Kommandobrücke

Zur Steuerung des DAW-Schiffes benötigt der Kapitän eine umfangreich ausgestattete und flexible Kommando-brücke, eine wie die neue Alesis  MasterControl. Dabei ist das ¬langerwartete Controller-Flaggschiff weit mehr als ein reines Steuerzentrum. 

Von Harald Wittig

„Gut Ding will Weile haben“, heißt eine volkstümliche Weisheit. Im Falle der MasterControl, dem neuen DAW-Controller-Flaggschiff des renommierten Pro-Audio-Herstellers Alesis, scheint dieser Satz zuzutreffen. Obwohl erste Prototypen schon auf der letztjährigen Musikmesse zu sehen waren, ließ die Serienreife und Auslieferung der MasterControl bis Anfang dieses Jahres auf sich warten. Für alle, die das Gerät schon lange vorbestellt hatten, hat das lange Warten nun ein Ende. Wer sich erst jetzt – womöglich auch aufgrund dieses Tests – für einen Kauf beziehungsweise eine Bestellung entscheidet, muss sich allerdings nach Aussage von Alesis gedulden. Die erste Serie ist nämlich bereits ausverkauft und der deutsche Vertrieb hofft, baldigst neue Geräte anbieten zu können.

Woran liegt es, dass die MasterControl offenbar so heiß begehrt ist? Davon abgesehen, dass der Name Alesis nach wie vor einen sehr guten Klang bei Kennern hat, ist es vor allem die Konzeption des Geräts, die es so attraktiv machen. Die MasterControl ist nämlich weit mehr als ein reiner DAW-Controller. Stattdessen vereint das Gerät drei Hauptkomponenten: den eigentlichen Controller, ein achtkanaliges Firewire-Audio-Interface und eine Monitoring-Sektion. Mit anderen Worten, Alesis hat eine Komplettlösung für das Rechner-basierte Studio geschaffen, womit auch anspruchsvolle Ton- und Musikschaffende rundum glücklich werden sollen. Selbstsicher sagt Alesis: „Künftig bedarf es nur noch eines Rechners, eines guten Sequenzer-Programms und der MasterControl, um professionelle Produktionen zu realisieren.“ Zugegeben, so ganz neu oder gar außergewöhnlich ist die MasterControl nicht – der Kenner denkt unwillkürlich an das Project Mix I/O von M-Audio (Test in Ausgabe 6/2006) oder Digidesigns Digi003 (Test in Ausgabe 6/2007). Allerdings sind diese beiden Geräte erheblich teuerer als die MasterControl, die gerade Mal mit rund 1.100 Euro zu Buche schlägt. Genug der appetitanregenden Vorrede, sehen wir uns  Alesis neues Pferd im Recording-Stall näher an.

Die MasterControl ist zunächst ein Firewire-Audio-Interface und bietet die Möglichkeit über den Firewire-Anschluss insgesamt maximal 26 Eingangssignale an den Hostrechner und das Sequenzer-Programm zu schicken. Das Gerät, genauer der integrierte A/D-Wandler, arbeitet dabei ausschließlich mit 24 Bit Wortbreite, die höchstmögliche Abtastrate beträgt 192 Kilohertz. Eingangsseitig verfügt die MasterControl über acht analoge und 18 Digital-Eingänge. Die digitale Eingangssektion umfasst drei Anschlüsse im S/PDIF und im ADAT-Format. Auf ADAT-Anschlüsse kann Alesis selbstverständlich nicht verzichten – immerhin hat das Unternehmen dieses Format erfunden. Im Falle der Digital-Eingänge ist der Anwender fürs S/PDIF-Format – hier hat er die Wahl zwischen dem optischen und dem RCA-Eingang – auf 96 Kilohertz. Im Falle der ADAT-Anschlüsse, bei der systembedingt  höchstmöglichen Abtastrate von 96 Kilohertz, arbeitet die  MasterControl im S/MUX-Verfahren, wobei sich die Kanalzahl halbiert. Wer möglichst viele ADAT-Eingangssignale in höchstmöglicher Auflösung benötigt, kann den optischen S/PDIF-Eingang offline an der MasterControl selbst oder bei aktiver Firewire-Verbindung mit dem Rechner über die Kontroll-Software auf ADAT umstellen und erhält bis 48 zweimal acht, bis 96 Kilohertz folglich zweimal vier ADAT-Kanäle. 

Die Analog-Sektion umfasst zwei dezidierte Mikrofon-Vorverstärker, die dank der als Combo-Buchsen ausgeführten, rückseitigen Anschlüsse auch Line-Signale akzeptieren. Für beide Mikrofon-Eingänge lässt sich die Phantomspannung nur gemeinsam aktivieren, was die Arbeit mit dynamischen Tauchspulen- oder auch passiven Bändchenmikrofonen jedenfalls in der Theorie einschränkt: Zwar verkraften moderne Bändchen ohne Murren eine anliegende Phantomspannung, allerdings können die älteren Kollegen diesbezüglich schon mal ganz empfindlich reagieren und sogar den vorzeitigen Bändchentod sterben. Alternativ könnte der Vintage-Bändchen-Fanatiker auf einen der Kanäle drei bis acht ausweichen. Da macht ihm der Hersteller jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn diese Kanäle haben keine eigenen Gain-Regler und sind tatsächlich nur auf den Empfang von Line-Pegeln, beispielsweise von Keyboards, eingerichtet. Um wirklich alle etwaigen Probleme auszuschließen, empfiehlt sich daher die Anschaffung eines externen Mikrofon-Vorverstärkers, was zumindest im Falle von passiven Mikrofonen anzuraten ist: Ausweislich unserer Messungen beträgt die Eingangsempfindlichkeit der Mikrofon-Vorverstärker der MasterControl gerade mal -39,9 dBu – zu wenig für einen ordentlichen Pegel bei der Arbeit mit dynamischen Mikrofonen, deren Empfindlichkeit oft lediglich 1,2 mV/PA beträgt. Mit Kondensatormikrofonen gibt es hingegen keine im Pegel schwächelnden Signale. 

Davon abgesehen, können die beiden Mikrofonvorstufen messtechnisch absolut überzeugen: Das FFT-Spektrum zeigt, dass Neben- und Störgeräusche wie Netzteilbrummen kein Thema für die MasterControl sind. Auffällig ist zudem ein geringer Anteil harmonischer Oberwellen zweiter Ordnung (K2), die für eine – wenn überhaupt hörbare – dezente Analog-Komponente im Klang der Mikrofon-Preamps sorgt. Mit sehr guten Werten von 80,3 beziehungsweise 77,2 Dezibel für den Geräusch- und Fremdspannungsabstand ist die MasterControl nicht ganz auf  dem zugegeben sehr hohen Niveau einiger High-End-Preamps und Top-Interfaces, hält aber locker mit einem Edelmischpult wie dem TL Audio M4 (Test in Ausgabe 6/2006) mit. Für den Praktiker heißt das: Die Mikrofon-Vorverstärker rauschen praktisch nicht und auch Verzerrungen sind bei einem durchschnittlichen Gesamtklirrfaktor von 0.02 Prozent ausgeschlossen. Fürs Einpegeln sind zwei winzige Drehreglerchen auf der Rückseite, neben den Combo-Buchsen, vorgesehen. Sicher, komfortabler wären Pegelsteller auf der Bedienoberfläche, die im typischen Layout-Stil eines Stand-Alone-Mischpults angeordnet sind. Aber das ist alles halb so schlimm, denn nach unseren Erfahrungen lässt sich ohne lange Eingewöhnungszeit auch mit diesen Reglern gut arbeiten. Eine üppige Aussteuerungs-Anzeige gibt es nicht: Lediglich eine LED pro Kanal informiert darüber, ob ein Signal anliegt oder die Eingangstufen bereits übersteuert sind. Für einen Preamp oder ein Mischpult ist das zu wenig, für ein Gerät wie die MasterControl reicht diese Minimal-Anzeige aber aus, denn sie kommt sinnvollerweise nur im Verbund  mit einem Sequenzer-Programm zum Einsatz. Der Benutzer orientiert sich folglich ohnehin an der Metering-Anzeige der Anwendung seiner Wahl. Womit wir beim Stichwort sind: Zusammenarbeit beziehungsweise Einbindung der MasterControl in die gängigen Sequenzer-Programme.

Alesis hat insoweit keine halben Sachen gemacht und dafür gesorgt, dass sein Controller-Flaggschiff praktisch keine Berührungsängste kennt. Tatsächlich arbeitet die MasterControl problemlos unter anderem mit Cubase/Nuendo, Sonar, Logic Pro und Studio, Samplitude und Pro Tools zusammen. Denn anstelle das Rad neu zu erfinden und ein eigenes Protokoll zu schreiben, haben die Entwickler – ganz clever – auf das H(uman)U(ser)I(nterface)-Protokoll gesetzt, das in der weiten DAW-Controller-Welt als Quasi-Standard gelten darf. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, näher auf HUI einzugehen. Interessierte seien auf den Test des Mackie Control Universal Pro und C4 in Ausgabe 5/2007 verwiesen, wo alles Wissenswerte über HUI zu lesen ist. Damit ist es aber im Falle der MasterControl noch nicht getan, denn jeder Hersteller von Sequenzer-Programmen kocht in gewisser Weise sein eigenes Süppchen und gerade Sonar-Benutzer können ihr Klagelied davon singen, dass es zu häufigen Kompatibilitätsproblemen mit der Cakewalk-Anwendung und HUI-Controllern kommt. Deswegen hat Alesis der Betriebssoftware der MasterControl noch spezielle Presets beigepackt, die ein müheloses Arbeiten gestatten. Selbstverständlich gibt es auch einen Stapel Auflagemasken, sogenannte Templates, mit denen die MasterControl nicht in den Funktionen, wohl aber in puncto spezifischer Beschriftung an die jeweilige Hostanwendung Anpassung findet. 

Die drängende Frage, ob alle Theorie letztlich grau bleibt und ob die MasterControl den Versprechungen von Alesis genügt, sei sogleich beantwortet: Zunächst müssen die Treiber installiert werden. Insgesamt sind vier Treiber zu installieren, was nicht Wunder nimmt, denn zusätzlich zum Audio-Interface hat die MasterControl auch ein MIDI-Interface und lässt sich auch als solches einrichten. Die Installation geht sehr entspannt vonstatten, es ist keine umständliche Produktregistrierung erforderlich und weder Mac OS X noch Windows zicken bei der Erkennung der MasterControl herum. So muss das sein. Die Grundeinstellung kann der Anwender, wie -bereits erwähnt, am Gerät selbst vornehmen, im Falle der verschiedenen Presets geht es auch gar nicht anders.

Bei der Einstellarbeit leistet das gut ablesbare und zusätzlich feinkalibrierbare LCD-Display gute Dienste. Soweit es nur um die Einstellung der Latenz, des Audiopuffers und der Ein- und Ausgänge geht, ist die Fernsteuerung über die Kontroll-Software komfortabler. Die Screenshots illustrieren anschaulich, dass der Umgang mit der Steuersoftware kein Hexenwerk ist. Der Benutzer eines weniger  populären Sequenzer-Programm als Cubase, Sonar, Logic oder Pro Tools kommt nicht umhin, für die korrekte Einbindung der MasterControl ins Handbuch seiner bevorzugten der Anwendung zu sehen. Wer mit den genannten Programmen arbeitet, darf sich darüber freuen, dass Alesis im insgesamt ausführlichen und übersichtlich gegliederten Handbuch detailliert beschreibt, wie die Einbindung des Geräts in die genannten Anwendungen zu erledigen ist. Gerade für absolute Anfänger, die noch nie mit einem Rechner-basierten Studio gearbeitet haben, ist das sehr hilfreich. Die Einsteiger erhalten darüber hinaus schon ein Komplettpaket für eigene Produktionen geliefert, denn sowohl Cubase 4 LE als auch Ableton Live Lite gehören zum Lieferumfang. Die Steuerung eines Projekts mit der MasterControl ist grundsätzlich unkompliziert und für jeden, der bisher mit der Maus an virtuellen Schiebe- und Drehreglern gefummelt hat, das reine Vergnügen.

Allein die berührungsempfindlichen 100-Millimeter-Motor-Fader fühlen sich unter den Fingern richtig gut an und überzeugen mit weichem Gleichlauf. Für die Einstellung und Verstellung der Parameter in den virtuellen DAW-Kanalzügen – beispielsweise Panning oder den Pegel von Send-Effekten – sind acht Endlosdrehregler auf der MasterControl, oberhalb der Kanal-Fader und Steuerungstaster angeordnet. Die jeweilige Parameter-Belegung wählt der Benutzer über drei Drucktaster, wobei unbedingt, um die Übersicht zu behalten, die passende Auflagemaske für das aktuelle DAW-Programm eingesetzt sein sollte. Damit ist die Einstellarbeit ein Kinderspiel und praktisch selbst erklärend.

Die Basisarbeit mit der MasterControl unterscheidet sich nicht von der von einem Analog- oder Digitalmischer gewohnten. Spezialitäten wie Automation, das Setzen von Markern oder Loop-Punkten und vieles andere mehr sind ebenfalls möglich. Dafür gibt es acht Drucktaster, deren Konfiguration dem jeweiligen DAW-Preset entspricht. Da ein Sequenzer-Programm diesbezüglich bekanntlich mannigfaltige Möglichkeiten bietet, sind diese Tasten mit mehreren Funktionen belegt. Mit den beiden Auswahlknöpfen A und B trifft der Anwender seine Auswahl und hat damit unterm Strich Zugriff auf 8 x 12-Funktionen.  Das angenehm griffige und sauber rotierende Jog-Wheel dient dem geschwinden Auffinden einer bestimmten Stelle im aktuellen DAW-Projekt und unterstreicht wie alle anderen Bedienelemente den fühlbar hohen Verarbeitungsstandard der MasterControl. Dagegen wirkt manch renommiertes Konkurrenz-Produkt eher wie ein Billigheimer aus Plastik.            

Plug-ins und virtuelle Instrumente gehören zum Arbeitsalltag im Rechner-basierten Studio, was Alesis selbstverständlich bewusst ist. Folglich lassen sich auch virtuelle Klangerzeuger und Effekt-Plug-ins über die MasterControl steuern. Damit das auch wirklich ohne wochenlanges Handbuch-Seitenfressen klappt, hat Alesis zwei Presets geschrieben, die sich PLUG-IN 1 und 2 nennen. Damit lässt sich beispielsweise das neue Sonar 8-Instrument „True Piano“ oder die Wallander-Blasinstrumenten-Kollektion (Test in dieser Ausgabe) sehr viel komfortabler als mit der Maus steuern. Wichtig: In diesem Fall arbeitet die MasterControl als Standard-MIDI-Controller, weswegen zuvor die Verbindung der Alesis Firewire MIDI Ports zum Steuern der Bedien- beziehungsweise Controller-Oberfläche – je nach Sequenzer-Programm heißt diese „Mackie Control (Cubase, Sonar, Ableton, Logic Pro, Samplitude) oder HUI (Pro Tools) –, anderenfalls ist eine Plug-in-Steuerung über die Fader, Regler und Drucktaster nicht möglich, denn diese sind noch den virtuellen Mischpulten zu gewiesen.

Apropos Presets: Bevor wir zur dritten Abteilung der MasterControl, der Monitoring-Sektion beziehungsweise den umfangreichen Abhörfunktionen kommen, noch ein kleiner Exkurs: Obwohl das Gerät in der weit überwiegenden Zahl der Fälle als Controller und Recording-Frontend für die DAW zum Einsatz kommen wird, bietet Alesis noch eine interessante Spezialität an. Es gibt nämlich auch ein Preset für die Steuerung via MIDI des Alesis Klassikers schlechthin, dem nach wie vor sehr belebten Harddisk-Recorder HD24. Allerdings ist die Konfiguration nicht eben einfach, der Anwender benötigt in jedem Fall einen Rechner und eine spezielle Steuersoftware – beispielsweise das kostenlose MIDI-Programm MIDI-OX –, zur MIDI-Signalführung. Die Einrichtung ist in der hervorragenden deutschsprachigen Bedienungsanleitung, die auf www.alesis.de herunterladbar ist, sehr präzise beschrieben. Es ist also, wenn auch über einige Umleitungen möglich, einen HD24/HD24XR zu steuern. Ob der Praktiker dies wirklich tun wird, ist indes zu bezweifeln, zumal ein Mehrspur-Festplatten-Recorder wie der HD24 in erster Linie fürs professionelle Mobil-Recording Verwendung findet. Da der Mobilist im Außeneinsatz sein Aufnahme-Besteck gerne übersichtlich und tragbar auswählt, wird er sich nicht zusätzlich mit einem Rechner abschleppen. Das gängige Praxis-Szenario wird eher so aussehen: Vor Ort aufnehmen mit dem HD24 als Stand-Alone-Mehrspur-Recorder, hernach werden die aufgenommenen  Spuren über ADAT an die MasterControl und via Firewire zur weiteren Bearbeitung an die DAW geschickt. Gleichwohl schadet es nicht, dass Alesis auch das HD24-Preset und die Verwendung des Recorders mit der MasterControl als kleines Bonbon beigepackt hat.

Kommen wir nun zur Monitoring-Sektion. Die MasterControl verfügt über drei mal zwei symmetrische Ausgänge zum Anschließen der Abhör-Monitore. Damit ist es beispielsweise  möglich, eine Surround-Abhöranlage mit dem Gerät zu verbinden, wobei die Belegung und Konfiguration an der MasterControl selbst, über die sogenannten Globalmenüs – wo sich auch die verschiedenen Presets finden – vorzunehmen sind. Insoweit muss niemand befürchten, sich im Menüdickicht zu verlieren, denn anders als beispielsweise bei üppig ausgestatteten Hardware-Effekt-Prozessoren, gilt bei Alesis als oberster Grundsatz anscheinend Benutzerfreundlichkeit. Uns gelingen jedenfalls sämtliche Einstellengen, ohne die Bedienungsanleitung zu Rate ziehen zu müssen.  Alternativ zur Einrichtung der Surround-Anlage, lassen sich auch verschiedene Abhörlautsprecher-Paare mit der MasterControl verbinden. Damit hat der Toningenieur die Möglichkeit, seine Mischung über verschiedene Systemen gegenzuhören, um beispielsweise die Kompatibilität der Mischung mit den klassischen Küchen-Radio-Quäken zu überprüfen. Die Tasten A, B und C erlauben ganz wie bei einem Stand-Alone-Controller das Umschalten zwischen den Lautsprecher-Systemen – rechteckig, praktisch und gut. Eine Besonderheit ist das eingebaute Talkback-Mikrofon, ein Ausstattungsmerkmal, das alles andere als eine Controller-Selbstverständlichkeit  darstellt.

Über die passenderweise mit „Talkback“ beschriftete Taste aktiviert der Aufnahmeleiter das Mikrofon und kann, ganz „profilike“, ohne die Regie zu verlassen, den im Nebenraum beschäftigten Musikern Anweisungen geben. Gerade Musiker, die beim Einspielen von Overdubs mit Latenzen ganz und gar nicht klar kommen – Stichwort Timing –, werden von der Direct Monitor-Funktion der MasterControl schlichtweg begeistert sein. Ist der Schalter „Direct Monitor“ gedrückt, wird das Eingangssignal ohne den Umweg durch den Audio-Rechner direkt (daher der Name) zu den Ausgängen geleitet. Über den Pegelsteller DIRECT MON LEVEL lässt sich die Gesamtlautstärke des Direct Monitor-Mixes feinjustieren, indem der Anteil des vom Rechner beziehungsweise aus der DAW kommenden Playbacks mit dem Eingangssignal gemischt wird. Das funktioniert ganz ausgezeichnet, allerdings ist unbedingt erforderlich, die Monitoring-Funktion im virtuellen DAW-Mischpult zu deaktivieren. Anderenfalls gibt es hässliche Rückkopplungen.

Damit Sie eine ungefähre Vorstellung von der enormen Leistungsfähigkeit der MasterControl bekommen, gibt es begleitend zu diesem Test zwei Soundfiles, die sich in der Soundbank unserer Website (www.professional-audio.de) finden. Beide Klangbeispiele, die nebenbei erwähnt eine „Dynamic Range“ von 12 beziehungsweise 11 Dezibel aufweisen (siehe hierzu den Bericht über die Pleasurize Music Foundation), liegen wie gewohnt im Wave- und MP3-Format vor. Mit dem  Freischalt-Code amc3176dr erhalten Sie Zugriff auf die Soundfiles.  Soundfile 1 ist ein kurzes Demostück mit drei im Overdub-Verfahren eingespielten Akustikgitarren, das nicht den Anspruch erhebt, für den Echo nominiert zu werden. Mikrofoniert mit dem gerade im Bassbereich ungemein kräftig klingenden Sennheiser MKH 40, klingt die Stahlseitengitarre sehr vollmundig. Dabei unterstützen die im positiven Sinne recht satt klingenden Preamps der MasterControl den charakteristischen MKH 40-Klang, ohne jedoch die Klangeigenschaften des Mikrofons zu verbiegen.

Tatsächlich klingen die MasterControl-Mikrofonvorverstärker tendenziell analog-warm, was allerdings nur im Vergleich zur absolut klangneutralen Referenz-Kombination Lake People Mic-Amp F355 und Lynx Aurora 8 A/D-Wandler auffällt. Unterm Strich ist der analogen Eingangssektion zu attestieren, dass sie sich ohne Weiteres mit den Vorstufen erheblich teuerer Audio-Interfaces und Preamps messen kann. Die Mischung des Stücks – einschließlich des Send-Halls, der wie immer vom Altiverb 6 kommt – haben wir komplett mit der MasterControl erstellt. Das gilt auch für Soundfile 2. Hierbei handelt es sich um einen Jazz-Walzer, diesmal komplett mit Schlagzeug, Bass, Keyboards und Sologitarre. Abgesehen von der Sologitarre, sind alle übrigen Instrumentalspuren via MIDI mit virtuellen Instrumenten erstellt. Das Schlagzeug ist, mit Hilfe des MasterControl Plug-in 1 und dem Sonar Session Drummer programmiert, Keyboards und Bass stammen von Dimension Pro, das Teil des neuen Sonar 8 ist. Allein die Leadgitarre ist voll analog und live eingespielt: Neben der Gibson Les Paul Studio sorgt der Röhrenverstärker Engl Fireball in Kombination mit dem SPL Transducer für den guten Ton, der Hall auf der Gitarrenspur – nebenbei erwähnt der dritte Take zum vorproduzierten Playback – kommt diesmal vom Sonar-eigenen Faltungshall Perfect Space.

Fazit

Mit der MasterControl ist Alesis ein ganz großer Wurf gelungen: Diese pfiffige Kombination aus Firewire-Audio-Interface, DAW-Controller und Monitoring-System überzeugt durch ihr entwaffnend einfaches Bedienkonzept, ihre Vielseitigkeit und einem Klang, der sich hinter weitaus teureren reinen Audio-Interfaces oder Vorverstärkern nicht verstecken muss. Für alle, die eine in allen denkbaren Bereichen rundum leistungsfähige Kommandobrücke zur Steuerung des DAW-Schiffes suchen, ist die Alesis MasterControl eine ganz dicke Empfehlung wert.

Erschienen in Ausgabe 04/2009

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 1149 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut