It takes a positive Touch…
…sang einst Feargal Sharkey als Kopf der irischen Wave-Band „The Undertones“ im gleichnamigen Song, der das Positive in jeder Lebenslage propagiert. Ob das gleiche auch für Akais jüngsten Wurf MPC Touch gilt, bleibt noch abzuwarten. Der Hersteller wirbt jedenfalls selbstbewusst mit Attributen wie „revolutionär“ und will damit eine neue Ära im Genre Groove Box einläuten. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht.
Von Georg Berger
Der Pro-Audio Hersteller Akai kann sich mit Fug und Recht rühmen, dereinst mit dem Modell MPC 60 einen neuen Geräte-Standard am Markt etabliert zu haben. Die erstmals 1988 vorgestellte Groove Box, eine Kombi aus Hardware-Sampler und Step-Sequenzer, mit seinen 16 augenfälligen Spielflächen ist seitdem in vielen Studios, vornehmlich für alle Schattierungen des Dancefloor/Hip Hop, nicht mehr wegzudenken. Was folgte, war eine Reihe von Nachfolgemodellen mit unterschiedlichen Ziffern-Bezeichnungen zwischen 500 bis 5000, die stets auf dem neuesten Stand der Technik waren. Allen Modellen gemeinsam ist, dass sie als autarke Hardware-Lösungen daherkommen. Mit Einführung der Modelle MPC Renaissance und MPC Studio ab 2012 verabschiedete sich Akai von dieser Konzeption und legte die Klangerzeugung, Komposition und Produktion von Musik in die Hände von mittlerweile ungleich leistungsfähigeren Computern, respektive einer eigens ersonnenen Software. Die mitgelieferte Hardware fungiert dabei lediglich als Frontend und Controller zum Steuern der Software. Damit begibt sich der Hersteller in einen Teich, in dem er seinen Status als Hecht aufgibt und zusammen mit allen anderen Karpfen um die Gunst der Kunden buhlen muss. Während die MPC Renaissance, insbesondere der Hardware-Controller mit seiner offenkundigen Nähe zum Modell MPC 3000 altgedienten Routiniers den Umstieg auf ein Hybrid-System erleichtert, lockt das ungleich günstigere MPC Studio als hardwareseitig abgespeckte Version Einsteiger in den Groove-Box-Sektor. Vor kurzem hat Akai mit dem Modell MPC Touch sein Portfolio jedoch um eine markant ausgestattete Variante erweitert, die in Sachen Workflow und Bedienkonzept einen neuen Weg einschlägt und damit ein dickes Ausrufezeichen im Markt setzt. Als erste uns bekannte Groove-Box-Hardware setzt die MPC Touch auf einen Sieben-Zoll Touch-Screen als Hauptbedienelement und ist den Mitbewerbern, allen voran Native Instruments mit seiner Maschine-Serie, in dieser Hinsicht vorweg geeilt. Vorbei sind die Zeiten pixeliger Mini-Displays, aber auch einer großen Schar an Tastern, Fadern und Drehgebern, denn ab sofort wird der Großteil am Touch-Screen erledigt. Kostenpunkt: Rund 830 Euro. Ein Preisniveau, das in diesem Marktsegment eher im oberen Bereich angesiedelt ist, aber dennoch rund ein Drittel günstiger ausfällt als etwa für das letzte Hardware-Flaggschiff, die MPC 5000 (Test in Heft 08/2009). Außer der Hardware nebst Netzgerät, USB-Kabel, einer Kunststoff-Geräte-Stütze, zwei MIDI-Buchsen-Adaptern sowie einem Mikro-Faser-Läppchen zum Säubern des Touch-Screens, findet sich noch die dazu passende Software inklusive eines standesgemäß bestückten Arsenals an Sample-Librarys. Diese muss allerdings nach vorheriger Registrierung der Hardware auf der Akai-Homepage runtergeladen werden, rund 18 Gigabyte. Außer der eigentlichen Sequenzer-Software inklusive rund 60 virtueller Effekte sowie einer Reihe von Treibern (auch für Mac-Computer) findet sich Soundware von renommierten Herstellern wie Sonivox, Sample Tools, MVR Loops, Prime Loops, Toolroom und ferner eine Sammlung virtueller Instrumente des Herstellers Air Technology, darunter die zumeist aus Avid Pro Tools bekannten Instrumente Expand!2, Velvet oder Vacuum Pro (siehe Steckbrief). Hintergrund: Die MPC-Software fungiert nicht nur als Sampler, sondern auch als Plug-in-Host und erlaubt somit den Einsatz von Drittanbieter-Instrumenten und -Effekten. An den grundlegenden Features und der Funktionsweise der Software hat sich im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen MPC Renaissance und Studio nicht viel getan, wenngleich eine Reihe von Workflow-Verbesserungen Einzug gehalten haben, die zu nennen allerdings jetzt zu weit führen würde. Zusätzlich ist ein dezidierter Display-Treiber hinzugekommen und eine Abstimmung der Software auf den Touch-Screen vorgenommen worden. Einen groben Überblick über die MPC Software erhalten Sie im Kasten.
Die erste Groove-Box mit Touch-Screen
Anders als alle bisherigen MPC-Modelle, die quadratisch ausfielen, kommt die Touch-Variante in einem rechteckigen Gehäuse daher, das für seine Dimensionen recht schwer ist. Ungefähr so breit und etwas tiefer als eine herkömmliche Computer-Tastatur findet der Touch-Controller spielend Platz auf dem Desktop, sei es ober- oder unterhalb des Computer-Keyboards. Die Oberseite ist, eher untypisch für MPCs, in schwarz gehalten und zeigt mehr eine Nähe zur MPD-Controller-Serie. Die schwarze Oberschale besteht zwar aus Kunststoff, doch der ist auffallend robust und stabil, ebenso wie der Rest des Gehäuses, das aus Metall besteht. Die Bedienelemente sind passgenau eingesetzt und weisen keinerlei Spiel auf. Insgesamt hinterlässt der Controller einen sehr wertigen Eindruck im Test, der auch im rauen Live-Einsatz so manchen Rempler klaglos überstehen dürfte.
Die Bezeichnung Controller ist, wenngleich sie den primären Einsatzzweck charakterisiert, nicht ganz richtig, denn der Touch-Controller kommt gleichzeitig mit einem 2×2 USB-Audio-Interface an Bord daher. Dazu werfen wir einen kurzen Blick auf die Kopfseite der Hardware: Außer je zwei 6,3-Millimeter-Klinken-Buchsen für Ein- und Ausgänge finden sich dort eine USB2.0-Schnittstelle zur Kommunikation mit dem Rechner und drei 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen. Eine dient zum Anschluss eines Kopfhörers, die anderen beiden zum Anschluss der mitgelieferten Fünf-Pol-MIDI-Buchsen-Adapter. Die Netzgeräte-Buchse – ein Bus-powered-Betrieb ist nicht möglich – beschließt den Anschluss-Reigen. Zwei Drehgeber realisieren schließlich das Einpegeln der Audio-Ein- und Ausgänge, wobei die Haupt-Ausgänge und der Kopfhörer gemeinsam geregelt werden. Insgesamt fällt diese Ausstattung, verglichen mit reinrassigen Audio-Interfaces, ungleich überschaubarer aus. XLR-Anschlüsse und Phantomspeisung sind Fehlanzeige, weshalb für den Fall der Fälle ein separater Vorverstärker eingesetzt werden muss. Für Live-Einsätze oder fürs Komponieren reicht es aber in jedem Fall.
Hybrid aus Soft- und Hardware
Die Oberfläche gibt sich gleichsam markant und übersichtlich ausgestattet. Links sind die obligatorischen 16 anschlagsdynamischen Spiel-Pads eingelassen, die über schmale transparente Schlitze an den Rändern indirekt, verschieden farbig beleuchtet werden. Oberhalb davon sind acht Taster eingelassen, die zum Aufruf der acht Pad-Bänke sowie zum Ausführen gebräuchlicher Noten-Operationen dienen, etwa das Halbieren der Lautstärke, Note-Repeat oder das Löschen von Noten. Rechts davon ist als zentraler Hingucker das Vollfarb-Touch-Display eingelassen. Unterhalb dessen finden sich die Transport- und eine Reihe weiterer Funktions-Tasten, etwa zum Aufrufen des Haupt-Menüs oder des Browsers und auch eine Shift-Taste zum Aktivieren einer zweiten Tasten-Funktions-Ebene. Ganz rechts sind in der Vertikalen fünf Endlos-Drehregler verbaut worden. Die ersten vier Regler markieren die aus den Vorversionen bekannte Q-Link-Sektion über die sich rasch diverse Parameter an den Sequenzen, den Samples, respektive des virtuellen Instruments ändern lässt. Besonderheit: Über den Q-Link-Taster lassen sich insgesamt vier Q-Link-Bänke sukzessive aufrufen, was über die darunter eingelassenen Status-LEDs angezeigt wird. Der fünfte, ungleich größere Regler unten rechts besitzt zusätzlich eine Schaltfunktion und dient zum Ändern von gerade aktiven Parametern, zum Scrollen und Navigieren durch Menüs und dient kurzum als Universal-Werkzeug zum Editieren und Aufrufen so ziemlich jeder Funktion. Last but not Least finden sich auf der rechten Schmalseite eher versteckt zwei winzige Taster, über die sich rasch der Kontrast und die Helligkeit des Touch-Displays einstellen lässt.
Smartphone- und Tablet-PC-Nutzer werden sich bei der Bedienung am Touch-Screen direkt heimisch fühlen. Einfaches Antippen legt den Fokus auf ein Bedienelement, doppeltes Antippen von Ausklapp-Listen etwa, lässt ein neues Menü erscheinen, über Wischbewegungen werden virtuelle Fader und Drehregler eingestellt oder durch Ansichten gescrollt und natürlich ist es auch möglich mit Hilfe von zwei Fingern Ansichten zu vergrößern und zu verkleinern. Doch bevor wir zum Praxistest kommen, schicken wir die Hardware noch kurz in unser Meßlabor, um das integrierte USB-Audio-Interface auf Hertz und Bits zu prüfen.
USB-Audio-Interface inklusive
Obwohl von den Bedienelementen des Controllers überstrahlt, kann das integrierte Audio-Interface im Messtest mit sehr guten Ergebnissen aufwarten. Ein Noisefloor im FFT-Spektrum von zumeist unter -110 Dezibel mit Peaks bei k2 und k3 bis hinauf etwa -82 Dezibel sind ein hervorragendes Ergebnis. Fremd- und Geräuschspannungen bewegen sich mit ermittelten 86,7 und 89,4 Dezibel ebenfalls auf Top-Niveau. Gleiches ist auch in Bezug auf den Klirr-Faktor zu verkünden, wenngleich die Verlaufskurve einen markant welligen Verlauf im Höhenbereich aufweist, der bis auf 0,2 Prozent hinaufragt, aber im Wesentlichen zwischen sehr guten 0,006 bis 0,06 Prozent liegt. Im Hörtest, soviel sei verraten, wartet das integrierte Audio-Interface mit einem transparenten Klang auf. Eingespeiste Signale werden akkurat eingefangen und abgebildet. Transienten meistert die MPC-Hardware souverän und im Bass geht ihr auch nicht so schnell die Puste aus, wenngleich das zum Vergleich herangezogene RME Fireface 400 eine Spur genauer ist und in Sachen Auflösung ebenfalls als Sieger hervorgeht.
Im Praxistest ist zunächst Geduld erforderlich, um sich in das Bedienkonzept des Touch-Controllers einzuarbeiten. Zunächst gilt es herauszufinden, welche Bereiche mit lediglich einem Tippen aktiviert werden oder sich per Wischbewegung bedienen lassen und wo ein doppeltes Antippen nötig ist, um weitere Unter-Menüs oder Popup-Dialoge aufzurufen. Zentrale Bildschirme sind das Haupt-Menü, von dem aus sämtliche Funktions-Bereiche aufrufbar sind sowie der Main-Dialog, der auf einen Schlag Auskunft über die Sequence, den Track und das Program des aktuell geladenen Projekts gibt. Ein Druck auf die Spiel-Pads zeigt dabei den Track und das Program/Sample des Pads an. Über ein Doppel-Tippen auf das Stift-Symbol kann schließlich auf die weiteren Unter-Dialoge verzweigt werden, um die Sequenz, den Track oder das Program weiter zu bearbeiten. Doch die Einarbeitungszeit gerät bereits ohne Studium des Handbuchs recht kurz, so dass erste verwertbare Ergebnisse rasch erzielt sind, was für den Touch-Screen als intuitives Bedien- und Anzeige-Werkzeug spricht. Im Test wird logischerweise jede Funktion, die auf dem Computer-Monitor per Maus bedienbar ist, auch auf dem Touch-Display dargestellt. Aufgrund der Display-Dimension, auch das dürfte einleuchtend sein, werden einige Sektionen graphisch kompakter zusammengefasst. Dazu zählen die beiden Mixer-Dialoge, die auf dem Computer in Form von Faderbänken dargestellt werden, auf dem Touch-Display jedoch zu kleinen viereckigen Kästen mutieren, in denen die Parameter entsprechend komprimiert dargestellt sind.
