Authentischer Raum mit Nullen und Einsen
Das Feld unseres Hall-Plug-in Vergleichstests ist mit fünf Produkten besetzt, von denen jedes einzelne ein ganz eigenes Profil besitzt. Professional audio Magazin stellt sich der Herausforderung und zeigt die Eigenheiten und Besonderheiten.
Von Georg Berger
Im Bereich der Plug-ins tummelt sich mittlerweile eine Vielzahl an Produkten, die eines realisieren: Hall. Doch der Weg, um aufgenommenen Spuren zu mehr Räumlichkeit zu verhelfen ist mitunter recht komplex. Genau wie bei den Hardware-Vertretern arbeiten unter der Bedienoberfläche ganz eigene Mechanismen. Mit dem Altiverb 5 von Audio Ease für knapp 480 Euro und dem IR-1 Parametric Convolution Reverb V2 von Waves für 640 Euro treten zwei Faltungshall Plug-ins in den Ring. Das VSS3 Plug-in von T.C. Electronic für fast 580 Euro ist nur für die Powercore-Plattform gedacht und erzeugt Hall mit Hilfe des gleichnamigen Algorithmus, der – siehe Hardware-Hall Vergleichstest – aus dem großen System M6000 entlehnt ist und auch im M3000 19-Zoll-Gerät enthalten ist. Ein Vergleich zwischen Soft- und Hardware-Lösung bietet sich da geradezu an. Der nächste Vertreter, das knapp 120 Euro teure Dreamverb von Universal Audio setzt auf dasselbe Prinzip wie T.C. Electronic: Das Plug-in lässt sich nur über eine spezielle Hardware, in diesem Falle die DSP-Karte UAD-1, betreiben und ist kostenpflichtig zu erwerben. Das Dreamverb setzt dabei ebenfalls auf die synthetische Erzeugung von Hall durch einen Algorithmus. Letztes Produkt im Testfeld ist das Rayverb von Prosoniq für umgerechnet 300 Euro, das Räumlichkeit im Vergleich zu den bisherigen Vertreten auf eine ganz eigene Art und Weise erzeugt, dem so genannten „inverse Raytracing“, und somit durch seine Eigenständigkeit dem Testfeld eine exotische Note hinzufügt.
Die bis dato jüngste und modernste Technologie zur Erzeugung von Hall basiert auf dem mathematischen Prinzip der so genannten „Faltung“ (siehe Spezialkasten auf Seite 49). Dieser sehr rechenintensive Prozess ist dank der enormen Leistungssteigerung von Computern selbst für Heimanwender heutzutage kein unerreichbarer Traum mehr. Anstelle eines ausgeklügelten Algorithmus (Dreamverb, VSS3), der über eine Verschaltung unzähliger Delays den Hall erzeugt, steht beim Faltungshall die so genannte Impulsantwort. Diese aufwändig erstellten Signale werden nun als Sample in das Plug-in eingeladen und durch den Faltungsalgorithmus mit dem zu verhallenden Signal zusammengerechnet. Das trockene Signal bekommt den Raum quasi mathematisch aufgepropft.
Faltungshall Plug-ins wie IR-1 und Altiverb 5 bestehen somit immer aus zwei Teilen: Der Software zur Verschmelzung der Impulsantworten mit dem Aufnahmesignal und die Impulsantworten selbst, die als Samples vorliegen.
Mit Hilfe dieser Technologie ist es erstmals möglich, ein exaktes Abbild akustischer Eigenheiten berühmter Gebäude in seine Musik einzubinden, da lediglich eine den Raum beschreibende Impulsantwort in das Plug-in geladen werden muss. Vom Taj Mahal bis zum Opernhaus von Sydney ist man nur einen Klick entfernt. Das verheißt auf den ersten Blick einen unerschöpflichen und vor allem wandlungsreichen Fundus an unterschiedlichen Hall-Klängen. Waves und Audio Ease enthalten im Lieferumfang eine breite Palette unterschiedlichster Impulsantworten. Sie bieten darüber hinaus für ihre Produkte den kostenlosen Download zusätzlicher Impulsantworten an. Beide Produkte gestatten darüber hinaus auch den Import von Fremdanbieter-Impulsantworten. Mittlerweile gibt es auch unabhängige Internet-Communities, die selbst erstellte Impulsantworten zum Download bereitstellen. Diese Perspektive erscheint auf den ersten Blick recht viel versprechend, da sich damit das Klang-Spektrum der Plug-ins ständig erweitern lässt. Doch es gibt auch Nachteile: Durch die Statik der Impuls-Samples wirken Aufnahmen in der Nachhall-Phase leicht leblos und steril. Weiterhin: Die Erstellung von Impulsantworten ist ein aufwändiger Prozess und erfordert viel Sachverstand, der letzten Endes die Qualität dieses Materials und somit des Klangs ausmacht. Bislang existieren unterschiedliche Verfahren zur Erstellung von Impulsantworten, die den Eindruck entstehen lassen, dass auf diesem Gebiet noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.
Jenseits der vermeintlich angestaubten algorithmischen Hall-Erzeugung und der Faltungs-Technologie verfolgt das Rayverb von Audio Ease einen ganz eigenständigen Weg. In diesem Plug-in werden zwar auch Impulsantworten – zwei Sätze unterschiedlicher Raumgrößen sind im Lieferumfang enthalten – verwendet. Nur werden sie nicht mit dem trockenen Signal zusammen gerechnet, sondern als Basis zur synthetischen Erzeugung eines Raumes verwendet. Das Rayverb ist somit eine Art Hybrid-Version aus Faltungs- und Algorithmus-Hall. Auch in diesem Produkt lassen sich Impulsantworten von Drittanbietern importieren und garantieren ein weit reichendes Klangrepertoire.
So unterschiedlich sich die einzelnen Testkandidaten hinsichtlich der Hall-Generierung geben, so leicht und intuitiv geben sie sich alle in der Bedienung. Jedes Plug-in besitzt eine Ein-Fenster-Bedienoberfläche. Altiverb 5 und VSS3 warten mit Menü-Buttons auf, die bei Betätigung zusätzliche in der Bedienoberfläche integrierte Unter-Dialoge mit Parametern aufrufen. Das eindrucksvollste Oberflächen-Design enthält das Dreamverb mit seiner farblich satten Oberfläche und der übersichtlichen Anordnung der Parameter in getrennten Sektionen. Im krassen Gegensatz dazu steht das VSS3 Plug-in. Das Design erinnert eher an die Anfänge der Computer-Graphik. T.C. Electronic hat das schon unzählige Male besser gekonnt.
So auffällig schlicht sich das VSS3 vom Äußeren her gibt, so einfach lässt es sich jedoch bedienen. Der Parametersatz, der über Menü-Buttons in vier Unter-Fenster (Main, Early Reflection, Reverb, Modulation) geteilt ist, entspricht exakt dem des M3000. Die Parameter sind in farblich vom Hintergrund abgesetzten Feldern verzeichnet.
Am unteren Rand findet sich eine gelbe Zeile die permanent die fünf wichtigsten Parameter zur schnellen Editierung bereithält. Werte lassen sich entweder über die im Vergleich zum Gesamtplatz der Felder eher unscheinbaren Fader ändern, oder komfortabel durch Klick auf die Ziffern und Ziehen mit der Maus. Die zwar sinnvolle Unterteilung in vier Untergruppen birgt jedoch die Gefahr der Unübersichtlichkeit. Das M3000 mit seinen beiden Editier-Modi ist da auffälligerweise besser strukturiert. Ein zusätzliches Fenster, das über einen Scrollbalken – ähnlich wie im Hardware-Pendant – sämtliche Parameter auflistet wäre eine zusätzliche Bedienhilfe.
Das Dreamverb Plug-in zeigt wie es besser geht. Auf der Oberfläche sind sechs voneinander getrennte Sektionen enthalten, die die Editierung des Klangs überschaubar und intuitiv gestalten. Mehr noch, empfinden wir dieses Layout als vorbildlich. Anfänger lernen durch die Aufteilung und Bedienmöglichkeiten der einzelnen Sektionen auf anschauliche Art wie ein Hall-Effekt aufgebaut ist und funktioniert.
Hervorzuheben sind die drei graphischen Displays zur Einstellung von Early Reflections, Nachhallzeit und Filter. Sowohl das Ziehen an den Punkten, als auch die numerische Eingabe in die Felder unter den Gitternetzen geschieht mühelos und zieht entsprechende klangliche Effekte nach sich. Bemerkenswert sind die beiden Fenster, die eine Voreinstellung der Charakteristik der Erst-Reflexionen und des Nachhalls erlauben. Für Wände und Decken, ja sogar die Luft lassen sich unterschiedlichste Voreinstellungen wählen, die die Charakteristik des Hallklangs bestimmen. Der Shape-Dialog legt die geometrische Form des Raumes fest. Mit den eher unscheinbar wirkenden weißen Balken lässt sich ein Mischungsverhältnis dieser vorgewählten Charakteristika vornehmen. Das Ausprobieren und Herumspielen mit diesen Voreinstellungen macht viel Spaß und zeigt anschaulich die klanglichen Effekte.
IR-1 und Altiverb stellen die graphische Darstellung der geladenen Impulsantwort ins Zentrum der Bedienoberfläche. Im IR-1 ist außer der reichhaltig einstellbaren Filtersektion rechts daneben ein Status-Fenster vorhanden, das Auskunft über die geladene Impulsantwort inklusive Raumvolumen und Nachhallzeit, sowie die resultierende Veränderung nach Editierung des Raumes gibt. In der Impulsgraphik selbst lässt sich eine Hüllkurve einzeichnen, die den Verlauf des Nachhalls zusätzlich bestimmt. Bei Bedarf lässt sich in die Graphik ein- und auszoomen. Außer dem obligatorischen Reverb-Time Regler zur Einstellung der Nachhallzeit sind die Regler für Size (Raumgröße), Densitiy (Dichte des Hallanteils), Resonanz (Modulation des Halls) und Decorrelation (Verbreiterung der Stereo-Basis) die Hauptakteure bei der Modellierung des Nachhalls. Der Resonanz-Fader ist allerdings nach unserer Meinung nur eine nette Spielerei. Kleinste Änderungen ziehen ein unnatürliches Zittern der Hallfahne nach sich. Die sechs Felder daneben erlauben noch einmal die Einstellung der Lautstärke und des Predelays von Direkt-, Erst-Reflexions- und Hall-Signal.
Dieser Satz an Parametern ist ausreichend, um Impulsantworten nachhaltig zu verändern. Auffällig: Das Editieren der Parameter in Echzeit zieht den kompletten Stillstand des Sequenzers nach sich, da das IR-1 nach jeder Änderung, die Impulsantwort konzeptbedingt neu errechnet. Ungeduldige Nutzer werden damit bestimmt nicht zufrieden sein. Für flachbrüstige Computer hält der Waves-Hall zusätzlich noch einen „Low CPU“-Modus bereit, der etwas performanceschonender ist.
Das Altiverb bietet im Vergleich zum Waves IR-1 umfangreichere Bedienmöglichkeiten. Nicht nur, dass die Impulsantwort graphisch dreidimensional dargestellt wird und sich mit einem Handwerkzeug sogar entsprechend positionieren lässt. Rechts daneben wird zusätzlich ein Foto beziehungsweise der Grundriss eines Gebäudes inklusive Lautsprecherposition und Raum-Maßen angezeigt. Altiverb versteht das Bedienkonzept wie eine Echo-Kammer, also einem Raum in dem Lautsprecher stehen aus denen Signale treten, die je nach Position unterschiedlich stark durch den Raum verhallt werden. Mit wählbaren Mikrofon-Sets wird dieses verhallte Signal schließlich wieder nach draußen geführt. Dies zeigt sich zuvorderst in der Struktur der Auswahl von Hallprogrammen. Im obersten Auswahl-Menü lassen sich Presets anwählen, die einen kompletten Satz an Einstellungen enthalten. Darunter befindet sich ein weiteres Menü mit dem sich leicht durch die einzelnen Impulsantworten inklusive bildlicher Darstellung durchklicken und das für sich passende heraussuchen lässt.
Zusätzliches Feature: Über den Menü-Button „Stage Position“ lässt sich die Schallquelle dreidimensional im Raum positionieren. Beim IR-1 lässt sich hingegen immer nur eine einzige Impulsantwort laden. Allerdings stellt Waves für einen einzigen Raum mehrere Variationen zur Verfügung. Beispiel: Das Opernhaus von Sydney einmal aus der sechsten Reihe und einmal vom zweiten Parkett aus aufgenommen. Erwähnenswert ist noch die Damping-Sektion des Altiverb, die es erlaubt die Absorption des Hallsignals einzustellen. Die graphische Darstellung von Impulsantwort mitsamt bildlicher Dokumentation ist eine klug durchdachte Bedienhilfe, die nicht zu unterschätzen ist. Wer sich beim Editieren einmal nicht sicher ist über den zu erzeugenden Hall, bekommt dadurch eine bessere Vorstellung und auch Anleitung.
Das Prosoniq Rayverb bietet komplett eigenständige Einstellmöglichkeiten. Durch das Konzept der Synthetisierung eines Raumes mit Hilfe einer Impulsantwort fehlen Einstellmöglichkeiten wie Predelay und Nachhallzeit. Stattdessen konzentriert sich das Rayverb auf die Gestaltung des Raumes mitsamt Größe, Beschaffenheit der Fläche und der Reflexionen. Ein Umdenken in der Gestaltung von Raumsimulationen ist bei diesem Bedienkonzept erforderlich. Zentrales Bedienelement ist eine dreidimensionale Matrix, die als Orientierungshilfe ein Fadenkreuz enthält. Die Schallquelle lässt sich mit dem gelben Punkt so im Raum positionieren. Über zwei Auswahl-Menüs lassen sich Impulsantworten, sowie das Grundmaterial der Wände auswählen. Die Feinarbeit dieser Grundeinstellung geschieht schließlich mit Reglern, die beispielsweise die Diffusion des Nachhalls, den Grad der Absorption der Reflexionen, sowie den Anteil der Erst-Reflexionen bestimmen. Zusätzlich ist noch eine Filtersektion enthalten, die eine graphische Editierung des Frequenzspektrums erlaubt. Dieses äußerst gewöhnungsbedürftige Bedienkonzept braucht einiges an Einarbeitungszeit, obgleich die klanglichen Auswirkungen sich bei Betätigung der Parameter eindrucksvoll zeigen. Ist das Konzept jedoch verstanden, bietet das Rayverb mannigfaltige Möglichkeiten zur Simulation von Räumen.
Die, bis auf das Rayverb, durchgängig einfache Bedienung der Plug-ins und das Ausprobieren der Parameter geben uns einen ersten Eindruck von der klanglichen Leistungsfähigkeit der einzelnen Kandidaten. Das Anklicken der einzelnen Presets rundet diesen Eindruck noch ab, wobei IR-1 und Altiverb 5 in Bezug auf Vielfalt eindeutig die Nase vorn haben.
Auffällig: Das VSS3 Plug-in besitzt die gleichen klanglichen Eigenschaften wie sein Hardware-Pendant M3000: Ein etwas spitzer und heller Klang in der Nachhallphase, aber dafür eine sehr authentische Reproduktion kleiner Räumlichkeiten durch Erst-Reflexionen.
Dreamverb und Rayverb fallen durch einen markanten metallischen Grundklang vornehmlich in der Nachhallphase auf. Bei Erst-Reflexionen zeigt sich das Dreamverb hingegen fast genauso gut wie das VSS3/M3000. Mit Hilfe des Equalizers und durch Lautstärkeänderungen von Hall und Erst-Reflexionsanteil erhalten wir den von uns gewünschten Wohnzimmerklang. Die Auswahl der dafür geeigneten Materialien über den Shape- und Material-Dialog lässt diesen Klang in Windeseile entstehen und fügt die gewünschte Authentizität den Aufnahmen hinzu. Der erstellte Konzert-Hall ist jedoch eindeutig zu künstlich, höhenbetont und spitz. Er verfremdet sogar ein wenig die Aufnahmen, indem sie etwas prominenter im Mittenbereich erscheinen.
Beim Rayverb müssen wir schließlich viel Zeit investieren um halbwegs die für den vergleichenden Hörtest erforderlichen Hallprogramme zu erzeugen. Kleinste Abweichungen lassen die Räumlichkeit direkt metallisch-künstlich erklingen. Die im Lieferumfang enthaltenen Impulsantworten erscheinen uns für unsere Zwecke wenig geeignet. Da sollte vielleicht noch einmal dran gearbeitet werden. Der Grundklang ist durchweg als künstlich zu bezeichnen. Unsere Testaufnahmen erscheinen durch die Überbetonung der Höhenanteile trotz Regulierung im Equalizer verfremdet und synthetisch.
Doch auch mit IR-1 und Altiverb 5 ist das Generieren der Test-Programme eine Geschichte für sich. In Bezug auf den Konzert-Hall kommen wir beim Altiverb 5 im Vergleich zum IR-1 schneller zum Ziel. Ein Direktvergleich der Impulsantwort des Opernhauses von Sydney verstärkt den Eindruck, dass das Altiverb 5 die ungleich besseren Impulsantworten bei diesem Konzerthaus bereitstellt. Die Raumsimulation klingt seidig mit einem gewissen Raumatmen. Der Hall verleiht Klängen einen hochwertigen Glanz. Beim Hören entsteht der Eindruck, dass man sich wahrhaftig in einem großen Raum befindet. Dasselbe Opernhaus in der Waves-Version klingt dagegen eher wie ein modriges Kellergewölbe. Der Einsatz weiterer Variationen des Waves-Klangs führt hier zu keiner spürbaren Verbesserung. Fündig werden wir schließlich bei der Impulsantwort des Santa Cecilia Auditoriums in Rom. Hier ist die Welt wieder in Ordnung und auch das IR-1 glänzt durch diesen bestimmten vornehmen und edlen Glanz, den gute Halleffekte den Klängen verleihen. Um mit dem Altiverb gleichziehen zu können, wäre ein nochmaliger Besuch und eine Neuerstellung von Impulsantworten des Opernhauses von Sydney dringend empfohlen.
Bei der Erstellung des Wohnzimmer-Raumes hat das IR-1 eindeutig die Nase vorn und kehrt die oben geschilderten Ereignisse um. Im Altiverb 5 sind – obwohl eine ausreichende Anzahl an entsprechenden Impulsantworten enthalten ist – umfangreiche Eingriffe nötig. Der Grundklang ist für diesen Zweck zu höhenbetont. Da hilft auch kein noch so vehementer Eingriff mit dem Equalizer. So kommen wir zu dem Schluss, dass das Altiverb 5 bei den großen Räumen ein klein wenig die Nase vorn hat und das IR-1 bei kleineren Räumen glänzt. Dabei ist immer im Hinterkopf zu behalten, dass wir unsere Urteile anhand der im Lieferumfang enthaltenen Impulsantworten fällen. Künftig erstellte Impulsantworten beider Firmen können in Zukunft schnell ein anderes Bild ergeben. Vom Gesamt-Eindruck her sind beide Produkte somit als gleichgut zu bewerten.
Die Charakteristik des Faltungshalls hebt sich im Vergleich zu den synthetisch generierten Produkten deutlich ab. Die von uns eingesetzten Klangbeispiele erhalten mehr Authentizität. Ein gewisses Raumraunen ist deutlich zu hören. Der Origami LE Faltungshall in Yellow Tools Freedom (Test Seite 64) schlägt in dieselbe Kerbe, obwohl im Vergleich zu den beiden Kandidaten oben, der Origami LE einen etwas wärmeren Grundklang besitzt. Allgemein empfiehlt sich Faltungshall nach unserer Einschätzung für akustische Instrumente, klassische Musik und auch Sprachaufnahmen. Für Rock und Dancefloor sind diese Produkte jedoch weniger geeignet, da sie gleichzeitig mit ihrer Hochwertigkeit auch durch eine gewisse Form von Subtilität bestechen, die in oben genannten Musik-Stilen eher nicht gewünscht sind.
Mit dem VSS3, dem Dreamverb und Rayverb lassen sich zwar ebenfalls unterschiedlichste Räumlichkeiten herstellen. Doch fallen die letzten beiden durch den metallischen Klang des Nachhalls im Vergleich zum Faltungshall deutlich ab. Das VSS3 hält zwar bei den großen Räumen ebenfalls gut mit. Doch fehlt ihm diese gewisse Luftigkeit nach oben hin. Der Hall lässt unsere Aufnahmen im Vergleich dazu auch etwas zweidimensionaler erscheinen. Die Aufnahmen besitzen nicht in dem Maße die gleiche räumliche Größe, obwohl der Nachhall deutlich besser als beim Dream- und Rayverb ist. Nur in Sachen kleiner Räume vermag das VSS3 zusammen mit dem Dreamverb im Wettbewerb mit dem Faltungshall gut mitzuhalten. Die letzten drei genannten Produkte empfehlen sich daher für musikalisch eher absichtlich effektvolle Eingriffe in den Klang wie er zumeist in Rock- und Pop-Produktionen gewünscht ist. Durch seine Andersartigkeit empfiehlt sich das Rayverb überdies schließlich für Musiker und Tontechniker mit experimentellem Anspruch.
Fazit
Faltungshall vermag den authentischeren Hall zu produzieren, was letzten Endes aber von der Qualität der bereit gestellten Impulsantworten abhängt. Damit bestätigt sich das Vorurteil, das die modernere Technologie oft die bessere ist. Doch ausgehend vom Einsatzzweck sind auch dem Faltungshall Grenzen gesetzt. Denn vehemente und kraftvolle Hall-Signale, die in einem tempo- und energiereichen Arrangement gefragt sind, stellen sie nicht bereit. Hier würde der Faltungshall als solcher schlichtweg untergehen. Synthetisch generierter Hall hat also nach wie vor seine Berechtigung, nicht zuletzt durch die Existenz von Impulsantworten diverser Hallgeräte-Klassiker.
Erschienen in Ausgabe 09/2006
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 474 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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