Geschlossenes Klangwunder

Nach vier Jahren Entwicklungszeit gibt es den Dan Clark Audio STEALTH seit ein paar Monaten auch im Handel zu kaufen. Autor Stefan Hofmann hat sich den alles andere als kostengünstigen geschlossenen Kopfhörer genauer angesehen.

Von Stefan Hofmann

Vor über zehn Jahren gründete der Kopfhörerexperte Dan Clark die Firma MrSpeakers, die 2019 in Dan Clark Audio umbenannt wurde. Bereits seit 2008 machte sich der Ingenieur mit der Modifizierung und Verbesserung von Kopfhörern einen Namen. Dan Clark konzentrierte sich besonders auf eine Frage: Wie können geschlossene Kopfhörer „offener“ klingen, ohne an Isolationsleistung einzubüßen?

Mittlerweile gibt es diverse Kopfhörermodelle des Herstellers zu kaufen. Zudem hält Dan Clark Audio sechs Patente für Technologien und Designs. Ich habe mir mit dem Dan Clark Audio STEALTH den derzeit teuersten Kopfhörer von Dan Clark Audio leihweise nachhause geholt.

Das Design des STEALTH orientiert sich - wie der Name schon sagt - an Tarnkappenflugzeugen.

Das Design des STEALTH orientiert sich – wie der Name schon sagt – an Tarnkappenflugzeugen.

 

Erster Eindruck und Lieferumfang

Schon das Auspacken des Dan Clark Audio STEALTH ist ein echtes Erlebnis. So kommt der edle Kopfhörer in einer mit veganem Kunstleder überzogenen Box daher. In der Box befindet sich ein stabiles und kompaktes Transportcase aus Kunststoff, das wiederum den Dan Clark Audio STEALTH beherbergt. Hier findet auch das 1,80 m lange und mit schwarzem Stoffgewebe ummantelte VIVO-Kabel seinen Platz. Dieses überzeugt durch seine hervorragende Verarbeitungsqualität. Käufer können während des Bestellvorgangs aus vielen verschiedenen Steckervarianten des Kabels wählen. Ich hatte für unseren Test ein Kabel, das am Ende mit einem 4-Pol-XLR-Anschluss bestückt war.

Bauweise und Verarbeitungsqualität

Der Dan Clark Audio STEALTH kommt als geschlossener Kopfhörer daher. Verbaut wurden die brandneuen magnetostatischen Planar-Treiber der 4. Generation, welche die patentierte v-Planar-Technologie nutzen und über eine 20 Prozent größere Membranfläche als der E2-Treiber verfügen. Besonders die Tieftonwiedergabe profitiert. Zudem zeigen sich die Planartreiber mit niedrigen Verzerrungen über den gesamten Höhenbereich.

Auch das sogenannte AMTS (Acoustic Metamaterial Tuning System) findet in diesem ganz besonderen Kopfhörer seinen Platz. Kopfhörer sind hochfrequenten Wellen ausgesetzt, die Höhen hart, ermüdend und synthetisch klingen lassen können. Bei AMTS handelt es sich um ein patentiertes Inline-Material, das zwischen dem Schallwandler und dem Ohr platziert wird. Es integriert Wellenleiter, Diffusionskontrolle, Viertelwellen- und Helmholz-Resonatoren in einer kompakten Bauweise. Die Diffusionskontrolle reduziert die Bildung stehender Wellen, während die Resonatoren sowohl als Präzisions- als auch als Breitbandfilter fungieren, um den Frequenzgang von den Mitten bis zu den höchsten Frequenzen zu glätten. So werden hohe Frequenzen erfrischend sanft, präzise und detailliert wiedergegeben.

Der Kopfbügel wurde beim Dan Clark Audio STEALTH komplett neu gestaltet. In Bezug auf den Tragekomfort gibt es bei diesem Kopfhörer jedenfalls nichts auszusetzen. Doch dazu später mehr. Das Design des Dan Clark Audio STEALTH orientiert sich – wie der Name vermuten lässt – an Tarnkappenflugzeugen. Mich hat die tolle Optik des Kopfhörers sehr begeistert. Die Verarbeitungsqualität ist wirklich hervorragend und lässt keinen Raum für Kritik. Feine rote Nähte am Lederkopfband, das sich unter dem Kopfbügel befindet, sorgen für eine tolle Optik.

Das sogenannte AMTS (Acoustic Metamaterial Tuning System) findet im STEALTH seinen Platz.

Das sogenannte AMTS (Acoustic Metamaterial Tuning System) findet im STEALTH seinen Platz.

Der Tragekomfort

Der STEALTH kommt komplett ohne gerasterte Höhenverstellung aus. Ein selbstanpassendes Aufhängungssystem sorgt automatisch für den perfekten Sitz. Im Lederkopfband befinden sich flexible Metallelemente, die sich an jede Kopfform anpassen. Der flexible Kopfbügel sorgt für mehr Stabilität. Sowohl an den großen Kopf des Autors dieses Artikels als auch an den kleineren Kopf seiner Freundin schmiegte sich der Dan Clark Audio STEALTH perfekt an. Besonders gefallen hat mir der meiner Meinung nach perfekt gewählte Anpressdruck des Kopfhörers. Dieser ist nicht zu stark und erlaubt so auch längeres Musikhören ohne ein unangenehmes Gefühl zu hinterlassen. Die Ohrpolster sind sehr weich und ziemlich bequem. So bequem, dass man den Kopfhörer am liebsten gar nicht mehr absetzen möchte. Auch in Bezug auf das Material schwebt der Hersteller am Puls der Zeit. So kommt ausschließlich veganes Kunstleder zum Einsatz. Mit seinen 415g fällt der Kopfhörer auch nicht allzu sehr ins Gewicht.

Der Dan Clark Audio STEALTH in der Praxis

Dank des verbauten Faltmechanismus lässt sich der STEALTH problemlos auf ein geringes Packmaß bringen. Dank des im Lieferumfang enthaltenen Transportcase lassen sich die Headphones auch problemlos von A nach B bringen. Für den mobilen Betrieb ist der Dan Clark Audio STEALTH nur bedingt geeignet, da er viel Leistung benötigt, um auf eine gute Lautstärke gebracht zu werden. Hier gibt es jedoch Lösungen in Form von digitalen Audioplayern, die diese Leistung bereitstellen. Für mich ist der STEALTH aber auch kein Kopfhörer für den Weg zur Arbeit. Diese Headphones sind eher etwas für den entspannten Musikgenuss in den heimischen vier Wänden.

Im Lederkopfband befinden sich flexible Metallelemente, die sich an jede Kopfform anpassen.

Im Lederkopfband befinden sich flexible Metallelemente, die sich an jede Kopfform anpassen.

 

Klangwunder

Für den Klangtest des Dan Clark Audio STEALTH kam der SPL Phonitor xe zum Einsatz. Dieser erstklassige Kopfhörerverstärker wurde mir vom Vertrieb audioNEXT gleich mitgeschickt, um beim Abhören den bestmöglichen Sound aus den Headphones zu kitzeln. Dank der hohen Ausgangsleistung treibt das Gerät jeden Kopfhörer problemlos und ohne Anstrengung an und sorgt zudem für ein detailreiches und lebendiges Klangerlebnis. Die bekannte Phonitor-Matrix des Kopfhörerverstärkers blieb während des Klangtests die meiste Zeit ausgeschaltet, um den Klang des Kopfhörers so unbeeinflusst wie möglich einschätzen zu können. Als Zuspieler dienten ein MacBook Pro und der iBasso Audio DX200. Der Hersteller empfiehlt eine Einbrennzeit zwischen 50 und 100 Stunden. Das von mir verwendete Testgerät wurde bereits über diese Zeit hinaus genutzt, weswegen ich sofort mit der Klangbeurteilung beginnen konnte. Für Musik sorgte eine von mir über einige Jahre zusammengestellte Playlist aus Referenztracks.

Schon nach dem ersten Reinhören war ich begeistert vom Klangbild des Dan Clark Audio STEALTH. „Habe ich wirklich gerade einen geschlossenen Kopfhörer auf dem Kopf?“ Diese Frage begleitete mich über viele Stunden des Musikhörens. Die räumliche Wiedergabe dieses Kopfhörers ist unfassbar gut. Der Song „How To Dissapear Completely“ von Radiohead entfaltete seine Klangwelten nahezu uneingeschränkt. Der Kopfhörer verfügt über eine präzise Tiefenstaffelung gepaart mit einer hervorragenden Ortbarkeit und einer tollen detaillierten Abbildung des Audiomaterials. Besonders gefallen hat mir auch die neutrale und natürliche Abstimmung des Klangbildes. Die tiefen Frequenzbereiche wurden druckvoll, aber nicht überbetont wiedergegeben. Ich glaube ich habe den Song „Wow“ von Post Malone noch nie so gut über einen Kopfhörer gehört, wie mit diesem edlen Vertreter seiner Gattung. Der Dan Clark Audio STEALTH lieferte in jedem von mir gehörten musikalischen Genre tolle Klangergebnisse – verzerrungsarm und ohne unnötige Klangverfärbungen. Präsent und feinaufgelöst zeigten sich Stimmen und auch die höheren Frequenzbereiche wurden nicht überbetont wiedergegeben, sondern genau in der richtigen Dosis, um nicht zu harsch zu klingen. Toll fand ich auch, dass der Kopfhörer sowohl mit leisen als auch mit lauten Abhörlautstärken einwandfrei funktionierte.