Zauberkiste
Bei der dritten Generation seiner StudioLive-Serie hat Presonus eine große Zauberkiste an Verbesserungen und Erweiterungen aufgemacht. Das Ergebnis ist ein vorzügliches Live- und Studio-Mischpult, mit enormem Potential.
Von Freda Ressel und Christian Stede
Die dritte Auflage der beliebten StudioLive-Serie, die sowohl für Livebetrieb als auch für Recording entwickelt wurde, bietet zu einem UVP von 3.199 Euroeine schier unendliche Anzahl von Features und Funktionen. Und ständig kommen durch die regelmäßig erscheinenden Firmwareupdates neue dazu.
Das StudioLive 24 Series III ist konzeptionell sowohl für den autarken Stand Alone-Betrieb als auch für den Verbund mit Computer oder einem Audionetzwerk ausgelegt. Über eine AVB (Audio/Video Bridging)-Schnittstelle lassen sich bidirektional bis zu 55 Audiokanäle übertragen und auch ein USB-Interface für die Übertragung von 38 Kanälen ist integriert. Die Sample Rate liegt momentan bei 48 kHz, wobei 44,1 kHz in Vorbereitung ist. Für High End Studiopulte wäre das wohl etwas wenig, aber im Livebetrieb ist die ressourcenschonendere Abtastrate definitiv die richtige Wahl. Die Auflösung beträgt selbstverständlich 24 Bit.
Das Mischpult hat ein sattes Softwarepaket im Gepäck: die Presonus-eigene DAW Studio One 3 in der Artist-Ausführung, die simplere Mitschnitt-Software Capture sowie die Control-Software UC. An einer kompletten DAW-Steuerung wird gerade intensiv gearbeitet, wobei zuerst die Steuerung von Studio One realisiert werden soll, die gängigen DAWs darunter auch Cubase werden folgen. Eine gute Nachricht für Recordingeinsätze: Das Pult verfügt über hochwertige Motorfader, die derzeit „lediglich“ für das Callback gespeicherter Sessions und Einstellungen genutzt werden können. Doch nach einem Firmware-Update, das noch dieses Jahr veröffentlicht wird, werden Faderbewegungen künftig automatisierbar sein und sich auch aufzeichnen und wiedergeben lassen.
Aufbau und Ausstattung
Das Pult ist übersichtlich konzipiert (siehe Grafik auf Seite 20) und macht einen hochwertig verarbeiteten Eindruck. Mit einem Gewicht von knapp 17 Kilogramm ist es noch gut transportabel.
Wie der Name vermuten lässt, bietet es 24 Eingangskanäle. Diese sind mit den bewährten Presonus‘ XMAX Class-A-Mikrofonvorverstärkern und dem schon erwähnten angenehm leichtgängigen Motorfader ausgestattet.
Das Layout des Pultes ist auf mehreren Layern aufgebaut und lässt sich höchst individuell auf die Bedürfnisse des Nutzers anpassen. Voreingestellt liegen alle analogen Eingänge auf der ersten Layerebene, auf der zweiten Ebene finden sich die Ausgängesowie Talkback und Tape. Neben den üblichen Ausgängen (siehe Seite 22) bietet das Pult 16 FlexMix-Ausgänge. Diese haben im Prinzip die gleiche Funktion wie Aux-Ausgänge anderer Pulte, lassen sich aber flexibler belegen – dazu später mehr.
Für komplexe Mischungen sind User-Einstellungen mit jedweder Kombination von Kanälen in beliebiger Reihenfolge anlegbar, so dass man stets die wichtigsten Fader auf der ersten Ebene regeln kann. Zusätzlich zum Cinch-Tape-Input bietet das StudioLive 24 Series III auch einen drahtlosen Tape-Eingang via Bluetooth 4.1. Damit lässt sich etwa Pausenmusik schnell und unkompliziert über Handy, Digital Audio Player oder Tablet an das Pult schicken.
Der neue Fat-Channel
Der bereits von den älteren Modellen der StudioLive-Reihe bekannte Fat-Channel hat ein umfangreiches Update bekommen. Durch eine Kombination aus einem Kontrollpanel mit acht Endlosreglern und acht kleinen Displays sowie einem Touchscreen bietet er eine ausgeklügelte Mischung aus platzoptimiertem Design und vielfältigen Bearbeitungsoptionen. Für jeden Kanal lassen sich hier einzeln zahlreiche Parameter einstellen – aktiv ist immer der über die „Select“-Taste angewählte Kanal.
Alle Kanäle lassen sich über den Touchscreen umbenennen und die „Select“-Taste lässt sich zur besseren Unterscheidung mit einer individuellen Farbe versehen. Zudem kann der Nutzer einstellen, welche Parameter bei einer eventuellen Stereo-Verlinkung betroffen sind. Die Eingangsquelle für jeden Kanal – Analog, Netzwerk, USB oder SD-Karte – ist unkompliziert per Tastendruck wählbar. Phantomspeisung sowie Phasenschaltung, um Phasenauslöschungen bei Aufnahme einer Quelle über mehrere Mikrofone zu verhindern, stehen ebenfalls für jeden Kanal einzeln zur Wahl.
Das Kontroll-Panel des Fat-Chanels bietet durch ein mehrseitiges Layout umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten. Die jeweiligen Parameter werden dabei auf den leuchtenden Displays angezeigt, so dass immer klar erkennbar ist, wo gerade Änderungen vorgenommen werden. Hier lässt sich etwa das Preamp Gain oder das Panning regeln. Zudem ist festlegbar, ob das Send-Signal vor oder nach dem Fader abgegriffen wird. Zur Signalverarbeitung stehen für jeden Kanal Hochpassfilter, Noise Gate und Expander, Limiter, ein parametrischer 4-Band-EQ, Kompressor sowie alternative Vintage-Presets für EQ und Kompressor zur Verfügung.
Außerdem gibt es ein Delay, um räumlich bedingte Phasenverschiebungen, wie etwa bei einem Gitarrensignal, das gleichzeitig über die DI-Buchse des Verstärkers und ein Mikrofon abgenommen wird, auszugleichen. Auch Laufzeitunterschiede, etwa zwischen mehreren PA-Lautsprechern bei der Beschallung großer Flächen lassen sich so elegant eliminieren. Zusätzlich zu den jeweiligen kleinen Kanal-Displays werden Details der Parameter auf dem Touchscreen angezeigt und sind dort einstellbar. Spezielle Effekte wie Vintage-Kompressor und -Equalizer werden dabei in Plug-in-ähnlicher Form angezeigt und lassen sich auch wie klassische Plug-ins bedienen. Für Aux- und Tape-Input, FX-Returns, FlexMixes und den Main Mix ist logischerweise nur ein Teil der Parameter verfügbar.

Der Fat Channel des Mischpults: 1 – Die kleinen Bildschirme zeigen die verschiedenen Parameter des Kanals an. Mit den Endlosreglern werden sie eingestellt; 2 – Transporttaste zum Blättern zwischen den Einstellungslayern; 3 – Die Pegelanzeige des Kanals; 4 – Die Prozessor-Navigation. Ein Druck auf einen der Prozessoren legt die dazugehörigen Parameter auf die Bildschirme; 5 – Anzeige der Dynamikbearbeitung; 6 –Inputauswahl; 7 – Phasen- und Phantomspeisungsschalter; 8 – Assign-Tasten für das Ausgangsrouting; 9 – Stereo-Link; 10 – Tasten zum Kopieren, Ausschneiden und Laden von Presets
Flexibelstes Routing dank FlexMixes
Das StudioLive 24 Series III bietet mit den schon erwähnten FlexMixes eine praktische Lösung für so ziemlich jede denkbare Routingaufgabe. Insgesamt stehen drei verschiedene Anwendungen zur Wahl: die „klassischen“ Aux-Mischungen, die etwa für Monitor-Mischungen oder zum Einschleifen externer Effektgeräte vorgesehen sind, wobei die Kanäle jeweils vor unterschiedlichen Punkten der Signalbearbeitung geroutet werden können. Will man etwa eine Live-Band aufnehmen, ist es möglich, individuelle Mixe für jeden Bodenmonitor oder für das In-Ear-Monitoring einzelner Musiker zu erstellen und durch das Anwählen der Mixe fix zu bearbeiten.
Sub-Gruppensind für das unkompliziertere Zusammenfügen und Bearbeiten mehrerer Kanäle auf einen Bus geeignet, etwa für sämtliche Schlagzeugmikrofone. Die dritte Anwendung sind die sogenannten Matrix-Mischungen, die zusätzlich zu den Kanälen auch ganze Mixe enthalten können. Damit ist es beispielsweise möglich, Mixe für Frontfills zu erstellen, um eventuelle Lücken der PA-Beschallung im Bereich direkt vor der Bühne, etwa bei fehlenden Bodenmonitoren, wenn die Musiker In-Ear-Monitoring nutzen, auszugleichen. Hierfür würde dem leise gehaltenen Mainmix zusätzlich etwa Gesang und Bass etwas lauter beigemischt werden.
Alle FlexMixes lassen sich dabei individuell benennen, so dass man stets die Kontrolle behält. So ist das Routing mit dem StudioLive 24 Series III absolut unkompliziert.
Praktisch ist dabei, dass die Anzahl der jeweiligen Aux-Mixe, Subgruppen und Matrix-Mixe nicht festgelegt ist – die 16 FlexMixes können individuell belegt werden, so dass auch komplexe Mixingaufgaben routiniert machbar sind.
Zusätzlich zu den FlexMixes stehen vier dedizierte Subgruppenkanäle zur Verfügung, die auf das AVB-Netzwerk geroutet werden können. Zudem lassen sich noch 24 Filter-DCA-Gruppen erstellen. Diese liegen im DCA-Filter-Modus auf dem rechten Fader-Block und stellen eine Fernsteuerung für einzelne Fader dar: Zusammengehörende Instrumente wie Schlagzeug, Backingvocals oder ähnliches lassen sich zu Gruppen zusammenfassen, deren Fader über einen DCA-Filter-Master gemeinsam gesteuert werden. Zum Abmischen ist es so möglich, komplett mit den Filter-DCA-Gruppen zu arbeiten, was im Handling noch deutlich unkomplizierter ist als die klassische Kanal-Ansicht. Das Anpassen der Verhältnisse der einzelnen Kanäle während des Mixens ist denkbar einfach. Merkt man beispielsweise in der Schlagzeuggruppe, dass die Snare plötzlich nicht mehr präsent genug ist, reicht ein Druck auf die Select-Taste der DCA-Gruppe, und auf der linken Seite des Pultes sind alle in der Gruppe angelegten Kanäle nebeneinander angelegt. Schnell die Snare nach oben geschoben, und schon ist die Welt wieder in Ordnung.
Verbindet man das StudioLive 24 Series III über die Ethernet-Schnittestelle mit einem W-Lan-Router und erstellt so ein Hotspot für das Pult, lässt es sogar drahtlos steuern. Hier gibt es zwei Optionen: die UC Surface Software ist auch für Mobilgeräte wie Smartphones erhältlich und kann auf das komplette Pult zugreifen. Das ist vor allem dann praktisch, wenn man den Klang von verschiedenen Orten im Raum nachkontrollieren und anpassen möchte.
Alternativ gibt es die simplere QMix App, bei der etwa die Musiker auf der Bühne nur das Verhältnis zwischen eigener Spur und Rest-Mix ändern können. Damit hat man die Möglichkeit, seinen Monitormix unkompliziert selbst anzupassen.

Die Anschlüsse des Mischpults: 1 – 12 Mic (XLR)- und 24 Mic/Line-Eingänge (XLR/TRS-Kombo); 2 – Talkback-Eingang (XLR); 3 – Mono- und Stereosumme (XLR); 4 – Digitaler AES-Output; 5 – AVB-Netzwerkschnittstelle; 6 – Ethernet-Schnittstelle zum Anschluss an einen WLAN Router; 7 – USB-B-Schnittstelle; 8 – 16 FlexMix-Outputs (8x XLR, 8x Klnke); 9 – Monitor Out (Klinke); 10 – 2x Aux Out (Klinke); 11 – Tape In/Out (Cinch)
Plug-in-artige Effekte mit Erweiterungsoption
Zusätzlich zu den erwähnten FlexMixes stehen vier dedizierte Effektbusse zur Verfügung, bei denen Kanäle nicht auf Ausgänge, sondern in den internen Effektprozessor des Pultes geroutet werden. Diese lassen sich individuell mit mitgelieferten Effekten belegen. Momentan stehen hier vier verschiedene Reverbs (Digital XL Reverb, 335 Digital Reverb, PAE-16 Digital Reverb und Vintage Plate Reverb) und zwei Delays (Stereo Delay und Pingpong Delay) zur Verfügung. Auch diese sind in ihrem GUI, ähnlich wie manche Dynamikprozessoren im Fat-Channel, an klassische VST-Plug-ins angelehnt. Dieses Konzept schreit ja geradezu nach weiteren, künftigen Plug-ins – mal sehen, was sich die Presonus-Entwickler noch so einfallen lassen. Auf jeden Fall ist dieses Konzept sehr praxisnah gedacht, denn: je mehr Effekte bereits on Board sind, desto weniger Outboard braucht es auf der Bühne, am FOH-Platz oder im Studio.
Dreierlei Recordingoptionen und virtuelle Soundchecks
Das StudioLive 24 Series III bietet gleich drei verschiedene Möglichkeiten, Mitschnitte der Mischungen zu erstellen. Die Unkomplizierteste stellt der integrierte SD-Recorder dar, welcher mit eingebauter Capture-Software im Stand-Alone-Betrieb Mitschnitte aller genutzten Spuren auf SD-Karte erstellen kann. Die einzelnen Spuren werden sowohl als WAV-Dateien als auch als Capture-Session gespeichert.
Alternativ ist das StudioLive 24 Series III wie erwähnt als USB-Recording-Interface oder AVB-Recording-Interface nutzbar. Hier lassen sich über das UC-Interface oder den Touchscreen sämtliche Mixes verschiedenen Kanälen zuordnen. Die Capture-Software, die wie ein extrem einfaches Aufnahmeprogramm funktioniert, ist hier der simpelste Weg, die Spuren am Computer mitzuschneiden. Besonders praktisch ist Capture auch in der Nachbearbeitung der Aufnahme in Studio One – die Pult-Einstellungen einer mit Capture mitgeschnittenen Session, die in Studio One geöffnet wird, sind automatisch auch in der DAW angelegt. Alternativ kann aber auch direkt die DAW genutzt werden. Studio One ist dabei die unkomplizierteste Wahl, da es möglich ist, direkt an das Pult angepasste Projekte zu öffnen. Aber auch alle anderen gängigen DAWs sind mit dem StudioLive 24 Series III kompatibel.
Über die Capture-Software ist es außerdem sowohl im Stand-Alone-Betrieb als auch mit Computer möglich, virtuelle Soundchecks durchzuführen. Hier wird eine zuvor aufgenommene Session aufgerufen, um daran einen Soundcheck ohne Band (oder nur mit einem Teil der Musiker – etwa wenn sich einer der Bandmitglieder verspätet und die Zeit drängt) vorzunehmen. Die Spuren der Session auf SD-Karte oder Computer werden auf die einzelnen Kanäle gelegt. Anhand dieser Signale erstellt man dann ein Soundcheck-Mixdown, dessen Einstellungen gespeichert werden. Beim Wechsel auf die Signale der Eingangskanäle bleiben die Einstellungen erhalten, so dass die Band sofort losspielen kann und im Idealfall nur noch minimale Anpassungen nötig sind.
Das StudioLive 24 Series III im Messlabor
Am Audio Precision Mess-Computer zeigt sich das StudioLive 24 Series III von seiner besten Seite. Die Werte beispielsweise für die Gleichtaktunterdrückung zeigen, dass das Pult auch sehr lange Mikrofonkabel für störgeräuschfreie Nutzung auf der Bühne verträgt: Längen von jeweils bis zu 100 Meter sollten hier absolut kein Problem darstellen.
Übersprechen ist für das StudioLive 24 Series III kein Thema, die Werte liegen jenseits von Gut und Böse (siehe Tabelle). Das FFT-Spektrum zeigt nur zwei Klirrspitzen, eine schon über 82 dB gedämpfte K₂ und eine K₃-Spitze, die schon um 100 dB gedämpft ist, Höhere gerade und ungerade Vielfache tauchen erst gar nicht auf – sehr gut. Auch die niedrigen Jitter-Werte deuten darauf hin, dass sowohl Wandler wie auch das interne Clock-Management gut umgesetzt sind. Die Geräuschspannungsabstände sind sowohl bei Mic- als auch Linesignal als sehr gut zu bewerten.
Die maximalen Ausgangspegel und Empfindlichkeitsbereich insbesondere der Mikrofoneingänge sind sehr praxisgerecht ausgelegt.
Praxis und Klang
Bei einem derartigen Feuerwerk an Features und Funktionen, wie das Pult sie bietet, ist ein gut gemachtes Handbuch obligatorisch. Hier besteht jedoch erheblicher Nachholbedarf: Zwar geht das 120-Seiten-Manual auf eine Vielzahl von Funktionen ausschweifend und praxisnah ein. Es fehlen allerdings grundlegende Dinge wie ein alphabetisches Register oder simple Tipps für das Zurücksetzen des Pultes auf Werkszustand. Diese so wichtige Information vor dem Beginn unseres Tests war nur via Google zu finden. Die Youtube-Tutorials von Senior Product Manager Ray Tantzen zur Mischpultreihe sind wiederum überaus hilfreich. Ansonsten hat der Test des Presonus StudioLive 24 Series III viel Spaß gemacht. Es gelang auf Anhieb, eine Aufnahme mit einer Band im Proberaum zu machen und das Projekt in Cubase abzuspeichern. Eine Song-Idee hatte bereits ein Musiker vorher mit Hilfe des Groove Agent der Firma Steinberg entworfen.
Das Einmessen der Pegel war mit dem StudioLive 24 Series III ein Kinderspiel.
Wie bereits nach den Messwerten zu erwarten war, agierten die Mikrofonvorverstärker auf einem sehr hohen klanglichen Niveau. Gesangsstimmen wurden mit großem Detailreichtum und Transparenz eingefangen. Der parametrische EQ bearbeitete das Signal natürlich und musikalisch. Die Scheitelpunkte konnte man zudem beliebig verschieben oder bis auf sechs ergänzen.
Auch vor hohen Eingangspegel gingen die Vorverstärker nicht in die Knie, wie unsere Schlagzeugaufnahmen unter Beweis stellen.
Auch die Wandler arbeitetn sauber und klanglich absolut neutrall. Obertonreiche, verzerrte Gitarrenklänge klangen immer so warm, wie sie die Vorverstärker lieferten. Synth-Klänge aus der von uns in Ausgabe 10/2017 getesteten Library „Syntronik“ von IK Multimedia kamen ebenfalls mit der gewünschten Portion von Vintage-Flair , die völlig vergessen lässt, dass es sich „nur“ um eine Software-Simulation der analogen Originale handelt.
Da das StudioLive 24 Series III über USB für die Wiedergabe aus der DAW heraus bis zu 38 Spuren zur Verfügung stellt, muss man aber keineswegs alle wichtigen Vorkehrungen bereits vor der Aufnahme treffen. Die Send-Effekte wie Delay und Reverb, der bereits erwähnte vollparametrische EQ und Inserts wie Limiter, Gate und Kompressor stehen natürlich auch zur Nachbearbeitung bereit. Bei den beiden letztgenannten bietet das StudioLive 24 Series III neben den üblichen Parametern wie Threshold, Ratio, Attack und Release auch einen Regler für den „Key Filter“ an. Die hier getroffene Einstellung in „Hz“ bewirkt eine Beeinflussung des Schwellenwerts nicht nur durch den anliegenden Pegel, sondern auch die Frequenzanteile. Dies kann sowohl live als auch im Studio eine große Hilfe sein, wenn beispielsweise in der Schlagzeugspur nur einzelne Beckenschläge zu laut geraten sind. Anstatt den ganzen Take neu einzuspielen, genügt es, „Key Filter“ auf den für die Becken relevanten Wert einzustellen, wobei das Ergebnis praktischerweise direkt vorgehört werden kann.
Über die Schaltfläche „Key Source“ erreicht man den für Kompressoren typischen Einsatzzweck des „Ducking“, also dem Absenken des Pegels durch ein am Side-Chain-Eingang anliegendes Signal. Diese Vorgehensweise wird beispielsweise häufig in elektronischer Musik verwendet, um die Bass Drum zum Pumpen zu bringen. In anderen Musikstilen sorgt man mit dieser Technik dafür, dass die Instrumente minimal leiser werden, wenn der Gesang einsetzt.
„Key Source“ kennt noch eine weitere wichtige Funktion, bei der sich das Noise-Gate einer Spur nur dann öffnet, wenn an der anderen ein Signal anliegt. Das ist bei Passagen sehr hilfreich, in denen die rhythmische Akkuratesse zweier Instrumente gefragt ist, beispielsweise wenn die Noten eines Gitarrenlicks haargenau auf die Schläge des Drummers kommen sollen.
Die Delay- und Reverb-Effekte konnten sich im Test klanglich mit hochwertigen VST-Plug-ins messen. Vor allem das Vintage Plate Reverb begeisterte. Für alle Effekte steht zudem ein umfangreiches Set an Presets bereit.
Fazit
Das StudioLive 24 Series III bietet eine enorme Vielzahl an Routung- und Bearbeitungsmöglichkeiten und überzeugte durch einen trotz der Vielzahl der Features kompakten wie intuitiven Aufbau. Auch klanglich überzeugte das Pult völlig. Ein großer Pluspunkt ist außerdem die dank des innovativen Konzepts leichte und schnelle Bedienbarkeit, sowie die Tatsache, dass ständig neue Firmware-Updates nachgereicht werden, die das StudioLive 25 Series III aufwerten.
Erschienen in Professional audio 11/2017