Gewaschen, frisiert, verdoppelt und gefiltert
Hollands Exportschlager Tulpen und Käse erhalten gehörig Konkurrenz: Die Amsterdamer Firma Fabfilter präsentiert mit ihren Effekt-Plug-ins Simplon und Timeless zwei neue Werkzeuge für ambitionierte Klangschrauber mit einem Faible fürs Besondere.
Von Georg Berger
Das noch recht junge Unternehmen Fabfilter Software Instruments, 2002 von den Musikern und Toningenieuren Frederick Slijkerman und Floris Klinkert gegründet, erlangte erstmals 2004 größere Aufmerksamkeit durch die Veröffentlichung des virtuellen Synthesizers Fabfilter one. Seitdem sind drei Jahre vergangen. Eine Zeit, in der die beiden Masterminds nicht untätig waren und jetzt die Effekte Simplon und Timeless – beide alternativ als VST- oder AU-Plug-in einsetzbar – nachlegten.
Das Simplon Plug-in ist ein zweifaches Multimode-Filter, das, Nomen est Omen, sich durch eine einfache Bedienung auszeichnen soll. Beide Filter-Einheiten arbeiten in stereo und ahmen die Filtersektion von Synthesizern nach, die mit
den Parametern Cutoff und Resonanz, bei Fabfilter Frequency und Peak genannt, für entsprechend dramatische Klangverläufe sorgen. Wer beispielsweise einer bereits aufgenommenen Synthesizer-Spur mehr Leben einhauchen und dies nicht noch einmal über eine komplette Neuaufnahme des Tracks realisieren möchte, erhält mit Simplon als Insert-Effekt im Sequenzer eingesetzt das probate Mittel. Doch der Einsatzzweck ist nicht nur auf Synthesizer beschränkt. Parallelen zum Volcano Filter-Plug-in aus gleichem Hause drängen sich auf. Die Ausstattung des Simplon ist jedoch bescheidener
ausgefallen. Dafür ist es mit einem Preis von knapp 70 Euro auch cirka 50 Euro billiger als der große Bruder.
Im Zentrum der zweiten Neuheit, dem knapp 120 Euro teuren Timeless Plug-in, steht die Simulation eines Echoeffekts. In der letzten Ausgabe von Professional audio Magazin haben wir bereits die ersten – auf der Frankfurter Musikmesse
gesammelten – Eindrücke dieses Effekt-Plug-ins geschildert: An Bord befinden sich zwei unabhängig arbeitende Delay-Einheiten. Zwei nachgeschaltete Multimode-Filter sorgen für zusätzliches Sounddesign. Der Clou an Timeless, mit
dem sich der Effekt eindeutig profiliert, ist jedoch die integrierte Modulationssektion. Sie besteht aus zwei LFOs und einer Hüllkurve, die sich über eine Modulationsmatrix auf die Parameter von Echo- und Filtereinheit anwenden lassen. Damit wandelt sich der eher banale Echoeffekt von einer grauen Maus zu einem Chamäleon.
Beide Plug-ins zählen damit nicht zur Gruppe der eher nüchtern klingenden und aufpolierenden Effekte. Bewusst als Klangfärber konzipiert, sorgen sie gezielt für vehemente Eingriffe ins Programmmaterial. Damit bieten sie eine große Spielwiese für diejenigen, die Klänge gehörig durch den akustischen Fleischwolf drehen wollen. Moderat eingesetzt vermögen sie markante Akzente in Arrangements zu setzen.
Die Bedienung des Simplon-Plug-ins ist auch ohne Studium des sehr gut gemachten Handbuchs – leider nur in Englisch – im Wesentlichen sehr schnell begriffen und trägt seinen Namen zu Recht. Auffälligstes Merkmal der Bedienoberfläche ist das graphische Display, das korrespondierend zu den Frequenz- und Peak-Reglereinstellungen unterschiedlich hohe und breite
Hügel zeigt. Außer einer visuellen Kontrolle über die vorgenommenen Einstellungen, offeriert dieses Display zusätzlich eine interaktive Bedienungsalternative. Klickt man auf einen der beiden Kreise oberhalb eines Wellenbergs, lassen sich in einem Rutsch durch entsprechende Bewegung mit der Maus die Filtereckfrequenz und die Resonanz eines Filters neu einstellen. Beide Kreise sind noch einmal mit einer Linie untereinander verbunden. Bewegt man den Anfasser in der Mitte dazwischen mit der Maus, ist sogar das simultane Editieren von vier Parametern möglich, da beide Filterflanken gleichzeitig und proportional im Verhältnis zueinander verändert werden. Für dieses Bedien-Feature gebührt den holländischen Entwicklern schon einmal ein Sonderlob, da man sich bei der Anpassung des Filters zumeist auf die Anpassung von Cutoff und Resonanz konzentriert.
Doch Simplon hat noch weitaus mehr zu bieten: Jeder der zwei in stereo arbeitenden Filterschaltkreise arbeitet in einem Frequenzbereich von fünf Hertz bis hinauf zu 75 Kilohertz. Sie vermögen in den Modi Tief-, Hoch- und Bandpass zu arbeiten. Mit dieser Ausstattung lassen sich in Simplon die Filtersektionen von analogen Klassikern wie etwa dem Korg MS 20 oder dem Roland Jupiter 8 reproduzieren. Daneben sind die Filterflanken in Bereichen von zwölf, 24 und sogar 48 dB/Oktave einstellbar. Last but not least stehen noch drei Filteralgorithmen zur Auswahl. Außer dem aus dem Fabfilter one Instrument extrahierten Filter offeriert Simplon noch die Varianten Gentle und Raw. Sie bilden quasi die subtilen und drastischen Eckpunkte des Fabfilter one Algorithmus. Durch unterschiedliche Kombinationen dieser Auswahlmöglichkeiten ist eine Vielzahl an Filterverläufen einstellbar, die sich durch wahlweise serielle oder parallele Verschaltung noch einmal erweitert.
Der eher unscheinbar wirkende Lern-Button erlaubt schließlich ein bequemes Zuweisen von MIDI-Controllern auf fast sämtliche Parameter des Plug-ins. Um die Lern-Funktion zu nutzen, ist in Cubase zuvor die Einrichtung einer eigenen MIDI-Spur erforderlich, die ausschließlich als Schnittstelle zur Weiterleitung der Steuerdaten dient. Dafür muss lediglich der Ausgangskanal des MIDI-Tracks auf das Simplon-Plug-in gestellt werden. In Logic geschieht dies etwas anders: Simplon muss dazu als MIDI-Effekt in einen eigenen Instrumentenkanal integriert werden. Audio-Signale lassen sich anschließend über den Sidechain durch den Effekt leiten.
Im Test mit Cubase ist es über das Lern-Feature, in Verbindung mit der zuvor eingerichteten MIDI-Spur, leicht und komfortabel möglich, Controller-Automationen zu erstellen. Überdies sind auch Program-Change- und Bank-Select-Befehle an das Plug-in übertragbar. Unterschiedliche Presets lassen sich so bequem aufrufen und machen ein umständliches Neueinstellen des Plug-ins über die Automation überflüssig. Die Bedienungsfreundlichkeit des Plug-ins steigert sich dadurch erheblich. Präzise Eingriffe in die Parameter und gezielte Änderungen am Programmmaterial sind möglich, um so für mehr Expressivität und Dramatik in bestimmten Songstellen zu sorgen. Und die hält das Repertoire von Simplon en masse bereit.
Der Fabfilter one-Algorithmus ist die optimale Ausgangsbasis um Klängen zu mehr Charakter zu verhelfen. Ein eher statisch klingender Synthesizer-Flächensound gewinnt an Charakter durch Einsatz von Filter-Sweeps, die sich über die Automatisierung erstellen lassen. Insgesamt 22 Presets geben eine erste Auskunft über das Klangspektrum von Simplon. Von wuchtigen Anhebungen des Bassanteils bis hin zu subtilen Anhebungen bestimmter Frequenzanteile reicht das Repertoire.
Vorsicht ist jedoch geboten bei allzu hohen Peak-Werten, da in Abhängigkeit zur eingestellten Filterfrequenz ein entsprechend hohes Pfeifen einsetzt, das nicht immer erwünscht ist. Der Grundcharakter des Simplon-Klangs ist als eher warm zu beschreiben. Die Simulation analoger Filtersektionen ist unverkennbar. Simplon jedoch auf den Filterklang eines bestimmten Synthesizers festnageln zu wollen ist nicht möglich. Dafür bietet das Plug-in zu viele Eingriffsmöglichkeiten. Als Tiefpassfilter eingesetzt weiß Simplon sich je nach Einstellung de Cutoffs durch eine gehörige Portion Knurrigkeit, eine angenehm prominente Betonung im Mittenbereich und sogar mit einer sehr ohrenfälligen dynamischen Wucht durchzusetzen. Eine so gefilterte E-Bass Aufnahme versetzt die Membranen der zum Abhören benutzten PMC-Monitore (Test auf Seite 60) gehörig ins Flattern.
Als Hoch- und Bandpass-Filter eingesetzt vermag Simplon Aufnahmen mit einem Mal hauchzart, luftig und fast zerbrechlich erklingen zu lassen. In Extrempositionen des Cutoffs erscheinen Originalaufnahmen wie ein Nachhall ihrer selbst. Bei moderat eingesetztem Peak-Parameter überzeugt Simplon durch eine nie unangenehm klingende Silbrigkeit. Bei voll aufgedrehtem Peak ändert sich das jedoch rasch und der zuvor gewonnene Eindruck wechselt zu schrillen und sich unangenehm in die Gehörgänge bohrenden Klangspektren. Gerade im Bereich um zwei Kilohertz herum vermag Simplon im Hochpass-Modus und mit 48 dB/Oktave Flankensteilheit zuvor noch schön klingende Aufnahmen nachhaltig zu dekonstruieren.
Schlagzeugaufnahmen erhalten durch geschickte Kombinationen aus Hoch-, Tief- und Bandpass, sowie durch die Wahl der Flankensteilheit eindeutig mehr Körper und Charakter. So ist es möglich, aus einer Schlagzeug-Summenspur neue klangliche Aspekte zu modellieren. Durch ein einfühlsames Anheben des Peaks erhält eine Bassdrum über ein Tiefpassfilter sogar eine tonale Information im Nachklang bei gleichzeitigem Zuwachs des Bassanteils. Zuvor eher flach klingende Hi-Hats treten durch Einsatz eines Hochpassfilters im Vergleich zu den übrigen Instrumenten überdeutlich hervor. Durch die geschickte Kombination der Filterarten und Flankensteilheiten zwischen den beiden Schaltkreisen lässt sich der Grundklang einer Snare-Drum ebenfalls erheblich aufwerten. Je nach Bedarf erhält sie mehr Wucht und Körper. Ein anderes Mal lässt sich der Snare-Teppich präzise hervorheben, und wer will, kann dies in Kombination miteinander ausbalancieren.
Doch damit sind die Sounddesign-Optionen in Simplon noch nicht am Ende. Wem der Klang des Fabfilter-one-Algorithmus zu drastisch erscheint, der erhält mit dem Gentle-Algorithmus die passende Alternative. Selbst bei voll aufgedrehtem Peakregler ist kein Pfeifen zu hören. Er bietet sich für subtile Klangänderungen an. Filter-Sweeps erklingen damit hauchzart. In der Kombination Tief- und Hochpass mit einer zwölf-dB Flankensteilheit erscheint Simplon sozusagen im Gentle-Modus eher wie ein normaler Equalizer mit Shelving-Charakteristik. Das genaue Gegenteil liefert der Einsatz des Raw-Algorithmus. Techno- und Industrial-Musiker werden ihn lieben. Schon etwa in Mittelstellung des Peakreglers setzt ein erstes Resonieren des Filters ein. Der Grundklang ist ungleich rauer und schon in moderaten Einstellungen fügt der Algorithmus Aufnahmen Verzerrungen hinzu. Im Test lässt sich einer clean aufgenommenen Gitarrenspur mit Leichtigkeit eine waschechte Verzerrung hinzufügen, die sich wahrlich nicht vor hauptamtlichen Distortion-Effekten zu verstecken braucht. In Gesamtheit bietet Simplon ein weit reichendes Repertoire an klanglichen Möglichkeiten, dem nicht so schnell die Luft ausgeht.
