Tonstudio To Go – Mobiles Producing
Die Welt wird immer mobiler und das persönliche Tonstudio muss sich schon lange nicht mehr ausschließlich in den eigenen vier Wänden befinden. Musik machen immer und überall, ob im Park, am Strand oder im Hotelzimmer. Mal vielleicht eher beatlastig für Dance-Musik, LoFi oder Chill Hop, mal eher experimentell, wenn ihr Außengeräusche zu Ambient-Sphären verarbeiten möchtet. Gefragt sind immer mehr auch autarke Hardware-Setups, die ohne Computer funktionieren. Autor Heiner Kruse zeigt in diesem Special passende kleine Geräte verschiedener Kategorien sowie komplette Workstations, zeigt Stolperfallen, gibt Tricks und nennt Produkte rund um das Thema Stromversorgung und Verkabelung, damit es in der Praxis auch klappt wie zuvor erhofft.
Von Heiner Kruse
Der Markt für Tools zum mobilen Produzieren ändert sich in rasantem Tempo. Die Newsmeldungen mit innovativen und gut transportablen Synths, Samplern, Sequencern und Modulen von ganz klein bis mittelgroß überschlagen sich förmlich. Natürlich eignen sich auch Laptops und Padlets wie das iPad oder gar das iPhone für mobiles Produzieren. Doch handelt es sich hier um Geräte, die nicht speziell für die Musikproduktion gemacht sind. Kleine dedizierte Soundtools hingegen limitieren oft die Möglichkeiten, schaffen durch ihre Struktur aber auch wieder mehr Platz für eure Kreativität. Sie erfüllen dabei Bedürfnisse vieler Künstler, die keine Lust mehr haben, unentwegt auf den Bildschirm zu schauen und zu oft Updates durchführen zu müssen. Tools wie Teenage Engineering‘s OP-1, die Pocket Operators, Rolands SP-404 oder die KORG Volcas haben dabei den Markt aufgemischt.
Dieser Artikel soll Hilfe leisten bei der Entscheidung, was für euch persönlich passt und zudem Praxisprobleme beleuchten, die nicht überall und nicht in der Werbung zu lesen sind. Außerdem gebe ich Tipps, welche Geräte man gut miteinander kombinieren kann und was bei Verbindungen zu beachten ist. Tauchen wir ein in die Welt des Mobile Producing…

HEINER KRUSE
Heiner Kruse ist Künstler, Autor, Dozent, DJ und Labelchef. Als „The Green Man“ (TGM) hat er national und international zahlreich Musik, Videos und Alben veröffentlicht. Seine elektronische Musik baut oft Brücken von Drum & Bass zu anderen Genres (wiebei Releases auf seinem Label Basswerk mit T. Quaeschning/Tangerine Dream, Skarra Mucci und Gregor Schwellenbach) oder wird als Filmmusik genutzt (CSI Miami, Arte, BBC). Als Autor („Logic Pro“/Rheinwerk Verlag) und Dozent (Akademie Deutsche POP) gibt er sein Wissen praxisnah weiter.
Teil 1: Stromversorgung
Am Anfang braucht man Strom – wann und wie hängt dabei nicht nur von der Größe eines Gerätes ab. Während OP-1, Roland Aira Compacts, Novation’s Circuit-Geräte und Akai’s MPC Live interne Stromversorgung via Akku und die Pocket Operators, Liven Bass & Beats, Roland TR-6S oder die Korg Volcas internen Strom via Batterie bieten, funktionieren andere ausschließlich mit Strom „von außen“. Das gilt z.B. für die kleinen 1010music Nanoboxes, KORG NTS-1, viele Keyboard-Controller, Modularsysteme oder die Maschine+ Workstation, um nur ein paar wenige zu nennen.
Viele kommen dabei mit USB-Strom aus, der z.B. von einer Powerbank oder dem Laptop kommen kann. Bei den Korg Volcas oder verschiedenen Gitarreneffekten braucht man beispielsweise 9V. Andere, wie Mod Dwarf oder Modularsysteme, benötigen 12-15V mit ausreichender Stromstärke, auch NI’s Maschine+ möchte 15V.
Dementsprechend viele Produkte rund um das Thema Strom findet ihr auf dem Markt. Immer beliebter sind USB-Power-Banks, mit denen ihr Smartphones, Padlets, Laptops, aber auch immer mehr Musikproduktionstools speisen könnt. Praktisch für zu Hause sind auch USB-Strom-Hubs mit mehreren Ausgängen, z.B. von Ravpower (www.ravpower.de, ca. 29 Euro). Manchmal müsst ihr dabei beachten, dass bestimmte USB-Kabel ausschließlich für die Stromversorgung oder für die Datenübertragung geeignet oder optimiert sind, die meisten können aber beides.
Ein Gerät mit einem guten Akku via USB aufladen zu können, ist in der Praxis meist komfortabler, als immer wieder sechs AA-Batterien austauschen zu müssen, oft hält ein internes Akku zudem auch länger. Sind die Akkus nicht austauschbar, ist das andererseits weniger nachhaltig. Intern austauschbare Batterien aufladen zu können wäre vielleicht ein Kompromiss für die Zukunft. Bei wiederaufladbaren Akku-Batterien der Größe AA (Mignon) oder AAA sind die Panasonic Eneloop-Akkus, die es in verschiedenen Varianten gibt, alle empfehlenswert (im Fachhandel, www.panasonic-eneloop.eu). Neuerdings gibt es auch Batterieakkus mit eingebauter USB-C Buchse, zum Teil auch als Lithium-Variante.
Es gibt auch Powerbanks, die nicht USB, sondern verschiedene Spannungen ausgeben – und Optionen, unterwegs 220V Strom für eine Steckdose zu erzeugen. Hier Detailinfos zu wichtigen Produkten rund ums Thema Strom für mobiles Producing:
KOMA Elektronik Strom Mobile
Koma Elektronik ist ein mit dem Thema „mobile Musikproduktion“ vertrauter Hersteller, der mit dem Field Recording Kit auch eine Art Soundexperimentierkasten produziert. Strom Mobile ist ein professioneller „Wandler“, der selbst keinen Strom erzeugt. Man kann das Gerät mit zwei USB-Eingängen „speisen“ und an 2×2 Ausgängen wahlweise 9 oder 12V ausgeben. Ideal, um z.B. mehrere Volcas oder Gitarreneffekte zu versorgen. Für jeden der zwei „Busse“ mit den zwei Outs kann eine andere Spannung eingestellt werden. Hierzu muss man das Gerät aufschrauben. Eingangsseitig kann man z.B. eine USB-Powerbank, aber auch einen Laptop nutzen. Doch man muss die Polarität beachten. Im Test wollte ich ein bastl microgranny betreiben. Flackern an Strom Mobile zeigte mir schnell an, dass die Polarität falsch war, bevor Schäden entstehen konnten. Mit einem weißen Polaritäts-Converter-Kabel konnte ich danach microgranny hochfahren und simultan noch einen 9V Hologram microcosm Effekt mit Strom versorgen, der eine andere bzw. die vorgesehene Polarität benötigte.
Mitgeliefert werden zwei DC Kabel, empfehlenswert ist der zusätzliche Erwerb des Mobile Cable Packs, welches das Polaritäts-Converter Kabel beinhaltet. Hier ist z.B. auch ein Daisy-Chaining-Kabel dabei, um mehrere Geräte anzuschließen. Nicht betreiben konnte ich mit Strom Mobile jedoch ein kleines Eurorack-Modularsystem mit 12V, was mich etwas überrascht hat, weil ich mit einem gut funktionierenden Strom-Modul von KOMA schon ein kleines Euroracksystem betreibe. Insgesamt ist Strom Mobile eine tolle Lösung, um mit Powerbanks zu arbeiten und damit auch andere Geräte im mobilen Setup versorgen zu können.
Preis 149 Euro, Genderbender Converting Cable 7 Euro (2 Stück), Mobile Cable Pack 35 Euro
myVolts ripcord und andere
Bei Thomann findet man von der Firma myVolts sogenannte „Ripcord“-Kabel, die ich noch nicht lange kenne und mangels Verfügbarkeit noch nicht ausprobieren konnte. Auf der einen Seite ist ein USB-Stecker, auf der anderen Seite ein 9V oder 12V Ausgang. So kann man USB Powerbanks zur Versorgung von Musikgeräten nutzen. Thomann listet z.T. kompatible Geräte in den ripcord Produktbeschreibungen auf, z.B. Arturia Microbrute, Drumbrute, Elektron Digitakt etc. für ein Ripcord 12V DC Kabel (ca. 20 Euro). Erhältlich sind folgende Ausgänge: 5V, 6V, 7,5V, 9V (z.B. für Keystep und Organelle), 9V Center Negative, 12V, 15V, 18V (für div. Fulltone Geräte), 19V (z.B. für Akai MPC One).
Sucht man weiter, entpuppt sich myVolts als weiterer Spezialist für unser Thema und bietet außerdem Split-Kabel für die Stromversorgung mehrerer Korg Volcas und Roland Boutique Synths (ausgehend von USB Strom, ca. 16 Euro) oder einen Polaritätstest-Checker (Hot Tip, ca. 10 Euro) an.
www.myvolts.de, www.thomann.de
Powerbanks
USB Powerbanks werden auch von Nicht-Musikern nachgefragt und sind dementsprechend weit verbreitet und z.T. im Elektro-Einzelhandel erhältlich. Interessant ist, dass es auch Solarpanels oder Solar Power Banks gibt. Je nach Größe leisten sie unterschiedliches. Auch eine kleine Powerbank eignet sich beispielsweise schon zum Betrieb von 1010music blackbox, nanobox und co. Die Nanobox Lemondrop sprang im Test sogar nach Anschluss an ein kleines Solarradio mit Kurbel und USB-Anschluss an („Solarbaby“, ca. 25 Euro, bei amazon.de).
Gute Erfahrungen habe ich u.A. mit Produkten von Anker (de.anker.com) und Xt Power (www.xtpower.de) gemacht. Eine kleine Anker Powerbank mit 10.000 mAh betrieb meine 1010music blackbox ein paar Stunden. Gängige Powerbanks für ca. 30-60 Euro haben 20.000 mAh. Die Abkürzung mAh steht für Milliampere pro Stunde und gibt zumindest theoretisch an, welche Strommenge (mA) die Power Bank pro Stunde bzw. eine Stunde lang liefern kann. Ein Smartphone-Adapter liefert typischerweise 1000mAh, so dass eine 10.000 mAh Powerbank das Smartphone theoretisch 10×1 Std lang aufladen kann. Auf den 1010nanoboxes steht rückseitig, dass sie 500mA benötigen.
Manche Powerbanks, z.B. von TalentCell (z.B. PB240A1, ca. 80 Euro, www.talentcell.com) und Xt Power XT 16000 (ca. 70 Euro, beide z.B. bei amazon.de), können auch 12V oder mehr ausgeben. In einem Test konnte ich mit diesen beiden auch Modularsysteme unterwegs betreiben. Wie lange hängt natürlich stark vom Stromverbrauch der verbauten Module ab. Während die im Vergleich leichte Xt Power Xt auch via USB wieder aufgeladen werden kann, passiert das bei der Talent Cell durch den mitgelieferten 29V-Adapter.
Strom aus dem Auto?
Vor elf Jahren wollte ich für ein Musikvideo ein auf einer Wiese stehendes, laufendes Technics-Tape-Deck filmen. Ich besorgte mir dafür einen Belkin AC Anywhere Wechselrichter-Adapter (12V auf 220V). Mein Plan ging auf! Mit so einer Option seid ihr natürlich am flexibelsten und könnt fast jedes Musikproduktionsgerät aus eurem Setup auch mobil betreiben. Das Belkin-Gerät ist zwar aktuell ausverkauft, doch gibt es Alternativen, die ebenfalls eingangsseitig den Anschluss an einen Zigarettenanzünder im Auto, ausgangsseitig eine 220V Steckdose bieten. Eine Suche nach dem Begriff „Wechselrichter“ lässt euch solche Produkte finden, z.B. von Odoga, Technaxx (bei ATU) und Green Cell (ca. 30-40 Euro). Es gibt außerdem Adapterkabel von Zigarettenanzünder auf Universalnetzeil mit verschiedenen kleineren Spannungen (z.B. 1,5 – 12V von Goobay, ca. 14 Euro).
Teil 2: Klangerzeuger, Sequencer, Komplettsysteme
Zwar geht es hier in erster Linie um kompakte Tools, um unterwegs zu produzieren oder zu performen. Doch den gleichen Zweck erfüllen manchmal auch größere, autarke Workstations, die alles in einem bieten.
Vorab ein paar Tipps:
- Probiert die Geräte selbst aus. Ob ihr euch mit dem Workflow eines Circuit Rhythm, eines SP-404mk2, einer blackbox oder eines OP-Z wohlfühlt, ist auch immer eine Typfrage und Geschmackssache.
- Reduziert euer Setup und entscheidet euch für ein Gerät oder eine überschaubare Auswahl, damit ihr die Technik besser beherrschen und transportieren können. Die Auswahl zu reduzieren ist in Zeiten der endlosen Möglichkeiten mitunter ungewohnt, aber durchaus hilfreich.
- Überlegt euch, wo ihr mit den mobilen Tools arbeiten wollt. Viele Teenage-Engineering Tools sind kleine Allrounder, die ihr in die Jackentasche stecken könnt. Die Novation Circuits oder Roland’s SP-404mk2 finde ich manchmal besser bedienbar, aber man braucht schon eine größere Tasche, um sie mitzunehmen.
- Wie oft wollt ihr mobil Musik produzieren, hauptsächlich oder nur ab und zu? Tools voller Technik wie der OP-Z sind gut beherrschbar, wenn man sie regelmäßig nutzt. Doch nach Pausen oder am Anfang ist die Lernkurve steil, es gibt viele Shortcuts, die man schnell vergisst. Tools mit etwas weniger Möglichkeiten und einfacherer Struktur wie TE’s Pocket Operators kann man leichter auch spontan mal anwerfen.
Fangen wir zunächst mit kleinen Geräten an und bewegen uns dabei auch durch das Sortiment verschiedener wichtiger Firmen.
Teenage Engineering (TE)
Teenage Engineering aus Schweden haben im mobilen Producing eine Ausnahmestellung. Mit dem OP-1 läuteten sie bei der Präsentation 2010 und der Veröffentlichung 2011 das mobile Produzieren mit dedizierten Geräten quasi ein. Kreativ mit Limitierungen arbeiten – das wurde hier auch als Konzept ausgerufen. Etwa 2015 folgten die erschwinglicheren Pocket Operators. Dann kamen 2019 der OP-Z als Alternative ohne Screen und batteriebetriebene Modularsysteme. 2022 folgten mehrere Paukenschläge, z.B. der TX6 Mixer (siehe Teil 3), der OP-1 Field – und jüngst auch eine App zum Erstellen von Musikvideos für Google’s Pixel.
TE Pocket Operators
Die ca. 2015 erschienenen Pocket Operators sind ultraklein und werden mit 2 AAA-Batterien betrieben. Sie werden z.B. von Artists wie Subfocus, Deadmau5, Andrew Huang, Ricky Tinez oder Leftfield benutzt. Ein Patternsequencer mit Parameter-Locks, Trigger Buttons, ein Lautsprecher, eine meist sample-, manchmal auch synthbasierte Klangerzeugung und Sync I/O’s sind integriert und sorgen für sofortigen Musikspaß. Man braucht wohl ein wenig Einarbeitung, aber insgesamt ist das nicht zu komplex.
Tipp: Einige Modelle wie PO-33, PO-133 und PO-35 bieten ein Micro, Sample-Aufnahme und Speicherung. Der PO-32 Tonic, wie PO-35 eine Coop mit Sonic Charge, ist synthbasiert, hier können Sounds mit einem Plug-In ausgetauscht werden. Auch PO-35 kann in einer Voice Sounds des „Tonic“ laden. Die FX von PO-32 und -35 sind ganz besonders herausragend. Viele bekannte Musiker nutzen die Pocket-Operators, man kann z.B. auf Bandcamp zahlreiche tolle Pocket-Operator-Produktionen mit dem entsprechenden Tag finden. Zudem sind Effekte und besonders die LoFi Charakteristik der Pocket Operators oft eigenständig und charmant.
Pocket Operators können miteinander verbunden und gesynct werden. Insgesamt ist man besser beraten, gute Ergebnisse schnell aufzunehmen, die Archivierungs- und Speichermöglichkeiten sind meist limitiert, es werden absichtlich Grenzen gesetzt. Das kann auch manchmal befreiend wirken, Angaben wie: 1 Monat Battery Life und 2 Jahre Standby-Zeit zeigen, dass man die Dinger lange nutzen kann. Ausschalten lassen sie sich nicht, sind immer bereit, aber gehen von selbst nach einer Zeit in den Standby Mode. Tipp: In Kombination mit einem kleinen Zoom H-1 als Recorder sind sie wohl mit die kleinste mobile Produktionscombo, die schon viel Spaß bereiten kann.
TE OP-1, OP-Z und OP-1 Field
Der OP-1 war inspiriert von Casio’s VL-1 VL-Tone der 80er Jahre, der u.a. von Trio und Human League verwendet wurde. OP-1 kostete anfangs 799 Euro und viele User hatten bei diesem Preis zunächst Zweifel, ob sie so viel Geld für ein kleines Gerät ausgeben sollten. Diese Zweifel schwanden oft, wenn man das schöne und recht robuste Gerät in die Finger bekam und auch, als immer mehr bekannte Musiker wie Jean Michel Jarre oder Deadmau das Gerät öffentlich nutzten. 2018 und 2019 war der OP-1 ausverkauft, weil er nicht nachproduziert werden konnte, es folgten eine Preissteigerung auf dem Gebrauchtmarkt und ein fast gleiches Modell mit neuem Display für nun deutlich mehr Geld.
OP-1, OP-1 Field und OP-Z glänzen durch eine „Komplettausstattung“: Interner Akku, Lautsprecher, Micro, Sequencer, Sampler, Synth, Keyboard, Endlosencoder, USB-Audiointerface… das haben sie alle! Die OP-1‘s bieten auch ein Display, während der OP-Z nur in Kombination mit Handy, Padlet oder Computer eine Bildschirmdarstellung bietet. Beide verlangen dem User aber einiges an Tastaturkombinations-Know-How ab. Der OP-Z (Test in professional audio 07/19) setzt einen Focus auf einen leistungsstarken Sequencer und ist mit Modulen erweiterbar, so dass er auch via MIDI oder CV/Gate Steuerbefehle oder Videosequenzen ausgeben kann. Die OP-1’s haben mehr und vielseitigere Synths und Effekte, ein eigenes Radio. Sie erlauben Aufnahme und Mitschnitt von Ergebnissen via „Tape“, im Fall des neuen OP-1 Field mit deutlich mehr Speicherplatz und Optionen, so dass das Gerät in eine neue Dimension als ernstzunehmender Recorder stößt. Der Preis von 2000 Euro für OP-1 Field schreckt ab, doch kann man ein derartiges Produkt und seine Features andererseits sonst nirgendwo finden.
Preise: Pocket Operators: ab 49,–, bessere Modelle ca. 99,-
OP-1 Field 1999,- Op-1 1399,– (1249,- Street Price), OP-Z 649,– (525,- Street Price) www.teenage-engineering.com
KORG mit Volcas und mehr
Hersteller KORG mischt seit 2013 mit den Volcas den Markt für mobiles Produzieren auf. Die Volcas bringen typischerweise einen internen Sequencer mit, sind 9V batteriebetrieben, haben einen kleinen Speaker, oft ein relativ gut spielbares Keyboard auf Folie und lassen sich via MIDI und Sync verbinden. Mit Motion Sequencing kann man meist noch Parameterautomationen aufnehmen. Manche Volcas besitzen eine analoge Klangerzeugung.
Die Volcas könnt ihr gut miteinander kombinieren, sie sind dafür gemacht. Zunächst gab es Volca Keys, Volca Drums und Volca Bass. Diesen folgten Modelle wie Volca Sampler, Volca Beats, Volca Drum, Volca Mix, Volca Nubass, Volca Modular, Volca Kick und zuletzt Volca FM2, der Yamaha DX7 Sounds importieren kann, weil alle Algorithmen integriert sind. Volca FM2 ist ein mobiler Synth, der Spaß macht und auch gutes Futter für mobile Sampler liefern kann. Er bietet nun sechs statt wie beim Vorgänger drei Stimmen, außerdem gibt es nun Reverb zusätzlich zum Chorus. das zusammen wertet Volca FM2 als Synth deutlich auf. Zudem bietet er MIDI Out, kann 64 Sounds speichern, mit zufälliger Preset-Soundgeneration inspirieren und hat Sequencer und Arpeggiator integriert. Über MIDI wird auch Anschlagdynamik verarbeitet. Zusätzlich gibt es mit „Synthmata“ einen kostenlosen Online-Editor.
Kleine Klangerzeuger und Effekte bietet KORG schon lange auch mit „Kaoss Pads“, die unterwegs via XY Pad Performances ermöglichen, aktuell in Form von Kaosszillator Pro + und Kaossilator 2S.
Ein weiterer Hit ist der KORG Nu:Tekt NTS-1 als sehr kleines, semi-DIY Gerät für die Westentasche mit flexibler Klangerzeugung und internem Speaker, aber ohne eigene Stromversorgung. Es kann ohne Lötarbeiten leicht selbst zusammengebaut und als flexibler, monofoner Synth, aber auch als Effekt genutzt werden. Integriert ist eine Klangerzeugung aus Prologue und Minilogue XD mit VPM- und Wavetablesynthese.
Man kann DSP-Algorithmen über eine von KORG bereitgestellte Librarian-Software aufspielen. Es gibt sogar Angebote von Drittanbietern. So bietet die Firma Sinevibes für 19 Dollar das „Corrosion“ Plug-In an, 10 überzeugend klingende, unterschiedliche Verzerrungsalgorithmen, die für NTS-1, aber auch Prologue und Minilogue xd genutzt werden können.
