Im Banne des Z

Der Zodiac Gold von Antelope Audio ist ein Wandler für Klanggourmets, die er bezaubert und in seinen Bann zu ziehen vermag.

Von Harald Wittig

Hinter dem bulgarischen Hersteller Antelope Audio steht Igor Levine, der in der Pro Audio-Szene auch unter dem Spitznamen „Mr. Clock“ bekannt ist – kein Wunder, denn es waren und sind vor allem Master Clocks eigener Entwicklung, mit denen Levine bekannt wurde. Angefangen hatte Levine als Mitgründer und Entwickler für das inzwischen aufgelöste Unternehmen Aardvark und es war die Master Clock AardSync mit der Levine einen regelrechten Schlager landete. 2005 gründete Mr. Clock Antelope Audio  und entwickelte die Master Clocks der Isochrome-Reihe mit der er sich endgültig als Experte in Sachen digitaler Synchronisationstechnik etablierte. Das Spitzenmodell der Isochrome-Reihe, die rund 5.700 Euro teure 10M Rubidium Atomic Clock kam  unter anderem zum Einsatz, um den Ton des erfolgreichsten Films aller Zeiten, Avatar, zu mastern.  Seit Kurzem bietet Antelope Audio auch Wandler an, wie beispielsweise den High End-Converter Eclipse 384, den wir – die Stammleser wissen es –, schon seit einigen Monaten testen wollen. Allerdings ist der sechseinhalb Tausend Euro teure Wandler-Bolide dermaßen begehrt, dass der Hersteller kaum die Nachfrage befriedigen, geschweige denn Testgeräte liefern kann. Fanden wir zunächst auch schade, dann entdeckten wir allerdings mit der Zodiac-Reihe eine hochinteressante und absolut testenswerte Serie von DA-Wandlern.  

Zum Test haben wir das Spitzenmodell, den Zodiac Gold ausgesucht, der als zweikanaliger Digital-Analog-Wandler sowohl für den Mastering-Profi, als auch für den klangqualitätsbewussten HiFi-Enthusiasten konzipiert ist. Der Zodiac Gold kostet rund 3.000 Euro, ist damit fast doppelt so teuer wie der „einfache“ Zodiac, der bereits für etwa 1.600 Euro zu haben ist, und kostet noch immer 600 Euro mehr als der Zodiac+, bietet dafür aber einige, außergewöhnliche Schmankerln, die ihn nicht nur über seine Brüder, sondern auch  über manche Mitbewerber emporragen lassen. Für kompromisslose High Ender hat Antilope Audio noch ein auf die Zodiacs abgestimmtes Netzteil mit dem sinnigen Namen Voltikus für satte 895 Euro im Angebot. Wobei dieser hohe Preis in der Praxis nur im Falle des Zodiac relevant ist, denn sowohl Zodiac+ als auch Zodiac Gold gibt es als kostengünstigere Bundles mit dem Voltikus für knapp 3.000 beziehungsweise 3.600 Euro. Wir haben den Zodiac Gold selbstverständlich im Verbund mit Voltikus getestet, damit Sie wissen, ob sich der Mehrpreis lohnt.  Der Zodiac Gold wäre kein Gerät von Antelope Audio, würden sich die Entwickler nicht auf die eigene Expertise in Sachen Clock-Technologie verlassen. Folgerichtig kommen in allen drei Zodiacs auch spezielle Techniken zum Einsatz, die sich bereits in den Isochrome-Geräten bewährt haben. Markenzeichen der Master Clocks der Bulgaren sind die „thermisch kontrollierten“ Quartz-Oszillatoren. In sämtlichen Antelope-Geräten arbeiten die Oszillatoren in eigenen, temperaturgeregelten Gehäusen mit einer konstanten Temperatur, was nach Überzeugung des Entwickler-Teams um Igor Levine ein „Maximum an klanglichen Details, Dynamik und Stereobreite des Audio-Signals“ gewährleiste. Hinzu kommt die sogenannte 64-Bit A(coustic)F(ocused)C(locking)-Technology, bei der – Nomen est Omen – 64-Bit-Algorithmen für eine hochpräzise Taktung mit effektivem Jitter-Management sorgen. Auch dies sei eine entscheidende Komponente für bestmögliche Audio-Qualität durch Clocking. Sehr viel tiefer lässt sich der Hersteller aber nicht in die Karten sehen, weswegen wir uns sogleich mit der weiteren Ausstattung der Zodiac-Wandler im Allgemeinen und dem Testkandidaten im Besonderen befassen.  Während sich der Basis-Zodiac auf S/PDIF-Eingänge – optisch und koaxial –  und eine USB-Schnittstelle, die dank der Antelope Custom-USB-Chips Abtastraten bis 192kHz unterstützt, sind Zodiac+ und Zodiac Gold zusätzlich noch mit professionellen AES/EBU- sowie Word Clock-Ein- und Ausgängen ausgestattet.

