Prachtvoller Nachfolger

Der britische Pro-Audio Hersteller Focusrite präsentiert mit dem Saffire PRO 40 das neue Top-Modell seiner Firewire-Audio-Interface Serie. Ausgestattet mit modernster Technik und markanten Features will es fortan den Markt erobern. Ob’s klappt, klärt der wie immer akribische Test.  

Von Georg Berger

Focusrite hat ordentlich Produktpflege betrieben und sein Angebot an -Audio-Interfaces überarbeitet. Die bisherigen Flaggschiffe der Saffire-Serie, die Interfaces Pro 26 I/O und Pro 10 I/O haben ausgedient und werden nicht mehr hergestellt. Stattdessen präsentiert das britische Unternehmen als jüngste Entwicklung das Saffire PRO 40, das sowohl von der Ausstattung, als auch im Preis sozusagen das Beste beider Vorgänger auf sich vereint und bislang einsam die Spitzenposition der Saffire-Familie einnimmt, demnächst jedoch vom jüngst auf der NAMM-Show präsentierten Liquid Saffire 56 vom Thron verdrängt wird. Für knapp 600 Euro offeriert das Saffire PRO 40 acht Mikrofon-Verstärker, die ihre Signale direkt per Firewire an den Computer schicken. Ausgangsseitig stehen zehn analoge Line-Ausgänge  zur Verfügung, die von einer coaxialen (S/PDIF) und optischen Digital-Schnittstelle (Adat oder S/PDIF), MIDI In und Out sowie zwei Kopfhörer-Anschlüssen abgerundet werden. Die analogen und digitalen Ein- und Ausgänge lassen sich über einen integrierten, per DSP latenzfrei arbeitenden, 18/16-Mixer mannigfach miteinander verschalten. Dies wird über die mitgelieferte Saffire-Control-Software erledigt. Besonderer Clou: Der Saffire-Mixer verfügt über zwei Loopback-Kanäle, die das Senden und Empfangen von Signalen rein auf der Computer-Ebene ermöglicht. Sinn und Zweck:  Signale lassen sich ohne Umweg zwischen verschiedenen Software-Anwendungen übertragen und empfangen, oder ein im Sequenzer erstellter Mix ist gleichzeitig im Arrangement aufnehmbar. Die Gesamtzahl an verfügbaren Ein- und Ausgängen erhöht sich damit auf jeweils 20 und macht aus dem Saffire PRO 40 eine mächtige Schaltzentrale. Der Anwender erhält also drei Geräte in Einem: Acht-kanal-Mikrofon-Preamp, Digital-Wandler und -Mixer. Damit nicht genug, will Focusrite Kaufinteressenten zusätzlich mit einem dicken Software-Paket locken, bestehend aus einer Sammlung an virtuellen Klangerzeugern, Loop-Libraries und dem Sequenzer Ableton Live Lite 6. Obendrein legt Focusrite noch eine Effekt-Plug-in-Suite aus eigener Herstellung bei, bestehend aus vier VST-/AU-Plug-ins, die übrigens demnächst auch als Bundle separat erhältlich sein werden.

Ein Preis war bei Redaktionsschluss noch nicht zu erfahren. Focusrite offeriert damit ein sehr attraktives Gesamtpaket nicht nur für Einsteiger in den Recording-Bereich.  Noblesse oblige, lautet das Motto in Sachen Verarbeitung und Gehäuse-Dimensionen. Ganz der Bezeichnung „PRO“ verpflichtet, präsentiert sich der Focusrite-Neuling als durchweg in schwarz gehaltenes 19-Zoll-Gerät. Mit seinen drei Kilo Lebendgewicht wirkt es schwer und gleichzeitig robust verarbeitet. Von den acht Eingängen – alle als Combo-Buchsen realisiert – haben sich zwei auf die Frontplatte verirrt. Grund: Sie verfügen über eine schaltbare Hi-Z-Funktion zum Anschluss elektrischer Instrumente. Gleichzeitig haben die Entwickler diesen beiden Eingängen eine schaltbare Pad-Funktion spendiert, die das Eingangssignal um neun Dezibel dämpft. Die Phantomspeisung ist in zwei Gruppen zu je vier Eingängen separat aktivierbar. Sehr schön: Über das Display können wir im Test die Pegel der analogen Eingänge komfortabel ablesen und bei Bedarf mit den Drehreglern anpassen. Zwar stellt das Display des Saffire PRO 40 für jeden Kanal nur eine 5-Segment-LED-Kette zur Verfügung. Doch im Vergleich zu manch anderem Mitbewerber, der höchstens mit einer Clip-LED aufwartet, ist das schon wahrhaft opulent. Anlass zur Kritik geben allerdings die Drehregler: Sie bieten relevante Pegeländerungen erst im letzten Viertel des gesamten Regelwegs und verschenken damit ein beträchtliches Maß an Auflösung, was ein präzises Einpegeln zu einer fummeligen Angelegenheit macht. Das exakte Kalibrieren  zweier Kanäle auf gleiche Verstärkung im Stereo-Betrieb wird dadurch zur Geduldsprobe. Zwar signalisiert das Display auf der Gerätefront Pegel-Gleichstand, doch die Meter der Control-Software zeigen Unterschiede und zwingen uns, Drehvorgänge im Mikrometer-Bereich vorzunehmen. Was fehlt, ist eine Link-Funktion, bei der sich zwei Kanäle bequem über einen Drehregler gemeinsam einpegeln lassen. Eine pfiffige Funktion verbirgt sich jedoch hinter dem Monitorregler: Über die Control Software einstellbar, kann der Hardwareregler bei Bedarf simultan mehrere Ausgänge in der Lautstärke kontrollieren, wichtig für den Surroundsound-Betrieb. Doch dazu später mehr. Die beiden separat regelbaren Kopfhörer-Ausgänge beschließen den Reigen an Einstellmöglichkeiten auf der Frontplatte.  Die Rückseite vereint die weiteren sechs analogen Eingänge sowie die bereits erwähnten zehn analogen Ausgänge, per servosymmetrischer Klinkenbuchsen realisiert. An digitalen Anschlüssen tummeln sich eine optische und coaxiale Schnittstelle, ein MIDI-Buchsen-Duo sowie zwei Firewire-400-Buchsen. Die Toslink-Schnittstelle kann wahlweise acht Adat-Kanäle – oberhalb 48 Kilohertz im S/MUX-Modus nur vier – oder ein Stereo-S/PDIF-Signal führen. Wordclock-Buchsen sucht man vergebens. Das Saffire PRO 40 nutzt dafür die Cinch- und Toslink-Buchsen. Über die Firewire-Schnittstelle ist das Focusrite-Interface in der Lage, Signale bis maximal 24 Bit und 96 Kilohertz zu wandeln. Eine gleichzeitige Stromversorgung über Firewire etwa im mobilen Einsatz ist trotz der Sechs-Pin-Anschlüsse nicht möglich. Die Focusrite-Entwickler setzen dafür voll auf den Profi-Aspekt und haben ein -Netzteil direkt in ihre Neuschöpfung eingebaut.

Um von den Features des integrierten 18/16-DSP-Mixers profitieren zu können, ist die Installation der sogenannten Saffire PRO 40 Control Software erforderlich, der wir uns jetzt etwas eingehender widmen wollen. Die Oberfläche der Software zeigt sich übersichtlich strukturiert und erschließt sich bereits nach kurzer Zeit. Die Hauptrolle spielt natürlich der Mixer-Dialog. Er verfügt über 18 Mono-Channelstrips und einen Mono-Summen-Ausgang. Die weiteren 15 Mono-Summen sind durch Klick auf die Mix-Reiter oberhalb der Fader-Bank anwählbar. Die Channelstrips und Summen-Kanäle lassen sich selbstverständlich auch in Stereokanäle verwandeln. Dies geht logischerweise mit einer entsprechenden Reduktion der Zahl an verfügbaren Channelstrips und Mix-Reiter/Summen-Ausgängen einher. Im reinen Mono-Betrieb bleibt es bei der Auslegung mit 18 Eingängen auf 16 Ausgänge. Im reinen Stereobetrieb halbiert sich die Kanalzahl.  Sämtliche Kanäle lassen sich individuell mit Bezeichnungen versehen. Dabei nehmen die Mix-Reiter automatisch die Bezeichnung des entsprechenden Mixer-Summenkanals an, was sehr übersichtlich ausfällt. Das Routing der Ein- und Ausgänge auf die Channelstrips und die Summenkanäle geschieht durch Klick auf die Fläche oberhalb des Panpots, woraufhin sich ein Auswahl-Menü öffnet. In den Channelstrips stehen dort sämtliche physikalischen Eingänge sowie maximal 20 virtuelle DAW-Kanäle zur Verfügung. Diese DAW-Kanäle führen die Ausgangssignale des verwendeten Sequenzers. Dazu muss natürlich die gewünschte Zahl an Ausgangskanälen im Sequenzer definiert werden, die anschließend auf die gewünschten Spuren geroutet werden müssen, möchte man im Saffire-Mixer mit DAW-Kanälen arbeiten. Vorteil: Jenseits der verfügbaren Zahl an Audio-Interface-Ausgängen sind über die Control-Software opulente Mix-Szenarien möglich.  Die Summen-Kanäle des Saffire-Mixers stellen hingegen sämtliche physikalischen Ausgänge des Audio-Interfaces und die erwähnten Loopback-Kanäle zur Verfügung. Zu Testzwecken routen wir mehrere DAW-Kanäle mit Schlagzeug-Einzelinstrumenten auf die Channelstrips des Saffire-Mixers. Auf die Summe routen wir beide Loopback-Kanäle. Anschließend erstellen wir einen alternativen Schlagzeug-Mix im Focusrite-Mixer, den wir bei laufendem Sequenzer direkt auf eine Stereospur aufnehmen und die ihrerseits die beiden Loopback-Kanäle als Eingänge besitzt. Den Originalmix im Sequenzer brauchen wir dabei nicht anzutasten. Schade ist, dass sich die Bedienelemente der Control-Software nicht per MIDI-Controller fernsteuern lassen. Da ist also noch Platz für kommende Updates vorhanden.  Wichtig: Die Pegel der analogen Eingänge werden ausschließlich an der Hardware eingestellt. Ihre Signale gehen direkt an die DAW. Der Saffire-Mixer arbeitet in diesem Fall prefader,  sämtliche Einstellungen im Mixer wirken sich ausschließlich auf die Lautstärken an den Ausgängen aus. Versehentliche Fehlstellungen bei den Eingangssignalen sind dadurch ausgeschlossen. Bemerkenswert: Einmal vorgenommene Channelstrip-Routings sind in allen Mix-Reitern beziehungsweise für alle Summen-Ausgänge gültig. Nachträgliche Änderungen wirken sich also simultan auf sämtliche Mixe aus. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit diesem Konzept realisiert die Saffire-Control-Software das Erstellen von Monitor-Mixen auf übersichtliche und opulente Art und Weise. Aux-Regler sind dadurch überflüssig. Wer mehrere Musiker gleichzeitig aufnehmen will, kann ihnen bequem individuelle Mixe erstellen, die sich anschließend an die verschiedenen physikalischen Ausgänge des Saffire PRO 40 schicken lassen und die etwa mit dem Regie-Monitor und Kopfhörer-Verstärkern verbunden sind. Wer mag, kann auch einen Mix sämtlicher analogen Eingangssignale auf direktem Weg an die physikalischen Ausgänge schicken, oder wem es Spaß macht, erledigt das Mixen der einzelnen Sequenzerspuren oder von Sequenzer-Subgruppen in der Saffire-Control-Software. Das Resultat kann dann in Echtzeit etwa per S/PDIF auf einen angeschlossenen Recorder aufgenommen werden. Der Clou: Ein Mono-/Stereo-Summenkanal kann durch Mehrfachauswahl in der Routing-Liste auch auf mehrere Ausgänge geroutet werden. In oben erwähntem Szenario lässt sich der Mix dadurch simultan auf den Recorder und die Control-Room-Monitore schicken. Das zwar mögliche und auf bequeme Art realisierte Einkopieren derselben Mixer-Settings in einen neuen Mix-Reiter mit Vergabe des entsprechend neuen Summen-Routings erübrigt sich dadurch und erhöht die Flexibilität noch einmal.

Selbstverständlich lassen sich sämtliche Settings in der Control-Software als sogenannte „Snapshots“ speichern und laden. Einmal lieb gewonnene Einstellungen sind also mit wenigen Klicks wieder herstellbar. Mit der Ausstattung des virtuellen Saffire-Mixers lässt sich noch deutlich mehr anstellen. Doch alle Möglichkeiten aufzählen zu wollen, würde zu weit führen. Für ein einfaches Recording-Setup reicht es jedoch, zwei Channelstrips zu einem Stereokanal zusammenzufassen, dort auf den linken und rechten Kanal die ersten beiden DAW-Kanäle zu routen und den Summenkanal auf die ersten beiden – mit Monitor beschrifteten – Audio-Interface-Ausgänge zu routen. Der Stereo-Ausgang des Sequenzers ist dabei automatisch auf die ersten zwei DAW-Kanäle geroutet. Mit im Sequenzer aktiviertem Direct-Monitoring werden die ins Saffire PRO 40 eingespeisten Signale automatisch an die Monitore weitergeleitet. Einfacher geht’s nimmer. Die Software stellt dafür übrigens bereits entsprechende Mixer-Setups ab Werk bereit. Wem das Aufnahmesignal jetzt noch zu leise sein sollte, routet auf einen Channelstrip im selben Mixer-Dialog den aufzunehmenden Audio-Interface-Kanal und tariert anschließend die Lautstärke der Sequenzersumme mit dem direkt an die Ausgänge durchgeschliffenen Aufnahmesignal aus.  Unterhalb des Mixer-Dialogs findet sich die Output-Sektion, die, ähnlich wie eine Patchbay, das feste Zuweisen der physikalischen Eingänge, der DAW-Kanäle und der Summenkanäle des Mixer-Dialogs auf die analogen und digitalen Ausgänge des Saffire PRO 40 erlaubt. Die dort gemachten Einstellungen sind logischerweise ebenfalls für alle erstellten Mixe gültig.

Der Nutzer erhält dadurch sowohl einen Überblick über das Ausgangs-Routing, als auch die Möglichkeit, geschwind neue Signalverknüpfungen vorzunehmen. Die Ausstattung der Control-Software wird schließlich durch die Monitor-Sektion abgerundet. Sie bietet eine überschaubare Ausstattung, die dennoch pfiffige Funktionen enthält. Über die zehn Buttons oberhalb des wuchtigen Drehreglers lässt sich definieren, wie viele der zehn Analog-Ausgänge simultan von dem Regler kontrolliert werden sollen. Über den Preset-Button liefert die Control-Software Settings bis zu 7.1-Surroundsound-Konfigurationen. Genial: Ein Druck auf den H/W-Button überlässt die Steuerung der Gesamtlautstärke dem Hardware-Monitorregler. Gleiches gilt auch für die Dim- und Mute-Buttons, die sich ebenfalls an der Hardware finden und das Ausgangssignal um 18 Dezibel dämpft oder stumm schaltet. Globale Funktionen wie das Ändern der Samplingrate, der Synchronisationsclock, des Sample-Buffers oder das Umschalten der Toslink-Schnittstelle zwischen Adat und S/PDIF werden in der Spalte mit Status-Anzeigen, respektive durch Druck auf den darunter befindlichen Settings-Button realisiert. Alles in allem dürfte die Saffire-Control-Software selbst von Laien schon nach kurzer Einarbeitungszeit sicher beherrscht werden.

Beim obligatorischen Test-Marathon im Messlabor von Professional audio Magazin punktet das Saffire PRO 40 auf ganzer Linie. Die Messungen von Fremd- und Geräuschspannungsabstand liefern für die Mikrofon-Eingänge exzellente Ergebnisse von 85,5 und 89,5 Dezibel. Die Line- und Instrumenten-Eingänge stehen mit gemessenen 89,6 und 92,2 Dezibel dem in nichts nach. Nach Messung des Gesamtklirrfaktors über Frequenz zeigt sich ein konstanter Verlauf der Messkurve bei sehr guten 0,03 Prozent. Der Noise-Floor im FFT-Spektrum liegt bei vorbildlichen -100 Dezibel. In Sachen Wandlerlinearität kann sich das Saffire PRO 40 auch mit Highend-Vertretern durchaus messen: Der Verlauf der Messkurve ist bis -120 Dezibel völlig linear. Bei den Messungen von Übersprechdämpfung und Gleichtaktunterdrückung beginnt der Kurvenverlauf im Bassbereich bei immer noch guten -55 Dezibel um danach bis auf -95 Dezibel (Übersprechdämpfung) beziehungsweise durchschnittliche -65 Dezibel (Gleichtaktunterdrückung) zu sinken. Noch vor der eigentlichen Nagelprobe, dem Hörtest des Saffire PRO 40, werfen wir ein Ohr in die mitgelieferten Effekt-Plug-ins der Focusrite Suite, die, soviel sei schon verraten, mehr als eine nette Dreingabe sind. Das Bundle besteht aus den Effekten Compressor, Equalizer, Noise Gate und Reverb, die wir an dieser Stelle nur ganz kurz umreißen wollen. Besonderheit: Der Kompressor und Equalizer ist originalen Focusrite-Schaltungen nachempfunden. Welche das sind, dazu schweigt sich der Hersteller aus. Nur soviel: Der Dynamik-Effekt simuliert das charakteristische Regelverhalten von Opto-Kompressoren. Das auf Basis von Algorithmen arbeitende Reverb-Plug-in und das Noise Gate sind hingegen komplette Neuschöpfungen. Klanglich vermögen die Focusrite Plug-ins ganz eigene Visitenkarten zu setzen. So punktet der Equalizer durch einen behutsamen, fast unterschwelligen Eingriff ins Programm-Material, der sehr musikalisch ausfällt. Selbst bei Ausnutzung der vollen 18 Dezibel an Gain klingen die Ergebnisse immer noch erfrischend organisch und natürlich. Gerade im Bass- und unteren Mittenbereich zeigen sich seine besonderen Stärken. Behutsam eingesetzt, klingen Signale merkbar angenehmer und erhalten eine wohligen Schuss Wärme. Im oberen Mitten- und Höhenbereich finden wir die Wirkung des Equalizers im Vergleich dazu ein wenig schwach, was aber durchaus Geschmackssache ist. Gleiches gilt auch für das Compressor-Plug-in. Ganz dem Opto-elektrischen Prinzip verpflichtet, erzeugt er eine sehr weiche Kompression. Doch anders als die klassischen Hardware-Originale vermag er Kompressionsverhältnisse bis zu 1:42 und unendlich zu erzeugen. Die Werks-Presets geben eine sehr gute Vorstellung von den Möglichkeiten des Focusrite-Compressors ab, der weniger als nüchtern eingreifender Dynamik-Begrenzer arbeitet, sondern mehr als Sound-Design-Werkzeug einsetzbar ist. Stellenweise erinnert er an dasselbe musikalische Potenzial der Fairchild Kompressoren, etwa von Waves (Test in Heft 12/2008). Highlight im Noise Gate Plug-in sind verschiedene Betriebsmodi, die unterschiedliche Sidechain-Kombinationen offerieren. Im Stereo-Betrieb kann damit unter anderem das Signal des linken Kanals das Öffnen und Schließen des Gates steuern, das wiederum auf den rechten Kanal angewendet wird und umgekehrt. Damit ist es ein leichtes, etwa einen rhythmischen Zerhacker-Effekt auf eine Gesangslinie zu legen, die von einer Hihat-Figur gesteuert wird. Das Reverb-Plug-in wartet mit einem recht spartanischen Satz an Bedienelementen auf, was die Sound-Design-Möglichkeiten einschränkt. Als Effekt-Hall, der mit eindrucksvoll verlaufenden Hallfahnen für Dramatik sorgt, kann er nicht bestehen. Als Raumsimulator im reinen Wortsinn, gerade bei der Erzeugung kleiner Räume, weiß er hingegen markante Akzente zu setzen, die sich organisch in Arrangements einfügen können. Die durchweg sehr gute Klangqualität der Plug-ins verschiebt das ohnehin sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis dadurch noch einmal deutlich nach oben. Doch kommen wir nun zu den klanglichen Eigenschaften des Saffire PRO 40: Für den Hörtest fertigen wir eine Reihe von Sprach- und Instrumentalaufnahmen an, die wir mit unseren Referenzen, dem RME Fireface 400 und der Gerätekombination Lynx-Aurora 8 Wandler mit Lake People MicAmp F-355 Vorverstärker vergleichen. Auch hier kann das Saffire PRO 40 punkten. Der Grundklang ist durchweg transparent und der Neutralität verpflichtet. Doch im Vergleich zum teutonisch neutralen Fireface 400 und der wahrheitsliebenden Lynx-/Lake People-Kombination besitzen die Saffire-Aufnahmen eine leichte Betonung im unteren Mittenbereich, die den Signalen durchaus schmeichelt und sie schönt. Gleichzeitig wirken die Saffire-Aufnahmen auch etwas vordergründiger, voluminöser und direkter, weshalb sie in Sachen Plastizität und Luftigkeit nicht ganz an die Lynx-/Lake People-Kombination heranreicht und sich in dieser Disziplin um Haaresbreite dem Fireface 400 geschlagen geben muss. Die Auflösung besonders im Höhenbereich ist im Vergleich zu den beiden Referenzen minimal geringer. Doch das ist kein klanglicher Makel, vielmehr eine klangliche Eigenart, die durchaus zu gefallen weiß. Denn die oben erwähnten klanglichen Auffälligkeiten fügen Signalen eine kleine Portion Seele hinzu, die das Saffire PRO 40 weit von steril-leblos klingenden Audio-Interfaces wegrückt, auch wenn es ein wenig an Neutralität kostet. Seinen Platz in der Oberklasse hat es sich deshalb redlich verdient. 

Fazit

Focusrite präsentiert mit dem Saffire PRO 40 ein rundum stimmiges Audio-Interface, das sich mit leichter Bedienung und exzellentem Klang bei gleichzeitig überragendem Preis-Leistungs-Verhältnis mit Sicherheit alsbald eine Menge eingeschworener Fans um sich scharen dürfte. Den Status als neues Top-Modell der Saffire-Serie hat es sich redlich verdient.

Erschienen in Ausgabe 02/2009

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 605 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut – überragend