Überholspur
M-Audio bringt mit dem Fast Track Ultra sein erstes USB-2.0-Interface auf den Markt. Ob der kompakte Mobilist hält, was der Produktname verspricht und wie sich der Neuling in der Praxis schlägt, zeigt der Test.
Von Michael Nötges
Die technischen Anforderungen der Audio-Interfaces an die Computerschnittstellen steigen bei aktuellen Modellen deutlich. Grund: Immer häufiger arbeiten diese mit eigenen DSP-Mixern und internen Effekten – wie beispielsweise das Mobile I/O ULN2 2d Expanded von Metric Halo und des Motu 828mk3 (Tests siehe Ausgabe 5/2008) zeigen. Dabei sind Systemstabilität und kurze Latenzen die beiden wesentlichen Herausforderungen, denen sich die Entwickler für Audio-Interfaces aktuell stellen müssen. In der Vergangenheit hatte Firewire vor allem in puncto Datentransfer-Rate die Nase vorn, ermöglichte die ursprünglich von Apple entwickelte Firewire-400-Schnittstelle doch von Anfang an 400 Mbits/s, während USB-1.0 von Intel lediglich 12 Mbits/s leistete. Seitdem zur Jahrtausendwende 2000 der Prozessor Gigant aber mit USB-2.0 zur Firewire-400-Schnittstelle in puncto Datentransfer-Rate aufschloss, ist ein harter Konkurrenzkampf entfacht. Mittlerweile bietet die Firewire-800-Schnittstelle, die allerdings bei Windows-Systemen noch nicht sehr weit verbreitetet ist, sogar 800 Mbit/s. Das machen sich auch einige Hersteller wie beispielsweise RME mit seinem Fireface 800 bereits zu nutze. Mit der noch dieses Jahr zu erwartenden USB-3.0- (voraussichtlich bis zu fünf Mbit/s) und der Firewire 3200-Schnittstelle (3200 Mbit/s) wird das harte Kopf-an-Kopf-Rennen aber auch in Zukunft weiter gehen.
Um die ersten vier Kanäle für Line-Signale nutzen können, müssen die vier Rear/Front-Taster gedrückt werden, dann sind die 6,35-mm-Klinkenbuchen auf der Rückseite aktiv. Zusätzlich finden sich dort zwei weitere analoge Ausgänge (Kanal 5/6), die MIDI-Ein- und Ausgangsbuchsen, um externe Synthesizer oder Sampler anzuschließen, die S/PDIF-Schnittstelle in Form zweier Cinch-Buchsen (I/O) sowie zwei Inserts (6,35-mm-Klinke). Diese ermöglichen das Einschleifen von externen Effekten zwischen Vorverstärker und A/D-Wandler, allerdings nur für die Kanäle eins und zwei.
Zur Installation der Software empfiehlt es sich den aktuellen Treiber von der M-Audio-Homepage herunter zu laden (www.m-audio.com). Hier stehen unterschiedliche Varianten je nach Betriebssystem und Service-Pack zur Verfügung. Nach erfolgreicher Installation auf Mac oder PC lässt sich der Software-Mixer über einen Eintrag in der Systemsteuerung starten. Das Fast Track Ultra unterstützt sowohl WDM/MME- und ASIO2-, als auch Core-Audio-Treiber. Der Kartenreiter „Setup“, bietet die üblichen Einstellungen: Es lassen sich Samplingfrequenz (44,1; 48, 88,2 und 96 Kilohertz) und Puffergröße einstellen, sowie das ASIO-Direct-Monitoring aktivieren. Der sogenannte High-Performance-Modus soll laut Hersteller die Latenzzeit weiter verringern und dabei die CPU des Computers entlasten. Wie’s genau funktioniert bleibt auch hier Firmengeheimnis. Die beiden Clock-Einstellungen schalten zwischen internem und externem Taktgeber für den S/PDIF-Eingang um. Setups lassen sich über die Save- und Restore-Funktion anlegen und abrufen. Das erweist sich als sinnvoll, wenn das Fast Track Ultra beispielsweise für den Studio- und Live-Einsatz unterschiedliche Einstellungen benötigt. Einmal eingestellt und abgespeichert kann man schnell zwischen den unterschiedlichen Konfigurationen wechseln. Das Fast Track Ultra verfügt über einen internen Effektprozessor, um beim Monitoring sechs unterschiedliche Hall- und zwei Delay-Effekte einschleifen zu können, ohne die CPU des Computers zusätzlich zu belasten. Zur Feinjustierung der Algorithmen stehen je drei Regler zur Verfügung: Dauer, Feedback und Lautstärke. Die Effekte dienen ausschließlich dem Monitoring. Die eigentlichen Signale kommen immer trocken auf die Festplatte, um sie im Nachhinein klanglich optimieren zu können. Das ist auch sinnvoll, um zunächst rohes Ausgangsmaterial zu erhalten.
Das Control-Panel bietet nun für jedes analoge Ausgangspaar und den S/PDIF-Ausgang (7/8) einen separaten Mixer, mit denen sich insgesamt vier unabhängige Mischungen erstellen lassen. Jeder Kanalzug ist mit einem Fader, einer Pegelanzeige, Mute-, Solo- und Pan-Funktion ausgestattet. Außerdem lassen sich die Kanalpaare für Stereo-Signale verlinken. Hierbei wird der Pan- zum Balance-Regler und die beiden Fader zusammen geschaltet. Send-Regler, mit denen man die Signale an den internen DSP schicken kann, stehen allerdings nur für die ersten vier Kanäle zur Verfügung. Ein Stereo-Master-Fader bestimmt die Gesamtlautstärke des jeweiligen Cue-Mixes, wobei die beiden Kanäle auch getrennt voneinander als zwei separate Mono-Signale ausgegeben werden können. Beide Masterfader sind außerdem mit einem Mute-Button versehen, um einen Ausgang stumm zu schalten. Zusätzlich zu den analogen und digitalen Eingängen liegen acht Software Returns für den jeweiligen Monitor-Mix an, um die zurückgeführte Signale aus der DAW mit einzubinden. Ein Bypass-Button schaltet die internen Effekte aus dem jeweiligen Signalweg, um den Mix trocken abzuhören.
Das Meter-Fenster bietet eine übersichtliche Darstellung der analogen Ein- und Ausgangs-Signale. Justieren lässt sich hier nichts, aber überwachen und kontrollieren. Mit einem Blick ist man auf dem Laufenden über die ein- und ausgehende Signale.
Die Messwerte des Fast Track Ultra können sich allesamt sehen lassen. Wirkliche Schwachpunkte gibt es nicht, dafür aber klare Stärken: Beispielsweise der Klirrfaktor. Er liegt bis zu sieben Kilohertz auf dem Niveau unserer Referenz, dem Fireface 400 von RME (Test in Ausgabe 9/2006), und zwar bei sehr guten 0,005 Prozent. Dann steigen die Messwerte bis zu 20 Kilohertz auf immer noch sehr gute 0,008 Prozent an. Das FFT-Spektrum (siehe Kurve) zeigt keinerlei nennenswerte Klirr- oder Stör-Spitzen. Die leichte Erhebung bei 50 Hertz, die auf Einstreuungen des Netzteils hinweisen, liegen nur knapp über -100 Dezibel, werden also soweit unterdrückt, dass Störgeräusche unhörbar sind. Verzerrungen (k2, k3) sind ebenfalls Fehlanzeige. Beim Geräusch- und Fremdspannungsabstand kann das Fast Track Ultra mit den Spitzenwerten des Fireface 400 zwar nicht ganz mithalten, weißt aber immer noch beachtliche 87,5 und 83,2 Dezibel auf und liegt damit auf Augenhöhe mit dem USB-Audio-Interface Tascam US-1641 (Test in Ausgabe 3/2008). Die Übersprechdämpfung funktioniert auch ausgezeichnet, steigen die Messwerte zwar zu hohen Frequenzen hin an, bleiben aber auch bei 20 Kilohertz immer noch unterhalb von -75 Dezibel. Mit einer Eingangsempfindlichkeit der Mikrofon-Eingänge von -58,9 Dezibel stößt das Fast Track Ultra erst bei sehr leisen Bändchen-Mikrofonen an seine Grenzen. Für die meisten dynamischen Mikrofonen besitzt es genügend Verstärkungsreserven. Ein kleiner Schönheitsfehler ist die Gleichtaktunterdrückung, die für die Kanäle unterschiedlich groß ist und sich zu tiefen Frequenzen bei 20 Hertz zwischen -47 und -41 Dezibel einpendelt. Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf: Das Fast Track Ultra wird als mobiles USB-Interface wohl nur in den seltensten Fällen mit extrem lange Kabelstrecken zu tun bekommen. Erfreulich ist, dass die Entwickler auch auf digitaler Ebene ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Wandlerlinearität weist erste Abweichungen größer zwei Dezibel erst weit unterhalb von -110 Dezibel auf. Das sieht beim Fireface 400 auch nur marginal besser aus.
Kommen wir zur alles entscheidenden Frage: Wie klingt das Fast Track Ultra? Um das zu testen, haben wir eine American Standard Strat und einen Hohner JJ E-Bass über die Instrumenten-Eingänge, sowie eine Lakewood M-14CP Akustikgitarre mit dem Schoeps CMC 64ug in Cubase 4 mit 24 Bit und 88,2 Kilohertz auf. Zum Vergleich dient das Fireface 400 von RME.
Die Strat klingt schon einmal ausgezeichnet. Rauschen oder andere Störgeräusche gibt es nicht. Das Signal kommt direkt und impulsiv, was gerade bei den Pickup-Zwischenpositionen sehr gut gefällt. Der Klang ist sehr schön knackig und nasal bei hoher Transparenz und guter Auflösung – also so wie er sein soll. Im Vergleich zum Fireface 400 fehlt vielleicht zwar das letzte Quäntchen Feinauflösung und dadurch etwas Plastizität und räumliche Tiefe, was aber lediglich im direkten Vergleich ohrenfällig wird. Die Latenzzeit lässt sich bei einer Puffergröße von 256 Samples ohne Probleme auf ungefähr fünf Millisekunden bringen, was zu einem authentischen Spielgefühl führt. Der High-Performance-Modus ermöglicht bei Puffergrößen von 64 Samples sogar noch kürzere Latenzzeiten. Leichte Probleme gibt es bei den internen Effekten: Mit 88,2 und 96 Kilohertz Samplingfrequenz treten digitale Störgeräusche bei den Hall-Algorithmen auf, wovon die Delay-Fraktion aber nicht betroffen ist. Auf Nachfrage bei M-Audio wurde uns versichert, dass dieser Bug bisher nicht bekannt sei, sie sich aber beim Entwickler in den USA schlau machen wollen, wo das Problem liegen könnte. Bis zum Redaktionsschluss konnte die Ursache nicht geklärt werden, selbstverständlich reichen wir aber die Antwort in einer der nächsten Ausgaben nach. Völlig unproblematisch ist der Einsatz der Effekte bei 44,1 und 48 Kilohertz. Die Algorithmen klingen überzeugend und natürlich. Dezent eingesetzt, überzeugen besonders der Hall1- und Room3-Algorithmus für die Akustikgitarre und Room1 für die E-Gitarre. Durch das Experimentieren an den Parametern lassen sich geschmackvolle Ergebnisse erzielen, die den Musiker beim Einspielen freuen. Außerdem wird die Computer-CPU nicht zusätzlich belastet, was den kurzen Latenzzeiten zu Gute kommt, da der Rechner beim Aufnehmen nicht auch noch Effekte on-the-fly berechnen muss.
Der E-Bass klingt etwas anders als über das das Fireface 400. Das stört allerdings nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil, die Tiefbässe erscheinen kräftig und mit reichlich Fülle, wohingegen die unteren Mitte sich dezent zurückhalten. Die Anschlagsgeräusche und das Schnarren der Saiten hingegen treten durch eine leichte Betonung der oberen Mitten und Höhen etwas in den Vordergrund, was unterm Strich zu einem durchsetzungsstarken und satten Bass-Sound führt.
Bei den Akustikgitarren-Aufnahmen bestätigt sich der gute klangliche Eindruck der Instrumenten-Eingänge. Insgesamt etwas präsenter als das Fireface und mit minimal weniger unteren Mitten erscheint das akustische Abbild etwas schlanker und präsenter. Dabei werden die Anschlagsgeräusche der Fingernägel und Rutschgeräusche der linken Hand leicht betont. Der Gesamtklang ist insgesamt etwas härter und metallischer als beim extrem feinen Fireface 400, was aber besonders bassstarken Steelstring-Gitarren im Mix zugutekommt. Das Instrument erscheint geschmackvoll konturiert und gestochen scharf. Die gute Auflösung liefert ein detailtreues Klangbild, das lediglich etwas mehr Tiefe und Offenheit in den Höhen vertragen könnte, ansonsten aber ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis liefert.
Fazit
Das Fast Track Ultra ist eine Alternative zu Firewire-Audio-Interfaces und nutzt die USB-2.0-Schnittstelle optimal aus. Die Latenzzeiten sind extrem niedrig und die Systemstabilität ist nicht zuletzt durch die gut klingenden und CPU-entlastenden internen Effekte des DSPs gewährleistet. Den sehr guten Messwerten entsprechend, spielt das Interface auf professionellem Niveau und liefert durchsetzungsstarke klangliche Ergebnisse. Mit rund 450 Euro fordert M-Audio einen mehr als fairen Preis für ihren neuen Mobilisten.
Erschienen in Ausgabe 09/2008
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 449 €
Bewertung: gut – sehr gut
Preis/Leistung: gut – sehr gut
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