An den Digital-Ausgängen liegt jeweils das Eingangssignal nach dem internen Re-Clocking und De-Jittering an, es gibt symmetrische XLR-Ausgänge mit eigenen, sehr präzisen Trim-Potis, einen Mono- und einen Mute-Schalter und sogar symmetrische Analog-Eingänge. Klar, diese beiden Geräte sind für Tonschaffende, namentlich Mastering-Profis konzipiert worden. Wobei der Goldene noch zwei draufsetzt: Im Unterschied zu den Geschwistern unterstützt Zodiac Gold über USB Abtastraten bis maximal 384 Kilohertz und hat eine manuelle Impedanzanpassung des eingebauten Kopfhörerverstärkers an niedrig- beziehungsweise hochohmige Kopfhörer. Hinzu kommt statt der Regelung mittels eines Potentiometers eine  relaisgesteuerte Lautstärkeregelung und als kleines Zückerchen gibt es noch eine Infrarotfernbedienung mit robustem Aluminiumgehäuse oben drauf.  Apropos Aluminiumgehäuse: Das elektronische Innenleben  des Zodiac Gold wird, wie auch das seiner Brüder, von einem robusten Gehäuse aus gebürstetem Aluminium wohl behütet. Schwarz ist die Gehäusefarbe des Testmodells, alternativ hat der Hersteller noch Silber und Gold im Angebot. Die Verarbeitung – das gilt auch für den großen Drehgeber für die Ausgangs-Lautstärke, das kleine Poti für den Kopfhörerpegel, die Power-, Source-, Mono- und Mute-Schalter sowie die Anschlussbuchsen – ist ausgezeichnet. Überzeugend ist  die aufgeräumte und klar strukturierte Frontplatte. Die Anzeigenelemente, unter anderem das Multifunktions-Display über dem Volumenregler und die drei Status-LEDs, informieren knapp, dabei hinreichend und sachlich über Lock-Status der ausgewählten Digital-Quelle, die gegebenenfalls aktivierte Monofunktion sowie  das Anliegen eines externen Wordclock-Signals. Gut gefällt uns, dass gleich zwei Kopfhörer parallel am Zodiac betreibbar sind, schön auch, dass der Ausgangspegel des Kopfhörerverstärkers unabhängig vom Main Out regelbar ist. Der Mute-Schalter besorgt grundsätzlich lediglich ein Stummschalten der Line-Ausgänge, kann optional aber auch die Kopfhörerausgänge stummschalten.

Wir empfehlen nachhaltig, diese Software zur Steuerung des Zodiac Gold zu verwenden, da nicht nur die Pegel-/Impedanzanpassung des Kopfhörerverstärkers mit den zwei Modi „HP1“ (Werkseinstellung, 120 Ohm) und „HP2“ (O Ohm) leichter von der Hand geht. Vor allem ist der USB-Moduswechsel sehr viel einfacher: Wie bereits erwähnt, bietet der Zodiac Gold einen speziellen USB High-Speed Modus mit einem Datendurchsatz von 480 Mbits/s für Samplingraten bis maximal 384 Kilohertz. Allerdings kommen nur Apple-Freunde und Linux-User in den Genuss dieses Spitzenwertes, da allein diese beiden Betriebssysteme USB Audio Class 2.0 unterstützen. Windows-Anwender sind auf 192 Kilohertz beschränkt. Jedenfalls funktioniert die USB-Schnittstelle ohne Treiber-Installation.   Werfen wir einen raschen Blick ins Geräteinnere: Die analogen und digitalen Schaltungsbereiche sind, um größtmögliche Störfestigkeit zu gewährleisten, jeweils auf eigenen, voneinander getrennten Platinen angeordnet. Neben den schon beschriebenen Antelope-Spezialitäten zur bestmöglichen Taktung, finden sich auf dem Digital-Board auch der USB-Chip und der Burr Brown 1792-Wandlerchip. Auf dem Analog-Board wiederum die analogen Ausgangsstufen nebst analoger Lautstärkeregelung sowie der recht üppig dimensionierte Kopfhörerverstärker. Konsequenterweise haben beide Platinen auch eine getrennte Stromversorgung, die standardmäßig über ein mitgeliefertes externes Schaltnetzteil erfolgt. Zum Lieferumfang des Gold-Bundles gehört wie eingangs schon erwähnt das massive Voltikus-Netzteil: Dabei handelt es sich um eine reichlich aufwändige Konstruktion mit großem Ringkern-Trafo und dreifacher Stabilisierung, die Elektronik ist selbstredend in einem vergleichbaren Aluminiumgehäuse untergebracht, ein verriegelbares DC-Kabel  gewährleistet die sichere Verbindung zwischen Zodiac und Voltikus. Der Wechsel zwischen dem einfachen Schaltnetzteil und dem Voltikus macht sich messtechnisch – bei ansonsten herausragend guten Messwerten – übrigens kaum bemerkbar. Ob sich die Anschaffung von Voltikus klanglich auszahlt? Das klären wir sogleich im nächsten Abschnitt.

Zunächst hören wir über ein MacBook Pro im UH2-USB Audio Class 2.0-Modus verschiedenes Programmmaterial von akustischem Jazz bis Klassik, darunter selbstverständlich   auch Eigenes, wobei der Zodiac Gold über das Schaltnetzteil mit Strom versorgt wird. Bereits nach den ersten Takten der nach wie vor fantastische „Living Stereo“- Aufnahme des Zweiten Klavierkonzerts von Rachmaninoffs in der Interpretation von Van Cliburn zieht uns der Wandler in seinen Bann. Denn dass ein feinauflösender, detailverliebter DA-Wandler eine erstklassige Diplom-Übersetzung der digitalen Audio-Daten an das ADAM S3X-H-Paar liefert, steht für uns schon nach so kurzer Hörzeit außer Frage. Es ist neben einer hochpräzisen Darstellung feinster Details vor allem der enorme Zugewinn an Rauminformationen – gleich ob einem Halleffekt oder einem Naturraum geschuldet – den wir in dieser Form nur von Wandlern der Spitzenkasse kennen. Es ist wirklich so: Der Zodiac Gold reicht dem Hörer ein wahres Füllhorn an Informationen, das keineswegs überfordert, sondern im Gegenteil das Hören zu einem echten Vergnügen macht. Das gilt auch für das Arbeiten an eigenen Projekten, denn bei einer solchen Wiedergabepräzision bedarf es keiner Anstrengung, um subtilste Wirkungen von Effekten zu erhören, das Auffinden von winzig kleinen Störgeräuschen ist überhaupt kein Problem. Allerdings sollte die Wiedergabekette auch wirklich aus besten Materialien geschmiedet sein: Über miserable, stark verfärbende Lautsprecher, noch dazu in  akustisch suboptimaler Umgebung zu hören, wäre ebenso unsinnig wie das Fotografieren mit der Kombination Billigobjektiv und hochauflösender Profi-Kamera. Mit dem Edel-Netzteil Voltikus kann der Zodiac interessanterweise klanglich noch ein Schippchen drauflegen: Alles erklingt noch ein Quäntchen gelassener und ein Spürchen klarer, ohne dass es sich letztlich um Riesenunterschiede handeln würde. Dennoch: Im Bundle hält uns der Zodiac noch fester in seinem Bann, weswegen wir, auch wenn insoweit sicherlich auch die Hörpsychologie hereinspielt, auf Voltikus nicht mehr verzichten möchten. Wir wollen aber auch wissen, wie sich der Bulgare im direkten Vergleich  mit dem neuen Klassenprimus, dem Mytek Digital Stereo 192-DSD DAC schlägt. Die beiden Wandler spielen durchaus auf demselben hohen Niveau, es gibt allerdings – das ist bei Audio-Geräten nicht verwunderlich – gewisse Unterschiede. Hohe Präzision und Signaltreue ist beiden Geräten zu attestieren, der Mytek klingt jedoch eine Spur neutraler und sachlicher, während der Zodiac eine leichte Tendenz zum Schönen hat – ohne aber zu Verfärben. Die Aufnahmen von akustischen Instrumenten klingen durchweg einer Spur runder und gefälliger, was ganz strenggenommen nicht immer ein exaktes Abbild der realen Aufnahmebedingungen ist. Aufnahmen mit sehr präsenten Mikrofonen werden damit keineswegs schöner oder runder. Das wäre unzulässige Schönfärberei. Es handelt sich eher um eine ganz feine Glättung, die richtig guten Aufnahmen bestens zu Gesicht steht. Ein audiophiler Wandler ist der Zodiac damit in jedem Fall. Er ist grundsätzlich nicht besser oder schlechter als der Mytek, sondern hat seinen eigenen, vornehmen Klang. Lediglich in puncto Dynamik liegt der Mytek vorne, wobei auch in dieser Disziplin der Abstand klein. Dafür punktet der Zodiac Gold mit seinem Kopfhörerverstärker der tatsächlich auf dem Niveau von Oberklasse-HPAs spielt – alle Achtung.

Fazit

Mit dem Zodiac Gold haben die Master Clock-Spezialisten Antelope einen teuren, aber preiswerten DA-Wandler der Spitzenklasse geschaffen, der sich wegen seiner hochpräzisen, vor allem in puncto Feinauflösung und Raumabbildung ohne Weiteres für Mastering-Profis und anspruchsvolle Musikhörer gleichermaßen empfiehlt.  

Erschienen in Ausgabe 05/2012

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 3595 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: gut