Luftige Klangwolken aus harten Kisten
19-Zoll Hardware-Hallgeräte haben auch heute, wo sich die Produktion von Musik zum Großteil auf dem Computer abspielt, noch ihre Berechtigung. Der Vergleichstest von Professional audio Magazin fzeigt Ihnen warum.
Von Georg Berger
Der Markt an digitalen Hallgeräten stellt sich angesichts der immer größer werdenden Zahl an nativen Lösungen zunehmend bescheidener dar. Zwar gibt es nach wie vor eine Menge an Multieffektprozessoren, die gleichberechtigt neben dem Hall-Effekt weitere Effekte bereitstellen. Doch unser Interesse galt den Spezialisten, den reinen Hall-Prozessoren, die jenseits der modernen Faltungshall Plug-ins auf die Generierung von Räumen und Nachhall mit Hilfe eigens entwickelter Algorithmen setzen. Wir trafen schließlich eine Auswahl von vier Geräten. Zum Test treten Klassiker wie das Lexicon PCM 91 und auch der Quantec Yardstick 2402 /F an, der aus dem legendären Quantec Raumsimulator QRS von 1982 hervorgegangen ist und in vielerlei Hinsicht das auffälligste Produkt des Testfeldes darstellt. Das vermeintlich unspektakuläre dritte Produkt ist der T.C. Electronic M3000 Hall-Prozessor, der Algorithmen des High End Systems M6000 enthält. Alle drei Geräte rangieren im oberen Preissegment ab 2.000 Euro Verkaufspreis. Teuerster Kandidat ist das Lexicon PCM 91 mit knapp 2.950 Euro, dicht gefolgt vom Yardstick mit knapp 2.800 Euro und dem M3000 mit fast 2.100 Euro. Der vierte Kandidat geht als krasser Außenseiter in den Test: Das lediglich 160 Euro teure Behringer V-Verb Pro Rev 2496. Der Grund für diese vermeintlich schwachsinnige Testkonstellation: der Behringer bietet in Sachen Ausstattung und Funktionalität mindestens das gleiche Niveau wie die zehnmal teuereren Boliden. Weiterhin auffällig: Im Bereich zwischen 300 und 1500 Euro ist das Feld in Sachen digitaler Hallgeräte heutzutage überhaupt nicht (mehr) bestellt.
Nichtsdestotrotz enthält unser Testfeld vier sehr profilierte Geräte, die nicht nur in Sachen Klang, sondern auch hinsichtlich Bedienung und Einsatzmöglichkeiten einiges zu bieten haben.
Allen vier Geräten gemeinsam ist die Erzeugung von Hall über eigens entwickelte Algorithmen, die sie mitunter vehement voneinander unterscheiden. Der immer wieder viel gerühmte Lexicon-Hall – neun Algorithmen plus zehn Kombinationen daraus sind integriert – wird durch eine intelligente Verzahnung von Erst-Reflexions-, Echo- und Nachhall-Generatoren erzeugt, die sich überdies noch mit Hilfe zusätzlicher Effekte wie Chorus und Kompressor anreichern lassen. Besonderes Feature ist eine opulente Modulations-Sektion und der so genannte Spatial EQ, der im Bass-Bereich eingesetzt zur Verbesserung des Stereobilds beiträgt und somit zum legendären Ruf dieses Klanges beitragen und die so genannte Statik des Nachhalls dadurch nachhaltig beseitigen (siehe Spezialkasten „Die wichtigsten Hallparameter“). 450 Presets geben eine gute Visitenkarte über die klanglichen Möglichkeiten dieses Gerätes ab. Der Quantec Yardstick hingegen enthält nur einen einzigen Algorithmus, der auf intelligente Art und Weise die Modellierung des Halls als eine simultan zu berechnende Einheit aus Erst-Reflexionen und Nachhall vornimmt. Beide akustischen Teil-Phänomene werden nicht isoliert voneinander betrachtet, sondern als eine gemeinsame sich gegenseitig beeinflussende Einheit.
Konsequenz: In Abhängigkeit zum eingestellten Parameter setzen im Hintergrund weitere Automatismen ein, die die Authentizität des Raumes garantieren sollen. Zusammen mit gerade einmal 18 Presets und insgesamt 30 Speicherplätzen zeigt sich das Gerät in dieser Disziplin sehr spärlich ausgestattet. Das V-Verb Pro – acht Algorithmen – und der M3000 – sechs Algorithmen – sind hingegen ganz der strikten Aufteilung der Hall-Prozessierung in Erst-Reflexionen und Nachhall verpflichtet. Beiden gemeinsam ist weiterhin, dass zwei unabhängige Effektprozessoren simultan arbeiten, die über eine Routing-Matrix unterschiedlich miteinander verschaltet werden können. Diese Möglichkeiten dokumentieren die 200 (V-Verb) beziehungsweise 600 Presets (M3000) auf eindrucksvolle Weise.
Überdies enthalten beide Geräte einen Satz zusätzlicher Effekte wie etwa Delay, Chorus/Flanger, Tremolo und Kompressor, die jeweils einen der internen Prozessoren belegen können. Das M3000 wartet mit so genannten VSS-Algorithmen (Virtual Space Simulation) auf. Besonderheit: Es sind Algorithmen enthalten, die spezielle Anwendungszwecke für Film- und Postproduktion, sowie Surround-Anwendungen erfüllen sollen. Der Schwerpunkt bei der Hallsimulation soll in Konsequenz auf der authentischen Nachbildung von Räumen mit Hilfe der Erstreflexionen liegen.
Fast allen Kandidaten gemeinsam ist, dass sie reichhaltig mit Anschlüssen ausgestattet sind. Einzige Ausnahme bildet auch hier der Quantec Yardstick, der lediglich mit AES/EBU Ein- und Ausgängen in XLR-Form aufwartet. Diese Schnittstelle bieten die übrigen Kandidaten ebenfalls. Darüber hinaus besitzen sie symmetrische analoge Anschlüsse, sowohl in Klinken-, als auch in XLR-Ausführungen und weiterhin eine zusätzliche digitale S/PDIF-Schnittstelle in koaxialer (PCM 91, M3000) beziehungsweise optischer Form (V-Verb Pro, M3000). Damit schlagen sämtliche Kandidaten eine Brücke hinüber zur digitalen Welt und sind bestens gerüstet, um quasi als Hardware-Plug-in im Verbund mit digitalen Hard- und Software-DAWs zu arbeiten. Mit Wortbreiten von 24 Bit, aber einer maximalen Samplingrate von jeweils 48 Kilohertz sind allerdings Einschränkungen hinsichtlich der Signalverarbeitung vorhanden. Ausgerechnet der Low-Cost Hallgenerator V-Verb Pro ist als einziges Gerät in der Lage, Samplingfrequenzen bis 96 Kilohertz zu verarbeiten und ist damit am besten aufgestellt.
Sämtliche Geräte sind mit MIDI-Schnittstellen zur Programmierung und Fernsteuerung der Parameter ausgestattet. Als Besonderheit enthält der Yardstick eine RS 232-Schnittstelle, an die sich die Fernbedienung Commander 1220 aus eigenem Hause anschließen lässt. Das V-Verb Pro wartet mit einem BNC-Wordclock-Eingang auf. Das M3000 enthält eine Sync-Cinch-Buchse, mit der es sich über S/PDIF synchronisieren lässt. M3000 und PCM 91 besitzen schließlich noch Buchsen zum Anschluss eines Fußschalters und eines Fußschwellers (PCM 91), um Programme anzuwählen, Parameter in Echtzeit zu verändern, oder das Gerät auf Bypass zu stellen.
Die Programmierung der Effekte geschieht bei jedem Gerät über eine unterschiedlich große Zahl an Drucktastern und Drehreglern. Auffälligster Kandidat: Der Quantec Yardstick. Nicht nur dass dieser Hingucker mit seinem metallic-blau eloxierten Aluminium-Gehäuse und seiner überaus geringen Gehäusetiefe von knapp vier Zentimetern aus dem eher nüchternen schwarz und silber der anderen Konkurrenten heraussticht. Er offeriert mit einem ebenfalls metallic-blauen kegelförmigen Endlos-Drehregler, sowie zwei mächtigen roten dreieckigen Kipptastern, das spärlichste Angebot an Bedienmöglichkeiten in unserem Testfeld.
Als zentrale Bedienhilfe stellen alle Kandidaten ein Display bereit. V-Verb Pro und M3000 sind mit ihren 128 x 64 Pixeln-Displays sogar in der Lage kleine Grafiken in Form von Equalizer-Kurven und virtuellen Knöpfen darzustellen. PCM 91 und Yardstick warten hingegen mit schon anachronistisch anmutenden zwei-Zeilen Displays auf.
Aufgrund der mitunter hohen Zahl an einstellbaren Parametern und den im Vergleich dazu eher spärlichen Bedienmöglichkeiten am Gerät bleibt es nicht aus, dass ein intelligentes System aus Menü-Unterseiten eingesetzt werden muss, um den Nutzer durch diesen Dschungel zu führen. Ein intensives Studium des Handbuchs ist bei jedem Kandidaten also unerlässlich. Dennoch ist gerade zu Anfang ein hohes Maß an Vorstellungskraft bei der Editierung erforderlich.
Leicht verständlich und nachvollziehbar zeigen sich die Bedienungsanleitungen von V-Verb Pro und M3000 und das, obwohl sie am opulentesten mit Parametern und zusätzlichen Effekten ausgerüstet sind. Beide Geräte setzen auf die separate Gestaltung von Erst-Reflexionen und Nachhall. Die Konzepte beider Geräte mit ihren zwei separaten Signalprozessoren, sowie die Bedienung über Menüstrukturen und Änderung der Parameter mit Hilfe von einem (M3000) beziehungsweise vier Endlos-Drehreglern (V-Verb Pro) sind äußerst ähnlich. Das Konzept aus Auswahl eines Algorithmus, Aktivierung des Edit-Knopfs und Manövrierung durch die einzelnen Unter-Menüs mit Hilfe von Cursor-Tasten erschließt sich schnell und zeigt sich komfortabel. Plus bei beiden Geräten: Es gibt einen reduzierten Edit-Modus zur Einstellung der wichtigsten Parameter, sowie einen Experten-Modus, der vollen Parameter-Zugriff gewährt. Das V-Verb wartet mit einem zusätzlichen Grafik-Modus auf, der die Bedienung noch einmal erleichtert. Die Einteilung der Nachhallzeit in drei beziehungsweise vier unterschiedliche Frequenzbereiche ist allerdings bei beiden Kandidaten recht komplex.
Es lässt sich eine Haupt-Nachhallzeit bestimmen und bei Bedarf davon ausgehend diese Zeit noch einmal für jedes frei einstellbare Frequenzband separat wählen. Das kann leicht zu unübersichtlichen Einstellungen und auch unerwünschten Ergebnissen führen. Die Aktivierung der analogen und digitalen Anschlüsse, sowie das Routing der beiden Effekt-Prozessoren ist jedoch binnen kürzester Zeit verinnerlicht.
Aufgrund der eigenen Konzeption stellt der Quantec Yardstick einen im Vergleich dazu äußerst spärlichen Parametersatz bereit.
Das Handbuch erklärt die Technologie des Quantec-Algorithmus verständlich und informativ. Nur die Beschreibung der einstellbaren Parameter hätte durchaus etwas ausführlicher sein können.