Nicht zu vergessen ist eines der erfolgreichsten Synth-Instrumente aller Zeiten – der MicroKORG, mit Minikeyboard, guten Presets, Batteriefach, integriertem Vocoder und Schwanenhals-Mic.
Preise: Volca FM2 189,- Volca Keys 119,-, Nu:Tekt NTS-1 149,- Euro, Kaosszillator Pro+ 410 Euro, Kaosslilator 2S 175 Euro, Nu:Tekt Overdrive ca. 145,-, Nu:Tekt NTS 2 Oscilloscope-Kit ca. 229 Euro), microKORG 349,–, microKORG XL 445 Euro www.korgmore.de (Musik Meyer), www.korg.com/de
1010music blackbox, nanobox lemondrop & fireball
Die 1010music Klangerzeuger blackbox und die beiden nanoboxes bieten Kompaktheit und Bedienung via Touchscreen. Das ist die Spezialität der Firma, hierbei ist ein Keyboard mit Hold-Funktion integriert. Strom kommt via USB, das Fehlen einer internen Batterie finde ich ein Manko. Allerdings könnt ihr das auch zu einem Vorteil machen: Wenn ihr eine Powerbank am Start habt, könnt ihr mit dieser und Hubs gleich mehrere Geräte versorgen. Die blackbox kann zudem auch als Stromspender für einen angeschlossenen MIDI-Controller fungieren (!). Alle Geräte haben 3,5mm MIDI I/O’s. Die Nanoboxen haben Clock-Ins, blackbox Clock I/O’s. Ein weiteres Plus ist, dass die Firmwares der 1010music Geräte laufend verbessert werden.
Die blackbox kann von internen und externen Quellen sampeln, auch wenn es nur einen Line- und keinen Mic-Eingang gibt. Aufnehmen und Resampeln können die nanoboxen auch. Das Ergebnis liegt sofort als .wav Standard-Audiodatei vor, die im Computer weiterverarbeitet werden kann. Bei der blackbox sind Handling und Routing übersichtlicher dargestellt, auch der Sound der Aufnahme gefällt mir besser. Kein Wunder, blackbox ist eine komplette, leistungsfähige Sampler-Workstation, in Stereo mit 16 Pads, Slicing, Granularmodus, Filter, Modulationsquellen, FX und Sequencer. So ist die blackbox auch ein guter Begleiter bei Jams mit Modulen, wenn ihr schnell mal etwas aufnehmen möchtet. Auf der blackbox erstellte Presets lassen sich auch auf den Eurorack-Modulen bitbox und bitbox micro weiterverwenden.
Nanobox Lemondrop bietet mehr Details bei Granularsynthese, auch für eingehende Signale, Nanobox Fireball arbeitet mit Wavetablesynthese. In beiden Nanoboxen arbeitet man mit zwei Layern, die jeweils eigene Einstellungen erlauben, wodurch Ergebnisse schnell komplex und teuer klingen können. Beide haben tolle Modulations-, Performance- und Effektoptionen, um komplexe Sounds zu erzeugen. Man kann dabei rhythmische Komponenten auf verschiedene Weise auch in die (Granular-)synthese integrieren. Über ein XY-Pad auf dem Touchpad kann man gut live performen. Parametersteuerungen sind aber auch durch externe MIDI-Controller möglich.
Die 1010music Geräte arbeiten sowohl mit Line- als auch Eurorack-Levels und mit 3,5mm Stereo-Klinkenverbindungen, damit können Sie auch der Verbindung dieser verschiedenen Welten dienen. Zur Standardausstattung gehört eine microSD Card mit interessantem Soundmaterial.
Preise: 1010blackbox: 649,-, nanobox lemondrop: 449,-, nanobox Fireball: 449,- Euro www.1010music.com
Novation Circuit Tracks & Circuit Rhythm
Novations aktuelle Modelle der Circuit Reihe sind Workstations, die eine angenehm bedienbare Größe bieten. Der Verzicht auf einen Bildschirm und eine recht intuitiv erlernbare Benutzerführung unterscheiden das Gerät von der Konkurrenz. Der programmierbare Step Sequencer ist eine besondere Stärke der Circuits, inklusive „Per Step“-Parameteränderungen, Echtzeitaufnahmen sind ebenfalls möglich. Patterns können zwar nur 32 Steps lang sein, jedoch finde ich das nur auf den ersten Blick einen Nachteil. Denn die Patterns lassen sich auf verschiedene Weisen kaskadieren, um auf bis zu 256 Steps zu kommen. Zudem gibt es acht Patterns pro Track und Scenes, die ihr zu einem Arrangement formen könnt. Und ich habe noch einen Workflow-Tipp, der mir nach ein paar eigenen Jams auffiel: Ihr könnt in der Praxis sogar live zwischen den Projekten einer Speicherbank wechseln! Auf diese Weise könnt ihr Songteile als einzelne Projekte anlegen und kombinieren! The Sky is the Limit!
Die Circuits bieten eine moderne Ausstattung mit integriertem Akku, USB-C Anschluss (für Datentransfer und MIDI-Verbindungen), einem (Mono-) Sampleplayer, Audio und MIDI I/O’s, internen (Stereo)-Effekten, microSD Card Slot, Patternsequencer und einer 32 Pad Matrix und Endlosencodern.
Das Modell Circuit Rhythm (Test in professional audio 10/21) erzeugt Klänge nur mit den Sampleplayern, kann aber auch selbst Samples aufnehmen. Allerdings werden alle Samples nur in mono abgespielt oder aufgenommen, obwohl es Stereo-Eingänge gibt. Was dort anliegt, kann aber auch in Stereo effektiert und live hinzugemischt werden. Die Circuits sind beide für sich schon recht komplette Workstations, lassen sich auf diese Weise aber auch noch gut miteinander kombinieren.
Circuit Tracks (Test in professional audio 6/21) hat integrierte Synthspuren und kann auch externe Geräte via Sequencer ansteuern. Beide Circuits lassen sich über Novation’s Component Software verwalten. Novation stellt dabei herausragend gute Sounds bekannter Künstler kostenlos zur Verfügung. Allerdings dauert die Übertragung der Dateien ungewöhnlich lang. Dafür gibt es besonders für Circuit Tracks detaillierte Sounddesign-Optionen in der Software. Ein interner Lautsprecher wie im ersten Circuit fehlt ebenso wie ein dedizierter Mic-Eingang. Interne Effekte klingen gut und sind auf verschiedenen Ebenen untergebracht.
Preise: Circuit Tracky 365,- Euro, Circuit Rhythm 342,- Euro www.novationmusic.com
Sonicware
Als Sonicware mit dem mittlerweile vergriffenen ELZ-1 inkl. Speaker, Keyboard und Batterieversorgung auf den Markt kam, erschien das äußerlich wie ein kleiner OP-1 Verschnitt, doch handelte es sich vor allem um einen FM-Synth. Demgegenüber sind die Produkte der günstigeren Liven-Serie (Bass & Beats, 8 Bit Wraps und XFM) mit eigenem Sequencer, flexibler, mehrspuriger Klangerzeugung und ebenfalls mit Keyboard, Speaker, MIDI und Batteriefach ausgestattet und ebenfalls erstaunlich leistungsfähig. Liven Bass & Beats wurde hier in den Hot Tools der Ausgabe 5/22 vorgestellt, eine kleine Beats & Bass Workstation mit vielen Sounds, Samples und Synthese.
Richtig interessant wird es im Herbst, wenn der auf Kickstarter angekündigte Handysampler Smpltrek als handliches, batteriebetriebenes kleines Production Center mit Display auf den Markt kommt. Live Sampling via Micro & USB, Timestretching, Slicing, Sequencer mit Scenes und Audiotracks, Built-in Mic, Built-in Speaker und Streaming-Fähigkeit sind angekündigte Features.
Preise: Smpltrek ca. 429,- (Early Bird Offers ca. 130 Euro günstiger), Liven Modelle 222,- bis 249,- Euro www.sonicware.co.jp
Roland/Boss und Looping
Roland hat mit dem mobilen SP 404mk2 Sampler und seinen Vorgängern schon lange eines der heißesten Eisen in der mobilen Producing-Welt im Feuer und zudem den TR-6S und kleine „Boutique“-Synths im Sortiment, die oft nach kurzer Zeit vergriffen sind. Für die Boutique-Synths gibt es eine Art Universal-Keyboard, mit dem sie verbunden werden können. Auf der Superbooth 22 präsentierte man zudem neue Aira-Compact-Geräte, die ein wenig in die Fusstapfen der Korg Volcas treten.
Boss RC-505 (mk2)
Aber auch verschiedene Boss Looper-Geräte wie der RC-505 und sein Nachfolger, RC505mk2, sind in ihrem Bereich marktführend. Live-Looping ist für manchen User der beste Workflow, wenn es um mobiles Produzieren geht. Die 505er Looper Modelle bieten vor allem tolle Effekte, flexibles Routing und auch ein paar interne Sounds, wollen aber vor allem von externen Klangquellen gefüttert werden. Der Künstler Marc Rebillet zeigt auf der Original 505 eindrucksvoll, wie man damit in „live“ Jams elektronische Musik produzieren kann.
Roland TR-6S, TR8S, MC-707
Ebenfalls interessant ist der kleine TR-6S, der batteriebetrieben auf mehreren Spuren sample- und synthbasiert Patterns erzeugen kann und seinem größeren Bruder, dem TR-8S kaum nachsteht. Hier ist man klanglich mit Samples und Synthese enorm flexibel und bekommt den Sound der berühmten TR-Machines. Konkurrenz macht sich Roland mit dem ebenfalls größeren MC-707 noch selbst, der eine andere, ZEN-basierte Klangerzeugung besitzt und auch bis zu 6 Minuten Stereo-User-Samples aufnehmen kann und dabei einen Mikrofoneingang besitzt.
Roland Aira Compact T8, J6, E4,
Die kleinen Roland Aira Compact Modelle konnte ich noch nicht testen, aber schon die Features bewundern. Offensichtlich tritt Roland hier ein wenig in die Fußstapfen der Volcas, mit integriertem Akku, USB-C Audio/MIDI-Interface, Sync und Mix I/O’s ist bereits die Grundausstattung etwas hochwertiger, aber im Schnitt auch etwas teurer. Doch auch die Features sind innovativ. Der T8 ist nicht nur eine Drummachine, sondern besitzt auch einen Basssynth im 303 Style mit Drive-Option. Beeindruckend sind z.B. die Akkordspeicher- und Arp-Funktionen des J6. Der E4 nutzt Roland’s lange Erfahrungen mit Vocal Processoren, Vocodern und Harmonizern und kombiniert entsprechende Effekte mit einer einzelnen Looper-Einheit im Stil des kultigen Boss RC-505. Die Combo aus Drummachine T8, synthbasiertem Chord Tool J6 und Vocoder/Looper E4 bietet ein sehr fähiges Gesamt-Setup.
Roland Boutique
In der Boutique-Serie hat Roland bekannte Klassiker wie D50 (vergriffen), JD800 (JD-08: ca. 399 Euro), TR909 (vergriffen), SH-101 (SH-01: ca. 419 Euro) oder JX8P (ca. 444 Euro) und weitere wieder aufleben lassen. Mit dem kleinen K25 M Keyboard, in das sie sich hineinmontieren lassen, sind alle Boutiques ein kompletteres Gerät.
Roland SP404mk2
Den SP-404mk2 Sampler haben wir in den Hot Tools 06/22 vorgestellt. Dieses Gerät ist eine mobile Allroundlösung mit Mic- und Gitarreneingang und seit dem neuen Firmwareupdate 2.0 von Anfang Juli mit neuen Workflows ein echter Favorit für mobiles Producing. Das Gerät ist recht groß, aber noch gut im Rucksack transportabel und kann via Strom, USB-C (nur mit Kabel mit beidseitigen USB-C Steckern) oder sechs Batterien betrieben werden. Ihr könnt Stereo mit FX (z.B. Vocals mit Harmonizer) sampeln, slicen oder via USB-C direkt vom Computer, Telefon oder Padlet aufnehmen (!). Was ihr bei Experimenten mit FX gehört habt, könnt ihr nun sogar bis zu 40 Sekunden nachträglich einfangen. Der SP- 404mk2 lässt sich gut mit kleinen Synths kombinieren, selbst ist er vor allem Sampler und Sequencer und hat einen eigenen Grundklang mit „Vibes“. Einen LFO sucht man in der Klangerzeugung vergebens. Die Palette an Effekten ist aber herausragend. Das gilt besonders für diverse LoFi und Stutter-Optionen, in Version 2.0 kamen SX Reverb, SX Delay, Cloud Delay und Backspin dazu. Man kann mit einer großen SD-Card arbeiten. Über eine App lassen sich Edits noch besser vornehmen, Sound- Im- und Export gestalten sich jedoch etwas mühsam, der Export von Audiodaten via App erfolgt gar in einem kryptischen Format. Die internen 16 GB Speicher lassen allerdings genug Spielraum bei Projekten.
Der SP-404mk2 ist im Hip Hop und LoFi Bereich sehr beliebt. Der 404mk2 eignet sich gut, wenn ihr selbst Beats in Echtzeit einspielen könnt, beherrscht seit dem 2.0 Upgrade aber auch Step Sequencing („TR-Mode“). Resampling könnt ihr synchron mit dem Start eines Patterns auslösen . Version 2.0 bringt endlich auch polyphones und chromatisches Spielen/Aufnehmen von Samples, 16 Undo Steps und automatisches Auffinden von Nulldurchgängen bei Slicing und Sampleschnitt.
Preise: Boss RC-505mk2 579 ,-, Roland TR6S 379,-, T8, J6 und E4 je 199,-, SP 404mk2 Street Price 499 Euro www.roland.com, www.boss.info
Eurorack Systeme, 2 HP Lunchbox und kleine patchbare Synths
Eurorack Systeme sind flexibel und eignen sich mit einer passenden Powerbank auch für mobiles Producing als Klangerzeuger, Effekt und Komplettworkstation. Man kann sich komplett verschiedene Systeme zusammenstellen, je nachdem, welche Musik man machen möchte.
Nicht so einfach ist es dabei, eine gut transportable Lösung oder Cases zu finden, die z.B. auf Reisen mitgenommen werden können. Schließlich kann man Modularsysteme nicht gut ohne Deckel in Softbags in den Kofferraum packen, da würden die Module zu leicht beschädigt. Für einen einfachen Transport zu einer Jam Session im Regen braucht man eine „wasserdichte“ Lösung. Viele Cases kann man bei schneidersladen.de finden, auch Thomann, Music Store und Just Music bieten eine gute Auswahl. Alternative Racks findet man bei 2ManySynths.nl.
Relativ neu und ultraportabel sind die 2HP Lunchbox Systeme, kleine Blechboxen mit 42HP Platz in der Breite, die wie Keksdosen anmuten und die in verschiedenen Konfigurationen oder nur mit Strommodul verkauft werden, das 4HP verbraucht. Es wird mit 18V versorgt, bietet aber auch noch einen Ausgang, um quasi via Daisy-Chaining ein weiteres Strommodul zu versorgen. Die Box ist klein genug, um in einem Rucksack mitgenommen zu werden. Aber: Will man das Gehäuse zuklappen, geht das aber leider nur, wenn man die Patchkabel wieder entfernt.
Konzept der Firma 2HP sind alle möglichen Module (OSC, Drums, FX, Looper u.v.m) in der kleinen Breite „2HP“. Auch andere Firmen wie Erica Systems mit den tollen Pico-Modulen, Doepfer mit Slim Line Modulen oder Expert Sleepers mit Disting mk4 bieten viel Leistung auf kleinem Raum. Das ist bei einer schmalen Box besonders wichtig. Natürlich kann man auch größere Racks mit 84 oder 104HP Breite in ein oder zwei Reihen (z.B. cre8audio NiftyCase, Tiptop Audio Mantis) mit Modulen aller Art zusammenbauen und in Instrumenten-Taschen mitnehmen. Die TipTop Audio Mantis Cases sind wohl der preiswerteste Kompromiss für ein größeres transportables „Gehäuse“, denn man kann Schutzdeckel und passende Stofftaschen für den Transport kaufen. Alternativen sind Cases von Make Noise und Intellijel, für die es „Kofferabdeckungen“ gibt.
Mit welchen Modulen startet man? Ich nenne euch fünf Module: Gut für den Anfang sind z.B. Pamela’s New Workout, als Clock, Sequencerersatz und Modulator, Mutable Instruments Plaits als Synth oder Squarp Rample (ein auf wenig Platz besonders effektives Modul mit vierfachem Sampleplayer, siehe die Hot Tools Kolumne in dieser Ausgabe). Auch 1010music bitbox micro als SamplePlayer/ Recorder mit FX oder Dopefer’s A-111-6 Mini Synth eignen sich gut für den Anfang.
Wenn ihr eine portable Klangerzeugung sucht, die Experimente erlaubt, sind auch die patchbaren, kompakten Tools, z.B. von Make Noise (0 Coast Synth, 0 Ctrl Sequencer, Strega) eine weitere interessante Alternative. Diese brauchen zwar auch externen Strom, haben aber schon ein eigenes Gehäuse, lassen sich mitunter alternativ ins Eurorack einbauen. Der 0-Coast war hier einer der ersten seiner Klasse und gehört zu den besten Optionen, East Coast Feeling auch unterwegs mitnehmen oder auf einem Schreibtisch platzieren zu können. Weitere davon scheinbar inspirierte Geräte mit ähnlichem Formfaktor erschienen jüngst von cre8audio (East Beast & West Pest). PWM Malevolent (Test in professional audio 07/22) ist eine interessante Alternative mit integriertem Minikeyboard, ist analog und semimodular und kann via USB mit Strom versorgt werden.
Auch Moog bietet eine immer größere werdend Produktpalette „halbmodularer“ Synths an, z.B. Moog Mother mit integriertem Sequencer, der als Behringer Crave geklont wurde. Jüngster Spross ist der Moog Mavis, ein semimodularer Synth mit internem Keyboard und Patchpunkten. Zu beachten sind auch die vielen patchbaren Behringer Synths wie etwa Neutron und der angekündigte Proton.
Mobile, patchbare Experimentierkits bietet auch Koma Elektronik mit Field Kit und Field Kit FX. Beide Geräte erlauben das Arbeiten mit externen Signalen und vielfältigen Modulations- und Bearbeitungsoptionen und integrieren zudem jeweils einen Mixer.
Organelle
Ein weiteres kleines Komplettsystem ist Critter und Guitari‘s Organelle M. Organelle M kann Sampler, Synthesizer mit verschiedenen Syntheseformen, Effektgerät, Drum-Machine oder Sequenzer sein. Ein 3W Lautsprecher sowie ein Mikrofon sind eingebaut. Das zuletzt erneuerte Gerät nutzt 1GB RAM und einen Quad Core Prozessor und bietet neben MIDI und Stereo I/O’s einen Pedal Anschluss, ein kleines Display und sogar HDMI Out. Der Betrieb ist mit 9V Netzteil oder vier AA Batterien möglich (Preis: Organelle M, ca. 595 Euro). Eine kleinere Variante namens Organelle S verzichtet auf Lautsprecher und Batteriefach (ca. 495 Euro). www.critterandguitari.com
Komplettsysteme:
Native Instruments Maschine+ vs. Akai MPC One und MPC Live 2
Die Standalone Varianten von Maschine und MPC sind für viele die beliebteste Option für mobiles Produzieren. Denn beide beherrschen Sampling, verfügen über interne Synth und Effekte und erlauben Sequencing, Slicing und das Arrangieren ganzer Tracks. Beide Systeme arbeiten Standalone, aber auch alternativ mit Softwareversionen, um Projekte am Rechner weiterzubearbeiten. Maschine+ arbeitet im Gegensatz zu den Akai-Geräten ohne Touchscreen, der Workflow mit angezeigten Parametern neben Buttons und Encodern ist trotzdem angenehm und ein wenig im Stil der klassischen Sampler der 90er.
Gegenüber Maschine+ und MPC One bietet die MPC Live mehr Autarkie mit integriertem Li-Ion Akku und Speaker – und außerdem einen Phono-Input. Mit 3,4 Kg ist sie allerdings auch schwerer als die meisten Laptops. Nicht zu vergessen: Kleine Details wie z.B. das automatische Benennen von Aufnahmen mit Datum und Uhrzeit in Maschine+ machen das mobile Produzentenleben leichter.
Preise: Maschine+: 1049,- Street Price , MPC One: 689,- Street Price, MPC Live II: 1069,- Street Price www.native-instruments.com, www.akaipro.de
MacBook, iPad, Laptop
Es gibt fähige Musiker, die sagen, sie brauchen zum Produzieren vor allem nur einen Laptop oder ein iPad. Das ist nachvollziehbar. Zwar sind diese Geräte keine dedizierten Producing Tools, doch andererseits werden sie, z.B. bei Apple mit den neuen ARM Chips, immer besser. Batterie und Lautsprecher sind stets dabei. Beim Laptop kann das QWERTY Keyboard als Musik Keyboard genutzt werden, beim Padlet der Touchscreen. Für mich hat sich in den letzten zwei Jahren viel geändert, weil das Macbook Air nicht nur schneller sondern auch schneller einsatzbereit ist und nicht durch einen Lüfter nervt. Es ist nämlich einfach keiner mehr drin. Damit kann eine Leistungsreduktion des Prozessors einhergehen, doch was der Prozessor leistet, ist in der Praxis für mobiles Produzieren und einfachen Videoschnitt meist mehr als ausreichend. Und zudem hält die Batterie auch immer länger. Während das aktuelle Macbook Air Computer eine 3,5mm TRRS Buchse bieten, hat mein 2019er Macbook Pro nur einen einfachen Klinken-Out. Das bedeutet: Nur am Macbook Air kann ich auch ein Micro bzw. Headset anschließen. Benötigt werden beim Laptop für Musikproduktion, wenn überhaupt, noch Audiointerface, Keyboard und Controller.
Auf iPhone und iPad, die für Musikapps mehr Auswahl bieten als Android Devices, hat man mit dem Touchscreen mehr Optionen der Bedienung und Effektsteuerung. Eine Übersicht über die unzähligen iPad Apps für Klangerzeugung, Recording und Mixing kann ich hier aus Platzgründen nicht geben, jedoch ein paar Tipps. Im Heft haben wir u.a. schon die Apps Borderlands (Granulartool, 05/20), Samplr (Sampleverfremdung, 06/20), das Granulartool Spacecraft (10/19) und Patterning (Hot Tools 07/22) besprochen. Loopy HD ist ein innovativer Looper für iOS, der vom Künstler Dub FX endorst und hier möglicherweise bald detaillierter vorgestellt wird. Außerdem gibt es viele experimentellere Apps wie z.B. Fundamental und Thermo (beide Synths) von SonicLab (Firmenportrait in Ausgabe 09/21), oder Starwaves (komplexe Tongeneration mit Granularsynthese) vom Ableger SonicPlanet auch für iOS. Genannt werden müssen auch Garage Band als Tool, dessen Ergebnisse später in Logic weiterbearbeitet werden können und FL Studio mobile, das sowohl auf Android als auch auf iOS Geräten läuft. Interessant ist auch die recht professionelle Roland Zenbeats App für Roland Cloud Abonnenten, die ein umfassendes, professionelles Gesamtpaket für die Beatproduktion mit vielen Sounds bietet.
Preise: Macbook Air ab 1199,-, iPad ab 379,-, www.apple.com
Sonstige:
Polyend, Yamaha, Bastl, Elektron, kleine Synths wie PWM Malevolent und Cobalt 5S
Polyend hat mit „Play“ soeben eine neue, stepsequencerbasierte Sample-Workstation veröffentlicht, die einen Schwerpunkt auf leichte, intuitive Patternprogrammierung legt (Polyend Play, 799 Euro). Dagegen ist Polyend Tracker eine Workstation mit Tracker-Sequencing (Polyend Tracker, ca. 555 Euro). Auch Synthstrom Deluge (ca. 900 Euro) und Elektron’s Octatrack (ca. 1365 Euro) sind etwas größere Allround-Workstations. Elektron hat noch viele weitere Grooveboxen zu bieten: Digitakt (Street Price: 739 Euro) arbeitet samplebasiert, Digitone (719 Euro) ist ein achtstimmiger FM Synth, beide haben 8 Sequencer Spuren und 8 Spuren, um externe MIDI-Geräte anzusteuern. Syntakt (12 Tracks, 949 Euro) ist ein Hybrid aus analogen und digitalen Synth-Machines. Digitakt, Digitone und Syntakt haben jeweils einen ähnlichen Formfaktor und Sequencer mit den berühmten per Step Parameter-Locks. Elektron‘s Model Samples und Model Cycles (beide 319 Euro) sind sechsspurige Grooveboxen (auf Basis von Samples bzw. Synthese mit Machines). Die sechs Spuren können auch für MIDI verwendet werden.
Nicht zu vergessen sind kleine Keyboards mit integrierter Klangerzeugung, die sich als kompakte Basis zum Spielen und Klänge erzeugen gleichzeitig eignen. Hier einzuordnen ist neben dem PWM Malevolent (siehe oben) auch der Modal Cobalt5S (Synth mit Mini-Keyboard und Sequencer, Preis ca. 439 Euro) Auch interessant: Arturia’s MicroFreak (329 Euro, benötigt 12V), Arturia’s Minibrute 2S (ca. 489 Euro) und der Drumcomputer Drumbrute Impact (259 Euro, benötigt 12V) sowie ASM Hydrasynth Explorer (575 Euro, Batteriebetreib möglich). Eine tolle, kompakte Analogsynthlösung ohne Keyboard war der nicht mehr erhältliche DSI Tetra.
Yamaha hat mitunter extrem gut klingende „ReFace“-Keyboards mit 37 Mini-Tasten und verschiedenen Klangerzeugungen und Extras, die sich am Vorbild orientieren (z.B Zugriegel beim Reface YC) für je 379, Euro veröffentlicht. Im Einzelnen sind das: Reface YC mit AWM/ Organ Flutes, 128 Voices, Reface DX mit FM, 8 Voices, Reface CP mit SCM und AWM2, 128 Voice), Reface CS mit AN Klangerzeugung und 8 Voices.
Auch Akai’s MPK Mini Play mk3 (119 Euro) ist ein neuer kleiner, aus einem Controllerkeyboard erwachsener Synth mit Drums und eigenen Sounds. Neu ist auch der Donner B1, ein kleiner 303-Style Synth mit Keyboard im Stil der Korg Nanokeys (ca. 150 Euro). Ferner gibt es die oft vergriffenen Roland Boutiqe Synths mit separatem Keyboard und die Yamaha Synths der Reface Serie.
Es gibt weitere, kompakte Spezialtools und Minisynths ohne Keyboard. Zu erwähnen sind z.B. Bastl microGranny (LowFi Granularsynthese mit optionalem Batteriebetrieb, internem Mic und Aufnahmefunktion), Bastl Softpop (halbmodularer Synth, Bastl Drumkastle (miniaturisierter, patchbarer Drumsynth mit USB oder Batteriebetrieb, Waldorf Streichfett und Meng Qi’s Resoantor Wingie 2. Auch interessant und auf den Spuren von Teenage Engineering bewegen sich ein kleiner Synth in Scheckkartengröße von Division 6 („Business Card Synthesizer, 75 Euro) und diverse kleine Geräte von Twisted Electrons. Dort bietet man z.B. eine FM-Drummachine („Blast Beats“, 599 Euro) oder eine Sample-Drummachine („Detonate“, 299 Euro), den Chiptunes Synth „hapines L“ (299 Euro) und den polyphonen FM Synth „Mega FM“ (599 Euro). Sowohl Division 6 als auch Twisted Electrons bauen auch unkonventionelle Eurorack-Module. Auch „Fred’s Lab“ bietet Synths im Miniaturformat an, z.B. für 599 Euro den „Tööröö“ Synth, für 209 Euro „ZeKit“ und für 219 Euro „Buzzzy“. Behringer hat viele neue Synths angekündigt, darunter eine Mini-Synth Serie. Erhältlich an kompakten Tools sind aktuell insbesondere die 303 Clones TD-3 und TD-3 MO-AM (mit Patch-Anschlüssen), recht interessant sind auch die günstigen „Wasp Deluxe“ (222,-) und „Cat“ Clones (279,-).
Teil 3: Gerätekombinationen und Peripherie
Im dritten und letzten Abschnitt unseres Mobile Producing Specials behandeln wir Peripheriegeräte wie Effekte, Mixer, Taschen und mehr – sowie Kabel und die Verbindung der Geräte miteinander.
MIDI-Kabel und Verbindungen
Viele kleine Geräte haben nicht die runden DIN-MIDI-Buchsen, sondern 3,5mm Stereoklinkenkupplungen (auch TRS für Tip, Ring, Sleeve) für MIDI-Verbindungen. Manche erlauben MIDI-Verbindungen via USB. Nicht immer liegen Adapterkabel von 3,5mm auf DIN MIDI Buchse bei. Das kann durchaus tricky werden, denn hier konnten sich die Hersteller nicht auf einen Standard einigen. Es gibt Typ A und Typ B Adapter, die Belegung ist dabei unterschiedlich. Mit dem Kauf ist es nicht getan, man muss das Kabel kennzeichnen um es „wiederzuerkennen“, von außen sieht man dem Kabel Belegung/Typ nicht an. An manchen Geräten, wie z.B. 1010music nanobox Lemondrop, kann man im Gerät intern zwischen beiden Modi umschalten, je nachdem, welches Adapterkabel man nutzen möchte. Klasse! Preise für Adapterkabel schwanken zwischen 5 und 17 Euro. Will man zwei Geräte mit 3,5mm MIDI-Buchse verbinden, gibt es verschiedene Szenarios: Nutzen diese die gleiche Belegung, reicht ein einfaches Klinkenkabel. Ist die Belegung hingegen anders, wird auf jeder Seite zunächst der passende MIDI zu TRS Adapter benötigt – und ein MIDI-Kabel. Passende MIDI zu TRS Adapter gibt es von 1010music, aber auch von Fame bei Music Store (jeweils ca. 5 Euro).
Komplexe Verbindungen mehrerer Geräte, Störgeräusche und Kabel
Manche Verbindungsprobleme offenbaren sich erst, wenn mehrere Geräte miteinander verbunden werden. Das gilt insbesondere, wenn Audio von einem Gerät aufgenommen werden soll, welches via USB mit Strom versorgt wird oder anderweitig verbunden ist. Störgeräusche treten möglicherweise erst dann auf, wenn eine Audio-Verbindung mit einem Aufnahmegerät hergestellt wird, das z.B. durch Peripheriegeräte wie Festplatte, Drucker, Hub oder Audiointerface ebenfalls mit dem Stromkreis verbunden ist. Das ist ein großes, nicht zu unterschätzendes Problem, wenn es darum geht, mit solchen mobilen Tools auf professionellem Niveau zu produzieren.
Arturia’s Keystep 37 wird mit einem Anti-Ground-Loop-Adapter ausgeliefert, der in verschiedenen Tests auch bei der Verbindung anderer Geräte öfters wahre Wunder bewirkt und störendes Brummen deutlich reduziert hat. Alternativ und ergänzend gibt es auch für 3,5mm Audiokabelverbindungen für ca. 10-20 Euro im Netz kleine „Entstörfilter“ oder „Ground Loop Noise Isolators“ (z.B. von Aukey, Smof oder Besign, ca. 13 Euro). Diese haben zwei Buchsen und man schleift sie mit einem weiteren Kabel in die Kabelverbindung ein. Auch das hat im Test schon oft geholfen, ein störendes Brummen zu beseitigen. Manchmal kann man auch im Gerät selbst die USB-Stromversorgung „abkoppeln“, z.B. in TE’s TX6 Mixer.
Bei größeren Geräten im Studio habe ich stets symmetrische („balanced“) Kabelverbindungen benutzt, die Störgeräusche verhinderten. Ein Stereo-Kabel überträgt dabei ein Monosignal, Störgeräusche werden mit Hilfe von Phasendrehung des zusätzlichen Kanals herausgefiltert. Mobile Geräte haben diese Option typischerweise nicht (Ausnahme: TX-6 Mixer nach dem Update). In Euroracksystemen wird die Problematik mit größeren Pegeln umgangen, in der Relation sind Störgeräusche dann weniger gravierend.
Beim mobilen Produzieren arbeitet man oft mit kleinen Klinkenkabeln. An die richtigen Kabel zu kommen, ist gar nicht so einfach. Geräte wie 1010bluebox und Teenage Engineering TX6 kommen ohne Audioverbindungskabel. Beim TX6 liegen die Ins so eng beieinander, dass man sehr schmale Stecker benötigt.
Auch bei 1010bluebox ist alles kompakt, aber für normale Kabelstecker ist zum Glück meist so gerade noch genug Platz! Dennoch sind auch von 1010music alle möglichen Kabel mit schmalen 3,5mm Stereo-Steckern erhältlich. Etwas schwieriger ist es, einen Adapter mit schmalem Stecker zu finden, der zwei Monobuchsen auf einen Stereostecker leitet. Das braucht man mitunter bei der Arbeit mit einem kleinen Modularsystem. Auch hier bietet 1010music Breakoutkabel mit schmalen Steckern an, zudem kann 1010s nanobox lemondrop als „Zwischenstufe“ dienen. Auch von Teenage Engineering gibt es relativ hochpreisige Kabel und Adapter mit schmalen Steckern. Viele professionelle Kabel gibt es zudem vom Hersteller Cordial (www.cordial-cables.com), die beispielsweise auch bei Thomann gut erhältlich sind.
Nutzt man z.B. ein kleines Lavalier Mic von Rode (www.rode.com), kann ein Adapter wie Rode’s SC6 interessant sein, mit dem man zwei Mics anschließen und noch via Kopfhörer monitoren kann. Einfache TRRS-Splitter-Stecker bieten am anderen Ende getrennte Mic und Phones Buchsen, auch das kann sehr praktisch sein. Alternativ gibt es auch USB Interfaces mit TRRS In oder einen passenden Mic Input, oft brauchen angeschlossene kleine Mics noch „Plug In Power“, diese wird hier bereitgestellt.
Eurorack-Kabel sind ein anderes Thema und aus Platzgründen lasse ich hier eine Übersicht weg. Doch bei diesen 3,5mm Monoklinkensteckern stechen als Sonderform noch die TipTop „Stackable“ Audio-Kabel heraus, die an jedem Ende eine Kombination aus Buchse und Stecker bieten, so dass ein Signal an mehrere Ziele geschickt werden kann. Das kann beim mobilen Produzieren das Einbinden von Effekten sehr erleichtern.
iPad & iphone: Kabel & Interfaces
Für Apple’s Mobilgeräte mit Lightning Anschluss wird oft Apple’s Camera Connection Kit (Lightning auf USB 3.0, Preis: 45 Euro) benötigt. Es stellt einen USB-A Anschluss und eine weitere Lightning Connection bereit und wird in vielen Fällen zuverlässiger als Dritthersteller-Alternativen erkannt. iPads mit USB Anschlüssen können mit verschiedenen Hubs arbeiten, welche Geräte kompatibel sind und was möglich ist, ändert sich mitunter bei Updates. Viele Interfaces, z.B. auch UAD’s neue Volt Serie (ab 286 Euro Street Price), TE’s TX6 oder – inoffiziell nach Userberichten – auch Arturia’s MiniFuse (ab 135 Euro Street Price) können direkt an ein iPad angeschlossen werden, zumindest, sobald eine USB-Verbindung bereit steht. Das gilt auch für einige Tools von IK Multimedia (siehe unten), Rodes AI Micro (siehe unten) und die Expert Sleepers Audiointerfaces ES 8 und ES 9, die eine Verbindung zu Modularsystemen ermöglichen, so dass nicht nur Audio, sondern auch noch CV/Gate über DC-Coupled I/O’s in beide Richtungen übertragen werden kann. Im Manual zu TE’s TX6 steht, dass das Interface MFi Certified ist, so dass kein Camera Connection Kit benötigt wird und ein Anschluss auch mit einem einfachen Lightning to USB Cable möglich ist.
Mobile Recorder und Mics: Praxistipps und Marktübersicht
Bei der Nutzung mobiler Recorder solltet ihr überlegen, wann und wo das Gerät mit welchen Soundquellen eingesetzt werden soll. Für mobiles Producing sind oft auch Produkte mit Mehrspuraufnahme oder integriertem Mixer interessant. Alternativen sind auch „Looper“ wie Boss RC-505 oder Loopy HD für iOS, die wir schon kurz erwähnt hatten und die eigentlich ein eigenes Special verdienen. Auch Computer und iPad können mit Interfaces als Recorder dienen.
Aus der Praxis: Tipps und Berichte
Größere Recorder wie Tascam Portacapture X8 oder Tascam’s DR 60mk2 oder von Zoom ab H4n aufwärts haben XLR Ins. Ich nutze seit Jahren einen Tascam „Vorgänger“, den DR 100mk2 mit einem Rode NT4 Stereo Mic an XLR Ins. Wichtig ist, dass ihr das Gerät leicht aussteuern könnt und es zuverlässig mit Strom versorgt werden kann. Den DR 100mk2 kann ich z.B. via internem Akku, eingelegten Batterien, einem zusätzlichen Battery Pack oder Netzteil mit Strom versorgen. Die ersten drei Optionen geben mir Sicherheit, dass unterwegs nicht der Strom ausgeht. Das kann auch im Studio oder beim mobilen Produzieren helfen, wenn es mal schnell mit der Aufnahme gehen soll, weil es gerade toll klingt.
Ab und zu betreibe ich unter sound.report etwas Vlogging, hier hilft mir der Tascam DR 60 mk2, der nicht nur einen Kamera-Mount erlaubt, sondern wie viele andere neuere Recorder auch vier Spuren simultan aufnehmen kann. Unterwegs nehme ich gern auch noch Sony’s älteren PCM-M10 mit. Dieser ist klein, tragbar, die Mics klingen gut und die Batterie hält unglaublich lange. Ich habe auch schon Zoom H1n, Zoom H2, Zoom H2n, H4 und einen Marantz pmd620 in Betrieb gehabt. Gegenüber den Zoom-Geräten bot der Marantz ein „Auto Power Off“ Feature, was oft geholfen hat, damit die Batterie im entscheidenden Moment leer war, wenn man das Gerät versehentlich angelassen hat.
Für mobiles Producing ist die Qualität des Line-Eingangs wichtig. Probiert unbedingt die Klangqualität aus, wenn ihr ein Gerät kaufen bzw. behalten wollt. Wie sehr rauscht es, verzerrt es oder leidet der Frequenzgang? Nimmt man z.B. via Line-In mit einem Zoom H1 auf, klingt das erwartungsgemäß deutlich weniger sauber und etwas rauschiger als mit einem Portcapture X8. Für Mic-Aufnahmen solltet ihr ausprobieren, wie die Mics gerichtet sind, wie stark es rauscht, wie der Gesamtklangeindruck ist und wie schnell die Mics verzerren.
Beliebte mobile Recorder, Mixer und ein paar Mics
Manche neueren Produkte, die klar auf mobiles Recording ausgerichtet sind, bieten Mehrspur und Mixerfunktionen, unterscheiden sich aber dennoch deutlich bezüglich Bedienung und Funktionsumfang, z.B. 1010’s bluebox und Teenage Engineering’s TX6. Ähnlich große Unterschiede sind auch bei etwas größeren, aber immer noch portablen Podcast-Produkten zu finden.
Tascam
Tascam bietet eine große Auswahl an nützlichen Geräten für mobiles Producing an, von denen ich hier einige vorstelle. Es gibt mobile Recorder, Mehrspuraufnahme- und Podcast-Tools.
Bei den mobilen Recordern kann man z.B. mit dem DR-10C und DR-10L Lavaliermics aufnehmen (beim DR-10L mitgeliefert) und hat ein kleines Aufnahmesystem, das am Gürtel befestigt werden kann. Beim DR-10X kann man den mobilen Recorder einfach auf ein Mikro eigener Wahl via XLR aufstecken, es wird im Rundfunkbereich oft für Interviews benutzt.
Tascams DR 05X, DR07X, DR 40X, DR 22 WL, DR 44 WLB, DR 60D Mk2 (mit Mount optimiert für die Nutzung mit DSLR’s) und DR 701D (6 Kanal Aufnahme) sind weitere portable Aufnahmegeräte von hoher Qualität. DR 22 WL und DR 44 WLB ermöglichen auch Steuerung und Datenübertragung über WLAN.
Portacapture X8
Tascam Portacapture X8 ist einer der neuesten und größten mobilen Tascam Recorder, das Gerät haben wir in Heft 02/22 vorgestellt. Portacapture X8 ist ein moderner Mehrspur-Audiorecorder, der vielen Ansprüchen in puncto Streaming, Vlogging oder Podcasting gerecht wird. Die vielen Funktionen wollen aber auch erst einmal komplett verstanden werden. Auch Effekte lassen sich einbinden, allerdings teilweise nur vor und nicht nach der Aufnahme. Es gibt einen mit Touchscreen mit vorkonfigurierten Aufnahmeszenarien, gute Konnektivität (z.B. mit vier 6,3mm Klinken/XLR Kombobuchsen) und eine Aufnahmemöglichkeit in 32Bit float/192kHz (allerdings nur unter bestimmten Bedingungen).
Mehrspuraufnahmetools
Tascam’s Mehrspuraufnahmegeräte, auch mitunter „Portastudios“ genannt, sind vor allem darauf ausgelegt, mehrfach hintereinander zwei Spuren aufzunehmen und intern abmischen zu können. Dabei nutzen sie Speicherkarten.
Tascam’s kleines DP-006 Digital Pocketstudio kann sechs Spuren mixen, Batteriebetrieb und Stromversorgung sind möglich. Ein Stereo-Kondensator-Mic ist eingebaut, über Mic/Line-Eingänge können verschiedenste Geräte angeschlossen werden. Aufnahmen in CD-Qualität (16Bit, 44.1 kHz sind möglich). Ein Stimmgerät ist ebenfalls integriert. Das kleine Gerät kann mit einem Stativ befestigt werden. Auch kleine Edits sind möglich, Vor- und Rückspulfunktionen sind integriert.
Das nur etwas größere Digital Portastudio DP-008EX Gerät ist ebenfalls noch sehr portabel und hat sogar zwei Stereo Kondensator-Mics und XLR Eingänge und kann ebenfalls noch mit Batterien betrieben werden. Diverse Inserteffekte, einen Hall als Send-Effekt sowie Masteringeffekte sind ebenfalls dabei. Ähnlich ist die Ausstattung beim größeren DP-003 SD, der auch Fader, einen CD-Brenner und einen USB-Anschluss hat.
Mixcast
Mixcast 4 stellt von der Funktionalität einen interessanten Kompromiss zwischen der Kategorie Mixer/Recorder Mixer/Audiointerface dar. Das Gerät ist zwar etwas größer als mancher kleine Konkurrent, doch das vereinfacht auch die Bedienung. „Mixcast 4“ hat hinten 4 XLR/Klinken-Kombibuchsen und 2 Line-Ins sowie 4 Phones und 2 Monitor-Outs (sowie vorne 1x Phones TRRS). Das Gerät ist als Podcast-Aufnahmemixer ausgerichtet, kann auch via Bluetooth mit Mobilgeräten verbunden werden und als USB Audiointerface dienen. Dabei nutzt es einen modernen USB-C Anschluss. Es kann bis zu 14 Spuren in 48kHz/24 Bit direkt auf SD-Karte aufnehmen. Tascam’s Podcast Editor Software wird mitgeliefert.
Preise: DP-006: 189,- (168,- Street Price), DP-008EX: 289,- (255,- Street Price)
DR 10X: 159,- (Street Price 133,-), DR 10 L 259,- (Street Price 235,-)
Portacapture X8: 539,- (489,- Street Price). Mixcast 4: 639,- (549,- Street Price)
www.tascam.eu
1010 bluebox
Die bluebox ist ein kompakter Digitalmixer mit flexiblem 4-Band-EQ pro Kanal, guten Effekten und einfacher Multitrackrecorder. Sie verarbeitet in 6x Stereo- (oder 12x Mono-) Inputs Line oder Eurorack Levels. Ihr könnt mit der bluebox als kompaktem Mixer, Recorder und Sync-Bindeglied komplexere Setups aus kleinen Geräten schnell zusammenmischen und aufnehmen. Ebenfalls könnt ihr alle möglichen mobilen Klangerzeuger wie Volcas oder Pocket Operators an die 3,5mm Stereo Ins unkompliziert anschließen und auch effektieren. Ihr müsst die bluebox nur mit Strom via USB versorgen. Mit Edit-Optionen ist das Gerät eher mager ausgestattet, auch wenn Firmware-Updates Verbesserungen boten. Eine Audiointerface-Funktionalität und Mikrofonvorverstärkung oder Splitter-Kabel fehlen, 1010music bietet Letztere aber separat an. Wenn ihr lediglich Stereo-Aufnahmen schnell editieren oder CV aufnehmen möchtet, seid ihr möglicherweise mit der blackbox aus gleichem Hause besser bedient (in Teil 2 vorgestellt als Klangerzeuger).
Auf beiden Geräten kann man quasi endlos im .wav Format aufnehmen und Aufnahmen von der SD-Karte problemlos überall weiterverarbeiten.
Teenage Engineering TX6 Field
Teenage Engineering’s TX6 (ausführlicher vorgestellt in den „Hot Tools“ dieser Ausgabe) ist ein extrem kleines Gerät, es ist nur etwa 1/3 so groß wie die schon kleine 1010bluebox und bietet einen Mixer für sechs Stereo- oder zwölf Mono-Kanäle mit EQ’s, Kompressor und zwei Effektblöcken an. Darüber hinaus gibt es noch eine interne Klangerzeugung, die „Drone“-Soundperformances erlaubt oder vorgefertigte Patterns bereitstellt, die z.B. ein rhythmisches Gerüst liefern können und einen DJ-Mode, der das Gerät als DJ-Mixer optimiert. TX6 bietet Mehrkanal-Audiointerfacefunktionalität und lässt sich dank MFi-Zertifizierung direkt mit iOS Geräten verbinden. Auch am Macbook wird das Gerät ohne Treiberinstallation sofort erkannt. Die Anschlüsse könnt ihr in verschiedenen Konfigurationsmodi unterschiedlich nutzen, so dass das USB-Interface in der DAW wahlweise zwölf Eingänge oder zwölf Ausgänge zur Auswahl anbietet, die an den rückseitigen Anschlüssen anliegen, während der Main-Anschluss vorn dann jeweils passend anders genutzt werden kann. Nach dem neuesten Firmware Update kann TX6 nun auch auf eine via USB-C angeschlossene Speicherkarte Stereo-Files recorden und Monoeingänge symmetriert nutzen.
Rode Mics, Mixer, Audiointerface und Podcast Recorder
Hersteller Rode bietet Mikros, Recorder und weitere Lösungen in gehobener Qualität an, von denen ich hier einige vorstelle. So ist das NT1A Großmembran-Mic gleichzeitig extrem rauscharm, andererseits aber auch sehr fein auflösend. Ich habe es erfolgreich benutzt, um unterwegs asiatische Percussioninstrumente in Topqualität aufzunehmen (Preis: z.B. 159 Euro als Vocal Recording Bundle mit Spinne und Popschutz bei Thomann).
Rode‘s Podcaster Pro (495 Euro Street Price) und Pro II (ca. 789 Euro) können mit iOS Geräten verbunden werden und haben Studioeffekte. Beide können auf microSD Card aufnehmen und Audiointerface sein, Podcaster Pro II kann auch Multitrackaufnahmen realisieren. Das Rode Lavalier Go (55 Euro) ist ein günstiges kleines Ansteckmicro für unterwegs, das z.B. als ergänzendes Mic zu einem guten Kopfhörer an vielen mobilen Recordern, aber auch am Laptop genutzt werden kann. Rode’s NTG 3, 4 und 5 Mic eignen sich mit Supernierencharakteristik besonders gut, um entfernte Sounds einzufangen. Mit Rode’s NT4 Stereomic kann man auch gut eine akustische Performance mit Stereo-Räumlichkeit aufnehmen. Mit der XY-Anordnung habe ich schon öfters Chorauftritte aufgenommen und nachträglich bearbeitet. Weil die Mics nah beieinander sind, gibt es wenig Laufzeitdifferenzen und Auslöschungen durch Phasenprobleme, der eingefangene Stereoanteil kann genutzt und z.B. mit M/S Tools vergrößert werden. Mit der AI Serie bietet Rode Audiointerfaces an, das AI Micro (79 Euro) ist dabei ein besonders kompaktes Zweikanalinterface, das für den Anschluss von zwei Mics optimiert ist. Es erkennt TRS/TRRS Kabel automatisch, ihr könnt Mics anschliessen und es auch mit mitgelieferten Kabeln mit iOS Geräten und auch Android Geräten verbinden. Rodecaster Pro und Pro II (759,-, mit Audiointerface, FX, Mixer, WiFi/Ethernet, XLR-Ins, Recorder, Anschluß von zwei Computern oder Padlets) sind dann noch realtiv komplette Produktionsumgebungen für unterwegs.
IK Multimedia
Der italienische Hersteller bietet insbesondere auch Tools, die für den Einsatz mit mobilen Telefonen und Padlets optimiert sind, wie z.B. iRig stream (Preis: ca. 146 Euro, Street Price: 95 Euro): Dieses kleine Audiointerface enthält Line- und Headset-Eingänge, die Mic-Lautstärke kann geregelt und Loopback wahlweise genutzt werden, iRig LE ist enthalten. Alternativ gibt es noch iRig Stream Pro (Preis 249 Euro, Street Price 199 Euro) incl. XLR-Kombibuchse und Lautstärkeregelung für die RCA/Cinch-Ins am Gerät, das ihr ebenfalls mit Batterien oder Bus powered betreiben könnt. Letzteres gilt auch für das noch eine Stufe höher angesiedelte iRig Pro Quattro als 4 In/ 2 Out Audiointerface. iRig HD 2 (Street Price 75 Euro) und iRig Pre HD (Street Proce 89 Euro) sind günstige Alternativen, um eine Gitarre oder ein Mic via XLR anzuschließen.
Zoom
Die japanische Firma Zoom bietet unzählige kleine und große Recorder an, die meist auch als Audiointerface arbeiten können. Das fängt bei den kleinen H1n (89 Euro) und H2n (145 Euro, wirkt montiert auf ein Stativ wie ein kleines Vocalmic) an und geht bei H4n (225 Euro), H5 (233 Euro) und H6 (329 Euro) weiter, wo es schon XLR Ins und 6-Spur-Mehrspuraufnahme in 24 Bit, 96 kHz gibt. Günstig ist auch der U22 Recorder (75 Euro) mit XLR In und Interface-Funktion. Weiter geht es mit dem Zoom R8 Recorder (8 Spur inkl. Audiointerfacefunktion, zwei Kondensatormics und 24 Bit/96kHz Aufnahme). Mit Podtrak P4 und P8 bietet Zoom noch auf Podcaster ausgerichtetes Mix- und Aufnahmetools an (L4: 189 Euro, L8: 379 Euro Street Price), Letzteres kann zehn Spuren simultan aufnehmen. F8 und F8n Pro sprechen Profis an, F8n Pro erlaubt 32Bit Float/ 192 kHz Aufnahmen (1089 Euro Street Price).
www.zoom.co.jp/de
Sound Devices Mix Pre
Sound Devices ist für professionelle Geräte im hochpreisigen Bereich bekannt und steht für beste Qualität. Das unterstreichen z.B. Instagram-Bilder vieler Profimusiker, bei denen diese Geräte im Hintergrund zu sehen sind, z.B. von Richard Devine. Die aktuellen MixPre-Geräte (Test in Ausgabe 02/20) bestechen durch Kashmir-Mic-Vorverstärker, Aufnahmen im Format 32Bit-Float/192kHZ und 142dB Dynamik-Range. Stromversorgung ist über vier AA-Batterien, USB oder Netzteil möglich, mit einem Zusatztool auch mit Li-Ion Batterien. Die Wingman App wird mitgeliefert. Der günstigste Einstieg ist über das z.Zt. nur schwer erhältliche MixPre3 II möglich. Dieses ist kompakt und sogar an Kamera-Mounts zu befestigen. Das etwas größere MixPre6 II bietet acht Spuren: Stereo Mix + sechs Einzeleingänge, MixPre10 II Stereo Mix + zehn Einzeleingänge.
Preise: Mix Pre 3 ca. 859,- Street Price, MixPre6 II 1259,–. Thomann bietet auch passende Taschen an. www.sounddevices.com
Sonstige Recorder/ Mixer/ Audiointerfaces:
Eine kompakte Alternative ist Roland’s DR-07 (248 Euro). Die Boss Micro BR80 Jam Station (219 Euro) ist nutzbar als einfacher Field-Recorder, Jam Station und 8-Spur-Mixer. Bis zu 64 Spuren können verwaltet werden. Es gibt Begleit- und Rhythmus-Patterns, Gitarren- und Vocaleffekte und Funktionen zum Üben. Die Stromversorgung erfolgt über Batterien, Netzteil oder USB. Auch Behringer’s Flow 8 (249 Euro Street Price) kann acht Spuren abmischen, Bluetooth-Signale integrieren und streamen sowie als Audiointerface an den Computer weiterleiten, aber nicht selbst aufnehmen. Behringer bietet auch interessante kleine Audiointerfaces an (U-Phoria UM-2 für 39,90, UCA-222 für ca. 25 Euro oder MIC500USBTube für ca. 75 Euro incl. Röhrenamp).
Effekte
In der jüngeren Vergangenheit sind immer mehr Gitarren-Effekte mit Fußschaltern auch für Keyboarder interessant geworden. Kein Wunder, denn diese sind nicht besonders groß, lassen sich mitunter auch mit Batterie betreiben und gut mit auf die Reise nehmen. Typische Gitarreneffekte haben nur einen Mono-Eingang. Doch es gibt immer mehr Effekte, die für eine Bedienung am Desktop und für eine Nutzung unterwegs ausgelegt sind und die zudem einen Stereo-Eingang haben. Einer davon ist Mod Devices Dwarf, ein via Browser programmierbarer Multieffekt mit Quad-Core ARM Prozessor, der sich auch als Klangquelle/Synth eignet und den wir in professional audio 01/22 getestet haben. Über seinen integrierten USB-Host-Anschluss kann Dwarf auch externe Geräte mit Strom versorgen. Das Gerät ist sehr flexibel, hat viel Potenzial, benötigt aber Einarbeitung.
Preis: 495 Euro www.moddevices.com
Ein weiteres interessantes Desktop-Effektgerät ist Hologram‘s Microcosm, eine Art Granular-, Stutter-, Pattern- und Loopereffekt mit Stereo-In Hall, den wir in professional audio 05/21 getestet haben. Dieses Gerät ist nur begrenzt konfigurierbar, dafür geht der Spaß sofort beim Anstecken los (ca. 459 US-Dollar im Import).
Neural DSP Quad Cortex ist ebenfalls ein Gitarreneffekt als Multieffektpedal – für schlappe 1849 Euro. Hier soll mit der „Neural Capture“ Architektur durch Nachbildung und Analyse das Verhalten von Vorbildgeräten erfasst werden.
Die Chase Bliss-Effekte verbinden flexible Settings mit der typischen Gitarrenpedalform rufen bei vielen Usern Begeisterung hervor, selbst wenn es nur einen Mono-Eingang gibt (z.B. Chase Bliss Thermae Analog Delay/Pitch Shifter/Harmonizer, 579,–, z.Zt. ausverkauft).
Bei solcherlei „Desktop“-Talenten, die Synth Sounds anreichern können, liegt es nahe, evtl. auch gleiche oder ähnliche Eurorack-Varianten auf den Markt zu bringen. Davon kann man z.B. bei Empress Zoia, Strymon Magneto und Strymon Starlab sprechen. Erstaunlicherweise ist die Eurorack Variante dabei meist deutlich teurer. Empress Zoia (ca. 499 Euro Street Price, 727 Euro als Zoia Euroburo fürs Eurorack) ist ein populäres, modular aufgebautes Multieffekttool, das im Gegensatz zu Dwarf vor allem am Gerät selbst programmiert wird. Starlab (ca. 649 Euro) ist ein flexibler Hall, der endlose Klangwolken ermöglicht, als Standalone Tools gibt es Strymon Nightsky (für ca. 449 Euro). Magneto (599 Euro) ist ein flexibles Delay, als Standalone Tools gibt es Strymon Timeline (für ca. 435 Euro).
www.strymon.net, www.empresseffects.com
1010’s nanoboxes (449 Euro), bereits in Teil 2 vorgestellt, lassen sich ebenfalls gut als Effekt in Desktop-Konfigurationen einbinden. Das gilt vor allem für nanobox Lemondrop, denn diese kann eingehendes Audiomaterial komplex verarbeiten und mit einem internen Recorder sogar wieder aufnehmen. Besonders gut dabei ist, dass sowohl Line- als auch Eurorack-Pegel verarbeitet werden können. Allerdings müsst ihr eine USB-Stromquelle bereitstellen.
www.1010music.com, www.tomeso.de
Es gibt auch noch einen interessanten Bausatz von KORG für ein kleines Overdrive Pedal (Nu-Tekt Overdrive, ca. 149 Euro) und ein Oscilloskop-Kit (NTS-2, ca. 229 Euro), abgesehen davon kann auch der NTS-1 (ca. 149,.-) als variables FX-Tool benutzt werden (siehe Teil 2). Auch Zoom A1 Four ist ein kompakter Effekt für Instrumente, hier lassen sich fünf Effekte hintereinander schalten. Erwähnt sei auch noch Harley Benton MP 500 Foot Control, eine Mischung aus Audio Interface und Controller. Das Gerät verwandelt ein iphone, iPad oder Computer in einen Gitarrenverstärker und Effektgerät, über die Fußschalter können auch Effekte verschiedener Softwareprogramme an- und ausgeschaltet werden (Preis 198 Euro)
Mobile Lautsprecher
Integrierte Lautsprecher können ein spontanes Jammen leichter machen und inspirieren. Das berücksichtigen viele Geräte, z.B. von Teenage Engineering und Sonicware, die KORG Volcas und auch noch Novation’s erster Circuit. Ist, wie bei den neuen Circuits oder Organelle S, z.B. aus Platzgründen der Lautsprecher gewichen, kann man natürlich einen mobilen Lautsprecher nutzen. Es gibt auf dem Markt sogar ein paar kleine No Name Aufsteck-Speaker mit 3,5mm Stecker und Akku, einen davon habe ich gekauft, was mir hilft, wenn ich mal schnell für Jams, Edits oder Funktionstests hören will, was gerade aus dem Gerät rauskommt (Kleiner Color You Aufstecklautsprecher, für ca. 17 Euro). Die Bluetooth Speaker von Anker, Bose und Sonos beeindrucken freilich durch bessere Lautstärke und Basswiedergabe, besitzen zumeist auch ein internes Akku und den wichtigen 3,5mm Klinkenanschluss, so dass fast jedes Gerät angeschlossen werden kann.
www.anker.com, www.bose.de, www.sonos.com
Kopfhörer/Headsets
Für einen geschlossenen Kopfhörer relativ kompakt, preisgünstig, laut und klangneutral sind die faltbaren Audio-Technica ATH-M50X (139,– Euro), die sich gut transportieren lassen und nach meiner Erfahrung nicht so schnell kaputt gehen. Sie sind auch als DJ-Kopfhörer und unterwegs geeignet, wenn die Umgebung laut ist – ein wichtiger Aspekt im Rahmen des mobilen Produzierens. Ein Kopfhörer mit Noise-Cancelling wie der Beats Studio 3 kann durch Ausblenden der Nebengeräusche noch mehr bei der „Konzentration“ helfen, als Klangreferenz eignen sich dieser und andere Consumer-Produkte oft weniger. Bei kabellosen Verbindungen/ Bluetooth-Geräten warne ich vor zu großen Latenzen und empfehle Kopfhörer mit direkten Audiokabelverbindungen, die sich überall nutzen lassen Zumindest beim Einspielen von MIDI sind auch die Verzögerungen sonst oft zu groß. Zu beachten ist: Kopfhörer können durch verschiedene Impedanzen sehr unterschiedlich laut sein. Beyerdynamic bietet eine große Range an sehr empfehlenswerten Kopfhörern und Headsets für jeden Bedarf (als Monitor- und DJ-Kopfhörer geeignet ist z.B. auch DT 700 Pro X sowie DT 900 Pro (249,- Euro, Test in Ausgabe 11/21). Auch Rode hat in diesem Bereich mit dem NT-100 (179,-, 32 Ohm, Test in Ausgabe 6/22) ein interessantes Produkt auf den Markt gebracht.
Sequencer, Keyboards und Controller
Wenn es ums mobile Produzieren geht, hilft es oft, wenn mehrere Funktionen in einem Gerät untergebracht sind. Arturia’s Keystep Pro (ca. 439 Euro Street Price) ist ein Keyboard, das mit einem besonders leistungsfähigen Sequencer und dem hilfreichen kleinen OLED-Display ausgestattet ist. Keystep Pro kann Ziele via MIDI und CV/Gate ansteuern. Leichter einzupacken sind Arturia’s Keystep 37 (169 Euro Street Price) und die erste, kleinste Keystep-Version. Beide bieten auch die Möglichkeit, eine kleine Sequenz zu programmieren oder einen Arp zu nutzen. Alle drei Keysteps kommen mit USB-Stromversorgung aus, was beim mobilen Producing hilfreich ist.
www.arturia.de
Als Sequencer für unterwegs eignen sich besonders gut auch Korg’s SQ1 (149 Euro, 97 Euro Street Price) und der SQ 64 Sequencer. Der SQ1 ist sehr klein, kommt mit Strom von zwei AA-Batterien oder USB aus, hat 16 Step Drehregler und bietet verschiedene Sequencer-Modi. Zwei CV/Gate-Out-Paare können auch zwei achtspurige Sequenzen ausgeben. Deutlich mehr kann der SQ 64 (349 Euro, 245 Euro Street Price), der drei Melodiespuren mit bis zu achtfacher Polyphonie und 16 Patterns mit 64 Steps erlaubt und ein kleines OLED Display mitbringt.
Als Keyboard/Controller für Unterwegs sind Novation’s Launchkey Mini mk3 (UVP 109,99) insbesondere für Ableton Live und FL Studio User die beste Wahl, hier gibt es spezielle Produktanpassungen via Components Software bzw. als FL Key Mini) Neben den üblichen Funktionen sind spezielle Anpassungen zum Patternprogrammieren dabei bzw. Launchkey Mini mk3 kann als gescriptete dedizierte Bedienoberfläche genutzt werden. Das fehlt dem Akai MPK Mini, der ansonsten als Konkurrent mit 25 Keys den Vorteil von Endlosencodern mit angezeigter Reglerstellung gegenüber den Reglern des Launchkey hat. Novation’s Launchpads sind ebenfalls vielseitig einsetzbar, oft auch als Controller in Verbindung mit iPad Apps. Wer ganz kleine Geräte sucht, für den sind Korg nanokeys und nanokontrol oder Keith McMillen‘s K-board vielleicht am besten. Außergewöhnlich: Beim K-Board kann man eine Toggle-Funktion nutzen, um gespielte Noten an- und auszuschalten.
www.novationmusic.com, www.keithmcmillen.com, www.korgmore.de
Cases
Zu guter Letzt: Will man eine Kombination aus mobilen Geräten transportieren, braucht man passende Cases, und zwar am besten einzeln für die Geräte. Ansonsten ist es z.B. schwer, den Überblick zu behalten, was man alles eingepackt hat, wenn man sich auf die Reise begibt. Nur wenige Hersteller liefern passende Cases mit den Geräten mit. Das ist auch bei Eurorack-Systemen ein Thema, oft gibt es keine dedizierten Transportcases. Händler Thomann bietet für größere Geräte eine enorme Auswahl an Hardcases, die auch individuell hergestellt werden können, aber auch günstige Softcases. Eine Kombination aus beidem bietet vermutlich den besten Schutz vor Regen. Will man kleinere Geräte geschützt mitnehmen und ist mit dem Rucksack unterwegs, kann man sich nach unkonventionellen Alternativen wie Schlampermäppchen oder Zubehör für Festplatten umsehen. Die Preise variieren deutlich. So habe ich neulich versucht, ein kleines Festplattenhardcase nachzubestellen, das nun 16 statt 6 Euro (wie noch vor ein paar Jahren) kostete. Sucht man bei Kodi, wird es oft billiger, dafür ist die Auswahl nicht so groß.
Während Hardcases besser schützen, sind sie oft auch schwerer und weniger flexibel beim Packen als Softcases. Tipp: Sinnvoll finde ich, die Cases groß genug zu wählen, um die Minimalausrüstung an Peripherie (z.B. Stromversorgung oder Stromkabel, Audio- und MIDI-Kabel) zu einem Gerät hinzupacken zu können!
Neben den Hausmarken der großen Musikhändler bietet auch die Firma Analog Cases im Vertrieb von Sonic Sales interessante Cases, z.B. ein für Roland’s SP-404 Serie angepasstes, längliches Case mit Kabeltasche.
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