Das DSP-Kraftwerk
Es ist schon ein Kreuz mit dem computerbasierten Recording und Mixing. Selbst die stärkste CPU streicht bei exzessivem Gebrauch von Plug-ins irgendwann die Segel. Rettung naht in Form der DSP-Plattform Scope Xite-1 von Sonic Core. Ein Audio-Interface gibt’s sogar obendrein noch dazu. Was sich dahinter verbirgt und was damit alles machbar ist, zeigt der wie immer ausführliche Test.
Von Georg Berger
Sonic Core? Kenn ich nicht. Und was ist mit Creamware? Ah ja, da klingelt was. Das ist doch das Unternehmen, das seinerzeit mit einer Reihe von DSP-Karten mit integrierten Audio-Anschlüssen erfolgreich am Markt agierte, eine opulente Auswahl an virtuellen Effekten und Instrumenten offerierte und gehörig vielen Rechnern Dampf machte (siehe Firmen-Portrait in Heft 11/2006). Richtig. Doch was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Des Rätsels Lösung: Nachdem Creamware 2007 Insolvenz anmelden musste, übernahmen die ehemaligen Creamware-Mitarbeiter Holger Drenkelfort und Jürgen Kindermann das Unternehmen und stellten es unter dem Namen Sonic Core neu auf. Besitzer älterer Scope-Karten konnten also aufatmen, ebenso wie die Besitzer der ASB-Hardware-Synthesizer, denn der Support für ihre Produkte ist seitdem gesichert. Schon kurz nach der Firmen-Übernahme präsentierte Sonic Core auf der Musikmesse 2008 das erste Sonic Core-Eigengewächs in Form des 19-Zoll DSP-Interfaces Scope Xite-1, das gleichzeitig das Flaggschiff der Scope-Produktlinie und den nächsten Schritt in der Evolution des DSP-Audio-Systems markiert. Allerdings vergingen von der Erstpräsentation bis zur Serienreife noch einmal knapp zwei Jahre. Seit kurzem ist das Scope Xite-1 endlich erhältlich und will die Nachfolge der erfolgreichen Scope-PCI-Karten (früher Luna oder Pulsar genannt) antreten. Wichtig: Zurzeit verträgt sich Sonic Cores DSP-Interface ausschließlich mit Windows-Rechnern. An einer Anpassung für Mac OS X wird aktuell noch gearbeitet. Auf Nachfrage konnte uns jedoch kein Zeitpunkt genannt werden, zu dem sich das Xite-1 auch in Mac-Systeme einbinden lässt.
Sonic Core? Kenn ich nicht. Und was ist mit Creamware? Ah ja, da klingelt was. Das ist doch das Unternehmen, das seinerzeit mit einer Reihe von DSP-Karten mit integrierten Audio-Anschlüssen erfolgreich am Markt agierte, eine opulente Auswahl an virtuellen Effekten und Instrumenten offerierte und gehörig vielen Rechnern Dampf machte (siehe Firmen-Portrait in Heft 11/2006). Richtig. Doch was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Des Rätsels Lösung: Nachdem Creamware 2007 Insolvenz anmelden musste, übernahmen die ehemaligen Creamware-Mitarbeiter Holger Drenkelfort und Jürgen Kindermann das Unternehmen und stellten es unter dem Namen Sonic Core neu auf. Besitzer älterer Scope-Karten konnten also aufatmen, ebenso wie die Besitzer der ASB-Hardware-Synthesizer, denn der Support für ihre Produkte ist seitdem gesichert. Schon kurz nach der Firmen-Übernahme präsentierte Sonic Core auf der Musikmesse 2008 das erste Sonic Core-Eigengewächs in Form des 19-Zoll DSP-Interfaces Scope Xite-1, das gleichzeitig das Flaggschiff der Scope-Produktlinie und den nächsten Schritt in der Evolution des DSP-Audio-Systems markiert. Allerdings vergingen von der Erstpräsentation bis zur Serienreife noch einmal knapp zwei Jahre. Seit kurzem ist das Scope Xite-1 endlich erhältlich und will die Nachfolge der erfolgreichen Scope-PCI-Karten (früher Luna oder Pulsar genannt) antreten. Wichtig: Zurzeit verträgt sich Sonic Cores DSP-Interface ausschließlich mit Windows-Rechnern. An einer Anpassung für Mac OS X wird aktuell noch gearbeitet. Auf Nachfrage konnte uns jedoch kein Zeitpunkt genannt werden, zu dem sich das Xite-1 auch in Mac-Systeme einbinden lässt.
