Kein Stereotyp
Das Digitalmischpult Zero8 lässt sich in keine Schublade packen. Schuld daran ist weniger die Größe, als die vielseitige Funktionalität der jüngsten Korg-Innovation.
Von Michael Nötges
Das Zero8 von Korg ist zunächst ein Digitalmischpult mit 16 Mono-, beziehungsweise acht Stereokanälen, allerdings speziell auf die Bedürfnisse moderner Musiker zugeschnitten. Jan Wollnik vom deutschen Vertrieb Korg & More dazu: „In erster Linie ist das Zero8 ein Live-Pult, das den Bedürfnissen moderner Musiker und DJs angepasst ist.“ Das Mischpult solle sich, so der Hersteller, wie ein Instrument spielen lassen. Aufgrund seiner flexiblen Konzeption eignet es sich sowohl für den Live-Einsatz wie auch für die Festinstallation im Projektstudio. Als Bindeglied zur DAW dient die Firewire-Schnittstelle mit 16 ein- und ausgehenden Audiostreams: Das Zero8 wird dann, ähnlich dem n12 von Yamaha (Test 7/2007) zum Audio-Interface und ermöglicht es sogar, die virtuellen Spuren des Sequenzers separat auf das Mischpult zurückzuführen und dort abzumischen. Aufnahmen mit bis zu 192 Kilohertz und 24 Bit Wortbreite sind möglich, allerdings halbiert sich dann die Anzahl der verfügbaren Kanäle auf vier. Einzigartig ist die Möglichkeit, das Zero8, in einen umfassenden MIDI-Controller umzufunktionieren. Durch die kombinierte Audio- und MIDI-Funktionalität gehört es damit ohne Zweifel zur neuen Generation von Pro-Audio-Equipment, das auf Mobilität, Flexibilität und intuitive musikalische Bedienung setzt. Dabei kostet der Hybride rund 2.140 Euro und ist – so viel sei an dieser Stelle bereits gesagt – nicht nur optisch eine Show. Die Licht-Choreografie des Zero8 beim Hochfahren des Geräts erinnert an blinkende Leuchtreklame-Panels in Las Vegas oder am Piccadilly Circus. Im laufenden Betrieb gefallen die rot oder blau illuminierten Bedienelemente nicht nur vom Design her, sondern helfen auch bei der zielsicheren Bedienung. Außerdem fördert Beleuchtungs-Layout die Übersichtlichkeit in dunklen Umgebungen wie Live-Clubs oder fensterlosen Regie- und Proberäumen. Ansonsten ist das Design des zirka sieben Kilogramm schweren Mischpults im eleganten Schwarz-weiß gehalten. Nicht viel größer als ein Plattenspieler lässt es sich unter den Arm geklemmt, bequem zum nächsten Gig transportieren. Neue Anforderungen fordern neue Konzepte Das stabile Gehäuse wirkt livetauglich, Drehknöpfe und Taster machen allesamt einen robusten und funktionellen Eindruck. Auf engstem Raum sind selbst die EQ-Einstellungen durch die ergonomisch versetzte Anordnung problemlos möglich.
Bei den leicht gängigen und präzise gleitenden 50-mm-Fadern geht es weniger um Einstellgenauigkeit, als vielmehr um schnellstmögliche Reaktion im Live-Betrieb. Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Jedem der acht Kanalzüge sind Stereo-Line-Eingänge zugeordnet: 16 symmetrische 6,35-mm-Klinken- und alternativ genauso viele unsymmetrische Cinch-Buchsen. Aber auch an weiteren Alternativen mangelt es dem Zero8 nicht: Drei Phono-Buchsen (Cinch) samt Masseklemmen freuen den DJ und Plattenliebhaber. Der Instrumenteneingang bietet E-Bassisten und -Gitarristen direktes Plug-and-play-Vergnügen, Vokalisten und Produzenten erfreuen sich an den symmetrischen Mikrofoneingängen (je zwei XLR- und 6,35-mm-Klinken-Buchsen). Dabei ist die Phantomspeisung und eine zusätzliche Eingangspegelanhebung (+20 Dezibel) für beide Eingänge einzeln aktivierbar. Für den Anschluss externer Effekte sorgen die je vier Send- und Return-Buchsen (6,35-mm-Klinke) der Effektwege. Die Mastersektion bietet je zwei XLR- und 6,35-mm-Klinken-Buchsen (Master-Out), wobei der Pegel der Klinkenvariante zwischen Consumer (-10 dBu) und Pro (+4 dBu) umgeschaltet werden kann, je nach Spezifikation des an diesen Ausgang angeschlossenen Geräts. Beide führen das Signal des Master-Busses, dessen Pegel nicht mit Hilfe eines Faders, sondern durch den platzsparenden Master-Drehregler auf der Oberseite justiert wird. Einen separaten Monitorweg bietet das Zero8 mit den zusätzlichen Booth-Ausgängen (6,35-mm-Klinke) die ebenfalls das Stereo-Summen-Signal führen, aber separat regelbar sind (Booth-Regler). Auch für die digitale Signalübertragung ist gesorgt: Zwei sechspolige Firewire-Anschlüsse dienen als Audio-/MIDI-Schnittstelle zum Andocken an die DAW. Wobei durch die zweite Buchse auch sogenannte Daisy-Chain-Verbindungen mehrerer Geräte möglich sind. Die beiden fünfpoligen MIDI-In- und -Out-Buchsen bieten außerdem die Möglichkeit, externes Equipment in das bestehende Setup einzubinden. Der koaxiale S/PDIF-Ausgang (Cinch) führt das digitalisierte Master-Signal. Mit seiner klassisch anmutenden Bedienoberfläche gibt sich das Zero8 zunächst wie ein gewöhnliches Digitalmischpult – doch weit gefehlt: In den Kanalzügen fällt neben den Standardelementen (Pan-, Gain-, Send-Reglern, EQ-Regler) jeweils der als Drehschalter ausgeführte Input-Selector auf, der über jedem der acht Kanäle thront. Elf Positionen bestimmen, welches Eingangs-Signal dem Kanal zugewiesen ist. Wählbar sind die Phono-, die Mikrofon-, die kanalzugehörigen Line- und CD-Line-Eingänge sowie der Instrumenteneingang. Drei Positionen sind außerdem den digitalen Signalen, beziehungsweise dem Austausch der 16 Audiostreams mit der DAW vorbehalten. Steht der Auswahlregler auf Audio, ist dem jeweiligen physischen Kanalzug sein virtuelles Pendant in der DAW zugewiesen. Die Position Audio+MIDI fügt eine zusätzliche MIDI-Funktionalität hinzu: die Regler Pan, Ext1, Ext2 und Zero FX dienen dann als belegbare MIDI-Controller und sind zur besseren Erkennung plötzlich blau anstatt rot hinterleuchtet. In Stellung MIDI arbeiten alle Bedienelemente des jeweiligen Kanalzugs, inklusive der Fader, als Controller, etwa zur digitalen Fernsteuerung der DAW. Diese flexible Konzeption der Kanalbelegung macht unterschiedliche Setups für Live- oder Recording-Situationen möglich. Eine weitere Besonderheit ist der EQ-Auswahlschalter. Durch das Umschalten der elf unterschiedlichen EQ-Typen (A-K) ändern sich die Charakteristika des Equalizers. Es gibt fünf EQ-Typen (A-E), die unterschiedliche Frequenzgangverläufe erzeugen. Dann drei sogenannte Isolator-Typen (F-H), die das anliegende Signal in Frequenzregionen unterteilen und mit zwölf Dezibel pro Oktave die Bereiche individuell abschneiden. Die übrigen drei Modi sind unterschiedliche Tief- beziehungsweise Hochpass-Filter: In diesem Fall sind nur die beiden Drehregler Hi und Lo aktiv, die für die Filterung hoher beziehungsweise tiefer Frequenzen zuständig sind. Kreative Ideen kommen ganz von alleine Neben den beiden externen bietet das Zero8 auch einen internen Effektweg. Der Zero-FX-Send-Regler bestimmt den Pegel des an den internen Effektprozessor gesendeten Signals. Ein Kipptaster ist für die Solo- und Mute-Funktion zuständig, der solange er betätigt wird, den Kanal stumm schaltet.
Kreative DJs können ihn dadurch für eine Art Cut-Effekt gebrauchen, indem sie den Schalter im Rhythmus nach unten drücken und wieder zurückfedern lassen. Für die Solo-Funktion rastet er nach oben gekippt ein. Ein Cue-Taster schickt das Signal des Kanals auf den Kopfhörer-Bus, dessen Ausgang als einziger in der Master-Sektion auf der Oberseite installiert ist. Der Monitor-Balance-Knopf bestimmt das Verhältnis von Cue- und Master-Signal für den Kopfhörerausgang. Damit lassen sich im Live-Betrieb bestimmte Signale oder Gruppen alleine (Regler auf Linksanschlag) beziehungsweise im Zusammenhang mit dem Summensignal (Regler auf Rechtsanschlag) abhören. Auf diesem Weg erstellt der findige Produzent auch optimale Köpfhörer-Mixe für den Musiker. Ebenfalls besonders für den Live-Betrieb eignet sich die Cross-Fader-Funktion. Jedes Signal kann mittels zweier Tastschalter entweder Kanal A oder B zugewiesen werden. Der horizontal angeordnete Crossfader ermöglicht nun sanfte Überblendungen zwischen diesen beiden Kanälen. Oberhalb der Mastersektion leuchten zwei analoge VU-Meter zur Kontrolle des Ausgangspegels. Am unteren Ende lädt das berührungssensitive LCD-Display zur Editierung der Effekte, des Tempos, globaler Pult-Parameter und der MIDI-Controller ein. Die Idee der dynamischen Steuerung bestimmter Parameter durch Fingerbewegungen über das Touch-Pad stammt aus den Effektgeräten der Kaoss-Pad-Serie aus dem Hause Korg. Beim Zero8 sind damit 72 von insgesamt 111 Presets der internen Effektsektion in Echtzeit steuerbar. Daneben fungiert es auch als Anzeige zum Editieren globaler Parameter. Diese erscheinen durch Druck auf den Setup-Button in Form von acht Schaltflächen auf dem Display. Mit dem Touch-Pad navigiert man durch die Menü-Struktur und ruft die einzelnen Parameter-Seiten auf. Das Editieren erfolgt anschließend mit den Drehreglern. Durch Druck auf den BPM-Button erscheint schließlich ein weiterer Dialog zur Festlegung des Tempos. Die Einstellmöglichkeiten und der Umgang mit dieser mächtigen Mixer-Komponente sind relativ schnell erfasst und erschließen sich meistens von selbst. Das BPM-Menü erlaubt eine manuelle Einstellung des Tempos. Mit dem Tap-Taster geht das auch manuell – sehr praktisch im hektischen Live-Betrieb. Doch das Zero8 kann noch mehr. Durch Aktivierung der Auto-BPM-Funktion ist es sogar in der Lage, das Tempo zu erkennen. Es genügt, den Kanal im Display anzuwählen, an dem das entsprechende Signal anliegt. Dies geht natürlich am Besten mit Audiomaterial, das eindeutig erkennbare Impulse besitzt, wie etwa reine Drumloops. Die Effekt-Sektion erzeugt drei unabhängige Effekte, die durch die Channel-, Send- und Master-Tasten erreichbar sind. Der Channel- und Master-Effekt schleift sich als Insert in den entsprechenden