Aufpolierter Universal-Übersetzer
Dass Updates nicht ausschließlich eine Software-Domäne sind, beweist der Pro-Audio-Hersteller RME mit der MK III seines AD/DA-Wandler ADI-8 DS.
Von Georg Berger und Harald Wittig
Es steht außer Frage, dass der Rechner mitsamt der entsprechenden Software heutzutage das Herz und Hirn eines jeden Studios repräsentiert. Gleich dahinter als zweit- beziehungsweise drittwichtigstes Element kommen schon die Wandler, die, um im Bild zu bleiben, als Nerven- und Gefäßsystem das Signalmanagement vom und zum Rechner übernehmen. Erledigen im Homerecording- und Projekt-Studio-Bereich entsprechende Audio-Interfaces diesen Job, muss es in der Profi-Liga schon ein reinrassiger AD/DA-Wandler sein, der sich mit dem Anspruch höchster Klangtreue ausschließlich auf das Konvertieren analoger und digitaler Signale konzentriert. Auch der deutsche Pro-Audio-Hersteller RME hat mit dem Modell ADI-8 DS ein entsprechendes Gerät zu bieten, das auf zwölf lang, und sehr erfolgreiche Jahre in diesem Produkt- und Marksegment zurückblicken kann. Doch der Blick des Unternehmens ist immer schon auf Gegenwart und Zukunft fokussiert gewesen, sodass es nicht überrascht, dass vor kurzem mit dem ADI-8 DS MKIII quasi ein Hardware-Update seines Erfolgsmodells präsentiert wurde, das mit einer Reihe von Neuheiten und Verbesserungen aufwartet. Eigentlicher Anlass für dieses Update war laut RME-Chefdenker und Inhaber Matthias Carstens jedoch die Einstellung der Produktion des im Vorgänger-Modells verbauten FPGA-Chips, der sich um die Steuerungs- und Konvertierungs-Aufgaben im Gerät kümmert. Ein neuer, moderner Chip musste also für diese Aufgabe her. Was lag also näher, als im gleichen Atemzug auch das eine oder andere neue und vor allem zeitgemäße Feature zu integrieren? Im Kern ist jedoch alles beim Alten geblieben, will heißen die MKIII-Version ist ebenso wie der Vorgänger (ohne MK-Bezeichnung) als achtkanaliger Wandler und Format-Konverter ausgelegt. Augenfälligstes Novum: Anstelle der mittlerweile in die Jahre gekommenen TDIF-Schnittstelle findet sich im MKIII-Wandler jetzt eine achtkanalige AES/EBU-Schnittstelle. Hinzu kommt die Möglichkeit, Signale im Single Wire Betrieb erstmals bis hinauf 192 Kilohertz bei 24 Bit zu wandeln und die Verstärker-Schaltkreise wurden ebenfalls überarbeitet und bieten ab sofort mehr Reserven. RME-eigene Erfindungen wie SyncCheck und jetzt erstmals auch SteadyClock zum aktiven Unterdrücken von Jitter und sauberen Synchronisieren der Datenströme sind selbstverständlich ebenfalls an Bord. Kostenpunkt: Rund 1.600 Euro, ein recht moderater Preis im Vergleich zu den Mitbewerbern, die für eine vergleichbare Ausstattung teils deutlich mehr verlangen. Der Mess-, Hör- und Praxistest hat noch zu zeigen, ob der ADI-8 DS MKIII mit einer Kampfansage in Sachen Preis den Markt aufmischen will.
