Auf der sicheren Seite

Festplatten halten nicht ewig und wenn der ultimative Super-Gau – der Headcrash – eintritt, sind sämtliche wertvollen Daten futsch. Glücklich ist, wer diese Situation durch eine externe Datensicherung abfängt und diesen Job dem einfach zu bedienenden Software-Tool PresSTORE P4 überlässt. Wie das geht und was der virtuelle Datensicherungs-Experte leistet, haben wir uns einmal näher angeschaut. 

Von Georg Berger

Eigentlich hatten wir für diese Ausgabe einen Schwerpunkt zum Thema Datensicherung und Archivierung geplant. Doch bei unseren Recherchen sind wir schlicht und einfach von der Fülle und Komplexität des Themas überrannt worden, weshalb wir uns dafür entschieden haben, dem Themenkomplex mehr Zeit zur Vorbereitung zu gönnen und den Schwerpunkt auf eine spätere Ausgabe zu verschieben. Nichts desto Trotz wollen wir dieses wichtige Thema nicht ganz unter den Tisch fallen lassen. Denn mit dem Software-Tool PresSTORE P4 des deutschen Herstellers Archiware existiert eine pfiffige und interessante Rundum-Sorglos-Lösung am Markt zur Sicherung und Wiederherstellung von Daten, die wir Ihnen nicht länger vorenthalten und im Rahmen eines Tests näher vorstellen wollen.  Denn es ist schneller passiert als man denkt: Der Rechner beziehungsweise die Festplatte gibt den Geist auf und sämtliche darauf befindlichen Daten, die in mühevoller Arbeit produziert wurden, sind verloren. Zwar bietet sich eine Datenrestaurierung der defekten Festplatte über spezialisierte Fachbetriebe an. Doch solch eine Maßnahme wird leicht sehr teuer und benötigt ein gehöriges Maß an Zeit, die im stressigen Produktions-Alltag nicht zur Verfügung steht. Das manuelle Sichern der Arbeit auf ein externes Laufwerk während der Arbeit oder nach Abschluss des Projekts kann dabei leicht nervig sein. An dieser Stelle kommt PresSTORE P4 ins Spiel, das dem Anwender diese lästigen Arbeiten abnimmt und automatisch für ein fortwährendes und kontinuierliches Sichern der Daten sorgt. Die P4-Anwendung lässt sich dabei schon gewinnbringend an nur einem Rechner mit einem, besser zwei, angeschlossenen externen Laufwerken einsetzen.

So richtig mächtig wird P4 jedoch erst in einem Computer-Netzwerk mit einer Server-Struktur und mehreren Arbeitsplatz-Rechnern, weshalb sich die Anwendung in erster Linie für (semi-)professionelle Studios anbietet, die mit mehreren Rechnern arbeiten. Doch es geht noch weiter: Wer ganz auf der sicheren Seite sein will, nutzt eine Client-Server-Architektur und lässt den Server als Datenverteilungs-Schnittstelle fungieren. Die Sicherung der Daten erfolgt dann auf mehrere externe Laufwerke, die mit dem Server verbunden sind. Bei Bedarf können die zu sichernden Daten auch geklont werden, das heißt, derselbe Datensatz wird simultan auf mehreren Laufwerken abgelegt. P4 ist dabei in der Lage sogar sogenannte LTOs (Linear Tape Open), also Bandspeicher-Laufwerke, zu adressieren und kommt selbstverständlich auch mit verschiedenen RAID-Konfigurationen klar sowie mit sogenannten SANs und Xsans, also Filesystemen, die für mehrere Nutzer optimiert sind, was höchst professionell ist. An eine professionelle Klientel ausgerichtet, ist auch der Preis für P4. Sehr schön ist, dass sich die vier Haupt-Funktionen der Anwendung modular und per Lizenz hinzukaufen lassen. Die günstigste Lizenz beginnt bei knapp 650 Euro und reicht hinauf bis etwa 2.100 Euro. Das Komplett-Paket schlägt mit circa 5.100 Euro zu Buche. Je nach Zahl der zu sichernden Arbeitsplätze/Computer und der verwendeten Sicherungs-Laufwerke sind zusätzliche Lizenzgebühren fällig, was aber schon in den Bereich mittelständischer Betriebe reicht. Für den Audio-Bereich reichen die oben aufgeführten Einfach-Lizenzen in jedem Falle aus. Der Clou: Die P4-Software ist plattformübergreifend in so ziemlich jedem Betriebssystem einsetzbar, also in Windows- und Mac-Umgebungen und sogar auch in Server-orientierten Systemen wie Linux und Solaris.   Den Test der P4-Software führen wir in einer reinen Mac-Umgebung durch, bestehend aus einem topaktuellen Mac Pro mit Intel Xeon 12-Kern-Prozessor, einem Mac Mini Server und einer externen Festplatte. Doch bevor wir zum Praxistest schreiten, schauen wir uns zunächst die Funktionen und Ausstattung von P4 genauer an.  

Technisch betrachtet ist P4 eine Server-Anwendung, ähnlich wie der weltweit verbreitete Apache-Server. Als Frontend zur Einstellung und Bedienung von P4 fungiert jeder moderne Web-Browser, sei es der Internet Explorer, Firefox oder Safari. Wie bereits kurz angedeutet, gestattet P4 je nach Lizenz-Umfang die Ausführung von bis zu vier Haupt-Funktionen: 

Synchronisieren:
Die Synchronize-Funktion realisiert einen 1:1-Datentransfer zwischen Arbeitsplatz-Rechner und Server/externem Laufwerk. Dabei lässt sich wahlweise der gesamte Inhalt der Festplatte sichern, also spiegeln, oder nur bestimmte zuvor definierte Verzeichnisse. Sinn und Zweck: Die Daten stehen bei einem Systemausfall, beim Festplattenaustausch oder bei der Arbeit an anderen Rechnern direkt in ihrer Originalgestalt zur Verfügung, was sich primär für die Arbeit an einem laufenden Projekt empfiehlt.  

Backup:
Bei einem Backup werden die zu sichernden Daten in ein Container-Format geschrieben und gleichzeitig komprimiert. Sinn und Zweck: Die Funktion empfiehlt sich zum Sichern von Daten, die, anders als beim Synchronisieren, nicht unmittelbar benötigt werden. Backups bieten sich hierbei zum Sichern abgeschlossener Produktionen an. Über eine Restore-Funktion lassen sich die so gesicherten Daten wieder entpacken. Genial: Die abgelegten Container-Files sind datenneutral und lassen sich dadurch plattformunabhängig über den Server auf Rechner mit unterschiedlichen Betriebssystemen transferieren.  

Backup2GO:
Diese Funktion arbeitet ähnlich wie Backup, ist aber auf das Sichern portabler Medien wie Laptops ausgerichtet, die nicht ständig im Netzwerk integriert sind. Anders als bei den anderen Funktionen wird Backup2Go nicht vom Server aus gestartet, sondern vom Client-Rechner. Die Funktion dürfte für diejenigen interessant sein, die via Klapprechner mobiles Recording betreiben und im Studio anschließend die Post Production realisieren.  

Archivierung:
Ebenso wie beim Backup werden die zu archivierenden Dateien in ein datenneutrales Container-Format zusammengefasst und auf das Sicherungslaufwerk geschrieben. Hauptzweck dieser Funktion ist laut Hersteller eine komplette Auslagerung von Daten auf externe Laufwerke, die langfristig gesichert werden sollen. Bei Bedarf lassen sich die zu archivierenden Daten gleichzeitig auch vom Arbeitsplatz-Rechner löschen, um wertvollen Speicherplatz freizugeben. Darüber hinaus lässt sich jedes Archiv mit Hilfe von Metadaten indizieren, um sie anschließend per Suchfunktion rasch wiederfinden zu können. Bezogen auf den Audiobereich ist die Archivierungs-Funktion sinnvoll zum Sichern statischen Inhalts, etwa von abgeschlossenen Projekten oder Sample-Librarys. Bei einem Rechnerausfall lassen sich im letzteren Fall die Daten anschließend ungleich rascher wiederherstellen als beim Installieren via DVD.  Jede der oben aufgeführten Haupt-Funktionen verfügt über weitere komfortable Features, etwa Datenfilter zum genauen Definieren der zu sichernden Dateien/Verzeichnisse, die das Sichern von Daten höchst komfortabel gestaltet. Die wichtigsten stellen wir Ihnen im Praxistest jetzt kurz vor.

Um es gleich vorweg zu nehmen: P4 ist kinderleicht zu bedienen und erfordert wahrlich kein Experten-Wissen. Soll die Software in einer Client-Server-Umgebung eingesetzt werden, sind allerdings schon profunde Kenntnisse im Einrichten von Netzwerken erforderlich. Zugegeben, wir sind auch keine Netzwerk-Spezialisten, doch das Einrichten des Mac Mini Servers und das erfolgreiche Etablieren einer Datenverbindung zum Mac Pro gelingt auf Anhieb. Das gleiche auf Windows-Rechnern zu realisieren wäre uns deutlich schwerer gefallen. Dabei muss auf jedem Rechner, der ins Netzwerk eingebunden ist, die P4-Anwendung installiert sein, die logischerweise als Kommunikations-Schnittstelle zum Server fungiert. Lediglich die auf dem Server installierte Version ist per Lizenz-Key zu autorisieren. Nach der Installation der Software klicken wir auf das P4-Icon und automatisch erscheint der Safari-Browser, der uns die Hauptseite der P4-Anwendung zeigt. Über Icons lassen sich die vier Hauptfunktionen rasch aufrufen. Als erstes bleiben wir auf der Arbeitsrechner-Ebene und verbinden den Mac Pro mit der externen Festplatte, um darauf eine Synchronisierung vorzunehmen. Um dies zu realisieren müssen wir einen sogenannten Synchronisierungs-Plan erstellen. Wir klicken auf das Synchronize-Icon und anschließend auf den Synchronisierungsplan-Link, woraufhin ein Dialog erscheint, in dem wir einen Namen für den Synchronisierungs-Vorgang eintragen. Anschließend legen wir das Quell-Verzeichnis fest sowie das Ziel-Laufwerk, auf dem die Daten gesichert werden sollen. Zusätzlich lässt sich ein Ordner auf dem Ziellaufwerk erstellen, in dem die Daten abgelegt werden sollen. Ist dies geschehen müssen wir im Sync-Plan-Dialog nur noch einen Zeitplan festlegen, um der Anwendung mitzuteilen wann und wie oft die Synchronisierung durchzuführen ist. Ein separater Dialog zur Einstellung des Zeitplans erscheint, der verschiedene Optionen offeriert. Sicherungen können dabei zu einem festgelegten Zeitpunkt, täglich, wöchentlich, monatlich und in einem definierbaren Zeitintervall erfolgen (15 Minuten bis 12 Stunden). Wichtig: Zuvor legen wir in diesem Dialog fest, ob der gesamte Inhalt des Verzeichnisses/Laufwerks gespiegelt werden soll, oder ob nur neu erstellte oder modifizierte Dateien gesichert werden sollen, was den Synchronisierungs-Vorgang entsprechend schlank gestaltet. Ist dies geschehen, klicken wir im Sync-Plan-Dialog auf den Start-Button und schon erfolgt der Daten-Transfer. Künftige Synchronisierungen erfolgen anschließend nach den Vorgaben des Zeitplans unbemerkt im Hintergrund. Einfacher geht’s nimmer. 

Um Daten gleichzeitig auf mehreren Laufwerken zu sichern, erstellen wir für jedes Ziellaufwerk lediglich einen neuen Synchronisierungsplan.   Backups und Archivierungen erfolgen auf ähnliche Art und Weise: Nach Aufruf der Funktion klicken wir auf den Speicher-Manager und müssen zunächst das Ziellaufwerk festlegen. Per Button wählen wir wahlweise einen Plattenspeicher oder – sofern vorhanden – ein Bandlaufwerk aus. In einem darauf erscheinenden Dialog legen wir fest, ob die Daten als Backup oder Archiv gespeichert werden sollen, wobei wir wahlweise den gesamten Platz des Ziellaufwerks für das Backup verwenden können oder nur einen in Gigabyte festzulegenden begrenzten Speicherplatz. Auch dort können wir beim Auswählen des Laufwerks wiederum einen Ordner anlegen, in dem das Backup gespeichert werden soll. Ist dies geschehen, klicken wir im Hauptfenster auf den Backup-Plan-Link und erstellen wie beim Synchronisieren einen Zeitplan zum Ausführen des Backups/Archivs. Innerhalb des Backup-Plan-Dialogs muss dabei im Unter-Dialog „Backup-Auftrag“ das Quell-Verzeichnis/Laufwerk definiert werden. Das zeitgesteuerte Ausführen des Backups erfolgt wie gehabt über das Definieren des Zeitplans. Dort lässt sich ebenfalls definieren ob lediglich neue und modifizierte Daten oder der komplette Datensatz gesichert werden soll. Ebenso wie beim Synchronisieren ist das Erstellen dieses Sicherungs-Auftrag binnen weniger Minuten durchgeführt. Nach Start der Sicherung lässt sich über einen Monitor-Dialog übrigens der Fortschritt der Sicherung in Echtzeit verfolgen.

In einer Server-Client-Architektur muss zum Adressieren der einzelnen Arbeitsplatz-Rechner der Client-Manager bemüht werden. Nach Klick auf den Link erscheint ein separater Dialog in den sowohl die IP-Adresse als auch Benutzername und Passwort des Arbeitsplatz-Rechners eingetragen werden muss. Dieser Vorgang ist im Test der einzige knifflige Schritt, der entsprechendes Fachwissen über Netzwerke erfordert. Der Rest erfolgt wie gehabt kinderleicht. Wir müssen lediglich beim Erstellen von Sicherungsaufträgen im Client-Manager auswählen, von welchem Arbeitsplatz-Rechner gesichert werden soll. Im Test führen wir Backups und Archivierungen von Verzeichnissen unseres Mac Pro durch, die sowohl auf dem Server, als auch gleichzeitig auf der externen Festplatte erfolgen, die jetzt am Server angeschlossen ist. Bemerkenswert ist dabei die Geschwindigkeit, mit der Sicherungen erfolgen. Während der Arbeit an Projekten verhält sich P4 überdies so unauffällig, das wir keine großartigen Performance-Einbrüche bemerken, wenn gleichzeitig Daten synchronisiert werden.   Last but not Least stellen wir auch die Backup2Go-Funktion auf die Probe, wobei der Mac Pro jetzt die Rolle eines Mobilrechners übernimmt. Wir erstellen nach Aufruf der Funktion wiederum einen Backup-Plan und definieren das Quell- und Ziellaufwerk. Genial: Über Optionen wie eine Begrenzung der CPU-Last und der Datenübertragungsrate können wir den Arbeitsplatzrechner bei Bedarf während des Backup-Vorgangs entsprechend entlasten. Als nächstes rufen wir auf dem Mac Pro, also der Client-Seite, die Workstation-Version von P4 auf, geben die Verbindungsdaten zum Server ein (IP-Adresse, Benutzernamen, Passwort) und haben die Wahl, das Backup wahlweise direkt oder manuell zu einem späteren Zeitpunkt zu starten. Wenn serverseitig kein Quell-Verzeichnis im Backup-Plan angegeben ist, erlaubt ein weiterer Dialog auf der Client-Seite die Auswahl des zu sichernden Verzeichnisses. Auch diese Funktion ist wiederum völlig einfach zu handhaben.

Fazit

PresSTORE P4 ist eine pfiffige und völlig einfach bedienbare Daten-Sicherungs- und Archivierungs-Software mit hochprofessionellem Anspruch. Ihre Stärken spielt sie gezielt in einer Server-Client-Architektur aus, weshalb sie sich primär für Studios mit mehreren Rechnern empfiehlt. Einmal installiert und ausgeführt, befindet sich der Anwender in Sachen Datenverfügbarkeit fortan wie in Abrahams Schoß. 

Erschienen in Ausgabe 03/2011

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: ab 655 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut