Maßgeschneiderte Einsteiger-Lösung

Advanced Integration lautet das Haupt-Feature in Steinbergs jüngstem Hardware-Produkt, dem Einsteiger-Interface CI 2. Im Verbund mit Cubase will es für einen Bedienkomfort sorgen, den die Konkurrenz nicht bieten kann.  

Von Georg Berger 

Im vergangenen Jahr wartete das Software-Unternehmen Steinberg mit den Audio-Interfaces der MR-Serie und dem DAW-Controller CC 121 nach längerer Zeit wieder mit Hardware-Produkten unter eigenem Namen auf, die zielgerichtet auf die Zusammenarbeit mit den hauseigenen DAW-Produkten Cubase und Nuendo ausgerichtet sind (Test in Heft 11/2008). Unter der Bezeichnung „Advanced Integration“ wurden dabei Features vermarktet, die eine beeindruckende Integration der Hardware-Steuerung in die Steinberg-Sequenzer realisierte, dank der engen Zusammenarbeit zwischen Steinberg und seinem Mutterkonzern Yamaha. Der DAW-Controller CC121 führte diesen Integrations-Ansatz mit dem sogenannten AI-Knob fort, der, ähnlich wie der Speed-Dial in den Controllern von Novation (siehe Test in Heft 9/2008), das bequeme Editieren von Parametern mit Hilfe eines Reglers und durch Zeigen mit der Maus auf den gewünschten virtuellen Parameter realisiert. Mit dem jüngst präsentierten zweikanaligen USB-Audio-Interface CI 2 erweitert das Hamburger Unternehmen seine Hardware-Palette jetzt um ein weiteres Produkt, das sich gezielt an Einsteiger in die Steinberg-Welt und Mobilisten mit Drang zum Recording auf Reisen wendet und das Advanced Integration-Konzept auf individuelle Weise fortsetzt. Dazu später mehr. Für knapp 230 Euro findet sich außer der Hardware eine spezielle, Cubase AI 5 genannte, Version des Volks-Sequenzers, der von der Funktionalität und Ausstattung unterhalb von Cubase Essential 5 angesiedelt ist.

Das kompakte Interface nimmt gerade einmal die Fläche einer halben Seite von Professional audio ein und gibt sich in Sachen Ausstattung schnörkellos, überschaubar und als Schallwandler mit rein analogen Anschlüssen, also ohne Zusatz-Features wie etwa MIDI-Buchsen oder Digital-Anschlüssen, zu erkennen. Einfachheit lautet hierbei das Motto. Auf der Stirnseite finden sich sämtliche Anschlüsse, in dem Fall zwei Combo-Buchsen für die Eingänge, zwei Klinken-Anschlüsse für die Ausgänge sowie zwei weitere Buchsen zum Anschluss eines Kopfhörers und Fußschalters. Signale lassen sich wahlweise mit 16 oder 24 Bit und mit 44,1 oder 48 Kilohertz wandeln, was für die avisierte Zielgruppe voll ausreichend ist. Besonderheit: Das CI 2 wird ausschließlich über die USB-Buchse mit Strom versorgt, was aber Absicht ist und nach dem Willen von Steinberg die Mobilität des CI 2 in den Vordergrund stellen soll. Wir hätten uns dennoch die Option eines zusätzlichen Netzanschlusses gewünscht, der uns von schnell schwächelnden Laptop-Akkus unabhängig machen würde. Auf der Oberseite versammeln sich sämtliche Bedienelemente, die überschaubar angeordnet, selbst blutige Anfänger vor keine unlösbaren Rätsel stellt. Fünf Drehregler gestatten die separate Einstellung der Eingangsverstärkung beider Kanäle, der Lautstärke von Kopfhörer und der Ausgänge und ein Mix-Knopf erlaubt das Ausbalancieren zwischen DAW-Signal und durchgeschleiftem Eingangssignal. Dazu gesellen sich Drucktaster zum gemeinsamen Aktivieren der Phantomspeisung in beiden Kanälen, zum Trennen der Eingänge in zwei separate Mono-Kanäle und zum Aktivieren eines Hi-Z-Modus in Kanal eins, der das direkte Aufnehmen elektrischer Instrumente ermöglicht.

Damit ist der Reigen an Bedienelementen noch nicht abgeschlossen. Räumlich abgesetzt von den Reglern zur Steuerung der Audio-Interface-Funktionen findet sich das Advanced Integration Haupt-Feature in Form des AI-Knobs – einem Endlos-Drehregler mit Schaltfunktion – , der von dem Viertelkreis-förmigen Action-Pad-Taster und einem Lock-Taster eingerahmt ist und das CI 2  in Sachen Bedienkomfort von der Masse der Mitbewerber absetzt, vorausgesetzt man arbeitet mit Cubase-Sequenzern. Die Bedienelemente gestatten im Verbund mit der Maus das Ausführen verschiedener Funktionen in Cubase und heben den Workflow beim Aufnehmen und Abmischen deutlich an. Dies beginnt schon beim Aufruf von Cubase AI 5. Beim Erscheinen des Projektassistenten-Fensters scrollen wir mit dem AI-Knob durch die Presets, drücken ihn einmal kurz und haben das ausgewählte Projekt-Template flugs geladen. In Cubase 5 ist diese Funktion jedoch noch nicht implementiert, was aber durch das demnächst erscheinende Update auf Version 5.1.1 erledigt sein wird. Nuendo 4 zeigt sich übrigens völlig unbeeindruckt von der Funktionalität der AI-Sektion des CI 2, was aber nicht ins Gewicht fällt, da diese Zielgruppe weit entfernt vom Einsteiger-Level rangiert. Doch zurück zu Cubase: Die Funktionsweise des AI-Knobs ist binnen weniger Augenblicke verinnerlicht. Je nachdem wo der Mauszeiger liegt, lassen sich Parameter mit Hilfe des AI-Knobs ändern, seien es die Fader und Panpots des Mixers, oder Parameter in gerade geöffneten Plug-in-Dialogen. Durch Druck auf die Lock-Taste routen wir den gerade aktiven Parameter fest auf das Endlos-Rad, genial wenn man etwa beim Aufnehmen gleichzeitig das Filter-Cutoff eines virtuellen Synthesizers steuern möchte. Ein Druck auf den AI-Knob lässt immer ein Browser-Fenster erscheinen, das je nach Position des Mauszeigers etwa Spuren-, Effekt- oder Instrumenten-Presets enthält, durch die sich scrollen lässt und die wir nach Auswahl durch nochmaligen Druck auf den AI-Knob laden. Das horizontale Navigieren durch mehrspaltige Browser-Dialoge geschieht einfach durch Drücken der Action-Pad-Taste und durch Druck auf die Lock-Taste verlassen wir die Browser ohne etwas gewählt zu haben. Im Test haben wir uns rasch an die zunächst ungewöhnliche Zwei-Hand-Bedienung von Software mit Hilfe von Maus und AI-Knob gewöhnt, die zu einer merkbaren Verbesserung des Workflow führt. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Noch längst nicht jeder Parameter von Drittanbieter-Plug-ins ist per AI-Knob steuerbar. Grund: Der AI-Knob kann lediglich die Parameter ändern, die ansonsten auch mit dem Mausrad editierbar sind. Das ist jedoch ein Manko, das nicht unbedingt dem CI 2 anzukreiden ist und sich trefflich kontrovers diskutieren lässt.   Eine völlig neue, geniale Funktion zeigt sich durch Druck auf den Action-Pad-Taster, vorausgesetzt es ist kein Browser-Dialog geöffnet. Mit seiner Hilfe lässt sich das sogenannte „Interactive Recording“ Feature ausführen, das durch wiederholtes Drücken der Taste eine bestimmte sich wiederholende Abfolge von Transportfunktionen des Sequenzers aktiviert. So führt mehrfaches Drücken hintereinander beispielsweise die Abfolge Aufnahme – Stop – Zurückspringen zum Anfang – Wiedergabe aus. Ein eigenes Dialog-Fenster gibt Auskunft über die gerade aktive Schaltreihenfolge, die sich selbstverständlich nach eigenen Wünschen um weitere Schritte erweitern oder verkürzen lässt und die per Auswahl-Menü mit verschiedenen Funktionen belegbar sind. Über einen anschließbaren Fußtaster lässt sich das interactive Recording übrigens bequem per Fuß ausführen, was in erster Linie Saitenartisten begrüßen dürften. Damit nimmt Steinberg dem Anwender eine Menge lästiger Tipparbeit auf der Computertastatur ab und demonstriert vorbildlich, wie komfortabel sich Sequenzer jenseits der ausgetretenen Pfade steuern lassen. Dafür gibt’s ein Sonderlob in Sachen Bedienfreundlichkeit.

Messtechnisch gibt sich das CI 2 jedoch in einigen Disziplinen nicht ganz so glänzend. Das FFT-Spektrum zeigt einen Noisefloor von immer noch guten -70 Dezibel, die Verlaufskurve bei Messung des Klirrfaktors zeigt einen konstanten Verlauf bei ordentlichen 0,2 Prozent, die der Gleichtaktunterdrückung bewegt sich zwischen sehr guten -65 und -70 Dezibel, was insgesamt voll in Ordnung geht. Bei der Messung der Fremdspannungen ermitteln wir jedoch einen Wert von 59 und 58,5 Dezibel an den Mikrofon-Eingängen für Geräusch- und Fremdspannungsabstand, was jedoch dürftig ist. Die gleiche Messung der Line- und Instrumenten-Eingänge liefert ähnliche Ergebnisse. Je nach Eingangsverstärkung könnten Aufnahmen sehr leicht mit einem Rauschen versetzt sein. Dafür glänzt das CI 2 mit satten 56,3 Dezibel Gain am Mikrofon-Eingang, mit dem sich selbst leise Mikrofone ordentlich verstärken lassen, auch auf die Gefahr hin dass es rauscht. Im Test mit moderat verstärkten Kondensator-Mikrofonen – Der Gain-Regler steht maximal in Zwei-Uhr-Position – klingen die Aufnahmen jedoch rauschfrei. Last but not Least liefert die Phantomspannung vorbildliche 47,9 Volt, was selbst höherklassige Interfaces nicht immer erreichen. Dennoch, ein direkter Konkurrent wie das rund 40 Euro billigere Tascam US-144MKII (Test in Heft 12/2009) liefert insgesamt jedoch bessere Werte.    Im Hör- und Praxistest müssen wir auch hier wieder den Finger in die Wunde legen. Deutliche Latenzen im Verbund mit unserem Windows-Redaktionsrechner sind beim CI 2 hörbar, selbst bei 256 Samples. Durch Anwahl des niedrigsten Buffer Werts von 128 Samples lässt sich dies zwar beseitigen. Ein Treiber-Update wäre dennoch begrüßenswert. Im Hörtest sind die Karten jedoch wieder anders verteilt. Im direkten Vergleich mit dem Tascam US-144MKII agiert das CI 2 auf gleicher Augenhöhe, wenngleich sich Unterschiede zeigen, die jedoch schon eher in den Bereich des Geschmacks hineinragen. Mikrofon-Aufnahmen mit dem CI 2 sind nicht ganz so gut nach oben hin aufgelöst als die des Tascam-Interface. Gleichzeitig besitzen die CI 2 Aufnahmen eine leichte Betonung im unteren Mittenbereich, die angenehm ohrenschmeichelnd klingen. Insgesamt besitzen die CI 2-Aufnahmen dadurch etwas mehr Druck und Volumen. Auffällig: In den Tascam-Aufnahmen drängen die Fingergeräusche beim Spiel auf einer Akustik-Gitarre schon unangenehm laut in den Vordergrund. In der CI 2-Aufnahme sind sie organisch in den Gesamtklang eingebettet. Auffällig: Der Klang elektrischer Gitarren und Bässe wird von beiden Interfaces gleich gut eingefangen. Unterschiede sind so gut wie überhaupt nicht hörbar. 

Fazit 

Das CI 2 Audio-Interface von Steinberg wuchert ordentlich mit den Pfunden des Advanced Integration Konzepts. Es wartet mit guten bis sehr guten klanglichen Eigenschaften auf und bietet komfortable und teils geniale Features, die das Bedienen eines Soft- und Hardware-Verbunds zu einem wahren Vergnügen macht. Recording-Einsteiger erhalten ein optimal aufeinander abgestimmtes Gesamt-Paket aus Soft- und Hardware, das den bislang einfachsten und komfortabelsten Einstieg in die Steinberg-Welt bereitet. 

Erschienen in Ausgabe 01/2010

Preisklasse: Economyklasse
Preis: 229 €
Bewertung: gut
Preis/Leistung: gut – sehr gut