Doch zunächst werfen wir einen Blick auf die Ausstattung und die Funktionen. Der MKIII-Wandler kommt, ebenso wie der Vorgänger, in der typischen silber-blauen Farbgebung als ein Höheneinheit messendes 19-Zoll-Gerät daher. Die Frontplatte ist übersichtlich in vier Sektionen unterteilt, deren Bedienelemente sich von links nach rechts um die AD-Wandlung, das Ein- und Ausgangs-Routing, die Synchronisation und die DA-Wandlung kümmern. Dabei kommen lediglich Druck-Taster und eine Reihe von Status- und Meter-LEDs zum Einsatz. Die Rückseite wartet mit jeweils acht servosymmetrischen Klinkenbuchsen für die analogen Ein- und Ausgänge auf. Zusätzlich findet sich je eine 25-polige Sub-D-Buchse zum Anschluss achtkanaliger Kabelpeitschen im Tascam-Standard, die ebenfalls die analogen Ein- und Ausgänge führen. Besonderheit: Während bei den Eingängen jeweils nur eine Anschlussart Signale führt – Klinkenbuchse oder Sub-D – sind die Ausgänge parallel verschaltet, so dass die Signale an beiden Buchsen-Arten gleichzeitig nutzbar sind. Ein Plus in Sachen Flexibilität. Noch besser: Klinken- und Sub-D-Ausgänge verfügen sogar über separate Verstärkerstufen und sind daher aktiv entkoppelt, was ein weiteres Plus in Sachen Signalqualität bedeutet. Die AD-Wandlung übernimmt im Innern übrigens ein AKM 5388 Chip. Die DA-Wandlung wird hingegen von einem schon etwas betagteren CS 4398-Chip realisiert. Nach Aussage von Matthias Carstens liefern beide Chips jedoch optimale Ergebnisse in Sachen Latenz, Rauschen und Klirren. Die AES/EBU-Schnittstelle ist ebenfalls als Sub-D-Buchse ausgeführt, die mittig in der Rückseite eingelassen ist. Links und rechts davon findet sich je eine BNC-Buchse zum Senden und Empfangen von Wordclock-Signalen sowie jeweils zwei optische Toslink-Schnittstellen für den Ein- und Ausgang zum Übertragen von Adat-Signalen. Der Wordclock-Eingang ist mittels versenkten Druckschalters bei Bedarf auf 75 Ohm terminierbar. Im ADAT-Einsatz bis 48 Kilohertz sind logischerweise die Main-Anschlüsse aktiv. Oberhalb dessen greift bekanntlich der S/MUX-Modus, so dass bei Samplingraten bis 96 Kilohertz unter Verwendung der Aux-Schnittstellen immer noch acht Kanäle zur Verfügung stehen. Erst ab 96 Kilohertz aufwärts reduziert sich die Zahl der verfügbaren ADAT-Kanäle auf zwei, respektive vier, je nachdem ob nur ein oder beide Toslink-Anschlüsse zum Einsatz kommen. Computer-Schnittstellen à la USB oder Firewire sind nicht integriert, aber auch nicht vorgesehen, etwa durch Einbau einer entsprechenden Zusatzkarte wie etwa bei den Aurora-Wandlern von Lynx. Treiber und Control-Software, in dem Fall die Totalmix-Anwendung, sind daher nicht erforderlich und auch nicht im Lieferumfang enthalten. Um den MKIII in Verbindung mit dem Rechner treten zu lassen, ist daher zusätzliches Outboard erforderlich, das diesen Job erledigt, etwa die Hammerfall PCIe-Karten aus eigenem Hause, die je nach Modell mit ADAT- oder AES-Schnittstellen aufwarten. Das relativiert natürlich den eingangs gelobten Verkaufspreis entsprechend um die Kosten für den zusätzlichen Erwerb solcher Karten, die je nach Modell noch einmal 500 bis 1.000 Euro betragen.
Doch insgesamt steht solch ein Komplett-System immer noch mit einer sehr guten Preis-Leistungs-Relation da. Die Bedienung des Wandlers mit Hilfe der Drucktaster gestaltet sich im Test völlig problemlos und denkbar einfach. In der AD- und DA-Sektion stellen wir die Referenzpegel für die analogen Ein- und Ausgangssignale ein. Außer Verstärkungen von 4,2, 13 und 19 dBu lassen sich durch mehrfaches Drücken des Tasters jetzt auch sogar 24 dBu Verstärkung anlegen. Hinter jeder Verstärkungsstufe werkelt dabei ein eigener Schaltkreis, der mit Hilfe eines elektronischen Schalters aktiviert wird, was einen entsprechenden Aufwand bei der Konstruktion bedeutet. Besonderheit: Die 24 dBu Verstärkung liegt in der DA-Sektion lediglich an der Sub-D-Buchse an. An den Klinken-Ausgängen ist nach wie vor bei 19 dBu Schluss, was für Line-Signale mehr als ausreichend ist. Die Signalführung in beiden Sektionen ist überdies vollsymmetrisch, will heißen, das analoge Signal wird eingangsseitig voll-symmetrisch durch den Verstärker-Schaltkreis bis zum Wandler weitergereicht und dort erst für die Weiterverarbeitung auf unsymmetrisch geschaltet. Durch diesen Kniff wird ein Symmetrierungs-Prozess eingespart, was klanglich wiederum die Gefahr von Nichtlinearitäten, also Verzerrungen noch einmal vermindert. Insgesamt treibt RME damit einen erheblichen schaltungstechnischen Aufwand, der nicht alltäglich ist. Doch zurück zur Bedienung: LED-Ketten geben in der AD- und DA-Sektion für jeden Kanal eine knappe, aber ausreichende Information über die anliegenden Pegel und eventuelle Übersteuerungen. Per Taster kann in der DA-Sektion bestimmt werden, ob die ADAT- oder die AES-Signale gewandelt und auf die Ausgänge geschickt werden sollen. Die Eingangssignale werden hingegen nach Wandlung in der AD-Sektion simultan an die AES- und ADAT-Schnittstellen geleitet, sofern der Patch-Mode nicht im Einsatz ist. Dieser ist über den Drucktaster der gleichnamigen Sektion aktivierbar, wobei Status-LEDs in der AD-Sektion je nach gewählter Option anzeigen, ob das gewandelte Signal je nach Patch-Modus an der Toslink- oder AES-Schnittstelle anliegt. Der Drucktaster erlaubt das Aufrufen von insgesamt acht verschiedenen Routing-Kombinationen, die das analoge Signal an die entsprechenden Digital-Schnittstellen durchreicht. Überdies sind gleichzeitig rein digitale Routings einstellbar, etwa von AES Input auf Toslink Output und umgekehrt. Parallele Signalführungen sind ebenfalls möglich, etwa von ADAT Input gleichzeitig auf AES und ADAT Output, eine bidirektionale Signalführung und -Konvertierung ist auch möglich, in dem Fall gleichzeitig von AES Input nach ADAT Output und von ADAT Input zum AES Output und sogar ein normales Durchschleifen der digitalen Signale. Damit ist der MKIII nicht nur ein Wandler und Format-Konverter, sondern darüber hinaus auch ein Signal-Router. Allerdings gilt es im Test, die entsprechenden Signalführungen erst einmal zu verinnerlichen. Gerade die umfangreichen Signalroutings (parallel, bidirektional), die über das Aufleuchten mehrerer Status-LEDs angezeigt werden sind anfangs nicht ganz ersichtlich. Aber das ist auch der einzige Wermutstropfen. Hat man sich einmal daran gewöhnt, ist das Bändigen und Verteilen analoger und digitaler Signale ein Klacks. Das Einstellen der Synchronisation sowie der Samplingrate geschieht schließlich über die mittig positionierte Sektion. Ein Drucktaster erlaubt das Umschalten der Eingangs-Clock zwischen Wordclock-, AES- und ADAT-Schnittstelle. Gleichzeitig stehen durch entsprechendes Drücken wahlweise 44,1 oder 48 Kilohertz Taktfrequenz zur Auswahl. Mit Hilfe des zweiten Tasters kann anschließend der Double oder Quad Speed Modus aktiviert werden, so dass auch Frequenzen oberhalb 48 Kilohertz zur Auswahl stehen. Einfacher geht’s nimmer. Im Vergleich zum Vormodell hat sich die Bedienung vor allem bei der Einstellung der Synchronisation jedenfalls erheblich vereinfacht.
Der ADI-8 MKIII ist ein professionelles Gerät aus gutem Hause, folgerichtig legt der Wandler/Formatkonverter im Messlabor von Professional audio eine makellose Pflicht hin: Mit hervorragenden 116,5 und 113,4 Dezibel für Geräusch- und Fremdspannung der AD-Wandlung und ebenso grandiosen 119,7 beziehungsweise 117,4 Dezibel für die DA-Wandlung präsentiert sich der blau-grau-schwarze Wandler als Saubermann. Auch die FFT-Spektren sprechen insoweit eine eindeutige Sprache. Das auf Seite 21 abgedruckte Messdiagramm für die AD-Wandlung zeigt deutlich, dass der Noisefloor standhaft unter -120 Dezibel bleibt, die zu erkennenden k2 und k3-Spitzchen sind völlig vernachlässigbar. Die Wandlerlinearität ist erwartungsgemäß erstklassig – es kommt erst im Kleinsignalbereich ab -120 Dezibel zu ersten, dazu noch sehr geringen Abweichungen vom linearen Erfolgskurs. Auch das Jitter-Histogramm, das auf Seite 22 zu sehen ist, belegt die Kompetenz von RME beider Konzeption und Fertigung digitaler Geräte, darf der ADI-8 DS MKIII doch ohne Bedenken als jitterfrei durchgehen. In dem Zusammenhang nicht zu vergessen: Der Gesamtklirrfaktor beträgt beeindruckende 0,0005 Prozent, die auch so manchen erheblich teureren Geräten – allerdings nicht aus dem Pro Audio-Bereich – gut stünden. Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass auch die Gleichtaktunterdrückung exzellent ist. Das gehört sich auch so, immerhin ist nicht auszuschließen, dass dieses Gerät auch mal Teil einer professionellen Live-/Mobile Recording-Lösung ist. Der ADI-8 DS MKIII verkörpert auch klanglich ein Stück Ingenieurskunst, bei dem Signaltreue in Form größtmöglicher Präzision bei der Wandlung analoger und digitaler Signale ganz groß geschrieben über allem steht. Wer meint, dass ein Wandler die ihm anvertrauten Signale auf irgendeine Weise aufzubereiten hat, wird vom ADI-8 DS MKIII womöglich maßlos enttäuscht sein. Denn: Er dient, wie es sich eigentlich auch für einen pflichtbewussten Diplom-Übersetzer gehört, der Vorlage und tritt eigen-klangschöpferisch nicht in Erscheinung. Mit anderen Worten: Es muss vor beziehungsweise hinter dem Wandler klanglich stimmen. Sind beispielsweise die Mikrofone gut gewählt und optimal positioniert und die Mikrofon-Signale ihrerseits von einem hochwertigen Preamp verstärkt, überträgt das Gerät diese mit hoher Akribie in die digitale Welt. Wir haben insoweit die Probe aufs Exempel gemacht und im Rahmen des Tests des Presonus ADL 700 die Signale des Rode NT-6 einmal mit unserem Referenz-Wandler, dem Mytek Digital 8×192 ADDA, einmal mit dem RME digitalisiert. Auch wenn es nur Nuance sind: Der RME wirkt noch ein Quäntchen nüchterner, fast möchten wir sagen, klinischer als der Mytek, der in den Tiefmitten geringfügig dicker aufzutragen scheint. Dafür wirkt der Referenzwandler eine Spur dynamischer und kann impulshaften Schallereignissen für den Bruchteil eines Augenblicks schneller folgen. Den umgekehrten Weg mit dem RME-Wandler zu gehen, ist das reine Vergnügen. Wir haben spaßeshalber das Beatles Tribut „All Your Life“ in den Fostex CR500 Master Recorder und hören erst über den Wandler des Recorders, hernach über den RME. Um es kurz zu machen: Der ADI-8 DS MKIII deklassiert den DA-Wandler des Fostex gnadenlos, die Musik klingt dynamischer, detaillierter und damit einfach beeindruckender. Der Unterschied ist sogar für den ungeschulten Hörer ohrenfällig. Das muss aber auch so sein, genau das wird von einem RME-Gerät erwartet, das als Arbeitsgerät für anspruchsvolle Tonschaffende gedacht. Wer sein „ganz gutes“ Audio-Interface in Rente schicken möchte und seinen hochwertigen Mikrofonen und Preamps einen guten Wandler gönnen möchte, wird mit dem RME ADI-8 MKIII fündig und glücklich.
Fazit
Der RME ADI-8 DS MKIII ist ein durchdachtes Stück Ingenieurskunst und schreibt dank sinnvoller Detailverbesserungen die Erfolgsgeschichte dieses unterm Strich auch noch kostengünstigen Wandlers/Formatkonverters fort. Das Gerät ist ungemein flexibel, messtechnisch perfekt und klanglich ohne Fehl und Tadel, sodass es ohne Einschränkung zu empfehlen ist.
Erschienen in Ausgabe 08/2013
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 1599 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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