Tippen, Wischen, Zoomen
Sehr schön: Im Test sind wir nicht ausschließlich auf die Bedienung am Touch-Screen beschränkt. So kann ein am Display aktiver Parameter auch mit dem großen Navigations-Encoder, aber auch über die Q-Link-Regler eingestellt werden. Das Drücken des Q-Link-Tasters aktiviert auf dem Display dabei immer je vier Parameter gleichzeitig – erkennbar an einer gelben Umrandung – die entsprechend rasch einstellbar sind. Damit offeriert Akai mehrere Bedienoptionen, die sowohl Einsteiger mit Smartphone-Faible, als auch den gestandenen Drehregler-Junkie abholt. Letztgenannter Klientel dürfte die Zahl der Regler zwar zu gering ausfallen. Letztlich ist es aber eine Frage der Gewöhnung, wobei dem Q-Link-Taster eine wichtige Navigations-Rolle zuteil wird. Das Programmieren von Tracks mittels Step-Sequenzer-Dialog gerät zu einem Klacks durch flinkes Tippen auf die entsprechenden Trigger-Punkte, wobei wir in einem zweiten Durchgang die Velocity für jeden eingetippten Noten-Trigger rasch per Wischbewegung anpassen. Das lässt stellenweise sogar die 16 Spiel-Pads vergessen. Gleiches gilt auch für den Blick auf den Computer-Monitor. Im Verlauf der Testphase blicken wir immer seltener auf den Monitor und am Schluss höchstens nur noch, um rasch einen Überblick über das gesamte Track-Layout zu erhalten. Durch das fokussierte Arbeiten ausschließlich mit dem Controller und seinem Touch-Screen, rückt der Computer und auch die Bedienung mit der Maus immer mehr in den Hintergrund und verbessert den Workflow ungemein. Die wahre Stärke spielt das Display aber durch die Möglichkeit der Bild-Skalierung mit zwei Fingern aus. So können wir im Test den Step Sequenzer beliebig groß und klein ziehen, um uns einen Überblick über das Programmierte und detaillierte Eingriffsmöglichkeiten zu erhalten. Gleiches gilt auch für den Sample-Edit-Dialog, wobei es eine wahre Freude ist, Sample-Start-, -End- und -Looppunkte zu setzen. Dank der Zoom-Funktion haben wir alles im Griff und mit Hilfe der Drehregler sind am Schluss präzise Werte rasch eingestellt.
Fokussiertes Arbeiten am Controller
Alles in allem gefällt uns das Arbeiten mit dem Touch-Controller sehr. Allerdings gibt es auch einige Schwachstellen, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Dazu zählt die zwar äußerst geringe, aber dennoch spürbare Latenz beim Ändern von Parametern auf dem Touch-Display. Mit den physikalischen Bedienelementen sind wir im Test besser bedient. Innerhalb einer Produktionssituation ist das zwar verschmerzbar, Live kann dies aber zu einem Problem werden, wenn etwa rasch ein Track manuell mit einem Filter-Cutoff bearbeitet werden soll. Weiters sind einige Bedien-Prozedere eher umständlich, um nicht zu sagen überflüssig. Dass aufgrund der Display-Dimensionen nicht alles dargestellt werden kann und in entsprechende Unter-Fenster verteilt werden muss, ist ja noch verschmerzbar. Das ist übrigens in Native Instruments Maschine auch nicht anders geregelt. Als Beispiel sei der Program-Edit-Dialog genannt, wobei die Filter, LFOs, Hüllkurven und so weiter über Tasten am Fuß des Displays wechselseitig aufzurufen sind. Unverständlich ist aber, dass verschiedene Parameter anschließend nicht direkt per Antippen oder Wischbewegung veränderbar sind. Das ist erst nach einem doppelten Antippen möglich, wobei sich das Bedienelement als schwebender, halbtransparenter Dialog über das Fenster einblendet. Da sind wir mit den Drehreglern dann doch schneller. Schön wäre daher, sich dieses Popup-Prozedere zu schenken und stattdessen einen direkten Zugriff auf den Parameter zu gewähren. Abseits dessen sollte sich der Hersteller überlegen, mehr mit den Zoom-Möglichkeiten zu arbeiten, hier vor allem in den Mixer-Dialogen. Das Konzept ist zwar in sich schon gelungen: Das Antippen eines Kanal-Kästchens legt automatisch die darin enthaltenen Parameter auf die großen Bedienelemente links von diesem Feld. Schön wäre aber auch, sich eines dieser Kanal-Kästchen per Zoom-Funktion groß zu ziehen, um anschließend die Änderungen direkt darin vorzunehmen. Aber das ist wieder einmal reine Geschmackssache und letztlich Jammern auf hohem Niveau. Denn in seiner jetzigen Form gerät das Produzieren von Tracks, Projekten und Songs ebenso komfortabel wie mit den bisherigen MPC-Versionen, vorausgesetzt man lässt sich auf den Touch-Screen und seine Möglichkeiten ein.
Fazit
Akai legt mit der Version MPC Touch ein äußerst markantes Geräte- und Bedienkonzept vor und betätigt sich einmal mehr als Vorreiter und möglicher Innovator. Das Gros der Funktionen ab sofort einem Touch-Screen anzuvertrauen ist unseres Wissens nach bislang einzigartig. Großer Vorteil dabei ist, dass sich die Hardware auf lange Sicht dynamisch an neue Funktionen der Software anpassen kann. Unübersichtliche Poti- und Fader-Gräber, Doppelbelegungen von Hardware-Bedienelementen, die irgendwann zu einem unübersichtlichen Wust an Bedienmöglichkeiten anwachsen, treten ab sofort nicht mehr auf und die Hardware passt sich ohne weiteres an die Weiterentwicklung der Software an. Insofern können wir dem MPC Touch durchaus das Attribut „revolutionär“ verleihen. Ob das MPC Touch das Zeug hat, zu einem neuen Groove-Box-Standard zu avancieren, bleibt indes abzuwarten. Altgediente MPC-Recken und langjährige Routiniers für diese neue MPC-Generation zu begeistern, stellen wir uns schwierig vor, gilt es doch, lieb gewonnene Gewohnheiten abzulegen und gegen neue, erst zu erlernende auszutauschen. Doch für die noch junge „Generation Smartphone“ (und Tablet), die den souveränen Umgang mit berührungssensitiven Bildschirmen im Schlaf beherrscht, dürfte dieses neue Bedienkonzept durchaus entgegenkommen. Insofern sehen wir Akais MPC Touch als eine in die Zukunft gerichtete Fortentwicklung eines bewährten Geräte-Konzepts.
Die weiche Seite des MPC-Systems: Die MPC-Applikation
Die MPC-Software ist ein klassischer MIDI-Step-Sequenzer, die als ständige Elemente einen Browser-Dialog auf der linken Seite sowie eine horizontale Leiste im unteren Viertel mit wechselnden Inhalten zwecks Aufruf diverser Editoren und Bedienfelder zeigt. Der Großteil der Oberfläche ist schließlich dem Step-Raster, respektive einer Piano-Rollen-Ansicht beziehungsweise einer Wellenform-Ansicht zwecks Sample-Editierung vorbehalten. Über unscheinbar wirkende Buttons in der oberen Menüleiste können schließlich 13 Dialoge mit entsprechenden Aufgaben und Funktionen aufgerufen werden. Die Terminologie in der Software ist identisch zu den Vorgängern: Ein Program ist wahlweise ein Set aus Samples oder ein virtuelles Instrument und repräsentiert den Klangerzeuger. Ein Track ist eine mehrtaktige Spur mit Noteneinsätzen eines Pads. Eine Sequence enthält sämtliche Tracks eines Programs und ein Project ist letztlich der gesamte Song, der sich aus allen Sequences, Tracks und Programs zusammensetzt.
In der Main-Ansicht sind in der unteren Editor-Leiste die gebräuchlichsten Parameter editierbar und im Step-Raster können entsprechende Eingriffe vorgenommen werden. Der Track-Mixer zeigt hingegen eine Faderbank mit sämtlichen 128 Pad-Kanälen, wohingegen der Channel-Mixer per Button nicht nur Sequenzen anzeigt, sondern auch die Ausgangskanäle der Programs sowie bis zu acht Submix-, vier Return- und 32 Master-/Output-Kanäle. Ein dezidierter Sampling-Dialog erlaubt die Aufnahme von Audio-Material – wahlweise mono oder stereo – das in einem weiteren Sample-Edit-Dialog nach allen Regeln der Kunst bearbeitet werden kann, Sample-Slicing und Time-Stretching inklusive. Über Program-Edit lassen sich rasch sämtliche Instrumente/Samples/Sample-Sets in einem Projekt aufrufen und nach allen Regeln der Sounddesign-Kunst im Klang verbiegen. Die Dialoge Next Sequence und Song erlauben das Verketten von Sequenzen zu ganzen Songs, wobei dies am Controller über die Pads eingegeben wird. Der Pad- und Track-Mute-Dialog erlaubt das Einstellen und stumm Schalten einzelner Sounds und Spuren, was im Live-Einsatz das Realisieren verschiedener Arrangement-Variationen gestattet. Last but not Least verfügt die Software über einen Controller-Dialog zum Programmieren von MIDI-Controller-Nummern auf die Bedienelemente der Hardware, die sich auf diese Weise als universeller Controller einsetzen lässt.
Erschienen in Ausgabe 03/2016
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 833
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
Hinterlasse einen Kommentar