Future-Drum-Machine

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Die futuristische Drum-Maschine BreakTweaker von BT & iZotope kann neben Sampling und eigener Klangerzeugung mit einem quirligen Stepsequenzer aufwarten. Dazu gesellen sich Edit-Funktionen auf Microebene, die ihres Gleichen suchen sollen. Ob das alles wirklich zukunftweisend ist, zeigt dieser Test.

Von Stefan Feuerhake

Die Auswahl an virtuellen Drum-Instrumenten ist heutzutage schier endlos. Ebenso wächst auch stetig die Anzahl neuer Hardware in diesem Sektor. Da stellt sich natürlich die Frage, ob wir einen weiteren Mitbewerber überhaupt brauchen und vor allem, was kann der neue Kandidat überhaupt. Das Konzept von BreakTweaker stammt vom Amerikanischen Produzenten BT. Dieser trägt die Idee schon seit vielen Jahren mit sich herum, hat sie stetig weiterentwickelt, und schließlich mit iZotope einen Partner gefunden, mit dem er schon einmal beim Effekt Plug-In Stutter-Edit (Test in Ausgabe) erfolgreich zusammen gearbeitet hat. Wer Stutter Edit kennt weis, das man sich auf das Zerschneiden von Sounds auf Microebene freuen kann. Aber auch die weiteren Funktionen von BreakTweaker klingen sehr vielversprechend, so das wir das Plug-In auf Herz und Nieren getestet haben. Was wir dabei alles erlebet haben und wie die Chancen von BreakTweakcer stehen sich am Markt zu behaupten, werden Sie auf den nächsten Seiten erfahren.

 

BreakTweaker ist eine virtuellen Drum-Maschine und in drei verschiedene Bereiche aufgeteilt. Der erste Bereich umfasst einen 6-Track Stepsequenzer. Dieser bietet die Möglichkeit unterschiedliche Abspielgeschwindigkeiten und Taktrastern pro Track einzustellen. Der zweite Bereich ist die Klangerzeugung. Hier kommt BreakTweaker mit drei Sound-Generatoren pro Track, die entweder als Synth oder als Sampler betrieben werden können. Im Synth Modus sorgen eigens entwickelte Wavetable OSCs für den Sound. Obendrauf gibt es als dritten Bereich die Microedit Ebene, mit schier unendlich vielen Möglichkeiten der Detail-Bearbeitung. Mit dem Stepsequenzer können bis zu 24 Pattern erzeugt werden, die über MIDI getriggert werden können. Heißt also, BreakTweaker bietet sich auch zum Liveperformen an. Das Plug-In wird bereits in Basic Version mit einer 2GB großen, sorgfältig ausgesuchten Library ausgeliefert. Zusätzlich sind bereits drei Expansions mit Samplefutter und Sounds, nur mit der internen Klangerzeugung erstellt, erhältlich. Am ehesten erinnert das Konzept an Ultrabeat, die OnBoard Drum-Maschine von Logic, denn auch dort gibt es Stepsequenzer, Sampler und Synth. Wenngleich BT mit einigen neuen, einzigartigen Features aufwartet.

 

Beim ersten öffnen von BT ist der Startbildschirm (Bild 2) zu sehen. Er zeigt wie die einzelnen Tracks und Pattern auf der MIDI-Tastsatur verteilt sind. Von C1-F1 finden sich die Einzelsounds der sechs Tracks, und ab C2 können dann die 24 Pattern angetriggert werden. Nach dem ein Demo-Song, hier Sequenz genannt, geladen ist, kann man sich gleich überzeugen was BT so kann. Insgesamt stehen 70 Sequenzen mit jeweils bis zu 12 Pattern zur Verfügung. Sortiert ist das ganze nach Genere. Es finden sich alle modernen elektronischen Styles wie : Dubstep, Electro, Minimal, Hip Hop und Retro. Da sowohl Samples als auch die Interne Klangerzeugung in den Sequenzen zum Einsatz kommen, ist der Sound extrem vielseitig. Egal ob extrem zerhackten und verwirbelten synthetischen Beats bis zu organisch und akustischen Sounds, BT kann Sie alle. Um den Klang kümmern wir uns später aber noch ausführlicher. Wenden wir uns zunächst aber erstmal der Optik und Bedienbarkeit zu. Die GUI ist gut gelungen. Kleiner Wermutstropfen sind die Farben. Die Hintergründe sind in schwarz gehalten und man findet auch viel dunkelblau, was am Ende dazu geführt hat, das wird die Helligkeit unsers Monitors um 2 Punkte erhöhen mussten, da man bei einigen Arbeitsschritten echt 2mal hingucken musste. Wem das Prinzip Stepsquenzing ein Begriff ist, wird nach kurzer Einarbeitung, prima mit BreakTweaker arbeiten können. Trotz der Parameter Vielfalt hat man sich auf das Wesentliche beschränkt, so das es sich schnell und kreative arbeiten lässt. Ein gute Idee war es, dem Plug-In eine eigene UNDO-Funktion zu verpassen. Sogar mit einer History-Liste, denn beim verbiegen von Sounds vergisst man schnell mal die Zeit und kann sich gar nicht mehr erinnern, wie dieser Sound vor 5min denn noch mal eingestellt war. Neben dem Browser befindet sich das Helbmenü und es gibt eine Möglichkeit das Master-Tempo einzustellen, oder es zu Syncen. Zusätzlich zum Mastergain hat Izotope dem Plug-In einen Intensitiy Poti spendiert. Dieser ist ein OneKnob Kompressor/Limiter und klebt die einzeln Tracks schön zusammen und kann auch für eine kleinen extra boost Loudness benutzt werden.

Jeder Track ist mit 3 Generatoren ausgestattet, die entweder als Sampler oder Synth betrieben werden können. Wenden wir uns zunächst den Samples zu und schallten dazu den Generator in den Sample Mode(Bild 3). Hier gibt es ein kleines Fenster für die Wellenformdarstellung. Sehr schön, das auch an eine Zoom Funktion gedacht wurde. Neben den Einstellmöglichkeite Tonhöhe, Fine und Gain lassen sich vier verschiedene Abspielverhalten für Sample einstellen und ein Loop aktivieren. Die Qualität der 2GB großen, zu weiten Teilen aus Drums bestehenden Sample Library ist sehr gut und deckt eine große Bandbreite ab. Hier finden sich, neben viele elektronischen Drums auch gute akustische Samples. Wer hier allerdings schon komplett fertig bearbeitete Samples ala SampleCD erwartet wird enttäuscht sein. Allerdings lädt das Konzept von BT ja auch zum ausgiebigen Layern von Sample und Synth ein. Einen tiefen Subbass unter ein akustischen BD Sample setzten ist da noch eine der leichten Übungen. Zusätzlich gibt es eine Auswahl an Bässen, Synths, Vocals und Atmospsheren. Aber keine Angst. Wer jetzt gedacht hat, man wäre auf die Internen Sounds angewiesen, kann beruhigt sein. Selbstverständlich kann BT auch externe Samples laden. Da geht ganz einfach per draq & drop oder über einen Browser. Kurzes Fazit : Der Sample-Bereich ist sehr übersichtlich gestaltet und bietet dabei die wichtigsten Parameter zur Sample Bearbeitung. Schauen wir nun mal, was der zweite Sound-Generator zu bieten hat und wechseln in den Synth Mode.

 

Im Synth-Mode(Bild4) betrieben, gibt es zwei Wavetable OSCs pro Generator. Zur Auswahl stehen 157 verschiedene Wellenformen, die in sieben verschiedene Kategorien unterteil sind. Geboten werden alle erdenklichen Standard-Wellen. Hinzu kommt eine große Auswahl Complexerer Typen. Das ganz wird dann noch mit einigen Spezials aus den Kategorien Format und Rhythmik garniert. Pro OSC kann die Tonhöhe in Halbton Schritten, oder sogar Wahlweise in Herz bestimmt werden. Dazu kommt ein Finetune-und ein Gain-Regler. Die beiden OSCs können auf vier verschiedene Arten kombiniert werden; Additive bewirkt das der zweite OSC dazu addiert wird; Ring-Modulation und Amplitute-Modulation sind zwei sich sehr ähnliche Prinzipien; und als viertes kann der FM-Modus aktiviert werden, was OSC 1 zum Carrier und OSC 2 zum Modulator macht. Wie Grundsätzlich bei Wavetable Synthesizer üblich, sind die Wellenformen digital gesampelt. Der Sound ist sehr gut, und extrem vielseitig. Es gibt viele mittige Wellenformen die sich hervorragend zum Erstellen aktueller Leads Richtung Dubstep, Glitch Hop und Ko eignen. Das ist ja schon mal ziemlich beeindruckend und macht BT zu mehr als „nur“ einer Drum-Maschine. Dazu gleich mal ein kleiner Tip: Erstellen sie sich mal mit dem Synth einen Sound, speichern Ihn ab und laden Ihn anschliessend auf alle sechs Tracks. Nun haben Sie die Möglichkeit sechs verschiedene Tonhöhen zu bestimmen und können so kinderleicht Basslines, Lead-Sounds und auch selbst komplexe Melodien und Arpeggios erstellen. Das allein macht schon mal sehr viel Spass und rechtfertigt fast schon allein den Kauf, vor allem wenn später noch das Microediting dazu kommt. Aber das ist längst noch nicht alles was der Wavetable Synth kann. Direkt unter der Wellenform-Anzeige findet sich der Sharp-Regler. Mit diesem Fader kann durch den Wavetable gefahren werden. Durch Phasenverschiebungen wird dabei die Wellenform immer und immer weiter verändert. Bei einer Basic Sinus-Welle z.B. erzeugt das zusätzliche Obertöne, die die Welle voller klingen lassen. Laden sie aber mal die Wellenform Clickastra aus der Kategorie Formant und bewegen Sie dann den Sharp-Regler. Dabei allein entstehen extrem viele unterschiedliche Sounds aus nur einer Welle. Richtig interessant wird es aber noch, wenn Modulationen ins Spiel kommen. Wie alle Parameter in der Oszillatorsektion, kann der Shape-Regler durch LFO oder Hüllkurve moduliert werden. Durch dieses Morphen kommt unglaublich viel Bewegung in den Sound und es entstehen nie gehörte Soundlandschaften, besonders wenn das mit mehreren OSC´s gleichzeitig geschieht. Schlichtweg beeindruckend und durchaus auch in einem Spectrum Analyser schön anzusehen, was da so beim morphen passiert.

Damit das, was am Ende aus dem Generator heraus kommt, nicht zu trocken ist, gibt es pro Genarator die Möglichkeit 2 Distortion Einheiten mit 6 verschiedenen Algoryhtmen zu aktivieren. Diese wurden dem hauseigenen Distortion-Monster Trash2 entnommen, sind also erprobt und ein echte Bereicherung für BT. Pro Einheit stehen zwei Parameter zur Verfügung, und alles ist natürlich modulierbar. Hinzu kommt eine Filter-Sektion mit drei eigens für BT entwickelten Filtertypen Namen New York, Tokyo und Brick Wall. Sie bieten verschiedenen Filter-Typen mit Cutoff und Resonanz. New York und Tokyo sind nach analogen Vorbilder erschaffen und klingen beide hervorragend. Brick Wall ist ein Filter für präzise Cuts, hauptsächlich gedacht, um in den Bässen und Höhen Platz zu schaffen. Dazu gesellt sich ein kleiner Mixer mit Gain & Pan. Zu Schluss darf natürlich die Modulation Einheit nicht fehlen, die vier ADSR Hüllkurven und 4 LFOs zu bieten hat. Besonders ist hier, das sich die LFOs unter den Generatoren verlinken lassen. Das Konzept der LFOs ist ähnlich der Wavetable OSCs. Mit einem Fader unterhalb der Wellenformdarstellung kann die LFO-Welle verändert werden. Halten Sie dabei CMD/CTRL gedrückte um noch feiner zwischen den Wellen zu „morphen“. Dabei entstehen verschiedenste Wellen, von allen bekannten Basics bis zur sehr neuartigen, teilweise sehr musikalischen Formen. Die LFOs sind super und die Effekte klingen alle sehr gut. Kleiner Wermutstropfen; Hall oder Delay sucht man vergebens. 

Nach dem nun für fetten Sound gesorgt ist, wollen wir mal eine paar Pattern erstellen und schalten dazu in den Stepsequenz-Bereich. Auch hier ist alles sehr übersichtlich gestaltet und nach kurzer Zeit flutscht alles wunderbar. Jeder Track kann bis zu 32 Steps lang sein. Das 1/16 Raster kann nicht verändert werden. Durch Maus-klicken werden Steps erzeugt. Im Step lässt sich dann direkt die Veloctiy bestimmen. Sehr simpel und sinnvoll gelöst. Besonders ist hier, das jeder der sechs Tracks eine unterschiedliche Loopgröße haben kann, so das verschiedene Takt-Arten gleichzeitig gespielt werden können. Als zusätzliche Besonderheit kann die Abspielgeschwindigkeit jedes Tracks unabhängig von den Anderen gewählt werden. So kann z.B. die HiHat mal eben halb oder doppelt so schnell abgespielt werden. Es sind sogar Werte von 2/3 oder 3/2 möglich. Mit diesen beiden Möglichkeiten lassen sich synkopische Rhythmen erzeugen. Dadurch entstehen im Handumdrehen Beats, die sich immer und immer wieder verändern. Schon beim ersten ausprobieren, haben wir durch Zufall Grooves erstellt, die einem so in der Pianorolle nie passiert wären. Für besseres Mischen kann jeder einzelne Track auf einen separaten Ausgang geroutet werden und Funktion wie Gain, Pan, Solo und Mute pro Track sind ebenso an Board. Nicht nur für Drums ist der Stepsequenzer zu empfehlen. Uns hat besonders das arbeiten mit tonalen Samples oder dem Wavetable-Synth gefallen.

Ein weiters Highlight haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben. Den Microedit-Bereich. Mit einem Doppelklick auf einen Step im Sequenzer öffnet er sich. Alle Einstellungen die nun vorgenommen werden können sind nur für den gewählten Step. Jeder Step kann in vier verschiedenen Bereichen bearbeitet werden. Im erste Bereich; Type wird die Art des Zerschneidens eingestellt. Wählt man dort Devision, kann man den Step in 2-256 Teile zerschneiden. Alternative können Sie hier auch im Pitch Mode arbeiten. Dabei kann dann die Tonhöhe der einzelnen Schnitte bestimmt werden. Im Time-Mode können Rhythmische Raster gewählt werden und wird Speed eingestellt, kann in Hz die Frequenz der Slices bestimmt werden. Im zweiten Bereich, Slope genannt, können verschiedene Muster auf die Slices gelegt werden. Sie können sich das wie Grooves oder auch Hüllkurven vorstellen, diedie Position und Größe der einzelnen Schnitte bearbeiten. Es stehen über 30 Preset zu Auswahl, darunter einige spezielle Ton/Akkordfolgen wie Major7 oder 1-4-5, die interessant werden, wenn der Pitch-Mode zum Einsatz kommt. Im dritten Bereich, dem Gate, kann die Länge der Slices eingestellt werden. Dazu stehen drei Parameter zur Verfügung. Abgerundet wird das ganz mit einem vierten Bereich in dem Pitch (-12 – +12) pro Step noch einmal extra geregelt werden kann. So kann man in einem Track aus einem Bass-Sample verschiedenste Tonhöhen erzeugen, eine sehr nützliche Funktion. Dazu kommen Fade In und Out und 6 verschiedene Effekte wie verschiedene Filter, Chorus und Aliasing. Die Möglichkeiten die Microedit biete, sind ziemlich umfangreich. Grad brandaktuelle 808 Snare Rolls und typische quirligen HiHat-Läufe wie sie im Trap und vielen weiteren Ami-Produktionen vorkommen, sind kein Problem, und schnell und facettenreich wie nie erstellt wie nie. Es lassen aber auch durch extremen Einstellungen nie gehörte Sounds erzeugen. Und das arbeiten mit tonalen Sounds auf der Micro-Ebene ist sehr kreativ, so das jeder Sounddesigner sein helle Freude damit haben wird.

Fazit
BreakTweaker ist ein richtiges Instrument, und man kann gespannt sein, was die User in Zukunft so aus ihm herraus holen werden. Auf jeden Fall hat BT dem Thema Virtuelle Drum-Maschine einige neue Facetten hinzugefügt. Besonders das bearbeiten von Samples aller Art im Stepsequnezer mit zusätzlicher Microedit Funktion, aber auch die interne Klangerzeugung sind absolut gelungen und machen sehr viel Spass. Des weiteren war layern von Synth und Samples nie so einfach. Ganz klare Empfehlung, auch an alle Sounddesigner die Musik für Film und Werbung produzieren, die Demo zu downloaden und selbst mal ein paar Sounds zu „tweaken“.

Erschienen in Ausgabe 04/2014

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 273 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut