Detailreichtum par excellence!

Die junge Firma Deadline Entertainment hat sich ein Drumset von Cube Personal Drums nach Ihren ganz spezifischen Klangvorstellungen bauen lassen und es extrem detailliert gesampelt.

Von Christian Vaida

Nachdem mein Kollege Henning Hellfeld in Ausgabe 02/22 ausgiebig von der Aufnahme dieses Schlagzeugs bei schönstem Badewetter berichten konnte, darf ich nun bei Schneegestöber darüber schreiben, wie es sich als fertiges Kontakt-Instrument macht.

Über das physische Schlagzeug und seine Aufnahme hat Henning ausgiebig berichtet, deshalb verweise ich darauf und möchte aber ergänzen, dass ich Cube Personal Drums persönlich kenne und sehr schätze. Darüber hinaus habe ich auch ein paar Becken der Firma Samsun, die für dieses Instrument ebenfalls gesampelt wurden, und bin von deren hohen Qualität absolut überzeugt. Umso mehr freue ich mich auf den Test dieses virtuellen Schlagzeugs, dessen Ausgangsmaterial hohe Erwartungen in mir weckt.

Die Mikrofonierung des Sets war sehr umfangreich, so wie man es sich beim Mixing wünscht. Alle Mikrofone (mehr als 30), plus zwei Parallel-Mixe aus dem Pult, liegen komplett im internen Mischpult an, können aber auch an die DAW ausgegeben werden, so dass beim Mix alle Möglichkeiten offen sind.

Die Mikrofonierung des Sets war sehr umfangreich, so wie man es sich beim Mixing wünscht. Alle Mikrofone (mehr als 30), plus zwei Parallel-Mixe aus dem Pult, liegen komplett im internen Mischpult an, können aber auch an die DAW ausgegeben werden, so dass beim Mix alle Möglichkeiten offen sind.

 

Warum noch eine Drum-Library?

Bei Iguana Karma Edition handelt es sich um eine Kontakt-Library für den kostenlosen Kontakt Player, die ein komplettes Drumset inklusive Becken virtuell, möglichst authentisch und mit bestmöglichem Klang direkt spielbar machen möchte. So viele andere Firmen haben dies bereits versucht und bei der großen Zahl an teilweise recht guten Drum-Librarys, dachte ich mir zuerst: „Wer braucht noch eine Drum-Library?“. Sicherlich, genau dieses Drumset und diese Becken gibt es tatsächlich noch nirgends auf dem Markt. Das alleine ist vielleicht noch kein überzeugendes Argument. Drei weitere Argumente, die für dieses Instrument sprechen, sind erstens die Art und Weise wie man es spielt, denn das Konzept unterscheidet sich deutlich und positiv von den üblichen Konzepten, zweitens das eingangs erwähnte extrem detaillierte Sampling, das sich hörbar in der Authentizität dieser Schlagzeug-Bibliothek niederschlägt, und drittens in den vielen unbearbeiteten Mikrofonkanälen, die einem beim Mixing alle Möglichkeiten offen halten. Deadline Entertainment hat dieses Instrument komplett auf die eigenen Bedürfnisse hin und nach den eigenen Vorstellungen vollkommen neu konzipiert.

Der Detailreichtum des Samplings zeigt sich schon rein quantitativ an der schieren Größe von über 120 GB komprimiert (NCW), was einer Originalgröße von etwa 350 GB entspricht, aufgenommen in 48 kHz und 24 bit, und der Zahl von etwa 261.000 Samples. Diese riesige Anzahl ergibt sich unter anderem durch acht Dynamik-Stufen und ganze 24 Round-Robin-Samples pro Instrument und Hand (ja, linke und rechte Hand wurden jeweils einzeln gesampelt und liegen auf zwei Tasten nebeneinander), die höchste Zahl an Round-Robin, von der ich bisher gehört habe. Das wird noch multipliziert mit dem Übersprechen in fast alle Mikrofone, deren Zahl bei mehr als 30 Stück lag. Dafür, dass es nur ein Stereo-Instrument ohne Surround-Kanäle ist, schon eine bemerkenswert hohe Zahl, wobei auch wirklich alle Kanäle im Mischpult anliegen. Da die Anzahl der Samples exorbitant ist und Kontakt an seine Grenzen bringt, wurde nicht jedes, aber doch die allermeisten Mikrofone auch für das Übersprechen verwendet. Ob das klanglich so viel ausmacht und ob es sich überhaupt positiv auswirkt, meist will man es ja eher reduzieren, vermag ich erst im Verlauf des Tests zu beurteilen. Möglich ist es, weil sich die Intensität des Übersprechens regulieren lässt.

Hochwertigste Mikrofonvorverstärker tragen zu der hervorragenden Qualität der Library natürlich ebenso bei, wie der gut klingende Raum, die Mikrofone und besonders auch das sehr gute Schlagzeug von Cube Drums und die Samsun Becken. Die Erfahrung, die Mühe und die Sorgfalt der Macher haben natürlich auch einen erheblichen Anteil daran, dass Iguana Karma Edition klanglich auf höchstem Niveau spielt. Was Authentizität anbelangt, hat dieses Set die Nase vorn.

Hochwertigste Mikrofonvorverstärker tragen zu der hervorragenden Qualität der Library natürlich ebenso bei, wie der gut klingende Raum, die Mikrofone und besonders auch das sehr gute Schlagzeug von Cube Drums und die Samsun Becken. Die Erfahrung, die Mühe und die Sorgfalt der Macher haben natürlich auch einen erheblichen Anteil daran, dass Iguana Karma Edition klanglich auf höchstem Niveau spielt. Was Authentizität anbelangt, hat dieses Set die Nase vorn.

 

Ausstattung

Wegen der Einschränkungen in Kontakt ließen sich nicht alle Samples in ein Instrument packen. Aus diesem Grund wurden die Sounds auf zwei Sets aufgeteilt, Clear Edition, das reguläre Set, und Red Edition, das sich klanglich an Bonham anlehnt. Die vier Tom Toms (10“, 12“, 16“, 18“) sind bei beiden Sets identisch, die Bassdrums (24“), Snaredrums und Becken unterscheiden sich jeweils. Die linke und rechte Bassdrum klingen deutlich verschieden, weswegen man Double-Bass-Parts am besten immer auf einer Trommel spielt und auf die andere für unterschiedliche Songabschnitte wechselt. Mit jeweils drei verschiedenen Beatern (Filz, Holz, Plastik) kommt noch eine Prise mehr Klang-Variation ins Spiel. Jede Bassdrum wurde mit drei Mikrofonen abgenommen, darunter ein Subkick, was einem im Mix einige Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Auch die Snares wurden mit drei Mikrofonen abgenommen, dynamisch und Kleinmembran oben und ein dynamisches unten, für den Teppich.

Beide Instrumente (Clear und Red) zusammengerechnet beinhalten also vier 24“ Bassdrums mit je drei verschiedenen Beatern, vier Snaredrums (zwei Cube Custom Beech, eine Pearl 30th Anniversary und eine Tama Starphonic) und zwei verschiedene Samsun Beckensets mit jeweils 5 Crashes, 2 Hi-Hats, 2 Chinas, 2 Splashes und 2 Cowbells. Die Crash-Becken sind zusätzlich zur üblichen Spielweise auch mit dem Tip (Spitze des Drumsticks) gespielt worden, wie sonst beim Ride üblich. Die linke Hi-Hat hat sogar ganze 18 verschiedene Spielweisen verpasst bekommen, darunter vier verschiedene Öffnungsgrade multipliziert mit den Stockpositionen Tip/Edge und dies wiederum multipliziert mit linker und rechter Hand plus getretene Hi-Hat. Die Becken sind also sehr umfangreich und vielfältig, was mich aufgrund der hohen Klangqualität besonders freut.

Wenn man in der GUI oben auf den roten Balken klickt, kommt man zu den Einstellungen. Klickt man unten auf den roten Balken, klappt das Mischpult auf, wo alle Einzelkanäle, 16 Busse und die Effekte anliegen. Die meisten Kanäle sind mono, aber Overheads (OH und OH REAR, zwei verschiedene OH-Positionen plus dem Mono-Overhead DIRT), zwei Räume (ROOM C und ROOM F) und zwei aufgenommene Summen aus dem Mischpult sind stereo angelegt. Diese Summen wurden quasi als Parallelbusse konzipiert, daher bereits mit Effekten bearbeitet und haben die Funktion dem Mix mehr Attack (DR ATT) oder Parallelkompression (DR PRESS) hinzuzufügen. Die Einzelkanäle, die wie üblich im Mischpult bearbeitet werden können (Fader, Pan, digital-EQ), gehen auf bis zu 16 Stereo-Busse, lassen sich aber auch auf die Einzelausgänge von Kontakt routen, ebenso wie die Busse. Das Routing auf die Busse ist bereits sinnvoll vorgegeben, so gehen beispielsweise alle Snare-Mikrofone auf den Snare-Bus und so weiter. Man kann die Busse aber auch umbenennen und alle Einzelspuren routen wohin man möchte. Die Einzelspuren haben nur je einen EQ, die Busse hingegen unter FX1 einen Solid G Kompressor, Solid G EQ, Tape-Saturation und Plate-Reverb. Unter FX2 gibt es vier IR-Sends mit den jeweils drei Räumen aus den Karma-Studios zur Auswahl, in denen die Aufnahmen stattgefunden haben.

Die Animation des Schlagzeugspiels ist sehr realistisch und macht Spaß anzusehen. Die Öffnung der Hi-Hat passt optisch sogar exakt zum jeweiligen Sample. Beim Klick auf eine Trommel lässt sich das Sample tauschen, falls eine Alternative vorhanden ist. Klick man auf den oberen Rand, gelangt man zu den Einstellungen, klickt man unten, klappt das Mischpult auf. Beim Klick auf MIDI-Machine lassen sich deren Einstellungen ändern.

Die Animation des Schlagzeugspiels ist sehr realistisch und macht Spaß anzusehen. Die Öffnung der Hi-Hat passt optisch sogar exakt zum jeweiligen Sample. Beim Klick auf eine Trommel lässt sich das Sample tauschen, falls eine Alternative vorhanden ist. Klick man auf den oberen Rand, gelangt man zu den Einstellungen, klickt man unten, klappt das Mischpult auf. Beim Klick auf MIDI-Machine lassen sich deren Einstellungen ändern.

 

Klang

Beim Sampling wurde vorgegangen wie bei einer klassischen Recording-Session und das Ziel war es, dem User beim Mix die volle Gestaltungsfreiheit zu lassen. Deswegen wurde auf Klangbearbeitung weitgehend verzichtet, die Library besteht aus dem nackten Originalklang, was für meine Begriffe ein sehr lobenswerter Unterschied zu vielen anderen Librarys ist, die den Sound bereits so sehr verformen, dass man selbst nichts mehr daran „retten“ kann, wenn man es gerne natürlicher hätte.

Trotz der Natürlichkeit des Klangs klingt das Instrument vom Fleck weg richtig fett, druckvoll, durchsetzungsfähig und ausgewogen. Das liegt an der großen Mühe, die sich die Macher beim Soundcheck gemacht haben. Diese Kits sind so gut produziert, dass man sofort loslegen kann und im Mix trotzdem noch maximal flexibel ist. Ein gutes Instrument, gut gestimmt in einem gut klingenden Raum, hochwertige Preamps und passende Mikrofone am richtigen Platz – guter Sound ist kein Zauberwerk, sondern Erfahrung, Geschmack und Mühe. Dies alles hört man dem Instrument an.

Iguana Karma Edition ist klanglich für lautere Musikstile wie Heavy Metal, Hard Rock, Rock und so weiter konzipiert, doch dabei dank der vielen Mikrofone und des natürlichen, unbearbeiteten Klangs trotzdem flexibel auch in anderen Bereichen einsetzbar. Insbesondere die Becken sind absolut universell einsetzbar.

Was das Mischpult angeht, sind die Effekte nur Standardkost, die von Kontakt bereitgestellt wird. Wer wirklich richtig mischen möchte, kann und sollte sich die Einzelspuren oder zumindest die Busse einzeln ins Mischpult der DAW routen und dort mischen.

Um die Frage des Übersprechens zu beantworten: Ja, es macht einen großen klanglichen Unterschied, ob man mehr, weniger oder gar kein Übersprechen einstellt. Eindeutig besser oder schlechter ist jedoch keine spezielle Einstellung, es kommt darauf an, welchen Sound man haben möchte. Ohne Übersprechen klingt sehr knackig und trocken, während es mit Übersprechen natürlicher und etwas räumlicher klingt, so wie man es von einem echten mikrofonierten Schlagzeug eben auch gewohnt ist. Insofern klingt es mit Übersprechen authentischer. Mit dieser Library ist man näher an einem echten Schlagzeug-Sound als mit den meisten anderen Librarys.

 

Praxis

Mit der MIDI-Machine, lassen sich Grooves, Fills und so weiter per MIDI-Note starten. Kurz gesagt ist es möglich, sehr authentisch klingende Rhythmen im Ein-Finger-System zu erstellen. Für jedes Instrument gibt es eine eigene Taste, so dass ein Instrument auch mal allein oder zu zweit den Groove spielen kann. Ein neuer und interessanter Ansatz.

Mich interessiert aber eher das Einspielen ganz individueller Beats. Und das geht hier sehr gut. Samples für linke und rechte Hand sind auf der Tastatur direkt nebeneinander platziert, so dass man auch sehr schnelle Parts per Finger-Drumming sehr differenziert spielen kann, was bei den meisten anderen Librarys leider nicht der Fall ist. Was sofort auffällt, ist der natürliche Klang. Durch die Links-Rechts-Aufteilung mit acht Dynamikstufen und 24 Round-Robin-Samples bekommt man selbst bei richtig schnellen und vielen Noten nicht den berüchtigten Machine-Gun-Effekt. Selbst die umfangreichsten und teuersten Konkurrenzprodukte leiden darunter. Hier hebt sich Iguana Karma Edition sehr positiv ab. Die kompromisslose Umsetzung schlägt sich im tollen Sound nieder. Auf einige andere Dinge, wie umfangreiche MIDI-Grooves, einen Sequencer, das Pitchen der Samples oder das Ändern des Sustains, muss man bei dieser Library leider verzichten. Durch die immense Anzahl an Samples hat man außerdem einen recht hohen Ressourcenverbrauch. Der Speicher ist mit über 7 GB belegt und die CPU-Auslastung steigt gut und gerne mal auf 20 Prozent. Andere Kontakt-Instrumente versuchen hingegen unter 1 GB zu bleiben und lasten die CPU nur zu etwa 10 Prozent aus. Das Übersprechen kann zwar sehr detailliert in jedem Kanal einzeln geregelt werden, doch das bedeutet hunderte von Fadern einzeln einzustellen. Da hoffe ich noch auf einen Makro-Regler in einem Update.

Insgesamt könnte die Library komfortabler ausgestattet sein,  manche tolle Funktionen anderer Instrumente gibt es hier nicht. Das Einspielen mit einem auf Anhieb authentisch klingenden Drum-Sound hingegen ist eine wahre Freude.

Um den Leistungshunger einzuschränken gibt es das Kit Submix, das mit den üblichen Kits vergleichbar ist. Hier sind nicht mehr alle Spuren einzeln enthalten, sondern sinnvolle Submixe. Trotzdem ist immer noch jedes Instrument einzeln da, nur nicht die Einzelmikrofone. Das klingt zum Einspielen aber genauso gut und man kann das Kit später, vor dem Mixdown, mit einem großen Kit austauschen, um dann wieder den vollen Zugriff auf alle Mikrofone zu erhalten. Die könnte man dann einfach ins Projekt rendern und müsste so nicht ständig Kontakt mit seinem großen Ressourcenverbrauch laufen lassen.