Kreativ-K(l)ick für Loop-Bastler

Was sich hinter dem harmlos blinkenden Äußeren des Novation Circuit verbirgt, ist ein ganzes Arsenal von Tools zur Sound-, Beat- und Loop-Gestaltung, die es in sich haben. Wir haben das Circuit für Sie im Detail unter die Lupe genommen.

Sylvie Frei

Geräte, die ähnlich wie das Circuit von Novation aussehen, kennen wir eigentlich zu genüge. Oftmals dienen sie als komfortable Hardware-Controller zum Steuern und Beeinflussen von Spezialsoftware oder der Session-Ansicht einer DAW. Auch das Circuit ist hierzu in der Lage, doch ist es so konstruiert, dass es auch Stand-alone ganz unabhängig von Software oder Computer und mit eigenen Klangerzeugern an Bord arbeiten kann. So versteht es sich in erster Linie als elektronisches Musikinstrument, Groove-Box, loopbasiertes Kompositions- und Improvisations-Tool, Synthesizer und Step-Sequenzer und kann sowohl für Live-Performances, als auch im Studio eingesetzt werden. Dank interner Speichermöglichkeit lassen sich mit dem Circuit nicht nur ganze Sessions in Echtzeit aufbauen, sondern auch festhalten.
Damit ist das Kreativ-Tool interessant für alle Soundtüftler, DJs, aber auch (Live-)Musiker und Komponisten, die nach einer neuen Herangehensweise zum Gestalten von Loop-basierten Songs suchen. Das Circuit bietet dazu für einen unverbindlichen Richtpreis von überschaubaren 349 Euro eine üppig ausgestattete Ausgangsbasis.
Instrumental ist es zunächst mit zwei Synthesizern ausgestattet, die beide auf dem Novation MiniNova-Synth basieren, und sich auf den 32 anschlagsdynamischen Pads der Circuit-Tastatur in 16 verschiedenen Skalen frei spielen oder mit dem 16-stufigen Stepsequenzer ansteuern lassen. Jeder der Synths ist mit bis zu sechs simultan erklingenden Tönen polyphon spielbar. Hinzu kommen vier Drum-Instrumente, die mit dem Step-Sequenzers programmiert werden. Auf diese Weise lassen sich auf dem Circuit Clips aus bis zu sechs Instrumenten-Tracks oder ganze Sessions mit unterschiedlichen Clipvarianten erstellen und in einem der Speicherslot direkt auf dem Circuit sichern, abspielen und weiterbearbeiten. Da Circuit auch einen USB-Anschluss sowie MIDI In/Out besitzt, lässt sich eine Session natürlich auch auf dem Computer in der DAW festhalten.
Neben der klanglichen Beeinflussung der Instrumente bietet Circuit diverse Reverb- und Delayeffekte, eine Aufnahmefunktion für das Spielen in Echtzeit und die Automation von Parametern, einen Mixer, ein vielseitig nutzbares Gate, einen Hochpass/Tiefpass-Filter, Beeinflussungs-Möglichkeiten für Tempo- und Swingverhalten, eine Nudge-Funktion, Kontrolle über die Länge der Loops und Stufen des Stepsequenzers, zahlreiche Navigations- und Bearbeitungs-Tools und vieles mehr. Hinzu kommt eine Fülle von Presets in Form von vorgefertigten, aber nach Gusto justierbaren Instrumenten-Patches (64 Synth-Patches, 64 Drum-Patches) sowie 16 Demo-Sessions, welche die Vielfalt der möglichen Soundkreations-Optionen vorstellen und zum Editieren und Experimentieren einladen. Als zusätzliche Dreingabe hat Novation auch noch eine Light-Version der Ableton-DAW Live 9 und ein Gigabyte Loopmasters Sound- und Sample-Material mit ins Paket geschnürt.

