Vorstoß in die Königsklasse

Metric Halo stellt mit dem ULN-8 ein brandneues Firewire-Audio-Interface vor, das nur noch mit der Modellbezeichnung an seine Vorgänger erinnert. Denn der Hersteller hat eine völlig neue Hardware entwickelt, die mit Highend-Sound, genialer Software-Steuerung und ausgetüftelter Profi-Ausstattung punkten will. Ob das gelungen ist, klärt der wie immer akribische Test. 

Von Georg Berger 

Nach der vielversprechenden Ankündigung von Metric Halo, unter der Bezeichnung ULN-8 ein neues achtkanaliges Firewire-Audio-Interface entwickeln zu wollen, tat sich zunächst gar nichts. Denn die Ingenieure ließen sich für die Entwicklung viel mehr Zeit als angekündigt und spannten die eingeschworene Metric Halo-Fangemeinde recht lange auf die Folter. Doch die Qual hat ab sofort ein Ende, denn das ULN-8 ist inzwischen erhältlich. Wie versprochen ist die Hardware des achtkanaligen Tausendsassa, der noch immer nur mit Mac-Computern zusammen arbeitet, komplett neu entwickelt und wartet mit einem völlig neuen Schaltungs-Design auf. Gleiches gilt auch für die Mikrofonverstärker und zu guter letzt kann das ULN-8 als erstes Gerät des Herstellers dank der verwendeten Wandler-Chips von AKM mit Samplingraten bis 192 Kilohertz wandeln. Den Aufwand für das Neu-Design des ULN-8 lässt sich Metric Halo allerdings königlich bezahlen. Immerhin 5.200 Euro werden für den Neuling aufgerufen, womit ganz klar aufs Profilager geschielt wird. Doch das ULN-8 ist weitaus mehr als nur ein simpler Wandler mit acht Mikrofon- und Line-Eingängen, acht AES/EBU-Digital-Eingängen sowie 18 analogen und acht digitalen Ausgängen. Dank der mitgelieferten MIO Console Software kann es auf virtueller Ebene mit Hilfe der insgesamt drei Sharc-DSPs eine ganze Riege an Studio-Geräten ersetzen. So findet sich darin ein professionell ausgestatteter Mixer, der in puncto Ausstattung und Funktionalität den virtuellen Sequenzer-Pendants in nichts nachsteht. Effekt-Plug-ins sind ebenfalls mit an Bord, die sich in den Mixer einsetzen lassen, ein einfach bedienbarer Mehrspurrecorder mit pfiffigen Funktionen ist sogar integriert und ein virtueller Monitor-Controller sorgt für zusätzlichen Bedienkomfort bei der täglichen Arbeit. Die MIO Console bietet sogar Möglichkeiten zum Erstellen eigener Effekt-Algorithmen, was zusammen mit den Profi-Features des Mixers in dieser Gerätegattung seines Gleichen sucht.

Von Haus aus verfügt das ULN-8 bereits über die für die Vorgänger-Modelle optional nachrüstbare 2d-Expanded-DSP-Erweiterung, die die beiden Haupt-DSPs für die latenzfreie Berechnung des internen Mixers entlastet und sich ausschließlich um das Berechnen der internen Effekt-Plug-ins kümmert (siehe Test in Heft 5/2008). Die Bedienung und Ausstattung der Software ist jedoch unverändert geblieben. Denn das ULN-8 nutzt die gleiche Version der MIO Console Software, die bereits mit Einführung der 2D-Expanded-Option das Licht der Welt erblickte. Unverändert geblieben sind ebenfalls die immer noch teils einzigartigen Leistungs-Features, für die bereits die Vorgänger höchstes Lob einheimsten. Dazu zählt eine interne Signalverarbeitung mit 80 Bit, die laut Aussage von Stefan Bahr von Metric Halo Deutschland mit einer Latenz von nur einem Sample arbeitet. Hinzu kommt ein bidirektionaler Datenaustausch zwischen Interface und Rechner über den Firewire-Bus und das sogar ohne Verluste mit 32 Bit Fließkomma, was das Dithern auf ein gerüttelt Mindestmaß reduziert. In Konsequenz bietet sich damit die Möglichkeit, den Mixdown von Sequenzer-Arrangements oder Subgruppen inklusive Effektbearbeitung ausschließlich über den Mixer der MIO Console zu fahren und somit von den DSPs der Metric Halo-Geräte berechnen zu lassen. Genial: Das Ergebnis kann dabei gleichzeitig wieder in die DAW oder in den eigenen virtuellen Recorder aufgenommen werden. Das ULN-8 bietet also eine kompakte Komplettlösung zum Aufnehmen und Abmischen von Audio-Aufnahmen. Die Möglichkeit, das Interface und die Software per MIDI über einen DAW-Controller ansteuern zu können, adelt es zusätzlich. Doch der Reihe nach. Als erstes betrachten wir die Hardware etwas genauer.  Äußerlich überrascht das eine Höheneinheit messende 19-Zoll-Gerät mit einer enormen Einbautiefe von über 30 Zentimetern. Das Gehäuse besteht aus zwei U-förmigen Metall-Schalen. Die Frontplatte aus Metall ist mit einer kratzfesten Kunststofffläche verblendet, die wie ein riesiges Display funktioniert – sehr schick. Die Verarbeitung des Geräts fällt insgesamt sehr wertig aus. Das signalisieren auch die neun gerasteten Endlos-Drehregler mit Schaltfunktion zum Einpegeln der analogen Eingänge und des Summenausgangs sowie die mehrfarbigen LEDs, die sich zum einen als Kränze um die Drehregler gruppieren und in der rechten Hälfte der Front zwei Sektionen zu je acht Meter-Ketten bilden. Diese LEDs informieren über die Ein- und Ausgangspegel der analogen Signale. Auf der glänzenden Front finden sich außerdem zwei Instrumenten-Eingänge und ein Kopfhöreranschluss sowie kleine Taster mit denen sich weitere Funktionen aufrufen lassen, die dann über die Drehregler/Schalter ausgeführt werden.

Mit diesen wenigen Bedienelementen sind somit eine Vielzahl an Einstellungen machbar und ablesbar. Die Bedienelemente verteilen sich allerdings dicht gedrängt auf der Front und ein Ablesen vor allem der LED-Kränze um die Regler ist nur optimal, wenn sich das Gerät auf Augenhöhe befindet. Sehr schön: Grüne LED-Punkte um die Regler zeigen den Gesamt-Verstärkungswert an und eine rote LED gibt Auskunft über die Feineinstellung. Raffiniert: Sobald wie die rote LED ganz nach rechts gewandert ist und die Verstärkung weiter angehoben wird, springt sie nach links wieder an den Anfang der Kette, gefolgt vom Aufleuchten einer weiteren grünen LED, die das neue Verstärkungslevel anzeigt. Pro Rastpunkt des Reglers erhöht sich das Gain dabei um 0,5 Dezibel. Dank eines Interpolations-Algorithmus sind beim raschen Anheben oder Absenken der Verstärkung im Test keinerlei Sprünge zu hören. Metric Halo offeriert dadurch eine digitale Steuerung mit analogem Feeling, was sehr angenehm ausfällt. Dies ist insbesondere beim Monitorregler zu hören, der das Haupt-Ausgangssignal regelt und per simplen Druck auf den Regler auch die Kopfhörer-Lautstärke beeinflusst. Schön wäre es gewesen, wenn sich um die LED-Kränze aufgedruckte Dezibel-Werte für die Grobverstärkung gefunden hätten, was jedoch aus Platzgründen unmöglich ist. Als Ausgleich dafür bietet das ULN-8 jedoch ein pfiffiges Feature: Denn bei Änderung der Verstärkung wandelt sich die Ausgangs-LED-Meter-Sektion in eine riesige Multi-Segment-Ziffernanzeige (siehe Abbildung auf Seite 76), die selbst bei großem Abstand  zum Interface immer noch sehr gut lesbar ist. Geradezu luxuriös fallen beide LED-Meter-Sektionen aus. Sie zeigen die anliegenden Pegel nicht nur sehr detailliert in drei Farben (grün, gelb, rot) an. Sobald Übersteuerungen auftreten, wechseln die kompletten Ketten, aber auch die LED-Kränze, in ein schrill leuchtendes und pulsierendes rot und geben damit mehr als deutlich zu verstehen, dass es clippt. In der Praxis, so zeigt der Test, sind es gerade diese liebevollen Kleinigkeiten, die das Arbeiten so angenehm und effizient machen.

  

Mit dem simplen Anheben und Absenken von Pegeln fängt der Job der Drehregler jedoch erst an. Denn über die kleinen, fast unscheinbar wirkenden Mini-Taster lässt sich noch deutlich mehr anstellen. Zentrales Instrument ist dabei der Control Mode Taster, der verschiedene zusätzliche Einstell-Optionen auf die Regler routet, was durch Aufleuchten der beigeordneten Status-LEDs angezeigt wird. Leuchtet übrigens keine dieser Status-Anzeigen auf, lassen sich über den I/O-Trim-Taster wechselweise die acht analogen Ein- oder Ausgänge komfortabel einpegeln. Die einzelnen Control-Mode-Funktionen sind zumeist über die Schaltfunktion der Drehregler ausführbar, so unter anderem das Umschalten zwischen Mikrofon- und Line-Eingang, das separate Aktivieren der Phantomspannung, ein Verlinken der Kanäle zum relativen Ändern der Pegel mehrerer Kanäle mit nur einem Drehregler, der Aufruf von acht Geräte-/Mixer-Konfigurationen, die das ULN-8 in die Lage versetzen, autark ohne Computer zu arbeiten sowie die Auswahl und Steuerung der per Software realisierten Monitor-Controller-Kanäle. Im Gegensatz zu vielen anderen Audio-Interfaces offeriert die ULN-8-Hardware dem Anwender viele Einstellungsmöglichkeiten direkt am Gerät. Im Test legen wir die Maus deshalb schon bald zur Seite und ziehen die Bedienung an der Hardware vor. Das ULN-8 ist somit für die wichtigsten Funktionen im Stand-alone-Einsatz gerüstet, sei es als Line-Mischer, reinrassiger Preamp, Wandler oder luxuriöser Monitor-Controller. Die Entwickler haben ohne Zweifel Praktikern auf die Finger geschaut und ein Extra-Lob verdient.  Die Rückseite des ULN-8 wartet mit insgesamt fünf DB25-Buchsen zum Anschluss von Kabelpeitschen mit je acht Kanälen auf. So stehen separate Buchsen für die Mikrofon- und Line-Eingänge bereit sowie für die acht analogen Ausgänge. Zwei symmetrische Klinkenbuchsen führen das summierte Signal aller acht Ausgänge in stereo und erlauben einen unkomplizierten Anschluss an Monitore. An die vierte Mehrkanal-Buchse lässt sich eine spezielle Peitsche für je vier AES/EBU-Stereo-Ein- und Ausgänge anschließen. Besonderheit: Die fünfte DB25-Buchse leitet die analogen Signale der Mikrofon-Eingänge als Direct out noch vor der Wandlung, aber hinter dem Verstärker wieder aus dem Gerät heraus. Wer mag, kann also Mikrofone ans Interface anschließen, die Signale über diese Send-Wege herausführen, mit entsprechendem Outboard-Equipment veredeln und anschließend über die Line-Eingänge wieder ins ULN-8 zurückführen oder etwa in einen Mehrkanal-Recorder einspeisen. Die Anschlussmöglichkeiten werden komplettiert durch Wordclock- und  SMPTE- Ein- und Ausgänge, zwei Netzgeräte-Buchsen und natürlich der beiden Firewire-400-Schnittstellen.

Sehr schön: Erstmals finden sich jetzt auch zwei MIDI-Buchsen am Gerät. Wer dabei auf das Einbinden von Keyboards spekuliert, muss jedoch enttäuscht werden. Sie dienen primär zum Anschluss von DAW-Controllern mit denen sich der MIO Mixer ansteuern lässt. Besonderheit: Das ULN-8 akzeptiert lediglich Daten im HUI-Protokoll, wie sie von Controllern wie etwa Mackies MCU Pro-Serie oder der MC-Serie von Euphonix gesendet werden (Tests in den Heften 5/2007, 3/2008 und 5/2008). Im Test mit einem Mackie MCU Pro haben wir ohne weitere Komplikationen Zugriff auf alle Parameter des Mixers. Einziger Nachteil: Die editierten Parameter werden nicht oder nur kryptisch im LED-Display des Controllers angezeigt, was aber zu verschmerzen ist.   Die Lösung, mit Hilfe von Kabelpeitschen den Wust an Anschlüssen zu realisieren, ist zwar die einzige praktikable Alternative angesichts der niedrigen Gehäusehöhe. Allerdings finden sich die entsprechenden Kabelpeitschen nicht im Lieferumfang, ganz zu schweigen davon, dass der Einsatz von Kabelpeitschen je nach Situation eine recht fummelige und nervige Angelegenheit sein kann. Zumal deren Gesamtgewicht das des Gerätes weit überschreiten kann. Hier wackelt der Schwanz mit dem Hund.  Seine wahre Stärke zeigt das ULN-8 wie schon erwähnt im Zusammenspiel mit der im Lieferumfang enthaltenen MIO Console Software, die wir jetzt ein wenig näher vorstellen wollen. Zusätzliche Informationen liefern wir Ihnen übrigens durch die Tutorial-Videos auf unserer Homepage, in denen Stefan Bahr das Potenzial der MIO Console anschaulich demonstriert und die Sie sich durch Klick auf diesen Link kostenlos anschauen können.   Durch Doppelklick starten wir die MIO Console und werden als Erstes von einem Auswahl-Dialog begrüßt, der ab Werk eine Reihe von sehr gut einsetzbaren Mixer-Presets enthält, mit denen wir blitzschnell verschiedene Recording- und Misch-Szenarien aufrufen. Eigene Routings und Setups sind selbstverständlich speicherbar und können anschließend ebenfalls dort ausgewählt werden. Ist dies erledigt, hat man es bei der weiteren Arbeit mit drei separaten Dialogen zu tun: Dem MIO Console-Dialog, dem Monitor-Controller und dem MIO Mixer. Der MIO Console-Dialog besitzt fünf Reiter über die sich verschiedene Unter-Dialoge aufrufen lassen, so auch den integrierten Mehrspur-Recorder, der es unabhängig von Sequenzern bequem möglich macht, Aufnahmen etwa bei Live-Konzerten anzufertigen. Genial: Der Metric Halo Recorder erzeugt sogar simultan Backup-Dateien, die während der Aufnahme etwa auf externe Laufwerke gespeichert werden können.

Doch zurück zum Console-Dialog. Im ausschließlichen Betrieb mit dem ULN-8 offeriert der Dialog lediglich rudimentäre Funktionen, wie etwa die Einstellung der Samplingrate oder das Anzeigen der anliegenden Ein- und Ausgangspegel. Zum Leben erwacht die Console erst, wenn Metric Halo-Geräte ohne 2D-Option, etwa im kaskadierten Betrieb, angesteuert werden. In den Unter-Dialogen finden sich dann eigene Mixer- und Routing-Dialoge, mit denen diese Geräte ausschließlich angesteuert werden. Mit diesem Konzept demonstriert Metric Halo anschaulich eine vorbildliche Produktpflege.  Die Hauptrolle in der MIO Console Anwendung spielt jedoch der MIO Mixer, über den sich sämtliche relevanten Einstellungen vornehmen lassen und der sich modular nach eigenen Wünschen anpassen und erweitern lässt. Das Bedienkonzept dürfte sich selbst Anfängern schon nach kurzer Zeit erschließen. Jeder Channelstrip kann Signale von mono bis 7.1-Surround führen und lässt sich per Ausklapp-Menü mit den Audio-Interface-Eingängen oder virtuellen Firewire-Kanälen bestücken. Bei Anwahl der analogen Eingänge zeigen sich zusätzliche Optionen zur Wahl der Signalart (Line, Instrument, Mikrofon), zum Aktivieren der Phantomspeisung und ein Trim-Regler zur Einstellung der Vorverstärker. Danach bietet sich die Möglichkeit, auf die anliegenden Signale sogenannte Character zu legen. Dabei handelt es sich um physikalisch modellierte Klangspektren, die den anliegenden Signalen den charakteristischen Sound analoger Hardware aufprägt. Die zehn Insert-Slots zum Einsetzen der Metric Halo Effekte, aber auch von Aux Sends werden von zwei Direct out-Panels umrahmt. Über die darüber erreichbaren Ausklapp-Menüs lassen sich die anliegenden Signale wahlweise mit oder ohne Effekt-Bearbeitung abzweigen und etwa an weitere Channelstrips, physikalische Ausgänge oder per Firewire an die DAW schicken. Wichtig: Die Firewire-Ausgänge sind in den Auswahl-Menüs mit „FW“ gekennzeichnet und die Eingänge mit „DAW“. Der MIO-Mixer ist in der Lage, 16 Firewire-Kanäle an die DAW zu senden und 18 Kanäle von der DAW zu empfangen. Am Ende jedes Channelstrips, der mit den üblichen Bedienelementen ausgestattet ist, findet sich ein weiteres Menü, zum Routen des Channelstrip-Signals auf einen Master-Bus, der im Mixer lediglich am Fehlen eines Menüs zur Auswahl der Eingänge erkennbar ist, aber ansonsten über die gleiche Ausstattung verfügt. Ein Auswahl-Menü am unteren Ende des Bus-Strips erlaubt schließlich das Routing des Signals auf die physikalischen und virtuellen Ausgänge, um es beispielsweise an einen Kopfhörerverstärker und im Fall der Firewire-Ausgänge auf die Aufnahmekanäle im Sequenzer oder den integrierten Recorder zu schicken.

Selbstverständlich lässt sich die Zahl der Channelstrips und Busse im MIO Mixer dynamisch erweitern, was über den Konfigurations-Dialog der Console-Software in Windeseile geschieht. Im oberen Teil des Fensters definieren wir einen neuen Bus und wählen in der unteren Hälfte aus, welche der physikalischen und virtuellen Kanäle gleichzeitig mit erzeugt werden sollen und automatisch auf den soeben definierten Bus geroutet sind. Das nachträgliche Einfügen einzelner Channelstrips und Busse ist auch möglich. In Konsequenz sind mit diesem Konzept schier unendlich viele Routing-Szenarien möglich, das nach wie vor seines Gleichen am Markt sucht. Mehr noch, empfiehlt sich der MIO Mixer als CPU-schonende Alternative zum Mixdown von Produktionen. Der Sequenzer-Mixer kann dabei getrost in den Dornröschen-Schlaf versetzt werden und dient fortan nur noch als virtuelle Patchbay.   Der dritte Einzel-Dialog der Metric Halo-Software offeriert einen virtuellen Monitor-Controller, der für zusätzlichen Bedienkomfort bei der Arbeit sorgt und sich quasi zwischen Mixer und den Interface-Ausgängen einnistet. Über ein Konfigurations-Menü lassen sich die bereits im MIO Mixer erzeugten Busse anwählen und neue Busse hinzufügen. Zusätzlich kann man dort Monitorwege definieren, auf die sich die physikalischen Ausgänge des ULN-8 routen lassen und die beispielsweise mit verschiedenen Abhör-Monitoren oder Kopfhörer-Verstärkern verbunden sind. Die erzeugten Busse und Monitorwege finden sich anschließend in der oberen und unteren Hälfte der Controller-Oberfläche als Schaltflächen wieder. Durch einfachen Klick auf die Buttons ist es dann möglich, Monitor-Mixe für einzelne Instrumentalisten sowohl an die Kopfhörer-Verstärker zu schicken, als auch zwecks Kontrolle in den Control Room aufzuschalten oder auch Subgruppen separat abzuhören und mit dem zentralen Drehregler separat in der Lautstärke zu justieren. Die Möglichkeiten sind, ebenso wie im Mixer, schier grenzenlos. 

Das Arsenal an mitgelieferten Effekt-Plug-ins deckt das übliche Repertoire ab und besteht aus Equalizern, Kompressoren, Limitern und Noise Gates, die über den MIO Strip bei Bedarf auch direkt zusammen kombiniert vorliegen. Darüber hinaus finden sich eine Reihe von Delay und Modulationseffekten und mit dem Halo-Verb sowie dem Transient Controller zwei relativ neue Effekte. Neu sind auch die sogenannten Macro-Plug-ins, die sogar Verstärker- und Lautsprecher-Simulationen offerieren, zumeist nicht editierbar sind und zusätzliche Offerten zu den erwähnten Character-Modellen bieten. Sie sind über das sogenannte Graph-Plug-in erzeugt worden, das sich ebenfalls im Effekte-Auswahl-Menü aufrufen lässt. Der Dialog erlaubt es, eine Vielzahl an unterschiedlichen Modulen einzusetzen und nach allen Regeln der Kunst miteinander zu verknüpfen, um auf diese Weise neue Effekte und Effektketten zu erzeugen. Dieses einzigartige Feature erfordert jedoch ein hohes Maß an Sachkenntnis und richtet sich daher ausschließlich an Experten. Doch auch mit dem enthaltenen Arsenal an Effekten lässt sich schon sehr gut arbeiten. Die obligatorischen Tests im Meßlabor von Professional audio besteht das ULN-8 mit Bestnoten. Mit einem gemessenen Empfindlichkeitsbereich von -93,5 Dezibel bieten die Mikrofonverstärker immense Reserven, die fast schon überdimensioniert sind. Selbst die leisesten Mikrofone dürften mit dieser Auslegung Signale ordentlich einfangen. Die Messung des reinen Vorverstärkerschaltkreises, den wir über die Send-Buchsen abzweigen, liefern mit -94,5 Dezibel sogar noch bessere Werte. Das FFT-Spektrum zeigt einen Noisefloor unterhalb -100 Dezibel, was erstklassig ist. Die beiden Peaks bei etwa 350 und 700 Hertz fallen nicht weiter ins Gewicht. Die Messungen der Störspannungen an den verschiedenen Eingängen liefern ebenfalls exzellente Ergebnisse. Mit 90 und 86,7 dBu für Geräusch- und Fremdspannungsabstand an den Mikrofoneingängen, ist das ULN-8 bestens aufgestellt. Die gleiche Messung an den Line-Eingängen liefert mit 92,8 und 90,2 dBu sogar noch bessere Resultate. Die beiden Instrumenten-Eingänge stehen dem in nichts nach und bieten mit 74,3 und 71,8 dBu ein ebenfalls hervorragendes Ergebnis. Die Gleichtaktunterdrückung zeigt eine Dämpfung unterhalb -75 Dezibel, die lediglich ab 30 Hertz abwärts und fünf Kilohertz aufwärts auf immer noch exzellente -72 Dezibel steigen. THD+N liegt bei den Mikrofon-Eingängen konstant bei 0,006 Prozent. Die gleiche Messung an den Line-Eingängen liefert einen Wert von 0,003 Prozent. In Sachen Wandlerlinearität ist das ULN-8 ebenfalls mustergültig. Erst unterhalb -120 Dezibel zeigen sich erste Ungenauigkeiten im Kurvenverlauf und zeugen von hoher Linearität der Wandler. Zumindest messtechnisch reiht sich das ULN-8 problemlos in der absoluten Spitzenklasse ein.

 

Im obligatorischen Hörtest muss es im Vergleich mit unserer Referenz, dem Lynx Aurora 8 Wandler in Kombination mit dem Lake People Mic-Amp F355, beweisen, ob es klanglich ebenso in diese Klasse gehört. Doch auch diesen Test meistert der Metric Halo Neuling mit Bravour. Beide Systeme geben sich in Sachen Transparenz, Impulsverhalten, Auflösung und Plastizität der Aufnahmen nichts und sind gleichauf. Transienten bildet das ULN-8 präzise ab und insgesamt besticht es durch eine äußerst detaillierte Feindynamik, die selbst minimale Pegeldifferenzen eindrucksvoll einfängt und wiedergibt. Unterschiede zu den Referenzen sind, wenn überhaupt, höchstens im Mikrometerbereich auszumachen. Die minimale Scharte in Sachen Räumlichkeit der Aufnahmen, die wir im Test des Mobile I/O ULN 2 2D Expanded (Test in Heft 5/2008) entdeckt haben, wetzt das ULN-8 problemlos aus, er klingt äußerst dreidimensional und transparent. Alles in allem hat er sich auch klanglich einen Platz in der Spitzenklasse redlich verdient. Mit Hilfe der MIO Console läasst sich der neutrale Klang des ULN-8 gezielt verändern, oder besser gesagt, würzen: Durch Einsatz des Transformator-Characters beispielsweise klingen Gitarren spürbar drahtiger, frischer und knackiger. Bässe erhalten eine geschmackvolle Portion mehr Knurrigkeit bei Einsatz des FET-Modells. Die Valve-Simulationen liefern schließlich Röhrensound at its best. Sicherlich, die Emulationen reichen nicht an den Klang der analogen Originale. Sie bieten aber sehr gut brauchbare Optionen, um Aufnahmen ohne drastischen Eingriff mittels Effekten zu mehr Lebendigkeit und Individualität zu verhelfen. Die Metric Halo Effekt-Algorithmen wissen im Hörtest ebenfalls durchweg zu überzeugen. Sämtliche Plug-ins besitzen einen neutralen Grundsound, die je nach Einstellung der Parameter mal subtil-organisch, das andere Mal kraftvoll und zupackend anliegende Signale nachhaltig verbiegen, ohne dabei negativ klangfärbend aufzufallen. Highlights sind die Kompressoren, die sogar negative Kennlinien erzeugen können und das Potenzial für weit reichendes Sounddesign offerieren. Zusammen mit den Equalizern blicken sie selbst anspruchsvollen Mastering-Aufgaben gelassen entgegen. Überzeugend klingt auch der neu hinzugekommene Transient Controller, mit dem sich primär Schlagzeugsounds präzise auffrischen lassen und für den nötigen Punch sorgen. Geschmackssache sind hingegen das Haloverb und die Chorus- und Flanger-Effekte. Freunden des guten alten Vintage-Sounds werden die Effekte zu sauber und geleckt klingen. Gleiches gilt auch für die ebenfalls neu hinzugekommenen Macro-Plug-ins, die sogar Gitarrenverstärker und -Cabinets emulieren. Auffällig: Diese Effekte sind über das Graph-Plug-in erzeugt worden und zeigen beim Einsetzen in den Slot ein leeres Dialogfenster. Parameter lassen sich nur durch Aufruf der Graph-Oberfläche bewerkstelligen, was je nach Komplexität des Effekts äußerst knifflig gerät. Wer sich nicht daran versucht, muss mit der Statik dieser Effekte auskommen, was letztlich die Einsatzmöglichkeiten einschränkt.  Über Software-Updates sollte es jedoch möglich sein, den Macros künftig auch einstellbare Parameter mitzugeben.

Fazit 

Metric Halo präsentiert mit dem ULN-8 ohne Zweifel ein reinrassiges Highend-Gerät, das in Sachen Klang selbst höchsten Profi-Ansprüchen genügt und Dank der MIO Console Software weit mehr ist als ein bloßer Wandler. Hinter dem Interface-Flaggschiff verbirgt sich vielmehr ein qualitativ hochwertiges Tonstudio, das in mancherlei Hinsicht gestandenen DAWs das Wasser abgraben kann. Das Preis-Leistungsverhältnis geht deshalb mehr als in Ordnung.

Erschienen in Ausgabe 09/2009

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 5200 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut