Alles unter Kontrolle
PreSonus schickt mit dem FaderPort 8 einen kompakten, vollausgestatteten Produktionscontroller ins Rennen, der seine ausgeprägten Stärken vor allem in der hauseigenen DAW Studio One ausspielt.
Von Sebastian Lesch
Die Audioproduktion hat sich in vielen Aspekten weg von analogen und haptischen Geräten hin zu digitalen Oberflächen bewegt. So lassen sich heute viele Aufgaben einfach mit Maus und Tastatur bewältigen. Doch oft vermissen wir das Gefühl, zu echten Fadern und Potis zu greifen, um Einstellungen und Automationen mit Präzision, fein kontrolliert von Gehör und Gefühl, vornehmen zu können. Um das möglich zu machen, wird der wachsende Software-Markt seit vielen Jahren von einer Reihe von Bediengeräten begleitet, die den physischen Aspekt einer Produktion wieder zurück in die digitale Arbeitsumgebung bringen, den DAW-Controllern.
Vor knapp elf Jahren präsentierte der amerikanische Hersteller PreSonus den Faderport (Test in Professional audio 03/2007), einen One-Fader Controller, der speziell für die Navigation, Transport-Steuerung und Automation in der DAW ausgelegt ist. Nun erhält das Gerät ein lang ersehntes vollausgestattetes Geschwistermodell – den Faderport 8. Dieser wartet nun mit acht motorisierten 100 mm-Fadern, acht Kanal-Displays, den essentiellen Transport- und Channelstrip-Tasten sowie einer Reihe von praktischen Zusatzfunktionen auf. Dabei kommuniziert der Controller wahlweise nativ mit der hauseigenen Produktions-Software Studio One oder mit den meisten DAWs (wie etwa Steinberg Cubase oder Apple Logic) über das MIDI-basierte Mackie Control- sowie mit Pro Tools via HUI-Protokoll. Mit einem Preis von überschaubaren 549 Euro ist der Neuankömmling nicht nur ein interessanter, sondern auch ein bezahlbarer Kandidat im Feld der DAW-Controller.
Im Gegensatz zu manchen Geräten aus derselben Preisklasse, wie dem Icon Qcon Pro (Test in Professional audio 07/2012) ist der Faderport 8 nicht für die Erweiterung durch Zusatzgeräte konzipiert, sondern bildet eine in sich geschlossene Einheit, die sich bestens für kompakte Produktionsarbeitsplätze eignet.
Die Hardware
Gehäuse
Das Gehäuse des 2,3 Kilogramm schweren Faderport 8 setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Die schwarze, matt-glatte Metall-Oberfläche verleiht dem Gerät im Einsatz eine edle Haptik und wird von einer robusten Kunststoff-Wanne getragen. Im Lieferumfang sind selbstklebende Gummipads enthalten, mit deren Hilfe der Faderport 8 sicher auf dem Arbeitstisch steht.
Bedienelemente
Acht berührungsempfindliche Motorfader ermöglichen mit einer Länge von 100 Millimetern präzise Einstellungen, etwa beim Erstellen weicher Automationskurven oder feiner Pegel-Abstimmungen. Die Auflösung der Faderwege beträgt 10 Bit, so unterteilt sich der Regelweg in feine 1.024 Stufen. Die automatische Fader-Bewegung wird durch einen Doppel-Servo Riemenantrieb realisiert. Feine Fader-Bewegungen gehen im Test akustisch unauffällig über die Bühne, erst schnelle Bewegungen, wie sie etwa beim Scrollen durch die Kanäle oder dem Wechseln der Kanal-Banks entstehen, werden durch Bauart-typische Fahrtgeräusche kommentiert. Ein Tipp am Rande: Die Motorgeschwindigkeit sowie die Berührungsempfindlichkeit der Fader lassen sich am Controller anpassen, jeweils mit relativen Werten zwischen Eins und Sieben. Ab Werk steht die Geschwindigkeit auf Fünf, die Empfindlichkeits-Einstellung beträgt Drei. Im Test erweist das sich als gut gewählter Mittelweg.
Die insgesamt 63 hinterleuchteten Knöpfe sprechen präzise an und besitzen dabei einen dumpf klingenden Druckpunkt, der aufgrund seiner geringen Klickgeräusche einer ruhigen Arbeitsumgebung zugute kommt. Ein praktisches Beispiel sind Arbeitsumgebungen, in denen keine räumliche Trennung zwischen der Aufnahme und dem Arbeitsplatz vorliegt. So kann etwa das Metronom während einer Gesangsaufnahme unauffällig ein- und ausgeschaltet werden.
Darüber hinaus besitzen die Tasten eine matte Oberfläche und eine milchige Lichtdurchlässigkeit. Die Beleuchtung wirkt somit angenehm gedimmt, was die Augen in dunklen Produktionsräumen weniger angreift und dennoch bei Tageslicht zuverlässig zu erkennen ist. Des Weiteren verfügt der Faderport 8 über zwei gerastete Drehpotis, die auch eine Druck-Funktion besitzen und im markentypischen Blau gehalten sind. Die genaue Beschreibung der einzelnen Funktionen des Bedienelement-Bereiche finden Sie im Kasten auf Seite 42 – 43.
Displays
Über den acht Channelstrips befinden sich einfarbig-hinterleuchtete LC-Displays, die zur Darstellung von Spurnamen, Pegel- und Panorama-Einstellungen, Plug-in-Parametern oder des Timecodes dienen. Darüber hinaus lässt sich mit ihnen in Studio One das Metering darstellen. Leider sind sie aus einigen diagonalen Blickwinkeln nur sehr schwer abzulesen, was mitunter auf die flache Bauweise des Geräts zurückzuführen ist.
Anschlüsse
Auf der Rückseite befinden sich ein USB-Port für den Anschluss an den Computer sowie ein Stromanschluss. Hinzu kommt ein Klinken-Eingang zur Verwendung eines Fußpedals für die Software-Funktionen Start und Stopp.
Beheimatet in Studio One
Bei einem DAW-Controller ist zu erwarten, dass dieser – sofern vorhanden – auf die firmeneigene Software zugeschnitten ist. So verhält es sich auch beim Faderport 8 im Zusammenspiel mit Studio One. In der Software erhält der Benutzer Zugriff auf alle vorgesehenen Funktionen des Controllers. Darunter befinden sich neben essentiellen und selbsterklärenden Features auch einige Funktionen, die zum Teil versteckt liegen und eine Menge Potential zur Workflow-Optimierung offenbaren.
Spur-Management
Für die anvisierten Spuren besitzt der Faderport 8 eine Filter-Funktion, die sich rechts von den Fadern findet. Sie ermöglicht die Einschränkung der Spurauswahl auf Audio- und Instrument-Spuren, sowie Busse und VCA-Fader, Inputs und Outputs, MIDI-Spuren und FX-Kanäle. Somit erhalten wir am Gerät selbst problemlos Zugriff auf alle relevanten Pegel-Einstellungen und können uns beispielsweise mit nur einem Handgriff gezielt dem Verhältnis von verschiedenen Effekten oder Pegel-Steuerungen über die VCA-Fader widmen. Ein überaus nützliches Feature, um auch bei großen Projekten den Überblick zu bewahren und zeiteffizient zu arbeiten.
Mute- und Solo-Gruppen
Mute- und Solotasten dürfen in einem Channelstrip nicht fehlen, so verfügt der Faderport 8 über individuelle Solo- und Stummschalter für jeden der acht anvisierten Kanäle. Doch die Sektion wartet mit einem weiteren überaus nützlichen Feature auf. Die Solo Clear- und Mute Clear-Tasten zur Linken deaktivieren nicht nur die Solo- und Stummschaltungen, sondern stellen die zuvor betroffenen Spuren bei erneutem Drücken wieder her. Es handelt sich also um Solo- beziehungsweise Mute-Gruppen. Im Studio kann diese Funktion eine beachtliche Menge an Zeit und Maus-Arbeit sparen. So lassen sich beispielsweise Mikrofon-Vergleiche bei der Produktion oder Abwägungen von Mix-Entscheidungen effektiv und auf schnellstem Wege umsetzen.
Fader-Funktionen
Außer der Bedienung der klassischen Pegel-Anpassung, die hinter dem oben rechts liegenden Track-Button zur Verfügung steht, sind die Fader des Controllers dazu im Stande, alternative Funktionen anzunehmen. Im Pan-Modus steuern sie das Panorama anstelle des Pegels und der Sends-Modus gibt uns Zugriff auf die Aux-Busse. Bei einmaligem Drücken zeigt der Faderport 8 die Aux-Wege der ausgewählten Spur an, dabei nimmt jeder Bus ein Display ein. Durch erneutes Drücken wechselt die Anzeige zu einer Ansicht aller acht Spuren, die derzeit anvisiert sind. Hier kann mittels weiterer Betätigungen der Send-Taste durch die Send-Slots der Spuren geblättert werden. Mit dem Edit Plugins-Button erhalten wir Zugriff auf die Inserts des ausgewählten Kanals. Die einzelnen Plug-ins liegen nun in Reihenfolge auf den separaten Displays verteilt und können per zugehörigem Select-Button ausgewählt werden. Öffnen wir ein Plug-in aus dem PreSonus-eigenen Sortiment, so verteilen sich die einzelnen Parameter automatisch auf die Fader. Schaltbare Bedienelemente wie Filter-Bänder lassen sich mit den jeweiligen Select-Buttons ein- und ausschalten. Dabei wird die Select-Funktion in der oberen und die Fader-Funktion in der unteren Hälfte des Displays angezeigt – eine übersichtliche Anordnung die uns dazu verleitet, auch für die Plug-in-Justierung regelmäßig zum DAW-Controller zu greifen. Bei Feinabstimmungen nach Gehör lernen wir den langen Regelweg der 100 mm-Fader besonders zu schätzen. Jedoch liegt für die von uns getesteten Drittanbieter Plug-ins keine automatische Zuordnung der Funktionen vor.
Allerdings hält Studio One dafür eine Lösung bereit: Rechts über dem geöffneten Plug-in befindet sich ein Einstellfeld, über das wir in den Zuordnungs-Editor gelangen. Dort können von Hand beliebige Parameter auf die Fader, Select-Buttons sowie die Funktionstasten User 1 bis User 3 und F1 bis F8 gelegt werden. Somit steht einer komfortablen und auf den eigenen Bedarf zugeschnittenen Einbindung beliebiger Plug-ins nichts mehr im Wege. Darüber hinaus lassen sich die fokussierten Inserts anhand des Bypass-Buttons, der am linken Rand des Faderport 8 vorzufinden ist, per Knopfdruck jederzeit umgehen – das ist nützlich für A/B-Vergleiche mit und ohne Plug-in.
Frei belegbarer Regler
In derselben Sektion befindet sich ein Link-Button, der dazu dient, einen beliebigen Parameter innerhalb der DAW, von Lautstärke und Panning bis hin zu Plug-in Einstellungen, anhand des Pan/Param-Reglers zu steuern. Es genügt ein Klick auf die entsprechende Bedienfläche, um den Regler der jeweiligen Funktion zuweisen zu können. Der Link lässt sich mittels Shift-Taste festsetzen. Somit eröffnet der Controller die Möglichkeit, innerhalb eines Mixes jegliche Parameter mit einem Drehregler – wenn erwünscht fensterübergreifend – steuern zu können.
Einstellgenauigkeit
Hinsichtlich der Fader-Genauigkeit bleiben im Test keine Wünsche offen. Die feine Abstufung des Regelwegs lässt eine einfache Justierung bis auf eine Nachkommastelle zu. Lediglich der Pan-Drehregler arbeitet standardmäßig in Zweierschritten, jedoch lassen sich genauere Panorama-Einstellungen alternativ über die Fader im zuvor beschriebenen Pan-Modus vornehmen.
DAW-Kompatibilität
Der Faderport 8 verfügt – wie bereits erwähnt – neben der nativen Studio One Unterstützung über Betriebs-Modi für das weit verbreitete Mackie Control- sowie das HUI-Protokoll, welches eine Integration in Avid Pro Tools ermöglicht. Um die Betriebsart zu wechseln, halten wir beim Einschalten des Geräts die ersten beiden Select-Tasten gedrückt und gelangen so in das Startmenü. Nutzern des Mackie Control Universal Pro Controllers dürfte das vertraut vorkommen. Darin stehen die drei Protokolle (sowie das Setup Menü für Feineinstellungen und Test-Funktionen) zur Auswahl. Da das Gerät als klassenkompatibler Controller funktionieren soll, überprüfen wir, wie es sich ab Werk in den unterschiedlichen DAWs verhält.
Cubase mit Mackie Control
Unter Cubase Pro 9 funktionieren die Fader und Pan-Einstellungen zuverlässig. Ebenso erfüllen die Mute/Solo-Sektion, Zoom sowie die Kanal- und Bank-Auswahl unsere Erwartungen. Allerdings verändern sich aber auch die Funktionen vieler weiterer Tasten, oder sie fallen ganz weg. So bleibt die in Studio One praktische Spurenfilter-Sektion weitgehend funktionslos. Lediglich die darin enthaltene Taste „All“ öffnet das Kanaleinstellungs-Fenster, das alle Komponenten des ausgewählten Channelstrips zusammenfasst – ein für Cubase-Anwender jedoch willkommenes Feature. Auch sind einige Belegungen gewöhnungs- beziehungsweise experimentierbedürftig. Dazu gehört zum Beispiel die Verschiebung der Pausen-Funktion auf den Stopp-Button, die Aktivierung des Clicks mit Hilfe der Shift-Taste (die Click-Taste ohne Shift dient zur Marker-Setzung) und die Verlagerung der Rückgängig-Funktion „Undo“ auf den Wiederherstellen-Button „Redo“. Jedoch lassen sich die Funktionstasten F1 bis F8 in den Geräteeinstellungen frei und zuverlässig zuweisen.
Pro Tools mit HUI Protokoll
In Pro Tools zeichnet sich unter Verwendung des Controllers ein ähnliches Bild ab. Fader und Pan arbeiten auch hier erwartungsgemäß. Allerdings werden die Pan-Einstellungen im Vergleich lediglich als Balken ohne Zahlenwert dargestellt, was besonders eine Wiederherstellung der Center-Position erschwert. Anders als bei Studio One und Cubase leuchten die Automations-bezogenen Tasten für Write und Read unter Pro Tools nur auf, solange sie gedrückt gehalten werden – obwohl sich der Schaltzustand festsetzt. Die Spurfilter stehen in Avids DAW ebenfalls nicht zur Verfügung. Beim Plug-in-Editing stellt der Controller, anders als bei Studio One, die Parameter nicht gemeinsam auf die Fader verteilt dar, sondern zeigt jeweils einen Bereich (zum Beispiel ein EQ-Band) an. Anhand des Pan/Parameter-Reglers lassen sich die verschiedenen Bereiche durchscrollen.
Insgesamt ist die Einbindung des Faderport 8 in ihren Kernfunktionen vorhanden, erweist sich aber hinsichtlich der spezifischeren Funktionen tendenziell als eigensinnig. Es lohnt sich daher, die Bedienelemente in der bevorzugten DAW durchzutesten und die Besonderheiten zu vermerken. Dennoch reicht der Funktionsumfang mit fremder Software zum Zeitpunkt unseres Tests nicht an die Qualität der Einbindung in Studio One heran.
Einsatzempfehlung
Aufgrund der nahtlosen Hersteller-Integrierung empfiehlt sich der Faderport 8 uneingeschränkt für Benutzer von Studio One. Die flach ausgelegte Bauform mit der ungefähr zwei Zentimeter hohen Vorderkante eignet sich hervorragend für den Einsatz hinter der Tastatur an engen Arbeitsplätzen wie Heim- oder Projektstudios. Die horizontal verbauten Displays versprechen zwar keine optimale Sicht aus vielen Blickwinkeln, jedoch erfüllen sie ihren Zweck bei entsprechend naher Aufstellung vollkommen.
Fazit
PreSonus bietet mit dem Faderport 8 einen ganzheitlichen DAW-Controller an, der in Kombination mit Studio One einen sehr durchdachten Eindruck hinterlässt. Die Bedieneinheit wartet mit einem mächtigen Toolset auf, ohne überfrachtet oder kompliziert zu wirken. Damit setzt er Maßstäbe für Softwarehersteller-eigene DAW-Controller in seiner Preisklasse. Um mit anderen DAWs gleichermaßen für Furore zu sorgen, müsste mit einer tieferen Integration nachgebessert werden.
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