Digitalmixing: next Generation
Phonic hat seinen Digitalmixer Summit nach rund zweieinhalb Jahren in Rente geschickt und in Form des neuen Modells IS16 wieder aufleben lassen. Dabei hat der Hersteller der Summit-Reincarnation nicht nur neue Features verpasst, sondern gleichzeitig auch den Verkaufspreis merkbar gesenkt. Was der neue IS16 leistet und ob sich die Mitbewerber warm anziehen müssen, haben wir für Sie ergründet.
Von Georg Berger
Analoger Sound, eine exzellente Bedienung, nicht zuletzt dank des zentralen Touch-Screens, sowie eine üppige Ausstattung waren seinerzeit die herausstechenden Merkmale und Vorteile im Test des digitalen Summit-Mischpults von Phonic (Test in Heft 9/2010). Doch dem taiwanesischen Hersteller haben diese Lorbeeren offensichtlich nicht gereicht, denn vor kurzem präsentierte er mit dem Modell IS16 einen Nachfolger, der um eine Reihe neuer Features und Ausstattungsmerkmale erweitert wurde. Gleichzeitig hat der Hersteller auch den Verkaufspreis merkbar gesenkt, eine Verbraucher freundliche Entscheidung, die hohe Anerkennung genießt, wo ansonsten doch immer alles teurer wird. Wurden für das Summit, das zwischenzeitlich in „S16“ umgetauft wurde, seinerzeit noch rund 2.300 Euro aufgerufen, ist das neue IS16 schon für knapp 1.800 Euro zu haben. Das Preis-Leistungs-Verhältnis verbessert sich dabei nochmals deutlich, denn die zuvor nur gegen Aufpreis erhältliche Expansion-Karte – Kostenpunkt: rund 200 Euro – mit der das Mischpult zu einem waschechten, 16-kanaligen Audio-Interface erweitert wird, ist jetzt im Lieferumfang enthalten. Damit sagt Phonic den Mitbewerbern im Digitalmixer-Segment ohne Zweifel den Kampf an. Doch das ist erst der Anfang im Neuheiten-Reigen. Ab sofort können die Features und Funktionen des Touch-Screens über einen Computer-Monitor betrachtet und mit einer Computer-Maus bedient werden. Gleiches ist jetzt auch mit Apples iPad möglich, womit Phonic sein digitales Mixer-Flaggschiff auf die Höhe der Zeit bringt und zu den Mitbewerbern aufschließt, die Gleiches schon etwas länger anbieten, etwa Presonus mit seiner StudioLive-Serie (Tests in Heft 8/2009 und 11/2010). Last but not Least hat der Hersteller dem Pult auch noch eine neue, ungleich leistungsstärkere CPU spendiert, mit der das Pult deutlich flotter arbeiten soll. Damit offeriert Phonic jetzt ein noch attraktiveres Gesamtpaket, das den Bedienkomfort sowohl bei Live-Anwendungen, als auch im Studio nochmals deutlich steigert. Im Praxistest gehen wir selbstverständlich näher darauf ein. Doch zuvor beleuchten wir kurz die Kern-Features und das Bedienkonzept des IS16.
Äußerlich ähnelt das IS16 seinem Vorgänger fast aufs Haar genau. Einzige Unterschiede auf der Pult-Oberfläche ist die jetzt durchweg in schwarz und grau gehaltene Farbgebung, sowie die neuen weißen, komplett hinterleuchteten Kunststoff-Taster. Das Layout, die Ausstattung und Anzahl der Bedienelemente ist jedoch identisch. Hier wie dort stehen 16 Mono-Kanalzüge zur Verfügung, die per On-, Solo- und Select-Taster aktiviert, isoliert und zwecks Bearbeitung ausgewählt werden können. Abgerundet werden die Channelstrips durch XLR- und Klinken-Eingänge, einen Klinken-Insert, einem Pad-Taster sowie einen Drehregler zum Einstellen der Vorverstärkung. In der Mitte ist das berührungs-sensitive Farb-Display eingelassen, das von einem mächtigen Parameter-Rad, vier Navigationstastern, einem Multi-Funktions-Taster sowie einer Reihe von Modus-Tasten eingerahmt wird, mit dem sich verschiedene Kanalarten auf die Fader routen lassen – Channelstrips, Aux Sends, Aux Returns, Subgruppen, zwei Effekt-Wege sowie der AES/EBU-Eingang und der Control Room out. Die beiden Drehregler zur Lautstärke-Kontrolle des Control-Room-Ausgangs und des Kopfhörer-Anschlusses fehlen ebenso wenig wie die beigeordneten Schalter, mit der sich ein Stereo-Signal per 2-Track-Eingang wahlweise auf den Control-Room oder die Kanäle 15 und 16 legen lässt.
Die weitaus größten Unterschiede zeigen sich auf der Kopfseite, die den Rest der Anschlüsse auf sich vereint. Neu sind gleich zwei USB-Anschlüsse, die zur Aufnahme des mitgelieferten USB WiFi-Dongles sowie einer Computer-Maus dienen. Hinzu gesellt sich eine klassische, 15-polige VGA-Buchse zum Anschluss eines Computer-Monitors sowie ein Ethernet-Anschluss. Überdies hat der Hersteller jetzt auch eine XLR-Buchse zum Anschluss einer Schwanenhals-Lampe verbaut, was gerade im Live-Betrieb von Vorteil ist. Ansonsten ist alles weiterhin beim Alten geblieben. Acht servo-symmetrische Klinken-Ausgänge können sowohl die Summen der insgesamt acht Aux-Wege oder von acht Subgruppen-Kanälen führen. XLR-Buchsen für den Hauptsummen-Ausgang, den Control-Room-Out sowie der AES/EBU-Schnittstelle, Wordclock-Buchsen, zwei Pärchen Cinch-Anschlüsse zum Einspeisen und Herausführen eines Stereo-Signals sowie ein SD-Karten-Slot zum Speichern und Laden von Mixer-Settings und zum Aktualisieren der Firmware runden die Ausstattung ab. Last but not Least findet sich mittig die Expansion-Karte mit zwei Firewire- und einem USB-Anschluss. Per Schalter kann dabei zwischen den Schnittstellen umgeschaltet werden. Beide Anschlüsse führen je 16 Ein- und Ausgangs-Kanäle, wobei Sampleraten bis hinauf 96 Kilohertz bei 24 Bit möglich sind. Dabei lassen sich die von der DAW ausgegebenen Signale individuell ins Pult zurückführen, um sie dort bei Bedarf mit den internen Effekten weiter zu bearbeiten. So lässt sich wie zu analogen Zeiten ein Mix an der Hardware realisieren, der gleichzeitig auf einer neuen Stereospur in der DAW wieder aufgezeichnet wird. Funktionen eines waschechten DAW-Controllers will das IS16 jedoch nicht übernehmen. Besonderheit: Mit der sogenannten Mrec-Karte steht demnächst auch eine Alternative zur Expansion-Karte zur Verfügung, die außer den Audio-Interface-Funktionen auch die Möglichkeit bietet, Signale direkt im Pult aufzuzeichnen und wiederzugeben. Damit eilt Phonic seinen Mitbewerbern in Sachen Einsatzmöglichkeiten und Features demnächst davon und erhöht die Attraktivität des Pults noch einmal erheblich. Künftig sind also Live-Mixe und gleichzeitige Aufnahmen direkt in einem Gerät kein Problem mehr, sei es um Live-Aufnahmen direkt nach einem Konzert am Merchandise-Stand zu verkaufen, sei es um ohne großen Aufwand ein Havarie-System bei Aufnahmen an der Hand zu haben. Angaben zum Preis und zur Verfügbarkeit waren bei Redaktionsschluss jedoch noch nicht zu erfahren.
Zur Hochform läuft das Pult erst im Zusammenspiel mit den zahlreichen Funktionen auf, die über den Touch-Screen erreichbar sind. Eine Reihe von Haupt-Menüs gewährt Zugang zu thematisch sinnvoll gruppierten Dialogen. Je nach Funktions-Umfang sind die Dialoge wiederum sinnvoll in maximal vier Unter-Dialoge unterteilt. Das View-Menü stellt dabei den zentralen Arbeitsbereich dar. Über das Channel-Unter-Menü erreichen wir alle wichtigen Parameter und Funktionen des gerade selektierten Kanals. Lautstärke, Panpot, das Aktivieren von Equalizer, Dynamik-Effekten und Delay ist möglich. Wir können das Signal dort über Send-Regler an die gewünschten Aux-Wege schicken und bei Bedarf wahlweise an die Subgruppen oder den Haupt-Ausgang schicken. Ein DAW-Taster routet den Kanal auf die Expansion-Karte, so dass das Signal gewandelt und in den Rechner geschickt werden kann. Über das Aux-/Group-Menü erhalten wir Zugriff auf alle Sends und Subgruppen und das Main-Untermenü versammelt sämtliche relevanten Parameter zum Einstellen des Haupt-Ausgangs, der acht Multi-Out-Ausgänge sowie des AES/EBU-Eingangs. Die weiteren Haupt-Menüs erlauben den Aufruf verschiedener Metering-Ansichten und das Definieren von Routings, wobei auch bestimmt werden kann wie die Dynamik-Effekte, der Equalizer und das Delay in der Signalabfolge innerhalb der Kanalzüge, der Multi-Ausgänge und dem Haupt-Ausgang verkettet werden sollen. Vier Haupt-Menüs konzentrieren sich auf das Einstellen von Effekten, wobei dem Equalizer, den Delays und den Dynamik-Effekten – unterteilt in Kompressor, Noise Gate, Expander und Limiter – jeweils ein eigenes Menü spendiert wurde. Das vierte Effekt-Menü erlaubt die Einstellung der beiden dezidierten Effekt-Prozessoren, die sich auf die Summe und die Multi-Outs routen lassen. Im ersten Prozessor sind dabei eine Reihe von Reverbs integriert und beide Prozessoren warten überdies mit weiteren Delays, Modulations-Effekten und auch einem Graphic-Equalizer auf. Der Main-Kanal besitzt übrigens jetzt anstelle des Vierband-EQs einen 31-Band-Graphic-EQ, was praxisorientiert gelöst ist. Das Utility- und Setup-Menü hält schließlich eine Reihe von Features vor, die auf das generelle Verhalten des Pults Einfluss nehmen und mit weiteren grundlegenden Funktionen zur Wartung aufwarten, etwa das Kalibrieren des Touch-Screens oder das Ausführen eines Firmware-Updates. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die pfiffige und praxistaugliche Möglichkeit, außer einer Stereo-Link-Funktion bis zu vier Fader-Gruppen definieren zu können. So lassen sich beliebige Fader gruppieren und auf einen Schlag relativ zu ihren Positionen verändern. Eine weitere Besonderheit, die zwar schon im „alten“ S16 Einzug gefunden hat, soll ebenfalls nicht verschwiegen werden: Das in jedem Channelstrip, den Multi-Outs und der Hauptsumme integrierte Delay erlaubt das Einstellen der Verzögerungszeit nicht nur in Millisekunden, sondern auch in den Maßeinheiten Meter und Fuß. Ein Drehregler erlaubt überdies das Definieren der aktuell herrschenden Raumtemperatur, die Einfluss auf das Echo nimmt. Solch eine Ausstattung sieht man bei Pulten in dieser Klasse selten bis gar nicht, helfen sie doch gerade bei Live-Anwendungen auftretende Verzögerungen je nach Größe des Saales deutlich komfortabler zu kompensieren.
Die Bedienung und das Konzept des IS16 ist nicht zuletzt Dank des sehr gut gemachten Handbuchs rasch verinnerlicht und gewünschte Einstellungen gehen flott von der Hand. Im Kern arbeitet auch das IS16 mit einer Architektur, bestehend aus drei Betriebs-Modi – in der Phonic-Diktion Layer genannt – , die über dezidierte Taster am Pult blitzschnell aufgerufen sind, wobei die Taster und Fader der Kanalzüge neue Aufgaben erhalten. Im Channelstrip-Layer können logischerweise sämtliche Analog-Eingänge des Pults respektive die DAW-Returns kontrolliert werden. Ein Druck auf den Aux/Group-Taster legt auf die ersten acht Fader die Aux-Summen und auf die zweite Fadergruppe die der Subgruppen. Im Multi-Modus erlauben die Fader das Einstellen der Lautstärke an den acht Multi-Ausgängen, des AES/EBU-Eingangs, des Control-Room-Ausgangs sowie der Gesamt-Lautstärke der beiden Effekt-Prozessoren. Ein quasi vierter Betriebs-Modus ist über die acht Aux-Taster aufrufbar. Beim Drücken des gewünschten Aux-Wegs, lässt sich anschließend mit Hilfe der Kanal-Fader eine Mischung aller 16 Eingangs-Kanäle auf den zuvor aktivierten Send-Weg einstellen, nach Wunsch sowohl Pre- als auch Postfader. Einfacher geht’s nimmer.
Der Umgang mit dem Touch-Screen ist nicht minder unkompliziert. Dies ist nicht zuletzt auch das Verdienst der blitzschnell reagierenden Ansprache des Displays. Die Navigation durch die Menüs und Parameter kann dabei auf mehrfache Weise geschehen: Direkt über den Touch-Screen, über Tasten unterhalb des Displays oder mit Hilfe der vier Navigationstasten. Parameter-Änderungen erfolgen wie zuvor auch beim S16 einzig durch Drehen am großen Parameter-Eingabe-Rad. Einfach den gewünschten Regler anwählen, etwa den Panpot im Channel-Unter-Menü und am Parameter-Rad drehen, fertig. Dabei gehen Werteänderungen recht flott über die Bühne. Der eine oder andere wird sich bestimmt wünschen, Drehregler und vor allem auch die Fader bequem mit dem Finger am Display ändern zu können. Doch insbesondere letzteres ist bewusst von Phonic nicht realisiert worden, um unliebsame Überraschungen in Form von drastischen Fader-Sprüngen beim versehentlichen Tippen auf die Faderbahn zu vermeiden. Wir hätten uns diese Option dennoch gewünscht, kommen aber mit dieser Lösung ebenfalls bestens zurecht, zumal der Quasi-Industrie-Standard, die 01er-Serie von Yamaha überhaupt keine Touch-Screens besitzt. Das Phonic IS16 hat noch weitaus mehr interessante Features zu bieten, die wir aber mit Hinweis auf den Test in Heft 9/2010 außen vor lassen, denn sie sind identisch zum Vorgänger. Stattdessen konzentrieren wir uns auf die eingangs erwähnten neuen Features. Als erstes machen wir den Test mit angeschlossenem Monitor und Maus. Beim Hochfahren des Pults, das zwar rund 30 Sekunden dauert, immerhin müssen neun einzelne DSPs zum Berechnen der Effekte und Funktionen initialisiert werden, geht dennoch recht zügig über die Bühne. Und siehe da: Der Computer-Monitor zeigt ohne viel Zutun ein jetzt ungleich größeres Abbild des Touch-Screen-Inhalts. Im Pult kann die Darstellung je nach verwendetem Monitor übrigens zwischen die Formate 4:3 und 16:9 umgeschaltet werden. Die Maus ist ebenfalls blitzschnell am Start, wobei ihre Ansprache und Verhalten ohne Fehl und Tadel ist. Allerdings muss es eine Maus mit Scroll-Rad sein, denn darüber werden die Funktionen des Parameter-Rads realisiert. Anfangs gehen wir immer wieder nach herkömmlicher Art ans Werk, indem wir auf den Parameter zeigen, die linke Maustaste halten und versuchen durch Ziehen mit der Maus eine Werteänderung durchzuführen, aber ohne Erfolg. Doch von Mal zu Mal gewöhnen wir uns immer mehr an diese Art der Bedienung, die letztlich von Phonic konsequent eingehalten wird. Jedenfalls ist diese zusätzliche Bedien-Möglichkeit wahrlich keine Selbstverständlichkeit und schon gar nicht bei Digitalpulten in dieser Preisklasse. Ganz gleich ob im Studio oder Live: Mit einem zusätzlichen Monitor wird das Kontrollieren und Bedienen des Pults um eine pfiffig gelöste Alternative in seinem Bedienkomfort deutlich erhöht. Ob die Maus dabei in jedem Falle zum Einsatz kommen muss, ist natürlich Geschmackssache. Jedenfalls setzt Phonic mit dieser Monitor-Lösung einer oftmals geübten Kritik an zu kleinen Displays ein eindrucksvolles Gegenargument und Ausrufezeichen entgegen. Dieses Beispiel sollte Schule machen.
Eine ganz andere Alternative zum Bedienen des Pults, zumal auf der Höhe der Zeit, bietet sich für diejenigen, die über einen Tablet-Rechner mit Apfel-Logo verfügen. Der Clou: Per mitgeliefertem WiFi-Dongle kann das Editieren direkt und ohne Umweg über einen angeschlossenen Rechner mit WiFi-Fähigkeit erfolgen, was aber Dank integrierter Ethernet-Schnittstelle im Pult bei Bedarf trotzdem möglich ist. Die dafür entwickelte IS16-Remote-App ist selbstverständlich kostenlos. Damit das funktioniert, hat Phonic ein neues, Network genanntes, Unter-Menü in das Haupt-Menü der zwei Effekt-Prozessoren integriert. Der Dialog erlaubt dabei das Aktivieren wahlweise des Ethernet-Anschlusses oder des WiFi-Dongles. Im Test nutzen wir die ab Werk eingestellten Benutzernamen und Passwörter um beide Geräte miteinander kommunizieren zu lassen. Einzig die IP-Adresse müssen wir händisch im Pult neu vergeben. Der Rest ist ein Klacks. Wichtig: Sind iPad und IS16 einmal via WiFi-Dongle miteinander verkoppelt, können Sie nicht mehr mit dem Apfel-Tablet ins Internet. Ist dies trotzdem gewünscht, müssen Sie die Ethernet-Schnittstelle des IS16 anstelle des WiFi-Ports aktivieren und die Verbindung über einen daran angeschlossenen WLAN-Hub etablieren.
Die Ausstattung und Einstellmöglichkeiten der IS16-Remote-App sind im Vergleich zu den Möglichkeiten am Pult entsprechend reduziert, aber ausreichend. So gestattet die App das Einstellen der Lautstärke, des Panpots, das Ausführen von Mute- und Solo-Befehlen in sämtlichen Kanalzügen, den Multi-Ausgängen, des Control Room-Ausgangs, des AES/EBU-Eingangs sowie der Aux- und Subgruppen-Summen und der Multi-Ausgänge (ohne Panpot). Aux-Mischungen inklusive Pre-/Postfader-Routings und Zuweisungen einzelner Kanäle zu Subgruppen sind ebenfalls in der App möglich. Zusätzlich lässt sich auch für die Channelstrips sowie sämtliche Summen-Ausgänge der Equalizer aufrufen und einstellen. Exklusive Besonderheit: Der Main-Out kann per Button wechselweise über den Vierband- oder den Graphic-EQ entzerrt werden. Am Pult selbst gibt es diese Umschaltmöglichkeit übrigens nicht. Last but not Least kann auch ein rudimentärer Dialog zum Einstellen der beiden Effekt-Prozessoren aufgerufen werden. Zwar lassen sich darin die Ein- und Ausgangskanäle definieren, die Effektstärke ist per Dry-/Wet-Fader einstellbar und wir können sogar die Effekt-Algorithmen wechseln. Doch ein weiteres Editieren der Effekte erfolgt ausschließlich am Pult. Mit dieser Ausstattung ist die App natürlich kein vollwertiger Ersatz zur direkten Arbeit am Pult. Doch das ist auch nicht beabsichtigt. Ziel ist vielmehr einen Feinschliff des Mix mit den mobilen Vorzügen des iPad vorzunehmen. So kann der FOH-Techniker nach erfolgter Arbeit am Pult durch den Saal gehen und den Mix an verschiedenen Stellen gehörsmäßig kontrollieren und gegebenenfalls angleichen. Das Einstellen der Monitor-Mischungen für die Musiker kann unmittelbarer erfolgen, indem sich der FOH-Ingenieur zusammen mit der Band beim Soundcheck auf die Bühne stellt und die Monitor-Mischungen unmittelbarer und auch flotter nach den Wünschen der Musiker einstellt. Gleiches gilt selbstverständlich auch fürs Recording, sei es bei einer Live-Aufnahme oder im Heimstudio, wenn es darum geht, sich seinen Kopfhörer-Mix rasch anzupassen. Für diese Zwecke reicht die Ausstattung daher in jedem Falle aus.
Den üblichen Testlauf im Professional audio Messlabor muss auch das IS16 über sich ergehen lassen. Dabei gilt es für den Neuling, einen Schnitzer aus dem Test des Summit/S16 wieder wett zu machen. Seinerzeit ermittelten wir beim Messen des Klirrfaktors ungewöhnlich hohe Werte, einhergehend mit einem entsprechend markanten Kurvenverlauf, was letztlich die Beurteilung sehr gut bis befriedigend bei den Messwerten nach sich zog. Das IS16 wetzt diese Scharte souverän aus und empfiehlt sich in Sachen Klirr mit einem zumeist linearen Kurvenverlauf unterhalb sehr guter 0,01 Prozent, die ab 60 Hertz abwärts auf 0,02 Prozent ansteigen. Ansonsten sind die übrigen ermittelten Messwerte nahezu identisch mit denen des S16 (siehe Tabelle). Das FFT-Spektrum zeigt leichte Peaks bei k2 und k3, die Gleichtaktunterdrückung liegt souverän unterhalb erstklassiger -70 Dezibel und die Wandlerlinearität ist Spitzenklasse: Abweichungen entstehen erst bei etwa -118 Dezibel. Einzig bei den Fremd- und Geräuschspannungen zeigen sich etwas größere Unterschiede im Vergleich zum Vorgänger. So ermitteln wir an den Mikrofon-Eingängen des IS16 rund sechs Dezibel schlechtere Werte als beim Vorgänger. Die Line-Anschlüsse liefern hingegen rund vier Dezibel bessere Werte. Insgesamt geht dieses Ergebnis jedoch voll in Ordnung.
Abseits von Messwerten macht das IS16 im Hörtest eine ebenso gute Figur wie sein Vorgänger. Der gemeinhin als analog umschriebene Grundklang der Vorverstärker ist nach wie vor existent und geht angenehm schmeichelnd ins Ohr. Ganz gleich ob Sprachaufnahme oder elektrisches Instrument, stets ist eine leichte Dominanz im unteren Mittenspektrum hörbar, die den Signalen eine gewisse Fülle verleiht und sie im Klang schön färbt. Gleiches gilt ebenso auch für die integrierten Effekte. Wie bereits im Test des Summit verlieben wir uns regelrecht in den Chorus der Effekt-Prozessoren. Der Equalizer geht kraftvoll, aber organisch ans Werk. Gleiches gilt auch für die Dynamik-Effekte, die sich auch als Sounddesign-Instrumente empfehlen. Die integrierten Reverbs wissen sich im Hörtest ebenfalls sehr gut in Szene zu setzen und rangieren in Sachen Qualität im oberen Mittelfeld. Aber das ist bekanntlich ja auch Geschmackssache. Insgesamt sind wir von der Klangqualität des IS16 begeistert. Wer immer noch darauf beharrt, dass DSP-Effekte in Digital-Pulten kalt und steril klingen, soll sich einmal das IS16 anhören und sich eines Besseren belehren lassen.
Fazit
Phonic präsentiert mit dem IS16 ein Hardware-Update seines Summit-Pults, das mit attraktiven neuen Features punktet und einem nach wie vor sehr guten Klang jenseits veralteter Digital-Pult-Klischees aufwartet. Markante Verbesserungen im Workflow, sei es durch Monitor und Maus oder die Fernbedienung via iPad sowie eine deutliche Reduzierung des Verkaufspreises bei einem Plus an Ausstattung steigern die Attraktivität des IS16 enorm und dürften sehr starke Argumente für den Kauf sein. Die Mitbewerber erhalten jedenfalls eine sehr starke Konkurrenz, die ihnen das Leben fortan schwer machen wird.
Erschienen in Ausgabe 07/2013
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 1784 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut – überragend
Hinterlasse einen Kommentar