Ton zum Bewegtbild
Erst ein zusätzliches Mikrofon liefert den angemessenen Ton zum eindrucksvollen Full HD-Video einer professionellen digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR). Wir haben elf Mikrofone Preisbereich von knapp 100 bis 500 Euro auf eine DSLR montiert und haben Praxiswert sowie die Klangqualität der unterschiedlichen Schallwandler ermittelt.
Von Sylvie Frei und Harald Wittig
Von einer digitalen Spiegelreflexkamera, kurz DSLR genannt, erwarten die meisten Käufer heutzutage auch erweiterte Video-Funktionalitäten. Speziell bei Oberklassemodellen müssen es schon Full HD-Videos sein und in der Tat kommen die Hersteller diesem Wunsch nach. Diese Fotomaschinen ermöglichen das Erstellen eindrucksvoller Videos, in puncto Bildqualität gibt es ab einer bestimmten Preis- und Leistungsklasse nichts mehr zu meckern. Anders sieht das jedoch beim Ton aus. Die DSLRs verfügen zwar über eingebaute Mikrofone, die Klangergebnisse stehen jedoch regelmäßig in krassem Missverhältnis zum opulenten Bild. Einen deutlichen Sprung zu mehr Audio-Qualität versprechen externe Mikrofone, die speziell auf die Verwendung mit einer DSLR zugeschnitten sind. Wir wollten es genau wissen und haben uns elf Mikrofone im Preisbereich von etwa 100 bis 500 Euro ausgesucht. Bei den Elf handelt es sich durch die Bank um Kondensatormikrofone in Elektretbauweise, die entweder mittels Batterie betreibbar sind oder auch direkt von der Kamera, quasi im Plug & Play-Betrieb die notwendige Betriebsspannung bekommen.
Neben weniger bekannten Herstellern wie MicW aus China und MyMyk aus Australien überrascht es nicht, dass erfahrene Mikrofonspezialisten wie Audio-Technica, Beyerdynamic und Sennheiser mehrer Rassepferde im vollen Angebotsstall haben. Audio-Technica und Beyerdynamic sind mit jeweils zwei Modellen am Start, Sennheiser hat uns das brandneue, semiprofessionelle MKE 600 zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen gleich drei Modelle des Down-Under-Mikrofonprofis Røde, der sich mit seinen kostengünstigen Videomics im Lager der passionierten Filmer einen guten Ruf erspielt hat. Interessanterweise ist mit dem Modell Nikon ME-1 auch ein Mikrofon eines Kameraherstellers mit dabei: Der japanische Fotoriese entwickelt und fertigt selbstverständlich keine Mikrofone, es handelt sich um ein OEM-Produkt, das aber, wie wir noch sehen werden, nicht nur für Nikon-Foto-/Videografen attraktiv ist.
Wir haben die Testkandidaten selbstverständlich in der Aufnahmepraxis und im Messlabor von Professional audio untersucht. Aus Platzgründen müssen wir in dieser Ausgabe auf das Abdrucken der Messkurven verzichten, Sie finden aber alle ermittelten Frequenzgänge zum Download auf unserer Website, www.professional-audio-magazin.de. Auf messtechnische Auffälligkeiten gehen wir selbstverständlich im Rahmen dieses Artikels ein. Ergänzend zu den Messwerten und unseren Beschreibungen finden Sie ebenfalls auf unserer Website zudem eine große Auswahl an Bild- und Tonaufnahmen.
Bevor wir uns den Testkandidaten en detail widmen, müssen wir uns aber darüber im Klaren sein, was der Filmer von einem solchen Spezialmikrofon erwartet. Anders als im Tonstudio, wo Mikrofone eher nach klangästhetischen Gesichtspunkten ausgewählt werden, erwarten die Anwender von einem Kamera-Mikrofon eine bessere Sprachverständlichkeit auch bei weiterem Abstand zum Sprecher, eine möglichst gute Isolierung von Betriebsgeräuschen und eine nur geringe Körperschallempfindlichkeit. Hinzu kommt, dass der ambitionierte Filmer ohne größeren tontechnischen Hintergrund zum hochaufgelösten Bild auch noch einen entsprechend feinen Ton, am Besten in Stereo wünscht. Diese sehr unterschiedlichen Anforderungen unter einen Hut zu bringen ist eine anspruchsvolle Aufgabe für einen Mikrofon-Hersteller, die zwangsläufig kompromissbehaftet ist. Eine ausgeprägte Richtwirkung bei hoher Empfindlichkeit ist grundsätzlich der Sprachverständlichkeit sehr dienlich. Deswegen sind Kamera-Mikrofone meistens als Richtrohrmikrofone, auch unter der Bezeichung „Shotgun“ bekannt, konstruiert. Dieser Schallwandlertyp ist konstruktionsbedingt in der Lage, auch aus größerer Entfernung möglichst viel Direkt- und wenig Störschall aufzunehmen. Um dies zu erreichen, habe diese Mikrofone eine sehr hohe Richtwirkung und weisen ein höheres Bündelungsmaß als konventionelle Studio-Mikrofone auf. Richtrohre haben meistens eine Druckgradientenempfänger-Kapsel mit Super- oder Hypernierencharakteristik, wobei die Richtwirkung durch ein vorn offenes und seitlich mit Schlitzen versehenes Rohr erhöht wird. Das erklärt den Namen Richtrohrmikrofon und macht gleichzeitig augenfällig, dass die Modelle Beyerdynamic MCE 86 S II, Røde Videomic und Sennheiser MKE 600 typische Vertreter dieser Schallwandler-Gattung sind. Diese Mikrofone sind auch länger als die übrigen Kandidaten, wobei das Beyerdynamic MCE 86 S II mit über 30 Zentimetern das längste ist. Auf der kompakten DSLR erscheint das MCE 86 S II überdimensioniert, aber seine Länge hat ganz praktische Vorteile: Das Wandlerelement, also die Kapsel ist weiter weg von der Kamera und fängt schon deswegen weniger Betriebsgeräusche ein. Daraus ergibt sich im Umkehrschluss, dass die sehr kleinen Mikrofone, also das Audio-Technica PRO24-CM oder das Nikon ME-1 insoweit eher im Nachteil sind. Zumal es sich beidesmal um Stereo-Mikrofone mit einer Doppelnieren-Kapsel in XY-Konfiguration handelt, die, anders als die genannten Mono-Richtrohre, sehr viel mehr seitlich eintreffenden Schall aufnimmt. Damit ist einleuchtend, dass Stereoklang und geringe Störgeräuschanfälligkeit nur schwer vereinbar ist – vor allem, wenn ein solches Mikrofon noch sehr empfindlich sein soll.
Die Modelle von MicW und MyMyk sind zwar ebenfalls Winzlinge, allerdings handelt es sich um Mini-Richtrohrmikrofone mit Supernieren- (MicW) beziehungsweise Hypernieren-Charakteristik. Eine gute Idee, ob diese beiden Winzschallwandler allerdings in der Praxis überzeugen können klären wir im Rahmen der Einzelklangbeschreibung.
Apropos Klang: Jeder, der sich ein wenig mit Akustik auskennt, weiß, dass der zunehmende Abstand zur Schallquelle mit Höhenverlusten einher geht. Um diese zu kompensieren, weist der Frequenzgang von Richtrohrmikrofonen in der Regel eine mehr oder weniger ausgeprägte Höhenanhebung auf, manche Topprofis verfügen sogar über eine zuschaltbare. Damit ist keines der Testmikrofone ausgestattet, dennoch weisen ausweislich der Herstellerangaben und unserer Messungen die Frequenzgänge praktisch aller Kandidaten eine solche Anhebung an – allerdings mit individuell unterschiedlicher Charakteristik und Ausprägung. So erfolgt die Anhebung bei einigen schon bei etwa zwei Kilohertz – zu nennen sind die Audio-Technicas, das MicW, das MyMyk und das Nikon.
Bei den übrigen Mikrofonen erfolgt die Anhebung in der Regel erst oberhalb fünf Kilohertz, wobei das Beyerdynamic MCE 72, als solches ebenfalls ein Stereo-Mikrofon mit Doppel-Nierenkapsel in XY-Konfiguration, aus der Reihe tanzt. Denn dieses Mikrofon weist den mit Abstand linearsten Frequenzgang auf, was sich klanglich durchaus auswirken kann. Aber dazu später ausführlich.
Ebenfalls typisch für Richtrohre und bei Kamera-Mikrofonen eigentlich Pflichtausstattung sind Trittschallfilter zur Bedämpfung tieffrequenter Störgeräusche. Abgesehen vom Audio-Technica Pro 24-CM, dem MicW und dem MyMyk verfügen alle Mikrofone über ein solches zuschaltbares Filter, wobei die Grenzfrequenz des Hochpassfilters meistens bei praxisgerechten 80 Hertz liegt. Das heißt aber nicht, dass die drei genannten Abweichler besonders Trittschall-anfällig wären: Die haben nämlich das Trittschallfilter – gewissermaßen – schon daueraktiviert, was die Frequenzgänge belegen, die eine entsprechende Tiefenabsenkung aufweisen.
In einem Atemzug zu nennen ist der Körperschall, der meistens von den Betriebsgeräuschen der Kamera herrührt und bei Aufnahmen als sehr störend, wie eine Art unpassender Hall oder auch als unangenehmes Dröhnen, wahrnehmbar ist. Um diesen einigermaßen wirksam anzufedern, sollten Kamera-Mikrofone idealerweise in einer elastischen Halterung auf dem Zubehörschuh moniert sein. Mit insoweit überzeugenden Schwinghalterungen werden nur die Modelle von Beyerdynamic und die Rødes geliefert, wobei speziell die drei Australier und ausgerechnet das günstigste Mikrofon im Test, das Videomic, am Besten ausgestattet sind. Dass das supergünstige Mikrofon zudem noch einen Fellwindschutz vom Windschutz-Spezialisten Rycote beigepackt hat, ist bei dem Preis fast nicht zu glauben. Das MicW iShotgun hat eine Schwinghalterung, die an die Beyerdynamic-Konstruktion des MCE 72 CAM erinnert. Soweit so gut, aber die putzige Halterung ist im Verhältnis zur Länge des Liliput-Mikrofons zu klein, das Mikrofönchen neigt zum Kippen, ein Ausrichten ist eher schwierig, zumal noch das kurze Anschlusskabel von hinten am Schallwandler zerrt. Ein Schicksal, das alle Mikrofone mit fest montiertem Kabel, namentlich Audio-Technica 24PRO-CM, MyMyk und Nikon teilen, wobei das kleine Audio-Technica und das Nikon dank ihrer Halterung genau auf dem Pentaprisma der DSLR und damit in nächster Nähe zur Eingangsbuchse der Kamera thronen. Eine rühmliche Ausnahme sind einmal mehr die Rødes: Deren Anschlusskabel sind genügend lang, sodass die Mikrofone auf der Kamera problemlos nach vorne verschiebbar sind.
Überhaupt, Anschlüsse und Anschlusskabel sind gute Stichwörter: DSLRs haben nur 3,5 mm-Miniklinkenbuchsen, folglich finden sich Anschlusskabel mit passendem Miniklinkenstecker bei allen Elf im Lieferumfang. Damit ist die Verbindung zur Kamera hergestellt und dem Einsteiger mag diese genügen. Wer aber mit tontechnischem Ernst ans Videofilmen geht, wird früher oder später Bild und Ton trennen wollen und die Verbindung zu einem externen Recorder herstellen wollen. Das gelingt am Einfachsten mit den Mono-Richtrohren Sennheiser MKE 600 und Beyerdynamic MCE 86 S II, denn beide Mikrofone haben den konventionellen professionellen XLR-Ausgang. Weniger günstig steht es im Falle des Beyerdynamic MCE 72 und des teuersten Mikrofons im Test, dem ausdrücklich auch fürs Studio empfohlenen Audio-Technica AT8022F. Es handelt sich beidesmal um Stereo-Mikrofone, wobei die Kapselsignale am Ausgang über ein fünf-poliges Spezial-YX-Kabel ausgeführt werden. Solche Kabel gehören nicht unbedingt zur Studio-Grundausstattung, sind zwar bestellbar, aber vergleichsweise teuer.
Für die Mikrofone mit Miniklinken-Kabel bedarf es eines Adapters, den es bei Røde in From des Micon-5 einschließlich Ersatz-Anschlusskabel und Drei-Meter-Zusatzkabel für kostengünstige 30 Euro gibt. Diesen Adapter – das Røde-Programm umfasst übrigens fünf verschiedene Typen, siehe www.hyperactice.de/Røde/MicCon möchten wir besonders nachhaltig empfehlen. Denn damit ist es möglich, diese Mikrofone auch an einem professionellen Mikrofonvorverstärker mit 48-Volt-Phantomspeisung zu betreiben. Dafür sprechen sehr gute Gründe, kann doch der Klang nur so gut wie das schwächste Glied in der Aufzeichnungskette sein. Tatsächlich sorgt der Preamp der Testkamera Nikon D800 für einen zusätzlichen Noisefloor, weswegen wir mit allen Mikrofonen noch zusätzliche Audio-Aufnahmen mit unserem Referenz-Duo, dem sehr rauscharmen Vorverstärker Lake People Mic-Amp F355 und dem High-End-Wandler Mytek Digital 8x192ADDA angefertigt haben. Das ergab – um insoweit den Klangbeschreibungen vorzugreifen – deutlich weniger verrauschte Aufnahmen, weswegen sich die Mehrheit der Testmikrofone klanglich weitaus besser präsentieren konnte. Es bedarf übrigens für einen besseren Klang keineswegs einer solch edeln und teuren Preamp-Converter-Kombination. Schon mit einem Handheld-Recorder der Mittelklasse, beispielsweise Tascam DR-40 (Test in Ausgabe 8/2012) oder Olympus LS-10, gelingt der Sprung zum der Bildopulenz angemessenen Ton. Da einfachere Handheld-Recorder indes ebenfalls keine Speisespannung bereitstellen, müssen die meisten dieser Elektret-Kondensatormikrofone mit Batterie betrieben werden. Da freut sich der Filmer, wenn der Batteriewechsel keine Fingerakrobatik erfordert und zudem gängige Typen – zum Beispiel die auch in Blitzgeräten verwendeten Mignon AA-Batterien – Verwendung finden. Das ist überwiegend bei den Prüflingen der Fall – siehe die finale Tabelle. Insoweit erlaubt sich jedoch das Røde-Trio ausnahmsweise einen Ausreißer: Zum Einen verlangen die Australier nach den teuren 9 Volt-Blöcken, zum Anderen ist das Öffnen der Batteriefächer eine enervierende Angelegenheit, der im Laufe dieses Tests auch zwei Fingernägel zum Opfer fallen.
Die Empfindlichkeit des Mikrofons spielt immer eine erhebliche Rolle – nicht zuletzt auch, bei separater, kameraexterner Tonaufzeichnung. Vor allem semiprofessionellen Stand-alone Recorder bieten nicht immer ausreichende Verstärkungsreserven, davon unabhängig, haben Empfindlichkeit und Eigenrauschen eines Mikrofons eine hörbare Wechselwirkung. Sehr leise mit gemessenen 1,8 mV/Pa ist das Audio-Technica PRO24-CM, das sich deswegen kaum zum Einfangen weiter entfernter Signale eignet. Ein Aufreißen des (Kamera-)Preamps ist keine Lösung, da alles im Sturzbachrauschen des daumengroßen Stereo-Mikrofons untergeht. Die Richtrohre MCE 86 S II von Beyerdynamic und MKE 600 von Sennheiser sind dagegen mit 31 beziehungsweise 21,5 mV/Pa die mit Abstand empfindlichsten im Testfeld. Dank ihrer sehr stabilen, stark richtenden Hypernieren/Keulen-Charakteristik sind beide hervorragend geeignet, um beispielsweise Sprecher aus größerem Abstand einzufangen. Allerdings sollten dann beide Mikrofone in einer besonders effektiven Schwinghalterung auf der Kamera montiert sein, denn die hohe Empfindlichkeit macht die Richtrohre auch für Nebengeräusche empfindlich. Die Rødes sind mit jeweils 12,5 mV/Pa durchschnittlich empfindlich, was aber einen guten Kompromiss hinsichtlich Fernfangtauglichkeit und Nebengeräuschanfälligkeit darstellt. Das VideoMic Pro ist zusätzlich noch mit einem Booster ausgestattet, dass den Ausgangspegel – wohlgemerkt nicht die Empfindlichkeit – um 20 dB anhebt.
Einen solchen Booster hat auch das Smartmyk – er bewirkt eine Pegelanhebung von 15 dB. Mit dem sogenannten SmartLynk bietet MyMyk außerdem ein pfiffiges Zusatzgerätchen, das auch mit anderen Mikrofonen, beispielsweise dem leisen Audio-Technica PRO24-CM funktioniert. Das auf den Blitzschuh aufsteckbare Zubehörteilchen ist ein zweikanaliger Monitoring-Controller und Kopfhörerverstärker mit der Möglichkeit, zwei Mono- oder ein Stereomikrofon anzuschließen und kameraunabhängig einzupegeln. Dank des Kopfhörerausgangs kann der Filmer so das richtige Verhältnis aus praxisgerechtem Pegel und geringem Rauschen einstellen. MyMyk bietet sogar eine – kostenpflichtige App an, mittels derer der Ton auch direkt auf ein Smartphone aufzeichenbar ist. Das dürfte dann wohl die kompakteste Mobillösung für den DSLR-Filmer sein.
In puncto Eigenrauschen, sprich Geräuschpegelabstand zeigt sich das Testfeld recht durchwachsen: Absolute Spitze ist das Sennheiser MKE 600 mit hervorragenden 80 Dezibel, ebenfalls sehr gut sind das Audio-Technica AT8022F mit 74 und das Beyerdynamic MCE 86 S II mit 71 Dezibel – allerdings müssen Sie dabei berücksichtigen, dass das AT8022F mit gemessenen 7,2 mV/Pa deutlich leiser als das Beyerdynamic ist und sein Eigenrauschen bei der Aufnahme leiser Signale ohrenfälliger ist. Auch die Rødes verdienen sich mit durchschnittlichen 70,2 Dezibel – einmal mehr – gute Noten. Eher problematisch können sich hingegen die übrigen Mikrofone im Praxistest erweisen, allen voran das geringempfindliche Audio-Technica 24PRO-CM, das es „nur“ auf 60,5 Dezibel bringt. Aber bekanntlich sind Messwerte nie der Klangweisheit letzter Schluss. Auch ein hörbares Rauschen muss nicht notwendig unangenehm sein. Deswegen ist es an der Zeit, für die Klangbeschreibung.
Wir haben wie bereits erwähnt mit allen Mikrofonen Sprachaufnahmen gemacht, aber auch die Klänge des Korg Koassilator aufgezeichnet – insoweit sei auf das Intern-Video, das Sie auf unserer Heft-DVD finden, verwiesen. Wir haben mit den Mikrofonen sowohl Videos als auch reine Audio-Takes angefertigt, um gerade auch das Eigenrauschen der Mikrofone bewerten zu können. Wohlan denn, Vorhang auf für die alphabetisch gereihten Mikrofone und ihre Klangbeschreibung.
Das Audio-Technica AT8022F empfiehlt der Hersteller ausdrücklich auch für den Einsatz im professionellen Tonstudio – beim Anhören der Video- und Audio-Clips ist der Grund für uns ohrenfällig: Das Mikrofon wandelt impulshafte Schallereignisse sehr gut, ist also erfreulich dynamisch. Der Klang ist Audio-Technica-typisch angenehm und akzentuiert, wir fühlen uns sehr an die Studio-Mikrofone des Herstellers erinnert. Bei guter Räumlichkeit ist der Stimmklang direkt, das Mikrofon bildet Stimme und Musik authentisch-naturnah ab. Das Rauschen fällt kaum ins Gewicht und bleibt hintergründig. Das Mikrofon eignet sich in erster Linie für Nah-Aufnahmen, für Fernaufnahmen ist die Richtwirkung, aber auch die Off-Axis-Bedämpfung zu gering.
Das kleine Audio-Technica PRO24-CM macht es uns wegen seiner geringen Empfindlichkeit erheblich schwerer, denn ein Aufdrehen des Gain-Reglers verstärkt auch das Rauschen und lässt das Signal zurücktreten. Stimme und Musik erscheinen damit außer in unmittelbarer Nähe zur Kapsel des kleinen Stereo-Mikrofons distanziert, indirekt, auch eigentümlicherweise flacher und leicht komprimiert. Dabei ist das Impulsverhalten des Mikrofons bauartbedingt sehr gut, allerdings ist der Grundklang bei Weitem nicht so ausgewogen wie der des teureren Geschwisters. Stattdessen klingt das 24PRO-CM brillanter und sehr ausgedünnt im Bass. Die Räumlichkeit ist hingegen passabel.
Das Beyerdynamic MCE 72 CAM liefert einen akzentuierten, weil gut aufgelösten Stimmklang mit vergleichsweise ausgeprägten Tiefen und zurückgenommenen Höhen. Das Mikrofon ist weniger impulsfest als das teure Audio-Technica, kann aber in puncto Dynamik wie auch bei der Räumlichkeit insgesamt überzeugen. Dank der sehr guten Schwinghalterung ist das MCE 72 CAM sehr gut vom Körperschall entkoppelt, das Rauschen ist tonal angenehm und tritt dezent in den Hintergrund.
Als typischer Vertreter des Types Richtrohrmikrofon liefert das Beyerdynamic MCE 86 S II im Nahbereich einen tendenziell brillanten, etwas engen Klang, was damit seine Eignung für Fernaufnahmen unterstreicht. Wegen der gegenüber dem MCE 72 stärkeren Höhenanhebung erscheint das Eigenrauschen des Mikrofons vordergründiger, Störgeräusche von der Kamera oder außerhalb der 0-Grad-Einsprechrichtung sind vorbildlich ausgeblendet.
Obwohl das iShotgun von MicW dank seiner Direktanschlussmöglichkeit an Smartphones und Tablet-PCs durchaus attraktiv ist, gefällt es uns klanglich von allen Kandidaten am Wenigsten.
Bei sehr guter Richtwirkung liefert es einen direkten, tiefenarmen und höhenlastigen Stimmklang, was grundsätzlich der Sprachverständlichkeit sehr entgegenkäme. Allerdings rauscht das Mikrofon sehr unangenehm: Das Rauschen ist hochfrequent und durchdringend und daher besonders störend. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass das Mikrofon einen Defekt aufweist. Wir werden deswegen ein zweites Exemplar so schnell wie möglich untersuchen.
Das Mymyk SmartMyk ist ebenfalls ein Miniatur-Richtrohrmikrofon, ist aber klanglich viel überzeugender als das iShotgun. Sein Klang ist ausgewogener und weitaus weniger höhenlastig mit besseren Tiefmitten. Bei ebenfalls ausgeprägter Richtwirkung ist die Sprachverständlichkeit in lauter Umgebung sehr gut, die Stimme klingt aber auch in akustisch beruhigten Räumen annoch ausgeglichen. Das SmarMyk rauscht ebenfalls deutlich, allerdings weniger hochfrequent, sodass das Rauschen weniger störend auffällt.
Der Klang des Nikon ME-1 ist höhenbetont bei – vermutlich – bewusst zurückgenommenen Tiefmitten. Das bringt – Stichwort Sprachverständlichkeit – Vorteile bei Dialogaufnahmen in lauter Umgebung, aufgrund der auch ohne aktiviertes Hochpassfilter starken Tiefenabsenkung nimmt das Mikrofon vergleichsweise wenig Trittschall auf. Das gilt nicht notwendig für die Betriebsgeräusche der Kamera – hier sind übrigens auch die kleinen Richtrohre klar im Vorteil. Das ME-1 hat eine gewisse Tendenz, die Stimme leicht nasal klingen zu lassen, außerdem ist der Räumlichkeitseindruck kaum ausgeprägt.
Kaum zu glauben, was das supergünstige Videomic von Røde leistet: Bei erfreulich geringem Rauschen liefert es einen direkten, klar akzentuierten Stimmklang. Im Unterschied zu seinen Richtrohrmitbewerbern liefert es stärkere, tendenziell etwas dominante Tiefen. Dank sehr effektiv arbeitenden Hochpassfilters lässt sich dem, sofern es die Aufnahmesituation erfordert, entgegenwirken. Das Impulsverhalten ist eher mittelmäßig, insgesamt aber ein wirklich gutes Mikrofon – nicht zuletzt auch wegen der sehr guten Schwinghalterung.
Das Røde Videomic Pro ist – kaum verwunderlich – auch klanglich eine naher Verwandter des günstigeren Geschwisters: Bei vergleichbar dezentem, kaum störendem Rauschen ist der Klang aber tendenziell mittenbetonter, in Bezug auf Impulsverhalten und Direktheit des Klanges gilt das zum Videomic gesagte.
Das dritte Røde-Mikrofon im Testreigen, das Stereo Videomic Pro, überrascht mit einer etwas anderen klanglichen Ausrichtung: Bei geringfügig vordergründigerem Rauschen ist der Klang räumlich und doch noch direkter als der beider Mono-Mikrofone, vor allem punktet des Stereo-Mikrofon mit einem besseren Impulsverhalten, was die Aufnahmen deutlich dynamischer Erscheinen lässt.
Dem Sennheiser MKE 600 gebührt nicht nur die messtechnische Krone. Auch klanglich spielt es sich in die erste Reihe. Es ähnelt interessanterweise Weise klanglich dem Audio-Technica AT8022f, was am hohen Auflösungsvermögen der Hypernieren-Kapsel liegt. Das sehr gute Impulsverhalten sorgt für dynamische Aufnahmen, sogar im Nahbereich ist der Klang vergleichsweise ausgewogen, lediglich kerniger als der eines sehr neutralen Druckgradienten wie dem Schoeps MK4/CMC6Ug. Das Rauschen ist praktisch nicht existent – das hat wirklich Klasse.
Fazit
Unterm Strich zeigt dieser Test einmal mehr, dass Klangqualität ihren Preis hat, denn die teuersten Mikrofone, Audio-Technica AT8022F, Beyerdynamic 72 CAM, Beyerdynamic MCE 86 S II und vor allem das Sennheiser MKE 600, dem Schwächen andichtbar wären, liefern auch den besten, störungsärmsten Ton. Außerdem haben professionelle XLR-Anschlüsse gegenüber den fest verbauten Klinken-Kabeln unbestreitbare Vorteile, wenn Aufzeichnung von Bild und Ton separaten Geräten, sprich Kamera und Stand-alone Recorder, überlassen wird. Einen sehr positiven Eindruck hinterlassen die drei Røde-Modelle Videomic, Videomic Pro und Videomic Stereo Pro, denn abgesehen vom umständlichen Batteriewechsel gibt es bei Røde gutes Zubehör, gute Handhabung und überzeugenden Klang für wenig Geld: Das Trio verdient das Prädikat Preis-Leistungssieger. Soliden, etwas sehr höhenbetonten Mittelklasseklang, der aber immerhin stereophon ist, liefert das Nikon ME-1 und auch wenn das Audio-Technica 24PRO CM grundsätzlich ausgewogener tönt, leidet jenes zu sehr unter dem Missverhältnis geringe Empfindlichkeit und hohem Eigenrauschen. Das Miniduell der beiden Liliput-Richtrohrmikrofonen MicW iShotgun und Mymyk SmartMyk entscheidet das Letztere klar für sich: Es klingt schlichtweg besser, außerdem gefällt uns der pfiffige, optionale Monitoring-Controller und Kopfhörer-Verstärker MykLink, der auch mit Mikrofonen anderer Hersteller gut zusammenarbeitet.
Nikon D800 – The Big Picture
Die Nikon D800 verwenden wir in der Regel für das Anfertigen der Produktbilder für die Tests in Professional audio und in unserem Schwestermagazin Pictures. Im Rahmen dieses Vergleichstests von DSLR-Kamera-Mikrofonen kam die D800 nicht zuletzt wegen ihrer optimierten Video-Funktion auf dem aktuellen Stand der Technik zum Einsatz. Die digitale Spiegelreflexkamera ist mit einem Sensor im vollen Kleinbildformat – dem sogenannten Vollformat – mit einer sehr hohen Auflösung von 36,3 Megapixeln ausgestattet und ist damit befähigt, sendefähige Videos in höchster Qualität zu liefern. Die Datenkomprimierung mit B-Frames bietet die Möglichkeit, Full-HD-Filme (1080p) mit bis zu 30 fps im Format H.264/MPEG-4 AVC bei einer maximalen Filmlänge bis zu 29:59 Minuten pro Filmsequenz aufzunehmen. Nikon hat die Bildverarbeitung für die im Frühjahr 2012 vorgestellte D800 gegenüber den früheren Digital-Kameras deutlich verbessert, weswegen diese Kamera wie schon der Profibolide D4, der kurz vorher auf den Markt kam, in der Tat beeindruckende Videos mit feinen Farbabstufungen und vergleichsweise geringem Bildrauschen auch bei hohen ISO-Stufen garantiert – sofern der Anwender die D800 beherrscht, was sicherlich nicht über Nacht, aber doch vergleichsweise schnell zu schaffen ist. Denn grundsätzlich ist sie dank für Filme optimierter Live-View-Auswahl, eines speziellen Video-Auslösers und – nicht zu vergessen – mit recht umfangreichen Kontroll-Optionen für den Ton sehr gut am Filmset aufgestellt. So gibt es neben dem inzwischen bei allen besseren digitalen Systemkameras üblichen Eingang für ein externes Stereo-Mikrofon auch – das ist keineswegs gängig – einen Kopfhörerausgang. Der ist nicht nur beim manuellen Einpegeln sehr hilfreich, sondern hat sich auch beim Messen der Test-Mikrofone unter Praxisbedingungen, also nicht etwa im „schalltoten“ Raum, bewährt: Wir haben alle Mikrofone nämlich auf die D800 montiert und das von ihr am Kopfhörerausgang ausgegebene Signal für die Messungen verwendet. Das war insbesondere bei dem Mikrofon von Nikon, dem ME-1, aber auch den Modellen von MicW und MyMyk vonnöten, da diese – anders als die Mitbewerber-Mikrofone – auf die Verwendung mit der Kamera abgestimmt sind und nicht stand-alone messbar sind. Speziell für die Messungen hat es sich außerdem als Segen erwiesen, dass die D800 auch ein manuelles Einpegel gestattet: Die fürs Filmen durchaus brauchbare Auto-Empfindlichkeits-Funktion verursacht, da der kamerainterne Prozessor erst die empfangenen Signale analysieren muss, eine Verzögerung, die beim Filmen kaum, beim Messen dafür umso mehr stört.
Für uns als Neueinsteiger in das Thema Bewegtbild hat das Filmen mit der D800 sehr viel Spaß gemacht, vor allem wegen der besonderen Ästhetik der Videos. Sogenannte Vollformat-Kameras punkten nämlich mit einer eigenen Bildwirkung, die nicht einmal eine professionellen 35-Millimeter-Filmkamera hat: In Verbindung mit lichtstarken Objektiven ergeben sich, bedingt durch die große Bilddiagonale, Bilder mit besonders geringer Schärfentiefe, die eine dreidimensionale Anmutung haben. Wir haben beim Filmen übrigens ausschließlich manuell zu fokussierende und meistenteils schon ältere Festbrennweiten verwendet. Abgesehen von dem ausgezeichneten Carl Zeiss Makro-Planar 2/100 ZF2 mit Nikon-Anschluss, einem Objektiv neuer Rechnung, handelt es sich um Nikkor-Objektive aus der Blütezeit der Analog-Fotografie: Nikkor 28mm f/2.8 Ais, Micro-Nikkor 55 f/2.8 Ais und Nikkor 85mm f/1.4 Ais. Diese Objektive leisten schon als reine Fotoobjektive an der D800 Erstaunliches, was eingedenk des Umstandes, dass keines von ihnen jünger als 20 Jahre ist, umso bemerkenswerter ist. Beim Filmen haben uns diese Altstars absolut überzeugt, wobei neben der sehr guten Bildqualität vor allem das punktgenaue Fokussieren wegen der herausregenden mechanischen Qualität ein Traum ist und zudem nahezu geräuschlos vonstatten geht.
Videoschnitt mit dem Avid Media Composer
Für unseren DSLR-Kamera-Mikrofonvergleichstest haben wir natürlich einiges Videosequenzen gedreht, aus denen am Ende der kleine, doch alberne Film „Neulich bei Professional audio“ entstanden ist (siehe DVD). Freundlicherweise hat uns der Hersteller Avid für unseren Schwerpunkt „Audio für Video“ ihre Videoschnittsoftware, den aktuellen Media Composer 6.5, zur Verfügung gestellt. Der Avid Media Composer ist ein hochkomplexes und professionelles Videoschnitt- und -bearbeitungsprogramm, das bei Fernseh- und Filmproduktionen auf der ganzen Welt zum Standard gehört. Es wartet mit so ziemlich allen denkbaren Features auf, die zum Schneiden und Bearbeiten von Bewegtbild, Grafik und Ton benötigt werden. Um sämtliche Funktionen des Composers vorzustellen, könnten ganze Bücher gefüllt werden. Daher wollen wir Ihnen nur einen kleinen, überschaubaren Einblick darüber geben, welche Funktionen für unseren kleinen Film zum Einsatz kamen.
Der Composer kennt nur die genormten Bildauflösungen der digitalen Fernseh- und Videotechnik. Daher mussten wir uns zunächst erkundigen, welchem Format die Videodateien unserer DSLR-Kamera entsprechen. In unserem Fall handelt es sich um ein HD-16:9-Format mit etwa 30 Bildern pro Sekunde und einer Auflösung von 1280 mal 720 quadratischen Pixeln. Im Composer wählen wir beim Erstellen des Projekts also 720p/ 29,97 HDV.
Die Oberfläche des Media Composers besteht neben der obligatorischen Menüleiste aus Composer-, Timeline-, und Projekt-Fenster, die je nach Belieben auf der Oberfläche verteilt werden können. Zunächst erzeugen wir über die Menüleiste eine neue Sequenz, bestehend aus einer Video- und zwei Audiospuren, die daraufhin im Timeline- und Projektfenster erscheint. Im Projektfenster geht es nun an das Erstellen der bins. Bins sind Ordner mit deren Hilfe sich Footage – also alle möglichen Video-, Audio- und Grafikdateien – sinnvoll ordnen lässt, um nicht den Überblick über das Projekt zu verlieren. So ließe sich beispielsweise für jede Art von Footage oder für unterschiedliche Szenen eine neue bin anlegen. Beim Erstellen eines neues Projekts wird automatisch eine einzelne bin erzeugt, die wir der Einfachheit halber für sämtliche Dateien benutzen, da sich bei unserem Filmchen um ein kleines überschaubares Projekt handelt und wir so die gesamte Dateiliste in einem Fenster gemeinsam einsehen können.
Mit einen Doppelklick auf die bin öffnet sich ein Fenster, in welches nun die Dateien importiert werden können. Nun gilt es lediglich, die Dateien von der Speicherkarte der DSLR-Kamera auf die Festplatte zu ziehen und in die bin-Sektionen zu importieren.
Zusätzlich zu den Filmdateien laden wir auch ein paar Foto-Animationen und Grafiken in die bin, die wir zunächst in einer Animations- und einer Grafiksoftware erstellt und auf das richtige Format gebracht haben sowie ein paar Audiodateien zur musikalischen Untermalung.
Weiter geht es mit dem Composerfenster. Dieses besteht aus zwei Monitorflächen samt Player-, Timeline- und Markerfunktionen. In den linken Monitor, den Source Monitor, können Video-, Audio- und Grafik-Quelldateien per Drag and Drop aus der bin-Sektion eingefügt werden. Sie lassen sich entweder in Echtzeit über den mittigen Play-Button abspielen oder im Falle eines Bewegtbildes durch Ziehen mit gedrückter linker Maustaste über die Player-Timeline ansehen. Mit den rechten und linken Pfeiltasten auf der Tastatur lässt sich zudem Frame-genau in der Videosequenz hin- und herspringen. Über die Buttons mit den halbmondförmigen Markern links und rechts des Play-Buttons lässt sich der gewünschte Bereich der Datei – beispielsweise der Ausschnitt jener Szene, in der Professional audio Redakteur Georg Berger seinem Kollegen Harald Wittig die Gitarre entreißt (siehe Screenshot) – auf der Source Monitor-Timeline eingrenzen. Anschließend kann der Abschnitt, der sich zwischen den Markern befindet, als Clip per Drag and Drop in die Sequenz im Timeline-Fenster eingefügt werden. So lassen sich nach und nach sämtliche Komponenten nacheinander auf der Timeline anordnen. Die daraus entstehende Filmsequenz lässt sich über den Player des zweiten Monitors des Composerfensters abspielen und ansehen.
Alle auf der Timeline befindlichen Elemente können im Timeline-Fenster beliebig untereinander kombiniert, gelöscht, austauscht, getrimmt, geschnitten, ersetzt oder eingefügt werden. Außerdem lassen sich die einzelnen Elemente auf unterschiedlichste Weise wie in einem Audio-Sequenzer bearbeiten. Der Media Composer verfügt über eine umfangreiche Effekt Palette, die neben zahlreichen Videoeffekten auch eine stolze Anzahl von RTAS-Audioeffekten enthält. Allerdings kommen wohl nur die allerwenigsten dieser Effekte regelmäßig in Film und Fernsehen zum Einsatz. In unserem Filmchen kamen wir mit Ein-, Aus-, und Überblendeffekten sowie Farbkorrekturen sowie ein paar guten Tricks zum Schneiden auf Musik und zur Synchronisation aus.
Das Einfügen aller drei Blende-Effekte geschieht immer auf die gleiche Art und Weise. Dabei sollte beachtet werden, dass nur diejenigen Spuren gerade aktiv geschaltet sind (Spuren-Button blau), auf die der jeweilige Effekt angewendet werden soll. Den Unterschied zwischen Ein-, Aus- und Überblende bestimmt dabei nur die Position des Timeline Cursors. Sämtliche Blende-Effekte werden mit der Raute-Taste auf der Tastatur ausgeführt. Wird der Cursor an den Anfang eines Clips innerhalb einer aktiven Spur gesetzt, wird durch die Raute ein Einblende-Eeffekt erzeugt. Geschieht das Selbe am Ende eines Clips, wird darauf ein Ausblende-Effekt. Steht der Cursor in der Mitte zwischen zwei Clips entsteht ein Überblende-Effekt. Blende-Effekte werden nicht in Sekunden, sondern in Frames berechnet. Soll beispielsweise eine Einblende zwei Sekunden lang andauern, ist bei einer Framerate von 30 Bildern pro Sekunde eine Anzahl von 60 Frames einzugeben.
Um einen Effekt auf einen Clip zu legen, muss zunächst in der Menüleiste über Tools die Effektpalette aufgerufen werden. Darin befindet sich das komplette Effektarsenal des Media Composers. Dort gilt es den gewünschten Effekt aus der entsprechenden Kategorie aufzurufen und ihn per Drag and Drop auf den Clip ins Timeline-Fenster zu ziehen. Daraufhin wird der Effekt als kleines Effektquadrat auf dem Clip sichtbar. Wird nun der Timeline Cursor auf das Effektquadrat gesetzt und der Effektbutton gedrückt, öffnet sich der Effekteditor, über den der jeweilige Effekt nach Bedarf konfiguriert werden kann. So lässt sich beispielsweise beim Farbkorrektureffekt auf einem Videoclip beispielsweise der Kontrast anheben und die Helligkeit reduzieren.
Beim Schneiden auf Musik arbeiten wir so, dass ein Bildwechsel von der einen zur anderen Sequenz direkt auf das Ende eines musikalischen Abschnitts und/oder Takts fällt. Dazu legen wir zunächst die Audiospur und den gewünschten, ersten Videoabschnitt übereinander, sodass sie gleichzeitig auf der Timeline beginnen. Dann spielen wir das Ganze gemeinsam ab, hören bis zum gewünschten Schnitt und stoppen an dieser Stelle abrupt die Wiedergabe. Dann trimmen wir den Video-Abschnitt auf die Position, auf welcher der Cursor in der Timeline zum Stehen kam. Falls der Schnitt beim ersten Testlauf noch nicht ganz stimmig ist, trimmen wir den Clip noch einmal um ein paar Frames in die eine oder andere Richtung. Dann fügen wir nach und nach alle weiteren Videoabschnitte ein und verfahren damit auf die gleiche Weise.
Für unseren Film haben wir auch Videoabschnitte mit Audiosequenzen nachsynchronisiert. Dies funktioniert natürlich am Besten, wenn die Videospur, die nachsynchronisiert werden soll, selbst eine eigene Audiospur besitzt. Dann kann die zusätzlich aufgenommene Audiospur an die Kurve der videoeigenen Spur angelegt werden und letztere anschließend gelöscht werden. Ist dies nicht der Fall, so wie in unserem Filmchen, sollte zu Beginn jeder Aufnahme einmal sichtbar vor der Kamera schnell und deutlich hörbar geklatscht werden, damit sich Bild und Ton auf einfache Weise über Bewegung und Klatsch-Peak in Einklang bringen lassen (beim Film leistet so etwas die Klappe). Wurde auch dies versäumt, gestaltet sich die Synchronisation mit unter etwas mühsam. In diesem Fall muss eine charakteristische Bewegung mit einem auffallenden, zugehörigen Geräusch auf Deckung gebracht werden, damit Bild und Ton synchron erscheinen. Oft können nur wenige Frames Ungenauigkeit zu sichtbaren Abweichungen führen, die im Endprodukt auffallen. Für mit mehreren Kameras gefilmte Sequenzen bietet der Media Composer eine praktische Multicam-Synchronisations-Funktion an, die mit Hilfe von Audio-Peaks Sequenzen unterschiedlicher Kameras übereinanderlegen kann.
Damit sämtliche Effekte auch optisch und akustisch beim Abspielen der Komposition in Erscheinung treten, ist es in den meisten Fällen zunächst notwendig, sie zu rendern. Dazu sollte die mit Effekten besetzten Clips in den aktiven Spuren mit den Markerbuttons im Timeline-Fenster eingegrenzt werden und in der Menüleiste über „Clip“ – „Render at Position…“ gerendert werden. Dies kann je nach Effekt und Clip-Länge einige Minuten in Anspruch nehmen. Bevor eine Komposition als Videofile exportiert wird, sollten sämtliche Effekte zuerst gerendert sein.
Um am Ende, wenn das Projekt abgeschlossen ist, aus der Timeline-Sequenz eine Videofile zu exportieren, sollten zunächst alle Spuren aktiviert werden sowie das Projekt von Anfang bis Ende mit Markern eingerahmt werden. Dann kann in der Menüleiste über „Output“ die Export-Funktion aufgerufen werden.
Wichtig: Auch bei den „Export Settings“ sollte sichergestellt werden, dass Format und Frame-Rate des Projekts mit denen der exportierten Datei übereinstimmen. In unserem Fall sind das also wieder 1280 mal 720 quadratische Pixel im 16:9-Format.
Bei der Ausgabedatei entscheiden wir uns für eine mov-Datei mit avi-Codec, die wir zunächst in voller Qualität exportieren und erst anschließend mit einem Encoder zu einer etwas portableren mp4-Datei konvertieren.
Der Avid Media Composer kann unter www.avid.com kostenfrei für 30 Tage getestet werden.
Erschienen in Ausgabe 04/2013
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 500 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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