Stille Lautheit

Bei der Direktabnahme von Gitarren- und Bassverstärkern ist die richtige Kombination aus Cabinet und Mikrofonierung extrem wichtig. Um im Studio und auf der Bühne klanglich nichts dem Zufall zu überlassen und auch altbekannte Lautstärkeprobleme galant in den Griff zu bekommen, hat der französischen Hersteller Two Notes mit dem Torpedo VB-101 eine viel versprechende Digitallösung entwickelt. 

Von Michael Nötges 

Seit Jahren graben digitale Emulationen von Gitarren- und Bassverstärker-Setups (siehe Vergleichstest, Ausgabe 10/2008) den analogen Gear-Gurus das Wasser ab. Im Studio-Betrieb sparen die komfortablen Softwarelösungen Kosten, weil weniger Equipment angeschafft werden muss und aufwändige Mikrofonierungs-Orgien überflüssig sind. Klanglich sind sie durch immer weiter verbesserte Emulationsverfahren auf professionellem Niveau und aufgrund der Flexibilität und des hohen Maßes an Usability haben sie der aufwändigen Abnahme eines Gitarren- oder Bass-Setups einiges voraus – sagen die Befürworter. Gegner der digitalen Simulanten sehen das anders und halten inbrünstig mit dem Argument der langen Latenz und des daraus resultierenden miserablen Spielgefühls sowie der wenig authentischen Ansprache dagegen und überzeugt an ihrem analogen Equipment fest.

Guillaume Pille, Geschäftsführer der 2006 in Montpellier gegründeten Pro-Audio-Firma Orosys, zu der die Marke Two Notes Audio Engineering gehört, kennt die Probleme bei Direktabnahmen von Gitarren- und Bass-Setups genau. Als Elektrotechniker (PhD) mit Schwerpunkt in digitaler Signalbearbeitung und durch seine Erfahrungen als Musiker und Tontechniker weiß er, worauf es in der Praxis ankommt und hat sich bei der Entwicklung des Torpedo VB-101 zum Ziel gesetzt, eine praktikable und praxisnahe Lösung zu finden. Pille erklärt uns: „Es geht uns um die perfekte digitale Simulation der Gitarren- und Bass-Aufnahmekette. Gut klingende und komfortable Aufnahmen bei moderatem Pegel sind dabei das eine Ziel, den Studio-Sound in professioneller, kostengünstiger und komfortabler Art und Weise auch auf die Bühne zu bringen, das andere.“ Mit dem Torpedo VB-101 scheint ihm dieser Spagat gelungen zu sein, der durch Faltungsberechnung die Klangeigenschaften von Gitarren- und Bassboxen und deren Mikrofonierung simuliert. Gleichzeitig fungiert das Gerät als Loadbox oder Powersoak und drosselt den Sound eines voll aufgerissenen Amps auf Zimmerlautstärke. In dieser Funktion erinnert der Torpedo VB-101 an den Transducer (Test, Ausgabe 7/2007) oder Cabulator (Test, Ausgabe 10/2009) von SPL/Tonehunter, die auf rein analoger Ebene unterschiedliche Gitarren-Boxen klanglich nachbilden. Der entscheidende Unterschied ist allerdings, dass der Kern des frischen Franzosen rein digital arbeitet, das Signal also einen A/D-D/A-Wandler mit einer Auflösung von 192 Kilohertz und 24 Bit durchläuft und der interne Signalprozessor mit 96 Kilohertz und 32 Bit Fließkommaberechnung arbeitet. Der analoge Pfad der Tugend wird in den Augen mancher Analog-Puristen zwar verlassen aber die Funktionalität reicht dafür mit insgesamt 26 Cabinet- und acht Mikrofon-Simulationen, einem Post-FX-Modul, zahlreichen Miking-Parametern sowie Sonderfunktionen wie dem Safe Gain Adjustment (SGA), weit über die Möglichkeiten der analogen Mitstreiter hinaus. Einmal ganz davon abgesehen, dass es zur Steigerung der Usability noch eine Remote- und Capture-Software zum Fernsteuern der Hardware und Generieren eigener Impulsantworten gibt. Ein Tausendsassa dieses Kalibers hat natürlich auch seinen Preis: Der komplexe 19-Zoll-Bolide kostet 2.320 Euro.  Dafür hat der Torpedo VB-101 aber auch einiges zu bieten. Zunächst ist die Verarbeitung des silber-blauen Rack-Geräts ohne Fehl und Tadel und macht alles in allem einen etwas unprätentiösen aber durchaus roadtauglichen Eindruck. Robuste Anschlussbuchsen, griffige Drehregler, druckpunktgenaue Taster und das exakt laufende Potentiometer des Kopfhörerausgangs lassen keinen Zweifel aufkommen, dass wir es mit einem kompromisslosen Vollprofi zu tun haben.

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite des Geräts. Schnell ist klar, dass der Torpedo VB-101 vielseitig einsetzbar ist. Zunächst bietet der Speaker-Eingang (150 Watt statisch an acht Ohm) die Möglichkeit, eine Endstufe direkt anzuschließen. Die Through-Buchse leitet das Signal zum Monitoring oder für Parallelaufnahmen nach Belieben an ein zusätzlich angeschlossenes Cabinet weiter. Da bei der Leistungsanpassung reichlich Wärme entsteht, ist das Gehäuse vorne, wie an der Seite mit Lüftungsschlitzen versehen. Zusätzlich gibt es aber noch einem mächtigen Kühlkörper und einen aktiven Lüfter. Dieser reagiert im Auto-Betrieb auf zu hohe Temperaturen und führt die Wärme aus dem Gehäuseinneren ab. Stört der leise laufende Lüfter bei der Aufnahme, lässt er sich aber auch grundsätzlich an- oder abschalten. Der zusätzliche Analog Input (XLR-Buchse) ermöglicht es, symmetrische oder unsymmetrische Line-Pegel, beispielsweise von einem Preamp, einzuspeisen. Dafür muss allerdings die Eingangsauswahl vorgenommen werden. Das Klicken eines Relais, bestätigt den Vorgang und bringt Gewissheit, dass die Eingänge physikalisch voneinander getrennt sind.   Die analoge Ausgangssektion bietet drei symmetrische XLR-Anschlüsse: Am Pre-Simulation-Output kann immer zusätzlich ein trockenes Signal abgegriffen werden. Die beiden Post-Simulation-Ausgänge (links und rechts) führen im Stereo-Modus jeweils das digital bearbeitete Signal. Durch zwei weitere Output-Modi (Dry/Wet und Wet/Dry) ist es somit möglich, am linken oder rechten Ausgang ein bearbeitetes und am jeweils anderen das unbearbeitete abzugreifen. Hier ein Anwendungsbeispiel: Bei einem Livemitschnitt gehen das trockene Pre-Simulation-Signal (zum späteren Re-miking) und ein Post-Simulation-Signal (rechts) direkt zu einem HD-Recorder. Der zweite Post-Simulation-Ausgang geht zum FOH-Mixer und dann auf die PA. Zum Monitoring für den Musiker ist eine Box an den Speaker-Through-Ausgang angeschlossen.  Das war aber noch lange nicht alles, was der anschlussfreudige Torpedo VB-101 zu bieten hat: Zunächst verfügt er über zwei digitale Schnittstellen: S/PDIF (Cinch) und AES/EBU (XLR). Auf diesem Weg kann man sich den zusätzlichen D/A-Wandlungsprozess gleich sparen und auf digitalem Weg in der DAW aufzeichnen. Die USB-Schnittstelle – optional bietet der Hersteller auch ein Ethernet-Interface an – dient lediglich zum Andocken an einen Computer, um mit der komfortablen Remote-Software die Hardware fernzusteuern. MIDI-fähig ist der Torpedo VB-101 dann am Ende auch noch, bietet er eine In- und Out/Thru-Buchse, um Channel- oder Control-Change Befehle entgegen zu nehmen und weiter zu reichen. Per MIDI-Fußleiste lassen sich so beispielsweise auf der Bühne unterschiedliche Presets abrufen. Dass die Entwickler auch wirklich an alles gedacht haben, zeigt last not least der Wordclock-Eingang (BNC). In komplexen Digital-Umgebungen die durch eine externe Wordclock synchronisiert werden, klinkt sich der Torpedo VB-101 einfach ein und man ist Sync-technisch auf der sicheren Seite. Das einzige, was uns zum perfekten Glück fehlt, ist ein Ground-Lift-Schalter, der die Trennung von Signalmasse und Erdleiter der Speisespannung ermöglicht.

Auf der Vorderseite ist der analog regelbare Kopfhörerausgang installiert, der das Kontrollieren des Signals ermöglicht. Ein- und Ausgangspegel lassen sich mit je einer 10-Segment LED-Anzeige überwachen und mittels zweier Endlos-Drehregler anpassen. Als sehr hilfreich erweist sich das so genannte Safe Gain Adjustment (SGA), das bei Übersteuerungsgefahr automatisch die Ein- und Ausgangspegel absenkt. Wahlweise kann diese Funktion auch nur auf den Input oder Output angewendet oder gleich ganz abgeschaltet werden. Der Vorteil dieses Features: Gerade im Live-Betrieb sind unschöne digitale Übersteuerungen ausgeschlossen. Der Nachteil, optimale Aussteuerungen sind nicht immer garantiert, weswegen sich die manuelle Anpassung gerade bei der Studioarbeit empfiehlt. Die Funktion lässt sich jedoch abschalten. Mit Hilfe der Buttons (Miking, Spkr/Mic, Setup und Programm) ist man im Handumdrehen im jeweiligen Menü. Sehr praxisgerecht sind zudem die beiden Bypass-Buttons, um die Simulation- oder Post-FX-Sektion aus dem Signalweg auszuschließen, beziehungsweise A/B-Vergleiche vorzunehmen. Aber auch hier legt der Torpedo VB-101 noch eine weiter praktische Funktion oben drauf: Der Compare-Button bietet einen temporären Speicherplatz für ein Set von Parametern, ähnlich der Clipboard-Funktion beim Computer. Ist eine Einstellung vorgenommen, lässt sich diese durch Drücken und Halten der Compare-Taste in den Zwischenspeicher kopieren. Jetzt kann nach Belieben ein anderes Preset aufgerufen oder im bestehenden Preset lediglich verschiedene Parameter verstellt und die jeweiligen Einstellungen mit dem temporären Set verglichen werden. Die Menü-Navigation und Auswahl bestimmter Parameter ist mit dem griffigen Navi-Rad und den beiden Buttons (OK, ESC) kinderleicht. Zusätzlich zum Display hilft eine zweistellige numerische Anzeige, das jeweils ausgewählte Preset unmittelbar auch in dunklen Umgebungen zu erkennen. Im Setup-Menü können grundlegende Einstellungen vorgenommen und beispielsweise die bereits erwähnten Ausgangsmodi festgelegt werden. Ansonsten bietet die digitale Simulations-Sektion vier klangentscheidende digitale Module (Menüs): Im Spkr/Mic lässt sich das passende Cabinet sowie das gewünschte Mikrofon zur virtuellen Abnahme auswählen. Detaillierte Einstellungen zur Mikrofonierung bietet dann das Miking-Menü. Schließlich hat Two Notes dem Torpedo VB-101 noch eine Post-Effekt-Sektion spendiert, um den Sound weiter zu verfeinern. Zur Verfügung steht zunächst ein Kompressor mit den Parametern Threshold, Ratio, Attack, Release und Aufholverstärkung. Außerdem mit von der Partie sind  ein Exciter, bei dem sich die Frequenz (1 bis 20 Kilohertz) und das Gain auf einer Scala von Null bis 100 justieren lässt sowie ein grafischer Fünf-Band-Equalizer mit Gitarren- und Bass-Modus. Die Center-Frequenzen sind auf die jeweiligen Instrumente abgestimmt und können jeweils um 20 Dezibel angehoben oder bedämpft werden. Zu guter letzt gibt es noch einen speziellen Spatial-Effekt, der aus einem Mono- ein Stereosignal generiert.

Im Messlabor von Professional audio zeigt sich der Testkandidat in sehr guter Form. Geräusch- und Fremdspannungsabstand liegen, im Bypass-Modus gemessen, bei ausgezeichneten 84,9 und 82,1 Dezibel. Die Wandlerlinearität (A/D) weist erst unterhalb -130 Dezibel nennenswerte Abweichungen auf, was selbst ausgebuffte Spezialisten wie der Lynx Aurora 8 (Test in Heft 11/2006) oder der Benchmark ADC1 (Test in Heft 8/2006) nur wenig besser hinbekommen. Mit solchen Werten kann der Torpedo VB-101 auch als hochwertiger A/D-Wandler eingesetzt werden. Das FFT-Spektrum (Bypass) zeigt einen Noisefloor, der für den gesamten Frequenzbereich weit unterhalb -100 Dezibel liegt. Leichte k2-Anteile sind erkennbar, die – wenn überhaupt hörbar – den Klang positiv beeinflussen. Auffällig ist, dass die THD+N-Werte (Bypass) unterhalb 200 Hertz von durchschnittlich 0,01 Prozent auf fast 0,2 Prozent ansteigen. Allerdings sind Verzerrungen essentieller Bestandteil bei der Klanggestaltung des Torpedo VB-101 und von daher nicht als negativ zu werten.  Für den Hör- und Praxistest verwenden wir ein reines Engl-Setup, bestehend aus Tubetoner-Preamp, 5o-Watt-Endstufe (E 840/50) und E 412 VS-Cabinet mit 4×12 Celestion Vintage 30-Speakern. Da die Box in der Preset-Liste auftaucht und wir den Sound des Cabinets hinreichend kennen, testen wir zunächst die Authentizität der Emulation. Auf Anhieb trifft der Grundcharakter unsere Erwartungen: rotzige Mitten, ein sattes, druckvolles Low-End und transparente Höhen. Den Höreindruck des Originals mit dem Torpedo VB-101 exakt nachzubilden gelingt zwar nur annäherungsweise, aber beim Experimentieren stoßen wir auf exzellent klingende Varianten. Am Ende kommen wir vom reinen Kopierversuch ab und konzentrieren uns auf die viel wichtigere Frage: Wie klingen die erzeugten Sounds? Vor allem zeichnen sie sich durch glasklare Transparenz aus. Die Charakteristiken der Mikrofone sind sehr gut getroffen und so kommen wir in kürzester Zeit zu einem cleanen Funksound, indem wir das Sennheiser MD-421 virtuell direkt und nur leicht abgewinkelt vor der Fender Deluxe-Simulation positionieren. Einen wesentlich satteren und weicheren Klang erhalten wir, wenn wir das Neumann U87 verwenden. Mit dem Shure SM57 kommen wir zu sehr amtlich klingenden, angezerrten Rhythmusgitarren-Sounds. Den Preamp stark verzerrt, das gleiche Mikrofon Off-Axis ausgerichtet und etwas entfernt aufgestellt, bekommen wir ein fettes Brett, das im Spatial-Modus das Attribut Wall of Sound verdient. Klanglich so facettenreich, haben wir unser Setup noch nie erlebt. Alleine als Kaufentscheidung für das passende Cabinet sind die Emulationen klasse. Denn wann hat man schon einmal die Chance, den eigenen Amp mit so vielen unterschiedlichen Boxen anzutesten?

Die Emulation des Fender Blues Deluxe-Combos gefällt uns zusammen mit dem Two Notes Custom-Cabinet für cleane Sounds am besten. Für das nach unserem Geschmack ultimative Metal-Brett muss die Marshall Box mit 4×12 V30 Speakern (Slash Signature) herhalten, vor die wir die Emulation eines M 160 Bändchenmikrofons von Beyerdynamic knallen. Eine Kombination, die auch für Solo-Sounds besonders gut kommt. Bei Crunch-Sounds geht uns nichts über das Engl-Cabinet mit SM 57-Mikrofonierung. Das klingt rau, druckvoll und herrlich ungehobelt. Wir vermissen im Augenblick eine Vox AC30-Simulation, aber da der Hersteller jeden Monat eine neue Impulsantwort kostenlos zum Download bereitstellt und mit der Capture-Software auch eigene Presets erzeugt werden können, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Torpedo VB-101-Community eine ordentliche Simulation der Briten-Box bereitstellt. Übrigens: Mit den Post-FX lassen sich die Sounds noch weiter profilieren und sehr gezielt auf den Punkt bringen, wozu wir die komfortable Remote-Software verwenden. Der Kompressor macht sich sowohl als leichter Transienten-Jäger wie auch als heftiger Peak-Slammer sehr gut. Der Equalizer hilft effizient, problematische Frequenzen zu eliminieren. Der Exciter spendiert dem Sound unterm Strich etwas mehr Durchsetzungskraft und Frische. Allerdings lässt sich der Sound bereits sehr gut – wie im richtigen Leben eben – durch die Wahl des Mikrofons und dessen Positionierung bestimmen. Die Effekte bringen dann den letzten Schliff. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass über die AES/EBU-Schnittstelle exzellent klingende Aufnahmen gelingen und die Ansprache und das Spielgefühl – der Low-Latency-Modus macht’s perfekt – kaum von einem rein analogen Setup zu unterscheiden ist. Auch im Vergleich zum Transducer von SPL/Tonhunter können wir diesbezüglich keine Nachteile feststellen. Klanglich treffen sich die Konkurrenten auf Augenhöhe, in puncto Usability, Flexibilität und Ausstattung ist der Torpedo VB-101 als Hardware-Gerät derzeit unschlagbar. 

Fazit

Der Torpedo VB-101 von Two Notes Audio Engineering ist ein vielseitiger und exzellent klingender Gitarren-Box- und Mikrofonierungs-Simulator, der sich trotz seines relativ hohen Anschaffungspreises von rund 2.300 Euro im Live- und Studio-Rack schnell bezahlt macht.

 Mikrofonierung mit der Remote-Software des Torpedo VB-101


Grundsätzlich können alle Parameter des Torpedo VB-101 mit der Remote-Software ferngesteuert werden. Dafür ist kein zusätzlicher Treiber vonnöten, sondern lediglich die Installation des Programms auf Mac oder PC. Das Setup-Fenster zeigt die allgemeinen Einstellungen zur Anpassung der Hardware an die jeweilige Umgebung (Live- oder Studio-Situation). Das GUI besteht aus einem übersichtlichen Fenster in dem sich nur die drei Darstellungen für die Speaker- und Mikrofonauswahl sowie der virtuelle Mikrofonierungs-Raum ändern. Alle anderen Parameter sind immer unmittelbar verfügbar. Jedes Modul kann gemuted werden, wobei die vorgenommenen Einstellungen immer direkt über die USB-Schnittstelle auf die Hardware übertragen werden. Natürlich lassen sich sehr komfortabel auch Presets laden und speichern (User-Bereich) sowie neue Impulsantworten importieren. Neben der Boxen- und Mikrofonauswahl ist die eigentliche Mikrofonierung durch unterschiedliche Parameter beeinflussbar. Zunächst kann die Entfernung des Mikrofons bestimmt werden. Das geschieht entweder durch Eingabe einer Prozentzahl zwischen Null und 100 (entspricht drei Meter Entfernung) in das Distance-Kästchen, durch Anklicken der Plus- oder Minus-Symbole oder einfacher durch Bewegen der Mikrofonabbildung mit der Maus. Außerdem lässt sich der Abstand zwischen Lautsprecherachse und Membran verändern: Null Prozent entspricht einer axialen Ausrichtung (maximale Höhen) und 100 Prozent einer Off-Axis-Stellung rund einen Meter von der Achse Entfernt. Mit der Spkr-Turn-Funktion lässt sich das Cabinet umdrehen, so dass das Mikrofon hinter der Box steht. Zusätzlich kann mit dem Overload-Parameter die Verzerrung des Lautsprechers – Stichwort Pappenzerre  – bestimmt werden, wobei Werte bis 20 Prozent einer natürlichen Übersteuerung entsprechen und darüber hinaus den Klang simulieren, wenn ein Lautsprecher bis an die Belastungsgrenze gefahren wird. Der Dry/Wet-Parameter bestimmt das Verhältnis von unbearbeitetem und bearbeitetem Signal. Eine Spezialität haben die Entwickler zusätzlich mit dem Variphi-Effekt integriert: Stark vereinfacht gesagt, wird der Frequenzinhalt des Signals modifiziert. Der klangliche Effekt gleicht einer Phasenverschiebung, die beim Einsatz von zwei Mikrofonen aufritt und interessante klangliche Veränderungen hervorruft.

 

Erschienen in Ausgabe 06/2010

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 2320 €
Bewertung: sehr gut – überragend
Preis/Leistung: gut – sehr gut