Haptik und Optik

Mit einem Gewicht von nur 1,4 Kilogramm und Maßen von 24 x 20 x 5 Zentimetern ist das Circuit vergleichsweise kompakt und leicht. So lässt sich das tragbare Instrument problemlos im Rucksack zum Live-Einsatz oder einfach zum Tüfteln und Üben unterwegs mitnehmen. Dank der Stromversorgungsoption über sechs AA-Batterien respektive Akkus ist es außerdem nicht zwangsweise auf das Netzteil und externe Stromversorgung angewiesen. Mit Batterien kann es – so der Hersteller – bis zu fünf Stunden lang betrieben werden.
Sein dunkelgraues Hartkunststoff-Gehäuse, mit den 60 griffigen, RGB-hinterleuchteten Gummitasten und den zehn mit angenehmem Widerstand präzise routierbaren Drehreglern, macht einen robusten und wertigen Eindruck. Die Standfläche ist mit einer blauen Schicht gummiert, die dem Circuit einen rutschfesten Stand auf der Arbeitsunterlage gewährt.

Die Anschlussoptionen

Das Circuit ist für den Hausgebrauch mit einem kleinen integrierten Lautsprecher versehen, der einen ersten Soundeindruck beim Basteln erlaubt. Für einen voll beurteilbaren Klang, empfiehlt sich der Anschluss von Kopfhörer oder Monitoren. Zu diesem Zweck ist das Circuit mit einem praxisgerecht auf der Vorderseite untergebrachten 3,5 mm Kopfhörer-Anschluss (für Kopfhörer mit einer Eingangsimpedanz von 150 Ohm) versehen. Zum Anschluss von Aktivlautsprechern respektive Vorverstärkern und passiven Endstufen besitzt das Circuit ein Paar 6,3 mm Klinken-Buchsen. Soll anstatt Stereo in Mono wiedergegeben werden, ist dies über den linken der beiden Anschlüsse möglich.

Das Circuit ist darüber hinaus voll MIDI-fähig. MIDI-Daten lassen sich entweder über den MIDI-In- und den MIDI-Out-Anschluss oder den USB-Anschluss mit dem Interface oder einem anderen MIDI-fähigen Gerät austauschen. Die Anschlüsse sind beim Circuit folgendermaßen realisiert: Das Gerät besitzt zwei 3,5 mm-Klinkenanschlüsse. Für jeden dieser Anschlüsse ist ein Break-Out-Kabel beziehungsweise Miniklinke-zu-MIDI-Buchse-Adapter im Lieferumfang enthalten, über den sich das MIDI-Kabel auf die gewohnte Weise anschließen lässt.
Der Typ B USB 2-Anschluss wird außer für den direkten MIDI-Datentransfer mit dem Computer – beispielsweise wenn das Circuit als Controller oder MIDI-Keyboard verwendet wird –, auch für Firmware-Updates benötigt. Eine Stromversorgung über USB-Bus-Power ist indes nicht möglich. Hierbei ist der Nutzer auf Netzteil- oder Batterieversorgung angewiesen.

Die Bedienelemente

Gummitasten
Das Circuit besitzt insgesamt 60 RGB-hinterleuchtete Gummitasten, von denen 32 eine bespielbare Matrix aus berührungsempfindlichen, dynamisch spielbaren Pads bilden sowie in anderen Modi den Step-Sequenzer bedienen, Effekte, Side-Chaine-Funktionen, Patch- oder Session-Slots auswählen lassen oder Clips in der Session-Ansicht starten. Die Anschlagdynamik ist vergleichbar gut realisiert wie etwa bei Abletons Instrument Push (1) (Test in Professional audio 8/2013) und erlaubt viel Ausdruck beim Spielen – etwas Fingerfertigkeit und Übung vorausgesetzt. Wer auf Anschlagdynamik verzichten möchte, kann allerdings auch den Velocity-Wert fest voreinstellen.
Die anderen 28 Tasten übernehmen unterschiedliche Funktionen, die ihrer Beschriftung zu entnehmen sind und im Manual-PDF, das auf der Novation-Website allerdings nur in englischer und französischer Sprache zum Download bereitsteht, ausführlich erklärt werden. Ihre Aufgaben reichen von der Anwahl eines Instruments, über Transport-Funktionen, Ansichts- beziehungsweise Modus-Anwahl bis zur Navigation und Bearbeitung.