Ganze elf Parameter sorgen für die Modellierung der Hallräume. Ein zusätzliches Setup-Menü erlaubt globale Einstellungen hinsichtlich der digitalen Signalübertragung, der MIDI-Schnittstelle, sowie dem globalen Handling mit Presets. Besonderes Feature: Dort kann der Algorithmus in einen Freeze-Modus versetzt werden, der das Hallsignal und wahlweise auch das Direktsignal nach Aktivierung in einer unendlichen Schleife wiedergibt. Mit dem Drehregler werden einzelne Presets oder im Edit-Modus die einzelnen Parameter angewählt. Die beiden Tasten üben lediglich eine Bestätigungs- beziehungsweise Exit-Funktion aus. Zum Editieren eines zuvor gewählten Presets braucht nur die Enter-Taste gedrückt zu werden. Mit dem Drehregler wird der Parameter angewählt, über nochmaligen Druck der Enter-Taste der Parameter aktiviert und wiederum mit dem Drehregler verändert. Ein abschließender Druck auf die Enter-Taste fixiert den neuen Wert. Dieses Bedienkonzept ist aufgrund der vermeintlich spärlichen Bedienhilfen innerhalb von fünf Minuten erlernt. Das zuvor als eher unterdimensioniert bewertete Display ist in dem Zusammenhang als völlig ausreichend zu bezeichnen.
Die Bedienung des PCM 91 hingegen gestaltet sich mit Abstand am komplexesten innerhalb des Testfeldes. Dies fängt beim unglücklich aufgebauten Handbuch an. Um einen umfassenden Überblick der Funktionalität zu erhalten ist permanentes Blättern erforderlich, da die Vorstellung der Algorithmen und die Erklärung der einstellbaren Parameter in separaten Kapiteln stehen. Überdies sind einige Parameter mit einer völlig eigenständigen Terminologie versehen, die es sogar gestandenen Routiniers nicht einfach macht, hinter die Geheimnisse der Bedienung zu gelangen. Wie auch im V-Verb und M3000 stellt das PCM 91 einen vereinfachten und komfortabel zu bedienenden Parametersatz zur schnellen Editierung der wichtigsten Einstellungen bereit. Mit Hilfe der beiden Drehregler und den Up- und Down-Tasten wird durch das Geflecht aus maximal zehn Menü-Punkten mit jeweils noch einmal maximal zehn Unterpunkten navigiert. Das beleuchtete zwei-Zeilen Display ist angesichts der Fülle einstellbarer Parameter schlichtweg unterdimensioniert. Eine hohe Einarbeitungszeit ist also erforderlich, um sich mit den neuen Parameterbezeichnungen und der Menüstruktur vertraut zu machen.
Wir verschaffen uns einen ersten Eindruck über die Leistung der Geräte indem wir uns die Presets anhören. Bis auf den Yardstick warten die übrigen Geräte mit einer schier überbordenden Fülle an unterschiedlichen Programmen auf. Wir konzentrieren uns dabei jedoch auf die reinen Hall-Effekte. Kombinationen aus Hallsimulationen mit weiteren Effekten lassen wir außen vor. Schon an diesem Punkt treten die grundlegenden klanglichen Eigenschaften der einzelnen Kandidaten deutlich hervor. V-Verb Pro und M3000 fallen durch einen insgesamt sehr höhenbetonten Hall auf. Das PCM 91 ist das genaue Gegenteil, der mit einem als eher warm und angenehm zu umschreibenden Grundklang besticht und dadurch zurückhaltend wirkt. Der Yardstick hingegen neigt im Vergleich dazu zu einer leichten Betonung des Mittenbereiches bei einer gleichzeitigen Präsenz der Höhen, was jedoch nicht unangenehm wirkt. So viel sei verraten: Die wenigen Presets haben den nachhaltigsten Eindruck bei uns hinterlassen.
Um jedoch ein konsistentes Vergleichsergebnis zu erzielen erstellen wir in jedem Gerät – siehe Spezialkasten „So testet Professional audio Magazin Hall – zwei unterschiedliche Hallprogramme die untereinander, je nach Parametersatz, jeweils ähnliche Raumdimensionen aufweisen.
Das Concert-Hall Programm mit seinen zwei Sekunden Nachhall und 20 Millisekunden Predelay zeigt sich bei gleich lauten Anteilen von Direkt- und Effektsignal beim V-Verb Pro und auch beim M3000 äußerst höhenlastig und spitz. Zerspringendes Glas und ein Rimshot treten im Höhenbereich überdeutlich hervor. Eine metallische Färbung ist beim V-Verb bemerkbar, die beim M3000, wenngleich nicht so stark, ebenfalls vorhanden ist. Die Modulationsmöglichkeiten des Nachhalls beim M3000 überzeugen dafür eher als beim V-Verb. Dieser Eindruck bestätigt sich schließlich beim Abhören des reinen Effektsignals. Im Vergleich zum M3000 klingt das V-Verb zudem dünn und nicht so ausgeprägt räumlich.
Derselbe Effekt beim PCM 91 kommt da ungleich voluminöser und kraftvoller zum Ausdruck. Mit einem leichten Hang zur Betonung des Bassbereiches wirkt der Höhenbereich im Hall nicht so prominent, obwohl das Frequenzspektrum gerade beim zerspringenden Glas unverfälscht übertragen wird. Der Hall klingt runder und angenehmer. Der Ausklang der Hallfahne ist deutlich, aber nicht unangenehm vordergründig hörbar. Wir entdecken sogar eine gewisse Form von Lebendigkeit im Ausklang und im Stereo-Bereich. V-Verb und M3000 warten zwar ähnlich wie das PCM 91 mit Modulationssektionen für den Nachhall auf. Meister in dieser Klasse ist jedoch das Lexicon-Gerät. Der berühmte Aha-Effekt stellt sich beim Hören ein.
Der Yardstick zeigt bei gleicher Einstellung ein etwas mittigeres Effektsignal. Die Räumlichkeit beim Quantec und Lexicon sind jedoch als hervorragend zu bezeichnen, wobei der Yardstick den markanteren Klang erzeugt. Der simulierte Raum scheint dort mehr zu atmen und erscheint im Vergleich zum PCM 91 ungleich eindrucksvoller. Der Eindruck entsteht, als ob mehr Luftigkeit nach oben hin existiert. Der Yardstick vermag äußerst hell klingende Hallfahnen zu erzeugen, die der Durchsichtigkeit der Signale jedoch in keinster Weise abträglich sind. Wer also große gekachelte Räume für seine Produktion braucht, ist mit dem Yardstick gut beraten.
Der nächste Test konzentriert sich auf die Erzeugung eines kleinen Raumes bei dem Erst-Reflexionen im Vordergrund stehen. Das V-Verb vermag dabei nicht, die Charakteristik eines kleinen Raumes authentisch wiederzugeben. Vielmehr entsteht der Eindruck, den zuvor gehörten Concert-Hall Algorithmus in einer Abwandlung zu hören. Das M3000 zeigt sich mit seiner opulenten Bedienbarkeit gerade bei den Erst-Reflexionen und dem eigens für diesen Zweck entwickelten VSS3 FP-Algorithmus („FP“ steht für Film and Production) als erstklassige Wahl für die Simulation kleiner Räume. Der Eindruck entsteht, als ob im Wohnzimmer ein Kiesbett steht, auf dem jemand läuft. Knallende Sektkorken wirken nicht ganz so brillant wie im Original. Das Wohnzimmer ist also voll gestellt mit zusätzlich schallschluckenden Flächen. Dennoch ist die charakteristische Räumlichkeit überdeutlich zu hören. Den Zusatz „FP“ verdient dieser Algorithmus also zu recht. Das PCM 91 kann da problemlos mithalten, wenngleich sein warmer Grundklang hierbei eine Winzigkeit zu intensiv ist. Der simulierte Raum klingt ein wenig dumpfer im Vergleich zum M3000, wenngleich die Räumlichkeit gerade durch den Spatial EQ und den Size-Parameter detailliert eingestellt werden kann. Auf eindrucksvolle Weise vermittelt uns das PCM 91 wie in Tante Elses Wohnzimmer die Sektkorken knallen und anschließend die Gläser vom Tisch fallen. Die Erst-Reflexionen fügen sich perfekt in den Klang ein. Sie sind Bestandteil des Klanges, so als ob sie schon bei der Aufnahme darin enthalten sind.
