Next Generation

Für viele Ableton-Jünger sind die APC-Controller von Akai mittlerweile unverzichtbare Werkzeuge beim Steuern der Live-DAW, mit denen sie ihre Kreativität enorm steigern können. Jetzt präsentiert Hersteller Akai die zweite Generation seines Flaggschiffs APC40.

Von Sylvie Frei

Nachdem Akai Professional vor fünf Jahren mit der APC-Serie die ersten speziell auf Ableton Live zugeschnittenen Controller auf den Markt gebracht hat, präsentiert der japanische Hersteller nun die heiß ersehnte zweite Generation. Bei der Entwicklung der neuen APC-Serie, zu der das Flaggschiff-Modell APC40 mkII, das Controller-Keyboard APC Key 25 und der Kompakt-Controller APC mini zählen, haben die Akai-Ingenieure die User-Wünsche aus den letzten fünf Jahren berücksichtigt. Ziel der Neuentwicklung: Die neuen Controller sollen Ableton Live noch intuitiver und effizienter steuern.

Wir haben uns das Flaggschiff-Modell APC40 mkII zur Brust genommen und es intensiv mit dem Vorgängergerät APC40 (Test in Professional audio-Ausgabe 1/2010) verglichen. 

Mit einem unverbindlichen Richtpreis von 450 Euro ist der neue Controller zunächst einmal 120 Euro günstiger als das Vorgängermodell. Dafür ist im Lieferumfang nicht nur die Einsteigerversion Lite von Ableton Live, sondern darüber hinaus ein pralles, zusätzliches Softwarepaket enthalten, bestehend aus dem Spectral Synthesizer Twist von SONiVOX, dem virtuell analogen Synthesizer Hybrid 3 von AIR Music Tech sowie den zwei umfangreichen Sample-Librarys Prime Loops und Toolroom Artist Launch Packs – ein Fest Neueinsteiger.
Der APC40 mkII besitzt eine Matrix von 40, also von fünf mal acht farbig hinterleuchteten Tasten zum Starten von Clips in Lives Session-Ansicht, Mixing-Fader zur Lautstärke-Anpassung für acht Spuren plus Masterspur sowie einen A/B-Crossfader zum Überblenden von Tracks. Hinzu kommen diverse Endlosdrehregler – acht davon zum Einstellen der Panning- und Sendeffekt-Einstellungen, weitere acht zur Steuerung von Lives Plug-ins und Geräten. Außerdem sind Bedienelemente für die Spureinstellungen (Solo, Mute, Aufnahmebereitschaft, A/B-Zuweisung), zum Modifizieren des Tempos, der Quantisierung, der Auswahl des Aufnahme-Modus sowie zum Navigieren im Projekt, vorhanden.
Damit hat der APC40 mkII einen ähnlichen Funktionsumfang wie das Vorgängergerät. Einige wichtige Neuerungen und Veränderungen finden sich jedoch im Detail. Dazu zählt vor allem die Optimierung und Neuorganisation der Bedienoberfläche. Außerdem ist der APC40 mkII nicht mehr auf ein separates Netzteil angewiesen, sondern kann direkt über USB-Bus-Power mit Strom versorgt werden. Das macht ihn im Mobileinsatz noch flexibler.
Der APC40 mkII ist Plug-and-Play-fähig und lässt sich ohne vorherige Treiberinstallation direkt an den Computer anschließen. Der Controller ist exakt auf Ableton Live abgestimmt und auch entsprechend beschriftet. Natürlich können auch andere DAWs mit ihm gesteuert werden. Dies erfordert allerdings wie schon beim Vorgänger eine manuelle Zuweisung der Bedienelemente.

Mit der Größe einer aufgeschlagenen Professional audio und einem Gewicht von 1,8 Kilogramm ist der APC40 mkII zwar ein durchaus mächtiger Controller, passt aber noch immer zusammen mit Interface und Laptop in einen großen Rucksack. Der Vorgänger ist mit 2,5 Kilogramm zudem deutlich schwerer. Trotz leichterer Bauweise macht das Gerät einen robusten Eindruck: Alle Bedienelemente – aus Hartgummi und Kunststoff – fühlen sich wertig an und sind sehr gut verarbeitet. Das mattschwarze Gehäuse und die bunt beleuchteten Bedienelemente machen den APC40 mkII zu einem absoluten Hingucker. Die ganze Bedienoberfläche wirkt trotz der insgesamt weit über 100 Bedienelemente wohl gegliedert, aufgeräumt und übersichtlich. Auf der Unterseite des Controllers sorgen sechs kleine Kunststoff-Füße für einen stabilen und rutschfesten Stand auf dem Desktop.

Auf der Hinterseite des Controllers findet sich der USB-Port sowie ein 6,3 mm-Klinkenanschluss für einen optionalen Fußschalter. Die USB-Verbindung zum Computer dient beim neuen APC40 mkII nicht nur zum Transfer von MIDI-Daten, sondern auch als Bus-Power-Stromversorgung.

Da die gesamte Bedienoberfläche noch einmal neu angeordnet wurde, haben sich beim neuen APC40 mkII einige Details verändert. Außerdem sind auch einzelne neue Funktionen hinzugekommen:

Optimierte Clip-Lauch-Matrix
Am auffälligsten ist die Veränderung bei der Tasten-Matrix, welche die Ansicht von Ableton Lives Session-Ansicht repräsentiert. Sie umfasst auch beim neuen APC40 fünf Szenen und acht Tracks. Doch sind die Taster beim Vorgängermodell noch quadratisch, sind sie beim mkII-Modell breite Rechtecke, groß genug, dass der Nutzer sie selbst mit den breitesten „Wurstfingern“ zielsicher trifft. Insgesamt wirkt die Tasten-Matrix durch das neue Tastenformat weniger weitläufig und ist so in der Vertikale leichter überschaubar. Ebenfalls neu: Die 5 x 8 Tasten erstrahlen dank ihrer RGB-Hinterleuchtung exakt in der Farbe, die der Nutzer den Clips in Ableton Live zugewiesen hat. Damit ähnelt die Controller-Matrix dem Software-GUI noch mehr als zuvor – das erleichtert das schnelle Identifizieren des richtigen Clips. Diese Eigenschaft hat der neue APC40 mkII übrigens mit Abletons eigenem Controller/Instrument Push (Test in Ausgabe 8/2013) gemeinsam, für dessen Bau bekanntlich ebenfalls Akai verantwortlich zeichnet. Mit Push möchte der APC40 mkII allerdings nicht in Konkurrenz treten und übernimmt bewusst keine MIDI-Noten-Eingabe und MIDI-Editor-Funktionen. „Vermutlich wird es auch zum APC40 mkII wieder Skripte von Dritten geben, die eine Noteneingabe ermöglichen“, erläuterte inMusic/Akai-Marketing- und PR-Manager Stefan Heinrichs, „allerdings liegt der Fokus des APC40 mkII klar auf der Performance. Während Push in erster Linie als Instrument vermarktet wird, geben wir den Usern mit dem APC40 mkII einen direkten Performance Controller ohne Untermenüs an die Hand.“
Der APC40 bleibt also bei seinen Wurzeln und dient weiterhin ausschließlich als komfortable Fernsteuerung für Lives Session-Ansicht. Auf dieser Ebene bietet der Akai-Controller mehr Funktionen und komfortablere Bedienelemente (Fader, mehr Drehregler) als das vor allem als MIDI-Eingabe-Instrument konzipierte Ableton Push.

Mehrfach begabte Regler
Ebenfalls neu: Während die acht Panning-und Send-Effekt-Drehregler beim Vorgänger-Modell noch eine separate Sektion auf der rechten Seite neben der Tasten-Matrix einnehmen, sind sie beim neuen APC40 mkII an das Kopfende der Matrix gewandert. So ist jedem Track unmittelbar ein Regler beigeordnet – ein Abstrahieren von der einen auf die andere Sektion ist damit nicht mehr notwendig, ein eindeutiges Plus bei der praktischen Abeit. Außerdem lassen sich mit dem neuen APC40 bis zu acht Send-Effekte steuern – beim Vorgänger waren es drei. Ebenfalls neu: Der Nutzer kann den acht Reglern über die MIDI-Zuweisung in Live alternativ eigene Funktionen zuweisen, die er gemeinsam mit der Standardbelegung des Controllers stets griffbereit hat. Daumen hoch für so viel Benutzerfreundlichkeit.

Neuer Temporegler
Zu den obligatorischen Möglichkeiten zur Temporegelung in Live – Nudge- und Tempotap-Funktion – kommt beim neuen APC40 mkII ein in ein bpm-Schritten gerasteter Endlos-Drehregler zum Variieren des Tempos hinzu. So hat der Nutzer deutlich mehr Kontrolle über das absolute Tempo und kann spielend Weiche Übergänge zwischen unterschiedlichen Tempi kreieren.

A/B-Crossfade-Überblendung
Außer den pro Track schaltbaren Solo-, Mute- und Aufnahmebereitschafts-Tasten verfügt die neue APC40-Generation über einen zusätzlichen A/B-Taster. Mit diesem lässt sich definieren, ob sich der jeweilige Track, beziehungsweise die in ihm enthaltenen Clips, auf der A- oder B-Seite des Crossfaders befinden – oder vom Crossfader unbeeinflusst bleiben. Ein Tastendruck definiert den Track als A (hellorange beleuchteter A/B-Taster), ein zweiter Tastendruck als B (rotorange) und ein dritter Tastendruck als unbeeinflussbar (keine Beleuchtung). Das geschieht schnell und unkompliziert, sodass sich neue kreative Überblend-Kombinationen in Windeseile realisieren lassen. Allerdings sind in beiden Orangetöne der Beleuchtung schwer zu unterscheiden – da wären etwas gegensätzlichere Farben sinnvoll gewesen.

Überarbeitete Transportsektion
Die neue Transporttasten-Sektion des APC40 mkII besteht nicht mehr wie beim Vorgängermodell aus der üblichen Kombination aus Play-, Stop- und Rec-Taste. Stattdessen übernimmt die Play-Taste Abspiel- und Stop-Funktion und es kommen die Tasten „Record“ und „Session“ hinzu. Während die Session-Taste das Starten und Stoppen von Clip-Aufnahmen innerhalb der Live Session-Ansicht ermöglicht, startet und stoppt die Record-Taste das Mitschneiden einer Live-Session in der Arrangement-Ansicht. Praktisch: So lassen sich jetzt beide Recording-Varianten mit dem APC40 mkII steuern. Beim Vorgänger lässt sich nur die Clip-Aufnahme fernsteuern. Außerdem findet sich die Transport-Sektion jetzt am Kopfende des Controllers.

Quantisierungs-Einstellungen
Während das Vorgängermodell lediglich das Aus- und Einschalten der globalen Quantisierung zugänglich macht, ist es mit dem APC40 mkII möglich, auch das Quantisierungsraster einzustellen. Zur Auswahl stehen ein, zwei, vier oder acht Takte sowie Viertel-, Achtel- und Sechzehntel-Noten.

MIDI-Overdub gestrichen
Aber es gibt auch eine Funktion, die nicht mehr vom Vorgängermodell übernommen wurde – die Aktion MIDI-Overdub. Sie lässt einem bestehenden MIDI-Clip in Live zusätzliche Noten – beispielsweise eine zweite Stimme – hinzufügen. Da der Controller selbst allerdings nach wie vor (von Herstellerseite aus) keine MIDI-Noten-Eingabe unterstützt, können wir die fehlende Repräsentation dieses Befehls verschmerzen. Sollte ein Nutzer sie dennoch benötigen, ist es jeder Zeit möglich, sie manuell auf eines der derzeit nicht benötigten Bedienelemente zu mappen.

Die Inbetriebnahme des APC40 mkII könnte nicht unkomplizierter nicht sein: Einstecken, Live starten – Controller läuft. Eine vorherige Treiberinstallation ist nicht notwendig. Nicht einmal das Aktivieren des Controllers in den Live-Voreinstellungen ist nötig – das Gerät wird automatisch erkannt und in Betrieb genommen.
Der Großteil der Controller-Oberfläche ist durch die Beschriftungen selbst erklärend, sodass wir eine ganze Menge Funktionen direkt intuitiv ausprobieren können. Weitere Funktionen schlagen wir im etwas übersichtlich geratenen Handbuch nach, da unserer Meinung nach etwas ausführlicher sein dürfte. Bei Unklarheiten empfehlen wir einen Blick in die PDF-Bedienungsanleitung von Ableton Live, die ein ganzes Kapitel über die Nutzung der APC-Controller enthält.
Die Bedienelemente des APC40 mkII fassen sich überwiegend sehr gut an. Die Fader und Drehregler laufen angenehm sämig und machen es leicht, die richtige Einstellung für den jeweiligen Parameter zu justieren. Der Cross-Fader bewegt sich hingegen etwas leichtgängiger, was aber bei schnellen Überblendungen durchaus sinnvoll ist – gut gemacht. Die Tasten der Clip-Launch-Matrix sind, wie schon gesagt, angenehm breit. Sie starten die Wiedergabe zuverlässig, wackeln aber beim Herunterdrücken etwas. Die Clip-Stop-Tasten wiederum sind zum Schutz vor versehentlicher Aktivierung im Gehäuse versenkt. Die bunte Beleuchtung der Bedienelemente – allen voran die orange beleuchteten Strahlenkränze der Drehregler – helfen auch in dunklerer Umgebung, die Orientierung im Projekt und den Überblick über die Einstellungen zu behalten.
Nach etwas Eingewöhnungszeit kommen wir mit dem APC40 mkII wunderbar zurecht, steuern und navigieren souverän selbst durch große Setups. Lediglich die Device-Drehregler zur Kontrolle der Live-Effekt-Plug-ins und -Geräte sind anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Je nach Anordnung der Bedienelemente auf der Plug-in-Oberfläche lässt sich nur durch Ausprobieren ermitteln, welcher Regler nun mit welchem Bedienelement am Controller verknüpft ist. Für die sofortige, korrekte Zuordnung wäre ein Display mit entsprechender Parameter-Anzeige am Controller hilfreich. Ein solches fehlt – dafür gibt es einen Punkt Abzug.
Davon abgesehen hat der APC40 mkII ein nicht zu unterschätzendes Spaß- und Kreativitätspotenzial. Das komfortable Jonglieren mit Clips, Überblendungen, unterschiedlichen Tempi und Effekten macht regelrecht süchtig – Inspiration für neue Projekte und klangliche Wege garantiert.

Insgesamt ist der APC40 mkII für all diejenigen, die überwiegend Clip-basiert auf Lives Session-Ansicht improvisieren, performen, remixen oder aufnehmen und keine Lust mehr auf lästiges Maus-Geschubse haben, rundum zu empfehlen. Ob sich die Neuanschaffung für einen Nutzer des alten APC40 lohnt? Die neue Tasten-Matrix, die A/B-Zuweisungsmöglichkeit, der Tempo-Drehregler, die Umorganisation der Bedienoberfläche sowie die Bus-Power-Stromversorgung dürften für viele Grund genug sein.

Fazit
Die zweite Generation des APC40 kann mit einer praxisgerecht optimierten Benutzeroberfläche, praktischen neuen Steuerdetails und hohem Spaß- und Kreativitätspotenzial rundum überzeugen. Durch die Versorgung über USB-Bus-Power ist der neue Controller auch uneingeschränkt mobil einsetzbar.

Erschienen in Ausgabe 10/2014

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 450 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: gut – sehr gut