Kamera-Gefährte
Mit dem neuen ProMic Laser stellt der Studio-Mikrofon-Hersteller sE Electronics sein erstes DSLR-Kamera-Mikrofon vor. Das kompakte Richtrohr-Mic soll für eine ebenbürtige Tonspur für Videos in Full HD-Auflösung sorgen.
Von Sylvie Frei
Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Professional audio-Ausgabe 4/2013. In eben dieser haben wir im Rahmen eines großen Vergleichstests eine Vielzahl von Mikrofonen für das Filmen mit digitalen Spiegelreflex-Kameras – kurz DSLRs – vorgestellt. Mittlerweile hat sich auf dem Kamera-Mic-Markt wieder einiges getan. Bereits etablierte Hersteller haben neue Modelle auf den Markt gebracht und weitere sind auf diese noch junge Produkt-Gattung aufgesprungen. Zu diesen zählt auch der britische Pro-Audio-Hersteller sE Electronics. Mit dem neuen ProMic Laser hat dieser sein bislang erstes DSLR-Kamera-Mikrofon veröffentlicht. Bei der Entwicklung konnten die Briten ihre zwölfjährige Erfahrung bei der Entwicklung von Studiomikrofonen mit einfließen lassen.
Das ProMic Laser ist ein sogenanntes Richtrohr- beziehungsweise Shotgun-Mikrofon mit Supernierencharakteristik. Es lässt sich auf dem Blitzschuh der DSLR-Kamera befestigen und mit einem Miniklinkenkabel mit der Kamera verbinden. Das kompakte und leichte Mikrofon verspricht Sound in Rundfunk-Qualität, der der Full HD-Videoauflösung moderner DSLR-Kameras ebenbürtig sein soll. Mit einem unverbindlichen Richtpreis von 149 Euro zählt das ProMic Laser zu den günstigsten DSLR-Kamera-Mikrofonen auf dem Markt. Die direkten Konkurrenten in diesem Preissegment aus unserem letztjährigen Vergleichstest sind das Audio-Technica Pro 24-CM (142 Euro), das Nikon ME-1 (149 Euro) und das Rode VideoMic (109 Euro).
Zum Ausblenden von tiefen Störfrequenzen bringt das ProMic Laser ein Hochpassfilter, das praxisgerecht unterhalb 80 Hertz greift, und für extrem laute Signale eine Vordämpfung von minus zehn Dezibel mit.
Das Richtrohr-Mikrofon lässt sich mit einer gewöhnlichen 1,5 Volt AAA-Batterie betreiben. Eine Windschutzkappe aus Schaumstoff, der elastisch gefederter Blitzschuhadapter, ein Miniklinken-Kabel zur Verbindung mit der Kamera und ein Transportbeutel für das Mikrofon sind im Lieferumfang enthalten.
Das ProMic Laser ist ein Kondensatormikrofon in Elektretbauweise und verbirgt sich in einem schmalen röhrenförmigen Aluminium-Gehäuse, das die typischen seitlichen Öffnungen eines Richtrohrs besitzt. Inklusive Blitzschuhadapter ist das Mikrofon gerade einmal 70 Gramm leicht. Das geringe Gewicht ist in der Praxis sehr angenehm und erschwert das Filmen aus der Hand nicht zusätzlich.
Mit einer Länge von 22 Zentimetern ragt das kleine Richtrohrmikrofon außerdem ein gutes Stück weit über den Kamerabody hinaus. Das ist günstig für die Klangqualität. Denn so ist das Mikrofon besser vor Körperschall und vor Betriebsgeräuschen der Kamera geschützt. Die Richtrohrbauweise hat noch weitere Vorteile. So optimiert die ausgeprägte Richtwirkung (das ProMic Laser hat eine Supernieren-Charakteristik) bei gleichzeitig hoher Empfindlichkeit die Sprachverständlichkeit der Aufnahmen – auch bei größerem Abstand zum Sprecher. Denn das Richtrohr ist konstruktionsbedingt dazu in der Lage, viel Direkt- und wenig Störschall aufzunehmen.
Der Umgang mit dem Mikrofon in der Praxis ist absolut stressfrei. Zum Einsetzen der Batterie genügt es, das Gehäuse aufzuschrauben, auseinander zu nehmen und die Batterie in die vorgesehene Halterung einzusetzen. Dies geht einfach und schnell von statten und artet nicht – wie bei so manchem Konkurrenzprodukt – in eine lästige Fummelei aus. Auch Blitzschuhadapter, Mikrofon und Miniklinken-Kabel sind ruckzuck an die DSLR-Kamera angesteckt. Die kleinen Schalter für das Hochpassfilter sind direkt außen am Gehäuse zugänglich und lassen sich mit dem Fingernagel bedienen.
Um das Eingangssignal zu pegeln sind wir wie bei allen Mikrofonen dieser Gattung auf die internen Möglichkeiten der DSLR-Kamera beschränkt. Unsere Nikon D300S kennt drei manuell einstellbare Eingangslautstärken und einen automatischen Modus. Das ist von Kamera-Modell zu Kamera-Modell etwas verschieden – so bieten andere Kameras, deutlich feiner justierbare manuelle Regelmöglichkeit samt detaillierter Pegelanzeige. Wir kommen im Test jedoch gut mit der niedrigsten Eingangslautstärke – das ProMic Laser ist ziemlich laut – oder dem automatischen Modus der D300S zurecht.
Um das ProMic Laser noch besser gegen Körperschall und Betriebsgeräusche der Kamera zu isolieren, ist der Blitzschuhadapter, der das Richtrohrmikrofon auf der Kamera hält, mit einer elastischen Federung ausgestattet. Diese erledigt ihre Aufgabe gut, denn typische Kamerageräusche, die sich für gewöhnlich als eine Art Hallen oder Dröhnen bemerkbar machen, sind auf unseren Aufnahmen nicht auszumachen.
Um einen Eindruck vom Klang des ProMic Laser zu bekommen, zeichnen wir einige Alltagssituationen, Atmogeräusche, Sprecher, aber auch eine musikalische Szenen mit unserer Nikon D300S auf. Dabei zeigt sich das günstige Richtrohrmikrofon als in seiner Preisklasse klanglich durchaus konkurrenzfähig.
Beim Auswerten der Aufnahmen ist unser Eindruck des Klangbildes sofort positiv. Das ProMic Laser besitzt einen klaren, präsenten, in den Bässen und Mitten ausgewogenen und besonders bei geringem Abstand zum Mikrofon etwas höhenbetonten Klang. Eine Höhenbetonung ist bei Richtrohrmikrofonen häufig anzutreffen, da bei weiter entfernten Signalen der durch die physikalischen Gesetze einsetzende Höhenverlust ausgeglichen werden soll.
Die Sprachverständlichkeit ist – selbst bei dröhnenden Hintergrundgeräuschen wie Straßenlärm – sehr gut. In einem vollkommen stillen Raum fällt indes ein leises tendenziell höherfrequentes Rauschen auf, das aber nicht so dominant ist, dass es allzu unangenehm oder störend in Erscheinung tritt.
Das ProMic Laser hat ein gutes Impulsverhalten. Konsonanten und Atemgeräusche werden sehr klar, konturiert, präzise und deutlich dargestellt, aber bei einem angemessenen Abstand zum Sprecher von etwa einem Meter nicht störend überbetont. Dies erhöht die Sprachverständlichkeit und verleiht den Aufnahmen Präsenz, auch wenn der Sprecher gleich mehrere Meter entfernt ist.
Auch bei anderen Signalquellen wirkt das Klangbild des ProMic Laser sehr stimmig. Selbst tieffrequente Geräusche wie das Dröhnen der neuen Verlags-Kaffeemaschine oder des Verkehrslärms werden bis in die tiefsten Frequenzen wirklichkeitsgetreu und mit einem guten Eindruck vom Räumlichkeit aufgezeichnet. Auch vor musikalischen Aufnahmen muss sich der Nutzer des ProMic Laser nicht zurückschrecken. Unsere Gesangsaufnahmen klingen sogar ausgesprochen stimmig. Zwar kann das ProMic Laser schon allein aufgrund des hörbaren Rauschens nicht ganz mit Studioqualität aufwarten, aber verglichen mit anderen DSLR-Mics mit Miniklinkenanschluss in seiner Preisklasse muss es sich klanglich auf keinen Fall verstecken.
Wie genau der Frequenzgang und die Messwerte des ProMic Laser aussehen, können wir Ihnen aus aktuellen Gründen erst in der kommenden Ausgabe mitteilen, dafür möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen.
Fazit
Das ProMic Laser überzeugt mit solidem Klang, gutem Zubehör und einfachem Handling zu einem günstigen Preis. Bei leiser Aufnahmeumgebung ist zwar ein leichtes, aber nicht störendes Rauschen vernehmbar, allerdings ist dies auch bei einigen Konkurrenten in deutlich höheren Preiskategorien der Fall.
Erschienen in Ausgabe 12/2014
Preisklasse: Oberklasse
Preis:
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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