Der Yardstick vermag einen kleinen Raum ebenso gut darzustellen und das nur durch eine entsprechende Einstellung der Filter, der Nachhallzeit und des Erst-Reflexionsanteils. Die Räumlichkeit ist im Vergleich zum Concert-Hall, obwohl nur ein Algorithmus integriert ist, eine andere. Wer beispielsweise im Radio oftmals Hörspiele gehört hat, wird diesen charakteristischen Raumklang mit dem gewissen Atmen im oberen Bereich sofort wieder erkennen. Dennoch sind dem Yardstick Grenzen gesetzt in Bezug auf die Vielgestaltigkeit. PCM 91 und vor allem das M3000 vermögen hier aufgrund zahlreicherer Algorithmen ungleich mehr Varianten anzubieten.
Fazit
Jedes der in diesem Test vorgestellten Geräte besitzt seine Vorzüge. Bemerkenswert ist das, im Vergleich zu seinen Konkurrenten, spottbillige Behringer V-Verb Pro Rev 2496. Bezüglich Funktionalität, Programmierung und Parameter kann es spielend mit dem M3000 und dem PCM 91 mithalten, wenngleich es im Gesamtklang deutlich abfällt und eher flach und spitz klingt. Als Effekt-Hall eignet es sich, um Gesangsstimmen und Schlagzeugklänge prominent zu betonen.Es ist abzuwarten, wie sich der Behringer gegenüber Software Plug-ins der gleichen Preisregion schlägt. Mehr darüber im nächsten Artikel.
Das M3000 von T.C. Electronic ist ein wandlungsfähiger Simulant in Sachen kleiner Räume. Wenngleich auch dieses Gerät klanglich nicht ganz an die Klasse eines PCM 91 heranreicht, liefert das M3000 dennoch die variantenreicheren Raumsimulationen in Perfektion. In Bezug auf Nachhall ist ähnlich wie beim V-Verb eine Betonung im Höhenspektrum bemerkbar. Es eignet sich in gleichem Maße für Effekt-Hall und Raumsimulationen, wobei letztere eindeutig am stärksten sind.
Das Lexicon PCM 91 kann auch im Vergleichstest vom Professional audio Magazin locker glänzen. Wer Hall als eine hauchfeine Zutat begreift, die zur Veredlung von Gesangs- und Instrumentalstimmen dienen soll, wird das PCM 91 auswählen.
Dennoch ist es nicht uneingeschränkt für alle Situationen gut geeignet. Die Raumsimulationen klingen zwar äußerst authentisch. Aber ein wenig mehr Brillanz hätte auch dort die Erst-Reflexionen und somit den Raumeindruck besser übertragen. Doch das ist Geschmackssache.
Das markanteste Gerät, der Quantec Yardstick, fällt in jeder Hinsicht aus dem Rahmen. Obwohl nur ein einziger Algorithmus im Gerät enthalten ist, lassen sich dennoch unterschiedlichste Raumsimulationen erzeugen. Wer einen charakteristischen Raumklang sucht, der aus unzähligen Film- und Hörspielproduktionen bekannt ist, wird mit dem Yardstick glücklich. Zusammen mit dem Klang des PCM 91 ist er ein zeitloser Klassiker.
Erschienen in Ausgabe 09/2006
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 2952 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: gut
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