Geschlossener Kreislauf
Presonus stellt mit dem Hardware-Controller StudioLive CS18AI ein Mixer-Frontend sowohl für seine Rack-Mixer der RM-Serie, als auch zur Steuerung von Studio One 3 vor, das mit einer Vielzahl an pfiffigen, nicht alltäglichen Features aufwartet. Wir haben uns den Mix-Controller einmal näher angesehen.
Von Georg Berger
Ganz gleich ob AVB oder Dante, der netzwerkbasierten Audio-Übertragung scheint die Zukunft zu gehören. Dieser Eindruck erhärtet sich, wenn man sich die immer größer werdende Zahl an Interfaces und Mixern diverser Hersteller anschaut, die eine flotte und vor allem problemlose Audio-Übertragung über eine herkömmliche Ethernet-Schnittstelle realisiert. Der amerikanische Pro-Audio-Hersteller Presonus mischt in diesem Spiel ebenfalls mit. Unter dem Schlagwort „Active Integration“ erlauben die 2014 vorgestellten Rackmixer StudioLive RM16AI und RM32AI die Audioübertragung auch über das AVB-Protokoll. Mit an Bord ist auch eine Firewire800-Schnittstelle, so dass die Rackmixer auch Aufgaben eines opulenten 52×34-Interface erledigen. Durch Einbau entsprechender Karten, die zwar angekündigt, aber noch nicht erhältlich sind, sollen nicht nur die RM-Mixer, sondern auch die Mixer der StudioLive-Serie künftig über das Dante-Protokoll mit anderer, netzwerkfähiger Hardware in Kommunikation treten können. Soweit so gut. Wer die RM-Mixer einsetzen wollte, war bislang auf den Einsatz eines Rechners, Tablet-PCs oder Smartphones angewiesen, um Mixe realisieren zu können. So modern und fortschrittlich diese Art der Bedienung auch ist, so sehr geht dies gegen die Gewohnheiten und liebgewonnene Workflows gestandener Routiniers. Will heißen, was fehlt, ist ein maßgeschneidertes Frontend mit Fadern, Dreh- und Druckknöpfen. Diesen Bedarf hat Presonus erkannt und schon auf der letztjährigen Musikmesse mit dem Modell StudioLive CS18AI einen Controller primär zur Steuerung der RM-Mixer präsentiert. Seit kurzem ist der lang ersehnte Mix-Controller endlich erhältlich. In Sachen Aufbau, Aussehen und der grundsätzlichen Funktionalität ist der CS18AI oberflächlich betrachtet, ein weiteres 16-Kanal-Pult innerhalb der StudioLive-Serie. Kostenpunkt: Rund 2.300 Euro, was auf demselben Niveau wie das ebenfalls 16-kanalige Modell StudioLive 16.4.2 liegt. Doch der Vergleich hinkt, denn der CS18AI besitzt (fast) keine Audio-Anschlüsse und ist, wie gesagt, ein Hardware-Controller, der erst durch Anschluss via herkömmlichem Ethernet-Kabel oder bei Bedarf über WiFi wahlweise mit dem 16-kanaligen RM16AI- oder dem 32-kanaligen RM32AI-Rackmixer sozusagen zu einem vollwertigen Hardware-Digital-Mixer wird. Das erhöht natürlich die Kosten um rund 1.500 (RM16AI) respektive 2.200 Euro (RM32AI), was in Bezug auf die Gesamtsumme im letztgenannten Fall rund 500 Euro höher kommt als der Kauf des größten StudioLive-Modells (32.4.2). Doch die Vorteile liegen auf der Hand: Die Trennung von Steuer-Konsole und eigentlichem Mixer sind weitaus komfortabler als die herkömmlichen Lösungen mit Stage-Boxen und entsprechend klobigen Multicores. Wer mag, kann die Steuer-Signalübertragung auch drahtlos über die mitgelieferten WiFi-Dongles plus zusätzlich erforderlichem WLan-Router erledigen. So wird die eigentliche Mix-Einheit sowohl im Live-, als auch im Studio-Einsatz nicht nur zu einem Mischer, sondern auch zu einer Stage-Box und einem flexibel und vor allem örtlich fast ungebundenem Audio-Interface. Doch nicht nur das: So ganz nebenher ist der CS18AI auch in der Lage als Luxus-DAW-Controller zum Steuern der hauseigenen Studio One 3 Anwendung zu fungieren, natürlich auch im Verbund mit den RM-Mixern. Doch eins nach dem anderen. Für den Test des CS18AI erhielten wir vom deutschen Vertrieb Hyperactive den großen RM32AI-Rackmixer, den wir sozusagen in einem Aufwasch mit in den Test einbeziehen.
Hardware-Controller für Rack-Mixer
Bleiben wir noch kurz beim äußerst robusten, rund zehn Kilo schweren Rack-Mixer, dessen Frontplatte vier Höheneinheiten misst. Ebenso wie das MOTU Stage-B16 (Test in Heft 11/2015) findet sich der Großteil der Anschlüsse auf der Frontseite. 32 XLR-Eingänge und 16 XLR-Ausgänge nehmen den größten Platz ein. Hinzu gesellen sich drei weitere XLR-Ausgänge für die Master-Summe sowie für einen Mono-Out, ein Pärchen Koax-Buchsen als Stereo-Tape-in und eine Stereo-Klinkenbuchse zum Anschluss eines Kopfhörers fehlt ebenso wenig. Ein USB-Anschluss dient zum Aufspielen von Firmware-Updates oder zur Aufnahme des mitgelieferten WiFi-Dongles. Stereo-, Monosumme und Kopfhörer lassen sich per Trim-Poti in der Lautstärke regulieren. 32 Status-LEDs geben Auskunft über anliegende Pegel oder die aktivierte Phantomspannung in den einzelnen Kanälen. Drucktaster zur Anzeige der Phantomspannung und zum kompletten stumm schalten des Pults sowie zum Abhören der Summe oder des Cue-Mix via Kopfhörer beschließen den Rundgang auf der Frontseite. Weiter geht’s auf der Rückseite, die mit einer Einschub-Karte aufwartet und mit zwei Firewire-800- einer Ethernet-Buchse sowie einem koaxialen S/PDIF-Ausgang daherkommt. Wie erwähnt, soll es künftig möglich sein, stattdessen auch Karten mit Dante- oder Thunderbolt-Schnittstelle dort einsetzen zu können. Die beiden Fünf-Pol-MIDI-Buchsen sind zum Zeitpunkt des Tests noch ohne Funktion. Last but not Least führen die beiden D-Sub-25-Buchsen die frontseitigen Ausgänge parallel via optionaler Kabelpeitschen nach draußen. Vorteil: Der Kabelsalat auf der Frontseite minimiert sich erheblich, sei es auf der Bühne oder im Studio, wenn es darum geht Monitore oder Kopfhörer-Verstärker mit entsprechenden Mixen zu versorgen. Das ist klug und praxisgerecht gedacht. An dieser Stelle würden wir jetzt den Gebrauch und die Features der UC Surface-Software mitsamt der mächtigen Einstellmöglichkeiten näher erläutern. Doch stattdessen switchen wir kurzerhand um auf den CS18AI, der das Gleiche auf physikalische Art erledigt und den wir jetzt näher erkunden. Das Presonus Studio 192 Interface nutzt übrigens dieselbe UC-Surface-Software. Näheres dazu steht im Test in Heft 02/2016.
Was darfs sein: Ethernet oder WiFi?
Auf den ersten Blick sieht der CS18AI den beiden 16-Kanälern der StudioLive-Serie verblüffend ähnlich. Wer mag, kann den CS18AI via optional erhältlicher Schienen auch in ein 19-Zoll-Rack einbauen. 16 Kanalzüge mit den bekannten Mute, Solo, und Select-Tasten sind zu erkennen, das Haupt-Feature – der sogenannte Fat Channel – ist ebenfalls an altbekannter Stelle ganz oben auf der Oberfläche eingelassen und selbst das Display zum Einstellen diverser Funktionen und der Effekte ist vorhanden. Diverse weitere Taster etwa fürs Monitoring, Talkback und zum Erstellen von Mute Gruppen kommen uns bekannt vor. Das Bedienkonzept – wen sollte es wirklich wundern? – ist mit dieser Ausstattung identisch zu denen der StudioLive-Pulte. Durch Drücken einer Select-Taste aktivieren wir den gewünschten Eingangskanal und anschließend können über die Endlos-Drehregler und Tasten der Fat-Channel-Sektion die Effekte eingestellt werden, die per DSP in jedem Eingangskanal der RM-Mixer zur Verfügung stehen: Vier-Band-EQ, Noise Gate, Kompressor, Limiter sowie Passfilter. Jedem Drehregler ist eine eigene LED-Meter-Kette zugeordnet, die im Fat-Channel-Modus Auskunft über die Parameter-Stellung gibt. Weitere Funktionen wie das Aktivieren der Phantomspannung, das Invertieren der Phase und das Verlinken mit dem Nachbar-Kanalzug zu einem Stereo-Kanal lassen keine Wünsche offen. Im Wechsel können über die Fat-Channel-Regler auch auf einen Schlag das Input-Gain aller Eingänge reguliert werden.
Per Taster lassen sich auf die Fat Channel LED-Ketten auch die Pegel der Ein- und Ausgangs-Signale sowie der Dynamik-Reduktion, so denn eingesetzt, anzeigen. Doch bei aller Vertrautheit, irgendwas ist trotzdem anders: Als erstes fallen uns die blau beleuchteten, sogenannten Scribble-Strips, rechteckige 64×96-Pixel-Mini-Displays in jedem Kanalzug ins Auge. Sie zeigen nicht nur die Kanal-Nummer und bei Bedarf auch den Kanalnamen an, sondern auch die Stellung des Panpot. Oberhalb davon findet sich in jedem Kanalzug ein Mix-Button, der verschiedene Routing-Szenarien aufruft, die teils im Zusammenspiel mit den Routing- und Modifikations-Tasten Option, Control und Shift aufgerufen werden. Vier Transporttaster geben einen eindeutigen Hinweis auf die DAW-Controller-Fähigkeit des Pults. Anstelle von Subgruppen-Fadern findet sich ein mit „Flex Master“ bezeichneter Fader, der je nach Modus verschiedene Aufgaben als zusätzlicher Summen-Regler etwa für Subgruppen oder Aux-Wege erledigt. Rechts daneben aktiviert eine vertikale Taster-Leiste verschiedene Routing-Modi.
RM32AI: Mixer, Stage-Box und Audio-Interface
Die weiteren Unterschiede und Neuheiten erschließen sich im ersten Praxistest. Erstes Highlight sind die Fader, die erstmals motorisiert und selbstverständlich auch berührungssensitiv sind. Zweites Highlight: Das rund vier Zoll große Display ist ebenfalls berührungsempfindlich und gestattet das wieselflinke Aufrufen und Editieren von Parametern. Hierbei kommen insbesondere die ebenfalls neuen Edit-Taster ins Spiel, die sich nicht nur in den einzelnen Unter-Sektionen des Fat-Channel, sondern auch in der Talkback-, der Routing-, Monitoring- und Solo-Sektion finden. Wird dieser gedrückt, erscheint ein diesbezüglicher Dialog auf dem Display, der weitere Parameter offeriert. So können wir etwa im Vier-Band-EQ dort per simplem Tastendruck wahlweise das Gain, die Frequenz oder die Güte auf die