Drehregler
Zwei der insgesamt zehn Drehregler des Circuit übernehmen Modus-unabhängig eine feste Funktion. Das ist zum einen der Drehregler für die Gesamtlautstärke und zum anderen der sogenannte Filter-Drehregler. Letzterer besitzt eine Mittelrastung und ist Soundtüftlern und DJs als bekannter Hochpassfilter/Tiefpassfilter-Kombi-Regler ein Begriff. Sprich: In Mittelstellung arbeitet er neutral, nach links gedreht beeinflusst er das Tiefpassfilter, nach rechts gedreht das Hochpassfilter. Je weiter er nach links gedreht wird, desto tiefer ist die Einsatzfrequenz für das Tiefpassfilter und desto mehr Höhenanteil wird ausgefiltert. Je weiter er nach rechts gedreht wird, desto höher die Einsatzfrequenz für das Hochpassfilter und desto mehr Bassanteil wird ausgefiltert. Beim Spielen mit dem Regler lassen sich interessante Ein- und Ausblend-Effekte kreieren.
Die Funktionen der acht übrigen sogenannten Macro-Endlosdrehregler hängen vom Modus ab, in dem Circuit gerade arbeitet. So dienen sie zum Gestalten und Anpassen der Patch-Sounds, sprich zum Justieren des Synthesizer-Verhaltens: Regler 1 und 2 beeinflussen die Oszillatoren-Parameter, Regler 3 und 4 die Envelope-Parameter, Regler 5 und 6 die Filter-Parameter und Regler 7 und 8 die Modulations- und Filter-Parameter. Sie wirken sich jedoch auf jeden Patch-Sound unterschiedlich stark aus. Wer mit diesen Synthesizer-Begrifflichkeiten überhaupt nichts anfangen kann, hat dadurch beim Soundgestalten überhaupt keinen Nachteil: Einfach ausprobieren und hören – damit kommt man beim Circuit ohnehin am besten voran.
In anderen Modi dienen die Endlosdrehregler hingegen beispielsweise zum Steuern der Lautstärke der Einzeltracks (Mixer-Modus), zum Regeln des Reverb- oder Delay-Sendeffekt-Anteils pro Instrumenten-Track (FX-Modus), zum Einstellen der Velocity, des Gates, des Tempos (Regler 1) oder des Swing-Verhaltens (Regler 1).

Anzeige
Die bunt hinterleuchteten Tasten sowie die anpassungsfähigen LEDs der Drehregler sind beim Circuit nicht nur Eye-Candy, sondern tragen entscheidend zur Übersicht bei und sind darüber hinaus wichtige Navigationshilfen.
So sind die einzelnen Synth- und Drum-Instrumente farblich kodiert. Ist Synth 1 aktiv, ist die Pad-Beleuchtung immer magentafarben, die Grundtöne sind blauviolett markiert. Bei Synth 2 ist die Klaviatur grün, die Grundtöne erscheinen gelbgrün. Drum 1 und Drum 2 teilen sich im Stepsequenzer die Farbe Orange, Drum 3 und 4 die Farbe Gelb. So weiß der Nutzer stets Bescheid, mit welchem Instrument oder welchem Drum-Paar er gerade operiert.
Auch die Patch-Auswahl ist stets in der Farbe des jeweiligen Instruments beleuchtet. Der aktive Patch leuchtet hingegen weiß. In der Mixer- oder Session-Ansicht werden die unterschiedlichen Clip-Tracks ebenfalls in der jeweiligen Farbe des Instruments oder Drumpaars repräsentiert. Für die unterschiedlichen anderen Funktionen werden andere, noch nicht vorkommende Farben verwendet. Die Effekt-Auswahl ist beispielsweise in Rosa (Reverb-Effekte) und Beige (Delay-Effekte) beleuchtet. Eine Besonderheit findet sich beim Justieren von Tempo- und Swingverhalten. Dabei wird die Pad-Matrix zur digitalen Anzeige und stellt numerisch die eingestellten Zahlenwerte dar – ziemlich coole Idee, aber teils schwer zu entziffern aufgrund der begrenzten Anzahl von Pads.
Die LEDs der acht Macro-Drehregler leuchten ebenfalls – je nachdem für welche Aufgabe sie gerade vorgesehen sind – in unterschiedlichsten Farben. Über die Leuchtintensität wird außerdem die Menge des jeweiligen Parameters dargestellt.