Signalweg ein, der Send-Effekt auf den dafür reservierten Zero-FX-Bus, der mit dem gleichnamigen Send-Regler anteilig auf die Kanäle gemischt wird. Der Channel-Insert-Effekt ist dabei nur einmal vorhanden und lässt sich per Drehregler bequem auf einen der acht Kanäle routen. Die ersten 72 Presets bedienen sich ausschließlich der dynamischen Steuermöglichkeiten des Touch-Pads und sorgen für Lebendigkeit gerade im Live-Einsatz. Zwei Parameter sind darüber in Echtzeit steuerbar. Die übrigen 39 Effekte zeigen ein herkömmliches Layout mit virtuellen Reglern, das präzise Einstellungen über die Endlos-Drehregler gestattet. Channel- und Master-Effekt können mit allen Presets betrieben werden. Für den Send-Effekt stehen nur die statischen Presets zur Verfügung. Umfangreiche MDI-Controller-Routings sind möglich So richtig mächtig wird der Zero8 bei Aufruf des Setup-Dialogs. Das Channel-Fader-Menü dient der Einstellung des Regelverhaltens sämtlicher Fader. Ähnlich wie bei der Attackphase einer Hüllkurve oder bei Einstellung der Anschlagsdynamik für virtuelle Instrumente zeigt sich eine editierbare Kurve. Damit ist es möglich, den Regelweg von leise nach laut entsprechend fein einzustellen. Wer will, kann beispielsweise ein Viertel der verfügbaren Gesamtlautstärke auf 80 Prozent des Fader-Regelwegs verteilen. Mit den übrigen 20 Prozent lässt sich dann entsprechend dramatisch die Lautstärke erhöhen. Gleiches gilt für das Überblendungsverhalten des Crossfaders, dem ein eigenes Menü spendiert wurde. Jeweils acht Presets stehen für die Kanal- und den Crossfader zur Verfügung. Das I/O-Menü erlaubt die Einstellung des Ausgangs-Routings auf die Firewire-Schnittstelle und ermöglicht flexible Signalabgriffe, die vom Pult in die DAW gelangen. So ist es möglich, die Signale der Channelstrips Pre- und Postfader sowie Pre EQ für Aufnahmen in den Computer zu leiten. Doch es geht noch weiter: Die an sämtlichen Sends und Returns anliegenden Signale lassen sich ebenfalls direkt über Firewire in die DAW führen. Gleiches gilt auch für den Crossfader und die Master-Summe. Dies geschieht, indem die Firewire-Ausgangskanäle der Eingangs-Sektion genutzt werden. Wer also beispielsweise eine Spur mit dem reinen Signal der internen Effekte aufzeichnen will, um sie auf virtueller Ebene anteilig beim Mixdown einzusetzen, muss lediglich den FX-Return-Bus auf den ersten Channelstrip routen. Mit diesem professionellen Konzept besitzt der Korg Zero8 ein nicht alltägliches Feature, das überdies komfortabel zu bedienen ist. Das Zero8-Highlight befindet sich im Control-Menü. Dort ist die Vergabe von MIDI-Controller-Nummern nebst Einstellung der minimalen und maximalen Wertebereiche auf die acht Endlos-Drehregler, ihre Schaltfunktionen und sogar auf das Touch-Pad gestattet.
Die Steuer-Signale gelangen schließlich über die drei MIDI-Ports an die entsprechenden Empfänger. Über die vier Taster A bis D sind insgesamt vier Bänke zu je acht Drehreglern/Schaltern und einem Touch-Pad programmierbar. Das Touch-Pad sendet nicht nur Werte für horizontale und vertikale Bewegungen. Ein MIDI-Switch ist ebenfalls programmierbar, der bei Druck auf das Display ausgelöst wird. Insgesamt stellt der Zero8 damit 40 Continuous-Controller und 36 MIDI-Switch-Funktionen bereit und macht den hauptamtlichen MIDI-Controllern gehörig Konkurrenz. Sämtliche Parameter des Setup-Dialogs sind überdies bequem über eine Editor-Software am Computer einstellbar, die gleichzeitig mit dem Treiber installiert wird. Das MIDI-Assign-Menü zur Programmierung der Controller hält noch weitaus mehr Einstellmöglichkeiten als am Pult selbst bereit, die für den MIDI-Controller-Betrieb des Zero8 wichtig sind. So können ausschließlich im Editor bis auf den Gain-und Equalizer-Preset-Regler, sämtliche Bedienelemente der Kanalzüge – aufrufbar über die Tasten eins bis acht – mit Controller-Nummern versehen und das Verhalten der Taster überdies zwischen absolut und relativ eingestellt werden. Der Zero8 ist somit bestens gerüstet, um sich als reiner MIDI-Controller auf jede Situation einzustellen. Die Taster Control A bis D erlauben schließlich die Programmierung der Endlos-Drehregler und des Touch-Pads. Der Dialog ist nach kurzer Einarbeitungszeit dank einer übersichtlich sortierten Auflistung der Bedienelemente verstanden. Durch Bewegen eines Reglers wird automatisch der entsprechende Controller-Eintrag im Editor grau unterlegt. Die Steuerzentrale: Das Touch-Pad Die Messwerte sind insgesamt sehr gut, auch wenn die Empfindlichkeit für die Line-Eingänge mit -25,9 Dezibel verhältnismäßig gering erscheint. Dazu erklärt uns aber Wollnik: „Der dadurch sich ergebende große Headroom ist für den Live-Betrieb von Vorteil, damit Übersteuerungen nahezu ausgeschlossen sind. Trotzdem ist ein Firmware-Update in Arbeit, das unter anderem die Eingangsempfindlichkeit der Line-Eingänge verbessern soll.“ Die Empfindlichkeit für den Mikrofoneingang liegt dafür mit -58,8 Dezibel in einem Bereich, der genügend Verstärkungsreserven für die meisten dynamischen Mikrofone bietet. Geräusch- und Fremdspannungsabstand (80,2 und 76,8 Dezibel) liegen genau wie die Gleichtaktunterdrückung (unter -65 Dezibel) im grünen Bereich. Das Übersprechen von Kanal eins auf Kanal zwei steigt zu hohen Frequenzen hin deutlich an und überschreitet bei 20 Kilohertz die -60-Dezibel-Marke, dennoch immer noch ein guter Wert. Der Klirr bleibt über den gesamten Frequenzbereich unterhalb von sehr guten 0,05 Prozent. Für den Hör- und Praxistest fertigen wir Aufnahmen über die beiden Mikrofoneingänge (Akustikgitarre, Sprache) und den lnstrumenteneingang (E-Bass) an. Zum Einsatz kommen das dynamische Mikrofon SM58 von Shure (Test 9/2007), sowie zwei Mikrotech Gefell M 950 (6/2007) Kondensatormikrofone. Zum Vergleich dienen Aufnahmen über das Fireface 400 von RME (Test 9/2006) sowie eine Kombination aus dem Mikrofon-Vorverstärker F355 von Lake People (Test 8/2006) und dem A/D-Wandler Lynx Aurora 8 (Test 11/2006). Vor den Aufnahmen testen wir allerdings noch die Controller-Funktionalität. In der mitgelieferten Live Lite 6 Korg-Edition lässt sich das Zero8 problemlos einbinden. Die Zuweisung ist kinderleicht. Der MIDI-Modus ermöglicht das Anwählen der virtuellen Bedienelemente im GUI. Durch Bewegen eines Reglers oder Faders des Zero8 wird nun der virtuelle dem physischen Controller zugewiesen. Auf diesem Weg ist es auch möglich, den Crossfader als Master-Regler umzufunktionieren oder ein Bedienelement mit mehreren Funktionen zu belegen. In Cubase 4 gelingt die Zuweisung über die generischen Controller des Gerätemanagers. Allerdings ist die Konfiguration hier bedeutend aufwändiger, da die richtigen Controller erst in Listen gesucht und über die Lern-Funktion einzeln zugewiesen werden müssen. Mit der Fernsteuerung von Software-Synthesizern gibt es keinerlei Problem: Pianoteq 2.1 von Modartt (Test 9/2007) unterwirft sich, dank der praktischen Lernfunktion, im Handumdrehen der Kontrolle des Zero8: Einfach einen virtuellen Regler im GUI anklicken, in Lernbereitschaft versetzten und das gewünschte Bedienelement bewegen – fertig. Jetzt geht es an die Aufnahmen. Beim Einpegeln muss man sich, wie bei vielen Geräten, an das spezielle Clipping-Verhalten des Testkandidaten gewöhnen. Das Zero8 ist hierbei gnadenlos, also sollte peinlich genau darauf geachtet werden, dass die rote Clip-LED nicht aufleuchtet, denn dann ist das Signal bereits übersteuert. Der Aufnahmepegel ist zwar möglicherweise etwas geringer als angezeigt, aber die digitale Übersteuerung bei Pegelspitzen rächt sich unmittelbar mit einem scharfen, unakzeptablen Klang. Ist alles richtig gemacht, überzeugen die Sprach- und Gitarrenaufnahmen durch ein transparentes, ausgewogenes Klangbild, ohne bestimmte Frequenzbereiche zu betonen oder zu vernachlässigen. Neutral und ehrlich kommt die Akustikgitarre mit ihren feinen Anschlagsgeräuschen. Fein und detailliert erscheinen Atem- und Schmatzgeräusche bei den Sprachaufnahmen. Schräg und schrill, aber niemals gesundheitsschädlich Es fehlt im Vergleich zum Fireface 400 oder der F355-Aurora8-Kombination lediglich ein wenig an Tiefe und Dreidimensionalität. Die Audioschaltung der Mikrofonvorverstärker ist in Kooperation mit der Peter Watts Design Cooperation entstanden. Watts arbeitete übrigens als Entwickler bei der Trident Audio Cooperation und später als leitender Ingenieur für Mackie. Der eingespielte E-Bass zeigt sich hingegen in Topform. Der aufgenommene Groove klingt authentisch und rund, bietet also hervorragendes Ausgangsmaterial zur weiteren Bearbeitung. Jetzt kommen die internen Filter zum Zug. Nach der Reihe wählen wir die elf EQ-Typen aus und testen deren unterschiedlichen Charakteristiken. Bei manchen Presets wirken die Filter-Bänder klassisch und ermöglichen nuancierte Korrekturen des Signals. Andere Voreinstellungen taugen mitunter aber auch zum extremen Sound-Design. Die internen Effekte erhöhen den Spaßfaktor ungemein. Nicht nur, dass Hall-, Chorus, Phaser oder Tape-Delay-Effekte ausgezeichnet klingen und das Gitarrensignal dezent veredeln. Distortion- Grainshifter- Ringmodulator- oder Decimator-Effekte wecken den kreativen Pioniergeist. Besonders spannend wird es, wenn bei den Channel- und Mastereffekten das Kaoss-Pad zum Einsatz kommt. Die aufgenommene Stimme, aber auch andere Signale lassen sich kreativ verzerren und nach Herzenslust verbiegen, in dynamische Hallräume verlegen oder mit dem Decimator zu digitalem Sound-Schrott zermalmen. Der Kreativität und dem Sound-Design sind kaum Grenzen gesetzt.
Fazit
Das Zero8 ist ein kreatives Mischpult, das wie ein Instrument gespielt werden kann. Dabei überzeugt es durch gute Messwerte, flexible Konzeption, den neutralen Klang und gute Filter- und Effekt-Algorithmen. Der Mischer ist nicht nur optisch eine Show, sondern bietet für rund 2.100 Euro ein umfassendes und modernes Produktions- und Live-Werkzeug.
Erschienen in Ausgabe 10/2007
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 2141 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
Hinterlasse einen Kommentar