Markenzeichen und großer Vorteil der Creamware/Sonic Core Produkte ist ihre Kombination aus DSP-Plattform und Audio-Wandler-System. Das Wandeln, Routen und Verarbeiten von Audioströmen mit Effekten erfolgt sozusagen direkt unter einem Dach, wird gleichfalls von den DSPs erledigt und sorgt für zusätzliche Entlastung des Datenverkehrs mit dem Host-Rechner, was schließlich zum Minimieren von Latenzen beiträgt. Damit wartet auch das Scope Xite-1 auf und ist den direkten Konkurrenten Powercore von TC Electronic, der UAD-Plattform von Universal Audio und dem Duende-System von SSL eine Nasenlänge voraus, die sich ausschließlich auf das Berechnen von Plug-ins konzentrieren. So finden sich an der Xite-1-Hardware vier analoge Ein- und zwei analoge Ausgänge, ausgelegt als XLR-, respektive Combo-Buchsen. Die mit XTDM bezeichnete Sub-D-Buchse ist zurzeit ohne Funktion. Sie soll künftig als Kaskadier-Schnittstelle fungieren. An digitalen Anschlüssen ist das Xite-1 mit AES-Ein- und Ausgängen und zwei Adat-Schnittstellen ausgestattet. Eine Schnittstelle kann dabei auch wahlweise zum Senden und Empfangen von S/PDIF-Signalen eingesetzt werden. Ein MIDI-Buchsen-Trio und Wordclock-Anschlüsse lassen schließlich keine Wünsche offen. Mit dieser Ausstattung kann das Scope Xite-1 problemlos mit Audio-Interfaces der Oberklasse mithalten. Abtastraten zwischen 32 bis 96 Kilohertz, wahlweise in Wortbreiten von 16 oder 24 Bit sind einstellbar. Was allerdings fehlt, ist eine einstellbare Samplerate von 88,2 Kilohertz. Die beiden Firewire 400-Buchsen führen beim oberflächlichen Betrachten jedoch in die Irre und lassen den Schluss zu, dass das Scope Xite-1 darüber mit dem Rechner in Kontakt tritt. Doch weit gefehlt. Die Schnittstellen, zur besseren Unterscheidung „Z-Link“ genannt, dienen ausschließlich zum Verbinden und Kaskadieren mit weiteren Xite-1-Geräten oder älteren Scope-/Pulsar-Karten und führen ein proprietäres Datenformat. Besonderheit: 16 Audiokanäle sind darüber ohne Verluste in 32 Bit Fließkomma zwischen den einzelnen Geräten/Karten austauschbar. Genial: Durch Anschluss des immer noch erhältlichen AD-DA-Wandlers A 16 an die Z-Link-Buchsen lässt sich das Scope Xite-1 übrigens um – wen wundert’s – 16 Hardware-Kanäle erweitern. Doch zurück zum Testkandidaten.
Die tatsächliche Kommunikation mit dem Rechner wird vielmehr über die für Audio-Geräte exotisch anmutende HDMI-Schnittstelle realisiert, die eher im TV- und Video-Bereich beheimatet ist. Dazu muss zuvor die mitgelieferte PCI-Express-Karte in den Rechner eingebaut werden. Vorteil: Durch die PCI-Express-Schnittstelle erreichen die Xite-1 Daten den Rechner-Prozessor und Arbeitsspeicher deutlich schneller und störungsfreier als über die Firewire- oder USB-Schnittstelle. Das Berechnen der Plug-ins wird primär von den 12 größeren Sharc-DSPs erledigt, die mit einer Taktfrequenz von 333 Megahertz arbeiten. Die sechs kleineren Sharc-Modelle sind mit jeweils 60 Megahertz getaktet und dienen in erster Linie zum Berechnen des Signalroutings. Doch die Hardware macht erst einmal die Hälfte des Gesamtpakets aus. Die andere, nicht minder wichtige, Hälfte besteht aus der Scope Fusion Platform Software und den Plug-ins, die wir uns jetzt ein wenig näher anschauen wollen. Grundsätzlich gibt es zwei Modi in denen sich das Scope Xite-1 und die Plug-ins einsetzen lassen: Im Master-Modus durch Aufruf der Fusion-Software oder im sogenannten „VST Integration Mode“ (VSTIM), wobei nur jeweils ein Modus aktiv sein kann. Den VSTIM gibt es schon bei den Pulsar-Karten unter der Bezeichnung XTC. In diesem Betriebszustand können in VST-fähige Sequenzer sämtliche Sonic Core Effekte und Instrumente wie herkömmliche VST-Plug-ins geladen und bedient werden. Ausweislich unseres Tests funktioniert das hervorragend mit sämtlichen Steinberg-Sequenzern und Cakewalk Sonar. Ein Erlernen der Fusion-Software ist daher nicht zwingend nötig, möchte man die exzellent klingenden Instrumente und Effekte in seinen Projekten nutzen. Sollen auch die Anschlüsse der Wandler-Sektion im VSTIM mit in den Sequenzer einbezogen werden, muss, wie in unserem Test zusammen mit Cubase 5, der Xite-1-ASIO-Treiber im Gerätemanager angegeben werden. Ein Druck auf den Settings-Button im Gerätemanager lässt ein Sonic Core Menü erscheinen, in dem wir je nach Bedarf die verschiedenen Hardware-Ein- und Ausgänge für den ASIO-Betrieb aktivieren und die Latenz einstellen können. Die Hardware-Anschlüsse sind anschließend im VST-Verbindungs-Menü wählbar. Insoweit verhält sich das Scope Xite-1 wie ein herkömmliches Audio-Interface. Einziger gewichtiger Unterschied: Das VST-Meter von Cubase bleibt bei intensivem Einsatz der Sonic Core Instrumente und Effekte erstaunlich gelassen und zuckt lediglich bis hinauf auf die 20 Prozent Marke.
Dies wird umso deutlicher, als wir ein Projekt, das mit rein nativen Plug-ins bestückt, die Rechner-CPU bis fast an den Kollaps bringt, gegen die Äquivalente von Sonic Core austauschen. Wir können sogar noch zusätzliche Sonic Core Instrumente und Effekte einsetzen, was auf nativer Ebene schon längst nicht mehr möglich wäre und schöpfen immer noch aus dem Vollen. Sehr deutlich wird dies beispielsweise auch beim Austausch des Minimoog V2 von Arturia (Test in Heft 7/2009) gegen das Minimax-Plug-in von Sonic Core. Sorgt das Arturia-Instrument in Cubase für einen Ausschlag des VST-Meters bis circa 30 Prozent, bleibt bei Einsatz des Minimax alles ruhig und es entsteht der Eindruck, als ob sich Cubase im Ruhezustand befände. Auffällig: Im Test verweigern einige Sonic Core Plug-ins wie etwa der Vinco-Kompressor den Dienst und sind nicht ladbar. Den Sonic Core-Entwicklern ist dieser Umstand bekannt und sie wollen dies in einem künftigen Update beseitigen. Bis dahin behelfen wir uns mit einem Trick: Wir laden zunächst das Multi-FX-Plug-in (siehe Kasten auf Seite 54) und betten anschließend die nicht direkt aufrufbaren Plug-ins dort ein, et Voilà: Wir erhalten Zugriff auf die Plug-ins und können wie gewohnt damit arbeiten. So bequem und komfortabel das Arbeiten mit dem VSTIM auch ist, das Optimum lässt sich erst durch Einsatz der Fusion-Software aus dem Xite-1 herausholen. Grund: Die Sonic Core Effekte und Instrumente werden im VSTIM als herkömmliche VST-Plug-ins eingesetzt. Dies hat zur Folge, dass das zu bearbeitende Signal zunächst vom Rechner ans Interface gesendet werden muss, dort bearbeitet und wieder an den Rechner zurückgeschickt wird. Wenn beispielsweise drei Effekte in einem Kanal eingesetzt sind, muss dieser Vorgang also dreimal durchgeführt werden. Dasselbe Effekt-Setup wird in einem Rutsch in der Fusion-Software berechnet und erfordert nur ein einmaliges Hin- und Herschicken des Audio-Signals, was den Datenfluss erheblich reduziert. Im Test mit dem VSTIM-Modus, also ohne Fusion-Software, – wir bearbeiten ein Projekt mit 30 Audio-Spuren und 18 eingesetzten Effekten und zwei Instrumenten – bemerken wir zwar keine Performance-Einbrüche. Doch sollte es bei umfangreicheren Projekten eine Überlegung wert sein, anstelle des VSTIM auf den Fusion-Modus zu setzen, um potenzielle Aussetzer zu vermeiden. Dabei ist der Umgang mit der Fusion-Plattform keine große Kunst und bereits nach dem Studium der ersten einführenden Kapitel des überaus informativen Handbuchs verinnerlicht. So kommt die Bedienoberfläche der Fusion-Platform mit lediglich vier Dialogen aus, die sämtliche Funktionen übersichtlich und nachvollziehbar bereitstellen. Der Clou: Hinter dem unscheinbar wirkenden DSP-Meter-Dialog verbirgt sich ein neues Feature, mit dem das Scope Xite-1 sozusagen den Vogel abschießt. Die DSPs lassen sich jetzt gezielt auf die Berechnung einzelner oder mehrerer Module routen, was dem Anwender die Möglichkeit gibt, die verfügbaren Rechen-Ressourcen nach eigenem Gusto und Priorität zu verteilen. Dies bietet sich gerade bei den rechenintensiven Synthesizern wie etwa dem Prodyssey, Minimax oder dem Profit 5 an, für die wir ohne Umschweife einen eigenen DSP reservieren. Die Meter-Anzeige gibt dabei anschaulich Auskunft über die Auslastung der einzelnen Prozessoren. Für dieses ebenso pfiffige wie geniale Feature gebührt Sonic Core ein Sonderlob. So etwas würden wir uns auch für den VSTIM wünschen.
Haupt-Arbeitsfläche ist der Routing-Dialog. Dort lassen sich nicht nur die Effekte und Instrumente in Form von Modulen einsetzen und ähnlich wie in einem Schaltbild – bei Bedarf sogar automatisch – miteinander verkabeln. Sämtliche Anschlüsse der Hardware sind ebenfalls als Modul realisiert, die Verbindung zum Computer/Sequenzer erfolgt dabei über separate ASIO-Ein- und Ausgangs-Module, die bis zu 64 virtuelle Kanäle besitzen. Zusätzlich finden sich eine Reihe von Helfer-Modulen wie etwa MIDI-Merger zum Empfang mehrerer MIDI-Kanäle und Ausgabe auf einen Ausgangskanal. Der Reigen wird von einer feinen Auswahl an virtuellen Mixern komplettiert. Die Palette reicht von einem simplen Channelstrip bis zu opulent ausgestatteten 48-Kanal Konsolen mit sechs Aux-Wegen und vier Inserts, wahlweise in stereo oder bis 8.1-Surround. Der Anwender erhält damit völlige Freiheit beim Zusammenstellen von Recording- und Mix-Szenarien. Bis auf die Hardware-Anschlüsse und das ASIO-Modul sind alle übrigen Module nach Belieben mehrfach einsetzbar. Sie lassen sich nach allen Regeln der Kunst verknüpfen und eröffnen schier grenzenlose Möglichkeiten. Wer mag, kann etwa einen Synthesizer laden und das Audio-Signal direkt durch mehrere Effekte schicken, um es anschließend in einen Mixer zu führen. Subgruppen sind durch Aufruf mehrerer Mixer im Handumdrehen erstellt. Verglichen mit den virtuellen Mixumgebungen von Audio-Interfaces schlägt das Scope Xite-1 sie in Sachen Ausstattung und Flexibilität um Längen. Einzig die MIO Console der Metric Halo Interfaces (Tests in Heft 9/2009 und 5/2008) bietet ähnliche Features. Das Handling und die Bedienung im Routing-Dialog ist, einmal verinnerlicht, kinderleicht. Neue Module sind wahlweise über die Live Bar, die Menüleiste des Routing-Dialogs oder den Preset-Browser eingefügt. Manuelle Verkabelungen lassen sich wahlweise in der Live Bar oder durch Klick mit der Maus auf die gewünschten Ein- und Ausgänge der Module rasch vornehmen. Die Einbindung des Sequenzers in das Fusion-Routing erfolgt dabei über das ASIO-Modul dessen Ein- und Ausgänge als Scope-ASIO-Kanäle im VST-Verbindungs-Fenster von Cubase erscheinen. Der Sequenzer wird somit zu einem weiteren Modul innerhalb der Fusion-Plattform umgewidmet. Das Editieren der Effekte, Mixer und Instrumente geschieht durch simplen Doppelklick auf die Module, woraufhin sich die jeweiligen GUIs im Routing-Fenster zeigen.
Insgesamt bietet sich dem Anwender mit der Fusion-Software eine übersichtliche, leicht zu erlernende Arbeitsumgebung mit enormen Möglichkeiten, die im Test geradezu inspirierend wirken. Die Parameter sämtlicher Module sind übrigens auch per MIDI-Controller fernsteuerbar, die virtuellen Mixer selbstverständlich eingeschlossen, was somit Fader-Automationen erlaubt. Nicht außer Acht wollen wir auch die Audio-Wandler-Funktionen des Scope Xite-1 lassen. Den Parcour an Messungen durchläuft es mit hervorragenden Noten, womit es sich nicht nur von der Ausstattung, sondern auch messtechnisch in der Oberklasse einreiht. Der Noisefloor im FFT-Spektrum liegt bei exzellenten -100 Dezibel. Fremd- und Geräuschspannungsabstände sind an den Mikrofon-Eingängen mit gemessenen 79,9 und 82,5 Dezibel sehr gut. THD+N liegt bei 0,01 Prozent und ist über den gesamten Frequenzbereich konstant. Gleiches gilt auch für die Gleichtaktunterdrückung, die lediglich im Bass -70 Dezibel erreicht, im relevanten Bereich jedoch bei hervorragenden -80 Dezibel liegt. Die Wandlerlinearität steht dem in nichts nach. Bis -108 Dezibel ist die Verlaufskurve völlig linear, ein sehr gutes Verhalten. Beim Messen der Latenz mit aktivierter Fusion-Software zeigt sich ein wiederum hervorragender Wert von einer Millisekunde zwischen Xite-1 und Rechner. Im VSTIM muss dieser Wert auf die im Cubase-Gerätemanager korrekt angezeigte Latenz aufaddiert werden, was schlichtweg exzellent ist. Auch klanglich sortiert sich die Audio-Sektion des Scope Xite-1 in der Oberklasse ein. Signale fängt es akkurat ein und löst sie detailliert nach oben auf. Einen Sonderpreis für Neutralität gewinnt es allerdings nicht. Im Vergleich zu unserer Referenz Lynx Aurora 8/Lake People Mic-Amp F355, aber auch dem teutonisch-nüchternen RME Fireface 400 besitzen die Xite-1-Aufnahmen eine merkbare Betonung im unteren Mittenbereich, die Signale wohlig-weich erklingen lassen. Gleichzeitig erklingen die Höhen dadurch etwas verhaltener, was insgesamt dazu führt, dass die Xite-1-Aufnahmen vordergründiger, voluminöser und nicht ganz so plastisch daherkommen wie bei unserer Referenz. Doch das ist kein Makel, sondern vielmehr eine Frage des Geschmacks und viele Recordler werden den Xite-1 gerade wegen dieser Eigenschaften schätzen. Denn als Ohrenschmeichler besitzt das Scope Xite-1 fraglos seine Qualitäten.
Fazit
Der Ruhm und die Vorzüge der Creamware DSP-Karten feiern im Scope Xite-1 mehr als nur eine glanzvolle Auferstehung. Sonic Core hebt mit dem Scope Xite-1 die Kombination aus DSP-Plattform und Audio-Interface auf eine neue Performance-Stufe und läutet erfolgreich eine neue modernisierte Generation des Erfolgskonzepts ein.
23 virtuelle Instrumente im Lieferumfang
Mit dem Arsenal an enthaltenen virtuellen Instrumenten hebt sich das Scope Xite-1 deutlich von seinen Mitbewerbern ab, die sich ausschließlich auf das Berechnen von Effekten konzentrieren. Liebhabern elektronischer Klangerzeugung liefert Sonic Core dadurch einen zusätzlichen Kaufanreiz. Dies wird zudem durch das einhellige Lob untermauert, mit dem das Siegburger Unternehmen in der Vergangenheit immer wieder für seine exzellent klingenden Instrumente überhäuft wurde. Die 23 mitgelieferten Instrumente decken dabei eine breite Palette verschiedener Klangsynthese-Techniken ab, Sampling inklusive. Der Schwerpunkt liegt auf Instrumenten mit subtraktiver Synthese, die zum einen in Form eigener Entwicklungen vorliegen und zum anderen legendäre Hardware-Originale nachahmen. Das vielleicht größte Lob hat hierbei das Minimax-Instrument verdient, das den legendären Minimoog emuliert. Relativ neu ist noch das Prodyssey-Plug-in, das den Sound und die Bedienung des Arp Odyssey authentisch emuliert. Beide Plug-ins, ebenso wie die Hammond-Emulation B-2003 sind übrigens auch in Form der gleichnamigen ASB-Hardware-Instrumente erhältlich. Gleiches gilt auch für den Profit 5, der das fast gleichnamige Instrument von Sequential Circuits emuliert. Mit dem U-Know 007 findet sich zudem auch eine Reproduktion des beliebten Roland Juno 106. Doch auch die Eigenentwicklungen können sich sehen lassen, allen voran das Modular-Instrument, das – Nomen est Omen – einen modularen Synthesizer mit allen Schikanen nachbildet und dem Nord Modular von Clavia gehörig Konkurrenz macht. Techno- und Dancefloor-Freunde werden ihre Freude an der monophonen Synthesizer-Step-Sequencer-Kombination SB 404 haben, der ebenso wie die Instrumente Inferno und EZ Synth ein hervorragender Lieferant für druckvolle Bass-Sounds ist. Das Instrument Lightwave frönt hingegen der Wavetable-Synthese à la PPG und enthält die Wellensätze des Prophet VS, dessen Klangformungsmöglichkeiten inklusive Vector-Joystick wiederum fröhliche Urständ im Vectron-Synthesizer feiern. Mit dem Poison FM findet sich zudem auch ein Klangerzeuger mit klassischer Frequenzmodulation. Die Palette wird abgerundet von je zwei Arpeggiatoren und Drumcomputer-Instrumenten sowie dem Six String-Instrument, das per Physical Modeling den Sound akustischer und elektrischer Gitarren nachahmt. Einzige Schwachstelle in der ansonsten exquisiten und hervorragend musikalisch einsetzbaren Riege an Instrumenten sind die vier unterschiedlich ausgestatteten STS-Sampler-Plug-ins. Ihre Ausstattung und Bedienung ist im Vergleich zu den aktuellen Sampler-Boliden deutlich angestaubt und nicht mehr zeitgemäß. Zudem finden sich keine mitgelieferten Sounds und bis auf den Import von Wav- und Aiff-Dateien vermögen sie ansonsten nur Samples im Akai- oder Soundfont-Format zu konvertieren, was deutlich zu wenig ist. Sonic Core sollte sich überlegen die STS-Instrumente zu modernisieren oder ganz zu streichen.
Effekt-Plug-ins satt
Mit knapp 60 Effekt-Plug-ins legt Sonic Core seinem DSP-Interface den, im Vergleich zu den Mitbewerbern, wohl größten Umfang an Effekten bei. Allerdings schwankt die Klangqualität zwischen guter Mittelklasse und Spitzenklasse. Zumeist ordentliche Ergebnisse erzielt man dabei mit den Plug-ins, die sich im schlichten Einheitslook mit dunklem Rahmen und grauer Bedienoberfläche zeigen. Dazu zählen die Verzerrer-Plug-ins, Equalizer/Filter und Dynamik-Effekte wie Kompressoren, Limiter und Deesser, ebenso wie die überdurchschnittlich hohe Zahl an Delay-Plug-ins, die allerdings durch ihre flexiblen Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten überzeugen können. Die Modulationseffekte (Chorus, Flanger, Phaser) stechen jedoch heraus und wissen rein subjektiv durchaus zu gefallen, allen voran die SSB-Varianten, die ihren Sound durch Frequenzverschiebung realisieren. Exoten wie ein Ringmodulator, der Kammfilter-Effekt Resonator oder das modulierbare Filter Midipole dürfte ambitionierte Klangschrauber ansprechen. Ein Highlight ist jedoch das Masterverb Pro Plug-in. Der algorithmisch erzeugte Hall-Effekt klingt herrlich dicht, organisch und schafft es, Signale eindrucksvoll mit Räumlichkeit zu versehen. Opulente Einstellmöglichkeiten bei den Erstreflexionen und der Nachhallphase, inklusive Modulation der Hallfahne lassen keine Wünsche offen. Mit seiner Klangqualität reicht das Plug-in problemlos an die Spitzenklasse heran. Eine pfiffige Lösung bietet sich mit dem Multi-FX-Plug-in, das als reiner Plug-in Container das Erstellen von Effektketten erlaubt und mehrere Effekte in sich vereinigen kann. Im VSTIM spart es wertvolle Insert-Slots und sorgt in der Fusion-Software für Übersicht im Routing-Dialog. Weitere exzellent klingende Highlights finden sich im Optimaster, einem kombinierten Multiband-Kompressor/Expander/Limiter-Ensemble. Der Mastering-Effekt geht subtil aber dennoch nachhaltig ans Werk und veredelt Signale auf eindrucksvolle Art. Mit dem Vocodizer offeriert Sonic Core schließlich auch einen waschechten Vocoder, der mit einer überbordenden Fülle an Einstellmöglichkeiten aufwartet, inklusive einstellbarer Filter-Matrix. In Sachen Ausstattung und Gestaltungsmöglichkeiten überflügelt es den Matrix-Vocoder von Virsyn (Test in Heft 2/2008). Ebenso wie bei den Instrumenten findet sich auch eine feine Auswahl an authentisch klingenden Emulationen legendärer Studio-Hardware, wie unter anderem der Vinco (Vintage Compressor), ein Urei 1176 Klon, der Schlagzeug- und Gesangsaufnahmen in unnachahmlicher Art zu mehr Charakter verhilft. Das SL9000-Plug-in offeriert hingegen die Effektsektion eines SSL-Konsolen-Channelstrips, bestehend aus Equalizer und Dynamiksektion (Kompressor, Gate, Expander), der auf kraftvolle Art ein markantes Sounddesign gestattet und im Vergleich zu den mittelklassigen Effekten deutlich besser punktet. Das Beste: Wer mit dem beigelegten Repertoire an Effekten nicht zufrieden ist, kann sich sein Plug-in Sortiment durch Zukauf von Drittanbieter-Plug-ins entsprechend aufstocken. Unternehmen wie Brainworx, Digital Audio Soft, Algorithmix, Softube oder SPL bieten ihre Plug-ins auch in speziellen für die Fusion Plattform programmierten Versionen an.
Erschienen in Ausgabe 03/2010
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 3390 €
Bewertung: sehr gut – überragend
Preis/Leistung: sehr gut
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