Retro-Sound für moderne Produktionen

Channel-Strips im 19-Zoll Format, die den Sound legendärer Mischpulte offerieren und vom Originalhersteller entwickelt wurden, gibt es nicht häufig. Umso erfreuöicher, dass es jetzt den X-Logic E Signature Channel der britischen Firma SSL gibt. Starten Sie mit uns zu einer Klangreise in vergangene Zeiten. 

Von Georg Berger

Schon seit Jahren bietet der renommierte britische Mischpult-Hersteller SSL (Solid State Logic) unter dem Namen X-Logic eine Reihe von 19-Zoll-Geräten an, die einzelne Komponenten aus ihren Mischpulten in durchweg analoger Technik realisiert und den Highend-Sound dieser Pulte somit flexibler einsetzbar macht.  Außer dem Super Analogue Channel, einem Nachbau auf Basis des modernen XL 9000 K-Pultes, kommt mit dem E Signature Channel jetzt erstmals die 19-Zoll Version eines Kanalzugs auf den Markt, der den Nachbau von Komponenten des schon als legendär zu nennenden E 4000-Mischpults enthält. In den achtziger Jahren prägte das E-Serien Pult so manch einem Nummer eins Hit seinen Stempel auf. Der SSL-Sound ist seitdem zu einer Legende geworden und das nicht nur in Bezug auf den damals so beliebten knalligen Schlagzeug-Sound. Für knapp 4000 Euro enthält der von uns getestete einkanalige E Signature Channel sämtliche wichtigen Komponenten eines Kanalzugs der E-Serie. Problem beim Nachbau: Viele der damals verwendeten analogen integrierten Schaltkreise, wie etwa für den Kompressor, werden nicht mehr hergestellt. Um dieses Problem zu lösen, haben die SSL-Ingenieure diese Chips in aufwändiger Form mit diskreten Schaltungen nachgebildet. Mehr noch, enthält der E Signature Channel einige zusätzliche Features, die in der Art in keinem der E-Serien Pulte anzutreffen ist. Zu den interessantesten zählen zwei unabhängig integrierte Mikrofonvorverstärker, die zum einen eine original nachgebildete Vorstufe mit dem schon damals verbauten Jensen Transformator enthält und zum anderen eine Vorstufe besitzt, die mit einer von SSL genannten und entwickelten Variable Harmonic Drive Schaltung (VHD) aufwartet, die eine gezielte Verstärkung der zweiten und dritten Harmonischen erlaubt. Darüber hinaus sind im Gerät noch zwei unterschiedliche Equalizer-Schaltungen verbaut. Per Tastendruck lässt sich zwischen dem in den ersten Pulten verbauten so genannten Brown-Knob Equalizer und dem erst in Pulten ab 1983 integrierten Black-Knob Equalizer umschalten. Diese Weiterentwicklung wartet mit einem um plus/minus drei Dezibel höheren Gain, sowie einem größeren Einstellbereich der Filtergüte auf (siehe Tabelle).

Last but not least kann für knapp 500 Euro Aufpreis auch noch eine zusätzliche Wandler-Karte in das Gerät integriert werden, die mit Wordclock-Anschlüssen, einem AES/EBU-Ausgang, sowie einem zweiten analogen Eingang aufwartet. Mit dem Listen Mic Kompressor enthält der E Signature Channel schließlich noch ein weiteres einzigartiges Feature, das zwar eigentlich zur Dynamik-Kontrolle des Talkback-Kanals dienen sollte, aber damals eher durch Zufall schließlich auch zur Veredelung von Schlagzeug-Sounds für viele Toningenieure ein probates Mittel darstellte. Ausgerüstet mit diesen Features ist der Nachbau jedoch nicht nur etwas für Nostalgiker und Retro-Fetischisten.

Nach dem Auspacken des Gerätes fällt der erste Blick sofort auf die Kühlrippen an der Rückseite des Gerätes, die markant aus dem soliden Stahlblech-Gehäuse herausragen. Im Test erweist sich dieses Bauteil als unabdingbar, da fast alle Schaltungen des Gerätes im Strom-fressenden Class-A Betrieb arbeiten. Außer einer abnehmbaren Blende zur Aufnahme der erwähnten digitalen Wandler-Karte enthält die Rückseite ansonsten nur noch den Netzgeräte-Anschluss, sowie drei XLR-Anschlüsse für Ein- und Ausgang, sowie für den Sidechain-Eingang. Zwei symmetrische Klinken-Buchsen bieten noch die Möglichkeit Signale mit Line-Pegel entgegenzunehmen, sowie bei Verwendung mehrerer Channel-Strips das Sidechain-Signal durchzuschleifen.

Die Frontplatte des eine Höheneinheit hohen Kanalzugs ist mehr als üppig bestückt mit 23 Drehreglern, 27 Druckschaltern und 48 LEDs, was die Bedienung mitunter doch recht fummelig macht. Dafür vermitteln sämtliche Bedienelemente eine hochwertige Verarbeitung. Besonders positiv fallen die stramm und präzise arbeitenden Druckschalter, sowie die deutliche Mittenrastung der Gain-Regler im Equalizer auf. Jedem Schalter ist ausnahmslos eine Status-LED beigeordnet, was trotz der gedrängten Anordnung der Bedienelemente für eine gute Übersichtlichkeit bei der Arbeit sorgt. Die Frontplatte selbst teilt sich in vier Sektionen auf, die von links nach rechts den Vorverstärker, die Dynamiksektion, gefolgt von der Filter-Sektion, den Equalizer und die Ausgangssektion zeigt. Einen Netzschalter sucht man jedoch vergebens.

Die Eingangssektion wartet mit drei Drehreglern und fünf Schaltern auf. Eingangs-Signale lassen sich in der Phase drehen, die Phantomspeisung und der rückseitige Klinken-Eingang für Line-Signale einschalten. Ein Pad-Schalter sorgt für eine Absenkung des Eingangspegels um 22 Dezibel. Der rote Gain-Regler wirkt auf beide unabhängig voneinander arbeitende Mikrofon-Vorverstärker. Einer der beiden arbeitet ganz konventionell mit der originalen Schaltung des E-Pultes. Der zweite, wahlweise über den On-Taster schaltbare, dient zur Klangformung und verfügt deshalb zusätzlich über den so genannten Drive-Regler. In diesem Modus lässt sich dem Signal eine gezielte Anhebung von K2 und K3 hinzufügen. Ist der Line-Eingang aktiviert, so lässt er sich mit dem rechten grauen Regler einstellen. Der Eingangs-Sektion zugeordnet ist noch der Listen Mic Kompressor, der mit festem Attack und Release aufwartet, über einen Druckschalter aktivierbar ist und lediglich über einen Drehregler zur Einstellung der Intensität verfügt. In der Signalkette fügt er sich direkt hinter den Vorverstärkern ein, aber noch vor der Phasen-Umkehr-Schaltfunktion.

Die übrigen Klang formenden Komponenten folgen zum Großteil dem markanten Konzept von SSL bezüglich Anzahl, Anordnung der Bedienelemente und Einstellmöglichkeiten, die sich beispielsweise auch in den bereits von uns getesteten Software Emulationen SSL 4000 Bundle von Waves, Test in Ausgabe 7/2006, sowie dem DSP-System Duende aus eigenem Hause, Test in Ausgabe 10/2006, zeigen. Die Dynamik-Sektion enthält sowohl einen Kompressor, als auch ein Noise Gate – wahlweise auch als Expander einsetzbar –, die sich jedoch nur gemeinsam aktivieren lassen. Markant ist, dass beide Komponenten über ein festes Attack verfügen, dass sich lediglich mit Hilfe einer schaltbaren Fast Attack-Funktion variieren lässt. Hoch- und Tiefpass-Filter besitzen ein festes Gain und die Möglichkeit der Frequenzwahl. Der vierbandige Equalizer besitzt in den Eckbändern die Möglichkeit zwischen Shelving- und Peak-Charakteristik mit fester Güte zu schalten. Die beiden Mittenbänder sind vollparametrisch ausgelegt. Ebenfalls typisch fällt die Möglichkeit aus, die Komponenten im Signalfluss unterschiedlich anzuordnen und miteinander zu verschalten und selbstverständlich lässt sich die Filter- und Equalizer-Sektion in den Sidechain des Kompressors einschleifen (siehe Tabellen). Über den Key-Schalter lassen sich zudem externe Signale über den rückseitigen Anschluss in den Sidechain des Kompressors einschleifen. Der Link-Schalter erlaubt die Herausführung des Sidechain-Signals über die entsprechende Buchse zur Weitergabe an einen weiteren Xlogic Channel-Strip.

Beim näheren Hinschauen sind jedoch noch einige zusätzliche interessante und eigenständige Features auf der Frontplatte zu entdecken. So enthält der Kompressor zwei Schalter für die Auswahl zwischen Soft- und Hardknee-Charakteristik, sowie zwischen logarithmischer und linearer Arbeitsweise. Ein Umschalten auf linear hat zur Folge, dass der Threshold um sechs Dezibel angehoben wird. Besonderes Feature im Equalizer ist die Möglichkeit der Auswahl zwischen den erwähnten Brown- und Black-Knob Schaltkreisen (siehe Kasten). Darüber hinaus ist jedem Gain-Regler noch einmal ein separater Schalter mit der Aufschrift CT Out beigeordnet, der bei Aktivierung für eine minimale Abschwächung des Gain sorgt.

Die Ausgangs-Sektion enthält einen Gain-Regler zur Kontrolle der Ausgangs-Lautstärke, eine sehr genau anzeigende Sieben-Segment LED-Kette zur Pegel-Anzeige, sowie einen Druckschalter, der wahlweise das Ein- oder Ausgangs-Signal auf die LED-Kette schaltet. In Gesamtheit ist der E Signature Channel damit optimal gerüstet, um unterschiedlichen Anforderungen bei der Veredelung von anliegenden Signalen erfolgreich begegnen zu können. Damit empfiehlt sich der E Signature Channel für Klangschrauber und Soundforscher die Wert auf hohe Flexibilität legen.

Ob dem so ist, zeigt sich schließlich in unserem Praxis- und Hörtest. Die Messungen des Gerätes zuvor in unserem Testlabor ergeben erstklassige Ergebnisse. Die Mikrofon-Verstärker warten mit exzellenten Werten von 92,9 und 90,6 Dezibel für Geräusch- und Fremdspannungsabstand auf. Der Vorverstärker für den Line-Eingang ist sogar noch zwei Dezibel besser. Mit unerwünschten Verzerrungen verhält es sich genauso. Im Schnitt pendelt sich das Klirrspektrum auf hervorragende 0,003 Prozent ein. An der Gleichtaktunterdrückung ist ebenfalls nicht zu rütteln. Im Schnitt ist die Unsymmetriedämpfung mit -87 bis -75 Dezibel im relevanten Bereich hervorragend. Schließlich rundet ein kerzengerader Frequenzgang beim Mikrofon-Eingang, der erst ab 20 Kilohertz aufwärts um etwa zwei Dezibel ansteigt das tadellose Bild ab. Der Frequenzgang des Line-Eingangs ist ebenso erstklassig und zeigt einen minimalen Abfall erst ab 30 Kilohertz aufwärts. Das LED-Meter für Ein- und Ausgangs-Kanal arbeitet präzise. Jede LED steht für eine Erhöhung um fünf Dezibel. Kurz nach dem Aufleuchten der 0 dB-LED liegt auch wirklich ein Pegel von 0 dBu am Ausgang an. Allerdings ist das Pegeln im Bereich etwa zwischen Null bis +4 dBu nicht präzise einstellbar, da die nächste LED erst ab fünf dBu aufleuchtet. Als Hilfsinstrument ist es jedoch gut zu gebrauchen.

Bei der messtechnischen Untersuchung der Drive-Funktion offenbarte der E Signature Channel so manche Überraschung. Ist der VHD-Vorverstärker, aktiviert benötigt er einen deutliches mehr an Verstärkung um auf 0 dBu zu kommen. In dieser Einstellung des Gain-Reglers zeigen sich im schon geringe K2-Verzerrungen, solange der Drive-Regler am linken Anschlag steht. Dreht man ihn nun im Uhrzeigersinn auf, passiert bis zur 12 Uhr-Stellung fast gar nichts, danach wachsen die k2-Verzerrungen urplötzlich an begleitet von einer kräftigen Brise k3-Verzerrungen (siehe Diagramm Seite 79). Somit ist die Beschriftung des Drive-Reglers vertauscht. Bemerkenswert. Steuert man den normalen Mikrofonverstärker mit einem sehr schwachen Mikrofonsignal (- 60 dBu) und dreht den Gain-Regler so weit auf, dass am Ausgang der ersten Verstärkerstufe 0 dBu anliegen, zeigt der SSL geringe Anteile an K2-Verzerrungen. Schaltet man nun auf den VHD-Kollegen um, verschwinden diese Verzerrungen völlig. Das beweist, die Entwickler haben hier ein regelrechtes Instrumentarium an klangformenden Möglichkeiten geschaffen, das komplett durchschaut werden will. Hier heißt die Devise üben, üben, üben …
Nennenswert ist auch, dass der Einsatz sowohl des Listen Mic Kompressors, als auch der gesamten Dynamik-Sektion ein messbares Klirrspektrum als Begleiterscheinung zur Folge hat. Unser Ressortleiter Test und Technik Uli Apel nach Abschluss der Messung: „Egal wo und wie man an dem Gerät Einstellungen vornimmt. Es hat immer eine klangliche Auswirkung.“ Diese Aussage können wir im Hör- und Praxistest schließlich auch bestätigen.

Geprägt durch die Erfahrungen im Umgang mit den zuvor getesteten Software-Simulationen ist die Erwartungshaltung in Bezug auf den musikalischen Eingriff in anliegende Signale schon recht hoch. Beim Test werden wir auch nicht enttäuscht. Als erstes unterziehen wir die Mikrofon-Vorverstärker dem obligatorischen Hörtest. Sprach-, Gesangs- und auch Instrumental-Aufnahmen über den transformator-gekoppelten Vorverstärker ohne Einsatz der weiteren Komponenten sind geprägt von einem eher warmen Klangbild, hervorgerufen durch eine Anhebung im unteren Mittenbereich. Gleichzeitig vermag er aber auch Frequenzen bis hinauf in den Höhenbereich sauber und fein aufzulösen. Im Vergleich zum sehr neutralen Klang des Lake People Mic-Amp F 335, Test in Ausgabe 8/2006, schmeichelt das Xlogic-Gerät durch diese ohrenfällige Mittenbetonung durchaus den Ohren. Dieser Klangcharakter verstärkt sich noch durch Einsatz der VHD-Mikrofon-Vorstufe. Im Vergleich zur originalen Vorstufe erhalten Aufnahmen in neutraler Stellung des Drive-Reglers und bei Verstärkung der zweiten Harmonischen zunächst nur einen leichten zusätzlichen Schub mehr Wärme. Wir müssen deutlich mehr Verstärkung einsetzen, um auf denselben Pegel der Transformator-Vorstufe zu kommen. Erst bei Verstärkung der dritten Harmonischen klingt es merkbar fetter. Aufnahmen erscheinen damit groß und rund mit den als angenehm empfundenen Verzerrungen die an eine Röhren-Sättigung erinnern. Das Verhalten beider Mikrofon-Vorverstärker zielt also eindeutig auf eine Klangfärbung ab.

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Als nächstes widmen wir uns den weiteren Komponenten des Kanalzugs. Allerdings vermissen wir im Verlauf des Tests aussagekräftigere und detaillierte Beschriftungen an einzelnen Reglern wie etwa für die Vorverstärker oder in der gesamten Dynamik-Sektion. Die Reproduktion einmal gemachter Einstellungen wird dadurch erheblich erschwert. Das Notieren von Einstellungen beschränkt sich da nur in wenig professionellen Beschreibungen wie „12-Uhr-Position“. Ansonsten ist es eine wahre Freude mit den Einstellmöglichkeiten Signale auf vielfältige Art mit neuen klanglichen Nuancen anzureichern.

Der Einsatz des Listen Mic Kompressors gerät dabei zu einem Highlight. Dieser eher unscheinbare Regler sorgt bei Betätigung gleichzeitig für eine Beeinflussung der Dynamik und verleiht Signalen auch noch eine zusätzliche prägnante Betonung im oberen Mittenbereich. Am kräftigsten wirkt sich dieser Effekt zwischen der zwölf und ein Uhr Position aus. Gerade perkussive Signale erhalten eine prominente Betonung im Attack. Eine Drumspur, die durch den Kanalzug geführt wird, erklingt mit einem Mal deutlich knalliger, brillanter und erhält den berühmten Punch. Bass- und Snare-Drum schälen sich aus dem Drum-Mix deutlich heraus und drängen in den Vordergrund. Für die Saitenfraktion empfiehlt sich dieser Kompressor in gleicher Art. Funk-Gitarristen dürften mit einer Stratocaster hier ein probates Mittel an die Hand bekommen, um ihrem Sound die nötige Durchsetzungskraft zu verleihen. Aber auch für härteren Rock, bei dem die Verzerrung der Gitarre eher dumpf und matschig erscheint, empfiehlt sich der Einsatz dieser Komponente. Rammstein lässt grüßen. SSL sollte sich überlegen, ob sie diesen Kompressor nicht als Einzelkomponente auf den Markt bringen sollte. Uns ist bislang keine vergleichbare Komponente bekannt die mit einem einzigen Regler eine solch kraftvolle und charakteristische Wirkung erzielt.

Die eigentliche Dynamik-Sektion mit dem Kompressor und Noise Gate erlaubt feinere Eingriffe, die zudem sehr organisch auf Signale einwirken. Es sind schon Extremstellungen nötig um das gefürchtete Pumpen des Kompressors zu erhalten. Gleichzeitig mit der Eingrenzung der Dynamik erhalten Signale noch einmal einen Schub in Richtung Wärme, aber auch Kompaktheit. Vokal- und Instrumental-Aufnahmen erklingen präsenter und profilierter. Damit übt der Kompressor nicht nur Einfluss auf die Dynamik aus, sondern färbt den Klang zusätzlich in angenehmer Weise, wenngleich nicht so drastisch wie der Listen Mic Kompressor. Die Umschaltung zwischen Soft- und Hard-Knee Charakteristik, sowie die Arbeitsweise von logarithmisch auf linear umzustellen, erweitern die Einsatzmöglichkeiten noch einmal. In Hard Knee-Stellung wirkt er ungleich direkter und härter auf Signale ein und verleiht ihnen im Vergleich zu vorher ein wenig mehr Biss im Höhenbereich. Der Wechsel von logarithmisch auf linear empfiehlt sich für Signale, die mit einer eher konstanten Dynamik aufwarten, die eher feine Dynamikänderungen benötigen. In Verbindung mit dem Noise Gate oder dem Expander erreichen wir durch gezielten Einsatz des Range-Reglers beispielsweise das Herausfiltern von Hihats und Hallfahnen aus einem Drum-Mix. Unerwünschte Nebengeräusche in Spielpausen lassen sich sehr fein und gezielt beseitigen. Der Umgang mit diesen Komponenten dürfte auch ungeübten Anwendern schon nach kurzer Zeit Erfolgserlebnisse bescheren.

Der Equalizer überzeugt ebenfalls durch kraftvolle Änderungen des Frequenzspektrums. Bereits durch wenige Bewegungen an den Reglern können wir völlig neue klangliche Aspekte etwa aus einer angeschlossenen Gitarre herausschälen. Wie auch schon bei den Tests der Software-Äquivalente besticht der Equalizer durch musikalische Eingriffe in das Frequenzspektrum. Wem der originale Brown-Knob Equalizer zum Sound-Design zu schmächtig erscheint, erhält durch Betätigung des BLK-Schalters den Black-Knob Equalizer als zusätzliche Option. In diesem Modus besitzt der Equalizer einen zusätzlichen Schub im Gain und die Filtergüte ist breitbandiger ausgefallen. Dies ist vor allem bei den Mittenbändern bemerkbar, die Klängen bei Bedarf noch mehr Biss verleiht beziehungsweise noch wirkungsvoller Frequenzanteile herausfiltert. Doch die Formungsmöglichkeiten des Equalizers sind damit noch nicht am Ende: Die jedem Gain-Regler beigeordnete CT Out-Schaltfunktion sorgt in beiden Equalizer-Schaltungen für eine etwas schwächere Verstärkung und Dämpfung der Bänder. Im Test ist dieser Effekt nicht ganz so deutlich zu bemerken. Wir müssen schon mit spitzen Ohren auf die Veränderungen achten. Signale erhalten dadurch etwas weniger Präsenz beziehungsweise weniger Dämpfung. Wem bei der Klangstellung die Frequenzänderung einzelner Bänder in Extremstellung etwas zu kräftig erscheinen sollte, kann durch diese Funktion gezielt einzelnen Bändern zu dieser Absenkung verhelfen.

Überzeugen die einzelnen Sektionen des E Signature Channels schon durch eine beeindruckende klangliche Bandbreite, so vervielfacht sie sich durch die Möglichkeit per Tastendruck die Bauteile im Signalfluss unterschiedlich anzuordnen. In Kombination mit der Verschaltung von Filter oder Equalizer in den Sidechain der Dynamik-Sektion wandelt sich der Kanalzug dadurch von einem reinen Verstärker mit Klangstellungs-Funktion hin zu einem Universalwerkzeug zur Modellierung von Klang-Skulpturen.

Fazit

Der Nachbau eines Kanalzugs des E 4000-Pultes ist den Ingenieuren von SSL durchweg gelungen. Mit seinem exzellenten und charakteristischen Klang und den reichhaltigen Einstell- und Routing-Möglichkeiten, die sogar noch über die der Vorlage hinausragen, reiht es sich mit Leichtigkeit in der Spitzenklasse ganz oben ein. Wer dieses Werkzeug zur Modellierung von Sound einmal testen kann wird uns beipflichten, dass es jeden Euro wert ist.

Erschienen in Ausgabe 01/2007

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 4079 €
Bewertung: gut
Preis/Leistung: sehr gut