Can touch this…
…hätte MC Hammer bestimmt gesungen, hätte es damals, 1990 schon Touch-Screens gegeben. Mit dem Raven MTi2 stellt Slate solch einen Monitor ins Zentrum, der als Alternative zu herkömmlichen Geräten mit physikalischen Motorfadern, Drehknöpfen und Tastern, das Steuern von DAWs auf eine andere, neue Art realisiert. Wir haben uns die Slate-Lösung einmal näher angeschaut und im Verbund mit Steinberg Cubase auf seine Praxistauglichkeit untersucht.
Von Georg Berger
Ach was waren das noch herrliche Zeiten, als Recording ausschließlich über ein massiges Mischpult, Outboard und eine Tonband-Maschine realisiert wurde. Klar, mit den DAW-Controllern und ihren Motorfadern, Drehreglern und Tasten hat man halbwegs noch das Gefühl vor einem richtigen Mischpult zu sitzen. Aber das ist ja auch nur ein halbgarer Kompromiss. Doch der ist immer noch ungleich besser, als DAWs jetzt nur noch über einen Touch-Monitor zu bedienen. Das ist dann doch zu viel verlangt…
So oder so ähnlich fallen die Reaktionen bei einigen aus, die das erste Mal mit Slates DAW-Controller-Lösung, dem Multi-Touch-Monitor Raven MTi2 konfrontiert sind. Alles ist jetzt nur noch virtuell und muss durch Tippen und diverse Wischbewegungen auf der Glasoberfläche des Bildschirms ausgeführt werden. Das ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und wirft abseits vom Hantieren mit richtigen Fadern und Drehreglern einiges an gewohnten Workflows über den Haufen. Doch dort wo die Reaktion den Untergang des Recordings heraufbeschwört, zeigen sich auch einige handfeste Vorteile und neue geniale Ansätze zum komfortablen Realisieren von Aufnahmen und Mixen. Schauen wir uns das Ganze also einmal näher an.
Im Zentrum: Ein 27-Zoll Touch-Monitor
Wer in den Genuss dieser ohne Zweifel eigenwilligen DAW-Controller-Lösung kommen will, zahlt dafür rund 1.300 Euro, ein Preis, der im Vergleich zu Mitbewerbern wie Mackies MCU Pro oder den Artist-Geräten von Avid auf gleichem Niveau liegt. Kritiker mögen einwenden, dass es Touch-Monitore, zumal in der gleichen Größe, bereits schon für 500 Euro gibt. Doch so einfach ist das wiederum auch nicht. Denn herkömmliche Touch-Monitore erlauben nach unserem Wissen nur das Ausführen von Funktionen mit einem Finger. Slates Controller ist jedoch Multi-Touch-fähig. Bis zu zehn Punkte werden erkannt und können auf dem 27-Zoll-Bildschirm (rund 69 Zentimeter) autark Aktionen ausführen. Damit dies möglich ist, nutzt Slate Technik, respektive Software von anderen Herstellern. So ist im Lieferumfang nicht nur eine dezidierte Raven-Steuer-Software enthalten, sondern auch die V-Control-Pro-2-Applikation des Herstellers Neyrinck sowie die UPDD-Software von Touch-Base Ltd., wobei die dafür fälligen Lizenzen im Preis schon enthalten sind. A pro pos Lizenzen: Beim Kauf des MTi2 ist eine per iLok zu autorisierende Lizenz zum Betrieb einer Wunsch-DAW enthalten. Wer darüber hinaus weitere DAWs steuern möchte, muss dafür jedoch eine weitere Lizenz für rund 100 Dollar im Slate-online-Shop erwerben. Das ist zwar von Hersteller-Seite aus verständlich, aber auf Kunden-Seite doch sehr problematisch. Schließlich gehört es zur Selbstverständlichkeit, dass sich die Mitbewerber ohne solch Prozedere und Extrakosten mit sämtlichen DAWs verstehen. Das dürfte jedenfalls für die Interessenten, die mehrere DAWs damit steuern wollen, jedenfalls abschreckend wirken und Slate sollte vielleicht doch überlegen, diese Politik zu ändern.
Multi-Touch-fähig mit bis zu zehn Punkten
Rein äußerlich sieht die MTi2-Hardware wie ein schnöder 27-Zoll-Monitor aus. Zurzeit ist der Raven übrigens ausschließlich auf Mac-Rechner ausgelegt. Eine Portierung für Microsoft Windows ist zwar angekündigt, steht aber noch aus. Weiterhin ist es möglich, zwei Raven-Monitore zu kaskadieren, wobei auch schon an einer Möglichkeit gearbeitet wird, dies auf drei Monitore zu erweitern. Doch zurück zur Hardware:
Auf der Rückseite oben rechts ist eine Reihe von Tasten zum An- und Abschalten und Einstellen des Monitors eingelassen, um etwa Helligkeit und Kontrast nach eigenen Wünschen zu regulieren. Anders als die meisten Computer-Monitore besitzt die Raven-Hardware einen ausklappbaren Ständer, der fest ans Gehäuse montiert ist. Damit lässt sich der Bildschirm nach Gusto zwischen geschätzten 40 bis 85 Grad auf dem Arbeitsplatz in den gewünschten Winkel bringen. Ebenfalls üblich, aber auch nur ziemlich fummelig zu erreichen, sind die Anschlüsse mittig auf der Rückseite des Monitors nach unten hin zeigend eingelassen. Außer dem Netzgeräte-Anschluss finden sich dort eine USB-2-, eine HDMI-, eine VGA- sowie zwei 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen zum Ausspielen von Systemsounds. Relevant sind hierbei die HDMI- und die USB-Buchse. Über erstgenannte wird das Monitor-/Video-Signal vom Rechner empfangen und via USB erfolgt das Übertragen der DAW-Steuerbefehle. Unter Umständen beziehungsweise in Abhängigkeit zum verwendeten Mac-Rechner ist also der zusätzliche Kauf eines HDMI-Mini-Port-Adapters nötig, der aber schon für um die zehn Euro zu haben ist.
Damit beide Geräte erfolgreich miteinander kommunizieren können, sind zunächst am Mac einige Voreinstellungen in den Systemeinstellungen vorzunehmen, darunter auch einige Programm-Freigaben, die sicherheitsbewussten Anwendern durchaus ein mulmiges Gefühl im Magen verursachen könnten. Danach geht’s ans Installieren der Raven-Software, wobei nach Abschluss die eingangs erwähnten V-Control-Pro- und UPDD-Anwendungen als Prozesse im Hintergrund laufen. Bereits jetzt zeigt die Raven-Hardware den Desktop des Macs. Ist dies erledigt, starten wir unsere DAW, in dem Fall Steinberg Cubase Pro 8 und danach die Raven-Applikation, die sich durch eine Leiste mit verschiedenen Bedienelementen am Fuß des Monitors bemerkbar macht. Doch so richtig funktioniert das Zusammenspiel noch nicht, denn als nächstes muss Cubase noch eingerichtet werden. Sehr schön: Dafür stellt die Raven-Software eine sehr bequeme Lösung in Form eines Buttons dar, der nach Betätigung eine Reihe von Einstellungen in Cubase automatisch vornimmt. Binnen einer Minute läuft eine Animation ab, in der verschiedene Dialoge geöffnet, Einträge darin vorgenommen und wieder geschlossen werden. Die gesamte Installations-Prozedur hört sich jetzt ziemlich aufwändig und kompliziert an. Doch bis auf die vorbereitenden Maßnahmen in den Systemeinstellungen des Mac ist das dennoch vergleichbar mit dem Aufwand, den auch andere DAW-Controller für das Einbinden erfordern. Das detaillierte Handbuch und auch ein youtube-Video führen uns behutsam und verlässlich durch diese Vorgänge. Einen Minuspunkt in Sachen Komfort sehen wir darin nicht, zumal dies auch nur einmal durchzuführen ist.
Allerdings sind unsere ersten Bedienschritte auf dem Touch-Monitor recht holprig, um nicht zu sagen ungenau. Obwohl das Handbuch vermerkt, dass eine Kalibrierung des Monitors nicht nötig ist, sind wir trotzdem dazu gezwungen, denn der Mauszeiger weicht merkbar von dem Punkt ab, auf den wir mit dem Finger zeigen. Dafür müssen wir die UPDD-Applikation bemühen. Das Kalibrieren selbst ist dabei innerhalb einer halben Minute erledigt und endlich liegt der Mauszeiger exakt unter unserer Fingerspitze. Das nächste Ungemach zeigt sich jedoch beim Aufruf des Cubase-Mixers. Wir sehen zwar den gewohnten Mixer-Dialog. Doch mehr oder weniger stark versetzt sind doppelte Fader-Knöpfe zu sehen, die scheinbar willkürlich sozusagen in der Luft schweben. Der Grund: Die Raven-Software realisiert einen eigenen Mischer, nicht zuletzt, um darüber die Multi-Touch-Fähigkeit zu realisieren. Dieser Raven-Mixer liegt jetzt über dem Cubase-Layout und es gilt, das Cubase-Layout mit dem Raven-Mixer deckungsgleich zu bekommen. Durch ein wenig Skalieren und Anpassen der maximal darstellbaren Kanalzüge ist aber auch das recht zügig über die Bühne gegangen. Am Schluss blicken wir auf das gewohnte Cubase-Mischpult-Layout, nur dass die Fader-Knöpfe jetzt ein etwas anderes Design besitzen. Wer mag, kann den Raven-Mixer übrigens auch als eigenständigen Dialog im Wechsel mit dem Projekt- oder Mix-Fenster von Cubase aufrufen. Sehr schön: Es gibt sogar eine sogenannte Floating-Variante, bei der sich der Raven-Mixer entsprechend kleiner skaliert als schwebender Dialog über das Projekt-Fenster legt. Das ist sehr gut gelöst, wenns darum geht, an Clips zu arbeiten und rasch die eine oder andere Einstellung an den Kanälen vorzunehmen.
Geheimwaffe Batch Commands
Nachdem wir auch diese letzte Hürde erfolgreich genommen haben, können wir endlich tiefer in den Umgang und die Features des Raven MTi2 steigen. Wie bereits erwähnt zeigt sich am Fuß des Monitors als ständiges Element eine Leiste mit Bedienelementen, die sogenannte Toolbar. Bis zu drei dieser Leisten mit entsprechend unterschiedlicher Ausstattung können wir aufrufen. Damit nicht genug, lassen sich überdies zwei weitere Felder mit Bedienknöpfen als schwebende Dialoge rasch ein- und ausblenden und frei auf der Oberfläche platzieren. Als wenn das nicht schon genug wäre, offeriert der Hersteller zusätzlich eine kostenlose iPhone-App – eine Android-Version ist zurzeit nicht in Sicht – mit der sich drahtlos Befehle nach eigenen Wünschen fernsteuern lassen, etwa wenn es ums Recording geht. Außer den üblichen Transporttasten, einer Tastenreihe darüber zum Aufruf verschiedener Toolbar-Layouts, Tasten zum Wechsel von Mauswerkzeugen, zum Aufruf des Mixers oder Projekt-Fensters, den altbekannten Pfeiltasten und Sondertasten (Shift, Control, Command, Enter) der Computer-Tastatur, findet sich auch das sogenannte Navpad. Das auch als schwebendes Fenster anzeigbare Instrument erlaubt ein bequemes Zoomen von wahlweise ausgewählten Spuren oder des gesamten Arrangements sowie das Ausführen der Scrub- und Shuttle-Funktion. Über einen Zusatz-Dialog lässt sich die Ansprache des Pads feinregulieren und anschließend können wir durch vertikales oder horizontales Ziehen mit dem Finger, ausgehend vom Navpad und über seine Grenzen hinaus rasch die gewünschte Ansicht oder die Stelle im Arrangement anfahren. Im Test lernen wir die Vorzüge dieses Pads rasch schätzen und kommen damit besser klar, als mit der Maus. Im Vergleich zu Hardware-Controllern ist der Raven MTi2 hier klar im Vorteil.
Abseits von diesen selbsterklärenden Bedienelementen sorgen verschieden farbige Buttons, die in Felder zu je sechs oder acht Stück zusammengefasst sind, für weitere Aufmerksamkeit. Mehr noch verbirgt sich dahinter ein Feature, das zwar seit Urzeiten in Cubase enthalten ist, aber durch entsprechende Modifikationen, respektive Funktionserweiterungen seitens der Raven-Software erst seine wahre Stärke ausspielt. Die Rede ist von Shortcuts über die sich nach Gusto diverse Funktionen ohne weiteres Klicken mit der Maus, direkt via Computer-Tastatur ausführen lassen. Die Raven-Software stellt diese Shortcuts ins Zentrum und macht es möglich, gleich mehrere dieser Shortcuts via Stapelbearbeitung abzuarbeiten. Genau diese Stapelbearbeitungsbefehle verbergen sich hinter den Schaltflächen, die mit aussagekräftigen Bezeichnungen in thematisch sinnvoll gruppierte Sektionen zusammengefasst sind. So lässt sich etwa bequem von Marker zu Marker navigieren, Spurfarben, neue Tracks sind erzeugbar und sogar ganze Effekt-Ketten lassen sich auf eine zuvor ausgewählte Spur bequem per simplen Knopfdruck einfügen. Hintergrund dafür: Vorgänge, die mit viel Klickarbeit und Mauszeigerei einhergehen, sollen nach Möglichkeit minimiert werden, denn die Raven-Entwickler geben durchaus zu, dass einige Bedienelemente aufgrund ihrer Größe auf dem Touch-Screen nur sehr fummelig zu bedienen sind. Über die sogenannten Batch Commands wird dieses Manko dabei kompensiert.
Gewöhnungsbedürftig und einzigartig
Ab Werk steht uns eine Vielzahl solcher Befehle zur Auswahl. Über den Customize-Toolbar-Befehl können wir nach Gusto neue Batch-Command-Felder der Toolbar hinzufügen und selbstverständlich können wir auch unsere eigenen Batch-Kommandos programmieren. Drei Varianten stehen dafür zur Auswahl: Durch manuelles Eingeben der Shortcuts über die Tastatur, was schon eine entsprechende Kenntnis der einzelnen Befehle voraussetzt. Zweite Option: über die sogenannte „Quicklist“, einer ausklappbaren Liste mit bereits ab Werk programmierten Befehlen, etwa das Erzeugen eines Effekt-Kanals mit dem Reverence-Plug-in oder das Erzeugen eines Aux-Sends im dritten Send-Slot, die sich modular zu entsprechenden Befehlsketten im Command-Editor verknüpfen lassen. Dritte Möglichkeit: Das Aufzeichnen der Mausbewegung inklusive sämtlicher Klickvorgänge. Die letztgenannte Option ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn die Raven-Software zeichnet exakt die Position des Mauszeigers auf. Wird nun etwa die Spurgröße geändert, laufen die Befehle ins Leere, da sich Buttons entsprechend verlagert haben. Im Test kommen wir daher mit der Quicklist am besten zurecht. Besonderheit: Der Command-Editor erlaubt das Wiederholen eines Befehls sowie das Eingeben einer Zeit, die bis zum Ausführen des nächsten Befehls verstreichen soll. Das ist klug gedacht, denn das Laden eines Plug-ins braucht mitunter seine Zeit, bevor anschließend weitere Befehle daran erfolgreich durchführbar sind. Zusammen mit der Multi-Touch-Fahigkeit und unserem persönlichen Liebling, dem Navpad, zählen die Batch-Commands zu den Highlights des Raven MTi2.
Kongeniale Vermählung von DAW-Controlling und -Editing
Im Test entdecken wir uns zu Anfang, wie wir immer wieder rein intuitiv und aus Gewohnheit zur Maus greifen. Aber das ist mit den Möglichkeiten des Raven-Controllers überhaupt nicht nötig. Anfangs ist uns auch die Ansprache viel zu sensibel, denn bereits leichte Berührungen führen zu entsprechenden Reaktionen. Aber das ist alles eine Frage der Gewöhnung. Auffällig ist aber, dass nach einer gewissen Zeit das Gleiten mit dem Finger nicht mehr ganz so flüssig über die Bühne geht. Doch Slate hat an alles gedacht, indem er seinem Controller ein Revitalisierungs-Spray beilegt. Ein paar Sprühstöße damit auf die Oberfläche und das Ganze dann gleichmäßig verteilt, sorgt für einen feinen, ölig anmutenden Film, der dafür sorgt, dass Fingerbewegungen wieder flüssig und ohne Unterbrechungen durchführbar sind. Je länger wir im Test mit dem Touch-Screen arbeiten, desto souveräner gehen wir mit ihm um. So schaffen wir es sogar, obwohl das Handbuch das Gegenteil behauptet, Fenster über den roten Schließen-Button wegzudrücken oder Plug-ins aus der Cubase-Plug-in-Liste zum Laden auszuwählen. Eingefleischte Mac-Jünger mögen sich zwar über das im Vergleich zur liebgewonnenen Retina-Oberfläche eher pixelige Bild aufregen, andere stört überdies vielleicht auch die spiegelnde Oberfläche. Doch dem entgegnen wir, dass solch eine Anzeige mit Sicherheit ungleich teurer kommen würde und mal ehrlich: Die Displays von iMacs und Macbook Pros spiegeln auch ganz schön heftig und das scheint niemanden zu stören. Uns reicht die Darstellung des Monitors im Test für den gedachten Hauptzweck jedenfalls voll und ganz aus. Wir vermissen nichts, ganz im Gegenteil:
Der Umgang mit dem Mixer ist schließlich ein wahrhafter Traum. Sehr schön: Es gibt sogar auch einen separaten Aux-Mixer, der auf einen Schlag das Regulieren der maximal acht Sendwege erlaubt und ungleich übersichtlicher ausfällt als die in Cubase enthaltene Lösung. Hier wie dort regeln wir noch ohne viel Mühe simultan mehrere Fader und über Wischbewegungen können wir auf einen Schlag mehrere Kanäle auf solo, mute oder für die Automation scharf schalten. Letzteres ist mit Hardware-Controllern so nicht möglich. Gleiches gilt auch für das Editieren. Ganz gleich, ob wir im Arrangement-Fenster Clips bearbeiten oder im Sample- oder MIDI-Editor Eingriffe vornehmen, alles ist direkt zur Hand. Zugegebenermaßen erfolgt das Arbeiten im MIDI-Editor am bequemsten, wenn der Dialog entsprechend groß gezoomt wird, so dass wir zielsicher die eingefügten Noten bearbeiten können. Das Ändern von Controller-Daten darin, wie übrigens auch das Erzeugen von Automationskurven im Arrangement-Fenster erledigen wir ebenfalls mit entsprechenden Wischbewegungen und für unser Gefühl ungleich präziser als mit der Maus. Einen Wermuts-Tropfen bei allem Komfort gibt es aber dennoch: Das Editieren von Plug-ins, außer denen von Slate Digital, ist nicht multi-touch-fähig. Das ist aber nicht die Schuld von Slate, sondern hängt mit der Programmierung der Plug-ins zusammen, die einfach solch eine Möglichkeit auf Computer-Ebene nicht vorsehen. In dem Fall sind die Hardware-Mitbewerber mit ihren Drehknöpfen und dem entsprechenden Datenübertragungs-Protokoll klar im Vorteil. Schließlich müssen wir auch bei den Plug-ins und Instrumenten die Segel streichen, die mit entsprechend kleinem GUI und infolgedessen kleinen Parametern daherkommen. In dem Fall würden wir uns die Möglichkeit wünschen, Plug-ins skalieren zu können, was zwar von dem einen oder anderen Hersteller wie etwa HOFA oder Arturia bereits realisiert wird, aber noch längst nicht zur Selbstverständlichkeit gehört.
Fazit
Slate leistet mit seinem DAW-Controller-System Raven MTi2 auf Basis eines Touch-Monitors ohne Zweifel Pionierarbeit. Denn zurzeit steht Slate mit seinem Produkt alleine da und trotz aller Bedienfreundlichkeit gibt es naturgemäß auch die eine oder andere Schwachstelle, die aber in Zukunft durchaus zu beseitigen ist. Uns hat das Konzept jedenfalls begeistert, schafft es der Raven MTi2 Controller auf einzigartige Weise klassische DAW-Controller-Funktionen mit all den üblichen Editier-Funktionen einer DAW erfolgreich zu vermählen und sich auf diese Weise ungleich universeller aufzustellen als seine Hardware-Mitbewerber. Dabei zeigt sich gerade die Unmittelbarkeit, mit der wir ins Geschehen eingreifen können, von großem Vorteil. Ob das aber in Zukunft zum neuen Standard wird, bleibt abzuwarten.
Denn als quasi einsamer Rufer in der Wüste muss Slate mit seinem System gegen das Diktat der Masse ankämpfen, gilt es doch, nicht zuletzt auch durch unsere eigene Testerfahrung, einige Gewohnheiten abzulegen und neue zu etablieren. Es hängt also davon ab, wie offen man solchen neuen Konzepten gegenüber steht und für sich abwägt, was einem in seiner Arbeit besser liegt, also physikalische oder virtuelle Fader.
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