Drehregler legen oder aber auch die Filterkurve direkt mit dem Finger im Display einzeichnen. Abseits dessen ist das Touch-Display auch hilfreich beim Speichern und Aufrufen von Mix-Scenes, beim Erstellen von Subgruppen und Aux-Wegen sowie einer Vielzahl weiterer Funktionen rund ums Verwalten und Einstellen von Mixen. Im Test avanciert dieses unscheinbar wirkende Display, zusammen mit der Fat Channel-Sektion, rasch zu einem wichtigen Bedienwerkzeug, ohne aber die Vorzüge der Bedienung eines Hardware-Mischpults aufzugeben. Denn viele Einstellungen geschehen entweder nur sporadisch oder aber nur einmal, etwa die Namensvergabe eines Submix. Nicht minder wichtig ist auch die zuvor erwähnte Tastenspalte zwischen Flex- und Master-Fader, mit denen das CS18AI erst so richtig seine Mächtigkeit ausspielt. Vier Layer-Bänke zu je 16 Kanälen sind wechselweise aufrufbar, was eine Gesamtzahl von 64 steuerbaren Eingängen macht. Diese Möglichkeiten schreien in Konsequenz förmlich nach einem Kaskadieren der RM-Mixer, was zum Zeitpunkt des Tests nicht möglich, aber schon in Planung ist. Mit Hilfe der Shift-, Option- und Control-Taste sind beim Steuern von Studio One 3 sogar an die 200 Kanäle adressierbar. Über den Returns-Button legen sich die Ausgangskanäle der vier Mastereffekte, das Talkback-Mikrofon, der S/DIF-Ausgang und der Tape-in-Kanal auf die Fader-Bank. Mix Masters legt die Ausgangspegel der 16 XLR-Ausgänge auf die Fader, die völlig frei entweder als Subgruppen oder Aux-Sends definierbar sind, was wiederum mit Hilfe des Touch-Displays geschieht, Routing per simplem Tastendruck inklusive. Group Masters ruft schließlich die Hauptausgänge der sogenannten Filter-DCA-Gruppen auf, zu denen wir gleich noch kommen. Ein Druck auf den DAW-Button schaltet das Pult schließlich in den DAW-Controller-Modus. Zurzeit lässt sich darüber nur die Studio One 3 DAW steuern. Doch es soll bereits Bemühungen geben, den CS18AI auch mit anderen DAWs in Kontakt treten zu lassen. Mit diesen acht Routing-Tasten mutiert der CS18AI zu einem wahren Verwandlungskünstler, der noch ohne Aufruf gespeicherter Mix-Scenes via Touch-Display seine Verwandten der StudioLive-Serie in Sachen Flexibilität in die Ecke stellt.
Großkonsolen-Features kompakt verpackt
Doch mit den vorhin kurz erwähnten Filter-DCA-Gruppen, die per se in den RM-Mixern implementiert sind, trumpft der CS18AI zusätzlich gehörig auf. Ähnlich wie die Mute-Gruppen oder die altbekannten VCA-Gruppen, lassen sich mit Hilfe des Touch-Displays Kanalzüge in unterschiedliche Signaltypen unterteilen. Dazu müssen die Kanäle lediglich eine entsprechende Definition, respektive Bezeichnung erhalten, etwa Drums, Gitarren, Vocals, Keyboards und dergleichen, was schließlich im Scribble-Strip angezeigt wird. Das Presonus-Pult kommt dabei ab Werk schon mit diesen Einteilungen, wobei sich bei Bedarf selbstverständlich auch eigene Gruppen definieren lassen. Auf diese Weise werden etwa sämtliche Schlagzeug-Kanalzüge zu einer Gruppe zusammengefasst, die beim Aufruf des Group Master-Modus über einen einzigen Fader gemeinsam und proportional in der Lautstärke reguliert werden können. Ein Druck auf den Select-Button des Gruppen-Faders ruft blitzschnell sämtliche Fader der Gruppe auf, um etwa Feineinstellungen in diesem DCA-Submix vorzunehmen. Bis zu 25 DCA-Gruppen sind dabei im CS18AI realisierbar, was mehr als ausreichend sein dürfte.
Das CS18AI-Steuerpult hat noch weitaus mehr pfiffige Funktionen und Workflow-Features zu bieten, die aber alle zu erläutern viel zu weit führen würde. Stattdessen werfen wir einen kurzen Blick auf die Kopfseite, die abseits der Bedienung mit weiteren pfiffigen Ausstattungsmerkmalen aufwartet. Außer der AVB-Ethernet-Schnittstelle und der USB-Buchse für den mitgelieferten WiFi-Dongle sowie einer Klinken-Buchse zum Anschluss eines Fußschalters und einer vierpoligen-XLR-Buchse für eine optionale Schwanenhals-Lampe, tummeln sich dort überraschenderweise auch analoge Ein- und Ausgänge (je zweimal Combo und Klinke rein, zweimal XLR raus). Zusammen mit der regulierbaren Kopfhörer-Buchse rechts unten auf der Fußseite des Pults, verfügt das Steuerpult auch über ein 4×2 AVB-Audio-Interface, was wahrlich nicht alltäglich ist und den Mehrwert des Pults steigert. Sinn und Zweck: In einer Live-Situation ist darüber das Talkback-Mikrofon anschließbar und über die Klinken-Eingänge kann etwa per Zuspiel-Gerät Musik während einer Umbaupause bequem vom Pult aus via Netzwerk an den Rack-Mixer und von dort an die PA gegeben werden. Im Studio können an die Ausgänge die Control-Room-Monitore gehangen werden, um die ins RM-Pult eingespeisten Signale in einer eigenen Regie bequem abhören zu können. Auch das ist wieder praxisgerecht gedacht und verdient ein weiteres Extralob. Ganz wichtig: Damit dies funktioniert ist der Einsatz eines speziellen AVB-Switchs notwendig. Wird der CS18AI lediglich über einen herkömmlichen Netzwerk-Router oder direkt mit einem RM-Mixer verbunden, werden darüber lediglich Steuersignale übertragen.
Luxus-DAW-Controller
Bevor wir zur Praxis und zum Hörtest kommen, machen wir noch kurz einen Abstecher ins Meßlabor, in dem sich das StudioLive RM32AI-bewähren muss. Den Messtest absolviert der Rack-Mixer dabei mit Bravour. Die verbauten Xmax-Preamps warten mit satten rund 62 Dezibel Verstärkung auf. Das FFT-Spektrum weist sie als äußerst rauscharm aus. Der Noisefloor liegt unterhalb sehr guter -100 Dezibel. Der Brumm bei 50 Hertz ragt lediglich bis -94 Dezibel und fällt nicht ins Gewicht. Auffällig sind Peaks bei k2 und k3, die jedoch nur bis hinauf auf -72 und -82 Dezibel reichen. Ebenfalls hervorragend sind auch die Ergebnisse in Sachen Fremd- und Geräuschsspannung: Wir ermitteln sehr gute 82,4 und 84,9 Dezibel. Der Klirrfaktor, obwohl die Kanäle nicht genau gleich sind, zeigt identische, konstante Verlaufskurven bei 0,04 und 0,09 Prozent. Die Gleichtaktunterdrückung könnte jedoch ein wenig besser sein. Im Bass beginnt die Kurve bei akzeptablen -50 Dezibel um im weiteren Verlauf auf sehr gute -70 Dezibel zu sinken und sich im Höhenbereich auf ordentlichen -65 Dezibel einzupendeln. Das Mess-Highlight erhalten wir beim Ermitteln der Wandlerlinearität: Erste Unlinearitäten treten erst unterhalb -140 Dezibel auf.
Im Hörtest glänzt der RM-Mixer mit samt seiner Xmax-Preamps durch einen transparenten Grundsound. Auflösung, Impulsverhalten und Plastizität sind fast gleichauf zu unserer Oberklasse-Referenz RME Fireface 400. Einziger Unterschied: Die Presonus-Aufnahmen besitzen im unteren Mittenbereich minimal mehr Kraft, was die Signale rund und angenehm klingend macht. Gleiches ist auch über die Fat-Channel-Effekte zu sagen, die als transparent klingende Zeitgenossen für ein subtiles, aber trotzdem nachhaltiges Veredeln der Signale sorgen. Einzig die vier Master-Effekte – zweimal Delay und Reverb – fallen in Sachen Sound ein wenig ab. Gibt’s bei den Delays soweit nicht viel zu meckern, schafft es das Reverb in Sachen Klangqualität für unsere Ohren nur bis hinauf zur Mittelklasse. Für Live-Jobs reicht das zwar in jedem Fall. Aber wenns um Aufnahmen geht, würden wir dann doch lieber auf andere Raum-Prozessoren ausweichen. Doch das kann den hervorragenden Eindruck, den wir im Hörtest gewonnen haben, nicht trüben.
Um die Kombination aus RM- und CS-Mixer erfolgreich in Betrieb nehmen zu können ist als erstes ein Druck auf den „UCNET“-Button erforderlich, der im Touch-Display Zugang zum Netzwerk-Dialog gewährt. Sind beide Geräte via Ethernet-Kabel miteinander verbunden, muss lediglich im Display auf die Hardware-Spalte gedrückt, anschließend den dort erscheinenden Eintrag antippen und schon sind Mixer und Controller miteinander verbunden. Gleiches geschieht auch, wenns um die Steuerung von Studio One 3 geht. Dieses Mal muss allerdings auf die Software-Spalte gedrückt und der Studio One-Eintrag angetippt werden. Soll die Verbindung drahtlos erfolgen, muss innerhalb des UCNET-Dialogs, das entsprechende Unter-Menü zur Auswahl des gewünschten Drahtlos-Netzwerks ausgewählt werden. Ist das einmal geschehen, stehen uns im Test sämtliche Funktionen auf dem Pult zur Verfügung. Das Arbeiten mit dem Fat-Channel und dem Touch-Display ist binnen kurzer Zeit verinnerlicht. Etwas länger dauert es, das Konzept zum Erstellen und Bedienen von Aux-Wegen, Subgruppen und den Filter-DCA-Gruppen zu verinnerlichen. Doch einmal verstanden, schalten wir mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen den einzelnen Signalwegen hin und her, was mit einem entsprechend blitzschnell eingestellten Fader-Setup, dank motorisierter Stellglieder, auf der Pult-Oberfläche einhergeht. Das Umschalten in den DAW-Modus erfordert schließlich noch einmal ein wenig Zeit, um Funktionen, die ausschließlich in diesem Modus gültig sind, zu erlernen, was aber auch recht schnell geht. So dient das Tastenfeld für die Mute-Gruppen zum Einstellen der Mischpult-Automation in Studio One. Das scharf Schalten einer Spur für die Aufnahme wird mit der Tastenkombination Option + Select im gewünschten Kanal realisiert. Sehr schön: Die Parameter der mit Studio One mitgelieferten Effekte liegen beim Aufruf von Insert-Effekten automatisch auf den Drehreglern des Fat Channel. Parameter von Drittanbieter-Plug-ins können über den Umweg der Control-Link-Funktion in Studio One auf die Fat Channel-Regler gelegt werden. Das ist zwar etwas lästig und umständlich, aber nicht zu vermeiden. Im Test zusammen mit Studio One 3 vermissen wir in Sachen Mixing und Recording jedenfalls nichts.
Fazit
Presonus legt mit der Steuer-Konsole StudioLive CS18AI ein maßgeschneidertes und vor allem durchdachtes Hardware-Frontend mit mächtigen Möglichkeiten zum Steuern seiner RM-Rack-Mixer-Serie vor, das sich so ganz nebenbei auch als Luxus-DAW-Controller für die hauseigene Studio One 3 Applikation empfiehlt. Dabei trumpft das Pult mit WiFi, einer Ethernet-Schnittstelle mit AVB-Fähigkeit sowie einem integrierten Audio-Interface auf, was nicht nur nicht alltäglich, sondern einzigartig ist. Das Bedienkonzept ist stimmig und nicht zuletzt dank der pfiffigen Filter-DCA-Gruppen in den RM-Mixern, entsteht das Gefühl, an einer mächtigen Großkonsole zu arbeiten, obwohl das CS18AI eher kleinformatig daherkommt. Im Verbund mit den opulent ausgestatteten RM-Mixern, die mit exzellentem, transparenten Sound aufwarten, erhält der Anwender ein flexibles System rund ums Aufnehmen, Mixen und Signalverteilen, ganz gleich ob Live oder im Studio.
Erschienen in Ausgabe 03/2016
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 2222
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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