Kreationsprozess
Das Circuit bietet ganz ohne Display oder Computer-Unterstützung eine klar strukturierte Übersicht über die einzelnen Funktionen. Dies ermöglicht einen intuitiven, vom Computer losgelösten, hoch-kreativen und durch die bunte Beleuchtung außerdem animierenden Workflow. So stellte sich bei uns im Test durchaus ein gewisser Suchtfaktor ein, sobald die ganzen, durchaus komplex miteinander interagierenden Funktionen erst einmal beherrscht sind. Denn wirklich komplett intuitiv an dieses Instrument heranzugehen, ohne zumindest einen intensiven Blick in den beiliegenden Quickstart-Guide, besser in das PDF-Manual zu werfen, ist unserer Einschätzung nach nicht möglich. Die meisten Funktionen erfordern schlicht Erklärung – daher wäre es eigentlich unbedingt notwendig, dass der Hersteller auch ein deutsches Manual zur Verfügung stellt. Viele Funktionen sind so komplex, dass der Nutzer die Manual-Sprache perfekt verstehen muss, was nicht bei jedem potenziellen deutschen Nutzer im Falle von Englisch und Französisch der Fall sein muss. Hier sollte der Hersteller nachrüsten.
Mit etwas Einarbeitungszeit, Geduld und Manual-Studium (soweit sprachkundig) lässt sich allerdings das ganze kreative Potenzial des Circuit bald optimal entfalten.

Workflow
Damit Sie sich hier eine Vorstellung machen können, wie der Workflow mit Circuit im Allgemeinen verläuft, sei er an dieser Stelle kurz umrissen:
Zu Beginn drücken wir die Session-Taste. Diese zeigt beim ersten Öffnen der Ansicht 15 hell- und 16 dunkelblau beleuchtete Pads. Das erste Pad (sonst ebenfalls hellblau) leuchtet weiß und ist damit aktiv. Es handelt sich um eine von 16 Preset-Sessions (siehe hellblaue Pads). Drücken wir auf den Play-Button wird diese Session abgespielt, wählen wir ein anderes hellblau hinterleuchtetes Pad, springt Circuit zu einer anderen Preset-Session. Drücken wir auf eines der dunkelblau hinterleuchteten Pads, erklingt nichts. Denn hierbei handelt es sich um einen von 16 freien Session-Slots, den wir sogleich zum Anlegen einer ersten eigenen Session verwenden.

Das Step-Sequenzing
Dazu drücken wir zunächst auf die Drum 1-Taste. Wir sehen 32 dunkelorange hinterleuchtete Pads. Drücken wir auf die Play-Taste, durchlaufen zwei weiße Lichter die 16 Stufen des Stepsequenzers. Diese werden durch die 32 Pads repräsentiert, die ersten 16 Pads der beiden oberen Reihen für Drum 1 (gewöhnlich die Bass-Drum), die 16 Pads der beiden unteren Reihen für Drum 2 (meist die Snare-Drum). Nun können wir nach Belieben für jedes der beiden Druminstrumente die Steps durch Drücken der Pads auswählen, die einen Sound produzieren sollen. Die aktivierten Pads werden hellorange hinterleuchtet. Werden aktivierte Pads erneut gedrückt, lässt sich der entsprechende Step wieder löschen, das Pad bleibt stumm. Nach dem gleichen Schema funktioniert die Sache auch für Drum 3 und 4 (zumeist HiHat und Becken). Damit lässt sich in Windeseile ein Groove zusammenklicken. Wichtig: Der Play-Button muss aktiv sein, sonst bleibt das Circuit stumm und wir hören nicht, was wir tun.

Das Anspielen der Synths
Für die beiden Synthesizer-Instrumente Synth 1 und Synth 2 gibt es hingegen zwei Möglichkeiten, diese anzuspielen. Die erste Methode gelingt ebenfalls über den Stepsequenzer.
Hierbei aktivieren wir die Synth 1- beziehungsweise Synth 2-Taste und ebenfalls den Play-Button. Auf den ersten beiden Reihen von 16 Pads finden wir (gewöhnlich in zwei Oktavlagen) die Klaviatur für das jeweilige Instrument in der voreingestellten Skala. In diesem Modus sind zwei Oktavlagen gleichzeitig anspielbar – die höhere liegt in der oberen, die tiefere in der unteren Reihe.
Die beiden unteren Pad-Reihen repräsentieren die 16 Schritte des Stepsequenzers. Halten wir ein Stepsequenzer-Pad gedrückt, können wir diesem durch Drücken der jeweiligen Klaviaturpads bis zu sechs Töne pro Schritt zuweisen. So lässt sich der Step-Sequenzer polyphon mit Synthklängen füllen.
Doch wir können nicht nur am Raster orientierte Melodien oder Akkordfolgen spielen. Für eine Möglichkeit frei zu spielen mit gehaltenen Tönen, Synkopen, punktierten Notenwerten, Triolen und allen Schikanen, offeriert das Circuit auch das freie Spielen der Synths. Für dieses aktivieren wir am besten die Note-Ansicht, diese erweitert die Klaviatur des Synths auf 32 Pads (vier Oktaven) und lässt den ohnehin in diesem Modus nicht benötigten Stepsequenzer-Streifen verschwinden.
Aktivieren wir nun wieder den Play-Button können wir erst einmal frei zu unserem Drum-Pattern improvisieren, üben und bis zu sechsstimmig polyphon pro Synth spielen. Die Pianisten und Keyboarder unter uns werden sich schnell an das Spielgefühl und die Tastaturbelegung gewöhnen. Alle anderen benötigen möglicherweise etwas mehr Eingewöhnungszeit und Übung.
Sind wir mit unserer musikalischen Idee zufrieden, können wir den Record-Button drücken und in Echtzeit unsere Synthspur einspielen. Dabei ist allerdings Achtung geboten: Unsere Melodie oder Akkordfolge sollte nicht Länger als ein Durchgang des Stepsequenzer dauern, sonst entstehen mehrere konkurrierende Soundlayer übereinander.
Die Oktaven-Tasten lassen übrigens die Klaviatur der Synths bei Bedarf nach oben oder nach unten transponieren.
Über die Scales-Funktion lassen sich indessen 16 verschiedene Skalen von Dur, Moll, über die Kirchentöne, Jazz- und orientalische Skalen bis hin zur chromatischen Skala wählen, die das Spielen der beiden Synths vereinfachen sollen, da sie nur die Töne anzeigen, die tatsächlich in der Skala vorkommen. Ein „Verspielen“ ist somit weniger wahrscheinlich. So ähnlich ist das übrigens auch beim Ableton-Instrument Push zu finden, wenn auch auf einer deutlich größeren Pad-Matrix und mit externer Klangerzeugung über Ableton Live 9. Auch die Skalen lassen sich auch nach dem Einspielen noch ändern und verändern so im Nachhinein auch noch einmal die Melodie, was unter Umständen interessante Varianten ergibt.
Sobald wir mit unserer Variante zufrieden sind können wir alle vorgenommenen Einstellungen und eingespielten Melodien durch einen Doppelklick auf die Save-Taste im ausgewählten leeren Session-Slot speichern.
Achtung: Die Save-Funktion muss beim erstmaligen Betrieb des Circuit durch eine Tastenfunktion zunächst aktiviert werden (siehe Quickstart-Guide). Diese Funktion schützt den neuen Nutzer vor dem versehentlichen Überspeichern von Session-Presets.

Anpassung, Sound-Design und Effekte
Nachdem wir mit dem Stepsequenzer und/oder dem freien Spielmodus unsere Drums und Synths aufgenommen haben, haben wir bereits einen Clip unserer Session fertig gestellt. Nun können wir uns an die Feinanpassung machen. Dazu steht eine ganze Fülle von unterschiedlichen, gut klingenden Delay- und Reverb-Effekten, Sidechain-Effekte für die Synths (getriggert von Drum 1), Gate-Effekte sowie das Anpassen des Sounds über die acht Macro-Drehregler und mehr zur Verfügung.
Durch kopieren unserer Tracks in freie Slots in der Sessionansicht können darüber hinaus mit dem erstellten Material experimentieren und neue Varianten kreieren. Anschließend ist es möglich, die unterschiedlichen Patterns und Motive zu kombinieren und so längere Sequenzen zu schaffen.

Sound-Vielfalt

Die Auswahl der 64 pro Instrumententyp (Synth oder Drum) verfügbaren Patches gelingt über die Tastenkombination Shift + Instrumententaste (Synth 1, 2 oder Drums 1, 2). Diese eröffnet die Patch-Auswahl, welche auf dem beiliegenden Patch-Sheet durch passende Namen pro Patch (beispielsweise „String Theorie“ für einen streicherartigen Patch-Sound) erklärt wird. Unter den Synth-Patches finden sich unterschiedlichste, zumeist bewusst sehr synthetisch klingende Sounds, die einen spacigen SciFi-, Drone- oder Atmosphere-Charakter haben, oder die teilweise an echte Instrumente wie Orgel, Streichorchester, Marimba oder Flöte erinnern. Die Drum-Patches enthalten indessen so ziemlich jeden gängigen Drumkit-Sound, mal perkussiver, mal tonaler, mal natürlicher, mal synthetischer. Da immer nur 32 Patches gleichzeitig in der Auswahl dargestellt werden können, benötigen wir die Oktave-Tasten um zu den weiteren 32 Patches pro Auswahl zu navigieren.
Für die jeweilige Sound-Entscheidung ist es sehr komfortabel sich einen Überblick über die Sounds zu machen, indem wir eine bereits fertige Session abspielen und für ein Instrument unterschiedliche Patches im Play-Betrieb ausprobieren, die so in Echtzeit ausgetauscht und sofort hörbar werden. Jeder Patch kann darüber hinaus mit den acht Macro-Drehreglern noch nach Belieben angepasst werden.
Um tatsächlich einen Überblick über sämtliche Feinanpassungen, Bearbeitungsfunktionen, Effekte und Navigationsfeatures zu schaffen, bleibt allerdings im Rahmen dieses Tests ob des großen Funktionsumfangs des Circuit kein Platz. Dennoch haben wir hier versucht, die wichtigsten Eigenheiten herauszustellen.

Einsatzempfehlung

Novations Circuit können wir allen Soundtüftlern, Musikern, DJs und Komponisten empfehlen, die nach einer neuen, Computer-unabhängigen, mobilen Möglichkeit zur loopbasieren Sound-Innovation, Beat- und Trackgestaltung interessiert sind. Natürlich ist das Circuit bei der Anzahl und Tracks aufgrund seines Konzepts und seiner internen Speicherkapazität gewissen Einschränkungen unterworfen, aber oft bergen gerade diese ein erhöhtes kreatives Potenzial. Warum nicht einfach mal Songs mit zwei Synthesizern und einem Drumset komponieren? Diese lassen sich schließlich nachträglich auf den Computer übertragen und dort nach Belieben erweitern und ausgestalten. Ob als Live-Performance-Instrument oder Musiktool im Studio – das Circuit hat eben beides drauf.
Für den Einsatz sind ein intensives Manual-Studium, aber keine instrumentalen Vorkenntnisse oder Musiktheorie-Know-how erforderlich. Allerdings ist beides auch kein Hindernis. Denn obwohl Circuit bunt blinkt und einen gewissen Spielzeugcharakter ausstrahlt, ist ein gewisses Expertentum und eine Einarbeitungsroutine nötig, um das volle Spektrum des Instrumentes ausschöpfen zu können.

Fazit

Novation Circuit überzeugt mit einem Feuerwerk von kreativen Sound-, Klang-, Beat- und Track-Gestaltungsmöglichkeiten, die auch ganz ohne Computer experimentell und hochprofessionell erstellt werden können. Die Fülle an inspirierenden Sounds und der kreative Workflow machen das Musikinstrument zu einer großen gestalterischen Bereicherung, ganz gleich ob Live oder im Studio.

Erschienen in Ausgabe 1/2016

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 349
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut