Mischen possible!

Soundcraft hat mit dem Signature 22MTK kein alltägliches Analog-Mischpult geschaffen. Wertige Preamps, On-Board-Effekte und ein integriertes Multitrack-USB-Audio-Interface machen das Pult zu einem überaus attraktiven Arbeitswerkzeug für den Live- und Studioeinsatz.

Von Sylvie Frei

Der britische Hersteller Soundcraft, heute eine Marke des US-Konzerns Harman,  baut schon seit dem Jahr 1973 Mischpulte. Damit trug das Unternehmen nachhaltig zum weltweit guten Ruf des typisch britischen Sounds bei. Mit seiner aktuellen Signature-Serie hat es der Hersteller vor allem auf Tonschaffende abgesehen, die sich vergleichsweise kompakte Pulte mit analogem Workflow wünschen. Statt verschachtelter Menüs und lästiger Touchscreens, über die viele Nutzer vor allem bei digitalen Kompaktpulten immer wieder klagen, verfügen die Signature-Pulte über ein konsequentes „Ein-Knopf-pro-Funktion“-Layout, das eine intuitive, effiziente und schnelle Bedienung ermöglicht.

Das hier getestete Modell Signature 22MTK verfügt über 18 Eingangskanäle, von denen 14 in Mono und vier in Stereo ausgeführt sind. Als Eingangsquellen kommen sowohl Mikrofon- und Line- als auch HiZ-Instrumenten-Signale in Frage – auf Anschlussmöglichkeiten für gewöhnliche Insert-Effekte verzichtete der Hersteller. In der Ausgangs-Sektion stehen neben der Stereo-Summe der obligatorische Kopfhöreranschluss, vier Gruppenausgänge und fünf Aux-Ausgänge bereit.

Bei den Preamps und On-Board-Effekten hat sich Soundcraft nicht lumpen lassen. So stehen gleich 18 wertige Vorverstärker, ursprünglich aus Soundcrafts legendärer Ghost-Mischpultserie zur Verfügung, inklusive Phantomspannung für Kondensatormikrofone.

In den Eingangskanalzügen steht ein überwiegend vierbandig, vereinzelt dreibandig ausgeführter Equalizer bereit, der auch in Soundcrafts Recording-Konsole Sapphyre verbaut wird und flexible Eingriffe im Mix erlaubt. Ein Hochpassfilter für alle Eingänge und ein Limiter vom renommierten Hersteller dbx vervollständigen das Effekt-Angebot im Channelstrip. Doch damit nicht genug: Das Signature 22MTK verfügt außerdem über zwei digitale Lexicon-Effekt-Prozessoren, die Reverb, Delay und Modulationseffekte (22 Algorithmen pro Prozessor) anbieten. So lassen sich insgesamt zwei Effekte – beispielsweise Reverb und Chorus – den gewünschten Signalen beimischen.

Das Pult verfügt sogar über einen Zugang zur digitalen Welt: Das integrierte USB-Audio-Interface ermöglicht es, sämtliche Einzelspuren separat mit dem Computer (PC oder Mac) in der DAW aufzunehmen – daher der Namenszusatz MTK (= Multi-Track) oder mit Effekten versehen und zurück ins Pult routen – ein würdiger Ersatz für die fehlenden Inserts.

Für Einsteiger hat Soundcraft darüberhinaus eine Lite-Version von Abletons Sequenzer-Software Live 9 mit ins Paket geschnürt – so können Sie sofort loslegen, wobei die Spurenzahl der Lite-Version natürlich auf acht beschränkt ist. Um das Prinzip zu verstehen und die Möglichkeiten des Signature 22MTK kennenzulernen, reichen diese aber locker aus.

Das Signature 22MTK ist trotz seinem Feuerwerk an Features für einen überschaubaren Preis von nur 999 Euro (UVP) zu haben und damit äußerst attraktiv für Tonschaffende mit professionellen Ansprüchen. Grund genug, uns in einem ausgiebigen Praxistest mit dem Pult zu befassen.

Äußeres

Das Signature 22MTK ist trotz seiner 22 Kanäle ein vergleichsweise kompaktes Mischpult. Es misst 75 cm in der Breite, 63 in der Tiefe und maximal 21 cm in der Höhe. Mit 11,4 kg Gewicht lässt sich das Pult noch bequem alleine von A nach B transportieren. Das robuste, wohl verarbeitete, graue Metallgehäuse ist so angewinkelt, dass das Pult hinten etwas höher als vorn ist. Dies gewährt dem Nutzer auch im Sitzen einen guten Überblick über die gesamte Bedienoberfläche. Das Pult lässt sich entweder direkt auf dem Desktop positionieren oder in ein passendes Rack schrauben. Achtung: Das Signature 22MTK besitzt keinen Power-Schalter und der Stecker für das Netzkabel findet sich auf der Unterseite – zum Einstecken ist ein Kippen des Pultes vonnöten, dabei ist etwas Vorsicht geboten.

Das Design der Kanalzüge ist überaus klassisch gehalten. Bei der Orientierung auf dem Pult hilft der Farbcode: So sind alle Gain-Potis in rot, alle Pan/Balance-Potis in Gelb, alle Regler für den EQ in Weiß oder Grau, die Aux-Potis für Aux 1 bis 3 in Grün und die Potis für die Effekt-Auxwege 4 und 5 in Blau gehalten. Die Eingangskanal-Fader sind mit einem weißen Strich gekennzeichnet, bei den Effekt-Return-Kanalzügen ist der Strich blau, bei den Gruppenspuren-Fadern rot und beim Masterfader gelb. Das Einarbeiten mit dem Pult gestaltet sich im Test als angenehm und intuitiv – auch Einsteiger brauchen dank der durchdachten Logik keine Angst vor den vielen Reglern zu haben.

Die Verarbeitung des Signature 22MTK ist insgesamt sehr wertig; es strahlt ein hohes Potenzial in Sachen Langlebigkeit und Praxisresistenz aus – so sind etwa die XLR-Buchsen separat mit dem Gehäuse verschraubt und so gut für häufiges Umstecken gerüstet. Die Fader geben angenehm Widerstand; um die Potis herum ist genügend Raum für die Finger, sodass nicht versehentlich ein anderer Kanalzug mitbedient wird. Pro Kanal bietet das Pult jeweils zwei bis drei Eingangsoptionen, die separat – nicht als Combo-Buchsen – ausgeführt sind – XLR für Mikrofonsignale, Klinkenbuchsen für Line- oder HiZ-Signale. Die Anzeigen sind auf das Wesentliche reduziert – der Master- beziehungsweise Solopegel wird von einer zehngliedrigen LED-Kette angezeigt – Clipping sowie aktive Phantomspannung oder Pre Fader Listening werden von entsprechenden Kontroll-LEDs angezeigt. Beleuchtet sind die Regler des Pults nicht. Wer in einer dunklen Live-Umgebung mischen möchte, benötigt eine Lampe.

Anschlussoptionen

Eingänge

Das Signature 22MTK ist mit 16 XLR-Eingängen zum Anschluss von Mikrofonen ausgestattet – davon führen 14 zu Mono- und zwei zu Stereo-Kanalzügen. Über einen Schalter lässt sich zur Spannungsversorgung von Kondensator-Mikrofonen global Phantomspannung für alle XLR-Kanäle aktivieren. Vorsicht ist bei einem Setup aus aktiven und passiven Mikrofonen geboten. Vor allem historische Bändchen-Mikrofone werden unter Umständen durch die Phantomspannung beschädigt, während dynamische Bühnenmikrofone die Phantomspannung in der Regel einfach ignorieren. Sie sollten allerdings darauf achten, dass ihre Bühnenmikrofone symmetrisch geschaltet sind und im Zweifelsfall auf Warnhinweise im Manual des jeweiligen Mikrofons achten.

Für Line-Signale stehen insgesamt 14 symmetrische 6,3 mm-Klinkenanschlüsse in Mono bereit. Die Stereokanäle 15/16 bis 19/20 verfügen jeweils über ein Klinken-Stereo-Paar, während der sogenannte Wiedergabekanal 21/22 mit einem Stereopaar von Cinch-Anschlüssen ausgestattet ist und so das Einspeisen von Pausenmusik beispielsweise über einen portablen Player erlaubt.

Die Klinken-Eingänge 7 bis 10 lassen sich per Knopfdruck auf hochohmige HiZ-Instrumentensignale wie E-Gitarre oder E-Bass anpassen, die so direkt ohne vorherige Verstärkung ans Pult angeschlossen werden können – mit vier Anschlüssen dieser Art sollte eine Band in der Regel gut versorgt sein.

Hinter den Eingängen des Signature 22MTK werkeln die erwähnten Ghost-Preamps. Sie sollen den typischen britischen Konsolensound liefern sowie üppige Verstärkung bei sehr geringen Rauschwerten, was sich – so viel sei schon einmal verraten – bei unseren Messungen bestätigt hat.

Ausgänge

Als Ausgang steht am Signature 22MTK ein XLR-Paar für das Stereo-Summensignal bereit, mit dem sich die PA oder die Studio-Monitore verbinden lassen. Hinzu kommt ein ein 6,3 mm Stereo-Klinkenausgang für den Anschluss eines Kopfhörers. Darüber hinaus bietet das Pult fünf Aux-Ausgänge und vier Gruppen-Ausgänge über symmetrische 6,3 mm Mono-Klinkenbuchsen an, die sich beispielsweise für das Bühnen/Studio-Monitoring oder das Ansteuern externer Effekt-Geräte nutzen lassen. Um Effekt-behaftete Signale dann wieder zurück ins Mischpult zu leiten, muss auf freie Eingangskanäle zurückgegriffen werden.

Sonstige Anschlüsse

Darüber hinaus verfügt das Pult über einen 6,3 mm Klinkenanschluss für einen Fußschalter. Dieser lässt sich einsetzen, um die an Bord befindlichen Lexicon-Effekt-Prozessoren auf Knopfdruck stumm zu schalten.

Außerdem finden sich zwei USB 2.0-Anschlüsse – einmal Typ A und einmal Typ B: Der Typ A-Anschluss bietet 500 mA Buspower-Stromversorgung für USB-Geräte an – er überträgt keinerlei Daten. An diesem Anschluss lässt sich beispielsweise ein Mobilgerät laden oder eine USB-Leuchte anschließen. Für die passende Beleuchtung an dunklen Locations wäre damit gesorgt.

USB-Audio-Interface

Der Typ B-USB-Anschluss dient hingegen dem Anschluss an einen PC oder Mac. Anders als die Pulte der Signature-Serie, die nicht über den Zusatz MTK verfügen, besitzt das Signature 22MTK  ein vollwertiges Multitrack-Interface (die Interfaces der Signature-Pulte ohne „MTK“ sowie die Mehrzahl der Konkurrenzprodukte können lediglich mit der Stereosumme operieren). So lassen sich etwa Live-Mitschnitte anfertigen oder ganze Studio-Produktionen mit dem Soundcraft-Mixer fahren mit einer maximalen Auflösung von 48 Kilohertz bei 24 Bit.

Eingangs-Kanalzüge

Die 14 Mono- und vier Stereo-Eingangs-Kanalzüge sind weitgehend identisch ausgestattet. Alle besitzen Potis für den Gain oder das Trimming, für die EQ-Steuerung, für die fünf Aux- beziehungsweise FX-Wege und  für das Panning beziehungsweise die Stereo-Balance sowie einen Fader, einen Mute-, einen PFL- (Solo), einen USB Return-Schalter und drei weitere Schalter, die das jeweilige Signal auf die Summe (MST), die Gruppenspuren 1/2 und/oder die Gruppenspuren 3/4 routen lassen. Eine Peak-LED pro Kanal warnt vor eventuellen Übersteuerungen.

Kanalzüge 1 bis 17/18:

Diese Kanäle sind außerdem mit einem Hochpassfilter ausgestattet, das sich per Knopfdruck zuschalten lässt und so tiefe Störfrequenzen wie Trittschall ausblendet.

Kanalzüge 1 bis 8:

Diese Kanäle verfügen über den integrierten dbx-Limiter, der sich durch einen einfachen Knopfdruck aktivieren, aber nicht weiter justieren lässt, und so plötzliche Signalspitzen abfängt und vor Übersteuerung schützt.

Kanalzüge 15/16 bis 21/22:

Diese Kanäle sind als Stereo-Kanäle ausgelegt.

Kanalzüge 19/20 und 21/22:

Dreiband-EQ: Hier besitzt der ansonsten vierbandige EQ statt zwei semiparametrischen Mittenbändern nur eines, das in der Mitte der beiden sonst verbauten Mitten-Glockenfilter ansetzt.

Kanalzug 21/22:

Kanal 21/22, der sogenannte Wiedergabekanal, der beim Live-Einsatz zum Einspielen von Pausen-Musik genutzt werden kann, besitzt einen gemeinsamen PFL-Schalter für die Auxwege 1 und 2.

FX Return-Spuren

Der Anzahl an gebotenen Send-Effekten entsprechend ist das Signature 22MTK mit zwei FX Return-Kanalzügen ausgestattet. Sie erlauben alle relevanten Justiermöglichkeiten, die auch bei den Eingangskanälen zu finden sind.

Gruppen-Spuren

Das Signature 22MTK besitzt insgesamt vier Gruppenspuren, die als Stereo-Paare angelegt sind – so lassen sich zusammengehörige Signale, beispielsweise alle Mic-Signale für das Drumkit, per Schalter im jeweiligen Kanalzug zuerst in den Eingangskanalzügen in ihrer Lautstärke aufeinander abstimmen, pannen und dann auf die Gruppenspur 1-2 oder 3-4 routen, um sie anschließen gemeinsam über die Gruppenausgänge auszugeben oder im gewünschten Gesamtpegel der Summe beizumischen. Jedes Gruppenspur-Paar besitzt einen separaten Fader für den linken und den rechten Kanal sowie einen eigenen MST-Schalter. Ein gemeinsamer Mono-Schalter pro Gruppenspur-Paar lässt das summierte Signal beider Spuren in Mono auf die Summe routen. Für die Gruppenspuren stehen vier 6,3 mm Klinkenausgänge bereit, von denen das Gruppensignal abgegriffen und so separat prozessiert, gehört oder aufgezeichnet werden kann.

Aux-Wege

Das Signature 22MTK verfügt über insgesamt fünf Mono-Auxwege. Jedes Eingangssignal kann auf einen oder mehrere dieser Auxwege über das jeweilige Poti im Kanalzug geroutet werden. Die Aux-Mischungen können dann über den jeweiligen Aux-Ausgang abgegriffen, für Monitoringzwecke wiedergegeben oder zur weiteren Effekt-Bearbeitung genutzt werden.

Die Aux Master-Ausgangs-Sektion ist für jeden Aux-Kanal mit einem Poti zur Aussteuerung der Gesamtkanal-Lautstärke ausgestattet, lässt per Pro/Post-Schalter pro Auxweg bestimmen, ob die Signale der beigemischten Kanäle vor oder nach dem Fader abgegriffen werden und per AFL-Schalter den jeweiligen Ausgang auf den Solo-Bus routen.

Effekt-Wege

Die FX- beziehungsweise Aux-Wege 4 und 5 können beim Signature 22MTK als Send-Effekt-Wege für die zwei integrierten Lexicon-Effekt-Prozessoren genutzt werden. Dabei wird der Effekt Type 1 auf den Aux/FX-Weg 4, der Effekt Type 2 auf den Aux/FX-Weg 5 geroutet.

Der Master-Kanalzug

Der Master-Kanalzug ist außer mit einem Fader mit einem Interval Mute-Schalter ausgestattet. Dieser lässt alle Kanäle bis auf den Wiedergabekanal 21/22 gemeinsam stummschalten – ein willkommener Shortcut.

Monitoring

Das Monitoring mit beim Signature 22MTK ist zunächst über den Kopfhöreranschluss möglich. Dort liegt entweder das Summen- oder das Solosignal an. Weitere Monitoring-Mischungen lassen sich über die Aux- oder Gruppenspuren realisieren.

Effekte

Während das Hochpassfilter (unterhalb 100 Hz, Flankensteilheit 18 dB/Oktave) und der dbx-Limiter, dessen Kennlinie ein „Hard Knee“ zeigt, als One-Click-Funktion ausgeführt sind, erlauben der Saphhyre-EQ und die Lexicon-Send-Effekte detailliertere Einstellungen.

Saphhyre-EQ

Der Saphhyre-EQ ist in den meisten Kanälen vierbandig ausgeführt. Zu einem hohen (oberhalb 12 kHz) und einem tiefen (unterhalb 60 Hz) Kuhschwanzfilter gesellen sich zwei semiparametrische Glockenfilter. Das tiefere Mittenfilter lässt eine Frequenz zwischen 80 Hz und 2 kHz, das höhere eine zwischen  400 Hz und 8 kHz anwählen und mit einem Regler, der gleichzeitig Gain (bis zu +/- 15 dB) und Güte (Q) regelt, absenken oder anheben. Eine Ausnahme bilden die Kanalzüge 19/20 und 21/22, die jeweils nur mit einem dreibandigen EQ ausgestattet sind – hier greift das Mittenband von 140 Hz bis 3 kHz, während die Kuhschwanzfilter unverändert arbeiten.

Der Gain/Güte-Regler arbeitet dabei asymmetrisch, das bedeutet, dass der maximale Q-Wert beim Anheben einer Frequenz sehr viel breiter ist als beim Absenken. So erlaubt es der EQ, Signalanteile, die herausgestellt werden,  musikalisch und organisch in Szene zu setzen, ohne dass ein bestimmter Bereich klanglich zu sehr heraussticht. Gleichzeitig ist es möglich, störende Frequenzen, beispielsweise ein Netzbrummen um 50 Hz recht schmalbandig abzusenken, ohne dabei den Gesamtklang auszudünnen.

Lexicon-Effekte

Hersteller Lexicon ist bekannt für seine ausgesprochen guten Effektgeräte, die ganze Musikgenres nachhaltig geprägt haben. Die zwei im Signature 22MTK integrierten Lexicon-Effekt-Prozessoren bieten insgesamt jeweils die gleiche Auswahl von 22 Effekt-Algorithmen. Diese umfassen unterschiedlichste Reverb, Delay und Modulations-Effekte. Zur Effekt-Auswahl und Bearbeitung steht ein Bedienfeld auf dem Mischpult neben der Master-Meteranzeige bereit. Dort findet sich eine Liste mit allen 22 Algorithmen-Namen mit hinterleuchteter Schrift. Mit Hilfe der beiden schaltfähigen Drehregler zur Effekt-Auswahl lässt sich dort für jeden der beiden Prozessoren ein Preset anwählen (Drehfunktion = blättern; Schaltfunktion = Effekt auswählen und aktivieren). Zum Anpassen der Effekte stehen jeweils zwei Parameter-Drehregler bereit, die je nach Algorithmus unterschiedlich auf den Effekt einwirken. Bei Reverb-Effekten sind es etwa Lebendigkeit und Releasezeit, bei Delay-Effekten die Anzahl der Wiederholungen und die Verzögerungszeit, bei Modulations-Effekten zumeist die Geschwindigkeit und Intensität der Modulation. Eine Auflistung für alle 22 Algorithmen lässt sich dem PDF-Handbuch entnehmen. Beim Effekt-Routing muss sich der Nutzer durch das fixe Routing auf die Aux- beziehungsweise FX-Wege 4 und 5 keine großen Gedanken machen. Es genügt bei den gewünschten Kanälen den jeweiligen Drehregler aufzudrehen, den Aux-Return-Fader hochzufahren und die Effekte bei Bedarf mit auf einen anderen Aux-Weg, eine Gruppenspur oder die Summenspur zu routen.

Interface-Funktion

Sollen die Eingangssignale in den Computer auf die DAW geroutet werden, genügt es bei Windows-Systemen den Treiber zu installieren, der sich auf der Herstellerseite zum Download findet. Unterstützt werden derzeit Windows 7, 8 und 10. Auf Mac-Computern (bis El Capitan) genügt das bloße Anschließen über USB. Der Mac versorgt sich dann selbst mit dem benötigten Treiber.

Die Installation gelingt auf beiden Systemtypen schnell und unkompliziert. Über das Soundcraft USB Audio Control Panel lassen sich alle relevanten Einstellungen – wie etwa die Latenz und die Puffergröße oder die Bitrate – einstellen. Die Spuren werden im Mischpult direkt nach dem Gain, also ohne Hochpassfilter, Limiter, EQ oder Send-Effekt abgegriffen, gelangen also trocken in die DAW. Dort lassen sie sich bei Bedarf mit Plug-in-Effekten versehen und über die USB Return-Funktion zurück ins Pult schicken, oder aufzeichnen. Dazu müssen die Spuren in der DAW scharf geschaltet sein. Besonders praktisch finden wir, das jeder Kanalzug seinen eigenen USB Return-Button hat, so lässt sich ganz individuell entscheiden, welcher Kanal zurück gespielt wird und welcher nicht. Für dieses Prozedere sollte der Computer, die DAWs und die Plug-ins natürlich eine möglichst kleine Latenz haben, damit sich im Zusammenspiel nichts hörbar verzögert. Das sollte aber mit den meisten aktuellen Systemen kein Problem sein. Die DAW erhält auch zusätzlich zu allen Einzelspuren die Masterspur (Kanal 23/24), die alle Signale fertig bearbeitet und gemischt summiert – diese Option eignet sich beispielsweise für einen Stereo-Livemitschnitt.

Messwerte

Im Messlabor stellt sich heraus, dass das Signature 22MTK nicht nur reich ausgestattet und leicht zu verstehen und bedienen ist, sondern auch hervorragende Messwerte zeigt. Dabei ist der Frequenzgang erwartungsgemäß linear, besitzt lediglich einen minimalen Abfall im Bassbereich unterhalb 20 Hertz um ein halbes bis maximal zwei Dezibel. Die Preamps des Pultes sind tadellos. Mit einer Empfindlichkeit von -52,9 dB (Mic), -32,4 dB (Line) und -26,6 (Instr.) sind sie empfindlich genug, um auch sehr leise Mikrofone und Instrumente oder Line-Signale mit Consumer-Pegel auf Touren zu bringen. Dabei ist eine stattliche Verstärkung um bis zu 72 dB möglich. Bei den Geräusch- und Fremdspannungen schneidet das Pult hervorragend ab. Werte zwischen 92,2 (Line) und 85,3 (Inst.) beziehungsweise 89,2 (Line) und 82,6 (Instr.) sprechen für sich. Das zeigt sich auch bei den FFT-Spektren, bei denen der Noisefloor -100 (Mic) beziehungsweise -110 (Line, Instr.) nur um maximal zehn Dezibel überschritten wird – besonders für den Instrumenteneingang ein herausragender Wert. Beim Klirrfaktor zeigt das Pult Spitzenwerte von durchgehend 0,003 (Line) und 0,004 Prozent (Mic). Der Instrumenten-Wert liegt mit 0,01 Prozent zwar etwas höher, aber noch immer mehr als im grünen Bereich. Einzig beim Übersprechen und bei der Gleichtaktunterdrückung kann das Pult nicht mit den Besten mithalten. Bei diesen beiden Kurven werden zum Teil Werte von bis zu -50 Dezibel erreicht, was sich aber im Praxistest zu keiner Zeit hörbar bemerkbar gemacht hat. Insgesamt starke Leistung!

Handling

Wer schon einmal vor einem vergleichbaren analogen Pult gesessen hat, wird sich auf der Oberfläche des Signature 22MTK schnell und intuitiv zurechtfinden. Ist der Signalfluss einmal in seiner Gesamtheit verstanden, kann es losgehen. Grundsätzlich empfiehlt sich dennoch einen Blick in das gut geschrieben PDF-Handbuch des Pultes zu werfen und sei es nur, um die Effekt-Einstellungen nachzuschlagen oder den Signalfluss nachzuvollziehen – eine konzentrierte Lektüre erleichtert den Einstieg.

Klang

Das Signature 22MTK besitzt einen ausgesprochen angenehmen, musikalischen und natürlichen Grundsound – die Signale erscheinen angenehm „akustisch“ und organisch. Unsere Mikrofone klingen im Grundcharakter, Impulsverhalten und in der Räumlichkeit unangetastet. Beim EQ-Einsatz bestätigt sich klanglich, was wir vermutet haben. Bei moderaten Anhebungen und Absenkungen arbeitet der EQ sehr harmonisch mit dem Signal. Störfrequenzen lassen sich wirkungsvoll und ziemlich zielgenau absenken. Der Limiter kann durchaus zupacken und plötzlich anschwellende Lautstärken wirkungsvoll abfangen, ohne klanglich allzu deutlich in Erscheinung zu treten. Eines der Highlights sind für uns die Lexicon-Effekte, deren Palette von angenehm organischem Reverb, über den speziellen Spring-Reverb, einen peitschenden Rockabilly-Slap-Delay, einen natürlich anmutenden Chorus bis hin zu Vibrato- und Flanger-Modulationen reicht. Ein reiches Angebot, das sich beispielsweise auf Vocals aller Art, aber auch auf vielen anderen Signalen, hervorragend einsetzen lässt.

Einsatzempfehlung

Wir können das Signature 22MTK  Mischpult-Neulingen, alten Hasen und Bands – ganz gleich ob im Hobby- oder Profibereich, Live oder im Studio – wärmstens empfehlen. Bietet es doch durch sein durchdachtes, analoges Layout eine niedrige Einstiegshürde und gleichzeitig einen sehr schnellen und effizienten Workflow, der besonders im stressigen Live-Alltag Gold wert sein kann. Besonders das integrierte Mehrspur-USB-Audio-Interface und die besonders wertigen On-Board-Effekte sind auf dem Markt nicht alltäglich.

Fazit

Mit dem Signature 22MTK hat der Soundcraft ein „affordable“ Analogpult mit einer Vielzahl von Kanälen, wertigen On-Board-Effekten und integriertem Multitrack-USB-Audio-Interface geschaffen, das viele Nutzer, ob Live oder im Studio, tatsächlich wunschlos glücklich machen könnte. Ausprobieren wärmstens empfohlen!