DSD-Einstiegs-Droge
Korg schickt sich mit dem DS-DAC-100 an, den Markt der DA-Wandler aufzumischen und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Ein Verkaufspreis deutlich unterhalb der 1.000-Euro-Marke und DSD-Funktionalität lassen aufhorchen. Ob das Gleiche auch für den Klang gilt?
Von Georg Berger
Ganz gleich ob HiFi oder Pro-Audio, DA-Wandler stehen nach wie vor hoch im Kurs. Das dürfte wohl auch der japanische Hersteller Korg erkannt haben, denn mit den Modellen DS-DAC-100 – unserem Testkandidaten – und der Mobil-Variante DS-DAC-100m will er in diesem immer noch vitalen Markt-Segment künftig ein Wörtchen mitreden. Dabei geht Korg auch sogleich in die Offensive und wirbt mit einem Verkaufspreis von rund 600 Euro sowie der Möglichkeit, nicht nur verschiedene PCM-Formate in allen gebräuchlichen Abtastraten bis 192 Kilohertz sondern auch DSD-Files zu wandeln, wahlweise mit 2,8 oder 5,6 Megahertz Auflösung. Noch besser: PCM-Datenformate lassen sich überdies in Echtzeit in DSD konvertieren und exportieren und umgekehrt. Damit dies funktioniert, ist das Installieren eines dezidierten ASIO-Treibers – auf dem Mac geht dies gewohnt via Core Audio – sowie der AudioGate-Anwendung erforderlich. it dieser Ausstattung bewegt sich der Korg-Wandler im gleichen Fahrwasser wie der rund zweieinhalb Mal teurere Mytek Stereo192-DSD-DAC (Test in Heft 3/2012). Allerdings findet sich mit dem HP-A3 von Fostex auch eine rund 200 Euro günstigere Alternative am Markt, jedoch ohne DSD-Fähigkeit (Test in Heft 11/2011).
Das D(irect) S(tream) D(igital)-Format, das zumeist mit der Super-Audio-CD (SACD) in Verbindung gebracht wird, wurde seinerzeit als die Weiterentwicklung des CD-Formats gepriesen. Doch nach einer Zeit, in der der Absatz von SACDs bei weitem nicht die Erwartungen erfüllte, wurde das Format – vielleicht etwas vorschnell – für tot erklärt. Dank diverser Download-Portale, die Musik in den unterschiedlichsten HD-Formaten offerieren und nicht zuletzt auch aufgrund entsprechender Highend-Player-Software, als Beispiel sei der Audirvana Plus-Player genannt, feiert DSD eine Renaissance. Totgeglaubte leben eben doch länger, schaut man etwa auch ans andere Ende der Signalkette, wo beispielsweise Tascam mit dem Modell DA-3000 seit kurzem einen DSD-fähigen Masterrecorder offeriert (Test in Heft 6/2014). Außerdem hatte auch Korg in der Vergangenheit die DSD-Fahne in Form diverser 1-Bit-Recorder stets hochgehalten und tut dies aktuell immer noch mit dem Modell MR2. Der DS-DAC-100 schließt innerhalb des Korg-Produkt-Portfolios jetzt also den Kreis als flexibles DSD-Frontend rund ums Abhören und Wandeln digitaler Audio-Formate.
Äußerlich schielt der DS-DAC-100 unverhohlen in Richtung HiFi. Das bauchige, ovale Gehäuse aus schwarz eloxiertem Aluminium, das auf drei Messing-Dornen ruht, erinnert entfernt an den Körper eines Manta-Rochens und noch entfernter an die Alien-Untertassen aus Roland Emmerichs „Independence Day“. Das sieht nicht nur schick aus, sondern macht sowohl im Studio, als auch in so manchem HiFi-Setup ordentlich was her. Ganz im HiFi-Schick legt Korg dem Wandler auch gleich noch drei etwa 20-Cent große Messing-Pucks bei, in dessen Vertiefungen die Spikes passen und die Oberfläche des Aufstellorts vor Verkratzen schützen. Die Ausstattung der schwarzen Wandler-Flunder ist binnen weniger Augenblicke erfasst. Die Front ziert ein großer Drehregler hinter dem ein Alps-Poti werkelt und der ausschließlich zum Regulieren der Kopfhörer-Lautstärke dient. Die entsprechende Buchse ist links daneben integriert. Ansonsten zieren eine Reihe von Status-LEDs die Vorderseite, die Auskunft über die anliegende Samplingrate geben.
Ebenso spartanisch gibt sich auch die Rückseite: Außer der USB-Buchse finden sich dort je ein Pärchen Cinch- und XLR-Analog-Ausgänge zum Einbinden in eine Stereo-Anlage oder zum Verbinden mit aktiven Studio-Monitoren. Beide Ausgänge geben Signale mit ihren üblichen Standard-Pegeln (Cinch: -10dBv; XLR: +4 dBu) aus. Dadurch, dass keine Lautstärke-Regelung für diese Ausgänge existiert, empfiehlt sich im Studio in jedem Fall der Einsatz eines Monitoring-Controllers. Digitale Eingänge sowie einen Netzgeräte-Anschluss suchen wir indes vergebens. Der DS-DAC-100 erhält Audiodaten und Strom folglich ausschließlich über die USB-Buchse, was letztlich konsequent zu Ende gedacht ist. Denn erst im Zusammenspiel mit einem Rechner und der darauf installierten AudioGate-Software erwacht der Wandler und vor allem der zentrale Baustein, der Cirrus Logic CS4398 Wandlerchip, erst richtig zum Leben.
Zwar lässt sich der DS-DAC-100 nach erfolgter Treiberinstallation auch ohne AudioGate hervorragend als Ausgabe-Gerät für DAWs einsetzen – ein dezidiertes Control Panel in Windows erlaubt das Einstellen von Samplingrate, Sample- und Streaming-Buffer. Mac-Anwender haben dieses Control Panel nicht, weshalb sie diese Einstellungen über die AudioGate-Anwendung vornehmen müssen. Allerdings beschränkt sich die Wandlungsfähigkeit ausschließlich auf PCM-Formate bis 192 Kilohertz. Um PCM-Formate in Echtzeit in DSD wandeln oder DSD-Files abspielen zu können, ist in jedem Fall der Einsatz der kostenlosen AudioGate-Software erforderlich. Die übernimmt dann im Hintergrund mithilfe der entsprechenden Algorithmen im Zusammenspiel mit der Rechner-CPU die erforderlichen Umrechnungen und speichert sie auch auf der Festplatte. Genial wäre eine Möglichkeit, etwa in Form eines Plug-insdas in die DAW insertiert wird, um Mixe direkt in DSD zu konvertieren und abhören zu können.
Die AudioGate-Software als solche ist zwar nicht neu. Sie liegt seit Anbeginn jedem 1Bit-Recorder von Korg als Konvertierungstool bei. Neu in Version 3 ist jetzt eine umfassende Player-Funktionalität mit Playlisten, CD-Abspielfähigkeit, einem Browser zum Verwalten der Musik-Dateien und zum Auslesen und Eingeben von Meta-Daten (Album, Künstler, Songtitel). Im Test entpuppt sich der Player recht schnell als Allesfresser und macht auch nicht vor dem bei Highendern beliebten, weil verlustfreiem FLAC-Format Halt. Im Zuge dieser Erweiterung hat das GUI ein Redesign erhalten und teilt sich per Button jetzt in zwei Dialoge auf: Den Player und den Editor. In letztgenanntem finden sich die schon bekannten Funktionen und Möglichkeiten der Vorversionen. Files lassen sich unter anderem konvertieren, trimmen, mit Fades versehen, die Stereo-Balance ist einstellbar und ein Export- und Brennen-Dialog erlaubt das Speichern der Daten auf CD, DVD oder Festplatte. Sehr schick: Außer einem nüchtern-kühlen blau lässt sich der Hintergrund der Anwendung mit einer Reihe von mitgelieferten Bildern aufhübschen. Das Auge hört schließlich mit.
Das Konvertieren in Echtzeit geschieht in beiden Teil-Dialogen denkbar einfach: Durch Druck auf den Sampleraten-Button öffnet sich ein Popup-Dialog, in dem sich unter anderem die gewünschte Samplingrate einstellen lässt. Das wars auch schon. Im Test geht dies beim Starten des Files mit einer kleinen Ruhepause einher, was nicht großartig wundert, denn es gilt eine Menge an Operationen durchzuführen. Je nach Sample- und Streaming-Buffer können das zwischen 12 bis rund 50 Millisekunden sein, was den Musikgenuss aber nur unwesentlich beeinträchtigt.
Im Hörtest geben wir dem DS-DAC-100 diverse Audio-Formate von MP3 bis hin zu Wave-Dateien mit 24 Bit und 192 Kilohertz sowie eine Reihe von CDs zu füttern, wobei wir die Original-Auflösung mit den in DSD konvertierten Pendants vergleichen. Am deutlichsten treten die Unterschiede bei den MP3s zu Tage. Auf eigentümliche Weise klingen die in DSD gewandelten Files weniger nervig und das Hören desselben Stücks wirkt angenehmer und auch aufgeräumter, so als ob ein hauchzarter Grauschleier von den Aufnahmen weggezogen wurde. In Konsequenz klingen die so umgewandelten Files gelassener und längeres Hören oder Hören bei hohen Lautstärken gerät dadurch weniger anstrengend. Bei den Wav-Files ist dieser Effekt jedoch höchstens nur noch in homöopathischen Dosen (44,1 kHz/16 Bit) beziehungsweise gar nicht mehr auszumachen (96 kHz/24 Bit) ((Bitte Rücksprache)). Es lässt sich natürlich über die Sinnhaftigkeit des DSD-Formats, nicht zuletzt nach diesem Hörvergleich, trefflich streiten. Festzuhalten bleibt jedoch, dass sich unseres Wissens nach bislang keine günstigere Kombination aus DA-Wandler und Player-Software am Markt findet, die diese Möglichkeit besitzt.
Abseits dessen gibt der Korg DS-DAC-100 im weiteren Verlauf des Hörtests eine überzeugende Vorstellung. Der Wandler klingt transparent, offen und glasklar. Die Auflösung ist akkurat und präzise, was wir bei unseren selbst angefertigten Aufnahmen am besten nachvollziehen können. Dem RME Fireface 400 kann er da in jedem Falle das Wasser reichen. Auch der integrierte Kopfhörer-Verstärker erledigt seine Arbeit vorzüglich. Doch im Vergleich zu unserem Mytek-Wandler und zu ausgewiesenen Kopfhörer-Spezialisten wie dem Violectric HPA V200 findet der Korg-Wandler schließlich seine Meister. Beide Geräte sind in Sachen Dynamik, Feinzeichnung, Signaltreue und Plastizität doch nochmals merkbar besser aufgestellt, was bei den höheren Preisen auch erwartet werden darf Insgesamt offeriert der DS-DAC-100 für den geforderten Preis eine durch und durch überzeugende klangliche Vorstellung, die sich teurer anhört, als sie letztlich ist.
Fazit
Mit dem DS-DAC-100 plus kostenlosem AudioGate-Player präsentiert Korg den bislang kostengünstigsten Einstieg in die hochaufgelöste DSD-Welt. Das Gesamtpaket dürfte, nicht zuletzt aufgrund des schicken Äußeren, in erster Linie zwar HiFi-Einsteiger ansprechen. Doch auch fürs Studio kann der DS-DAC-100 von Vorteil sein und zwar für diejenigen, die bislang keine Möglichkeit zum Handling mit DSD-Files hatten. Für den geforderten Preis liefert der DS-DAC-100 zudem eine sehr überzeugende klangliche Vorstellung ab.
Erschienen in Ausgabe 10/2014
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 594 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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