Schwieriges Erbe

Seitdem Akais jüngstes Flaggschiff MPC5000 am Markt erhältlich ist, hagelt es von Seiten der Nutzer – Einsteiger wie Besitzer von Vorversionen – Kritik an der neuen Groove Box. Professional audio hat das selbstbewusst betitelte „Music Production Center“ unter die Lupe genommen und geht der Frage nach, was die Groove Box in der Praxis wirklich leistet.  

Von Georg Berger

Der japanische Pro-Audio-Hersteller Akai kann sich ungeteilter Aufmerksamkeit erfreuen, wenn es um die Präsentation eines neuen Modells seiner MPC-Serie geht. Kein Wunder, hat Akai Ende der 1980er Jahre mit dem Urvater MPC60 nicht nur ein neuartiges Konzept aus Drumcomputer, Sampler und Sequenzer ersonnen, sondern gleichzeitig eine neue Gerätegattung geschaffen, die seitdem unter dem Begriff Groove Box subsumiert wird. Viele Musikschaffende vornehmlich in allen Spielarten des Dancefloor haben die MPCs seitdem in ihre Herzen geschlossen und halten ihr beim Musik machen sowohl im Studio als auch vornehmlich live auf der Bühne bis heute die Treue. Das neue Flaggschiff MPC5000 wurde vor knapp einem Jahr präsentiert und löst den bisherigen Throninhaber MPC4000 ab. Mit dem Markteintritt des Neulings ging allerdings ein Aufschrei durch die MPC-Fangemeinde, denn in Sachen Leistung tritt das 5000er-Modell im Vergleich zur 4000er-Ausgabe einen großen Schritt zurück – so scheint es zumindest. Lassen sich im MPC4000 durch nachträglichen Einbau von Speicherkarten maximal 512 Megabyte Arbeitsspeicher nutzen, stehen im MPC5000 mit Hilfe einer aufpreispflichtigen Speichererweiterung lediglich 192 Megabyte zur Verfügung. Weiterhin: Die Audio-Engine im MPC5000 samplet mit lediglich 16 Bit und 44,1 Kilohertz, anstatt 24 Bit und 96 Kilohertz wie im Vorgänger. Bei in etwa vergleichbaren Verkaufspreisen von knapp 2.200 Euro bleibt dem Interessent beim oberflächlichen Vergleich ja nichts anderes übrig, als zu mosern. Doch jenseits dieser simplen Leistungsvergleiche, die man ansonsten nur bei Kindern beim Spielen von Autoquartett beobachtet („Mein Lamborghini XY hat 80 PS mehr als Dein Porsche XX…“), stellt sich die Frage, ob das wirklich ein Rückschritt ist. Denn, wer ein MPC-Modell einsetzt, wird zumeist auf Drumsamples und vorgefertigte Sample-Loops von Drittanbietern zurückgreifen, die zum Großteil mit 44,1 Kilohertz und entweder 16 oder 24 Bit produziert sind. Zwar ist die maximale Spieldauer von 24 Bit/96-Kilohertz-Samples bei maximalem Speicherausbau des MPC4000 mit knapp einer halben Stunde fast gleich zur Spieldauer im voll ausgebauten 5000er-Modell. Alles in allem ist diese Option in der tatsächlichen Praxis trotzdem überschätzt. Nahrung erhält die Aussage zusätzlich durch die Tatsache, dass sich das MPC4000 nie zum Verkaufsschlager gemausert hat. Abseits dieser oberflächlichen Diskussion wartet das MPC5000 mit einer Menge neuer Features auf, die selbst das MPC4000 nicht zu bieten hat und die wir jetzt einmal näher beleuchten wollen. Ganz seinen Vorgängern verpflichtet, ist auch das 5000er-Modell eine autark arbeitende Rundum-Lösung zur Produktion von Musik, im Kern bestehend aus einem (Drum-)Sampler, pattern-orientiertem MIDI-Sequenzer, einer Effektsektion und 16 anschlagsdynamischen und Aftertouch-fähigen Gummiflächen zum Spielen und Aufnehmen von Sounds und Sequenzen. Erste neu hinzugekommene Highlights im MPC5000 sind ein 20-stimmiger virtuell-analoger Synthesizer und ein opulent einstellbarer Arpeggiator, der sich auch auf die geladenen Samples anwenden lässt. Im Innern sitzt eine zwar nach heutigen Maßstäben sehr kleine 80-Gigabyte Festplatte, die zum Speichern und Laden von Samples und Song-Daten dient. Wem der Speicherplatz dennoch zu klein ausfällt, kann die Platte übrigens gegen ein Modell mit mehr Speicherplatz austauschen, wie uns Claas Schneider vom deutschen Akai-Vertrieb versichert. Der Clou: Das MPC5000 verfügt als erstes Gerät der Familie über Harddisk-Recording-Funktionen, bei der sich gleichzeitig zwei Spuren aufzeichnen und maximal acht Spuren durch direktes Streamen von der Festplatte, also ohne Mehrbelastung des wertvollen Arbeitsspeichers, wiedergeben lassen.

Die Effekt-Sektion wurde schließlich um neue Algorithmen erweitert und bietet jetzt knapp 50 Effekte zur Auswahl. Last but not Least findet sich mit der Q-Link-Sektion eine multifunktional arbeitende Kontroll-Sektion, die den bislang größten Umfang an Bedienelementen innerhalb der MPC-Serie auf sich vereint. Mit diesem Mini-Mischpult, bestehend aus vier Fadern, acht Drehreglern und zwölf Tastern lassen sich sowohl die Effekte, als auch der integrierte Synthesizer und die üblichen Mischpultfunktionen bequem editieren. Die Reglerbewegungen können sogar aufgezeichnet und wiedergegeben werden. Überdies sendet die Q-Link-Sektion auch MIDI-Controller-Daten und bietet somit die Möglichkeit, weitere Effekte und Klangerzeuger fernzusteuern, die per MIDI mit dem MPC5000 verbunden sind.   Mit einer Kantenlänge von knapp 40 Zentimetern und einem Gewicht von über acht Kilo ist das robust gebaute Music Production Center nicht gerade eine Kompaktlösung, aber immer noch portabler als ein Klapprechner, nebst Audio-Interface und USB-Controller. Sämtliche Bedienelemente wirken sehr stabil und sind kompromisslos auf einen rauen Bühnen-Einsatz ausgerichtet. Im Zentrum stehen, außer dem klappbaren und im Kontrast einstellbaren 240 x 128 Pixel-Display, natürlich die charakteristischen 16 Gummi-Pads zum Spielen und Starten von Sounds und Loops in der bewährten hohen Qualität. Rechts davon finden sich übersichtlich angeordnet eine Transport-Tasten-Sektion, ein Ziffernblock zur Eingabe von Werten oder Buchstaben, vier Cursor-Tasten und ein Endlos-Drehrad zum Ändern von Werten und Navigieren durch Menüs sowie weitere spezielle Tasten mit fest umrissenem Aufgabengebiet. Dazu später mehr. Anschlussseitig präsentiert sich das MPC5000 in einer noch nie dagewesenen Opulenz, die etwa beim MPC4000 nur durch aufpreispflichtige Erweiterungskarten erreicht werden konnte und den Verkaufspreis der 5000er-Version entsprechend relativiert. Mit der Zahl an verfügbaren analogen und digitalen Anschlüssen bleiben sowohl live als auch im Studio keine Wünsche offen. Ein Highlight dürfte für viele Anwender der integrierte Phono-Verstärker inklusive RIAA-Entzerrung sein, was den direkten Anschluss von Plattenspielern ermöglicht. Das Samplen wüster Scratch-Exzesse ist somit ohne weiteres möglich. Schade ist, dass sich an den beiden Combo-Eingängen keine Phantomspeisung aktivieren lässt. Protzig fällt die Ausstattung mit MIDI-Schnittstellen aus. Mit zwei Ein- und vier Ausgängen empfiehlt sich das neue MPC-Flaggschiff somit als Steuerzentrale für angeschlossene Klangerzeuger und Effekt-Geräte. Über den USB-Anschluss lässt sich das MPC5000 ohne weiteres Zutun mit einem Computer verbinden. Im Rechner wird es dabei automatisch als Massenspeichergerät angemeldet und ein Austausch von Daten zwecks Sicherung ist möglich. Bemerkenswert ist auch der vorderseitig integrierte Speicherkarten-Slot, der Compact-Flash-Karten vom Typ I und II bis maximal zwei Gigabyte entgegennimmt und eine kompakte Lösung zum Sichern und Laden von Daten offeriert. Wer mag, kann gegen Aufpreis auch ein CD-/DVD-Brennerlaufwerk einbauen und seine Projekte direkt auf Audio-CD mastern oder Daten darüber austauschen und erreicht somit noch mehr Unabhängigkeit von Computern. Vermisst haben wir lediglich eine VGA-Schnittstelle zum Anschluss eines Bildschirms. Auf der Bühne mag das klappbare Display ausreichend Komfort bieten, doch bei der Arbeit im Studio haben wir uns diese Option gerade beim Editieren von Samples und Sequenzen oftmals gewünscht.

Die Bedienung des MPC5000 dürfte selbst blutigen Anfängern schon nach kurzer Zeit flott von der Hand gehen. Voraussetzung: Das Studium des exzellent geschriebenen Quickstart-Guides. Danach geschieht die grundlegende Bedienung komfortabel und kinderleicht. Die verschiedenen Bedien- und Einstell-Dialoge sind durch gleichzeitiges Drücken der Mode-Taste und einem der Drumpads im Display aufrufbar. Über die sechs Funktionstasten unterhalb des Displays lassen sich anschließend weitere Display-Unter-Dialoge aufrufen oder Befehle ausführen. Die Navigation durch die Displays und Werteänderungen führen wir mit Hilfe des Endlos-Rads, den Cursortasten, dem Zehner-Tastenfeld und im Falle der Synthesizer-, Effekt- und Mixer-Dialoge sogar komfortabel mit den Bedienelementen der Q-Link-Sektion aus. Auffällig: Die Shift-Taste, die in Verbindung mit weiteren Tasten das Ausführen zusätzlicher Befehle verheißt, fristet momentan ein Schattendasein und lässt den Eindruck entstehen, dass Akai mit seinem Groove-Box-Flaggschiff noch einiges vor hat. Die meisten Display-Seiten und Dialog-Fenster sind selbsterklärend und bereits nach kurzer Zeit finden wir uns in den Einstellmöglichkeiten zurecht und haben die ersten Tracks erstellt. Das Konzept des pattern-orientierten Sequenzers dürfte auch von Neulingen bereits nach kurzer Zeit verstanden sein. Kernstück bei der Komposition bilden Sequenzen, die wiederum aus mehreren einzeln aufnehmbaren Spuren bestehen. Durch Programmieren einer festgelegten Abfolge von Sequenzen lässt sich abschließend ein kompletter Song erzeugen. Das Einspielen von Noten und Sequenzen geschieht dabei zumeist über die anschlagsdynamischen Drumpads. Über die Pad-Bank-Tasten lassen sich insgesamt vier Drumpad-Sets aufrufen, die einen Vorrat an insgesamt 64 spielbaren Noten bereithält. Die Oktavlage des integrierten Synthesizers ist über diese Tasten übrigens auch geschwind verändert. Jenseits des festgelegten statischen Ablaufs von Sequenzen und Songs bietet das MPC5000 eine Menge an weiteren Features und Funktionen, die gerade in Live-Situationen zu punkten wissen und gerade deshalb von Vielen im Bühnen-Einsatz hoch geschätzt werden. Dazu zählen die dezidierten Track Mute- und Next Sequence-Tasten. Sie rufen verschiedene Displays auf und über die Drumpads rufen wir bei laufendem Sequenzer nach Gusto verschiedene programmierte Sequenzen auf, schalten nach Bedarf einzelne Spuren einer Sequenz stumm und gestalten Songs auf intuitive und dynamische Weise. Gleichzeitig spielen wir auf den Drumpads und fügen dem Arrangement live rhythmische Akzente hinzu oder solieren mit einem Lead-Sound. Die Note repeat-Taste erlaubt uns ohne Aufwand, Wirbel zu spielen, die taktgenau erklingen und für entsprechende Akzente und Dramatik sorgen. Per Taster lässt sich ebenfalls geschwind der opulent einstellbare Arpeggiator aktivieren. Er verfügt über eine Latch-Funktion und macht das wieselflinke Spielen von ostinaten Dreiklangsbrechungen zu einem Klacks. Somit hält eine weitere Komponente zur lebendigen Gestaltung von Sequenzen Einzug in das MPC5000, was herrlich retro klingt. Ebenfalls neu sind die Funktionen Zone Play und Simultaneous Play, die sowohl im Studio als auch Live willkommene Optionen sind. Zone Play nutzt dabei die Layer-Funktion der Dumpads. Pro Pad lassen sich via Anschlagsdynamik vier Samples ansteuern, um durch gezieltes Triggern für klanglich-dynamische Lebendigkeit zu sorgen. Neu ist jetzt, dass sich die vier Zonen sukzessiv hintereinander oder sogar per Zufall triggern lassen, was je nach geladenen Zonen-Samples zu völlig verrückten Ergebnissen führt oder den berüchtigten Maschinen-Gewehr-Sound verhindert. Simultaneous Play gestattet hingegen das simultane Triggern mehrerer Pads/Sounds über ein Pad, wobei die gemeinsam getriggerten Pads weiterhin separat spielbar sind. Dadurch hat man eine Hand frei für weitere Manipulationen am Gerät und kann sich nur durch das geschickte Nutzen dieser Funktion verschiedene Arrangement-Varianten on-the-fly erstellen, was sehr pfiffig gelöst ist.

Insgesamt macht das Musizieren und Herumschrauben am MPC5000 einen Riesen-Spaß. Die gebotenen Eingriffs-Möglichkeiten wirken ohne Ausnahme sehr inspirierend und bieten auf Dauer ein hohes Gestaltungs-Potenzial. In einem stundenlangen Marathon-Test verlieren wir uns förmlich in den Tiefen der Songgestaltungsmöglichkeiten. Dabei erweist sich das MPC5000 als stabiler und verlässlicher Partner. Systemabstürze, wie sie oftmals in Foren thematisiert werden, können wir selbst nach diesem Marathon-Test nicht bestätigen.   Alle diese Vorzüge verhindern es dennoch nicht, dass sich hartnäckig weitere Kritikpunkte halten, die es im nachfolgenden zu beleuchten gilt. Ein immer wieder monierter Punkt ist die angeblich unzureichende Ausstattung der Hard-Disk-Recording Abteilung. Features und Funktionen, wie etwa das Setzen von Markern, Punch-in/-out, Loop-Recording oder Jog-/Shuttle-Funktionen werden immer wieder angemahnt und schmerzlich vermisst. Doch wer das MPC5000 mit waschechten Stand-alone-Recordern vergleicht, liegt falsch und sollte das MPC5000 als das sehen, was es ist: ein Hybrid aus Instrument und MIDI-Produktionsumgebung. Das implementierte Hard-Disk-Recording steht dabei nicht im Mittelpunkt, sondern bereichert das Grundkonzept der Groove Box um eine willkommene und sehr gut brauchbare Funktion. Beim Komponieren unterwegs bietet sich mit der HD-Recording-Funktion ein willkommener Mehrwert, um Ideen und Skizzen rasch festzuhalten. Mehr noch, bietet sich damit eine pfiffige Option an, um Arbeitsspeicher und Prozessor-Leistung zu sparen, was in unseren Augen deutlich besser wegkommt, als die Möglichkeit, den Arbeitsspeicher auf mehrere hundert Megabyte ausbauen zu können. Denn bereits erstellte Tracks und Arrangements lassen sich durch internes Routing auf die Hard-Disk aufnehmen. Die komfortable Bearbeitung hochauflösender Vokal- und Instrumental-Aufnahmen ist nach wie vor den DAWs und Recordern vorbehalten, mit dem das MPC5000 gar nicht erst in Konkurrenz treten will. Das Akai-Marketing hat es in diesem Fall wohl versäumt, den Sinn und Zweck dieser Funktion dem Kunden gegenüber richtig darzustellen. Der wirklich schwerwiegende Kritikpunkt an der Hard-Disk-Recording-Funktion ist, dass sich Aufnahmen nur mit 16 Bit erstellen lassen. 24 Bit sind heutzutage jedoch Standard, hinter dem das MPC5000 her hinkt. Auffällig: 24-Bit-Samples lassen sich übrigens problemlos in den Arbeitsspeicher laden und abspielen.   Der nächste, oftmals in Foren zu lesende Kritikpunkt dreht sich um das Abmischen von Spuren und Projekten: Im MPC5000 finden sich drei separate Mixer-Dialoge mit fest umrissenem Aufgabengebiet. Der Program-Mixer nimmt Einfluss auf die Samples, die auf die Drumpads gemappt sind. Der Track-Mixer kümmert sich um das Abmischen sämtlicher Spuren einer Sequenz und im HD-Mixer lassen sich die acht Hard-Disk-Spuren verfeinern. Das ist zwar einerseits übersichtlich gelöst und man droht nicht, im Wirrwarr verschiedener Kanalarten unterzugehen. Doch beim Mixdown eines gesamten Projekts muss man immer wieder zwischen den einzelnen Mixern hin- und herschalten, was auf Dauer lästig ist. Zumindest ein gemeinsamer Mixer-Dialog für die Sequenzer- und Hard-Disk-Spuren würde das Leben schon deutlich einfacher machen, zumal ein Aufruf der einzelnen Mixer im laufenden Betrieb überdies nicht möglich ist. Schwer wiegt in dem Zusammenhang auch die Tatsache, dass die HD-Spuren beim Aufnehmen und Editieren von MIDI-Sequenzen nicht hörbar sind und den Workflow empfindlich stören. In diesem Falle müssen wir den Kritikern recht geben. Gleiches gilt auch für den Umstand, dass sich im Program- und HD-Mixer lediglich einer von maximal vier verfügbaren Effekt-Bussen, immerhin bestehend aus zwei seriell verschalteten Effekten, einsetzen lässt. Zumindest ein weiterer Send-Bus würde den Gestaltungs-Spielraum bedeutend erweitern. Was ebenfalls fehlt, ist eine Meter-Sektion, die Auskunft über die anliegenden Pegel gibt. Insgesamt ist der gesamte Mixer-Bereich noch wenig ausgereift und bietet genügend Raum für ein künftiges Betriebssystem-Update. In der momentanen Form behandelt Akai das Mixer-Konzept des MPC5000 stiefmütterlich.

Dabei haben die Entwickler bereits Anfang des Jahres ein erstes Betriebssystem-Update geliefert und viele oftmals geäußerte Wünsche realisiert. So lassen sich jetzt Sounds im Format der älteren Akai-Sampler S1000, 3000, 5000, 6000 sowie Z4 und Z8 importieren. Gleichzeitig können jetzt auch Keygroups geladen werden, was echtes Multisampling möglich macht, also das Mappen eines einzelnen Samples über mehrere Keyboardtasten/Drumpads hinweg. Ebenfalls neu integriert ist eine Multi-Edit-Funktion, bei der sich endlich einzelne Parameter gleichzeitig in mehreren Drumpads gemeinsam ändern lassen. Dennoch finden sich nach wie vor Schwachstellen, die auch uns nicht verborgen bleiben. Dazu zählt, dass sich Daten im Rex-Format nicht importieren lassen, was heutzutage in Sachen Drumsound- und Loop-Programmierung zur Selbstverständlichkeit zählen sollte. Weitere Kritikpunkte finden wir im Sampling-Dialog. Zwar offeriert das MPC5000 sehr komfortable Optionen zum Samplen von Sounds. Doch beim anschließenden Bearbeiten könnte Akai ruhig noch ein Schippchen drauflegen. Das Trimmen von Samples geschieht zwar sehr bequem über die Q-Link-Fader, die auffälligerweise beim Editieren von Effekten und Synthesizer-Parametern einen guten Job erledigen und durch direkte Ansprache überzeugen. Doch beim Trimmen lässt die Feinauflösung der Fader zu wünschen übrig und wir müssen auf das Endlos-Rad ausweichen, was uns wiederum ein wenig zu fein abgestuft ist. Die mitunter monierte fehlende Zoom-Funktion im Trim-Dialog empfinden wir hingegen als minder schwer, da wir in erster Linie beim Schneiden auf unsere Ohren bauen. Schmerzlich vermisst haben wir jedoch eine Crossfade-Funktion. Zugegeben, das MPC5000 ist in erster Linie ein Drum- und Loop-Sampler und konzeptionell weniger darauf ausgerichtet, etwa homogene Streicherflächen-Sounds zu erstellen. Zur Selbstverständlichkeit, nicht zuletzt durch die kürzlich integrierte Keygroup-Funktion, sollte die Funktion trotzdem gehören. Insgesamt dürften die hier vorgebrachten Kritikpunkte durch Betriebssystem-Updates jedoch durchaus behebbar sein. Nach dieser geballten Ladung an Kritik gibt es trotzdem immer noch genug Erfreuliches zu berichten. Dazu zählen der Sound und auch die Messergebnisse aus dem Professional audio Messlabor. Mit gemessenen 49,7 Dezibel ist die Verstärker-Reserve zwar nicht ganz so gut aufgestellt. Im Test zeigt sie sich bei Anschluss eines dynamischen Mikrofons jedoch als ausreichend. In Sachen Geräusch- und Fremdspannungsabstand zeigt sich das MPC5000 jedoch von seiner besten Seite. Die Mikrofon-Eingänge glänzen mit Ergebnissen von 84,2 und 78,5 Dezibel für Geräusch- und Fremdspannung. Die Ergebnisse für die Line-Eingänge sind sogar um circa fünf Dezibel besser. Einzig der Phono-Preamp fällt mit 67,6 und 55,3 Dezibel durch. Nach Messung der Gleichtaktunterdrückung bewegen sich die Messwerte im relevanten Bereich zwischen exzellenten -85 und -75 Dezibel. Die -70 Dezibel-Marke wird erst bei circa 18 Kilohertz überschritten. Der Noisefloor im FFT-Spektrum bei Messung der Line-Eingänge bewegt sich konstant unterhalb von -110 Dezibel. Die Peaks bei zwei, drei und circa 18 Kilohertz fallen dabei nicht ins Gewicht. Dieselbe Messung bei den Mikrofon-Eingängen zeigt ein zwar um zehn Dezibel schlechteres Ergebnis, was aber immer noch exzellent ist. Ein konstantes Ergebnis von 0,02 Prozent bei Messung des Klirrfaktors und ein völlig linearer Kurvenverlauf bis hinab auf -106 Dezibel bei Messung der Wandlerlinearität zeigen eindrucksvoll, dass sich das MPC5000, obwohl in erster Linie ein Sampler, in Sachen Messwerte durchaus mit Audio-Interfaces der Oberklasse messen kann.

Ohne Fehl und Tadel ist auch der Grundsound des MPC5000. Der von Akai-Samplern immer wieder hoch geschätzte vordergründige, druckvolle Klang mit luftigen Höhen ist auch im 5000er-Modell zu hören. Bass-Drums erklingen mit einem gehörigen Pfund im Bassbereich, Hi-Hats und Becken klingen sehr fein nach oben hin aufgelöst. Damit zählt auch das MPC5000 nicht zu den subtil klingenden Leisetretern und weiß sich stets durch Vordergründigkeit eindrucksvoll in Szene zu setzen. Ähnliches gilt auch für den integrierten virtuellen Synthesizer. Ganz der subtraktiven Synthese verpflichtet, liefert er ein breites Spektrum an typisch klingenden Bässen, Leads und Flächensounds. Dank integrierter Ring- und Crossmodulation, ist er auch in der Lage spitze, scharfe und metallisch klingende Spektren zu erzeugen. Im Test überzeugen die Bass-Presets durch Wuchtigkeit und Volumen, die ebenso vordergründig erscheinen wie die Samples. Akai-typisch ist das Filter jedoch von der zahmen Sorte. Da helfen auch die neu hinzugefügten Formantfilter-Algorithmen nicht. Zwar führen sämtliche der elf verfügbaren Filtermodelle Frequenzbeschneidungen sehr kraftvoll durch und bieten eine breite Palette an brauchbaren Klangcharakteristiken. Aber das so hochgeschätzte Resonanzpfeifen verkommt zu einem fast unhörbaren Lüftchen. Der Grundsound selbst eifert weniger dem Ideal analoger Vorbilder nach. Vielmehr klingts überaus sauber, fast schon klinisch-rein und sehr neutral. Für Bässe, trashig-angehauchte Leads und vor allem Effektsounds reichts aber allemal. Als Stand-alone Version würde sich der MPC-Synthesizer in der Mittelklasse einordnen. Gleiches gilt in weiten Teilen auch für die Effekte. Doch das ist kein Nachteil. Denn die Effekte sind weniger darauf ausgerichtet, Klänge in Studioqualität zu veredeln, sondern zielgerichtet auf einen färbenden Eingriff hin konzipiert. Wer mag, kann seine Sounds herrlich bis zur Unkenntlichkeit dekonstruieren. Bis auf die flach und künstlich klingenden Hall-Algorithmen sind sämtliche Algorithmen gut bis sehr gut brauchbar und bieten ein breit gefächertes Repertoire für mannigfache Eingriffe ins Material.  

Fazit

Akais aktuelles Groove Box Flaggschiff MPC5000 wartet mit einer Reihe neuer und überaus interessanter Features auf und nimmt zu Recht die Spitzenposition in der MPC-Serie ein. Die Kritik, unter der das MPC5000 seit seiner Veröffentlichung steht, zeugt von der Leidenschaft, mit der die MPC-Fangemeinde ihr Lieblings-Werkzeug verbessert sehen möchte. Einige der seitdem geäußerten Kritikpunkte können wir zwar nicht nachvollziehen, andere hingegen, die trotz des ersten Betriebssystem-Updates immer noch existieren, verdienen durchaus unsere Unterstützung. Den Spaß beim Produzieren von Musik sowie die intuitive Bedienung schmälert das nur minimal. Insgesamt verdient das MPC5000 die Note gut.

Erschienen in Ausgabe 08/2009

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 2299 €
Bewertung: gut
Preis/Leistung: gut