös, dass die unzähligen Erklärungen und Tutorials auf YouTube die Probleme eher noch verschärfen, da sie normalerweise einfach nicht funktionieren. Die armen Schlagzeuger glauben dann vielleicht es läge an ihnen, woraufhin sie irgendwann resigniert aufgeben. Nicht nur YouTube, auch Kauf-DVDs und Bücher sind oft voll von verwirrendem Halbwissen und regelrechtem Quatsch. Nach vielen Jahren des Stocherns im Dunkeln und hunderten vergeudeten Stunden, bin ich vor vielen Jahren auf Udo Masshoff gestoßen, der als einer der gefragtesten Drum Techs Deutschlands Workshops zu dem Thema gibt. In einem ganztägigen Einzelworkshop hat er mir damals vieles von dem beigebracht, das er zu dem Thema weiß und das ist wirklich viel. Erfrischenderweise war nichts davon Quatsch, ich konnte alles direkt ausprobieren und mit großem Erfolg sofort selbst anwenden. Drums zu stimmen ist also eigentlich kein Hexenwerk, aber leider kennt kaum jemand das Handwerkszeug dazu. Doch auch wenn man es dann vermittelt bekommt von jemandem wie Udo oder in den kommenden Artikeln von mir, so braucht man natürlich trotzdem eine gewisse Begabung, ein gutes Gehör, Geduld und etwas Gespür. Es ist wie so oft, Übung macht den Meister.
Wie die Grundlagen verloren gingen
Ich möchte ganz im Gegenteil sehr universelle Grundlagen vermitteln und dem geneigten Drummer und Toningenieur zeigen, wie er im Prinzip jeden beliebigen Sound erreichen oder auch einfach mal Drumsound-Probleme lösen kann. Gerade heutzutage werden so viele Sounds Genre-fremd verwendet, dass derartige Zuweisungen fast veraltet sind. Schlager klingt heutzutage wie früher Techno, Jazz wie früher Pop. Die Welt wird immer komplexer und verwobener, alles ist möglich. Umso offener und allgemeingültiger sollte unsere Herangehensweise sein.
So ist es eine völlig abwegige Idee ein Drumset für eine bestimmte Art von Mikrofonierung stimmen zu wollen. Machen wir uns mal frei von dem Glauben an „fix it in the mix“. Diese idiotische Einstellung kommt aus der Zeit, als PA-Systeme die Welt eroberten und anfingen große Stadien zu bespielen. Bei den generell nur sehr kurzen Soundchecks, die live möglich sind und den gleichzeitig komplexen Problemen eines Drumsounds („Wo kommt denn das Rascheln her? Hörst du das komische Bing? Die Tom klingt viel zu lange nach!“ …), hat niemand Lust eine Stunde lang am Schlagzeug herum zu werkeln. Also wird schnell ein Gate auf dem zu langen Tom verwendet, ein EQ für mehr Wumms in der Bassdrum, das Bing in der Snare wird auch mit dem EQ entfernt und alles noch schön fett komprimiert, fertig. Das Endergebnis hat mit dem echten Drumsound zwar herzlich wenig zu tun, funktioniert aber live ganz gut. Wenn man schön laut aufdreht, überdecken die Verzerrungen im Hörkanal sowieso alles andere. Doch von dieser Vorgehensweise verzogen, überließen die Drummer ihren Sound seither hauptsächlich den Toningenieuren, die sich dann, so wie ich, auch im Tonstudio damit herumärgern durften. Und so kam es, dass auch der Studiosound eines Drumsets nichts mehr mit dem echten Klang zu tun hatte. Natürlich hat das auch kreative oder geschmackliche Gründe und nur diese sollte man gelten lassen.
Doch was wenn das Set als Ganzes zu hören ist? Was wenn ich einen echten Sound mit mehr Overheads und Raummikrofonen haben will und weniger Nahmikrofonierung? Was wenn alle live in einem Raum spielen und vielleicht nur stereofon aufgezeichnet werden? Was wenn die Band rein akustisch spielt und die Drums gar nicht abgenommen werden? Was wenn der Drummer einfach einen guten Drumsound haben möchte, um inspirierter und differenzierter spielen zu können?
Dann sollte das Drumset einfach gut klingen, so wie es bei allen anderen Instrumenten auch der Fall ist. Wir stimmen eine Gitarre auch nicht nur, damit sie auf der PA gut klingt. Ein Instrumentenbauer überlegt sich nicht wie er den Flügel, die Akustikgitarre oder sonst ein Instrument baut und stimmt, damit es mit einem bestimmten Mikrofon funktioniert. Er baut das Instrument so, dass es für sich alleine und für den Spieler, rein akustisch, so gut klingt wie nur möglich. Die Aufgabe des Toningenieurs ist es dann das passende Mikrofon an der passenden Stelle zu positionieren, um diesen Sound so gut wie möglich einzufangen. Und beim Schlagzeug sollte das nicht anders sein, nur weil man zu faul ist, es richtig zu stimmen.

Drumsounds werden eher als Geräusche denn als Töne wahrgenommen. Doch die Beschaffenheit dieser
Geräusche hängen maßgeblich mit ihrer Stimmung zusammen.
Das A&O: die Stimmung
Denn Faktor Nummer Eins beim Drumsound ist die Stimmung, so wie bei jedem anderen Instrument auch. Jedes andere verstimmte Instrument wird schlichtweg nicht verwendet. Es muss gestimmt werden! Selbst eine Flöte, Oboe, Saxophon, Trompete, wenn diese Instrumente nicht auf 440 beziehungsweise heute meist auf 442 Hz gestimmt werden können, sind sie schlichtweg wertlos und können nicht verwendet werden. Bei den Drums ist es natürlich anders, ich weiß, Drumsounds werden eher als Geräusche denn als Töne wahrgenommen. Doch die Beschaffenheit dieser Geräusche, ob sie angenehm oder scharf klingen, wuchtig oder dünn, rund oder eckig, kurz oder lang, das alles hängt maßgeblich mit ihrer Stimmung zusammen. Wir könnten beispielsweise eine Gitarre eine Terz höher stimmen um mit dem Greifen von A-Dur ein klingendes Cis-Dur zu erhalten, ähnlich wie bei einem Kapodaster. Doch der Klang würde dadurch sehr kurz und scharf werden. Diesen klanglichen Kompromiss würde man doch niemals eingehen und dann die Reparatur dem armen Toningenieur überlassen. Wie bei allen anderen Instrumenten sollten wir es also auch beim Schlagzeug halten und den Drumsound an der Quelle gestalten. Stimmt diese verdammten Trommeln!

Am besten hat man eine Auswahl von etwa 60 verschiedenen Fellen in Größe 12 Zoll vorrätig, um damit verschiedene Tom Tom-Sounds ausprobieren zu können. Die möglichen Sounds durch Kombinationen verschiedener Felle sind riesig. Bei der Snaredrum und Bass Drum ist das schon deutlich weniger und dadurch meistens etwas einfacher. Auch wenn es ein paar Favoriten und gewisse Standard-Felle gibt, man erlebt mit manchen Trommeln immer wieder sein blaues Wunder. Bei einigen Trommeln passen diese Felle einfach gar nicht und eine Kombination zweier exotischer Felle passt dafür wie die Faust auf‘s Auge. Ausprobieren lohnt sich.
Felle
Doch was wird da eigentlich gestimmt? Genau, diese verbeulten, fleckigen Dinger, die beim Kauf des Drumsets vor 20 Jahren mit dabei waren. Die klangen zwar damals schon nicht so toll, aber inzwischen sind sie ja gut eingespielt.
Es ist unglaublich wie wenige Menschen bemerken, dass es eigentlich die Felle sind, auf die unsere Holzprügel eindreschen. Sie sind es, die hin und her schwingen und dadurch eigentlich den Klang der Trommel erzeugen. Die Trommel selbst ist nur die Halterung, der Resonanzkörper, der zwar auch mitschwingt, doch 68 % des Klangs kommt aus den Fellen. Glaubt ihr nicht? Stimmt die Felle doch mal ganz hoch und mal ganz tief. Könntet ihr in diesen zwei Zuständen überhaupt eine Trommel von einer anderen unterscheiden? Wohl kaum, denn das Holz und das ganze Möchtegern-Voodoo drum herum, spielen bei diesen übertriebenen Stimmungen überhaupt keine Rolle mehr. Und selbst im gestimmten Zustand, mit neu aufgespannten Fellen, machen die Drumsticks und die Intensität des Schlags (was natürlich miteinander in Zusammenhang steht) einen größeren Klangunterschied, als die Marke oder das verwendete Holz der Trommel. Leider probiert das niemand, aber der Klangunterschied ist so immens, dass ihr das unbedingt mal tun solltet. Ich habe im Studio dutzende sehr verschiedener Drumsticks, um den Sound damit variieren zu können.
Früher hatte ich vermutet, dass es so wie bei allen anderen Instrumenten auch, einen großen Unterschied machen würde, von welcher Marke und aus welchem Holz ein Schlagzeug ist. Nachdem ich Stimmen gelernt habe und wie wichtig die Felle eigentlich sind, habe ich mal einen Test gemacht. Da ich viele Drumsets in verschiedensten Preisbereichen angesammelt habe, habe ich alle Tom Toms der verschiedenen Drumsets in 12“ Größe genommen (8 Stück waren das damals) und sie mit den gleichen Fellen genau gleich gestimmt (die Spannung wurde mit einem Drum Dial gemessen) und dann den Sound verglichen: der Klang der Toms war zu 68 % gleich. Die Unterschiede waren Nuancen, auf die die Mitmusiker und der Toningenieur bei einer Aufnahme im Studio niemals eingehen würden. OK, bei wichtigeren Instrumenten wie Akustikgitarren oder Bässen oder sogar Snare Drum und Bassdrum, würde man auf diese Nuancen achten, aber bei Tom Toms? OK, ich würde darauf achten. Doch der Klangunterschied wird erst dann relevant, wenn die Dinger gestimmt und neue, oder zumindest nicht völlig runtergespielte Felle verwendet werden.

Außer dem Musiker, dem Instrument, der Akustik und vieler anderer Parameter, spielen auch die Sticks eine große Rolle. Gewicht, Länge, Kopfmaterial- und Form, all das beeinflusst den Klang der Trommel enorm. Lasst mal den Drummer im Studio pp, mf und ff spielen und normalisiert die Spuren anschließend. Es wird klingen wie drei vollkommen verschiedene Drumsets, und das sogar mit denselben Sticks. Jetzt das Ganze nochmal mit unterschiedlichen Sticks. Aber das geht ja nicht, die meisten Drummer spielen leider nur ihr spezielles Modell, so wie Gitarristen nur mit einem bestimmten Plektrum spielen können. Schade eigentlich, denn klanglich liegen da Klang-Welten verborgen. In einem TED Video spielte Jacob Collier seine Drums mit den Händen. Der Klang war deutlich interessanter als mit Sticks.
Die Elemente des Drumsounds
Wir sind noch immer nicht bei der Marke oder dem Holz angekommen, aber wir tasten uns vor. Neben dem Musiker, den Sticks, den Fellen und der Stimmung ist die Akustik extrem wichtig. Darauf möchte ich im Moment nicht näher eingehen, aber ich möchte die Akustik zumindest erwähnt haben. Es gibt Produzenten, die nur wegen der Akustik in ganz bestimmte Studios gehen, um die Schlagzeugaufnahme genau dort durchzuführen. Die Interaktion zwischen dem Raum und einem darauf gestimmten und an der perfekten Position aufgebauten Drumset, samt passender Mikrofonierung (vor allem Overheads und Raummikrofone), kann niemals künstlich reproduziert werden, egal wie ausgecheckt der Faltungshall auch sein mag. Das unterscheidet dann gute von großartigen Aufnahmen.
Doch nun wieder zum Schlagzeug. Es gibt Grundvoraussetzungen, damit die Felle überhaupt gut gestimmt werden können, und das ist dann doch teilweise von Marke und Holz abhängig, insbesondere der Qualität und der Verarbeitung der Kessel und der Hardware. Sind die Kessel nicht exakt rund oder die Fellauflage nicht exakt eben und die Kesselgratungen nicht sauber verarbeitet, kann das Fell nicht satt aufliegen und frei schwingen und somit nicht sauber klingen. Diese Mindestanforderungen erfüllen heutzutage fast alle Hersteller, nur wenige (sehr billige) Drumsets sind zu schlecht, um sie überhaupt sinnvoll stimmen zu können. In der Größenordnung ab etwa 500 € ist das heutzutage für gewöhnlich schon gewährleistet. Die Qualität der Hardware (vor allem Böckchen und Stimmschrauben) ist insofern wichtig, dass sich manche billige Sets nach einigen lauten Schlägen auf die Trommel bereits so sehr verstimmen, dass der Sound futsch ist. Sehr hochwertige Sets hingegen behalten ihre Stimmung sehr lange. Auch wie leicht oder wie schwer sich eine Trommel stimmen lässt, ist unter anderem von der Qualität der Gewinde abhängig.
Wird eine Holztrommel hoher Feuchtigkeit ausgesetzt, kann sie ganz schnell zerstört werden, weil das Holz sich verzieht und daraufhin nicht mehr gestimmt werden kann, außer sehr hoch, weil das Fell dann nur durch sehr hohe Spannung halbwegs eben aufliegen und schwingen kann.
Ein wichtiges Klangelement, das kaum jemand auf dem Schirm hat, ist die Form der Kesselgratung. Ist diese Spitz, wie heute meist üblich, so hat das Fell nur sehr wenig Kontakt zum Kessel und schwingt ziemlich frei. Das ergibt einen sehr hellen Ton mit viel Attack, langem Sustain und wenig Bauch. Mit Attack ist in diesem Fall das hohe, knallige Anschlagsgeräusch gemeint und mit Sustain der Ausklang der Trommel oder die Tonlänge. Das andere Extrem zur spitzen, wäre die runde Gratung (üblich bei vintage Drums wie Ludwig), wodurch das Fell maximalen Kontakt zum Kessel hat. Weil hier viel Energie auf den Kessel übertragen und das Fell dadurch gedämpft wird, ist dieser Klang sehr dunkel und bauchig, kurz, mit wenig Attack und mehr Ton. In diesem Fall wird das verwendete Material (meistens Holz, aber auch Acryl, Metall, Carbon und sogar Granit sind möglich) plötzlich sehr wichtig, da durch die hohe Energieübertragung die Resonanz des Kessels sehr viel prominenter wird. Ich persönlich mag die goldene Mitte mit leicht abgerundeter Gratung.

Das verwendete Material einer Trommel spielt eine weitaus geringere Rolle, als die meisten wahrhaben möchten. Viele kaufen sich ein teures Schlagzeug mit dem Anspruch, dass dieses dann aber auch gut klingen muss, ohne es stimmen zu müssen. Leider funktioniert das nicht. Umgekehrt allerdings schon. Ein guter Stimmer schafft es aus den meisten Drumsets ab 500 Euro einen brauchbaren und manchmal sogar einen amtlichen Sound herauszuholen. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass ein Satz neuer Felle gut und gerne zwischen 100 Euro und 250 Euro kosten kann, was verständlicherweise unangenehm ist. Aber man muss ja auch nicht ständig neue Felle aufziehen und das Benzin zum Gig kostet doch auch Geld, warum sollte euch also der Drumsound nichts wert sein?
Und endlich sind wir beim Material angelangt. Jede Trommel klingt anders. Ich meine wirklich jede Trommel, von demselben Hersteller aus dem gleichen Holz, aus der gleichen Serie und sogar wenn sie direkt hintereinander aus der Maschine kommen – jede Trommel klingt anders. Es gibt durchaus Tendenzen, ich habe sogar eine Diplomarbeit vorliegen, die diese Unterschiede genau benennt und erklärt. Doch im Blindtest könnte fast niemand eine Acryltrommel von irgendeinem Holz und schon gar nicht die Hölzer untereinander unterschieden. Zu groß ist der Einfluss des Fells und der Stimmung. Wenn man aber von Fell und Stimmung absieht, bleiben noch locker 10-20 Prozent Klangunterschied (je nach Gratung), auf die man natürlich auch achten sollte. Das bestklingende Set, das ich bisher gehört habe, war aus Acryl. Mein Drummer-Kollege, mit sehr gutem Gehör, hätte schwören können es sei aus Ahorn gewesen.
Krasser wird der Unterschied allerdings mit Carbon, Metall und Granit. Carbon und Granit sind logischerweise sehr trocken, was vor allem bei der Snaredrum ein toller Klang sein kann. Metall klingt bei Tom Toms und Bassdrum eher rund und warm, bei der Snaredrum hingegen eher heller als Holz, aber mit solchen Aussagen lehne ich mich bereits viel zu weit aus dem Fenster. Verarbeitung, Gewicht, Dichte, Gratung und wie bereits lang und breit erklärt, Felle und Stimmung haben solch einen großen Einfluss, dass man das alles niemals verallgemeinern kann. Die gegenseitige Abhängigkeit aller Elemente und ihr chaotisches Zusammenwirken, kann das Gesamtsystem vollkommen unvorhersehbar machen. Man kann es nur ausprobieren – und das ist der größte Spaß dabei.

Es gibt Produzenten, die nur wegen der Akustik in ganz bestimmte Studios gehen, um die Schlagzeugaufnahme genau dort durchzuführen. Die Interaktion zwischen dem Raum und einem darauf gestimmten und an der perfekten Position aufgebauten Drumset kann niemals künstlich reproduziert werden.
Mikrofone
Mikrofone sind unsere Lieblinge und die Farbstifte, mit denen wir live und im Studio malen. Doch wenn der Drumsound nicht passt, sollten wir zuerst an der Quelle ansetzen. Mikrofone können dann komplementär zu der jeweiligen Trommel verwendet werden.
Eine ausgewogene Trommel nehme ich beispielsweise am liebsten mit einem Großmembranmikrofon ab. Klingt die Trommel eher dumpf, ist ein hell klingendes Kleinmembranmikrofon das perfekte Komplementär (aber Vorsicht, manche Kleinmembraner klingen gerade in der Nahmikrofonierung statt hell sogar besonders fett, Kondensator-Clip-Mikrofone klingen aber meistens hell). Und bei hellen Trommeln sind eher dunkle dynamische oder gar Bändchen-Mikrofone die richtige Wahl. Es sei denn man möchte keinen ausgewogenen Sound, sondern einen besonders hellen oder besonders dunklen, dann kann man das alles wieder vergessen.
Ich finde die Festlegung auf ein bestimmtes Mikrofon als Wunderwaffe für ein bestimmtes Instrument etwas naiv, es zeugt zumindest nicht von Offenheit und Kreativität. Klar, im Livebetrieb oder im hektischen Studioalltag greife ich auch zu Bewährtem, aber wenn wir Zeit haben, sollten wir auch mal etwas Neues probieren, ein bisschen Spaß haben und dabei noch das beste Ergebnis für die jeweilige Produktion finden, denn jeder Song ist anders.

Die Gratung der Fellauflage ist besonders wichtig für den Sound. Gerade bei günstigen Drumsets ist die spitze Gratung im 45 Grad Winkel sehr beliebt, weil sie günstiger ist und zugleich die Trommel weniger zum Mitschwingen anregt. Das bedeutet, dass man bei spitzer Gratung hauptsächlich den Klang der Felle hört. Bei runder oder rundlicher Gratung hingegen wird die Resonanz des Kessels und somit auch das Material und dessen Beschaffenheit sehr viel dominanter und damit wichtiger.
Fazit
Drumsound ist komplex und einschüchternd. Mit einem systematischen Handwerkszeug, das ich euch in der folgenden Serie zum Thema Drumsound an die Hand geben will, kann aber jeder mit etwas Übung ein Schlagzeug stimmen. Voraussetzungen sind, dass der Kessel rund und die Fellauflage eben sind und dass die Felle neu und passend zur jeweiligen Trommel und dem gewünschten Sound sind. Klar gibt es viele Parameter, durch die man sich mit viel Geduld durcharbeiten muss. Doch sind die Basics gegeben und die passenden Felle aufgespannt, lässt sich eine Trommel in wenigen Minuten stimmen.
Im kommenden Teil widmen wir uns ausführlich dem Thema „Bassdrum“.
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