Der erste Blick auf die Bedienoberfläche des zweiten Testkandidaten, dem Timeless-Plug-in, führt automatisch auf die verkleinerte Form desselben interaktiven Graphikdisplays, das sich auch im Simplon-Plug-in findet. Hier wie dort lassen sich zwei Filter-Schaltkreise graphisch editieren. Zwar besitzt die Filtersektion in Timeless fast die gleiche Ausstattung wie Simplon. Doch die Hauptrolle in Timeless spielt die Simulation eines Echoeffekts. Das Plug-in verfügt über zwei unabhängig arbeitende Verzögerungseinheiten, die Echos von zehn Millisekunden bis hinauf zu fünf Sekunden erzeugen. Besonderheit: Verzögerungen sind in den zwei Modi „Tape“ und „Stretch“ realisierbar. Im Tape-Modus zieht eine Änderung der Verzögerungszeit bei gleichzeitiger Einspeisung von Signalen eine entsprechende Änderung der Tonhöhe nach sich, ganz so wie dies bei analogen Bandechos der Fall ist. Der Stretch-Modus bewerkstelligt dies ohne diesen Effekt und erlaubt somit ein unmerkliches und blitzschnelles Ändern des Echos.
Die nachgeschaltete Filtersektion dient ausschließlich zur klanglichen Aufbereitung der Echo-Wiederholungen. Erst der Verbund aus Echo- und Filtereinheit profiliert das Plug-in. So vermag Timeless sowohl den typisch höhenarmen Grundklang eines Bandechos als auch höhenreiche und sehr fein klingende räumliche Simulationen zu erzeugen. Im Unterschied zu Simplon offeriert Timeless sogar sechs Filter-Algorithmen. Die drei zusätzlichen Vertreter Tube, Metal und Easy Going siedeln sich dabei klanglich als Zwischenstufen zwischen dem Raw- und Fabfilter one-Algorithmus an. Weiterer Unterschied: Die zwei Filter lassen sich unterschiedlich hinter den Echosektionen verschalten und sorgen für zusätzliche klangliche Vielfalt. Im seriellen Modus laufen beide Echosektionen durch die in Reihe geschalteten Filter. In paralleler Anordnung arbeiten sie unabhängig voneinander, jedoch werden die zwei Echosignale durch beide Filter geleitet. Im Channel-Modus arbeitet schließlich jeweils ein Echo-Filter-Pärchen isoliert für sich.
Eine Cross-Feedback-Funktion sorgt für eine weitere Anreicherung des Klangs. Sie gibt die verzögerten Signale der beiden Echosektionen wieder zurück und zwar in die jeweils andere Sektion. Dadurch sind sehr komplexe und polyrhythmische Echos möglich, die je nach gewähltem Verzögerungs- und Feedbackwert sehr dichte Klangtexturen möglich macht. Wir stellen den Effektanteil auf 100 Prozent, wählen eine Verzögerungszeit von etwa 200 Millisekunden und stellen einen hohen Cross-/Feedbackwert ein. Das Resultat: Die Einzeltöne einer ostinat eingespielten Melodie werden derart vervielfältigt und überlagert, dass am Ende eine Textur erklingt, die auch von einem Synthesizer stammen könnte.
Ein Schalter in der Feedback-Sektion erlaubt schließlich das Invertieren der Phase eines Feedback-Signals, was mit einer zusätzlichen Andickung durch das Anheben und Auslöschen von Signalanteilen einhergeht. Am besten ist dies bei kurzen Verzögerungszeiten hörbar. Phaser und Flanger ähnlich klingende Effekte lassen sich damit erzeugen, wenngleich dies bei letzterem Effekt mit Timeless nicht ganz möglich ist, da der klassische Flangereffekt zumeist bei Verzögerungszeiten unterhalb von zehn Millisekunden arbeitet. Eine entsprechende Erweiterung der minimalen Verzögerungszeit nach unten würde dies jedoch beseitigen.
Panoramaregler erlauben sowohl das ungefilterte Echosignal, als auch das Effektsignal im Stereofeld zu verteilen. Die Verzögerungen lassen sich wahlweise frei in Millisekunden-Werten oder synchronisiert zum Tempo der Host-Anwendung in halben, viertel, achtel oder sechzehntel Noten einstellen. Wer will, kann über eine Tap-Funktion die Verzögerungszeit auch händisch eintippen. Mit diesen Möglichkeiten lässt sich schon eine Menge anstellen. Zwar erschließen sich auch bei Timeless die wichtigsten Funktionen quasi von selbst, im Gegensatz zu Simplon ist jedoch das Studium des Handbuchs ein Muss, möchte man die Stärken des Plug-ins richtig nutzen.
Denn den Vogel schießt eine integrierte Modulations-Sektion ab, die außer der auch in Timeless integrierten MIDI-Lern-Funktionalität, zusätzliche Optionen zur dynamischen Steuerung der Effektparameter bietet. Sie besteht aus zwei tempo-synchronisierbaren LFOs mit fünf wählbaren Wellenformen, sowie einer vierstufigen Hüllkurve. Außer diesen drei eigenständig arbeitenden Modulatoren stehen noch weitere Quellen wie das Pitchbend- und Modulationsrad, Aftertouch, Anschlagsstärke und das Keyboard-Tracking zur Verfügung. Sie lassen sich nun über insgesamt 24 Slots mit sämtlichen Parametern der Echo- und Filtersektion bequem per Drag and Drop verknüpfen. Ihre Wirkung ist im Modulations-Slot über einen Regler anteilig einstellbar. Buttons erlauben dort schließlich die Invertierung des Modulationsverlaufs und das Schalten auf Bypass. Es ist sogar möglich die Modulations-Slots untereinander modulieren zu lassen.
Dieser Zuwachs an Steuerungsmöglichkeiten schlägt sich auch in der Programmierung von MIDI-Controllern und Befehlen nieder: Der Einsatz der LFOs lässt sich über eine MIDI-Note gezielt starten. Die Hüllkurve ist zusätzlich in der Lage, sich entweder über eingehende MIDI- oder Audioereignisse antriggern zu lassen. Der Schwellwert ist über den Triggerregler einstellbar. Selbstverständlich lassen sich auch die Parameter der Modulationssektion, sowie die Regler in den Modulations-Slots per Controller fernsteuern. Es braucht da schon einige Zeit um die sich bietenden Möglichkeiten erfassen zu können.
Das Klangpotenzial von Timeless lässt sich mit dieser Ausstattung in nur zwei Worte fassen: schier unerschöpflich. Ganz dem Klang eines Bandechos verpflichtet, ist Timeless in der Lage einen sehr warm klingenden Effekt, hervorgerufen durch die gut klingende Filtersektion zu erzeugen. Typische Klangspektren, die in den Höhen beschnitten sind und direkt an einschlägige Vertreter dieser Gattung erinnern, sind zu hören. Gerade die Echowiederholungen, die schließlich von Mal zu Mal immer mehr im Frequenzgang beschnitten werden erinnern etwa an die typischen Effekte des Dub-Reggae. Doch Timeless kann noch viel mehr. Wir tauschen die Tiefpass- gegen Hochpass-Filter aus und erhalten sehr zarte und feine, bisweilen dünn klingende Ergebnisse.
Richtig abgedreht wird es, wenn die Parameter schließlich von den Modulatoren quasi ferngesteuert werden. Signal-Wiederholungen, die kontinuierlich oder zufällig in der Tonhöhe verändert werden, sind zu hören. Beim Einspielen von Signalen geben wir dem Plug-in das Heft in die Hand, wenn es um die Festlegung der Signalwiederholungen geht. Dynamisch ablaufende Filter-Sweeps erzeugen schließlich pulsierende Echo-Texturen. Im Verbund mit extremen Einstellungen der Filterresonanz reichern sich die Wiederholungen mit quietschenden und pfeifenden Klangspektren an, die sich zumal fließend im Panorama bewegen.
Typisch für ein Delay mit integrierter Modulation, finden sich auch Chorus-Presets, die ebenfalls durch Wärme und Charakter überzeugen. Pseudo-Reverb-Effekte finden sich ebenfalls, die allerdings im Vergleich zu den übrigen Presets doch etwas abfallen. Dies sind nur ganz wenige Eindrücke, die die Möglichkeiten des Plug-ins nur in minimalen Ansätzen darlegen. Planvolle Einstellungen und Modulationsverknüpfungen gestatten schließlich gezielte Effektverläufe.
Im Test möchten wir das letzte Wort einer gesungenen Passage durch Wiederholungen besonders herausstreichen, die überdies in der Tonhöhe im linken Kanal nach oben und im rechten Kanal nach unten transponiert werden. Dazu versetzen wir Timeless in den Tape-Modus und verknüpfen den ersten LFO über zwei Modulations-Slots mit den beiden Reglern zur Einstellung der Verzögerungszeit. Das Feedback stellen wir auf drei bis vier Wiederholungen ein und das Panorama der zwei Echosektionen nach ganz links und rechts. Den zweiten Modulations-Slot stellen wir auf invertiert und den Balance-Regler des LFO drehen wir ganz nach links, so dass beim Start ein abfallender Kurvenverlauf einsetzt. In der MIDI-Spur fügen wir schließlich einen Note-on-Befehl exakt an der Stelle ein, an der das letzte Wort erklingt. Das Resultat: Beim Erklingen des Originalsignals startet das Echo und eine Änderung der Tonhöhe setzt ein, ausgelöst durch den MIDI-Befehl, der den LFO dazu veranlasst die Verzögerungszeit gleichzeitig einmal nach unten und im invertierten Modulations-Slot nach oben zu versetzen.
Ähnliche Ergebnisse erhalten wir, indem wir das Filterpfeifen wahlweise über den LFO permanent oder über die Hüllkurve zeitlich begrenzt in der Tonhöhe verändern, indem darüber die Cutoff-Frequenz moduliert wird. Ein Triggern über MIDI ist dazu nicht nötig. Der Effekt soll permanent zu hören sein. Bei sehr geringen Feedbackwerten und kurzen Verzögerungszeiten zwischen zehn bis 30 Millisekunden, erklingt so etwa eine Snare-Drum mit jedem Schlag anders und vermag sogar harmonische Akzente in einem Stück zu setzen.
Mit diesen Möglichkeiten schafft es Timeless spielend, eher banal klingende Signale mit Leben zu erfüllen und markant klingende Akzente zu setzen. Das Repertoire reicht von herkömmlichen Raumsimulationen bis hin zu dichten, lebendig-flirrenden und völlig fremdartig klingenden Texturen. Fabfilter liefern mit Timeless einen profilierten Beitrag zum Thema Echo ab.
Fazit:
Die Effekt-Plug-ins Simplon und Timeless empfehlen sich Klangschraubern, die auf der Suche nach neuen Sounddesignmöglichkeiten sind und sich nicht scheuen, ihr Programmmaterial vehement zu verfremden. Doch auch eher konservativ eingestellte Musiker erhalten damit zwei charakteristische und exzellent klingende Effekte, um ihren Arrangements das berühmte i-Tüpfelchen zu verpassen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut. Denn Simplon und Timeless kosten gerade mal soviel wie Mittelklasse Gitarren-Bodeneffekte, bieten aber deutlich mehr Leistung in Sachen Sounddesign.
Erschienen in Ausgabe 06/2007
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 119 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut – überragend
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